2021, Folge 147–157
Folge 1-62 als "Abenteuer Forschung", konkrete Infos nicht bekannt
Unfall-Analyse: Hightech-Detektive klären auf
Folge 147 (30 Min.)Es sind schicksalhafte Sekunden: der Augenblick, in dem ein schwerer Verkehrsunfall passiert. Was führte zum Crash? Mit Hightech lässt sich dieser Vorgang jetzt im Detail rekonstruieren. Bei Autounfällen fehlen oft Augenzeuginnen und Augenzeugen, so bleibt die Schuldfrage offen. Doch neue, innovative Technologien geben Antworten. Harald Lesch verfolgt eine Unfallanalyse, bei der, wie in einem Krimi, verräterische Indizien nicht unentdeckt bleiben. Dem Schicksal auf der Spur: Nach einem Unfall mit Todesfolge suchen Ermittlerteams nach präzisen Antworten auf die relevanten Fragen.
Warum verlor der Fahrer die Kontrolle über seinen Wagen? Wie schnell war das Auto? War Alkohol im Spiel? Sie sind für Angehörige von entscheidender Bedeutung: Wer hatte Schuld – und was bedeutet das etwa für den Versicherungsschutz? In Zürich versucht ein Team von Rechtsmedizinern, Toten ihre Geheimnisse zu entlocken: jedoch nicht mit Messer und Skalpell, sondern mit digitalen Mitteln. So lassen sich sogar komplexe innere Verletzungen exakt analysieren. Die Pioniere der virtuellen Autopsie wollen so zügiger als bisher ermitteln, ob zum Beispiel eine medizinische Ursache zum Unfall führte und was genau die Todesursache war.
Detektivische Kleinarbeit. Auch die Schäden am Unfallfahrzeug tragen zur Klärung bei: Ist das Auto tatsächlich so schnell gefahren, wie Zeuginnen und Zeugen behaupten? Ein Crashtest, mit dem der Unfall exakt rekonstruiert wird, kann Antworten liefern. Klassische Dummys haben bei diesen Tests bisher die Unfallopfer „vertreten“. Doch sie sind viel zu steif und entsprechen nicht der echten Anatomie.
Präzise Ergebnisse lassen sich nur mit einem „Double“ erzielen, das dem menschlichen Körper möglichst gut entspricht. Unfallforscher und -forscherinnen sowie Crashtest-Expertenteams haben jetzt einen neuen, sogenannten Biofidel-Dummy entwickelt: Er soll die Eigenschaften des menschlichen Körpers „naturnah“ abbilden. Noch muss sich zeigen, ob er im Vergleich die inneren Verletzungen realer Unfallopfer korrekt darstellt. Für die Forschung und Fahrzeugentwicklung analysieren die Wissenschaftlerteams vom Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen auch Crashtest-Autos.
Mit dem von ihnen entwickelten XXL-Computertomografen ist es erstmals möglich, mit Röntgenstrahlung ganze Fahrzeuge zu durchleuchten. So bleiben auch die Schäden im Inneren der Crashtest-Autos nicht verborgen. Eine radiologische Revolution, die langfristig auch zu mehr Sicherheit für Insassen führen soll. Harald Lesch zeigt neueste technische Entwicklungen, die die Unfall-Analyse revolutionieren und von denen einige inzwischen schon Einzug in polizeiliche Ermittlungen und die Aufklärung von Unfallursachen gehalten haben. (Text: ZDF)Deutsche TV-Premiere Di. 02.02.2021 ZDF Erregern auf der Spur: Die heikle Suche nach dem Ursprung
Folge 148 (30 Min.)Sie sind überall, ob im Regenwald, in der Wüste oder vor unserer Haustür: Tiere, die gefährliche Erreger in sich tragen. Mit detektivischem Spürsinn sind ihnen Forschende auf der Spur. Ziel von Forschung ist, Infektionswege zum Ursprung zurückzuverfolgen. So ließen sich Strategien zum Schutz vor neuen Pandemien entwickeln. Es sind nicht nur Fledertiere, die krank machende Keime übertragen. Harald Lesch über die Suche nach dem Ursprung. Bereits Anfang des 20. Jahrhunderts verfolgte der Hygieniker George Soper über Monate die Spur von punktuellen Typhusausbrüchen in den USA.
