2017, Folge 1–16

  • Folge 1 (40 Min.)
    Lydia Fisk hat einen Plan: Sie will eine Musikakademie gründen – in Tansania, am Fuße des Kilimandscharo. Lydia Fisk ist 71 Jahre alt. In Afrika war sie zwei Mal, das ist viele Jahre her. Geboren ist sie im Sauerland, seit 20 Jahren wohnt sie in ihrem kleinen Fachwerkhaus in Euskirchen. Die Pianistin hat viele Jahre als Musikagentin gearbeitet und gibt noch immer Klavierunterricht, um ihre kleine Rente aufzubessern. Sie ist zweimal geschieden und hat von zwei afrikanischen Männern zwei uneheliche erwachsene Kinder. Bis vor wenigen Wochen hat sie sich um einen ihrer Enkel gekümmert, doch der Teenager braucht sie nun nicht mehr.
    Niemand braucht sie mehr in Deutschland, sagt sie. Sie ist frei – aber einsam. Alle nabeln sich ab, nur Oma nicht – Lydia Fisk empfindet eine große Leere in ihrem Leben. Und dann hat sie eine Idee: Warum nicht ihren Kindheitstraum verwirklichen? Warum nicht nach Afrika auswandern? Vielleicht wird sie da gebraucht? Afrika hat sie schon immer begleitet in ihrem Leben. Als Kind ist sie fasziniert von den vielen Briefen, die ihr Großvater von seinem afrikanischen Patenkind, dem späteren ersten afrikanischen Bischof bekommt. Auch als Erwachsene hat sie Afrika nie losgelassen.
    In den letzten 10 Jahren sammelt sie mit Benefiz-Konzerten in ihrem kleinen Haus und Spenden-Bitten an Sponsoren fast 160.000,- Euro, finanziert unter anderem eine Schweinefarm, einen Brunnen und – eine Halfpipe für Skater. Lydia Fisk macht ernst: Sie verkauft ihr kleines Fachwerkhaus in Euskirchen, samt den beiden Klavierflügeln und den antiken Möbeln. Der Rest wird verschenkt. Innerhalb von nur sechs Wochen will sie auswandern. Und hat bis dahin noch viel zu tun: Ein letztes Konzert geben. Die Fitness-Matte und die Faszienrolle einpacken. Leere jedenfalls empfindet sie jetzt nicht mehr.
    Noch hat sie keinen Flügel für ihren Plan und vor allem keinen Klavierstimmer, aber schon ein Haus in Aussicht, das zur Musikakademie werden soll. Als sie in Afrika ankommt, stellt sie fest, Tansania ist fast noch so wie es vor 30 Jahren war, als sie schon mal da war. Und sie will am liebsten gleich wieder zurück. Weil sie merkt, dass keiner auf sie gewartet hat? Wird sie in Afrika finden, was sie für sich sucht und wird ihr gelingen, was sie sich erhofft – nämlich mit 71 Jahren noch mal ein ganz neues Leben anzufangen? Menschen hautnah hat sie dabei begleitet. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 12.01.2017WDR
  • Folge 2
    Es war ein sonniger Tag im Mai, als Steffi zum ersten Mal den Knoten in ihrer Brust fühlte. Die Diagnose steht ein paar Tage später fest: Brustkrebs. „Mein Mann ist neben mir zusammengebrochen und ich habe nur gesagt: Was machen wir jetzt?“ Ab jetzt gehört der Gang in die Chemo-Ambulanz des Essener Klinikums zu Steffis Alltag. Sie ist ständig an einem Ort, an dem sie nicht sein möchte. Ihr Mann Erich ist so oft er kann an ihrer Seite. Und doch ist sie viele Stunden allein, bis sie in der Ambulanz Elke, Mandy, Silke und Jenni trifft. Sie alle haben Brustkrebs. Sie alle finden: Die Krankheit ist gemeinsam besser zu ertragen. Und schnell steht auch der Name der Gruppe fest: Die Chemo-Chicas.
    Ihr Motto? Dem Herrn Krebs den Stinkefinger zu zeigen. Denn alles ist besser als tot! Jenni ist die Jüngste, gerade mal 29 Jahre alt. Ihr Brustkrebs hat sie in die Wechseljahre katapultiert und ihren Plan zerstört, irgendwann eine Familie zu gründen. „Wir sind trotzdem alles keine Jammerlappen, wir sind lebensfroh. Wir sagen nicht ‚oh ich hatte Krebs, mein Leben ist vorbei‘. Nein! Denn wenn du das überlebt hast, dann fängt dein Leben erst an.“ Das Leben der fünf Frauen ist wie eine Achterbahn. Der eine Tag ist voller Zuversicht, dann wieder kommen die Ängste, die Zweifel und die schlechten Nachrichten.
    So auch bei Silke. Eigentlich dachte sie, sie hätte das Schlimmste überstanden, doch dann finden die Ärzte eine vermeintliche Metastase. Am besten helfen in solchen Krisen können die anderen Chemo-Chicas. Die eine hat schon erlebt, was der anderen noch bevorsteht. Sie wissen, wann man Unterstützung oder aber einfach seine Ruhe braucht. Für die Männer an ihrer Seite ist das nicht immer einfach. Dass sie sich gefunden haben, sei das Beste was ihnen passieren konnte – sagen die Chicas heute. Denn den Krebs kann man nicht einfach so abhaken. „Menschen hautnah“ hat die fünf Frauen ein halbes Jahr lang begleitet. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 19.01.2017WDR
  • Folge 3
    „Meine Mama hätte mich auch – so schlimm wie es klingt – aus dem Fenster schmeißen können. Zum Glück hat sie das nicht gemacht, sondern sie hat mich weggegeben.“ Sherrly ist heute 17. Als ihre Mutter sie dem Jugendamt gab, war sie drei Jahre alt. Bis dahin war ihr Leben mehr als schwer: Die Eltern drogenabhängig und nicht in der Lage, sich um das Mädchen zu kümmern. So kommt Sherrly zu Claudia und ihrem Mann. Claudia betreut hauptberuflich Pflegekinder. Bis heute haben 17 Kinder bei ihr gelebt.
