„Nur gemeinsam werden wir eine Gesellschaft schaffen, in der man ohne Angst anders sein kann,“ mahnte der vor hundert Jahren geborene Philosoph Theodor W. Adorno. Toleranz ist auch heute noch keine Selbstverständlichkeit. Im Jahr 2000 verpflichtete der Rat der Europäischen Union alle Mitgliedsstaaten bis Juli 2003 zur Schaffung eines Gesetzes zur Gleichbehandlung bestimmter Minderheiten. Bis heute ist dieses Antidiskriminierungsgesetz von der Bundesregierung nicht verabschiedet. Für die Betroffenen ein erschreckendes Signal. Ungewolltes Anderssein erfordert viel Mut. Der Gang vor die Haustür wird zum
Spießrutenlauf. Die Angst vor Ablehnung lähmt. Die Rollstuhlfahrerin, das hochbegabte Kind, der transsexuelle Mensch kämpfen täglich mit Vorurteilen und Ausgrenzung. Auf der anderen Seite scheint die Lust am bewusst gewählten Anderssein zu wachsen: Freidenker und Paradiesvögel suchen die Provokation, um sich von der Masse abzuheben, spielen mit den Reaktionen ihrer Umgebung. Wie viel Fremdes erträgt unsere Gesellschaft und wie viel Außenseitertum braucht sie, um sich weiterzuentwickeln? Wie lebt es sich jenseits der Norm? Ist Anderssein eine notwendige Bedingung, um im Wettbewerb bestehen zu können oder Sand im Getriebe? (Text: SWR)
Deutsche TV-PremiereFr. 28.11.2003Südwest Fernsehen