Im März 1907 stand Soper der „Erregerquelle“ endlich gegenüber – und die Frau zückte eine Tranchiergabel, nicht gewillt, ihm Proben ihres Urins, Stuhls und Bluts zu überlassen. Tatsächlich hatte diese erste entdeckte „Super-Spreaderin“ mindestens 46 Menschen infiziert, ohne selbst zu erkranken. So konnte sie das Bakterium Salmonella typhi ahnungslos und unbemerkt streuen, bis George Soper die Zusammenhänge entdeckte. Tatsächlich lassen sich Seuchen am effektivsten in den Griff bekommen, indem man Überträger aufspürt, im Idealfall sogar das ursprüngliche Reservoir der Keime.
Bei SARS – der Infektion mit dem Coronavirus-1, die im Jahr 2003 auftrat – ist diese Rückverfolgung inzwischen nahezu lückenlos gelungen: Forschende gehen davon aus, dass das Coronavirus-1 von seinem Reservoir, einer Fledertier-Art, über die Zibetkatze zum Menschen kam. Auch MERS ist eine durch Coronaviren hervorgerufene Infektion der Lunge beim Menschen. Sie bricht regelmäßig aus, jedoch bisher nur punktuell. Forschende haben jetzt das Reservoir des Virus im Visier. Kann es gelingen, eine denkbare Epidemie durch das Virus zu verhindern? Seit Januar 2021 versucht ein internationales Forscherteam der WHO, in China den Auslöser der jetzigen Pandemie mit SARS-Coronavirus-2 zu identifizieren.
Die Hoffnung: den Verlauf auch dieser Infektion rückverfolgen zu können und letztendlich die Quelle der Erkrankung aufzuspüren. Wie gelang dem Virus der Sprung zum Menschen? Über einen Zwischenwirt? Oder kam das Virus vielleicht doch aus einem Labor? Harald Lesch spricht mit Forschenden über die aktuellen Ergebnisse der Erkundungen in China und zeigt, wie man in Zukunft den Sprung vom Tier über die Artengrenze zum Menschen verhindern könnte – und damit vielleicht auch künftige Pandemien. (Text: ZDF)Deutsche TV-Premiere Di. 16.03.2021 ZDF Deepfakes – der Manipulation ausgeliefert?
Folge 149 (30 Min.)Barack Obama, der Donald Trump als „Vollidioten“ bezeichnet, oder Hollywoodstars als Pornodarstellerinnen – Deepfakes machen es möglich. Dürfen wir unseren Augen noch trauen? Mithilfe künstlicher Intelligenz lassen sich Videos heute nahezu perfekt manipulieren, sodass Menschen scheinbar Dinge sagen oder tun, die sie nie gesagt oder getan haben. Manipulationen erreichen eine neue Dimension. Wie ausgeliefert sind wir der Gefahr? Bisher war die realistische Animation von Menschen Spezialisten vorbehalten. In Hollywood wird bis heute ein enormer technischer Aufwand betrieben, um zum Beispiel verstorbene Schauspieler für einen Blockbuster wieder zum Leben zu erwecken.
Eine besondere Herausforderung ist dabei, das Gesicht möglichst echt wirken zu lassen. Seit wenigen Jahren gibt es jedoch eine neue Technik für diese Aufgabe: Deepfakes. Dabei lernt ein Programm dank künstlicher Intelligenz, wie eine Person aussieht und welche Mimik sie hat. Per Mausklick lässt sich anschließend das Gesicht auf zum Beispiel einen Schauspieler oder einen Politiker – im Prinzip auf jede beliebige Person – übertragen. Inzwischen sind Deepfake-Programme als Freeware für jedermann zum Download verfügbar.
Und das birgt eine Gefahr: Was, wenn Politikern falsche Aussagen in den Mund gelegt werden? Bisher zeigen zum Glück nur Künstler und Aktivisten auf eher harmlose Weise, was möglich ist – doch die Manipulationsmöglichkeiten sind beängstigend. Am meisten Schaden haben Deepfakes bisher in einem Genre angerichtet, das man nur hinter vorgehaltener Hand diskutiert: im Porno-Milieu. Es ist ein neuer Hype, Gesichter von prominenten Frauen digital auf die Darstellerinnen zu projizieren – mit schauerlich realistischen Resultaten. Schätzungsweise sind mehr als 95 Prozent der heute im Internet kursierenden Deepfakes pornografischen Inhalts.
