Menschen hautnah Ein Job allein reicht nicht zum Leben
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Ein Job allein reicht nicht zum Leben
Claudia F. (50) aus Düsseldorf ist gelernte Krankenschwester. Sie hat eine Vollzeitstelle als Kinderfrau in einem Privathaushalt. Doch der Lohn ist knapp. Auch mit zusätzlichen Nebenjobs wie die Pflege von alten Menschen am Wochenende kommt Claudia auf kein Einkommen, das ihre Existenz absichern würde. Um innerlich ruhiger zu werden, würde sie gerne Rücklagen bilden. Doch das ist unmöglich. Claudia wünscht sich eine Festanstellung mit einem guten Gehalt. Anna S. (44) aus Remscheid ist alleinerziehend. Die gelernte Kauffrau hat schon bessere Zeiten gesehen. Sie war wohlhabend und führte mit Ehemann und Sohn ein bürgerlich abgesichertes Leben. Bis ein Schicksalsschlag alles zerstörte. Heute hat Anna drei Minijobs und muss zusätzlich mit Hartz IV aufstocken. Ihre Jobs sind prekär – im Falle einer längeren Erkrankung hätte sie keinen Anspruch auf Lohnfortzahlung. Das setzt Anna zu. Sie steht unter massivem Druck,
jeden Tag. Und sie hat – wie Claudia – das Gefühl, in einem Hamsterrad zu rotieren und doch auf keinen grünen Zweig zu kommen. Ganz anders Honke R. (45) aus Essen: Er schätzt das Maß an persönlicher Freiheit, das die Jobberei ihm beschert. Nach dem Abi hat er Musik, Kunst und Philosophie studiert. Seine Qualifikationen kann er im Kulturbetrieb nutzen. Doch für seine Aufträge wird er meist schlecht honoriert. Zur Not putzt er auch mal in einer Bar. Honke klagt nicht und ist zufrieden mit seinem Leben. Aber er weiß, dass er nicht krank werden darf und im Alter nur wenig Rente bekommt. Für private Vorsorge hat Honke schlicht kein Geld. „Menschen hautnah“ begleitet drei sehr unterschiedliche Multi-Jobber ein Jahr lang bei ihrem Kampf um Würde und Überleben. Der Film zeigt ihre Erschöpfung, ihre Ängste – aber auch die Kraft und Energie, mit der sie ihrem Traum von einem besseren Leben ein Stück näher kommen. (Text: WDR)