Es ist ein bisschen wie der Rücktritt von Benedikt XVI. oder von Bayern-Trainer Jupp Heynckes: Michael Krüger, der Verleger des Carl Hanser Verlags, hört zum Jahresende auf – und die Schlagzeilen sind erheblich. Unter Krügers Leitung stieg der Hanser Verlag an die Spitze der deutschen Verlagsszene. 16 Nobelpreisträger umfasst derzeit das Verlagsverzeichnis. Zuletzt reiste Krüger für Tomas Tranströmer und Herta Müller nach Stockholm. Anfang Dezember wird Michael Krüger 70 und übergibt die Geschäfte an den bisherigen DuMont-Verleger Jo Lendle. Vorher aber erscheint noch ein neuer Gedichtband – nicht bei Hanser, sondern traditionell bei Suhrkamp: „Umstellung der Zeit“, denn, so Krüger: „Ein Tag ohne Gedicht ist ein verlorener
Tag“. „lesenswert“-Moderatorin Felicitas von Lovenberg begrüßt ihn – und als Star- und Ehrengast seinen Freund und Mitliteraten Hans Magnus Enzensberger. „Nur langweilige Menschen langweilen sich“, heißt es in dessen neuem Buch „Herrn Zetts Betrachtungen oder Brosamen, die er fallen ließ, aufgelesen von seinen Zuhörern“, das ebenfalls bei Suhrkamp erscheint. Hans Magnus Enzensberger gehört seit seinem Engagement in der Gruppe 47, seit seinem ersten Gedichtband „Verteidigung der Wölfe“ 1957, und seit der Gründung der Zeitschrift „Kursbuch“ 1965 zu den wichtigsten Literaten Deutschlands. Herr Zett, sein neuer Held, ist zwar im Gegensatz zu seinem Autor klein und ziemlich rund, seine Gedanken aber sind wie immer so viril wie viral. (Text: SWR)