Machtlos, gefangen, wie gelähmt – in Schockmomenten oder lebensbedrohlichen Situationen erleben Menschen oft ein Gefühl völliger Hilflosigkeit und Ohnmacht. Immer wieder zeigt uns das Leben, wie wenig wir plötzlich selbst ausrichten können – eine prägende Erfahrung, die lebenslange Spuren hinterlassen kann. Eine Vergewaltigung, eine Naturkatastrophe oder eine Geiselnahme – es sind Ausnahmesituationen, in denen Betroffene die Kontrolle über ihr Leben verlieren und das Gefühl haben, mit dem Rücken zur Wand zu stehen. So ergeht es auch der Patientin, die gerade von ihrer Krebsdiagnose erfährt. Ab sofort entscheidet nicht mehr sie, sondern die Ärzte über ihre
Zukunft und über ihr Schicksal, auf das sie selbst nur wenig Einfluss nehmen kann. Ähnlich ergeht es einem Stalking-Opfer, das auf Schritt und Tritt verfolgt wird und sich nicht mehr aus dem Haus traut. Oft wählen die Betroffenen in ihrer Verzweiflung den sozialen Rückzug, doch damit beginnt ein Leben wie im Gefängnis. Auch das Kind, das zuhause ständig Erniedrigungen ausgesetzt ist oder die Kollegin, die im Job systematisch von ihren Kollegen schikaniert wird, fühlt sich ausgeliefert. Eine Genugtuung wiederum für den Täter, der das Gefühl der Macht über andere auskostet. Wie gelingt es, wieder die Kontrolle über das eigene Leben zu gewinnen? (Text: SWR)