Staffel 1, Folge 1–4

Staffel 1 von „Geschehen, neu gesehen“ startete am 22.01.2019 bei arte.
  • Staffel 1, Folge 1 (52 Min.)
    Adolf Hitler ging als schonungsloser Militärführer und schlauer Stratege in die Geschichte ein. Gewiss verblüffte der „Blitzsieg“ Deutschlands gegen Frankreich 1940 die ganze Welt und besiegelte die Eroberung Westeuropas, galt Frankreich doch damals als stärkste europäische Militärmacht. Doch anders als gemeinhin angenommen hatte der „Führer“ diesen beispiellosen Siegeszug zwar veranlasst, der Plan dazu stammte aber nicht von ihm. Dieser Triumph, der den Ideen anderer Strategen entsprang, elektrisierte Hitler und ließ ihn glauben, dass Gleiches auch an der Ostfront möglich sei.
    Doch seine Machtgelüste scheiterten an den Weiten des Sowjetreichs, das bis zur Zerschlagung Hitlerdeutschlands durch die Alliierten der Hauptfeind der Nazi-Ideologie war. Wieder und wieder unterschätzte Hitler die Schlagkraft der Roten Armee und der Alliierten und beherrschte Strategie und Taktik der Kriegsführung nur mangelhaft. Mehrfach setzte er auf Bluff, weil er glaubte, auf diese Art den entscheidenden Sieg davontragen zu können. Dennoch gilt er im kollektiven Gedächtnis nach wie vor als unerschrockener Stratege, der beinahe ganz Europa unterworfen hätte.
    Dank dieser Legende konnte eine Reihe unangenehmer Fragen vermieden werden, wie zum Beispiel die Blindheit der Alliierten gegenüber der Nazi-Ideologie, ihre fehlende Koordinierung oder auch ihre widersprüchlichen Interessen. Die erste Folge der Dokumentationsreihe zeigt, dass Hitler zweifelsohne ein Militärführer war, dessen Hochmut und verhängnisvolle Ideologie ihn jedoch verblendeten. Im Verlaufe des Zweiten Weltkrieges erwies sich der selbsternannte Stratege als ein Amateur, dessen Irrtümer Deutschland in die Katastrophe führten. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereDi 22.01.2019arte
  • Staffel 1, Folge 2 (52 Min.)
    Allgemein herrscht die Auffassung, der Marshallplan habe Europa aus dem kriegsbedingten Chaos und Elend befreit. Das stimmt teilweise, trug das Wirtschaftsprogramm doch zur materiellen und moralischen Wiederherstellung des alten Kontinents nach dem Zweiten Weltkrieg bei. Doch die scheinbare Hilfe erwies sich im Kalten Krieg als gefährliche Waffe des amerikanischen Imperialismus. Am 12. März 1947 schlug der US-amerikanische Präsident Truman Alarm: Der Kommunismus breite sich zunehmend aus – und für eine freie Welt gelte es, diese Geißel der Menschheit einzudämmen. In diesem neuen „Krieg nach dem Krieg“, der sich vor allem gegen die Sowjetunion wandte, waren ihm alle Mittel recht.
    Zu den unscheinbarsten Waffen gehörte der Marshallplan, benannt nach seinem damaligen US-Außenminister, der dem westlichen Europa einen wirtschaftlichen Neuanfang nach dem zerstörerischen Zweiten Weltkrieg ermöglichte – auch im großen Interesse der Vereinigten Staaten. Allgemein herrscht die Auffassung, der Marshallplan habe Europa aus dem kriegsbedingten Chaos und Elend befreit. Tatsächlich verstärkten die amerikanischen Hilfsgelder die von den europäischen Regierungen initiierten nationalen Konjunkturprogramme der Nachkriegszeit. Hinter dem Motiv der Philanthropie verbargen sich aber auch andere, weniger edle, dafür sehr gewichtige Gründe für die Wirtschaftshilfe.
    Der Marshallplan war kein selbstloser Akt, sondern das Ergebnis einer wohlkalkulierten politischen Strategie. Die USA wollten die Internationalisierung der Wirtschaft zu ihren Gunsten vorantreiben und den amerikanischen Traum als universelles Modell propagieren. Vor dem Hintergrund des Kalten Krieges erwies sich der Marshallplan als das passende Pendant zu Trumans Politik der Eindämmung des Kommunismus und der Schwächung der Sowjetunion. Eine Medaille mit zwei Seiten, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. (Text: ORF)
    Deutsche TV-PremiereDi 22.01.2019arte
  • Staffel 1, Folge 3 (55 Min.)
