2025
Mirjam Kottmann: Ich will gesehen werden! (1)
Folge 153 (15 Min.)Mirjam Kottmann ist die erste deutsche Nachrichtenmoderatorin im Rollstuhl.Bild: ZDF und Daniel RitterMirjam Kottmann ist die erste deutsche Nachrichtenmoderatorin im Rollstuhl. Es ist für die Journalistin ein Zeichen der Inklusion, sich mit ihrer Behinderung vor der Kamera zu zeigen. 1998 bekam Mirjam Kottmann die Diagnose Multiple Sklerose. Trotz körperlicher Ausfälle blieb sie live auf Sendung. Aus Angst, dass ihr das nicht mehr zugetraut wurde, gab sie ihre fortschreitende Erkrankung zunächst nicht zu. Später präsentierte sie sich bewusst im Rollstuhl. Um bei Interviews auf Augenhöhe zu kommen, wurde Mirjam Kottmann anfangs über eine Rampe auf ein Podest gefahren.
Heute nutzt sie einen höhenverstellbaren Spezialrollstuhl. Von diesem aus zu moderieren, ist für sie ein wichtiger Schritt, damit Menschen mit Behinderung in der Medienwelt stärker gesehen und wahrgenommen werden. Dort gibt es nach Ansicht von Mirjam Kottmann noch Defizite: „Wir sehen viele Menschen mit Migrationshintergrund, und das ist gut. Aber wo sind die rund acht Millionen Menschen mit Einschränkungen repräsentiert?“ Das gute Feedback der Zuschauer auf die Moderationen aus dem Rollstuhl geben Mirjam Kottmann recht: „Es zählt der Inhalt und nicht meine Behinderung“, unterstreicht sie.
Das wird auch durch eine besondere Auszeichnung bestätigt: Mirjam Kottmann ist „European Journalist of the Year 2024“. Ihre Multiple Sklerose schreitet unaufhaltsam fort. Im Alltag ist sie auf die Hilfe ihres Mannes angewiesen. Mit Therapien versucht sie, die fortschreitende Krankheit aufzuhalten. Ihr Ziel ist es, so lange wie möglich in ihrem Beruf zu arbeiten. (Text: ZDF)Deutsche TV-Premiere Sa. 04.01.2025 ZDF Deutsche Streaming-Premiere Di. 31.12.2024 ZDFmediathek Dennis Sonne: Ich will gesehen werden! (2)
Folge 154 (15 Min.)Landtagsabgeordneter Dennis Sonne vor seinem Wahlkreisbüro in Lüdinghausen: Er ist Sprecher für Inklusion und Behindertenpolitik der Grünen Landtagsfraktion in Nordrhein-Westfalen.Bild: ZDF und Jens UferDennis Sonne war sportlich, Skater, spielte in einer Band. 2004 stürzte er von einem Dach, schwebte in Lebensgefahr, bekam die Diagnose Querschnittlähmung. Für Dennis Sonne wurde alles anders. Als Rollstuhlfahrer stand Dennis Sonne vor Barrieren, die er früher nicht kannte, die ihn aber jetzt ausgrenzen. Er wollte etwas ändern und wurde politisch aktiv. Erst als Aktivist und Lokalpolitiker, dann als Abgeordneter für die Grünen im Landtag von Nordrhein-Westfalen. Nach seinem lebensverändernden Unfall 2004 brauchte Dennis Sonne Zeit, um seine neue Situation anzunehmen.
Schon im Krankenhaus und in der Rehaklinik begann er zu schreiben. Erst waren es Texte, dann Reime, schließlich begann er zu rappen. Das war seine Art, das Erlebte zu verarbeiten. „Musik ist meine Medizin“, sagt Dennis Sonne und nennt sich als Rapper Sittin’ Bull. In seinen Songs geht es um Träume, Vielfalt, Inklusion und alles, was ihn persönlich bewegt. „Mir war klar, wenn ich mir eine inklusivere Welt wünsche, muss ich selbst aktiv werden.“ 2011 trat Dennis Sonne dem Bündnis 90/Die Grünen bei.
Zuerst engagierte er sich in seiner Heimatstadt Lüdinghausen in der Kommunalpolitik, seit 2022 ist er Abgeordneter im Landtag in Düsseldorf. Er ist dort der einzige Parlamentarier im Rollstuhl und setzt sich für Inklusion ein. Dennis Sonne will gesehen werden – als Politiker und als Künstler. Heute betont Dennis Sonne: „Ohne meinen Unfall wäre ich heute nicht der Mensch, der ich jetzt bin, ohne den Unfall hätte ich nicht angefangen zu schreiben, wäre ich nicht in die Politik gegangen.“ (Text: ZDF)Deutsche TV-Premiere Sa. 18.01.2025 ZDF Deutsche Streaming-Premiere Di. 14.01.2025 ZDFmediathek Sina Wolf: Ich will gesehen werden! (3)
Folge 155 (15 Min.)Sina Wolf spricht offen über ihre Krankheit, und was Inklusion für Menschen mit Beeinträchtigung bedeutet.Bild: ZDF / Frank SchunichtSina Wolf hat spinale Muskelatrophie und kann sich aus eigener Kraft nicht bewegen. Die junge Frau geht gern unter Menschen. Sie will gesehen, beachtet und respektiert werden. Ob bei Konzerten oder im Café: Sina Wolf nimmt am Leben teil. Sie möchte auch andere Betroffene ermutigen, sich nicht zu verstecken. Gemeinsam mit Ärzten der Universität Heidelberg hat sie eine App entwickelt, in der sie eigene Erfahrungen weitergibt. Nachdem sie ihren Schulabschluss gemacht hat, absolviert Sina Wolf ein praktisches Jahr in der Marketingabteilung einer Gesundheitsapp.
