2023, Folge 442–458

  • Folge 442
    Die Energiekrise mit explodierenden Kosten für Strom und Gas treibt die Suche nach Alternativen voran. Geothermie gilt als sauber und praktisch unerschöpflich. Ist sie die Lösung? Forscher des Fraunhofer-Instituts sind zuversichtlich, dass Geothermie maßgeblich zur Deckung des Energiebedarfs beitragen kann. 25 Prozent des hiesigen Wärmebedarfs könnten dadurch gedeckt werden, so ihr Fazit. „Den höchsten Wirkungsgrad hat die oberflächennahe Geothermie, also Bohrungen in circa 100 Metern Tiefe, aus denen die Wärme gewonnen wird“, sagt Dr. Marek Miara vom Fraunhofer-Institut ISE in Freiburg.
    Seit Jahren sammeln die Experten dort Daten. Hierfür haben sie 300 Häuser mit Sonden verkabelt. Ein Paradies für Geothermie ist Island. Die Vulkaninsel im Nordatlantik bietet aufgrund ihrer besonderen geologischen Verhältnisse ideale Bedingungen. Das heiße Erdinnere liegt direkt unter der Oberfläche. Die Isländer nutzen die schier unendliche Energie zum Heizen ihrer Wohnungen und zur Erzeugung von Strom.
    So kann das Land mit heißem Thermalwasser mittlerweile 90 Prozent seines Wärmebedarfs decken. Auch die Industrie greift auf diese günstige und emissionsfreie Energiequelle zurück. Der größte Stromverbraucher des Landes, eine Aluminiumschmelze, macht diese Vorteile zur Grundlage seines Geschäftsmodells – und kann weiter günstig produzieren, während Metallschmelzen in Europa ihre Produktion drosseln oder komplett einstellen müssen. In Deutschland sind es vor allem Privathaushalte wie der von Jürgen Conring in Senden bei Münster, die sich für Erdwärme interessieren: Bei ihm steht ein großer Bohrturm in der Einfahrt.
    Er will mit Erdwärme heizen und erhält endlich seine langersehnte Wärmepumpe. Fast ein Jahr lang müssen Kunden inzwischen darauf warten. 160 Meter tief wird gebohrt, um genügend Erdwärme zu gewinnen, damit das ganze Einfamilienhaus beheizt werden kann. Das Besondere: Die Conrings wohnen in einem sogenannten Bestandsbau, in einem Haus, das 1993 gebaut wurde. Auch das geht inzwischen, dank moderner Wärmetauscher.
    Neben Privathaushalten sind auch immer mehr Energieversorger an Erdwärme interessiert. Sie bohren viel tiefer als private Hausbesitzer und holen aus 1000 bis 4000 Metern Tiefe Thermalwasser an die Oberfläche, das dann zur Wärmegewinnung genutzt wird. Rund um München stehen bereits über 20 dieser Wärmekraftwerke. In Unterhaching versorgt ein solches Kraftwerk derzeit 7000 Haushalte. Die Betreiber erleben wegen explodierender Gaspreise eine hohe Nachfrage.
    „Wir haben bislang 75 Häuser pro Jahr angeschlossen, derzeit fragen uns 200 an“, berichtet Wolfgang Geisinger, Geschäftsführer der „Geothermie Unterhaching“. Um immer mehr Haushalte an das Fernwärmenetz anzuschließen, wird in Unterhaching gerade viel gebaggert. Doch die Energie aus der Tiefe erlitt in Deutschland immer wieder Rückschläge: Mehrere Unfälle und durch die Bohrungen ausgelöste Erdbeben führten zu Bohrstopps. Eine Bürgerinitiative im Raum Kehl lehnt Tiefengeothermie inzwischen völlig ab.
    Der sensible Oberrheingraben sei bereits eine natürliche Erdbebenzone. Die Bürger befürchten zusätzliche Erschütterungen, eine Beschädigung von Gebäuden durch Rissbildung und eine Minderung des Wohnwertes. Immer wieder wurden nach Tiefenbohrungen auf französischer Seite Erdbeben bis zu einer Stärke von vier gemessen. Die Bundesregierung sieht vor allem die Chancen der Geothermie. Ihr Ziel: Jährlich sollen 500.000 Häuser mit Wärmepumpen ausgestattet werden. Angesichts von Lieferengpässen und Personalmangel im Handwerk halten Experten das für sehr ehrgeizig. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereDi 17.01.20233sat
  • Folge 443
    In nur zehn Minuten liefern Kuriere Lebensmittel bis zur Haustür. Für die Lieferdienste geht es um Milliarden. Für die Kundschaft um mehr Komfort. Den Preis zahlen die Beschäftigten. Zeitdruck, schwere Rucksäcke, gefährlicher Straßenverkehr – Alltag für Zehntausende Kuriere in Deutschland. Sie arbeiten oft für den Mindestlohn. Ansprechpartner ist das Handy. Klassische Betriebsstrukturen werden hinfällig, damit auch Rechte der Arbeitnehmenden. Bei fast allen Lieferdiensten in Deutschland begehren die Mitarbeitenden inzwischen auf, streiken, fordern Mitbestimmung.
