2025 (Folge 169–183)
Hannah Reuter und Gendun Bhutia: Blind mit Kind
Folge 169 (15 Min.)Eltern sein, das geht auch blind! Hannah (r.) und Gendun (l.) sind beide sehbehindert. Ihre Tochter Mila (M.) findet, sie seien trotzdem eine völlig normale Familie.Bild: ZDFHannah und Gendun sind blind. Das Paar lernte sich an der Berliner Blindenschule kennen. Die Geburt ihrer heute 9-jährigen sehenden Tochter empfinden sie als größtes Glück. Wenn beide Eltern blind sind ist das für die Kernfamilie etwas völlig Normales. Die Umwelt hingegen kommt mit der Situation oft viel schwerer zurecht. Hannah, Gendun und Mila haben gelernt, mit diesem Unverständnis zu leben. Für den Alltag und die Hausarbeit hat die Familie ihre eigene Rollenverteilung entwickelt. „Viele denken, ich muss zu Hause alles machen, putzen, kochen und so. Aber so ist es nicht“, stellt Mila klar. Hannah und Gendun ist es wichtig, Mila nicht als „Führkind“ zu missbrauchen. Zum Beispiel wenn ihnen etwas runterfällt oder sie irgendwo hinmüssen. Solche Aufgaben übernimmt Blindenhund Daika. (Text: ZDF)Deutsche TV-Premiere Sa. 31.05.2025 ZDF Deutsche Streaming-Premiere Di. 20.05.2025 ZDFmediathek Gary und Marlis: Wieder schwanger!
Folge 170 (15 Min.)Marlis (l.) und Gary (r.) bauen regelmäßig Ausflüge in den Alltag ein, um die Elternzeit zu viert zu genießen.Bild: ZDFMarlis und Gary wünschten sich von Anfang ihrer Beziehung an Kinder. Dass sie beide kleinwüchsig sind, sahen sie nie als Hinderungsgrund. Inzwischen sind sie zu viert. Ihre Kinder sind beide normalwüchsig, und Maya (3) ist inzwischen so groß wie ihre Mutter Marlis. Für die Familie selbst ist das weniger ein Problem als für ihre Umwelt. Inzwischen hat Marlis ihr zweites Kind zur Welt gebracht. Auch dieses ist normalwüchsig. „Ich bin ein totaler Familienmensch. Eigene Kinder zu haben, war immer mein Ziel.“ Was bei Marlis ganz selbstverständlich klingt, wirkt auf viele Menschen in ihrem Umfeld eher befremdlich. Marlis ist kleinwüchsig, genau wie ihr Mann Gary. Im November 2021 wurden die beiden zum ersten Mal Eltern. Ihre Tochter Maya trägt den Gendefekt nicht in sich und wird zu einer normalen Größe heranwachsen. (Text: ZDF)Deutsche TV-Premiere Sa. 07.06.2025 ZDF Deutsche Streaming-Premiere Di. 20.05.2025 ZDFmediathek Julia Fraschka: Gib dem Hörverlust eine Chance!
Folge 171 (15 Min.)Julia Fraschka im Rettungswagen: Durch ihre Cochlea-Implantate kann sie als gehörlose Person im Rettungsdienst arbeiten.Bild: Juri Nowack / ZDF und Juri NowackJulia Fraschka kommt schwerhörig auf die Welt und verliert ihr Gehör später ganz. Dank Cochlea-Implantaten kann sie dennoch ihren beruflichen Traum verfolgen: Leben retten. Cochlea-Implantate ermöglichen es ihr, als Notfallsanitäterin zu arbeiten und ersetzen ein gesundes Gehör fast vollständig. Für Julia Fraschka eine Chance, im Rettungsdienst zu arbeiten und anderen Menschen zu helfen. Julia Fraschka wird schwerhörig geboren, im Laufe der Jahre kann sie gar nichts mehr hören. Eigentlich hatte sie vor, Lehrerin für Sonderpädagogik zu werden. Doch ein Praktikum in einer Notaufnahme ändert ihre Pläne. Sie merkt, dass sie im Rettungsdienst arbeiten möchte. Nach einer Ausbildung zur Rettungssanitäterin will Fraschka noch mehr Verantwortung übernehmen und lässt sich als erste gehörlose Person in Deutschland zur Notfallsanitäterin ausbilden.