Seit Kurzem hat sie eine 24-Stunden-Assistenz und plant, mit dieser Hilfe später Medien und Kommunikation zu studieren. Seit ihrer Kindheit ist Sina Wolf vor der Kamera in ZDF-Beiträgen zu sehen. In diesen Filmen berichtet Sina unter anderem über den Umgang mit ihrer Erkrankung und wie sie ihren Alltag gestaltet. Nach wie vor will die junge Frau von anderen gesehen werden und präsentiert sich in sozialen Netzwerken unter anderem mit Bildern von Fotoshootings und weiteren Aktivitäten. (Text: ZDF)Deutsche TV-Premiere Sa. 01.02.2025 ZDF Deutsche Streaming-Premiere Di. 28.01.2025 ZDFmediathek Elias von Martial: Ich bin ein Künstler
Folge 156 (15 Min.)Elias von Martial ist Künstler und erschafft zeichnerisch seine eigene Fantasywelt.Bild: ZDFElias von Martial ist Künstler und erschafft zeichnerisch seine eigene Fantasywelt. Der 28-Jährige arbeitet im kaethe:k – einem Kunsthaus für künstlerisch begabte Menschen mit Behinderung. Gezeichnet hat Elias von Martial schon immer, doch als er vor vier Jahren ins kaethe:k kommt, nimmt sein Leben eine Wendung. Früher putzte er LKWs – heute bekommt er im Kunsthaus die Förderung, die es ihm ermöglicht, sich als Künstler weiterzuentwickeln. In seinem zeichnerischen Werk thematisiert Elias von Martial sein popkulturelles Interesse an Utopien und Fantasiewelten – er behandelt darin aber auch große gesellschaftspolitische Themen wie den Klimawandel. Aktuell entwickelt er ein Universum, in dem sich die Natur die von den Menschen bedrohte Erde zurückerobert.
Elias von Martial arbeitet auch digital: Sein Berufswunsch ist es, als Animationskünstler an Fantasy-Kinofilmen mitzuarbeiten. Im kaethe:k Kunsthaus der Gold-Kraemer-Stiftung wird er daher nicht nur beim Zeichnen gefördert, sondern besucht auch Kurse an der Kunsthochschule und lernt komplexe Animationsprogramme. Der Film begleitet den jungen Künstler mit Halbseitenlähmung bei den offenen Ateliertagen im Pulheimer Kunsthaus, bei einem von ihm angeleiteten Zeichen-Workshop in Suhl und beim Abtauchen in seine Fantasywelt: „Wenn ich zeichne, könnte draußen ein Erdbeben stattfinden und ich würde es vielleicht nicht merken.“ (Text: ZDF)Deutsche TV-Premiere Sa. 08.02.2025 ZDF Deutsche Streaming-Premiere Di. 04.02.2025 ZDFmediathek Amie Savage: Kunst gegen Ausgrenzung
Folge 157 (15 Min.)Die Digital-Künstlerin Amie Savage aus Ratingen drückt mit ihren Werken die Vielfalt der Gesellschaft, aber auch ihre Wut aus. Kunst ist für sie eine Form von Aktivismus – die 24-jährige setzt sich gegen Diskriminierung und Rassismus ein.Bild: Honorarfrei - nur für diese Sendung inkl. SocialMedia bei Nennung ZDF und Ben Knabe.Amie Savage (23) wird mit einer Gelenksteife, kurz AMC, geboren. Heute ist Amie Savage Künstlerin, Studentin, Podcasterin und engagierte Aktivistin für Menschen mit Behinderung. „Ich habe mich Gott sei Dank nie in Frage gestellt, sondern im Gegenteil, diese Gesellschaft“, sagt die 23-Jährige. Ihrer Leidenschaft für die Kunst geht Amie Savage nach, indem sie mit dem Mund zeichnet und malt – vor allem digital. Sie plant derzeit eine Kunstausstellung zum Thema „Zerbrechlichkeit“ und illustriert zusammen mit anderen aktivistischen Menschen ein Kinderbuch für Children of Color. Zur Mundmalerei kam Amie nach dem Tod ihres Vaters, den sie im Alter von 10 Jahren verliert.
Es folgen Ängste und Depressionen. „Ich habe mich in meinem Zimmer verbarrikadiert, Animes geschaut und Mangas gelesen – und ich habe angefangen zu zeichnen.“ Das Zeichnen und Malen ist immer noch ihre größte Leidenschaft – doch seit einigen Monaten ist Amie Savage auch Studentin der Sozialen Arbeit in Düsseldorf. An der Hochschule arbeitet sie zudem als Referentin und wirkt im Studierenden-Netzwerk für Studierende mit Behinderung mit. Auch online setzt sich die Inkluencerin für die Integration von Menschen ein, die nicht der Norm entsprechen: 2020 startet sie mit anderen den Podcast „InkluGang: Der erste Podcast mit Rampe“ – darin dreht sich alles rund um das Thema Inklusion. (Text: ZDF)Deutsche TV-Premiere Sa. 22.02.2025 ZDF Deutsche Streaming-Premiere Di. 18.02.2025 ZDFmediathek Käthe de Koe: Kunst im Fokus
Folge 158 (15 Min.)Wer in München auf Konzerte geht, hat Itje Kleinert schon im Einsatz erlebt: Als Fotografin „Käthe deKoe“ fotografiert sie viele bekannte Bands. Die Autodidaktin ist in der Kunstszene bekannt.Bild: ZDF und Simon KoyWer in München auf Konzerte geht, hat Itje Kleinert schon im Einsatz erlebt: Als Fotografin Käthe deKoe hat sie berühmte Bands fotografiert. Die Autodidaktin ist in der Kunstszene bekannt. Die Konzertfotografie half Itje Kleinert bei ihrer Depression. Als Käthe deKoe lichtet die kleinwüchsige Fotografin Musiker von Wiz Khalifa bis Bilderbuch ab und setzt sich für mehr kulturelle Teilhabe von Menschen mit Behinderung im Nachtleben ein. Itje Kleinert lebt mit Achondroplasie – einer genetisch bedingten Wachstumsstörung, die zu Kleinwuchs führt.
Sie ist 1,23 Meter groß. Musik bedeutet der 40-Jährigen alles. Als Autodidaktin hat sie es bis zur professionellen Konzert-Fotografin gebracht. Zum Leben reicht der Job dennoch nicht, daher arbeitet Itje Kleinert zusätzlich in einer Münchener Bildagentur. Außerdem setzt sie sich als Mitglied der Initiative Barrierefrei Feiern dafür ein, dass das Nachtleben, Klubs, Festivals und die Musikbranche inklusiv gestaltet werden und kulturelle Teilhabe somit für alle ermöglicht wird. (Text: ZDF)Deutsche TV-Premiere Sa. 08.03.2025 ZDF Deutsche Streaming-Premiere Di. 04.03.2025 ZDFmediathek Plötzlich alles anders! (1): Sven Kunze
Folge 159 (15 Min.)Nach einer riskanten Operation ist der junge Familienvater Sven Kunze plötzlich querschnittsgelähmt.Bild: ZDF und Sven GrumpeltSven Kunze ist Anfang dreißig und hat grade eine Familie gegründet. Als es bei einer Operation zu Komplikationen kommt, kann er danach seine Beine nicht mehr spüren. Kurze Zeit nach der OP steht fest: Das Gefühl in Svens Beinen wird nicht mehr zurückkehren. Er ist querschnittsgelähmt. Als junger Familienvater im Rollstuhl muss er plötzlich sein Leben neu planen. Im Alter von 16 Jahren wurde bei Sven Kunze eine arteriovenöse Malformation im Rückenmark diagnostiziert – eine angeborene Fehlbildung der Blutgefäße.