    Manche bis sie erwachsen waren, Andere nur für ein paar Monate. Auch Natalie und ihr Bruder Martin kommen nach furchtbaren ersten Lebensjahren zu Claudia und ihrer Familie. Ihre Eltern sind Alkoholiker. Die Kinder werden so vernachlässigt, dass es Tage gibt, an denen sie nichts zu essen bekommen. Außer Blumenerde und Tapeten. Diese Not hat die beiden fest zusammengeschweißt, so fest, dass Martin seine Schwester Natalie heute in große Schwierigkeiten bringt. Pflegemutter Claudia gibt jede Menge Fürsorge, Liebe und pädagogisches Wissen.
    Das Projekt ist eine Herausforderung, auch für die leiblichen Kinder, die fortan ihre Eltern mit den Pflegekindern teilen müssen. Trotz aller Versuche, die Kinder aufzunehmen, als wären sie in diese Familie hineingeboren, bleibt eine tiefe innere Wunde. Dabei geht am Anfang alles gut. Sherryl, Natalie und Martin fühlen sich geborgen, dürfen Kindheit nachholen und erfahren, was Familienleben eigentlich heißt: Gemeinsamkeit, Zuverlässigkeit, Verantwortung füreinander.
    Doch dann kommt die Pubertät – und alte Wunden brechen auf. Die guten Jahre scheinen wie weggewischt. Quälende Fragen tauchen auf: Wer bin ich? Warum bin ich hier? Und der Stachel der Vergangenheit beginnt zu wirken. Die Rebellion nimmt überhand. Die Kinder provozieren, lügen, klauen, halten sich kaum mehr an Regeln. Sie entziehen sich den Pflegeeltern, sind nicht mehr ansprechbar, wollen auf einmal nur noch weg und verlassen die heile Welt, die sie nicht mehr aushalten. Doch danach wird gar nichts in ihrem Leben besser.
    Die Drei kämpfen nun um Schule, Jobs, Wohnungen und darum, ein glückliches Leben führen zu können. Mittlerweile ist Natalie selbst Mutter. Ihr Sohn Max wurde ihr weggenommen, denn Bruder Martin hatte in der gemeinsamen Wohnung Drogen verkauft. Claudia als deren ehemalige Pflegemutter versucht erneut, ihnen zu helfen. Können aus den Kindern, die hungern mussten und geschlagen wurden, glückliche Erwachsene werden, die ihr Leben im Griff haben? Kann eine Pflegefamilie die ersten schlimmen Jahre vergessen machen? (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 26.01.2017WDR
  • Folge 4
    Seit 35 Jahren ist Rainer Gresförder stolzer Besitzer eines Metallbaubetriebs. Als junger Mann hat er sich selbstständig gemacht, ganz ohne Kapital und ohne fremde Hilfe. Heute führt er einen mittelständischen Laserbetrieb mit acht Angestellten. Er wird bald 60 Jahre alt und ist nicht mehr gesund. Ihn plagen Allergien, Atemnot und seit kurzem auch Herzrhythmusstörungen. Nun sucht er einen Nachfolger für sein Lebenswerk, denn er weiß: Der Stress im Betrieb ist Gift für seine Gesundheit. „Ich habe ja nicht 35 Jahre gekämpft wie ein Löwe, um so früh zu sterben.“ Rainer Gresförders Betrieb gehört zu den 3,3 Millionen Kleinstunternehmen in Deutschland mit unter 10 Beschäftigten.
    Der demografische Wandel hat auch diese Betriebe im Griff. Waren 2002 12% der Unternehmer zwischen 60 und 80 Jahre alt, sind es heute etwa 22%. Die eigenen Kinder haben oft andere Pläne, wollen nicht in die Fußstapfen der Eltern treten. Das ist ungefähr bei der Hälfte der Familienunternehmen der Fall. Doch den eigenen Betrieb zu verkaufen – das macht man nur einmal im Leben, das hat kein Unternehmer gelernt. Auch Rainer Gresförder nicht. Eine riesige Herausforderung. Nicht nur die vielen steuerlichen, rechtlichen und finanziellen Fallstricke sind bedrohlich.
    Irgendwann heißt es Abschied nehmen. Was aber bleibt, wenn der bisherige Lebensinhalt abhandenkommt? Rainers aus Marokko stammende Frau Faouzia unterstützt ihn so gut sie kann. Seit 2008 sind sie ein Paar. Sie macht die Buchführung, kontrolliert die Lieferscheine und Rechnungen, hat auch schon in der Werkstatt gearbeitet. Ihr macht die Arbeit großen Spaß. Verkaufen – davon ist sie überzeugt – sollte er nur, wenn der Preis stimmt. Bislang sind alle Interessenten abgesprungen. Denn darüber, was so ein Lebenswerk wert ist, kann man sich streiten. Die Kreditanstalt für Wiederaufbau schätzt, dass bis zum Jahr 2018 etwa 620.000 Inhaber der kleinen und mittleren Unternehmen die Übergabe oder den Verkauf ihres Unternehmens planen.