    Doch die Gründung von Betriebsräten stößt bei den zumeist jungen Unternehmen auf vehemente Gegenwehr. Die Unternehmen wachsen schnell, die Politik ist zu langsam. Der Markt ist noch weitgehend unreguliert. Alle setzen auf das Prinzip Amazon: Hauptsache Marktdominanz und Wachstum – wer gewinnt, kann richtig absahnen. Nicht zuletzt mit dem Sammeln von Daten. Während die Beschäftigten konstant getrackt werden, werden die gesammelten Kundendaten zum Kaufverhalten selbst zur Ware. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereDi 24.01.20233sat
  • Folge 444
    Die Reporterinnen Karen und Franziska legen ihr eigenes Geld, jeweils 5000 Euro, an und dokumentieren ein Jahr lang, was damit in der größten Wirtschaftskrise seit Jahrzehnten passiert. Karen setzt auf Nachhaltigkeit, Franziska investiert konventionell. Geldanlage in Kriegszeiten: Welches Depot schlägt sich besser? „makro“ bildet die wichtigsten Geschehnisse an den Finanzmärkten im Jahr 2022 ab und zeigt, welchen Einfluss sie jeweils haben. Krieg, Kollaps, Kursverlust: Seit Russland die Ukraine angegriffen hat, steht die Welt Kopf – auch an den Finanzmärkten. Mittendrin: die Reporterinnen Karen und Franziska. Im Herbst 2021 machen sie sich auf den Weg, um jeweils 5000 Euro anzulegen.
    Da ahnen sie noch nicht, dass sie mit ihren Investments wenig später in die größte Wirtschaftskrise seit Jahrzehnten schlittern werden. Putin startet seinen Angriffskrieg und schickt die Märkte auf Talfahrt. Jetzt wird sich zeigen, wer die bessere Strategie hat und auch der Krise besser standhält: Karen, die nachhaltig investiert, oder Franziska mit ihrer konventionellen Strategie. Die „makro“-Dokumentation „Krieg, Kollaps, Kursverlust – Was die Krise mit unserem Geld macht“ zeigt die Unterschiede der Anlagestrategien und verfolgt, wie die beiden Depots verrücktspielen und welche Hürden die beiden Reporterinnen auf ihrem Weg zur konkreten Anlageentscheidung überwinden müssen.
    Franziska will sich unabhängig beraten lassen und stößt auf ein undurchsichtiges Dickicht von Beratungsangeboten. Karen findet indes heraus, welchen Preis sie für ein reines Gewissen zahlen muss und fragt sich: Ist das Geschäft mit Waffen in Anbetracht des russischen Angriffskriegs vielleicht plötzlich doch nachhaltig? Auf der Suche nach Antworten, was die hohe Inflation für ihre Anlagen bedeutet, ist Franziska außerdem bei der historischen Entscheidung der Europäischen Zentralbank zur Zinswende dabei. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereDi 31.01.20233sat
  • Folge 445
    Es gibt etwa 8000 sogenannte „Seltene Krankheiten“. Allerdings erkranken oft so wenige Menschen daran, dass es sich für Pharmafirmen nicht lohnt, Medikamente dagegen zu entwickeln. Nicht ohne Grund werden Menschen mit Seltenen Krankheiten deshalb als „Waisen der Medizin“ bezeichnet. Medikamente dagegen nennt man dementsprechend „Orphan Drugs“. Valeria wurde mit einem extrem seltenen Gendefekt geboren, dem sogenannten KCNT-1-Defekt. Gegen die Krankheit gibt es keine Behandlung. Ihre Eltern gehen in die Offensive, wollen selbst ein Medikament entwickeln lassen. Kostenpunkt: rund 2 Millionen Euro. Wie lässt sich das finanzieren? In der EU gilt eine Erkrankung als selten, wenn nicht mehr als 5 von 10.000 Menschen von ihr betroffen sind.
    Das gilt für schätzungsweise 30 Millionen Menschen. Individuell entwickelte Medikamente sind eine neue und kostspielige Entwicklung im Pharmabereich: „Zolgensma“ von Novartis galt lange als das teuerste Medikament der Welt. Die Behandlung eines einzigen Patienten kostete bei der Einführung in Deutschland 2 Millionen Euro. Für das Krebsmedikament „Kymriah“ verlangte der Schweizer Pharmariese zum Start in den USA 475.000 Dollar – ebenfalls für eine einzige Spritze. Diese Entwicklung stellt die Gesellschaft vor ethische Fragen: Wer entscheidet, wer solch kostspielige Behandlungen bekommt? Und wer zahlt? (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereMi 01.03.20233sat
  • Folge 446
    Frauen lassen die Männer hinter sich – wenn es um die Bildungsabschlüsse geht. Beim Geld aber ziehen sie weiter den Kürzeren: Der Gender Pay Gap verharrt in Deutschland auf hohem Niveau. Die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen ist mit 18 Prozent höher als in den meisten anderen EU-Ländern. Hinzu kommt: Frauen verdienen nicht nur weniger, sondern beziehen auch weniger Rente und verfügen über weniger Vermögen. Als Begründung für die ungleiche Bezahlung führt man in Deutschland oft das Ehegattensplitting an oder den hohen Anteil von Frauen in der schlecht bezahlten Care-Economy. Erzieherin oder Altenpflegerin: Typische Frauenberufe sind im Niedriglohnsektor und werfen nicht viel ab. Für viele ist daher der Gender Pay Gap allem das Ergebnis der falschen Berufswahl.