Dadurch schwellen bei Sven die Venen an und verursachen starke Schmerzen. Mehrere kleinere Eingriffe helfen, sodass er viele Jahre symptomfrei mit der Erkrankung leben kann. Er fährt Rennrad, nimmt an Triathlons teil und geht jedes Wochenende mit seiner Partnerin tanzen. Doch mit Anfang 30 melden sich die Schmerzen massiv zurück, zahlreiche Gefäße sind stark angeschwollen. Bei einer erneuten Operation kommt es aufgrund starker Blutungen und der hohen Anzahl der Fehlbildungen zu Komplikationen. Dabei wird ungewollt die Blutversorgung des Rückenmarks unterbrochen.
Der junge Familienvater ist dadurch unterhalb des Bauchnabels querschnittsgelähmt. Als Svens Frau Annika davon erfährt, verfällt sie monatelang in eine Art Schockstarre – schließlich haben sie grade erst eine kleine Familie gegründet. Von nun an muss Sven lernen, sein Leben im Rollstuhl zu führen. Er und seine Frau machen sich große Sorgen, wie sie jetzt ihren Alltag mit den zwei kleinen Töchtern schaffen sollen. Vor allem als Sven auch noch seinen Job verliert. (Text: ZDF)Deutsche TV-Premiere Sa. 22.03.2025 ZDF Deutsche Streaming-Premiere Di. 18.03.2025 ZDFmediathek Plötzlich alles anders! (2): Annika
Folge 160 (15 Min.)Annika unterstützt ihren Partner Johannes, der nach einem Fahrradunfall Einschränkungen hat.Bild: ZDF und Felix WeymannAnnika ist 18 Jahre alt, als sie mit ihrer großen Liebe Johannes zusammenkommt. Acht Monate später hat er einen Fahrradunfall – und wird einige Zeit danach zum Pflegefall. Nach der Reha wird er in ein Pflegeheim verlegt, er kann weder gehen noch sprechen. Annika holt Johannes zu sich nach Hause. Seitdem pflegt sie ihn in ihrer Wohnung – neben ihrem Architekturstudium. Der Unfall scheint zunächst harmlos zu sein: Ein Arzt diagnostiziert lediglich eine Rippenprellung. Doch dass Johannes ernsthafte innere Verletzungen hat, zeigt sich erst Wochen später. Als er unter anderem ins künstliche Koma versetzt wird, hängt sein Leben am seidenen Faden. Doch er überlebt – mit körperlichen und kognitiven Einschränkungen.
Johannes ist ein Pflegefall, er kann weder laufen noch sprechen. Für Annika ist von Anfang an klar: Johannes ist ihre große Liebe – und nur zusammen kann sie sich eine Zukunft vorstellen. Gemeinsam in ihrer Wohnung. Auch wenn das heißt, dass sie als junge Frau täglich ihren Freund pflegen muss – und das neben ihrem Studium. Zusätzlich stehen häufig Arzttermine, Physio- und Ergotherapien an. Annika muss sich um die komplette Hausarbeit kümmern und ihre eigenen Interessen hintanstellen. Es gibt immer wieder Momente, in denen ihr alles zu viel wird. Doch sie will sich nicht davon abbringen lassen, für ihren Johannes da zu sein. (Text: ZDF)Deutsche TV-Premiere Sa. 29.03.2025 ZDF Deutsche Streaming-Premiere Di. 25.03.2025 ZDFmediathek Plötzlich alles anders! (3): Aurora Infantino
Folge 161 (15 Min.)Nach dem Unfall war plötzlich alles anders – Aurora lernt ein neues Hobby: Rollstuhltennis.Bild: ZDF/Jonathan GaubatzVor einigen Jahren hatte Aurora Infantino einen Autounfall: Sie erlitt Knochenbrüche, lag wochenlang im Krankenhaus und sitzt seitdem im Rollstuhl – plötzlich war alles anders. Der Autounfall hat ihr Leben verändert: Ausbildung, Hobbys, Freunde – Infantino musste sich neu orientieren. Mittlerweile ist der Unfall fünf Jahre her und sie blickt wieder nach vorne. Der Glaube an sich selbst und die Unterstützung ihrer Familie sind ihr größter Antrieb. Ihren beruflichen Traum, Krankenschwester zu werden, musste die damals 22-Jährige aufgeben. Sie stand kurz vor ihrem Ausbildungsabschluss. Auch ihre große Leidenschaft, das Thai-Boxen, musste sie hinter sich lassen. Nach langen Krankenhaus- und Reha-Aufenthalten wohnte sie wieder bei ihren Eltern, zusammen mit ihrer Schwester.