    In den Geschichtsbüchern wird die Tragödie von Hiroshima und Nagasaki als einziger Grund für die Kapitulation Japans präsentiert. Ganz falsch ist diese Aussage nicht, doch verschleiert sie die wichtige Rolle der Roten Armee bei der Beendigung des Zweiten Weltkriegs. Denn nicht allein die Bomben, die Hiroshima und Nagasaki in Schutt und Asche legten, zwangen Japan in die Knie, vielmehr spielte auch der Einmarsch der sowjetischen Gruppen in die Mandschurei eine entscheidende Rolle: Die düstere Aussicht einer sowjetischen Besatzung und das drohende Ende der Kaiserdynastie bewogen Kaiser Hirohito, in die Kapitulation einzuwilligen.
    Die Legende der Wunderwaffe, die einen endlosen Krieg auf einen Schlag beendete, hält sich dennoch hartnäckig. Grund dafür ist, dass sie den Amerikanern als Rechtfertigung für die Unterordnung Japans unter die USA diente. Sie erlaubte es, den sowjetischen Anteil am Sieg aus der Erinnerung zu tilgen. Angesichts des sich abzeichnenden Kalten Krieges galt es zudem, den Kaiser von seinen Verbrechen reinzuwaschen, um Japan zu einer wichtigen Säule der amerikanischen Verteidigung in Asien zu machen.
    In Japan selbst nützte die Mär einer kriegsentscheidenden Atombombe den Machthabern, die sich fortan als Opfer präsentierten und ihre Täterschaft vertuschen konnten. Die Dokumentation erzählt eine Geschichte ohne echte Helden oder Schurken. Sie präsentiert die Abfolge der Ereignisse innerhalb eines kleinen Zeitfensters, die in die Kapitulation des japanischen Kaiserreichs mündeten. In einem erbarmungslosen Wettlauf mit der Zeit führte das Zusammenspiel nationaler Interessen und menschlicher Leidenschaften zur Niederlage des Reichs der aufgehenden Sonne. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereDi 29.01.2019arte
  • Staffel 1, Folge 4 (52 Min.)
    Trotz der Gewaltexzesse und Fehler des großen Vorsitzenden ist für die meisten Menschen im Westen Mao Tsetung nach wie vor gleichbedeutend mit China und China gleichbedeutend mit Mao Tsetung. Doch auch wenn der „Große Steuermann“ ein neues Zeitalter im Reich der Mitte einläutete, das er von Elend, archaischen Strukturen und der Unterwerfung unter die westliche Welt befreite – den Übergang des Landes von Stillstand und Abschottung zur Weltmacht kann er sich nicht auf die Fahnen schreiben. Bei seinem Tod hinterließ Mao Tsetung eine erschöpfte Bevölkerung und ein wirtschaftlich verwüstetes, vom Rest der Welt isoliertes Land.
    Erst danach begann China, sich in das weltpolitische Schwergewicht zu verwandeln, als das es heute bekannt ist. Verantwortlich dafür zeichnete Tsetungs Nachfolger Deng Xiaoping. Deng Xiaoping war ein Genosse der ersten Stunde, der Mao bei allen Irrungen und Umwegen treu blieb. Nach dem Tod seines Mentors zögerte der neue Machthaber jedoch nicht lange, eigene Wege zu gehen und mit dem Maoismus zu brechen. Deng Xiaoping gab den Anstoß dafür, dass China zur Werkbank der Welt wurde und sich das Label „Made in China“ auf allen Kontinenten durchsetzte.
    Damit leitete er ein dreißigjähriges Wirtschaftswachstum ein, wie es bislang kein anderes Land der Welt erlebt hat. Die Bevölkerung profitierte von neuem Wohlstand und bekam die Licht- und Schattenseiten der Konsumgesellschaft zu spüren. Ironie der Geschichte: Auf den Geldscheinen, mit denen China sich zum Geldinstitut und Gläubiger der Welt aufgeschwungen hat, ist das Konterfei Mao Tsetungs abgebildet. Mao hatte gelobt, sein Land zu modernisieren und zu einer Großmacht zu machen. Umgesetzt hat dieses Versprechen Deng Xiaoping. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereDi 29.01.2019arte

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