    Aber die Forschung widerlegt diese gängige These. Im Hinblick auf den Internationalen Frauentag geht „makro“ der Frage nach, was denn der Gleichberechtigung zwischen Männern und Frauen tatsächlich im Wege steht. Denn es zeigt sich, dass es eine Lohnlücke selbst dann gibt, wenn Männer und Frauen den gleichen Beruf ausüben. Die Lücke geht vor allem in der Lebensphase der Familiengründung auseinander. Zudem haben Forschende herausgefunden, dass Frauen im Job Wettbewerbssituationen vermeiden. Wenn es um mehr Gehalt geht, ist aber das Bestehen von Wettbewerbssituationen oft sehr entscheidend. Wie kann der Arbeitsmarkt darauf reagieren? Welche Verantwortung übernehmen die Unternehmen, welche der Gesetzgeber? (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereDi 07.03.20233sat
  • Folge 447
    Wind und Sonne liefern einen immer größeren Anteil unseres Stroms. Doch was machen wir bei Flaute und Dunkelheit? Scheitert die Energiewende an fehlenden Speichern? Pumpspeicher-Kraftwerke, grüner Wasserstoff, Batteriespeicher – sie nehmen den Ökostrom auf, der nicht sofort verbraucht werden kann. Doch der Speicherausbau kommt nur schleppend voran. So könnten fehlende Stromspeicher bald zum Hemmnis für die Energiewende werden. Wenn die Sonne scheint und gleichzeitig viel Wind weht, müssen schon heute Windräder und Solarfelder gedrosselt werden.
    In windstillen Winternächten dagegen herrscht Strommangel – die berüchtigte Dunkelflaute. Energiemanager fürchten, ohne Speicher könnte Deutschland einen wichtigen Baustein der Energiewende verschlafen. Zwar ist grüner Wasserstoff seit Jahren in aller Munde, doch reale Speicherprojekte in industriellem Maßstab sind bisher noch Zukunftsmusik. Im Kleinen dagegen, zu Hause bei Verbrauchern, gibt es erste Ansätze: Die Dokumentation begleitet eine Familie in Brandenburg, die sich entschlossen hat, die Energiewende selbst in die Hand zu nehmen.
    In ihrem Keller steht eine hochmoderne Wasserstoffanlage. Im Sommer erzeugt sie Wasserstoff aus überschüssigem Solarstrom, im Winter soll eine Brennstoffzelle daraus Strom für den Haushalt zurückgewinnen. Pumpspeicher mit Wasserkraft sind bisher die einzige Großtechnologie, mit der Strom dauerhaft gespeichert werden kann. Stauseen in den Alpen zum Beispiel speichern den Strom der Erneuerbaren in Form von Gletscherwasser.
    Doch in Deutschland ist schon seit knapp 20 Jahren kein neues Pumpspeicher-Kraftwerk mehr ans Netz gegangen. Auch andere Technologien könnten die schwankende Stromeinspeisung der Erneuerbaren für einige Zeit zwischenspeichern. Immer mehr Energieversorger setzen auf große Batteriespeicher. Die Stadtwerke Heidelberg gehen noch einen anderen Weg: Sie haben einen spektakulären Speicherturm für heißes Wasser errichtet, der Strom und Wärmenetz verbindet. Doch noch kann er sein volles Potenzial nicht ausschöpfen. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereDi 14.03.20233sat
  • Folge 448
    Videoplattformen, Gaming, Cloud Computing: Ihr Energiebedarf ist gewaltig und wächst stetig. Die Digitalisierung nimmt zu – und droht, zum Bremsklotz für den Klimaschutz zu werden. Denn allein das Streaming von Musik und Filmen braucht weltweit so viel Strom wie alle Privathaushalte in Deutschland, Polen und Italien zusammen. Die smarte neue Welt hat ihren Preis. Aber wie kann der Energiefresser Internet künftig grüner werden? In Norwegen entstehen gerade klimafreundliche Rechenzentren, natürlich gekühlt und betrieben mit Ökostrom. Nebenbei hat man dort schlaue Ideen für noch mehr Nachhaltigkeit. Die Abwärme aus dem Rechenzentrum der Firma Green Mountain etwa verpufft nicht in der Luft, sondern wird von der weltweit ersten Hummerfarm an Land genutzt.
    Das reduziert den CO2-Fußabdruck deutlich. Ein Problem der Digitalisierung: Im Büro oder Homeoffice kommen die Programme immer öfter aus der Cloud. Sie liegen also nicht lokal auf dem Computer, sondern auf Servern in einem Rechenzentrum. Mehr und mehr solche gewaltigen Zentren werden gebaut. Damit die Server nicht überhitzen, halten die Rechenzentren ihre Temperatur meist bei 20 bis 30 Grad Celsius. Das kostet Energie. Wie viel tatsächlich, wissen die meisten Nutzer nicht. Auch die Familie von Nina Reimesch ist da keine Ausnahme. „Manchmal sitzt mein Sohn am Rechner und streamt eine Serie, hört gleichzeitig Spotify, postet auf dem Smartphone neue Videos und fragt mich per WhatsApp, wann das Essen fertig ist – obwohl ich nur ein paar Meter entfernt bin.