Doch das Potenzial der Technik reicht viel weiter. Während die Deepfakes in rasanter Geschwindigkeit immer besser und lebensechter werden, läuft parallel ein Wettlauf, die Fälschungen wiederum mit künstlicher Intelligenz zu enttarnen. Doch es bleiben viele Fragen offen. Kann wirklich jeder solche Deepfakes erstellen? Woran lassen sie sich erkennen? Wie können wir uns für eine Zukunft wappnen, in der wir unseren Augen nicht mehr trauen können? Und: Was lehrt uns diese neue Technologie über unsere Wahrnehmung? Harald Lesch geht auf die Suche nach Antworten. (Text: ZDF)Deutsche TV-Premiere Di. 13.04.2021 ZDF Voll geladen – neue Speicher für die Energiewende
Folge 150 (30 Min.)In der Klimakrise ruht alle Hoffnung auf alternativen Energien. Doch Sonne und Wind sind nicht immer und überall verfügbar. Was können Energiespeicher leisten – und wo steht die Forschung? Auch wenn Windkraft und Fotovoltaik ausgebaut werden, ein Problem bleibt: Die Energiegewinnung schwankt. Gesellschaft, Industrie und Verkehr brauchen aber zu jeder Zeit genug Strom, Wärme und Brennstoffe. Möglich nur, wenn grüner Strom intelligent gespeichert wird. Harald Lesch geht diesmal der Frage nach, wie die Energiewende gelingen kann – trotz schwankender Energieerträge aus Windkraft- und Fotovoltaikanlagen.
Im Kleinen funktioniert das schon ganz gut, mit Plusenergiehäusern zum Beispiel. Doch sollen alle Menschen in Deutschland und Europa, die Industrie und sämtlicher Verkehr mit der Energie aus Sonne und Wind versorgt werden, braucht es dazu vor allem eines: neue Speichertechniken mit ausreichender Kapazität. Teilweise kommen diese schon in der fossilen Energiewirtschaft zum Einsatz. Pumpspeicherkraftwerke sind „Gravitationsbatterien“.
Sie speichern Strom, wenn er im Überfluss vorhanden ist, und speisen ihn bei Bedarf wieder ins Netz. Aber in Deutschland gibt es aufgrund der Topografie wenig geeigneten Raum für neue Pumpspeicher. Norwegen mit seinen über 1200 Speicherkraftwerken könnte hier helfen – als eine Art Superbatterie für Europa. Leitungsverluste lassen sich jedoch nur mit dezentralen Speichern minimieren – zum Beispiel mit Batterien. Die Lithium-Ionen-Technik ist dafür zu teuer und die Rohstoffe knapp.
Deshalb entstehen bereits neue Batteriesysteme. Natrium- oder Magnesium-Ionen-Batterien sollen die Welt der stationären Batteriespeicher revolutionieren. Sonnenenergie lässt sich aber auch direkt speichern – als Wärme. Solarkraftwerke wie in der israelischen Wüste Negev nutzen die Strahlungswärme der Sonne. Tausende Spiegel lenken dort die Sonnenstrahlen auf die Spitze des höchsten Solarturms der Welt und erhitzen Wasser. Mit dem entstehenden Wasserdampf erzeugt das Kraftwerk Strom.
Speichert man einen Teil der Hitze zum Beispiel in flüssigem Salz, kann ein solches Kraftwerk auch noch in der Nacht Strom erzeugen. Das Prinzip solcher Hochtemperatur-Wärmespeicher könnte sogar Kohlekraftwerken neues Leben einhauchen. Die Industrie braucht potente Brenn- und Treibstoffe etwa für Flugzeuge und Schiffe. Dafür will man grünen Strom künftig mithilfe der Elektrolyse zur Erzeugung von Wasserstoff nutzen. Stahl- und Chemische Industrie erproben bereits seinen Einsatz.
Mit grünem Wasserstoff lässt sich auch Methan herstellen. Beides könnte im bereits bestehenden Erdgasnetz gespeichert und verteilt werden. Wasserstoff hat also das Potenzial, all die Bereiche mit grüner Energie zu versorgen, die mit grünem Strom allein nicht funktionieren. Doch es gibt auch Hürden. Die Energiewende ist zu schaffen, das belegen viele Studien. Doch der notwendige Wandel erfordert Anstrengung und neue Ideen. Harald Lesch geht auf die Suche nach Lösungen für ein CO2-neutrales Energiesystem der Zukunft. (Text: ZDF)Deutsche TV-Premiere Di. 04.05.2021 ZDF Kein Stau und gute Luft: Mobilität mit Zukunft
Folge 151 (30 Min.)Zu viel Lärm, Emissionen und Staus: Setzt sich die Entwicklung von „vor der Pandemie“ fort, drohen Verkehrskollaps in Städten und weitere Versiegelung. Muss man die Mobilität neu erfinden? Der Stillstand im Lockdown war für Forschende ein regelrechter Großversuch: Welche Veränderungen, etwa der Emissionen, konnte man messen? Harald Lesch zeigt, wie man jetzt intelligent „freie Fahrt und gute Luft“ auf unseren Straßen ermöglichen will. Klare Luft statt Abgasdunst, so präsentieren sich unsere Städte während des Lockdowns.