Seit 2022 ist sie im Einsatz. Julia Fraschka liebt die Hektik und das Adrenalin im Einsatz. Doch vor allem die Möglichkeit, Menschen zu helfen und Leben zu retten, motiviert sie jeden Tag. Als Kind ist sie selbst oft auf Hilfe angewiesen und beschließt etwas zurückzugeben. Im Rettungswagen ist sie dabei jeden Tag aufs Höchste gefordert, muss schnell handeln und auf ihr Umfeld achten. Die Cochlea-Implantate erlauben ihr unter anderem, sich mit dem Stethoskop zu verbinden und so den Herzschlag von Patienten zu hören. (Text: ZDF)Deutsche TV-Premiere Sa. 14.06.2025 ZDF Deutsche Streaming-Premiere Di. 10.06.2025 ZDFmediathek Dodzi Dougban: Mein Nein zur Hörprothese!
Folge 172 (15 Min.)Bild: ZDFDodzi Dougban ist Tänzer, Choreograf und Künstler – und er ist taub. Er spürt den Bass und die Vibration. Und hat sich bewusst gegen eine Innenohrprothese entschieden. Seit einer Ohrenentzündung in frühester Kindheit lebt Dodzi Dougban ohne Gehör. Zunächst trägt er ein Hörgerät, doch das legt er mit zwölf Jahren ab. Er wünscht sich bis heute kein Cochlea-Implantat. „Taub zu sein, ist ein Teil meiner Identität.“ Dodzi Dougbans Eltern stammen aus Togo, die Kultur des afrikanischen Landes haben sie auf vielen Festivals und Konzerten präsentiert.
Ihr Sohn war aus der Bühnenshow nicht wegzudenken. Der Afrodeutsche bleibt der Bühne treu und wird professioneller Tänzer, er gewinnt mehrfach die deutschen und europäischen Meisterschaften im Hip-Hop-Tanzen. Außerdem etabliert er sich als Choreograf und Schauspieler. Tanzen ist für Dodzi Dougban Freiheit und Kommunikation. Mit seinem Tanz kann er mit Tauben und Hörenden kommunizieren. Gerade von denen wünscht er sich mehr Interesse an der Kultur der Gehörlosen, dass sie neugierig werden und selbst Gebärden lernen wollen.
„Meine Sprache ist die Deutsche Gebärdensprache, sie ist meine Muttersprache.“ Die Deutsche Gebärdensprache gehört zum Immateriellen Kulturerbe in Deutschland. Dodzi Dougban weiß, wie viel und kontrovers Cochlea-Implantate in der Gemeinschaft der Gehörlosen diskutiert werden. Er fragt sich, warum sich Gehörlose der hörenden Kultur anpassen müssen. Stattdessen wünscht er sich mehr Unterstützung von Gehörlosen im Alltag, zum Beispiel, wenn es in Krankenhäusern, bei der Polizei oder bei Behörden mehr Mitarbeiter gäbe, die Gebärdensprache können. (Text: ZDF)Deutsche TV-Premiere Sa. 21.06.2025 ZDF Deutsche Streaming-Premiere Di. 10.06.2025 ZDFmediathek Grit Böhnisch: Cochlea-Implantat – Ja oder Nein?