    Und gleichzeitig frage ich Alexa, wie das Wetter wird“, erzählt sie. Viel hängt also vom Verhalten der Nutzer ab. Kritik gibt es aber auch an den Anbietern im Netz. „Die Auswertung von Nutzerdaten verbraucht sehr viele Ressourcen. Der Zweck ist nur, den Kunden bessere Produktvorschläge zu machen“, beklagt Cloud-Computing-Experte Adrian Rasokat. „makro“ geht der Frage nach: Wie klimaschädlich sind Cloud, Streaming & Co. wirklich? Und zeigt, wie sie grüner werden können. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereDi 21.03.20233sat
  • Folge 449
    In deutschen Böden lagern Billionen Kubikmeter Gas – genug, um das Land zwei Jahrzehnte zu versorgen. Mit Fracking kann der Schatz gehoben werden. Besteht dabei Gefahr für Mensch und Natur? Auf der Suche nach einem Ausweg aus der Energiekrise gibt Deutschland Milliarden Euro für Fracking-Gas aus anderen Ländern aus. Deutschland lehnt diese Technik im eigenen Land ab. Dabei ist Fracking längst beherrschbar, sagen Bohrexperten. Beim Fracking wird eine Mischung aus Wasser, Sand und Chemikalien mit hohem Druck in ein Bohrloch gepumpt.
    Über die in tiefen Gesteinsschichten entstehenden Risse, die „Fracs“, wird das Erdgas herausgepresst. Umweltverbände lehnen das Verfahren ab, weil das Grundwasser belastet werden könnte, Erschütterungen im Boden drohen und der Flächenverbrauch hoch ist. Seit 2017 ist die Fracking-Methode in Deutschland verboten. Durch die Energiekrise kommt nun neue Bewegung in die Diskussion. Prof. Moh’d Amro, Direktor des Instituts für Bohrtechnik und Fluidbergbau an der TU Bergakademie Freiberg, hält Fracking mittlerweile für sicher: „Ich betrachte die Frack-Technologie nicht als Risikotechnologie.
    Das ist eine sichere, wissenschaftlich etablierte Technologie.“ Auch die „Expertenkommission Fracking“ der Bundesregierung stellt fest, dass sich die Umweltrisiken mittlerweile minimieren lassen. Die sechs Wissenschaftler haben sich das sensible Thema vier Jahre lang angesehen. Ihre Erkenntnis: Die Technik zur Erschließung von Schiefergas hat sich deutlich weiterentwickelt. Doch das Thema ist emotional aufgeladen. Martin Busch von der Bürgerinitiative „Walle gegen GasBohren“ kämpft seit Jahren gegen die Gasförderung in Niedersachsen.
    Dort sind die größten Gasvorkommen Deutschlands zu finden. Vom Fracking wollen er und seine Mitstreiter erst recht nichts wissen. Sie befürchten Schäden für Trinkwasser, Gesundheit und Klima. Wie Martin Busch lehnt das Gros der Deutschen die Methode ab. Aber angesichts der Energiekrise stellt sich die Frage neu: Sollen wir das Fracking-Verbot in Deutschland aufbrechen, um unabhängig von Russland zu werden? Wäre Fracking im eigenen Land nicht naheliegender und glaubwürdiger, als gefracktes Gas aus den USA über die Weltmeere zu uns zu transportieren? Oder ist Gasförderung sowieso eine „fossile Sackgasse“, wie Fracking-Gegner behaupten? Die „makro“-Dokumentation „Tiefe Risse – Der Streit um Erdgas-Fracking“ zeigt ein gespaltenes Land.
    Die Autoren erklären, wie Fracking funktioniert, sprechen mit Bohrexperten, Wissenschaftlern und Anwohnern, treffen Befürworter und Gegner, besuchen eine britische Fracking-Region und legen dar, welche Chancen und Risiken mit der Fördermethode verbunden sind. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereDi 28.03.20233sat
  • Folge 450
    Im indischen Alang werden alte Schiffe unter fahrlässigen Bedingungen zerlegt.
    Frachtschiffe sind das Herz des internationalen Handels. Für die Reedereien zählt der Gewinn. Preistreiberei, unterbrochene Lieferketten, Billiglöhne und Umweltschäden sind die Folgen. Der globale Handel ist abhängig von großen Containerfrachtern. 85 Prozent unseres täglichen Konsums werden mit dem Boot gebracht. Die „makro“-Dokumentation gibt Einblicke in die geheime Welt der Reeder mit ihren schmutzigen Geschäften. Ein Schiff allein kann genauso viel transportieren wie in 150 Supermärkte passt. Schiffseigner sind meist multinationale Reedereien. Deren Gewinne haben sich im Jahr 2021 versechsfacht. Seit Beginn der Coronapandemie sind die Seetransportpreise explodiert, doch es gab immer weniger Container.
    Die Rechnung zahlen die Konsumenten: leere Regale und Inflation. Experten vermuten, dass die Schiffseigner willkürlich Container verknappen und Häfen nicht zuverlässig anfahren, um ihre Gewinne zu maximieren. Außerdem bekommen ihre Seeleute oft miserable Löhne und leiden unter schlechten Arbeitsbedingungen. Aber auch die Umwelt leidet: Unter Missachtung internationaler Gesetze werden in Ländern wie Indien oder Bangladesch ausgemusterte Frachter verschrottet. Die Giftstoffe aus ihrem Inneren gefährden dort Arbeiter und Anwohner. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereDi 04.04.20233sat
  • Folge 451
    Die Bewohner der Insel Borkum haben bald eine Gasplattform vor der Nase. Weitere könnten folgen. Ist das der Preis für sichere Energieversorgung? Und wo bleibt der Umweltschutz? Er umfasst 60 Milliarden Kubikmeter und könnte zehn Prozent des deutschen Gasbedarfs decken: Der Gas-Schatz vor Borkum. Umweltschützer sind gegen die Erschließung und Förderung im Nationalpark Wattenmeer. Dem steht die Unabhängigkeit der Energielieferung gegenüber. Borkums Bürgermeister Jürgen Akkermann befürchtet, dass die Touristen fernbleiben, wenn das Gasfeld NO5-A in wenigen Monaten erschlossen wird.