Anfangs war sie traurig und wollte das Haus nicht verlassen. Ihre Familie war in dieser Zeit ihre größte Stütze. Zwei Jahre nach ihrem Unglück flog Aurora Infantino allein in die USA nach Kalifornien, ihre erste Reise im Rollstuhl. Die Dankbarkeit, noch am Leben zu sein, treibt sie plötzlich an – sie will wieder die Welt entdecken. Auf ihrer Reise beweist sie sich selbst, dass ein selbst bestimmtes Leben im Rollstuhl möglich ist. Sie fasst neuen Mut. Inzwischen macht Aurora eine Ausbildung zur Mediendesignerin, lebt in einem Studentenwohnheim und hat ein neues Hobby: Rollstuhltennis. (Text: ZDF)Deutsche TV-Premiere Sa. 05.04.2025 ZDF Deutsche Streaming-Premiere Di. 01.04.2025 ZDFmediathek Katrin Langensiepen: Eine Stimme für die Inklusion
Folge 162 (15 Min.)Katrin Langensiepen ist die erste Frau mit sichtbarer Behinderung im EU-Parlament.Bild: ZDF und Ulrich SimonKatrin Langensiepen ist die erste Frau mit sichtbarer Behinderung im Europapäischen Parlament. Sie kämpft für Inklusion und möchte Menschen mit Behinderung eine stärkere Stimme geben. Nach ihrer Ausbildung kämpfte Katrin Langensiepen vergeblich um eine Anstellung. Der erste Arbeitsmarkt bleibt ihr verschlossen. An ihrem 30. Geburtstag tritt sie dann Bündnis 90/Die Grünen bei. Sie beginnt in der Lokalpolitik und sitzt seit 2019 im Europaparlament. Aus Frustration über fehlende Chancen auf dem Arbeitsmarkt entdeckt Katrin Langensiepen ihre Berufung in der Politik: Menschen mit Behinderung sollen es in Zukunft leichter haben als sie. Für ihr Ziel – ein „inklusives und feministisches Europa“ – geben sie und ihr Team alles: „Ich lebe quasi mit meinem Team zusammen, es ist wie in einer Ehe.“ Mit der Entscheidung für die Politik entscheidet sie sich auch für einen anstrengenden Alltag: Regelmäßig pendelt sie zwischen ihrer Heimat Hannover, Brüssel und Straßburg hin und her. (Text: ZDF)Deutsche TV-Premiere Sa. 12.04.2025 ZDF Deutsche Streaming-Premiere Di. 08.04.2025 ZDFmediathek Moritz Brückner: Für mehr Inklusion in Deutschland
Folge 163 (15 Min.)Moritz Brückner spielt in der Rollstuhlrugby-Nationalmannschaft und ist Speaker zum Thema Inklusion.Bild: Felix Raitz von Frentz / ZDFMoritz Brückner ist Motivationsredner und Leistungssportler. Seit einem Surfunfall ist er querschnittgelähmt. Der 26-Jährige will ein neues Bild vom Leben mit Rollstuhl prägen. Der Unfall hat Moritz Alltag neu geordnet, doch seine positive Einstellung bleibt. Er geht seinen Weg mit derselben Energie wie zuvor. „Ich war früher schon einer dieser nervig optimistischen Menschen. Der alte Moritz hat sich durch den Unfall nicht verändert.“ Moritz Brückner klärt Menschen mit und ohne Beeinträchtigung über das Leben mit Behinderung auf.
Sein Ziel ist es, nicht nur körperliche Barrieren, sondern auch mentale Hürden zu überwinden. Mittlerweile hat er zudem eine neue Leidenschaft entdeckt: Rollstuhlrugby. 2024 nahm er mit der deutschen Nationalmannschaft an den Paralympics in Paris teil. „Man kann ein Leben im Rollstuhl führen, was zwar anders ist, aber nicht zwingend schlechter.“ Für Moritz geht es nicht nur darum, das Bewusstsein für Menschen mit Beeinträchtigung zu schärfen, sondern auch den Menschen zu zeigen, dass Optimismus und Lebensfreude unabhängig von einer Behinderung sind. (Text: ZDF)Deutsche TV-Premiere Sa. 19.04.2025 ZDF Deutsche Streaming-Premiere Di. 08.04.2025 ZDFmediathek Charlotte Henning: Durch Inklusion zum Traumberuf
Folge 164 (15 Min.)Charlotte Henning möchte Assistenz einer Lehrkraft werden.Bild: ZDF und Dennis HeislitzCharlotte Henning (17) wurde mit Downsyndrom geboren. Ihr Berufswunsch steht seit Jahren fest: Assistenz einer Lehrkraft – sie setzt alles daran, dieses Ziel zu erreichen. Mit Praktika, ehrenamtlicher Arbeit und einer Ausbildung an der Fachschule bereitet sich Charlotte auf ihren Traumberuf vor. Ab 2026 wird sie in Zürich studieren, als eine von nur zwei kognitiv beeinträchtigten Studierenden, die dort einen Studienplatz erhalten haben. Mit der Unterstützung ihrer Eltern verfolgt Charlotte entschlossen ihren Weg. Anders als viele Menschen mit Beeinträchtigung, hat sie dadurch die Chance, ihren Berufswunsch frei zu verwirklichen. „Ich bin richtig frei, ich kann machen, was ich will.“ Mit ihrer positiven, offenen Art möchte sie anderen Menschen mit kognitiver Behinderung Mut machen und zeigen, dass auch sie lesen und schreiben lernen können. (Text: ZDF)Deutsche TV-Premiere Sa. 26.04.2025 ZDF Deutsche Streaming-Premiere Di. 08.04.2025 ZDFmediathek Karen Hensel: Selbstbestimmt leben mit Assistenz
Folge 165 (15 Min.)Selbstbestimmt leben in eigener Wohnung: Dank einer 24-Stunden-Assistenz ist das für Karen Hensel möglich.Bild: ZDF und Jupp TautfestKaren Hensel kann nicht sprechen und sich nicht bewegen. Dank der Unterstützung einer 24-Stunden-Assistenz lebt sie mit ihren beiden Hunden ein selbstbestimmtes Leben in ihrer Wohnung. Sechs Assistenten begleiten die Berlinerin in wechselnden Schichten am Tag und in der Nacht. Sie unterstützen Karen Hensel in der Tagesroutine, reichen ihr die Mahlzeiten, versorgen die Hunde, begleiten sie zu Arzt- und Amtsterminen und bei Spaziergängen. Karen Hensel hat eine Cerebralparese mit ausgeprägter Spastik. Der Grund dafür ist ein Sauerstoffmangel während der Geburt. Sie kann sich nicht mit ihrer Stimme artikulieren. Während ihrer Kindheit konnte sie sich nur über ihre Mimik und Kopfnicken beziehungswese -schütteln ausdrücken.
Viele Menschen in ihrem Umfeld hielten sie damals für geistig behindert. Ihre Mutter, die als Lehrerin in der DDR arbeitete, brachte ihr zu Hause lesen und schreiben bei. Damit war der Grundstein für Karen Hensels späteres selbstbestimmtes Leben gelegt. Doch erst Jahre später, als junge Erwachsene, lernte Karen Hensel, sich mit Worten auszudrücken – dank eines Computerprogramms, das ein Informatikstudent für sie schrieb. Inzwischen hat sich die Technik weiterentwickelt. Heute kommuniziert Karen Hensel über einen sogenannten Talker: Das ist ein spezieller Monitor mit Tastaturfeld.