Folge 173 (15 Min.)Bild: ZDFLange spielt Grit Böhnisch ihre Hörbehinderung herunter. Versucht von den Lippen abzulesen. Doch mit der Maskenpflicht während der Coronazeit klappt das nicht. Obwohl Grit Böhnisch seit ihrer Geburt schwerhörig – fast taub – ist, hat sie praktisch keinen Kontakt zur Gehörlosencommunity. Die Gebärdensprache hat sie nicht gelernt. Erst spät bekommt sie ein Cochlea-Implantat. Mittlerweile möchte sie es nicht mehr missen. Grit Böhnisch hat bei der Geburt wahrscheinlich zu wenig Sauerstoff bekommen und könnte deshalb so stark schwerhörig sein. Sie wächst in einer hörenden Familie auf.
Eine Schule für Hörbehinderte zu besuchen, kommt für Grit Böhnisch nicht infrage. „Ich war immer sehr ehrgeizig und habe sehr viel durch meinen Fleiß ausgeglichen. Grit Böhnisch lebt damals in der DDR. Sie will ihr Abitur machen, doch das erlauben die Behörden nur, wenn sie auf eine Hörbehindertenschule wechselt. Doch sie will auf der Regelschule bleiben, alles andere empfindet Grit Böhnisch als Stigmatisierung. Sie beginnt eine Ausbildung, holt das Abitur berufsbegleitend nach. Grit Böhnisch studiert Betriebswirtschaft und arbeitet in einem großen Konzern. Mehr und mehr lernt sie ihre Hörbehinderung anzunehmen.
Dennoch lehnt Grit Böhnisch es lange ab, ihre Schwerbehinderung offiziell anerkennen zu lassen. Sie lebt ausschließlich in einer hörenden Welt. Während der Coronapandemie wird Grit Böhnischs Hören noch einmal schlechter. Dazu kommen Probleme mit den Hörgeräten. Ihr Selbstverständnis als gehörlose Person, die vermeintlich problemlos in der hörenden Kultur lebt, gerät ins Wanken. Schließlich entscheidet sich Grit Böhnisch für Cochlea-Implantate, kurz CI. Heute möchte sie diese nicht mehr missen. Ihre Lebensqualität hat sich verbessert und sie hört mit Begeisterung Podcasts und Musik.
Im Vorfeld zur CI-Entscheidung nimmt Grit Böhnisch erstmals Kontakt mit anderen Gehörlosen auf und wird in einer Selbsthilfegruppe aktiv. Heute ist sie ehrenamtlich aktiv für den Deutschen Schwerhörigenbund. In der Rückschau wäre sie lieber schon früher offen mit ihrer Behinderung umgegangen. „Wir Betroffenen müssen den ersten Schritt machen, offen mit unserer Behinderung umgehen, für deren Anerkennung und Akzeptanz eintreten und die richtigen Strukturen einfordern. Nur so schaffen wir die Voraussetzungen, damit jeder entsprechend seinen Fähigkeiten leben und handeln kann. (Text: ZDF)Deutsche TV-Premiere Sa. 28.06.2025 ZDF Deutsche Streaming-Premiere Di. 10.06.2025 ZDFmediathek Karola Köpferl: Inklusion an der Uni
Folge 174 (15 Min.)Bild: ZDFKarola Köpferl hat MS und erlebt Inklusion an der Uni ganz praktisch. Die Chemnitzerin erforscht, wie ältere Menschen Technik nutzen, und möchte den Alltag an der Uni inklusiver gestalten. Die 35-Jährige hat als Erste in ihrer Familie studiert, schreibt ihre Doktorarbeit und leitet eine Forschungsgruppe an der TU Chemnitz. Zwischen Unialltag und Therapien nutzt sie ihr Wissen ehrenamtlich, indem sie ausgediente Computer für Bedürftige fit macht. Oft würde sie für eine Studierende gehalten, erzählt die Chemnitzer Wissenschaftlerin, weil viele sich gar nicht vorstellen könnten, dass sie als Frau mit Beeinträchtigung im Forschungsalltag bestehen könne.
