Staffel 12, Folge 1–2

Staffel 12 von „Faszination Universum“ startete am 01.10.2017 im ZDF.
  • Staffel 12, Folge 1 (45 Min.)
    Der Flug einer Hummel war lange rätselhaft. Das menschliche Auge kann der schnellen Bewegung der Flügel nicht folgen. Erst moderne Kameratechnik enthüllte das Bewegungsmuster – und löste so das Rätsel. – Bild: ZDF und Getty/​Getty
    Der Flug einer Hummel war lange rätselhaft. Das menschliche Auge kann der schnellen Bewegung der Flügel nicht folgen. Erst moderne Kameratechnik enthüllte das Bewegungsmuster – und löste so das Rätsel.
    Die Zeit-Skalen des Universums sprengen unsere Vorstellungskraft. Harald Lesch blickt zurück auf 13,8 Milliarden Jahre kosmischer Geschichte, die uns zu dem gemacht haben, was wir heute sind. Wir erfassen nur einen kleinen Teil der Wirklichkeit, am unteren Ende der Zeit-Skala versagen unsere Sinne: Schnelle Vorgänge entziehen sich unserer Wahrnehmung. Und doch waren gerade Zeiträume außerhalb unseres Zeithorizonts für unsere Entstehung entscheidend. Bei Zirkusvorstellungen geraten wir ins Staunen. Die Bewegungen der Artisten sind oft so schnell, dass das Auge nicht folgen kann.
    Doch auch die Artisten selbst haben keine Supersinne. Wie schaffen sie es, die Kunststücke zu koordinieren? Modernste Kameratechnik hilft, die Bewegungen zu entschlüsseln. In der Natur gibt es Wesen mit echten Supersinnen. Schon eine Stubenfliege ist uns bei der Wahrnehmung von Bewegungen weit überlegen. Der Mensch erfasst nur etwa 20 Bilder pro Sekunde, eine Fliege 200 – sie sieht wie in Zeitlupe. Diese unterschiedlichen Sinnesleistungen wurden über die Jahrtausende von der Evolution geformt.
    Zeiträume zu erfassen, die über unsere Lebensspanne hinausgehen, war für unser Überleben nicht wichtig. Und doch versuchen wir heute, uns das Unvorstellbare vorstellbar zu machen. Stellt man die kosmische Geschichte in einem Jahr dar, ergibt sich ein erstaunliches Bild: Verortet man den Urknall in der Silvesternacht um Mitternacht, dann formte sich im Laufe des Frühlings unsere Milchstraße. Unsere Sonne und mit ihr die Erde entstanden Anfang September.
    Und der Mensch betrat erst am 31. Dezember die Bühne. Warum hat das so lange gedauert? Ein Blick auf die Bausteine des Lebens verrät, warum Milliarden von Jahren vergehen mussten, bis Leben möglich wurde. Es ist noch gar nicht lange her, dass solch astronomische Zeiträume undenkbar schienen. Noch im 17. Jahrhundert glaubte man, die Erde könne höchstens 6000 Jahre alt sein – dieser Zeitraum ließ sich aus der biblischen Stammtafel herauslesen. Doch ein Mann sollte den Blick auf viel größere Zeiträume eröffnen: Robert Hooke.
    Der Universalgelehrte war einer der Ersten, der das gerade erfundene Mikroskop dazu nutze, einen genauen Blick auf das Leben zu richten. Seine Betrachtung von Ammoniten führte ihn auf die Spur einer geologischen Vergangenheit, die alle biblischen Zeit-Skalen sprengte. Doch es sollte noch weitere zwei Jahrhunderte dauern, bis eine Methode entdeckt wurde, die die genaue Bestimmung geologischer Zeitalter ermöglichte: die radiometrische Datierung.
    Dank dieser Methode wissen wir heute, wann etwa das Leben entstand: Spuren im Gestein in Nordkanada deuten darauf hin, dass die ersten Bakterien vor bereits vier Milliarden Jahren die Erde eroberten. Doch bis aus diesen Bakterien eine Vielfalt an Leben entstand, wie wir sie heute sehen, dauerte es noch drei weitere Milliarden Jahre. Was hat die Entwicklung verzögert? Forscher haben den Stoff in Verdacht, den wir atmen. Heute versuchen wir, immer mehr in immer kürzere Zeiträume zu pressen.
    Die Erfindung der modernen Mobilität, die automatisierte Fließbandarbeit und die digitale Revolution haben tatsächlich viele Dinge beschleunigt. Doch die Natur tickt auch heute noch auf den gleichen Zeit-Skalen wie vor Milliarden von Jahren – der Takt des Lebens lässt sich nicht beschleunigen. Im Großen Refraktor auf dem Potsdamer Telegrafenberg geht Harald Lesch den Fragen der Zeit nach. Das historische Gebäude beherbergt die erste speziell für Astrophysik errichtete Sternwarte und gehört zum Leibniz-Institut für Astrophysik Potsdam. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 01.10.2017ZDF
  • Staffel 12, Folge 2 (45 Min.)