    Wenn kein Nachfolger gefunden wird, hat das nicht nur Folgen für die Familien, die auf eine zumindest finanziell sorgenfreie Zukunft hoffen. Auch Arbeitsplätze stehen auf dem Spiel. Rainer Gresförder holt sich professionelle Hilfe: Der Unternehmensvermittler Bernd Friedrich verfügt über ein Netzwerk potentieller Kaufinteressenten, die Geld und auch Lust haben, ein Unternehmen zu führen. Doch wird er den Auftrag bekommen? Denn vielleicht gibt es ja noch eine andere Lösung … (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 09.02.2017WDR
  • Folge 5
    In keiner Zeit des Jahres wird mehr geflirtet, geknutscht und gefeiert als an Karneval. Vor allem im närrischen Rheinland gibt es viele Paare, die sich beim Straßenkarneval kennengelernt haben und seither zusammengeblieben sind. Wir stellen drei Paare vor, die sich verkleidet ineinander verliebt haben. Hat ihre Liebe auch der Realität standhalten können? Wir haben sie knapp ein Jahr lang begleitet. – Nadine und Felix Die beiden haben sich Weiberfastnacht 2016 kennengelernt, auf einer Karnevalsparty in der Beethovenhalle in Bonn. Der 28-jährige Felix hatte die Qual der Wahl, denn Tanzmariechen Nadine feierte zusammen mit ihrer eineiigen Zwillingsschwester Nicole.
    Zunächst war der coole Cowboy Felix tatsächlich an der Schwester interessiert, doch ihm gefiel die zurückhaltende Art von Nadine und er entschied sich für sie. Schon am ersten Abend nahm er die 25-Jährige mit nach Hause und am nächsten Tag stand für beide fest: Wir sind ein Paar. Kurze Zeit später zog Felix bei Nadine ein. Zu schnell für die junge Liebe? – Kerstin und Freddy Ihre Liebe begann Weiberfastnacht 2014 beim Straßenkarneval in der Kölner Südstadt.
    Vor einem Kiosk kam Kerstin mit Freddy ins Gespräch. Sie flirteten heftig und tauschten Telefonnummern aus. Danach verloren sie sich im Getümmel. Kerstin war nur zu Besuch in Köln, sie lebte in Trier. Deshalb war Freddy anfangs auch verhalten, er wollte keine Fernbeziehung. Nach vielen Telefonaten besuchten sie sich schließlich gegenseitig und verliebten sich. Nach einem Jahr beschloss Kerstin, ihre Wohnung und ihren Job in Trier aufzugeben und nach Köln zu ziehen. Eine harte Belastungsprobe für die noch frische Beziehung.
    – Melanie und Sascha Melanie wurde an einem Rosenmontag geboren und Karneval ist, seit sie denken kann, ihr Leben. Sie war Funkenmariechen, Kinderprinzessin und vor allem der Straßenkarneval wird bei ihr jedes Jahr durchgefeiert – von Weiberfastnacht bis Veilchendienstag. Sascha hingegen kommt aus einer Familie, die mit Karneval nichts anfangen kann. Beide begegneten sich im Jahr 2000 beim Weiberkarneval in Bonn-Beuel. Es war Melanies 18. Geburtstag. Sascha flirtete mit ihr, und gleich am nächsten Tag wollte er sie wieder sehen.
    Den Rest der Karnevalstage feierten sie zusammen und sind seitdem ein Paar. Obwohl beide so jung waren, Melanie 18, Sascha 19, sind sie bis heute zusammen. Sie haben Zwillingstöchter bekommen und die Karnevalstage sind nach wie vor die wichtigsten Tage im ganzen Jahr – für die ganze Familie. „Wir sind vor allem beste Freunde“, sagt Melanie über Sascha. Ob sie damit den anderen beiden Paaren überlegen sind? Oder könnte gerade das ein „Liebeskiller“ sein? Drei Paare, drei Mal die große Liebe. Doch welche Beziehung übersteht auch den Alltag? (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 16.02.2017WDR
  • Folge 6
    Ein Mann in einem Anzug, der an einen Astronauten erinnert, stiefelt durch den tiefen Schnee einer abgeschiedenen Wildnis in Süddeutschland. Seit fast 15 Jahren ist Ulrich auf der Flucht vor einer unsichtbaren Gefahr. Er hat keine Postadresse, kein stationäres und erst recht kein mobiles Telefon. Denn er ist sich sicher: Elektromagnetische Strahlung, wie sie von Handys, WLAN, Bluetooth und Notrufnetzen ausgeht, macht ihn krank. Doch in Deutschland ist Elektrosensibilität nicht als Krankheit anerkannt. Von vielen Wissenschaftlern und Ärzten wird Ulrichs Leiden für Hypochondrie gehalten. Und von den meisten seiner Mitmenschen wird Ulrich als Spinner abgetan.
    Er selbst ist dagegen sicher: Wenn er sich zwei Tage in der Strahlung aufhalte, bedeute das für ihn den Tod.Bevor Ulrich strahlenkrank wurde, war er Kommunikationselektroniker. Schon als Kind hantierte er mit allem, was elektrisch war. Mit 15 Jahren baute er Autotelefone ein und wurde Unternehmensberater für Telekommunikation, da war er noch keine 20 Jahre alt. Doch dann kamen die Symptome. „Es ist wie wenn dir jemand die Steuerung über deinen Körper nimmt. Du hast keine Kraft mehr, dein Blut spinnt, dein Herz spinnt.“ Seitdem lebt er zurückgezogen in einem winzigen strahlenfreien Reservat.