Ist das nur Augenschein, oder ist unsere Luft in dieser Zeit wirklich besser geworden? Um das herauszufinden, müssen Forschende beispielsweise die gemessenen Kohlendioxidwerte mit zurückgelegten Wegstrecken vor und während des Lockdowns in Beziehung setzen. Das Problem: Wie kommt man an Daten, um die Wegstrecken verlässlich berechnen zu können? Und welche Schlüsse für die Verkehrsplanung der Zukunft lassen sich schließlich aus den Ergebnissen ziehen? In der „Vor-Corona-Zeit“ wurde durchschnittlich an einem Tag von allen Personen in Deutschland zusammen eine Wegstrecke zurückgelegt, die mehr als 20-mal der Strecke zwischen Erde und Sonne entspricht.
Und in Zukunft sollen noch viel mehr Kilometer am Tag dazukommen, davon gehen Forschende nach aktuellen Umfragen aus. Aus Angst vor Ansteckung mit Viren werden öffentliche Verkehrsmittel wohl weiterhin gemieden und stattdessen häufiger die eigenen Pkw genutzt – das macht auch der Homeoffice-Effekt nicht wett. Um den drohenden Verkehrsinfarkt zu verhindern, muss man vor allem den Individualverkehr – dazu zählt sowohl der Berufs- als auch der Freizeitverkehr – neu erfinden.
Nur wie könnte ein optimierter Individualverkehr aussehen? Elektromobilität steht zurzeit hoch im Kurs. Und elektrisch möchte man auch in die Lüfte starten: Weltweit forscht man an der Entwicklung elektrisch angetriebener Flugzeuge, auch um das angekratzte Image des Fliegens aufzubessern. Denn entgegen der allgemeinen Meinung sind herkömmliche Flugzeuge längst nicht so schädlich für das Klima: Flugverkehr ist nur für fünf bis sechs Prozent der weltweiten Kohlendioxid-Emissionen verantwortlich zu machen.
Elektrisch angetriebene Flugzeuge könnten sich zunächst für kurze Strecken von bis zu 800 Kilometern eignen. Forschende gehen davon aus, dass E-Fliegen auf Kurzstrecke klimafreundlicher wäre, als mit dem eigenen Pkw zu fahren. In Zukunft will man die Reichweite allerdings noch erhöhen. Der Knackpunkt ist die Batterie: Sie ist deutlich schwerer als Kerosin, zudem benötigt sie viel mehr Platz. Wie könnte der Flugverkehr von übermorgen aussehen? Das Onlineshopping boomt – und so auch alle damit verbundenen Zustelldienste: Täglich fallen Kolonnen an dieselbetriebenen Lieferfahrzeugen in die Innenstädte ein.
Ein weiterer Faktor für Verkehrschaos und Luftverschmutzung. Nun soll der Lieferverkehr revolutioniert werden. Im Visier haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler beispielsweise Lieferroboter, die Waren autonom zur Kundschaft transportieren. Ein Service der Zukunft? Könnte künstliche Intelligenz schon bald eine entscheidende Rolle auf den Straßen spielen? Harald Lesch zieht Bilanz: Wie lassen sich die Probleme von heute mit der Mobilität der Zukunft lösen? (Text: ZDF)Deutsche TV-Premiere Di. 11.05.2021 ZDF Gesunde Kranke? Im Netz der Diagnostik
Folge 152 (30 Min.)„Mobile Health“ und Hightech-Diagnostik versprechen uns für die Zukunft ein gesundes und langes Leben. Wir können immer mehr über uns wissen. Aber hält uns das Wissen tatsächlich gesünder? Ein Tropfen Blut oder Urin, mit bioanalytischen Hochleistungstools gescannt, schon ist unsere zukünftige Krankheitsgeschichte ein offenes Buch. Nur Science-Fiction? Harald Lesch zeigt, was Hightech-Diagnostik heute leistet und weshalb sie nicht ohne Risiko ist. Noch vor rund 150 Jahren wurden die Menschen in Deutschland im Durchschnitt nur zwischen 35 und 40 Jahre alt.
Heute leben wir im Mittel mehr als doppelt so lange. Auch dank besserer Therapien und immer präziser werdender Diagnostik: Unser Körper lässt sich bis in seine kleinsten Einheiten detailliert durchleuchten. Womöglich krankhafte Veränderungen können so immer früher aufgespürt werden. Doch die immer genauere Kenntnis unseres Körpers und seiner kleinsten Funktionseinheiten birgt auch Gefahren. In Zukunft könnte ein einfacher Bluttest klären, ob ein heute gänzlich symptomfreier Mensch das Risiko in sich trägt, viele Jahre später an Alzheimer zu erkranken.