    Wenn der Mensch an Grenzen stößt, will er sie überwinden. Wir reisen immer schneller und bauen immer höher. Die Möglichkeiten scheinen grenzenlos. Im Universum treffen wir auf die ultimativen Grenzen. Die Lichtgeschwindigkeit scheint unüberwindbar, obwohl wir im vergangenen Jahrhundert die Schallmauer durchstoßen haben. Und: Könnte der Mount Everest auf die doppelte Höhe wachsen? Die Antwort findet sich auf dem Mars. Woher kommt dieses unstillbare Verlangen des Menschen nach „höher, weiter, schneller“? Schon häufig wurden uns Grenzen vorhergesagt, die wir am Ende doch durchstoßen haben.
    Immer wieder werden neue Rekorde vermeldet. Gibt es kein Limit? Beim Turmbau zu Babel hat laut Bibel ein göttlicher Wille unserem Streben nach Höhe ein Ende gesetzt. Und doch verdanken wir die Höhenrekorde des Altertums dem Wunsch, dem Göttlichen näher zu kommen. Die ägyptischen Pyramiden werden im Mittelalter von den Kathedralen abgelöst. Mit dem Eiffelturm beginnt der Siegeszug der säkularen Bauten – und die Jagd nach Rekorden in ungeahnten Höhen. Auf der Arabischen Halbinsel, auf der auch einst der Turm zu Babel stand, scheinen die Gebäude nun wirklich im Himmel anzukommen.
    Wer aber bis ins Weltall will, der muss komplett umdenken: Kein bekannter Baustoff könnte eine 100 Kilometer hohe Struktur tragen. Die neue Strategie: von oben ziehen statt von unten schieben. Ein Weltraumfahrstuhl, verankert im geostationären Orbit, könnte die Lösung sein. Wäre da nicht das Problem mit dem Seil. Beim Streben nach Höhe stößt nicht nur der Mensch an Grenzen – auch die Natur scheint hier mit ihrer Macht am Ende.
    8848 Meter – kein Berg auf der Erde schafft es bisher höher. Mit vier Millimetern pro Jahr wächst der Mount Everest noch immer. Ein Blick auf den Mars zeigt, dass die Spitzen des Himalaya gegenüber den Rekordhaltern auf unserem Nachbarplaneten Zwerge sind. Im Vergleich wird offenbar, welche Kräfte die Grenzen des Wachstums bestimmen. Auch die Dinosaurier haben nicht zufällig „nur“ 80 Tonnen Gewicht erreicht. Das größte Säugetier aller Zeiten kann allerdings bis zu 200 Tonnen schwer werden – und es lebt heute.
    Größe ist Fluch und Segen zugleich. Doch haben wir auf der Erde die Grenzen des Wachstums überhaupt schon erreicht? Schließlich leben große Tiere oft länger als kleine. Die Grenze der Lebensdauer hinauszuschieben ist ein alter Menschheitstraum. Ein Hinweis auf einen Ausweg aus dem Dilemma der Endlichkeit findet sich in Sagen und Legenden: der Jungbrunnen. Als mit Amerika eine neue Welt entdeckt wird, scheint der Traum zum Greifen nah: Der spanische Konquistador Ponce de Léon erfährt von Indianern, dass es diesen Ort wirklich geben soll, und macht sich auf die Suche.
    Unsterblichkeit erlangt er allerdings nur als Mythos, wie im Kinofilm „Fluch der Karibik“. Fast müssen wir dankbar sein, dass der Jungbrunnen eine Legende blieb, denn eine unsterbliche Menschheit würde uns auf der Erde sicher an die Grenzen des Verkraftbaren bringen. Doch wo liegt das Limit dessen, was die Erde (er-)trägt, wirklich? Der benötigte Siedlungsraum lässt sich überraschenderweise vernachlässigen: Die Hälfte der Menschheit wohnt in Städten. Zusammengerückt lassen sich die Metropolen auf nur zwei Prozent der Landfläche unterbringen.
    Die Herausforderungen liegen ganz woanders. Würde die Bevölkerungszahl über eine bestimmte Grenze hinaus wachsen, müssten wir andere Planeten besiedeln. Doch die Entfernung zum nächsten erdähnlichen Planeten ist unvorstellbar weit. Bei der Reise würde uns die Lichtgeschwindigkeit einen Strich durch die Rechnung machen: Sie begrenzt unsere Reisegeschwindigkeit. Und: Selbst, wenn wir uns mit annähernd Lichtgeschwindigkeit fortbewegen würden, könnten wir viele Galaxien, die wir heute im Universum beobachten, niemals erreichen.
    Das Universum dehnt sich immer schneller aus, und damit entfernen sich die Galaxien immer schneller von uns. Die Reise würde in die Dunkelheit führen. Harald Lesch lotet die Grenzen des Universums aus. Dazu öffnen sich wieder die Türen des Großen Refraktors auf dem Potsdamer Telegrafenberg. Mit solchen Teleskopen wurden einst die Grenzen der Beobachtung des Himmels stetig weiter hinausgeschoben. Das historische Gebäude beherbergt das Doppelteleskop, mit dem 1904 die interstellare Materie entdeckt wurde. Heute gehört es zum Leibniz-Institut für Astrophysik Potsdam. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 08.10.2017ZDF

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