    Es ist der einzige Lebensraum, der ihm bleibt, ein kleiner Fleck, auf dem er in seinem isolierten Wohnwagen leben kann. Doch auch dieser Fleck ist bedroht. Tag für Tag wird das Mobilfunknetz enger geknüpft, wird irgendwo ein neuer Funkmast gebaut. Die Deutschen wollen erreichbar sein an jedem Ort, zu jeder Zeit. Über 100 Millionen Handyverträge gibt es allein in Deutschland. Ulrich versucht zu beweisen, dass seine Krankheit real ist, dass Tausende neben ihm die gleichen Symptome spüren. Und er glaubt fest daran, dass seine Symptome früher oder später auch alle anderen erfassen werden, die der Strahlung ausgesetzt sind.
    Bislang kämpft er gegen Windmühlen. Seine Forderung nach funkfreien Zonen wird von allen zuständigen Ministerien und Behörden regelmäßig ignoriert. Deshalb zieht sich Ulrich immer wieder immer weiter zurück. Er sieht sich zu einem Leben im Wald gezwungen. Ganz legal ist das nicht, denn er steht mit seinem Wohnwagen im Naturschutzgebiet. Der Förster macht immer wieder Probleme. Manchmal auch die Polizei. Wo aber können Menschen wie er noch leben? Menschen Hautnah hat Ulrich und seinen Kampf um einen strahlenfreien Lebensraum begleitet. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 02.03.2017WDR
  • Folge 7
    Obwohl Aissatou K. mit 1.600 Euro in den Miesen steckt, kauft sie weiter ein. Sie weiß, dass das ein Fehler ist. Aber ihre schwere Kindheit hat Spuren hinterlassen. Die 24-Jährige will das „Loch in der Seele“ stopfen und sich beim Einkaufen „was Gutes tun“. Doch gleichzeitig will Aissatou raus aus der Schuldenfalle. Die Hartz IV-Empfängerin hat erkannt, dass sie dabei auf Hilfe angewiesen ist. Als die Schuldnerberaterin mit ihren Gläubigern einen Vergleich aushandelt, keimt Hoffnung auf. Ob Aissatou diese Chance zum Neuanfang ergreift? Einen solchen Neuanfang will auch die 21-jährige Monique W. versuchen, die vor kurzem Mutter geworden ist.
    Sie hat sogar um die 6.000 Euro Schulden. Wachgerüttelt hat sie ihre kleine Tochter: „Ich habe noch Verantwortung für jemand anderen“, hat Monique gemerkt. Sie will auf jeden Fall verhindern, dass ihre Tochter unter ihren Schulden jemals leiden muss. Am liebsten würde die Alleinerziehende wieder arbeiten. Sie kämpft für eine berufliche Perspektive, eine spezielle Teilzeitausbildung für Mütter. Ihren Schuldenberg und die Sorgen um ihre familiäre Zukunft könnte sie loswerden – aber nur, wenn ihr Antrag auf Privatinsolvenz durchkommt. Monique und Aissatou sind zwei von 1,66 Millionen Menschen unter 30 Jahren, die sich ihr Leben eigentlich gerade aufbauen wollen, aber überschuldet sind.
    Sie shoppen online auf Kredit oder Rechnung, kaufen auf Raten oder schließen Verträge, ohne die Folgen abzuschätzen. Noch nie hat es so viele junge Menschen gegeben, die in die Schuldenfalle gerutscht sind. Seit 2004 hat sich ihre Zahl verdoppelt. Jeder siebte junge Erwachsene kann nicht mehr seine Rechnungen bezahlen. Auch der 25-jährige Benny hat sich gründlich verkalkuliert – was auch ihm den Start ins Berufsleben schwer macht. Irgendwas zwischen 5.000 und 10.000 Euro – wie hoch seine Schulden sind, weiß Benny nicht.
    Sein Vater hat ihm, als er klein war, noch jeden Wunsch erfüllt. In der Lehre zum Servicemechaniker zeigt sich dann, wie begrenzt seine eigenen finanziellen Möglichkeiten sind. Er verliert den Ausbildungsplatz und sein Traum von der eigenen Wohnung und schicken Elektronikprodukten bricht zusammen. Warum alles so kam? „Wollte mithalten mit den anderen“, antwortet Benny. Jetzt soll alles anders werden. Dazu muss er erst einmal Berge von Mahnungen, Inkassoschreiben und Rechnungen sortieren – wird er diese äußerst unangenehme Aufgabe anpacken und der Realität ins Auge sehen? (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 16.03.2017WDR
  • Folge 8
    Marianne und Marlies sind am selben Tag im selben Krankenhaus geboren. Dieser Zufall hat ihr Leben für immer verändert, denn Marianne und Marlies wurden kurz nach ihrer Geburt vertauscht. Sie wuchsen in zwei Welten auf, die unterschiedlicher nicht hätten sein können. Marlies verbrachte eine wohlbehütete Kindheit in bürgerlichen Verhältnissen in Ostdeutschland. Marianne hatte eine schlimme Kindheit in Westberlin. Sie wurde körperlich misshandelt und sexuell missbraucht. Marianne wollte diese Kindheit eigentlich für immer vergraben. Niemand sollte erfahren, was sie erleben musste.
    Ein Anruf vor 11 Jahren ändert alles und stellt ihr bisheriges Leben auf den Kopf. Die Anruferin – Karin – erzählt von ihrer Vermutung, dass nicht Marlies, sondern Marianne ihre Schwester sein könnte. Zwei Tage später sehen sich die beiden Frauen zum ersten Mal und wissen sofort: Wir sind Schwestern. Sie machen einen DNA-Test und erhalten den Beweis. Marianne ist die Tochter von Karins Mutter. Sie wurde durch den Fehler einer Hebamme kurz nach ihrer Geburt vertauscht. Was wäre aus ihrem Leben geworden, hätte es diesen Moment nicht gegeben? Wäre es ein glücklicheres Leben geworden? Diese Frage stellt sich Marianne immer wieder.
