Die globale Wirtschaft erlebt gerade einen der größten Preisstürze in der Geschichte des Öls. Das gefährdet die Weltkonjunktur, weil große Förderländer in die Rezession stürzen. Die Einnahmeausfälle der ölfördernden Länder wie Russland, Brasilien oder Nigeria führen auf der anderen Seite zu Einsparungen bei den Ölverbraucher-Staaten. Großabnehmer wie Indien, China oder Japan profitieren immens. Auch in Deutschland empfinden Autofahrer das billige Öl als Segen: jeden Tag sichtbar an der Zapfzäule. Man tankt so günstig wie seit elf Jahren nicht mehr. Eine weltweite Umverteilung in Billionen-Höhe. Doch das, was für die Produzenten schlecht ist, muss nicht automatisch für die Verbraucher gut sein. Ökonomen warnen wegen des billigen Öls vor einem globalen Abschwung. Auslöser der
Ölschwemme war die Weigerung Saudi-Arabiens, seine Fördermenge zu drosseln – trotz des Überangebots. Damit treffen die Saudis ihren neuen Konkurrenten USA, der mit seiner Fracking-Industrie zu einem der größten Ölförderer der Welt aufgestiegen ist. Durch den niedrigen Ölpreis mussten bereits eine Reihe von amerikanischen Fracking-Firmen aufgeben. Saudi-Arabien trifft aber vor allem seinen Erzfeind Iran. Nach dem Ende der Sanktionen darf der Iran zwar sein Öl wieder auf dem Weltmarkt verkaufen, doch der niedrige Ölpreis deckt kaum mehr die Förderkosten. Der globale Öldurst steigt immer weiter, vor allem durch den zunehmenden Autoverkehr in den Schwellenländern. Die schwächere Weltwirtschaft wirkt sich bisher kaum aus. Jede Sekunde werden auf der Erde mehr als 150.000 Liter Rohöl verbraucht. (Text: 3sat)