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  • Das Geschäft mit den Alten

    Früher fanden sie kaum Beachtung, heute sind sie die begehrte Zielgruppe schlechthin: Rüstige Senioren, die in der Werbesprache dynamischer als „Best Ager“ oder „Silver Shopper“ bezeichnet werden. Bis zum Jahr 2030 wird sich die Zahl der über 60-Jährigen in Deutschland verdoppeln. Diese zahlungskräftige, grauhaarige Kundschaft verfügt über viel Zeit und prall gefüllte Brieftaschen: Schon jetzt machen Deutschlands Rentner mit über 400 Milliarden Euro über ein gutes Drittel der gesamten Kaufkraft aus. Ein verlockender Batzen, auf den sich nicht nur seriöse Anbieter stürzen.
    Ob rollatorfreundliche Kreuzfahrten, Partnervermittlungen für die Generation Silberlocke oder Fitness-Center für Senioren – schon jetzt gibt es ein breites, speziell auf die ältere Klientel zugeschnittenes Dienstleistungsangebot. Nicht immer stecken die besten Absichten dahinter. Senioren-Abzocke gibt es aber nicht nur bei Haustürgeschäften, Kaffeefahrten oder beim Verkauf von dubiosen Vitaminpräparaten. Die oft nachlässigen staatlichen Kontrollen in Altenheimen öffnen so manchem Heimleiter, dem die Gewinnmaximierung näher liegt als menschliche Zuwendung, Tür und Tor.
    Schwarze Schafe unter den Anlageberatern schwatzen Älteren unseriöse Verträge mit üblen Folgen auf. Wie erkennt man schwarze Schafe? Was ist reine Geldmacherei? Und welche Produkte für ältere Konsumenten sind wirklich sinnvoll? Margarete Vehrs ist in einem Bereich tätig, in dem immer neue Skandale aufgedeckt werden – in der Altenpflege. Doch anders als manch Wettbewerber versucht sie im Verein „Projekt 3“ das Wohl der Alten über den Profit zu stellen.
    Ein Vorzeige-Heim ist die von ihr aufgebaute „Villa am Buttermarkt“ in der Eifel. Die Klage vieler Heimbetreiber über zu wenig Geld ärgert sie: „Gute Pflege ist machbar, man muss die Mittel nur richtig einsetzen!“ Auch Stephanie Klee arbeitet hauptsächlich im Altenheim. Als sogenannte Sexualassistentin kümmert sie sich um Senioren, die mit sonst niemandem mehr intim werden können. „Natürlich ist es ein Geschäft mit den Alten, wenn ich ihnen meine Liebesdienste anbiete.
    Aber genau wie Physiotherapeuten oder Altenpfleger sorge ich dafür, dass es den Senioren in ihrer jeweiligen Situation besser geht“, so die Berlinerin. Mit 50 Jahren wurde Christa Höhs auf den Straßen New Yorks als Model entdeckt. Heute betreibt sie in München mit großem Erfolg
    ihre eigene Agentur „Senior Models“. 500 Fotomodelle führt sie in ihrer Kartei und allein im letzten Jahr bewarben sich weitere 1.400 Menschen bei ihr. „Ich war eine Pionierin, weil ich wusste, dass sich auf dem Markt mit Senioren sehr viel bewegt“, konstatiert die 73-Jährige.
    Den neuen Markt der munteren Alten hat auch Dickjan Poppema im Auge. Der Deutschlandchef der Werbeagentur „Grey“ sagt: „Die Zielgruppe 50plus wächst. Sie ist reich, steht mitten im Leben und hat noch viel vor. Keine Spur von Gebrechlichkeit. Und keine Spur von Markentreue.“. Poppema weiß auch, für welche Produkte Senioren gerne Geld ausgeben und welche Fehler die Werbebranche auf keinen Fall machen darf. „In der Werbung bekommen wir dauernd fitte, dynamische Alte präsentiert, aber dieses Bild greift viel zu kurz.“, so Journalistin Elisabeth Niejahr.
    Die Autorin beschäftigt sich seit vielen Jahren mit der Zukunft des Alterns und den Folgen des demographischen Wandels und mit den Fragen der Zukunft: Wie kann in einer lebenswerten Gesellschaft die Balance zwischen den Generationen funktionieren? Wie sehen die Alten von heute und von morgen aus? Rentnerin Urbe Sommermeyer wurde um viel Geld gebracht, weil sie einem vermeintlich seriösen Bankberater vertraute. 40.000 Euro legte sie auf seinen Rat in ausländische Immobilienfonds an, die sich später als völlig unrentabel erwiesen.
    Zu Lebzeiten wird sie ihr Geld wohl nicht wiedersehen. Sie wehrt sich zwar vor Gericht, doch das Misstrauen bleibt: „Als Mensch über 70 muss man stets auf der Hut sein, dass man nicht übers Ohr gehauen wird.“ Martin Feller, Bürgermeister von Bad Bevensen, macht seinen Kurort zur Stadt der Senioren. Mehrere Millionen Euro hat er in eine rollatorengerechte City und Kurpark investiert sowie über hundert barrierefreie Wohnungen und Häuser errichtet.
    Zahlreiche Spezialkliniken, überdurchschnittlich viele Apotheken und ein breites kulturelles Angebot sollen Anreize für die Zielgruppe Ü60 schaffen: „Wir wollen Senioren ein gutes Leben bieten, darin liegt für unsere Stadt die Zukunft.“ An der Bar: Schon seit 1977 verbessert Harald Seicks Firma die Lebensqualität von gebrechlichen Alten. Als 23-Jähriger gründete der findige Kölner „Lifta“ und wurde mit seinen strombetriebenen Treppenliften vermögend: „Unsere Zielgruppe ist die der Hochbetagten.“ Über 100.000 Modelle hat der Marktführer bereits verkauft. Mit Hinblick auf den demographischen Wandel ein florierendes Geschäft mit Zukunft. (Text: SWR)
    Deutsche TV-PremiereFr 05.09.2014SWR Fernsehen

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Fr 23.06.2017
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Sa 06.09.2014
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