    Begleitet von Menschen hautnah machen sich die Schwestern vor eineinhalb Jahren auf die Suche nach Mariannes verlorenem Leben. In unserem ersten Film erzählt Marianne ihrer Schwester, dass sie mit 13 Jahren ein Kind bekommen hat. Dieses Kind – ein Mädchen – musste sie aber direkt nach der Geburt zur Adoption freigeben. Marianne hat nie wieder etwas von diesem Kind gehört und will auch keinen Kontakt. Ihre Schwester Karin kann diese Entscheidung nicht verstehen und hofft, dass Marianne ihre Tochter eines Tages suchen wird.
    Damit endeten unsere Dreharbeiten. Einige Monate nach unserem Film meldet sich die unbekannte Tochter. Eine Freundin hatte ihr von der Reportage erzählt und gemeint, es könnte sich dabei um ihre Mutter handeln. Das Jugendamt stellt einen Kontakt zwischen Mutter und Tochter her. Marianne schwankt zwischen Angst und Freude. Kommen jetzt die Fragen, die Vorwürfe, vor denen sie Angst hatte? „Menschen hautnah“-Autorin Gabriele Jenk begleitet Marianne und ihre Tochter bei der ersten Begegnung nach 48 Jahren. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 23.03.2017WDR
  • Folge 9
    Kai R. ist ein Scheidungskind und beim Vater in Kevelaer am Niederrhein aufgewachsen. Die Mutter war nie für ihn da, schrieb nicht einmal Karten zu Kais Geburtstagen. Vater Günter war Kais Hauptbezugsperson. Was beide jahrzehntelang nicht wussten: Kai ist nicht Günters leiblicher Sohn. Dies erfährt Kai vor einigen Jahren von seinem Onkel, dem Bruder der Mutter. Er nennt Kai auch den Namen des potenziellen biologischen Vaters. Kai und Günter lassen schließlich einen Vaterschaftstest machen. Das Ergebnis ist für beide ein Schock. „Die Frage war ja auch, als wir den gemacht haben, was ist denn, wenn ich es nicht bin? Für uns stand schon von vornherein fest, da wird sich nichts zwischen uns ändern.
    Er war immer mein Sohn und wird auch immer mein Sohn bleiben“, so Günter. Trotzdem sucht Kai nach seinem biologischen Vater, glaubt schließlich, ihn gefunden zu haben und verlangt auch von ihm einen Vaterschaftstest. Der weigert sich. Auch Kais Mutter will eine Vaterschaftsklage verhindern. Sie sagt, sie habe Günter schon vor langer Zeit darüber informiert, dass er vielleicht nicht der biologische Vater sei. Kai ist maßlos enttäuscht – von seiner Mutter und von seinem potentiellen Vater: „So wie es jetzt abläuft, hätte sie mich auch damals verkaufen können.
    Ich war ihr halt, glaube ich, egal.“ Doch der 37-Jährige will nicht aufgeben und kämpft vor Gericht um sein Recht, zu wissen, wer sein biologischer Vater ist. Liane S. hat sich immer einen anderen Vater gewünscht, denn ihr Vater trank und schlug sie. „Da war immer dieser kindliche Wunsch, jetzt kommt ein Vater und nimmt dich mit. Endlich ist alles gut. Aber ich habe mich geschämt für diesen Gedanken.“ Und der Retter kommt nicht. Stattdessen sagt die Mutter vor etwa fünf Jahren beim Durchblättern eines Fotoalbums: „Jetzt habe ich endlich Fotos für Christian.“ Liane begreift sofort, dass sich hinter dem Satz ein Familiengeheimnis verbirgt.
    Sie recherchiert und findet nach 44 Jahren heraus, dass sie ein Kuckuckskind ist. Es gibt also einen anderen Vater – Christian. Ein Traum geht in Erfüllung. Doch schon das erste Treffen mit Christian in Bielefeld ist ernüchternd. So hatte sie sich den Retter nicht vorgestellt. Wird sie nie den perfekten Vater haben, von dem sie so oft geträumt hat? „Menschen hautnah“-Autorin Katharina Wulff-Bräutigam erzählt von dem verzweifelten Wunsch zweier Menschen, endlich zu wissen, wer sie sind und woher sie kommen. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 06.04.2017WDR
  • Folge 10
    Der 77-jährige Klaus S. ist ein Mann, der niemals aufgibt. Seit langem kämpft er gegen die Zwangsversteigerung seines Wohnhauses und legt sich dabei mit vielen, vielen Menschen an. Mit Prozessen, Eingaben, Beschwerden, Befangenheitsanträgen, Widersprüchen und Strafanzeigen. Seine Freundin Ursula ist sein rettender Engel. Seit sich die beiden vor zehn Jahren kennengelernt haben, unterstützt ihn die heute 74-Jährige, wo sie kann. Klaus und Ursula sind ein Liebespaar der ganz besonderen Art. Zwei Jahre nach dem ersten Film über die beiden („Alt, verliebt und kämpferisch“, Erstsendedatum: 12.03.2015) zeigt „Menschen hautnah“-Autorin Erika Fehse, wie die Geschichte von Klaus und Ursula weitergeht.
