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  • Ein guter Arzt – Vertrauenssache?

    Er sollte viel Zeit und ein offenes Ohr haben, bei herausragender Fachkompetenz Diagnosen verständlich erklären und dabei das Wohl des Patienten im Blick und nicht die Pharmaindustrie im Nacken haben. So stellt sich wohl jeder den Arzt seines Vertrauens vor. Doch Wunsch trifft selten auf Wirklichkeit: Zwar hat Deutschland angeblich eines der besten Gesundheitsversorgungssysteme der Welt, jedoch lassen neueste Statistiken aufhorchen. Demnach werden viele Patienten völlig unnötig operiert, vor allem lukrative Operationen an Herz und Wirbelsäule nehmen drastisch zu.
    Das Patientenwohl scheint wohl mehr und mehr ins Hintertreffen zu geraten. Auch sitzen viele mit dem unguten Gefühl im Behandlungszimmer, dem Arzt die Zeit zu stehlen. Oft schon nach elf Sekunden wird der Patient vom Hausarzt unterbrochen, wenn er sein Anliegen schildern will. Für mehr Transparenz bei den „Göttern in Weiß“ sollen daher Ärztebewertungsportale im Internet sorgen. Aber woran erkennt man den Arzt seines Vertrauens? Welchen Einfluss nimmt die Pharmaindustrie auf die Ärzte? Wie kann das Gesundheits- und Krankenkassensystem verbessert werden? Schlagersänger André Stade hat das Vertrauen in die Ärzte verloren.
    Nach einer Ärzteodyssee aufgrund unerklärlicher starker Bauchkrämpfe war er bei 40 Ärzten – und erhielt 40 Fehldiagnosen. Nach einem Zusammenbruch auf der Bühne kam er ins naheliegende Kreiskrankenhaus und erhielt endlich die richtige Diagnose und notwendige Operation: „Mein Leben wurde haarscharf gerettet, aber es war Zufall, dass ich beim richtigen Arzt gelandet bin.“ Der Hauptgeschäftsführer der Deutschen Krankenhausgesellschaft Georg Baum ist von der Qualität deutscher Krankenhäuser fest überzeugt.
    Die aktuelle Kritik, in Deutschland werde zum Profit von Einrichtungen und Ärzten zu viel und unnötig operiert, weist Baum scharf zurück: „Ich würde meine Gesundheit jedem deutschen Krankenhaus blind anvertrauen.“ „In unserem Gesundheitssystem herrschen mafiöse Verhältnisse. Dieser Wahnsinn hat Methode, wir sprechen hier nicht von wenigen schwarzen Schafen“, sagt Dr. Frank Wittig.
    Der Medizinjournalist ist überzeugt, dass das Leben der Patienten durch unnötige Operationen und überflüssige Medikamente aus reiner Profitgier aufs Spiel
    gesetzt wird. Sein alarmierendes Fazit: Die Patienten sind für viele Ärzte nur reine Gelddruckmaschinen. „Aus reiner Profitgier legen deutsche Ärzte viel zu schnell das Skalpell an“, sagt auch Starchirurg Prof. Dr. Hans Pässler und greift damit scharf seine eigene Zunft an.
    Um Patienten vor unnötigen Operationen zu schützen, hat der Knieexperte das nicht unumstrittene und kostenpflichtige Zweitmeinungsportal „Vorsicht Operation“ gegründet. Dr. Andreas Gassen findet diese Art der Ferndiagnose unverantwortlich. Zudem weist der Orthopäde die Vorwürfe gegen die Ärzteschaft weit von sich: „Keiner wird in Deutschland unnötig operiert. Die Zunahme der Operationen liegt im medizinischen Fortschritt, der dem Patienten nutzt.“.
    Er selbst ist 70 Stunden die Woche für seine Patienten da und sieht deshalb bei der hohen Arbeitsbelastung der Ärzte Verbesserungsbedarf. Aus diesem Grund hat Doris Pastow Deutschland den Rücken gekehrt. Zehn Jahre lang stand die Chirurgin in deutschen OP-Sälen und war kurz vor dem Burnout. Sie zog die Reißleine und wanderte nach Norwegen aus – und fand dort paradiesische Arbeitsbedingungen. Heute ist sie restlos glücklich: „In Norwegen habe ich viel mehr Zeit für den einzelnen Patienten.
    Zurück nach Deutschland will ich nie wieder.“ Mit unerträglichen Schmerzen kam Andrea Dittrich 2009 ins Krankenhaus, erhielt dort aber drei Wochen lang nur Fehldiagnosen. Erst bei einer Not-Operation wurde ein lebensbedrohlicher Darmverschluss festgestellt. Aber als sie aus der Narkose erwachte, war sie querschnittsgelähmt. Zwei Jahre saß die dreifache Mutter im Rollstuhl, seit einer weiteren OP kann sie wieder laufen. Dittrich klagte bislang vergeblich auf Schmerzensgeld: „Das Vertrauen in die Ärzte habe ich ein für allemal verloren.“ An der Bar: Als den passionierten Sportler Heiko Nied starke Knieschmerzen quälten, erhielt er von drei Ärzten unterschiedliche Indikationen.
    Schließlich entschied er sich für eine Vollprothese, die ihm ein schmerzfreies Leben garantieren sollte. Seit dieser Operation ist Nied Frührentner, kann sich nur noch mit hochdosierten Schmerzmitteln bewegen. Seine bittere Erkenntnis: „Der Eingriff war völlig unnötig und hat mein Leben verpfuscht. Leider habe ich dem Arzt völlig vertraut.“ Nun kämpft er mit seiner Anwältin Maia Steinert um Schmerzensgeld. (Text: SWR)
    Deutsche TV-PremiereFr 15.02.2013SWR Fernsehen

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Sendetermine

Fr 15.04.2016
02:50–04:20
02:50–
Di 19.02.2013
23:45–01:15
23:45–
Sa 16.02.2013
11:35–13:05
11:35–
Fr 15.02.2013
22:00–23:30
22:00–
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