Gedeihen Kinder in völliger Regel- und Strukturlosigkeit am besten? Oder brauchen sie einen festen Rahmen, innerhalb dem sie agieren können? Und ist die lockere Erziehung in Wahrheit lediglich reine Bequemlichkeit? Oder das strenge Regelwerk Ausdruck von Verbissenheit? Am liebsten leben der 43-jährige Berliner Taxifahrer Sven, seine Frau Suwannee und die gemeinsame Tochter Franzi in den Tag hinein. Mama arbeitet, Papa schläft, weil er nachts Taxi gefahren ist. Die Vierjährige steht am Wochenende selbstständig gegen neun auf und spielt, bis Papa gegen 13 Uhr aufwacht. Frühstück? Fehlanzeige. Stattdessen isst Franzi Kekse und später Chips. Wenn dann mal eine gemeinsame Mahlzeit stattfindet, spielt
Franzi nebenbei mit ihrem Tablet. Auch läuft der Fernseher den ganzen Tag. Für die strenge struktur- und regelbesessene 34-jährige Erzieherin Inci aus Berlin ist das der blanke Horror. Anders als Sven will sie ihrer Tochter Zeliha kein Freund sein. Vielmehr sieht sie sich als Leitwolf, der sagt, wo es langgeht. Ihr großes Vorbild ist Maria Montessori, deren Motto ist: „Hilf? mir, es selbst zu tun.“ Statt Spielzeug gibt es Arbeitsmaterialien und statt Strafen logische Konsequenzen aus dem Fehlverhalten des Kindes. Fernsehen und Süßigkeiten sind tabu. Strikte Montessori-Mutter trifft auf unbekümmerten Strukturverweigerungs-Papa – wer behält das Heft in der Hand? (Text: VOX)