    Ihre Liebe wird immer wieder durch neue Schwierigkeiten auf die Probe gestellt. Schon zu Beginn ihrer Beziehung steckte Klaus S. mit seiner Firma in großen finanziellen Schwierigkeiten. Er machte Verluste, und die Sparkasse verlangte, dass er wegen seines Alters einen Nachfolger findet – vergeblich. Kredite wurden gekürzt, es folgten Insolvenz, Kontopfändung und die Anordnung zur Zwangsversteigerung seines Privathauses. Doch Freundin Ursula hat Geld und finanziert all seine Prozesse.
    Bis heute ist Klaus S. überzeugt, dass die Sparkasse ihm mehr als 400.000 Euro zu viel Zinsen berechnet und ihn so in den Ruin getrieben habe. Er hat sogar ein Gutachten erstellen lassen, das das beweisen soll – bezahlt von Ursula. Doch das Gutachten wurde von den Gerichten nicht berücksichtigt. Beruhigen kann und will sich Klaus S. nicht: „Die Gedanken an – ich will jetzt nicht sagen Rache, aber an Vergeltung – die kommen aus meinem Kopf nicht mehr raus. Und ich möchte diese Leute bestrafen. Immer noch.
    Die mir das angetan haben.“ Er ist ein Dickschädel – von Kindesbeinen an. Sein Vater hatte ihn oft gedemütigt, erniedrigt, sagte immer wieder: „Alles, was du mal wirst, das fängt mit „Hilfs-„ an: Hilfsarbeiter, Hilfszeitungsausträger und, und, und …“ Der Vater schlug ihn grün und blau. Einmal hat er ihm ein Brett mit Nägeln in den Rücken gerammt, so dass er blutete. Die Angst, vernichtet zu werden, sitzt bei Klaus S. tief und ist allgegenwärtig. Ursula bleibt an seiner Seite: „Auf jeden Fall stehe ich zu ihm und halte zu ihm – und er braucht das auch. Ich mache es ihm so schön, wie es eben geht.“ (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 04.05.2017WDR
    Erstausstrahlung ursprünglich für den 20., dann 27.04. im WDR, dann für 02.05.2017 auf One angekündigt
  • Folge 11
    Wenn die „große Liebe“ scheitert, tut das weh. An einem gebrochenen Herzen, dem so genannten „Broken Heart Syndrome“ kann man sogar sterben. Oft bleiben dauerhafte Narben. Liebeskummer kann aber auch eine Chance sein, der Startschuss zu einem Neuanfang. Mr. Perfect liebt eine Andere Den Traum von der großen Liebe hatte Lillemor eigentlich schon aufgegeben, doch dann trifft die alleinerziehende Mutter plötzlich ihren Prinzen! Sie liebt ihn, er liebt sie und sie heiraten. Die Ehe mit Mr. Perfect hält mal gerade ein Jahr – er verlässt sie für eine andere Frau und Lillemor ist am Boden zerstört.
    Sie kann nichts mehr essen, magert total ab und fasst schließlich einen Entschluss: So kann es nicht weitergehen! Familiengründung gescheitert Heiraten, Haus kaufen, Kinder kriegen – das waren bisher Heikes Ziele, davon machte die 36-jährige ihr Lebensglück abhängig. Dabei tat ihr der Partner, mit dem Heike die Familiengründung realisieren wollte, gar nicht gut. Als ihr das klar wird und sie sich schweren Herzens trennt, stürzt sie in ein tiefes Loch.
    Alleine kommt sie aus dem Tief nicht raus, deshalb entschließt sie sich mithilfe eines Liebeskummer-Coachings einen Neustart zu versuchen. Sie soll lernen, sich selber glücklich zu machen – ob man das mit Mitte 30 noch lernen kann? Frau weg, Haus weg Alexander wird in einer dramatischen Polizeiaktion von seiner Freundin vor die Tür gesetzt, er verliert über Nacht nicht nur die Liebe seines Lebens, sondern auch sein Zuhause. Der 52-Jährige steht vor dem Nichts – statt in Liebeskummer zu versinken, stürzt er sich in die Arbeit und startet viele Projekte gleichzeitig.
    Aber Alexanders coole Fassade bekommt Risse und wir können erahnen, wie es dahinter aussieht. Aufgeben oder Weitermachen? Vor dieser Frage stehen alle, wenn sich herausstellt, dass die „Liebe des Lebens“ plötzlich vorbei ist. Kann ein gebrochenes Herz wieder heilen? Wie kommt man am besten wieder auf die Füße? Und nicht zuletzt: Kann man sich noch einmal so verlieben? Wir begleiten drei Menschen bei ihrem Start in einen neuen – vielleicht sogar besseren – Lebensabschnitt. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 27.04.2017WDR
    Erstausstrahlung ursprünglich für den 04.05.2017 angekündigt
  • Folge 12 (40 Min.)
    Stefanie Brockhaus ist schwanger, doch der Zeitpunkt dafür ist denkbar ungünstig: Sie hat bereits ein kleines Kind und ihr Partner möchte kein zweites. Nicht jetzt. Denn die Beziehung der beiden steht auf wackeligen Beinen. Er fühlt sich überfordert; sie hat Angst, am Ende mit zwei Kindern alleine dazustehen. Ein Klassiker, denn statistisch gesehen trennen sich die meisten Paare im ersten Jahr nach der Geburt eines Kindes. Abtreibung kommt für Stefanie nicht in Frage. Warum eigentlich nicht, fragt sie sich, sie hatte doch bereits Jahre zuvor einmal abgetrieben? Da war sie 24 Jahre alt, die Schwangerschaft hatte sie damals völlig überrascht.