    Zwar steht die Bohrinsel gerade eben noch auf niederländischem Territorium, das Gasvorkommen selbst – und weitere Explorationslizenzen – erstrecken sich jedoch beidseits der deutsch-holländischen Grenze. „Unberührte Natur und der Erhalt des Ökosystems Wattenmeer bilden die Grundlage für das wirtschaftliche Überleben der Inselgemeinschaften“, sagt Akkermann. Er hat sich mit seinen Kollegen von den Inseln Juist und Norderney zusammengeschlossen. Gemeinsam kämpfen alle gegen die Förderpläne. Doch Erdgas unter der Nordsee wird durch die Energiekrise immer attraktiver.
    Das niederländische Unternehmen ONE-Dyas will vorne mit dabei sein und investiert bereits in das Gasfeld, die Planungen für den Bohrturm vor Borkum laufen auf Hochtouren. Lange Jahre war eine Gasförderung vor den ostfriesischen Inseln ein Tabuthema. Noch im Sommer 2021 hat die niedersächsische Landesregierung die Gasförderung in der Nordsee komplett abgelehnt. Mit der Verschärfung der Energiekrise hat die Regierung in Hannover eine bemerkenswerte Kehrtwende hingelegt und für das Projekt eine Genehmigung erteilt.
    Denn die Hälfte des gesamten Nordsee-Gases soll künftig nach Deutschland fließen. Die Gasplattform vor Borkum wird zum Testfall in der deutschen Energiefrage. Mittlerweile stammen nur noch rund fünf Prozent des deutschen Gasverbrauchs aus eigener Förderung. Noch vor 20 Jahren waren es 20 Prozent. Brauchen wir eigene Gasplattformen in der Nordsee, um auf gefracktes Gas aus dem Ausland zu verzichten? Oder ist die Förderung von Nordsee-Gas eine „fossile Sackgasse“, wie Umweltschützer sagen? „makro“ geht dem Streit um das Nordsee-Gas auf den Grund. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereDi 11.04.20233sat
  • Folge 452
    Eine fieberhafte Suche nach neuen Gasquellen ist entbrannt. Dabei reicht vielleicht schon ein Gang in den nächsten Kuhstall. Könnte heimisches Biogas russisches Erdgas ersetzen? „makro“ zeigt, wie mithilfe von Biogas die eigene Gasförderung erhöht und somit die Abhängigkeit von Importen reduziert werden kann – und welcher Preis bei Flächennutzung und Umweltschutz dafür zu zahlen wäre. Bisher führt Biogas in Deutschland ein Schattendasein. Gerade einmal 1,5 Prozent beträgt der Anteil am Gasverbrauch. Experten halten bis zu 30 Prozent für möglich. Damit wäre Biogas ein wichtiger Baustein der Energiewende, wenn die Sonne nicht scheint oder Wind nicht weht.
    Das kleine Dorf Bollewick in Mecklenburg-Vorpommern hat es mit Biogas sogar zu vollständiger Energieunabhängigkeit gebracht. Die eigene Biogasanlage liefert nicht nur günstige Wärme für die Einwohner, sie kann auch ein großes Kulturzentrum im Dorf beheizen. Die Anlage wird betrieben mit der Gülle aus einem Kuhstall: Platz für Kultur, ermöglicht durch Kuhmist. Bollewick ist keine Ausnahme: 160 Dörfer bleiben so von der Energiekrise verschont. Gewonnen wird Biogas aus Gülle, Pflanzenresten, Abfall aus der Biotonne oder Energiepflanzen wie Mais. Etwa 9000 dieser Biogasanlagen liefern deutschlandweit Strom und Wärme, überwiegend auf dem Land.
    Während Biogas in Deutschland eher ein Nischenprodukt ist, setzt man in Dänemark voll darauf. Schon heute werden bei unseren nördlichen Nachbarn 34 Prozent des heimischen Gasbedarfs durch Biomethan gedeckt. Die Regierung in Kopenhagen baut die Biogas-Quote konsequent aus, um die Abhängigkeit von fossilem Erdgas zu beenden und insbesondere die russischen Importe zu ersetzen. Wäre das auch ein Weg für Deutschland? Doch Biogas ist auch umstritten: Als Grundstoff werden nicht nur Küchenabfälle oder Gülle eingesetzt. Die meisten Anlagen werden auch mit Mais oder Raps gefüttert. Der Vorwurf: Lebensmittel gehören auf den Teller und nicht in den Tank. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereDi 25.04.20233sat
  • Folge 453
    Nüsse gelten als kerngesund. Doch die Arbeitsbedingungen in Anbauländern und gigantische Transportwege weltweit verursachen dramatische Gesundheitsprobleme und Umweltschäden. Die weltweite Produktion von Wal- und Haselnüssen, Peanuts und Pinienkernen ist ein Milliardengeschäft. Die Folgekosten des hyperglobalisierten Geschäfts sind aber gewaltig. „makro“ prüft die kleinen Nährstoffwunder auf Kern und Schale. Lange galten sie als kalorienreiche Dickmacher, heute werden sie als Superfood gehandelt: Gute Fette, Mineralstoffe, Vitamine stecken in Nüssen, Kernen und Samen. Doch bleibt ein Beigeschmack. Das zeigt vor allem das Beispiel der Cashewkerne: Sie werden häufig an der Elfenbeinküste angebaut.