Mit ihren Augen steuert sie jeden Buchstaben einzeln an und formt daraus Worte, Sätze, schließlich ganze Texte, die wiederum von einer computergenerierten Stimme in die Lautsprache übersetzt werden. Über den Talker organisiert Karen Hensel ihren Alltag, verwaltet ihre Finanzen, erledigt ihre Korrespondenz und gibt ihren Assistenten Anweisungen. „Sie ersetzen meine Arme und Beine, doch ich bin das Gehirn, ich treffe die Entscheidungen!“, beschreibt Karen Hensel die Zusammenarbeit. Bei Auswärtsterminen bleibt der Talker zu Hause. Dann ist Karen Hensel auf die Unterstützung der Assistenten angewiesen, um mit anderen zu kommunizieren. (Text: ZDF)Deutsche TV-Premiere Sa. 03.05.2025 ZDF Deutsche Streaming-Premiere Di. 29.04.2025 ZDFmediathek Oliver Stecher: Wie Assistenz den Alltag verändert
Folge 166 (15 Min.)„Mich gibt’s immer nur plus eins“: Oliver Stecher hat rund um die Uhr einen Assistenten an seiner Seite.Bild: ZDF und Martin LangnerOliver Stecher hat eine Spinale Muskelatrophie und kann seine Arme und Beine nicht bewegen. Er lebt in einer eigenen Wohnung und wird rund um die Uhr von wechselnden Assistenten unterstützt. Ob Alltag, Arbeit oder Freizeit: Oliver Stecher kommt immer im Doppelpack. Insgesamt sechs persönliche Assistenten arbeiten im Wechsel für ihn, einige darunter schon seit mehr als 20 Jahren. „Der Begriff ‚Assistent‘ klingt so unpersönlich“, schildert Oliver Stecher. Er nennt seine Assistenten deshalb „Helferlein“ oder schlicht „meine Jungs“. Sie holen ihn morgens aus dem Bett, ziehen ihn an, waschen ihn, fahren ihn mit seinem eigenen Wagen zur Arbeit.
Der gelernte Bürokaufmann ist seit vielen Jahren tätig in der Aktenverwaltung der Deutschen Bundesbank in Stuttgart. Auch während der Arbeitszeit ist der jeweilige Assistent dabei. Er unterstützt bei Toilettengängen und beim Mittagessen in der Kantine, übernimmt auf Anweisung aber auch Arbeitsschritte, wie Akten scannen oder den Posteingang stempeln. Ihr Verhältnis beschreiben beide Seiten als freundschaftlich. „Wenn man so viel Lebenszeit zusammen verbringt, verschwimmt die Grenze zwischen Arbeit und Privatem“, so Oliver Stecher. Eine spezielle Ausbildung braucht ein persönlicher Assistent bei ihm nicht.
Grundkenntnisse in der Pflege sind ein Vorteil, aber keine Bedingung. „Hauptsache, die Chemie stimmt“, erklärt Oliver Stecher. „Sollte jemand kündigen, was zum Glück nicht oft vorkommt, dann kümmere ich mich selbst darum, einen Ersatz zu suchen.“ Eingelernt wird der Neue dann von den erfahrenen Assistenten. Die Finanzierung einer 24-Stunden-Assistenz hängt von der Art und der Ursache der Behinderung ab. Mögliche Kostenträger dafür sind die Pflegeversicherung, die Krankenkasse, aber auch eine Unfall- oder Rentenversicherung kann im Einzelfall zuständig sein. (Text: ZDF)Deutsche TV-Premiere Sa. 10.05.2025 ZDF Deutsche Streaming-Premiere Di. 29.04.2025 ZDFmediathek Kai Oliver Kluge: Inklusion trifft Umweltschutz
Folge 167 (15 Min.)Für Kai Oliver Kluge ist Umweltschutz eine Herzensangelegenheit – er lebt so nachhaltig wie möglich.Bild: ZDF und Christian WiensGemeinsam die Natur entdecken, Barrieren abbauen und den Blick für Umweltschutz schärfen – das sind die Ziele des Projekts „Inklusion trifft Umweltschutz“ des Stadtjugendrings Wiesbaden. Bei den „Wilde Juna Ferientage“ kommen Menschen mit und ohne Behinderung zusammen. Auch Kai Oliver Kluge ist mit dabei. Für ihn ist Umweltschutz eine Herzensangelegenheit – er lebt so nachhaltig wie möglich. Dass Kai heute wieder so aktiv am Leben teilnehmen kann, ist für den 26-Jährigen keine Selbstverständlichkeit.
Mit elf Jahren erlitt er nach einem schweren Unfall ein Schädel-Hirn-Trauma. Es folgte ein langer, harter Weg zurück ins Leben – Sprechen, Laufen, selbst kleinste Handgriffe musste er neu erlernen. Kai hat einen langen Weg hinter sich. Heute verbringt er viel Zeit in der Natur, fährt gerne Fahrrad und engagiert sich für die Umwelt. Das Projekt „Inklusion trifft Umweltschutz“ zeigt, wie sich Menschen mit und ohne Behinderung gemeinsam engagieren – für eine nachhaltigere und inklusivere Zukunft. (Text: ZDF)Deutsche TV-Premiere Sa. 17.05.2025 ZDF Deutsche Streaming-Premiere Di. 13.05.2025 ZDFmediathek Svenja Gluth: Mutter im Rollstuhl
Folge 168 (15 Min.)Bild: ZDFSvenja Gluth (30) hat eine spinale Muskelatrophie und nutzt seit ihrem Teenageralter einen Rollstuhl zur Fortbewegung. Vor knapp zehn Jahren lernte sie ihren heutigen Mann Benjamin kennen. „Für uns war der Rolli nie ein Thema. Wir haben immer eine pragmatische Lösung gesucht und dann einfach gemacht.“ Das Paar heiratete 2019, baute ein Haus – und war dann bereit für die Familiengründung. „Die Bedenken von außen waren viel krasser als unsere eigenen.“ Heute geht die dreijährige Tochter in den Kindergarten und bringt neben Glück und Trubel auch jede Menge Herausforderungen ins Haus. Da Svenja ihren Teil zur Alltagsarbeit beitragen möchte, sind zum Beispiel Waschmittel oder Küchenmesser in Rollstuhlhöhe untergebracht.