    Sie entschied sich, das Kind abzutreiben. Und diese Abtreibung lässt sie nicht mehr los. „Ich frage mich immer wieder, warum ich es so schwer genommen habe. Ich wollte es so, und trotzdem war ich zerstört. Ich musste an meine Mutter denken. Und an die Mütter vor ihr. Waren ihre Kinder eigentlich geplant?“ Stefanie Brockhaus ist Dokumentarfilmerin und beginnt, Fragen zu stellen und die Antworten mit der Kamera aufzunehmen. Sie filmt sich selbst, aber auch ihrer Mutter und Großmutter. Und erfährt so nach und nach das Geheimnis ihrer Familie.
    Ihre Mutter hat auch abgetrieben. Das zweite Kind. Weil sie nach dem ersten Kind merkte, dass der Vater ihr nicht hilft. „Es war die Zeit der Frauen-Emanzipation und der Selbstbestimmung und das hat einen so bestärkt, dass man endlich sagen konnte: Ich hab’ Recht. Ich darf so etwas entscheiden. Auch gegen das Kind.“ Der Vater hat nichts davon gewusst. Viele Jahre lang. Wenn er seine Tochter Stefanie fragt, an was sie arbeitet, erzählt sie ihm irgendetwas von einem Familienfilm über drei Frauen-Generationen. Aber, dass sie mit ihrer Mutter über ihre Abtreibung spricht, von der er nichts weiß, verschweigt Stefanie.
    Und fühlt sich nicht gut dabei. Bis sie ihn mit dem Geheimnis konfrontiert. Und dann erzählt auch Stefanies Großmutter zum ersten Mal ihre Abtreibungsgeschichte. Ihr Mann war es, der nach zwei Töchtern kein weiteres Kind wollte – weil es keine Garantie auf einen Sohn gibt. „Es war furchtbar. Ich war sehr, sehr unglücklich. Aber es musste sein, der Opa wollte keine Kinder mehr haben.“ Alle Familien haben Geheimnisse. Oft sind es Ereignisse, über die nicht gesprochen wird. Nach Jahren des Schweigens werden sie unantastbar. Keiner wird je davon erfahren, außer es passiert etwas und alles fliegt auf. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 11.05.2017WDR
  • Folge 13
    Wenn Natalie mit ihrer vierjährigen Tochter „Geräusche raten“ spielt, stutzt sie ein ums andere Mal. „Eine Hupe?“, fragt sie. Ihre Tochter nickt und lässt das nächste Geräusch ertönen. Diesmal ist sich Natalie sicher. „Ein Krankenwagen!“ Natalie ist von Geburt an taub. Hören lernt sie erst, seit sie 31 Jahre alt ist. Die Hoffnung, teilzunehmen an der Welt des Hörens, und der Wunsch, ihre eigenen Kinder einmal hören zu können, lassen Natalie eine folgenschwere Entscheidung treffen. Sie beschließt, sich mit über 30 Jahren ein Cochlea-Implantat hinter dem linken Ohr einsetzen zu lassen, eine Prothese für Gehörlose, deren Hörnerv noch funktioniert.
    Nach der Operation wird ihr Hörvermögen dem eines Neugeborenen gleichen, sagen die Ärzte; jedes einzelne Geräusch, jeden Ton, jedes Wort wird sie neu lernen müssen. Auf ihrem Weg aus der Stille holen Natalie Erinnerungen an ihre Kindheit ein. Wie war es, als praktisch taubes Kind unter Hörenden zu leben? Unter Mühen hatte sie das Sprechen gelernt. Wird nun alles von vorn beginnen? Wird sie mit der gleichen Anstrengung das Hören üben müssen, wie früher das Sprechen? Ihre Tochter hören und verstehen zu können, bestärkt Natalie, durchzuhalten. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 18.05.2017WDR
  • Folge 14
    „Ich war eineinhalb Jahre alt. ( …) ich habe gar keine Erinnerung an sie und das ist die Suche nach ihr, nach den Fragmenten der Geschichte.“ Die 28-jährige Britta macht sich auf Spurensuche in die Vergangenheit. Sie will herausfinden, was genau mit ihrer Mutter passiert ist. Immer tiefer taucht sie in die Familiengeschichte ein und entdeckt dabei vieles, was bisher unausgesprochen war. Selbstmord im Wald Als Britta eineinhalb Jahre alt war, machte sich auch ihre Mutter auf den Weg. Sie ging während eines Urlaubs am Meer in den Wald und kam nie wieder.
    Brittas Mutter verschwand – für immer. Jahrelang erzählte Britta, ihre Mutter sei an Krebs gestorben. In Wahrheit aber war es Suizid. Ein Selbstmord – und Britta fragt nach dem Warum. Warum tötet sich eine junge Mutter und lässt ihre beiden kleinen Töchter und ihren Ehemann zurück? Und warum hat so lange niemand darüber gesprochen? Ein Koffer voller Erinnerungen Brittas Oma hatte ihr und ihrer Schwester einen Koffer voller Erinnerungen an die Mutter hinterlassen. Fast ein Jahrzehnt lang haben die jungen Frauen den Koffer nicht angerührt. Warum wurde der Koffer voller Erinnerungen solange nicht geöffnet? Das Familiengeheimnis nicht angetastet? Wer war diese Mutter eigentlich? Britta entscheidet schließlich, den Koffer aufzumachen.
