Am 29. September 1812 wird am Badischen Hof endlich ein Erbprinz geboren. Doch kaum hat der Zähringer-Spross das Licht der Welt erblickt, wird er Opfer eines dynastischen Verbrechens. Drahtzieherin ist Gräfin Hochberg, die den Säugling zur Sicherung der Erbfolge ihrer eigenen Linie beiseite schaffen lässt. Der Plan geht auf. Offiziell für tot erklärt, fällt der Junge in die Hände der Bayern, die ihn für ihre eigenen politischen Machenschaften zwölf Jahre lang in ein finsteres Loch sperren. Kein Himmel, keine Sonne, keine Sterne. Keine Menschen. Ausgesperrt von der Welt. Seine Glieder wachsen, während sein Geist verkümmert. Aus taktischen Gründen setzen die Bayern Kaspar Hauser frei. Am Pfingstmontag des Jahres 1828 taucht in Nürnberg ein angstschlotternder, sprachloser 16-Jähriger
auf, der knapp über den Verstand eines Kleinkindes verfügt. Der bestaunte Findling wird Dauerverhören ausgesetzt und im Gefängnis von der Bevölkerung begafft. Erlöst aus dem dunklen Labyrinth der Entbehrung und Erniedrigung, wird er in eine Welt geworfen, die ihm völlig unbekannt ist – eine Welt voller Schönheit und Grausamkeit. Erst die Intervention des Rechtsgelehrten Anselm Ritter von Feuerbach, der zugleich der zuständige Gerichtspräsident ist, beendet das unmenschliche Treiben. Kaspar wird bei Professor Daumer untergebracht. Unter der geduldigen Anleitung des jungen Humanisten lernt er innerhalb kürzester Zeit sprechen, schreiben, lesen, malen und Klavier spielen. Und gerade als er zu begreifen beginnt, was es bedeutet, Mensch zu sein, entscheiden neue Intrigen über sein Schicksal. (Text: 3sat)