Aber Schubläden und Schränke müssen durch zusätzliche Magnetverschlüsse gesichert werden. Zur Unterstützung ihrer Mobilität im Freien nutzt Svenja eine Zugmaschine an ihrem Rollstuhl. So kann sie an Aktivitäten wie Wanderungen teilnehmen und ihre Tochter selbstständig vom Kindergarten abholen. „Jede Mama kann eine gute Mama sein, und dafür ist es egal, ob man im Rollstuhl sitzt“ – davon ist Svenja nicht nur für sich selbst überzeugt. Über die sozialen Medien macht sie auch anderen Paaren Mut, trotz Einschränkungen das Familienleben zu wagen und zu genießen. (Text: ZDF)Deutsche TV-Premiere Sa. 24.05.2025 ZDF Deutsche Streaming-Premiere Di. 20.05.2025 ZDFmediathek Hannah Reuter und Gendun Bhutia: Blind mit Kind
Folge 169 (15 Min.)Eltern sein, das geht auch blind! Hannah (r.) und Gendun (l.) sind beide sehbehindert. Ihre Tochter Mila (M.) findet, sie seien trotzdem eine völlig normale Familie.Bild: ZDFHannah und Gendun sind blind. Das Paar lernte sich an der Berliner Blindenschule kennen. Die Geburt ihrer heute 9-jährigen sehenden Tochter empfinden sie als größtes Glück. Wenn beide Eltern blind sind ist das für die Kernfamilie etwas völlig Normales. Die Umwelt hingegen kommt mit der Situation oft viel schwerer zurecht. Hannah, Gendun und Mila haben gelernt, mit diesem Unverständnis zu leben. Für den Alltag und die Hausarbeit hat die Familie ihre eigene Rollenverteilung entwickelt. „Viele denken, ich muss zu Hause alles machen, putzen, kochen und so. Aber so ist es nicht“, stellt Mila klar. Hannah und Gendun ist es wichtig, Mila nicht als „Führkind“ zu missbrauchen. Zum Beispiel wenn ihnen etwas runterfällt oder sie irgendwo hinmüssen. Solche Aufgaben übernimmt Blindenhund Daika. (Text: ZDF)Deutsche TV-Premiere Sa. 31.05.2025 ZDF Deutsche Streaming-Premiere Di. 20.05.2025 ZDFmediathek Gary und Marlis: Wieder schwanger!
Folge 170 (15 Min.)Marlis (l.) und Gary (r.) bauen regelmäßig Ausflüge in den Alltag ein, um die Elternzeit zu viert zu genießen.Bild: ZDFMarlis und Gary wünschten sich von Anfang ihrer Beziehung an Kinder. Dass sie beide kleinwüchsig sind, sahen sie nie als Hinderungsgrund. Inzwischen sind sie zu viert. Ihre Kinder sind beide normalwüchsig, und Maya (3) ist inzwischen so groß wie ihre Mutter Marlis. Für die Familie selbst ist das weniger ein Problem als für ihre Umwelt. Inzwischen hat Marlis ihr zweites Kind zur Welt gebracht. Auch dieses ist normalwüchsig. „Ich bin ein totaler Familienmensch. Eigene Kinder zu haben, war immer mein Ziel.“ Was bei Marlis ganz selbstverständlich klingt, wirkt auf viele Menschen in ihrem Umfeld eher befremdlich. Marlis ist kleinwüchsig, genau wie ihr Mann Gary. Im November 2021 wurden die beiden zum ersten Mal Eltern. Ihre Tochter Maya trägt den Gendefekt nicht in sich und wird zu einer normalen Größe heranwachsen. (Text: ZDF)Deutsche TV-Premiere Sa. 07.06.2025 ZDF Deutsche Streaming-Premiere Di. 20.05.2025 ZDFmediathek Julia Fraschka: Gib dem Hörverlust eine Chance!
Folge 171 (15 Min.)Julia Fraschka im Rettungswagen: Durch ihre Cochlea-Implantate kann sie als gehörlose Person im Rettungsdienst arbeiten.Bild: Juri Nowack / ZDF und Juri NowackJulia Fraschka kommt schwerhörig auf die Welt und verliert ihr Gehör später ganz. Dank Cochlea-Implantaten kann sie dennoch ihren beruflichen Traum verfolgen: Leben retten. Cochlea-Implantate ermöglichen es ihr, als Notfallsanitäterin zu arbeiten und ersetzen ein gesundes Gehör fast vollständig. Für Julia Fraschka eine Chance, im Rettungsdienst zu arbeiten und anderen Menschen zu helfen. Julia Fraschka wird schwerhörig geboren, im Laufe der Jahre kann sie gar nichts mehr hören. Eigentlich hatte sie vor, Lehrerin für Sonderpädagogik zu werden. Doch ein Praktikum in einer Notaufnahme ändert ihre Pläne. Sie merkt, dass sie im Rettungsdienst arbeiten möchte. Nach einer Ausbildung zur Rettungssanitäterin will Fraschka noch mehr Verantwortung übernehmen und lässt sich als erste gehörlose Person in Deutschland zur Notfallsanitäterin ausbilden.
Seit 2022 ist sie im Einsatz. Julia Fraschka liebt die Hektik und das Adrenalin im Einsatz. Doch vor allem die Möglichkeit, Menschen zu helfen und Leben zu retten, motiviert sie jeden Tag. Als Kind ist sie selbst oft auf Hilfe angewiesen und beschließt etwas zurückzugeben. Im Rettungswagen ist sie dabei jeden Tag aufs Höchste gefordert, muss schnell handeln und auf ihr Umfeld achten. Die Cochlea-Implantate erlauben ihr unter anderem, sich mit dem Stethoskop zu verbinden und so den Herzschlag von Patienten zu hören. (Text: ZDF)Deutsche TV-Premiere Sa. 14.06.2025 ZDF Deutsche Streaming-Premiere Di. 10.06.2025 ZDFmediathek Dodzi Dougban: Mein Nein zur Hörprothese!
Folge 172 (15 Min.)Bild: ZDFDodzi Dougban ist Tänzer, Choreograf und Künstler – und er ist taub. Er spürt den Bass und die Vibration. Und hat sich bewusst gegen eine Innenohrprothese entschieden. Seit einer Ohrenentzündung in frühester Kindheit lebt Dodzi Dougban ohne Gehör. Zunächst trägt er ein Hörgerät, doch das legt er mit zwölf Jahren ab. Er wünscht sich bis heute kein Cochlea-Implantat. „Taub zu sein, ist ein Teil meiner Identität.“ Dodzi Dougbans Eltern stammen aus Togo, die Kultur des afrikanischen Landes haben sie auf vielen Festivals und Konzerten präsentiert.
Ihr Sohn war aus der Bühnenshow nicht wegzudenken. Der Afrodeutsche bleibt der Bühne treu und wird professioneller Tänzer, er gewinnt mehrfach die deutschen und europäischen Meisterschaften im Hip-Hop-Tanzen. Außerdem etabliert er sich als Choreograf und Schauspieler. Tanzen ist für Dodzi Dougban Freiheit und Kommunikation. Mit seinem Tanz kann er mit Tauben und Hörenden kommunizieren. Gerade von denen wünscht er sich mehr Interesse an der Kultur der Gehörlosen, dass sie neugierig werden und selbst Gebärden lernen wollen.