Mit einer neuen Analyse-Technik wollen Forschende diesen Blick in die eigene Zukunft ermöglichen. Allerdings: Noch gibt es kein Medikament, das die Krankheit des Vergessens stoppen könnte. Was bedeutet eine Diagnose ohne Therapiemöglichkeit für die Betroffenen? Doch ohne eine Früherkennung gibt es auch kaum Chancen auf die Entwicklung von Medikamenten: Wo stehen die Forschenden im Kampf gegen Alzheimer? Vielleicht lassen sich komplexe Krankheiten auch bald am Atem ablesen.
Schon im antiken Griechenland berichteten Ärzte, Krankheiten am Atem zu erkennen. Jetzt gehen Forschende den Botschaften im Atem mit Hightech-Methoden auf den Grund. Auf Basis einer simplen Atemprobe will man schwere Krankheiten schneller als bisher identifizieren und invasive Untersuchungen damit reduzieren. Nur eine Vision oder schon bald Realität? Auch Selbstdiagnostik via Smartphone, Smartwatch oder Fitnesstracker liegt im Trend: Eine Diagnostik, die 24/7 für jeden und überall zugänglich ist.
Clevere Wearables oder smarte Textilien, wie Pyjamas, die im Schlaf unsere Vitalfunktionen en détail screenen, sind bereits in der Entwicklung. Was alles können die smarten Textilien messen, und was sagen diese Werte tatsächlich über unseren Gesundheitszustand aus? Macht uns die Hightech-Diagnostik vielleicht nicht nur „gesünder“, sondern auch zu den Opfern unserer Neugier? Kein Licht ohne Schatten. Harald Lesch ermittelt, warum ein Mensch, der eben noch als gesund galt, den umfassenden Check-up vielleicht als gesunder Kranker verlässt. (Text: ZDF)Deutsche TV-Premiere Di. 01.06.2021 ZDF Vermüllt, versauert, ausgebeutet – Reha für die Ozeane
Folge 153 (30 Min.)Der Zustand der Weltmeere sollte alle Alarmglocken schrillen lassen. Noch ist es nicht zu spät, sie zu retten. Dank unkonventioneller Methoden könnte man ihre wichtigen Funktionen erhalten. Die UNESCO hat 2021 das Jahrzehnt der Ozeane ausgerufen. Ein überfälliges Signal, denn die Folgen anthropogener Eingriffe sind katastrophal. Harald Lesch zeigt, wie wir die Meere und ihre Bewohner zum Nutzen aller bewahren können – auch mithilfe der Natur selbst. Seit Jahrzehnten landen riesige Mengen Plastik in den Ozeanen. Doch bei zahlreichen Schiffsexpeditionen entdeckten Forschende paradoxerweise nur einen verschwindend kleinen Teil, viel weniger, als nach ihren Berechnungen in den Weltmeeren gelandet sein müsste.
Wo steckt der Rest? Die Suche nach dem verschwundenen Plastik führt zu den tiefsten Stellen der Tiefsee, an ferne Küsten und in den Mikrokosmos. Plastik zerfällt durch Sonne, Salz und Wellen in immer winzigere Teilchen, kleiner als ein Tausendstel Millimeter. In immer mehr Fischarten findet man Mikroplastik. Eine Gefahr für Fisch und Fischesser? „Leschs Kosmos“ berichtet über den aktuellen Stand der Forschung. Die Klimakrise bedroht die Ozeane auf vielfältige und tiefgreifende Weise.
Dabei sind sie unser wichtigster Verbündeter im Kampf gegen die Erderwärmung, denn sie absorbieren 90 Prozent der durch den Treibhauseffekt produzierten Wärme und schlucken über ein Viertel unserer Kohlenstoffdioxid-Emissionen. Doch das hat Folgen: Die Meere werden nicht nur wärmer, sondern auch saurer. Das CO2 bildet im Meerwasser Kohlensäure. Für viele Meeresbewohner ist das eine Katastrophe, denn die Säure „frisst“ an ihren Kalkschalen, stört ihr Wachstum und ihre Entwicklung. Was die Ozeanversauerung mit der natürlichen biologischen CO2-Pumpe im Ozean macht und mit welchen Methoden man die CO2-Pumpe, die große Mengen an Treibhausgas in den Weltmeeren versenkt, in Gang halten kann, ist Gegenstand aktueller Forschung.