Aber es geht. „Ich bewege schon deshalb etwas, weil ich da bin, ganz praktisch und nicht nur in der Theorie, und die Menschen sich mit mir auseinandersetzen müssen.“ Zum Beispiel ist einer der Hochschulaufzüge, den sie nutzt, schon seit Wochen kaputt. Dabei braucht Karola seit einigen Monaten einen Rollstuhl als Unterstützung. Die Chemnitzerin hat eine rheumatische Krankheit namens Morbus Bechterew in Kombination mit MS, die aber erst 2023 diagnostiziert wurde, nachdem es Karola immer schlechter ging.
Doch die junge Frau konzentriert sich auf ihre mentalen und kognitiven Stärken. Ihre Doktorarbeit schreibt sie im Liegen. Mit Physiotherapie trainiert sie ihren Körper. Und trotzdem findet die Chemnitzerin Zeit für ehrenamtliches Engagement. In der „Computertruhe“ programmiert Karola alte Laptops und Rechner um und gibt sie an Menschen weiter, die sich die Technik nicht leisten könnten. Ruhe und Ausgleich findet Karola im Nachbarschaftsgarten „Zietenaugust“, in dem sie sich schon lange engagiert. (Text: ZDF)Deutsche TV-Premiere Sa. 05.07.2025 ZDF Deutsche Streaming-Premiere Di. 01.07.2025 ZDFmediathek Martina Dorenwendt: Ich lebe ohne Hindernisse
Folge 175 (15 Min.)Bild: ZDFMartina Dorenwendt ist aus Thüringen und rund um die Uhr auf Unterstützung angewiesen. Als Initiatorin eines Rollstuhlprojekts setzt sie sich für den Abbau von Barrieren ein. Die E-Rollstuhlfahrerin kämpft mit viel Herz und Leidenschaft dafür, dass Menschen mit Einschränkungen ein erfülltes und selbstbestimmtes Leben führen können und Zugang zu Sport, Kultur, Bildung und Arbeit erhalten. Sie ist verheiratet und Mutter eines sechsjährigen Sohnes. „Ich hatte schon immer viel Energie“, erzählt die gelernte Mediengestalterin – daran hat auch der Unfall nichts geändert. Mit 17 Jahren verunglückt Martina Dorenwendt mit dem Motorrad.
Nach Monaten im Krankenhaus und unzähligen Operationen steht fest: Sie wird nicht mehr laufen können und ihre Hände nur noch eingeschränkt bewegen. Seitdem ist stets eine Assistenz an ihrer Seite. Ein Leben lang engagiert sich die selbstständige Mediengestalterin für Inklusion und gegen die Ausgrenzung von Menschen mit Behinderung. Sie arbeitet aktiv in verschiedenen Gremien mit – darunter der Landesbehindertenbeirat, der Thüringer Landesverband für Körper- und Mehrfachbehinderte, der Behinderten- und Seniorenbeirat des Unstrut-Hainich-Kreises sowie der Stadt Mühlhausen. Sie ist viel und gern unterwegs, berät Behörden und Freizeiteinrichtungen – etwa die Burg Normannstein – wie sie ihre Gebäude barrierefrei gestalten können.