„Meine Sprache ist die Deutsche Gebärdensprache, sie ist meine Muttersprache.“ Die Deutsche Gebärdensprache gehört zum Immateriellen Kulturerbe in Deutschland. Dodzi Dougban weiß, wie viel und kontrovers Cochlea-Implantate in der Gemeinschaft der Gehörlosen diskutiert werden. Er fragt sich, warum sich Gehörlose der hörenden Kultur anpassen müssen. Stattdessen wünscht er sich mehr Unterstützung von Gehörlosen im Alltag, zum Beispiel, wenn es in Krankenhäusern, bei der Polizei oder bei Behörden mehr Mitarbeiter gäbe, die Gebärdensprache können. (Text: ZDF)Deutsche TV-Premiere Sa. 21.06.2025 ZDF Deutsche Streaming-Premiere Di. 10.06.2025 ZDFmediathek Grit Böhnisch: Cochlea-Implantat – Ja oder Nein?
Folge 173 (15 Min.)Grit Böhnisch lebt und arbeitet mit zwei Cochlea-Implantaten.Bild: ZDF und Jens UferLange spielt Grit Böhnisch ihre Hörbehinderung herunter. Versucht von den Lippen abzulesen. Doch mit der Maskenpflicht während der Coronazeit klappt das nicht. Obwohl Grit Böhnisch seit ihrer Geburt schwerhörig – fast taub – ist, hat sie praktisch keinen Kontakt zur Gehörlosencommunity. Die Gebärdensprache hat sie nicht gelernt. Erst spät bekommt sie ein Cochlea-Implantat. Mittlerweile möchte sie es nicht mehr missen. Grit Böhnisch hat bei der Geburt wahrscheinlich zu wenig Sauerstoff bekommen und könnte deshalb so stark schwerhörig sein. Sie wächst in einer hörenden Familie auf.
Eine Schule für Hörbehinderte zu besuchen, kommt für Grit Böhnisch nicht infrage. „Ich war immer sehr ehrgeizig und habe sehr viel durch meinen Fleiß ausgeglichen. Grit Böhnisch lebt damals in der DDR. Sie will ihr Abitur machen, doch das erlauben die Behörden nur, wenn sie auf eine Hörbehindertenschule wechselt. Doch sie will auf der Regelschule bleiben, alles andere empfindet Grit Böhnisch als Stigmatisierung. Sie beginnt eine Ausbildung, holt das Abitur berufsbegleitend nach. Grit Böhnisch studiert Betriebswirtschaft und arbeitet in einem großen Konzern. Mehr und mehr lernt sie ihre Hörbehinderung anzunehmen.
Dennoch lehnt Grit Böhnisch es lange ab, ihre Schwerbehinderung offiziell anerkennen zu lassen. Sie lebt ausschließlich in einer hörenden Welt. Während der Coronapandemie wird Grit Böhnischs Hören noch einmal schlechter. Dazu kommen Probleme mit den Hörgeräten. Ihr Selbstverständnis als gehörlose Person, die vermeintlich problemlos in der hörenden Kultur lebt, gerät ins Wanken. Schließlich entscheidet sich Grit Böhnisch für Cochlea-Implantate, kurz CI. Heute möchte sie diese nicht mehr missen. Ihre Lebensqualität hat sich verbessert und sie hört mit Begeisterung Podcasts und Musik.
Im Vorfeld zur CI-Entscheidung nimmt Grit Böhnisch erstmals Kontakt mit anderen Gehörlosen auf und wird in einer Selbsthilfegruppe aktiv. Heute ist sie ehrenamtlich aktiv für den Deutschen Schwerhörigenbund. In der Rückschau wäre sie lieber schon früher offen mit ihrer Behinderung umgegangen. „Wir Betroffenen müssen den ersten Schritt machen, offen mit unserer Behinderung umgehen, für deren Anerkennung und Akzeptanz eintreten und die richtigen Strukturen einfordern. Nur so schaffen wir die Voraussetzungen, damit jeder entsprechend seinen Fähigkeiten leben und handeln kann. (Text: ZDF)Deutsche TV-Premiere Sa. 28.06.2025 ZDF Deutsche Streaming-Premiere Di. 10.06.2025 ZDFmediathek Karola Köpferl: Inklusion an der Uni
Folge 174 (15 Min.)Karola Köpferl forscht an der TU Chemnitz und ist Pionierin in Sachen Inklusion an der Uni.Bild: ZDF und Angela LiebichKarola Köpferl hat MS und erlebt Inklusion an der Uni ganz praktisch. Die Chemnitzerin erforscht, wie ältere Menschen Technik nutzen, und möchte den Alltag an der Uni inklusiver gestalten. Die 35-Jährige hat als Erste in ihrer Familie studiert, schreibt ihre Doktorarbeit und leitet eine Forschungsgruppe an der TU Chemnitz. Zwischen Unialltag und Therapien nutzt sie ihr Wissen ehrenamtlich, indem sie ausgediente Computer für Bedürftige fit macht. Oft würde sie für eine Studierende gehalten, erzählt die Chemnitzer Wissenschaftlerin, weil viele sich gar nicht vorstellen könnten, dass sie als Frau mit Beeinträchtigung im Forschungsalltag bestehen könne.
Aber es geht. „Ich bewege schon deshalb etwas, weil ich da bin, ganz praktisch und nicht nur in der Theorie, und die Menschen sich mit mir auseinandersetzen müssen.“ Zum Beispiel ist einer der Hochschulaufzüge, den sie nutzt, schon seit Wochen kaputt. Dabei braucht Karola seit einigen Monaten einen Rollstuhl als Unterstützung. Die Chemnitzerin hat eine rheumatische Krankheit namens Morbus Bechterew in Kombination mit MS, die aber erst 2023 diagnostiziert wurde, nachdem es Karola immer schlechter ging.
Doch die junge Frau konzentriert sich auf ihre mentalen und kognitiven Stärken. Ihre Doktorarbeit schreibt sie im Liegen. Mit Physiotherapie trainiert sie ihren Körper. Und trotzdem findet die Chemnitzerin Zeit für ehrenamtliches Engagement. In der „Computertruhe“ programmiert Karola alte Laptops und Rechner um und gibt sie an Menschen weiter, die sich die Technik nicht leisten könnten.