Jahrzehntelang hat man Wale gnadenlos gejagt. Das größte Tier auf Erden, der Blauwal, wurde fast ausgerottet. Lediglich drei Prozent seines ehemaligen Bestandes blieben verschont. Was die Walfänger nicht ahnten: Die Meeressäuger erweisen uns wertvolle Dienste. Wale sind gut fürs Klima – je größer, desto besser. Große Wale binden so viel Kohlendioxid wie Hunderte Bäume.
Die sogenannte Wal-Pumpe entzieht der Atmosphäre das Treibhausgas und speichert es jahrhundertelang in der Tiefe des Meeres. Glücklicherweise zählen Buckelwale zu den erfolgreichsten Beispielen für die Regenerationsfähigkeit von bedrohten Meeresbewohnern. Der tiefgreifendste anthropogene Eingriff in die Lebenswelt der Meere ist die Fischerei. Seit 50 Jahren beuten wir die Meere im industriellen Maßstab aus, und viele Bestände sind bereits kollabiert. Auch in Nord- und Ostsee ist die Situation nach vielen Jahrzehnten halbherziger Fischereipolitik dramatisch.
Um aus dem Tief herauszukommen, Ressourcen und Artenvielfalt zu schützen und am Ende sogar noch die Fangerträge ganz erheblich zu steigern, bedarf es einer Reihe smarter Maßnahmen, aber Erfolg wäre garantiert. Man muss es nur angehen. Rund um die Welt suchen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nach Lösungsansätzen für die vielschichtigen Probleme in den Weltmeeren. Welche Rolle dabei hungrige Albatrosse spielen, was uns die Geschichte Neufundlands lehrt oder was Schleppnetze mit Flugverkehr zu tun haben, erklärt Harald Lesch in dieser Folge des Wissenschaftsmagazins. (Text: ZDF)Deutsche TV-Premiere Di. 03.08.2021 ZDF Deutsche Streaming-Premiere Mi. 28.07.2021 ZDFmediathek Schleichender Wandel: Killerpilze auf dem Vormarsch?
Folge 154 (30 Min.)Tödliche Pilzinfektionen mehren sich, giftige Doppelgänger von Speisepilzen machen Schlagzeilen: Im Verborgenen entwickelt sich eine Gefahr, die inzwischen nicht nur Pilzsammler beunruhigt.
Die Klimaerwärmung verändert das Netzwerk der Natur. So ist auch das Reich der Pilze im Wandel – mit zum Teil dramatischen Folgen für das Ökosystem und den Menschen. Harald Lesch auf den Spuren des weitverzweigten Systems im Untergrund.
Ob Steinpilz, Champignon oder Pfifferling – Pilzsammler bemerken in den vergangenen Jahren eine Veränderung. Mal gibt es zu wenig Pilze, dann wieder nie da gewesene Schwemmen einzelner Arten. Und nicht nur das. Vor Kurzem machten giftige Doppelgänger Schlagzeilen: Sie sollen direkt neben beliebten Speisepilzen aus dem Boden sprießen. Kaum mehr zu unterscheiden, auch nicht von Kennern. Wird das Sammeln von Pilzen zur tödlichen Gefahr? Wie groß ist das Risiko tatsächlich?
Indizien weisen auch auf weitreichende Veränderungen im Waldboden hin, die nicht nur Speisepilze betreffen: Die für die Versorgung der Bäume mit Nährstoffen wichtigen Mykorrhizapilze können mit dem raschen Wandel ihres Lebensraums nicht mithalten. Was zunächst im Verborgenen geschieht, wird in der Schwächung ganzer Waldbestände offenbar. Was passiert mit dem lebenswichtigen Netzwerk in unserem Waldboden?
Im Untergrund werden die Karten neu gemischt, sodass inzwischen sogar ein Waldspaziergang lebensbedrohliche Folgen haben kann – ganz ohne Genuss eines Pilzes. So erkrankten an der kanadischen Westküste auf Vancouver Island vor einigen Jahren zunächst Hunde und Katzen an einer mysteriösen Infektion, dann auch Menschen. Sie hatten plötzlich hartnäckigen Husten, Kopfschmerzen, Fieber – und ihre Röntgenbilder zeigten Schatten auf der Lunge. Schließlich entlarvten Forschende die Ursache: eine Infektion mit einem Hefepilz. Der Pilz lebte bislang nur im Boden tropischer Gebiete – wie konnte er sich so hoch in den Norden durchschlagen? Zudem erkrankte früher auch so gut wie niemand an diesem Pilz. Wie entwickelte sich der an sich harmlose Organismus unbemerkt zum Killer?