    Über 90 Prozent der weltweiten Ernte werden jedoch in Vietnam oder Indien weiterverarbeitet. Cashews im deutschen Supermarkt haben so oft schon knapp 23.000 Seemeilen hinter sich. Auch die soziale Situation bei der Verarbeitung ist prekär: Den Arbeiterinnen fehlt häufig Schutzkleidung. Dabei ist das Schalenöl der Cashew hochgiftig: Ein kleiner Spritzer reicht aus, um bei Hautkontakt starke Verätzungen hervorzurufen. Gelangt es in den Körper, kommt es zu schweren Nervenerkrankungen. Kernige Snacks sind aus unserer Ernährung kaum wegzudenken.
    Über den Ursprung erfahren Verbrauchende meist wenig. Ungeschälte Haselnüsse, Walnüsse oder Mandeln sind zwar kennzeichnungspflichtig; gehackt, geschält oder gemahlen können sie dagegen ohne Angaben verkauft werden. Mehr als fünf Kilogramm Schalenobst verzehren die Deutschen pro Kopf und Jahr. Es ginge auch ohne globale Lieferketten. Wal- und Haselnüsse wachsen schließlich in Mitteleuropa. Doch ein konventioneller Anbau findet in Deutschland bislang kaum statt. Es fehle der politische Wille, beklagen Nussbauern. So stillen die Lust auf Nüsse hierzulande meist Lieferungen aus China oder der Türkei. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereDi 02.05.20233satDeutsche Online-PremiereFr 28.04.2023ZDFmediathek
  • Folge 454 (30 Min.)
    In Deutschland landen jährlich mehr als eine Million Tonnen Alttextilien in Containern. Neue Kleidung entsteht daraus so gut wie nie. Wie wird aus Wegwerfmode ein Kleiderkreislauf? Sammler und Sortierer schlagen Alarm, da billige Kleidung oft von schlechter Qualität ist – Wiederverwendung ausgeschlossen. Auch das Recycling der Stoffe ist schwierig, da viele Kleidungsstücke nicht aus einem einzigen Material bestehen, sondern Gemische sind. Schätzungen zufolge kaufen die Deutschen im Durchschnitt 60 Kleidungsstücke pro Jahr, jedes fünfte wird aber so gut wie nie getragen. Fast Fashion ist ein globales Problem: Das Bild von riesigen Kleiderbergen in der Atacama-Wüste in Chile ging 2021 um die Welt.
    Die Kleidung, meist aus Polyester, wurde verbrannt und hinterließ giftige Dämpfe. „Der Textilmüll wird aus dem Globalen Norden in den Globalen Süden exportiert. So entledigen sich die Fast-Fashion-Konzerne eines schwerwiegenden Müllproblems“, kritisiert Viola Wohlgemuth, Expertin für Ressourcenschutz bei Greenpeace. Das Recycling von Textilien ist bislang noch nicht wirtschaftlich, da für die Stoffgemische unterschiedliche Recyclingverfahren zum Einsatz kommen müssen.
    Ziel ist deshalb, die Textilien in einem geschlossenen Kreislauf zu halten, um keinen neuen Abfall zu produzieren. Die Dokumentation begleitet Modeunternehmen bei der Umsetzung kreislauffähiger Kollektionen. Auch biologisch abbaubare Textilien werden getestet. Sind verrottbare Textilien eine Alternative? Welche Macht haben die Konsumierenden? Die Politik hat eine EU-Textilstrategie entwickelt, mit der Fast Fashion bis 2030 zum Auslaufmodell werden soll. Können Unternehmen und Politik mit Unterstützung der Verbraucherinnen und Verbraucher die Textilbranche wirklich nachhaltiger machen und das Müllproblem lösen? (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereDi 16.05.20233sat
  • Folge 455
    Handy, Computer, Kaffeemaschine – wenn Elektrogeräte kaputt sind, landen sie meist im Müll. Die Reparatur lohnt nicht. Dabei könnten so Müll vermieden und Rohstoffe gerettet werden. Drei von vier Deutschen tauschen ihr Gerät aus, weil eine Reparatur zu teuer ist. Die Nutzungszeit von Elektrogeräten sinkt stetig, der Elektroschrottberg wächst. Und Millionen von Geräten mit wertvollen Rohstoffen lagern ungenutzt in Schubladen und Kellern. Für deren Ersatz müssen viele teure Rohstoffe und billige Arbeitskräfte eingesetzt werden. Die Gründe für das Geräte-Desaster sind vielfältig: schlechtes Produktdesign, kaum verfügbare und dabei oft teure Ersatzteile, verklebte statt verschraubter Komponenten, gezielte Blockade oder komplizierte Software.