Ruhe und Ausgleich findet Karola im Nachbarschaftsgarten „Zietenaugust“, in dem sie sich schon lange engagiert. Drei Folgen „einfach Mensch“ zum Thema „Ich bewege was im Osten“ werden samstags um 12:00 Uhr ausgestrahlt. Diese Folge „einfach Mensch“ ist bereits ab Dienstag vor der Ausstrahlung, 12:00 Uhr, in Web und App des ZDF verfügbar. Weitere Informationen sind zu finden unter www.einfachmensch.zdf.de. Die Sendereihe entsteht in Kooperation mit der „Aktion Mensch“ und ist in Web und App mit Gebärdensprache verfügbar. (Text: ZDF)Deutsche TV-Premiere Sa. 05.07.2025 ZDF Martina Dorenwendt: Ich lebe ohne Hindernisse
Folge 175 (15 Min.)„Ein Rollstuhl ist nicht ansteckend“, das sagt Martina Dorenwendt skeptischen Eltern gern, die die Begeisterung ihrer Kinder für die Rollstuhl-AG nicht immer teilen.Bild: ZDF und Angela LiebichMartina Dorenwendt ist aus Thüringen und rund um die Uhr auf Unterstützung angewiesen. Als Initiatorin eines Rollstuhlprojekts setzt sie sich für den Abbau von Barrieren ein. Die E-Rollstuhlfahrerin kämpft mit viel Herz und Leidenschaft dafür, dass Menschen mit Einschränkungen ein erfülltes und selbstbestimmtes Leben führen können und Zugang zu Sport, Kultur, Bildung und Arbeit erhalten. Sie ist verheiratet und Mutter eines sechsjährigen Sohnes. „Ich hatte schon immer viel Energie“, erzählt die gelernte Mediengestalterin – daran hat auch der Unfall nichts geändert.
Mit 17 Jahren verunglückt Martina Dorenwendt mit dem Motorrad. Nach Monaten im Krankenhaus und unzähligen Operationen steht fest: Sie wird nicht mehr laufen können und ihre Hände nur noch eingeschränkt bewegen. Seitdem ist stets eine Assistenz an ihrer Seite. Ein Leben lang engagiert sich die selbstständige Mediengestalterin für Inklusion und gegen die Ausgrenzung von Menschen mit Behinderung. Sie arbeitet aktiv in verschiedenen Gremien mit – darunter der Landesbehindertenbeirat, der Thüringer Landesverband für Körper- und Mehrfachbehinderte, der Behinderten- und Seniorenbeirat des Unstrut-Hainich-Kreises sowie der Stadt Mühlhausen.
Sie ist viel und gern unterwegs, berät Behörden und Freizeiteinrichtungen – etwa die Burg Normannstein – wie sie ihre Gebäude barrierefrei gestalten können. Darüber hinaus setzt sie sich auch im Sport für Inklusion ein. Aus eigener Erfahrung weiß sie, wie wichtig Bewegung und Mobilität für Menschen mit Behinderung sind. Als Initiatorin und Trainerin der Initiative ILOH (Ich lebe ohne Hindernisse) versteht sie es, Menschen zu motivieren, Freude an Bewegung zu wecken, Hemmschwellen abzubauen und Selbstvertrauen zu stärken.
Mit Mitte 30 lernt Martina Dorenwendt über das Internet ihren heutigen Mann Tobias kennen. Gemeinsam entscheiden sie sich für ein Kind. Doch das erste Jahr mit Baby wird für Martina zur mentalen Belastungsprobe. Diese Folge „einfach Mensch“ ist bereits ab Dienstag vor der Ausstrahlung, 12:00 Uhr, in Web und App des ZDF verfügbar. Weitere Informationen sind zu finden unter www.einfachmensch.zdf.de. Die Sendereihe entsteht in Kooperation mit der „Aktion Mensch“ und ist in Web und App mit Gebärdensprache verfügbar. (Text: ZDF)Deutsche TV-Premiere Sa. 12.07.2025 ZDF Nancy Frind: Redet mit, nicht über uns
Folge 176 (15 Min.)Nancy Frind lässt sich nichts mehr sagen. Die Thüringerin mit psychischer Erkrankung setzt sich für andere Menschen mit nicht sichtbarer Behinderung ein und hat einen eigenen Verein gegründet (LaFit Landesverband für Frauen mit Behinderung in Thüringen)Bild: ZDF und Angela LiebichRaus aus der Werkstatt – rein in die Politik und Selbstvertretung. Dank des „Budgets für Arbeit“ engagiert sich Nancy Frind in Beruf und Ehrenamt für Menschen wie sie. Netzwerken, sichtbar sein, den Mund aufmachen – das kann Nancy Frind trotz psychischer Beeinträchtigung und Lernschwäche. Sie sitzt in Gremien und Arbeitsgruppen und organisiert eine Demonstration in Erfurt. Denn Menschen, egal mit welcher Behinderung, sollen noch viel mehr gehört werden. „Redet mit, nicht über uns.“ Das ist die Forderung von Nancy Frind, und sie weiß genau, wovon sie spricht. Denn vor drei Jahren hat sich das Leben der 42-Jährigen komplett verändert. Dank des „Budgets für Arbeit“ hat die Thüringerin einen Job auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt für die „LIGA Selbstvertretung Thüringen“ gefunden.
Für die Organisation vertritt sie andere Menschen aus Werkstätten für Menschen mit Behinderung sowie besonderen Wohnformen und nimmt an Arbeitsgruppen im Sozialministerium teil. Bei dem „Budget für Arbeit“ werden die Lohnkosten von Unternehmern bezuschusst, die Menschen mit Behinderung einstellen. Ein wichtiger Schritt für Teilhabe und Inklusion, denn Nancy konnte dadurch aus einem Erfurter Plattenbau in ihre Wahlheimatstadt Weimar ziehen und zum ersten Mal selbst Urlaub machen. Sie hat einen Verein mitgegründet, in dem sie sich auch ehrenamtlich engagiert.
Als Vorständin von LaFiT, dem Landesverband für Frauen mit Behinderung in Thüringen, reist sie bundesweit zu Veranstaltungen und organisiert eine Demonstration für Menschen mit Beeinträchtigung mitten in Erfurt, um damit anderen Betroffenen eine Stimme zu geben. Letzte Folge „einfach Mensch“ zum Thema „Ich bewege was im Osten“ Diese Folge „einfach Mensch“ ist bereits ab Dienstag vor der Ausstrahlung, 12:00 Uhr, in Web und App des ZDF verfügbar. Weitere Informationen sind zu finden unter www.einfachmensch.zdf.de. Die Sendereihe entsteht in Kooperation mit der „Aktion Mensch“ und ist in Web und App mit Gebärdensprache verfügbar. (Text: ZDF)Deutsche TV-Premiere Sa. 19.07.2025 ZDF
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