Folge 866

  • Selbstliebe oder Nächstenliebe – wie viel Egoismus ist gesund?

    Folge 866 (90 Min.)
    Die Gesellschaft wird in vielen Bereichen immer individueller. Viele fürchten dadurch einen wachsenden Egoismus und seine Folgen. Gleichzeitig hört man aber überall, man solle lernen, sich selbst zu lieben, unbedingt auch mal egoistisch zu sein. Wo liegt das gesunde Maß und was bringt die Menschen und die Gesellschaft weiter – Selbstliebe oder Nächstenliebe? Wer seine persönlichen Ziele verfolgt, ehrgeizig seinen Weg geht und Karriere macht, der zahlt letztlich auch auf das Land und aller Wohl ein. Ist eine ordentliche Portion Egoismus also nicht nur ertragreich für den Einzelnen, sondern kurbelt auch die Wirtschaft an und bringt die Gesellschaft nach vorne? Doch wenn jeder zuerst an sich denkt, hat da noch Nächstenliebe Platz, sei es im Mehrgenerationen-Haushalt oder im sozialen Engagement? Es gibt auch zahlreiche Menschen, die das Miteinander in den Vordergrund stellen.
    Doch es gibt auch die schmerzhafte Erfahrung, dass man sich, wenn es ernst wird, nur auf sich selbst verlassen kann. Sei es, wenn Vertrauen enttäuscht wird oder wenn in Krisensituation plötzlich niemand mehr da ist, auf den man zählen kann. Ist Egoismus dann nicht nur die logische, sondern auch die schützende Konsequenz? Zumal zahlreiche Ratgeber und Experten werben: „Liebe dich selbst!“, „Sei gut zu dir!“, „Denk mal an dich!“ Wie viel Egoismus ist tatsächlich richtig, wichtig und gesund? Wer nur für andere da ist, der kann schnell sich selbst vergessen.
    Und wer sich nicht selbst liebt, der wird es schwer haben, ein selbstbewusstes und glückliches Leben zu führen. Doch wer sich im Alltag eigennützig Zeit für sich nimmt, wer Termine absagt und Angebote ausschlägt, der erntet nicht selten pikierte Blicke und Unverständnis.
    Denn manche Entscheidungen für das eigene Wohl bringen Nachteile für andere mit sich. Richtig heikel wird es bei schwerwiegenden Entscheidungen, um beispielsweis die Familie zu verlassen, um einen Neuanfang zu wagen – was allzu schnell als egoistisch und rücksichtslos verurteilt wird. Wo verläuft also die Grenze zwischen gesunder Selbstliebe und falschem Egoismus? Und wo liegt das richtige Maß zwischen Selbst- und
    Nächstenliebe? „Selbstliebe oder Nächstenliebe – wie viel Egoismus ist gesund?“, das ist das Thema bei Michael Steinbrecher im „Nachtcafé“.
    Die Gäste bei Michael Steinbrecher:
    Eine berufliche Auszeit wurde für Daniela Ernst zum Wendepunkt im Leben. Als sie in Afrika das Schicksal der Straßenkinder sah, wusste sie, dass sie helfen musste. „Ich habe meinen Sinn gefunden“, sagt Daniela Ernst, die heute die Hälfte des Jahres in Kenia verbringt und sich mit aller Kraft ihrem Hilfsprojekt verschrieben hat.
    „In meinem Leben bin ich derjenige, der an erster Stelle steht“, sagt Julien Backhaus. Für den jungen Medienunternehmer wird Erfolg erst durch Egoismus möglich. Und vom dadurch angekurbelten Wirtschaftswachstum profitieren am Ende alle. Davon abgesehen sei ohnehin jeder Mensch auf seinen eigenen Vorteil aus.
    Dass sich soziales Engagement und Miteinander auszahlen, davon ist der Kabarettist Christoph Sonntag überzeugt. „Der Einzelne ist glücklicher am Tagesende, wenn er was Sinnvolles getan hat.“ Deshalb arbeitet er an einem Projekt, das die Menschen wieder näher zusammenbringen und den zunehmenden Egoismus in der Gesellschaft bekämpfen soll.
    Als sich die zweifache Mutter Lisa Frieda Cossham mit 33 Jahren neu verliebte, folgte sie ihrem Herzen und entschied sich für sich und gegen ihre Familie. Eine Entscheidung, die ihr viel Unverständnis und Kritik einbrachte. Doch sie ist überzeugt: „Es wäre gut, niemand würde mehr seine eigenen Bedürfnisse hinter den Interessen der Familie anstellen.“
    Wozu krankhaft übersteigerter Egoismus führen kann, musste Ingrid Herzog leidvoll erfahren. Über Jahre und Jahrzehnte litt sie unter der Gefühlskälte ihrer narzisstischen Mutter. „Sie hat die Macht über mein ganzes Leben gehabt.“ Erst im Alter von 70 Jahren gelang es ihr, sich langsam abzunabeln und endlich ihr eigenes Leben zu leben.
    Der Philosoph Prof. Dr. Wilhelm Schmid weiß: „Eine Prise Egoismus ist gesund.“ Doch wenn Menschen nur auf sich und ihren Vorteil bedacht sind, schadet es anderen. Statt egoistischer Selbstliebe plädiert Schmid deshalb für eine Selbstfreundschaft, die es uns erlaubt, offen auf unsere Mitmenschen zuzugehen. (Text: SWR)
    Deutsche TV-PremiereFr 08.02.2019SWR Fernsehen

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Sa 09.02.2019
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Sa 09.02.2019
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Fr 08.02.2019
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