    Viele Menschen trauen sich nicht ran an die Reparatur. Dabei funktioniert es oft leichter als gedacht. Die Politik wacht langsam auf, drängt die Hersteller zu besserem Produktdesign, mehr Reparaturmöglichkeiten und entdeckt nebenbei auch, dass im Reparaturbereich eine Fülle neuer Arbeitsplätze entstehen kann. Der Markt mit generalüberholten „Refurbished-Geräten“ beginnt zu boomen. Die „makro“-Doku fragt nach: Sind wir langsam auf dem Weg zu einer Reparatur-Gesellschaft – oder machen wir uns da etwas vor? (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereDi 23.05.20233sat
  • Folge 456
    Die Bundesregierung pumpt Milliarden Euro in die Aufrüstung. Neue Waffen werden bestellt. Profitiert davon die deutsche Rüstungsindustrie? Oder machen andere das Geschäft? Deutschlands Rüstungswirtschaft hat weltweit einen sehr guten Ruf. Viele Waffen werden exportiert. Aber als Lieferant für die Bundeswehr gibt es auch immer wieder Probleme: lange Lieferzeiten, hohe Kosten und auch immer wieder technische Pannen. Die Bundeswehr hat Nachholbedarf. Jahrelang wurde an allen Ecken und Kanten gespart. Die Situation sei sehr angespannt, sagt Eva Högl, die Wehrbeauftragte des Deutschen Bundestages: „Wenn wir über das Material sprechen, dann braucht die Bundeswehr im Grunde genommen von allem mehr, weil sie von allem zu wenig hat.“ Der Krieg in der Ukraine hat eine Zeitenwende ausgelöst.
    Jetzt gibt es Geld: 100 Milliarden Euro hat Bundeskanzler Scholz zusätzlich der Bundeswehr für neues Material versprochen. Kann die deutsche Rüstungsindustrie liefern? Nach Einschätzung der IG Metall stehen viele deutsche Rüstungsfirmen da vor einem Problem: Zwar können sie gute Produkte liefern – aber längst nicht in der hohen Stückzahl, wie sie jetzt gefordert werden.
    Rüstungsproduktion in Deutschland sei Manufaktur, sagt Jürgen Kerner, IG-Metall-Vorstandsmitglied. Bislang sei nach dem Prinzip gearbeitet worden: „Produktion hochfahren, einmotten, runterfahren“. Wenn man jetzt vernünftig produzieren wolle, „müssen wir in einen kontinuierlichen Produktionsprozess kommen“. Und die deutsche Rüstungsindustrie steht vor weiteren Herausforderungen: Viele der neuen Waffen der Bundeswehr sind für die Landesverteidigung nicht optimiert.
    Milliardenteure Fregatten beispielsweise wurden für den Einsatz in Übersee konzipiert. Auch der Schützenpanzer „Puma“ wurde mehr für Auslandseinsätze geplant. Jetzt muss die Rüstungsindustrie umdenken. Schafft es die deutsche Rüstungsindustrie, die in sie gesetzten Erwartungen zu erfüllen? Oder gehen die Aufträge am Ende an andere Länder? Die „makro“-Dokumentation „Rüstungsboom – Bomben, Panzer und Probleme“ bietet Einblicke in eine Branche, die lange nicht im Brennpunkt des öffentlichen Interesses stand. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereDi 06.06.20233sat
  • Folge 457
    Das „Artemis“-Programm, Amerikas Rückkehr zum Mond, definiert die Raumfahrtindustrie neu. Ein Milliardenmarkt entsteht. Beim Wettlauf um die Zukunft kämpft Europa um Anschluss. Es ist ein bisschen wie im Wilden Westen: Claims werden abgesteckt. „Europa muss jetzt dabei sein und sich diesen Platz sichern. Sonst sind wir raus“, sagt der deutsche ESA-Astronaut Alexander Gerst. Doch Europas Weltraumbehörde ESA tut sich schwer. Wünsche und Begehrlichkeiten der 22 Mitgliedsstaaten wollen sorgfältig austariert werden.
    Immerhin: Beim ESA-Ministerrat in Paris im November 2022 konnte man sich auf ein Rekord-Budget von 16,9 Milliarden Euro einigen. Auch an Amerikas „Artemis“-Mission ist Europa beteiligt: Das Servicemodul der gigantischen Mondrakete wird in Bremen gebaut. Es wird die Astronauten im Raumschiff mit Sauerstoff, Strom, Wasser und Treibstoff versorgen. Im Gegenzug dürfen europäische Astronauten mit zum Mond. Auch private Unternehmen setzen die schwerfälligen Raumfahrtagenturen unter Druck.
    „Die Privatwirtschaft hat einfach um Längen mehr Geld als die staatlichen Organisationen“, sagt Dale Ketcham, der für die NASA Flächen und Büros an Space-Firmen vermietet. Während das amerikanische Apollo-Programm der 1960er-Jahren noch eine nationale, staatlich finanzierte Kraftanstrengung war, stützen sich Amerikas Weltraumambitionen heute auf eine Vielzahl privater Firmen. Die neuen Player der Raumfahrt sind smart. Darunter viele ehemalige Topleute aus dem eingestellten Space-Shuttle-Programm.