Harald Lesch begibt sich auf die Suche nach den Veränderungen, die sich zunächst unsichtbar im Boden abspielen, und er zeigt die nur schwer kalkulierbaren Konsequenzen dieser schleichenden Entwicklung auf. (Text: ZDF)Deutsche TV-Premiere Di. 21.09.2021 ZDF Gendern: Wahn oder Wissenschaft?
Folge 155 (30 Min.)Frauen tragen bei Verkehrsunfällen ein deutlich höheres Verletzungsrisiko als Männer. Abhilfe schaffen soll der erste anthropomorphisch korrekte weibliche Crashtest-Dummy.Bild: ZDF und Scott LakeyUm die genderneutrale Sprache toben Grabenkämpfe. Welche Rolle spielt – wissenschaftlich gesehen – das Gendern tatsächlich? Ist es vielleicht doch mehr als Ideologie? Bei Forschungen etwa zur Verkehrssicherheit oder in der Medizin wird der Faktor „Geschlecht“ kaum berücksichtigt. Harald Lesch zeigt, welche Konsequenzen das hat und wo die Forschung dringend Lücken schließen muss – zum Vorteil aller. Sprachpsychologische Untersuchungen machen deutlich: Sprache formt die Art, wie wir Wirklichkeit wahrnehmen. Doch kann genderneutrale Sprache tatsächlich zu weniger Diskriminierung und mehr Gleichberechtigung beitragen? Aber nicht nur die Sprache ist männlich dominiert – vor allem Technik ist überwiegend männlich normiert.
Diese Geschlechter-Blindheit kann für Frauen tödliche Folgen haben: Die Wahrscheinlichkeit, bei einem Verkehrsunfall schwer verletzt zu werden, ist bei Frauen fast doppelt so hoch wie bei Männern. Der Grund: Autos sind in der Entwicklung sicherheitstechnisch immer noch überwiegend auf das „Modell Mann“ zugeschnitten. Welche Bedeutung kann allein ein Crashtest-Dummy haben, der nach weiblichen Durchschnittsmaßen konstruiert ist? Auch in der medizinischen Forschung wird geschlechtsbedingte Diversität bisher zu wenig berücksichtigt – und das betrifft nicht nur die Frauen.
Beispielsweise zeigen Studien, dass Männer ein deutlich höheres Risiko haben, an Virus-Erkrankungen zu sterben – so auch an COVID-19. Für Forschende wird immer deutlicher, welche Bedeutung die geschlechtsspezifische Physiologie hat und wie groß die Unterschiede auch im Immunsystem sind. Harald Lesch zeigt, wo es noch erheblichen Forschungsbedarf gibt.
Doch es gibt auch Forschungsfelder, in denen Ergebnisse vorliegen – es aber an den Konsequenzen daraus fehlt: Tatsächlich würden sozialwissenschaftlichen Untersuchungen zufolge in einer Welt mit mehr Gender-Fairness alle Menschen profitieren. Doch mehr Gender-Gerechtigkeit in der Gesellschaft wird nicht ohne das Zutun der Männer klappen, sie müssen schließlich auf Privilegien verzichten. Harald Lesch erklärt, welche Gründe es gibt, den Faktor „Geschlecht“ oder „Gender“ viel mehr als bisher üblich zu berücksichtigen – nicht nur in der Sprache. (Text: ZDF)Deutsche TV-Premiere Di. 05.10.2021 ZDF Deutsche Streaming-Premiere Do. 01.07.2021 ZDFmediathek ursprünglich für den 20.07.2021 angekündigtAus dem Giftschrank der Natur: Pilze als Retter und Killer
Folge 156 (30 Min.)Dass das Gift mancher Pilze in kleinen Dosen berauschende und halluzinogene Wirkung entfalten ist schon länger bekannt. So wird bis heute bei Schamanen traditioneller sibirischer Völker der Fliegenpilz als rituelles Rauschmittel eingesetzt.Bild: ZDF und BibliothekÄrzte sind alarmiert: Immer häufiger nehmen Pilzerkrankungen einen tödlichen Verlauf. Die Hoffnung von Forschenden ruht auf neuen Wirkstoffen – ausgerechnet aus dem Reich der Pilze. Schon vor über 2000 Jahren erkannte man in China die Heilkraft der Pilze. Jetzt setzen auch Schulmediziner auf Naturstoffe aus dem großen Reich der Pilze. Harald Lesch begibt sich auf die Spur der Wunderkräfte aus dem Wald. Die Wirkung von sogenannten „Magic Mushrooms“ ist berauschend. Bereits in der Hippie-Bewegung – in den Sechziger- und Siebzigerjahren – experimentierte man mit diesen Drogen, bei falscher Dosierung nicht selten mit tödlichen Folgen.