    Die Reise in die Vergangenheit beginnt. Erst jetzt fängt sie an zu verstehen, wie sehr ihre Mutter damals litt und warum sie ihre Familie für immer verlassen hat. Nach fast drei Jahrzehnten lernt Britta ihre Mutter endlich kennen und stellt sich der Vergangenheit. „Menschen hautnah“ zeigt mit „Als meine Mutter verschwand“ einen sehr persönlichen und außergewöhnlich schonungslosen Film. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 01.06.2017WDR
  • Folge 15
    Er will auf dem Brett stehen, das hat sich Tjorben geschworen. Einmal die Welle reiten, solange es sein Körper noch kann. Tjorben ist 10 Jahre, als der Autor Alexander Ruda anfängt, ihn und seine Familie zu begleiten. Er trifft Tjorben und seine Schwester Linnéa in Dänemark, in einem Surf Camp. Tjorben ist krank, genau wie sein älterer Bruder Finn. Beide leiden an Muskeldystrophie. Die statistische Lebenserwartung der an dieser Krankheit leidenden Menschen ist deutlich verkürzt. „Natürlich reden wir in der Familie darüber, aber so viel gibt es auch nicht zu reden, weil ja jeder weiß, wie die Auswirkungen der Krankheit sind.“ Das sagt die Schwester Linnéa (14), die als einziges Kind – wie ihre Eltern – gesund ist.
    Wie nahe der Tod sein kann, hat Linnéa schon früh gelernt. Ihr kleiner Bruder Kjell starb 2013, wenige Tage vor seinem 4. Geburtstag. Nach außen hin zeigt sie sich stark, wie die gesamte Familie. Mit dem schweren Schicksal wollen sie nicht hadern: „Kjell hat der ganzen Familie gezeigt, was es eigentlich heißt zu leben.
    Jede Chance nutzte er, um seine Freude, sein Lachen rauszuhauen. Welches Recht haben wir aufzugeben?“, sagen die Eltern. Es ist ein Leben zwischen Normalität und Tod. Zwischen Stullen schmieren und Krankenhausaufenthalten. Für Linnéa ist es ein fast normales Leben: „Ich hab manchmal schon das Gefühl, dass ich dann stärker sein muss, jetzt vom seelischen her. Aber ich lern damit umzugehen. Weil ich das nicht anders kenn’.“ Mutter Tanja (40) hält die Familie zusammen. Seit dem Tod ihres jüngsten Sohnes arbeitet sie als Trauerbegleiterin, weil sie mit ihren Erfahrungen anderen helfen möchte.
    Woher nimmt sie die Kraft, worin findet sie Halt? Wie überwinden sie und ihr Mann Frank (59) die dunklen Momente in der Familie? Die Angst, die Zweifel, die Wut auf das Schicksal? Und was bedeutet es für Tjorben (12) und Finn (15), ein verkürztes Leben vor sich zu haben? Muss man schneller leben? Intensiver? Nach drei Tagen im Meer schafft er es: Tjorben reitet die Welle. Zum ersten Mal und vielleicht auch zum letzten Mal. Das aber ist ihm egal. In guten Zeiten zählt nur der Augenblick. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 22.06.2017WDR
  • Folge 16
    Eine große Liebe, ein gemeinsames Kind, eine Tanzschule … und eine mögliche Trennung, die alles bedroht. Susanne und Rafael gehen durch die schwierigste Zeit ihres Lebens: Fifty-fifty, dass ihre Beziehung das nächste Jahr überlebt – sagt sie. Sechzig Prozent gibt er ihnen. Es steht nicht nur ihre Liebe auf dem Spiel, sondern ihre gesamte Existenz. Seit dreizehn Jahren sind Susanne und Rafael ein Paar, ihre Tochter Paula ist fast genauso alt. Ihre Beziehung begann als heiße Affäre, mittlerweile ist ihr Liebesleben abgekühlt. Die beiden betreiben eine Tangoschule, sind als Tänzer erfolgreich.
    Als Paar verbringen sie kaum noch Zeit miteinander. Ein Abend zu zweit? Gab es schon seit Monaten nicht mehr. Immer geht das Tanzen vor. Der Alltag frisst ihre Liebe auf und spitzt die Paarkonflikte zu: Sie ist die 120-Prozent-Frau, die im Job alles gibt. Er ist entspannter, will auch mal alle Fünfe gerade sein lassen. Trotz aller Unterschiede hätten sie niemals gedacht, dass sie sich mal um herumliegende Socken streiten würden. Beide wollen die Beziehung retten – jedoch nicht um jeden Preis.
    Er will sich nicht von ihr verändern lassen, sie nicht von ihren Erwartungen abrücken. Eine Paartherapie scheint ihre letzte Chance zu sein. Doch schon an der ersten Hausaufgabe, einem gemeinsamen Spaziergang, scheitern sie: Das Kind war krank und die Arbeit unaufschiebbar. Neben dem Alltag, der die Liebe erdrückt, wird im Laufe der Gespräche immer klarer: Was vor allem fehlt, ist die Leidenschaft. Was passiert mit der Liebe, wenn das Begehren nachlässt und die Sexualität langsam einschläft? Der Film begleitet Susanne und Rafael ein Jahr lang beim Kampf um ihre Liebe.
    Schonungslos ehrlich gewähren sie den Autorinnen Einblick in ihre Partnerschaft, lassen die Kamera auch in Momenten großer Verletzlichkeit zu. Am Ende sind die Erschütterungen tiefgreifender, als es Beide jemals für möglich hielten. Die Beobachtung einer Paarbeziehung am Scheideweg: Radikal aufrichtig und spannend bis zur letzten Minute. Werden Susanne und Rafael herausfinden, was schief gelaufen ist? Können die beiden ihre festgefahrenen Muster durchbrechen? Oder gehen sie am Ende getrennte Wege? (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 06.07.2017WDR

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