    Sie zogen ins Silicon Valley, machten ihr eigenes Ding. Zusammen mit begeisterten Newcomern und Milliardären wie Elon Musk und Jeff Bezos wurden sie zu Akteuren der „New Space“-Szene und revolutionieren jetzt die Branche. Dass europäische und amerikanische Astronauten inzwischen mit Elon Musks Raketen zur Internationalen Raumstation ISS fliegen und mit seinem „Starship“ 2025 auf dem Mond landen sollen – kein Zufall. Sechs Astronauten schickt die ESA dafür ins Rennen. Einer, der sich Hoffnungen macht für seinen großen Traum, ist Matthias Maurer.
    170 Tage schon war er auf der ISS, heute ist er Projektleiter für ein Mond-Trainingszentrum der ESA. Der Run auf den Weltraum hat begonnen – geografisch und wirtschaftlich. Für Amerika ist die Mission klar: den eigenen Führungsanspruch untermauern und Chinas ehrgeizige Ambitionen auf Distanz halten. Für Europa entscheidet sich derweil, ob es im neuen Space Business eigenständiger Akteur wird. Oder in Zukunft abhängig von Dritten – wie bei Computerchips, Gasversorgung und Sicherheit. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereDi 13.06.20233sat
  • Folge 458 (29 Min.)
    Der Klimawandel, anfällige Handelsketten und jetzt der Krieg in der Ukraine – jede Krise verstärkt den Hunger in der Welt. Hat die globale Landwirtschaft ihre Grenzen erreicht? Nahrungsmittel aus der Ukraine haben rund 400 Millionen Menschen weltweit ernährt. Der Krieg sorgt für Lieferausfälle, Anbauprobleme und Preissteigerungen. Was bedeutet das für Menschen in Afrika und für ukrainische Landwirte? Können deutsche Bauern helfen? Die EU hat auf die aktuelle Krise reagiert und bereits beschlossene Umweltschutzmaßnahmen für die Landwirte in Europa zunächst ausgesetzt.
    Der schleswig-holsteinische Bauer Philipp Hansen durfte deshalb im vergangenen Herbst mehr Weizen anbauen. Aber mit der Entscheidung hat sich die Politik lange schwergetan. „Die Beschlüsse kamen gerade noch rechtzeitig. Ich denke schon, dass wir in diesem Jahr deutlich mehr Weizen von unseren Feldern ernten werden.“ Die UN hat ein Abkommen zwischen Russland und der Ukraine durchgesetzt, das die Ausfuhr der ukrainischen Nahrungsmittel zumindest in Teilen ermöglicht. Die Getreidepreise sind dadurch wieder gesunken. Doch jetzt zeichnet sich ab, dass den Bauern in der Ukraine ein schwieriges zweites Kriegsjahr bevorsteht.
    Der ukrainische Getreideverband geht davon aus, dass in Folge des Kriegs nur noch die Hälfte der Getreidemenge aus den Vorkriegszeiten produziert wird. Ein Grund: Im Kampf gegen Russland braucht das Militär weitere Soldaten. Die ukrainische Regierung sieht sich gezwungen, nun auch die Arbeiter aus der Landwirtschaft für den Fronteinsatz einzuziehen. Für den deutschen Landwirt Torben Reelfs ist das eine Katastrophe. Er beackert gut 1000 Hektar in der Ukraine. „Die Ernte ohne einen Teil meiner Mitarbeiter einzufahren wird schwer“, sagt er.
    „Aber viel schlimmer ist, dass ich bestimmen muss, welche meiner Leute ich für das Militär und damit zum Fronteinsatz freistelle.“ Seit Kriegsbeginn ist die Zahl der akut von Hunger betroffenen Menschen weltweit von 283 Millionen auf zwischenzeitlich 345 Millionen gestiegen. Auch Kenia hat vor dem Krieg Getreide aus der Ukraine und Russland importiert. Zudem ist das Land durch die Folgen des Klimawandels schwer getroffen: In der Region Turkana im Norden des Landes hat es seit drei Jahren so gut wie nicht mehr geregnet. Die dort heimischen Nomadenstämme leben vom Handel mit ihren Ziegen, die wiederum das Gras der Savanne ernährt.
    Doch das meiste Vieh ist in der extremen Dürre verhungert. Jetzt sind sie auf die Hilfe des Welternährungsprogramms der UN angewiesen. Die steigenden Nahrungsmittelpreise haben zwischenzeitlich dazu geführt, dass die Verteilung der Lebensmittel nur noch eingeschränkt möglich ist. Ein Grund für die seit Kriegsbeginn ungewöhnlich stark schwankenden Preise könnten Finanzspekulationen sein. Beobachter wie der Wissenschaftler Lukas Kornher von der Universität Bonn fordern, die Wetten auf steigende oder fallende Lebensmittelpreise durch Finanzjongleure stärker zu regulieren.
    Strengere Regeln könnten dazu führen, dass die Preisschwankungen nicht mehr so extrem ausfallen. Ein Ansatz, den Hunger weltweit zu bekämpfen, ist die Förderung von Kleinbauern. In der Nähe des Turkana-Sees hat das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen ein Bewässerungsprojekt gestartet, das den Einwohnern den Anbau von Getreide ermöglicht. Über 500 Familien leben von dem Projekt. Statt dem in Kenia beliebten Mais oder Weizen bauen sie traditionelle Hirse an und erzielen gute Erträge. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereDi 27.06.20233satDeutsche Online-PremiereMo 19.06.2023ZDFmediathek

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