Ursprünglich verwendeten Indigene Mittelamerikas die Pilze zu spirituellen Zwecken. Heute liegt die Hoffnung auf psychoaktiven Inhaltstoffen dieser sogenannten „Zauberpilze“ für die Therapie von Depressionen, wie zum Beispiel Psilocybin. Man glaubt, den Stoff erfolgreich in der Psychotherapie einsetzen zu können. In Kanada und den USA ist Psilocybin bereits seit 2020 ein legales Therapeutikum. Erstmals wird es nun auch in Deutschland gegen Depressionen getestet. Am Leibniz Institut für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie in Jena geht man den Pilzen als Erregern von gefährlichen Infektionskrankheiten auf den Grund.
Die Forschenden wollen wissen, wie es den Pilzen gelingen kann, das menschliche Immunsystem zu überwinden. Ein Beispiel dafür ist der normalerweise harmlose Pilz Candida auris, der zum gefährlichen Killer werden kann. Gleichzeitig untersuchen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, wie gerade Gifte der Pilze für die Entwicklung neuer Medikamente genutzt werden können: Basierte die Anwendung von Heilpilzen früher auf reiner Empirie, untersuchen Forschende heute gezielt neue Pilz-Arten auf ihren Nutzen als Entzündungshemmer, als Krebsmedikament und in manchen anderen Bereichen.
Auch zur Lösung eines weltweiten Problems – die Resistenz gegen Antibiotika – könnte Rettung aus dem Reich der Pilze kommen. Zwar sind heute 120 000 Arten bekannt, vermutlich gibt es jedoch mehrere Millionen Arten – unzählige davon noch unerforscht. In ihnen könnte das Potenzial für neue, dringend benötigte Medikamente stecken. Inzwischen hat ein regelrechter Wettlauf um die erfolgversprechendsten Stoffe begonnen. Harald Lesch zeigt, warum der „Giftschrank der Natur“ uns retten, aber auch töten kann. (Text: ZDF)Deutsche TV-Premiere Di. 02.11.2021 ZDF Corona: Licht am Ende des Tunnels?
Folge 157 (30 Min.)Die Corona-Inzidenzwerte sind hoch wie nie, Impfdurchbrüche, Boostern, Kinder-Impfungen, die neue Virusvariante Omikron: Schlagzeilen werfen Fragen auf. Was weiß die Wissenschaft wirklich? Anfang 2021 hatten wir gehofft, dass die Impfstoffe COVID-19 den Schrecken nehmen. Heute schwappt die vierte Welle mit aller Härte über uns. Harald Lesch beantwortet Fragen, die uns aktuell beschäftigen, und prüft, wann es ein Licht am Ende des Tunnels gibt. Gerade, als angesichts der COVID-19-Impfungen Hoffnung keimt, die Pandemie überwinden zu können, mehren sich Meldungen von Infektionen trotz Impfung – sogenannte Impfdurchbrüche. Booster-Impfungen werden immer dringlicher.
Unser Immunsystem ist entscheidend für den Kampf gegen die Infektionen – und dafür, wie lange der Schutz hält. Noch weiß man zu wenig, um verlässliche Aussagen treffen zu können, ob und wie oft wir uns auch in Zukunft impfen lassen müssten, um ausreichend geschützt zu sein. Was erhofft man sich vom derzeit propagierten Boostern? Auch die neue Mutation des Coronavirus – Omikron – ist schon in Deutschland angekommen. Seit dem 28. November macht die zuerst in Südafrika beschriebene Variante Schlagzeilen. Sie ist infektiöser und verbreitet sich rasend schnell. Aber ist die Omikron-Variante auch tödlicher? Und noch eine bange Frage schwebt über der aktuellen Entwicklung: Werden die Impfstoffe auch gegen die neue Virus-Variante wirken? Ende Dezember erwartet man, dass auch in Deutschland für Kinder ab fünf Jahren eine Coronaimpfung zur Verfügung stehen wird.
Während einige Eltern ihre Kinder lieber heute als morgen impfen lassen würden, sehen andere die Impfung der Jüngeren eher mit Skepsis – auch wenn es keine Impfgegner sind. Was sagt die Wissenschaft über die Nutzen-Risiko-Abwägung beim Impfen von Kindern? Harald Lesch sucht zusammen mit Fachleuten Antwort auf die Frage: Was kann uns in der Zeit, in der sich die Lage täglich zu ändern scheint, aus der Krise führen? (Text: ZDF)Deutsche TV-Premiere Di. 07.12.2021 ZDF
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