Darüber hinaus setzt sie sich auch im Sport für Inklusion ein. Aus eigener Erfahrung weiß sie, wie wichtig Bewegung und Mobilität für Menschen mit Behinderung sind. Als Initiatorin und Trainerin der Initiative ILOH (Ich lebe ohne Hindernisse) versteht sie es, Menschen zu motivieren, Freude an Bewegung zu wecken, Hemmschwellen abzubauen und Selbstvertrauen zu stärken. Mit Mitte 30 lernt Martina Dorenwendt über das Internet ihren heutigen Mann Tobias kennen. Gemeinsam entscheiden sie sich für ein Kind. Doch das erste Jahr mit Baby wird für Martina zur mentalen Belastungsprobe. (Text: ZDF)Deutsche TV-Premiere Sa. 12.07.2025 ZDF Deutsche Streaming-Premiere Di. 08.07.2025 ZDFmediathek Nancy Frind: Redet mit, nicht über uns
Folge 176 (15 Min.)Bild: ZDFRaus aus der Werkstatt – rein in die Politik und Selbstvertretung. Dank des „Budgets für Arbeit“ engagiert sich Nancy Frind in Beruf und Ehrenamt für Menschen wie sie. Netzwerken, sichtbar sein, den Mund aufmachen – das kann Nancy Frind trotz psychischer Beeinträchtigung und Lernschwäche. Sie sitzt in Gremien und Arbeitsgruppen und organisiert eine Demonstration in Erfurt. Denn Menschen, egal mit welcher Behinderung, sollen noch viel mehr gehört werden. „Redet mit, nicht über uns.“ Das ist die Forderung von Nancy Frind, und sie weiß genau, wovon sie spricht.
Denn vor drei Jahren hat sich das Leben der 42-Jährigen komplett verändert. Dank des „Budgets für Arbeit“ hat die Thüringerin einen Job auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt für die „LIGA Selbstvertretung Thüringen“ gefunden. Für die Organisation vertritt sie andere Menschen aus Werkstätten für Menschen mit Behinderung sowie besonderen Wohnformen und nimmt an Arbeitsgruppen im Sozialministerium teil. Bei dem „Budget für Arbeit“ werden die Lohnkosten von Unternehmern bezuschusst, die Menschen mit Behinderung einstellen.
Ein wichtiger Schritt für Teilhabe und Inklusion, denn Nancy konnte dadurch aus einem Erfurter Plattenbau in ihre Wahlheimatstadt Weimar ziehen und zum ersten Mal selbst Urlaub machen. Sie hat einen Verein mitgegründet, in dem sie sich auch ehrenamtlich engagiert. Als Vorständin von LaFiT, dem Landesverband für Frauen mit Behinderung in Thüringen, reist sie bundesweit zu Veranstaltungen und organisiert eine Demonstration für Menschen mit Beeinträchtigung mitten in Erfurt, um damit anderen Betroffenen eine Stimme zu geben. (Text: ZDF)Deutsche TV-Premiere Sa. 19.07.2025 ZDF Deutsche Streaming-Premiere Di. 15.07.2025 ZDFmediathek Vanessa Dengler: Mit Hund Dori gegen die Angst
Folge 177 (15 Min.)Als Assistenzhund für psychosoziale Beeinträchtigungen (PBS) kann Dori Panikattacken frühzeitig erkennen.Bild: Martin Langner / ZDFSeit einem Unfall sitzt Vanessa Dengler im Rollstuhl. Die Labradorhündin Dori weicht nicht von ihrer Seite und unterstützt sie im Alltag und bei Panikattacken, Krampfanfällen und Flashbacks. Dori befindet sich noch in Ausbildung zur Assistenzhündin für Menschen mit PSB, also Psychische Beeinträchtigungen. Schon als Welpe wurde sie dafür ausgesucht. Sie begleitet Vanessa Dengler überall hin: in den Supermarkt, im Krankentransportwagen, zur Physiotherapie. Vier Jahre ist es her, dass sich das Leben der 24-jährigen aus dem Ostallgäu schlagartig veränderte.
Bei einem Arbeitsunfall während ihrer Ausbildung zur Einzelhandelskauffrau erlitt sie eine schwere Hirnprellung. Seither ist sie auf den Rollstuhl angewiesen. Zudem folgten Panikattacken, eine posttraumatische Belastungsstörung (PTBS), Krampfanfälle und ein Tourette-Syndrom. „Die erste Zeit nach dem Unfall war ich komplett isoliert. Ich habe mich nicht mehr aus dem Haus getraut“, erzählt Vanessa. Die Wende brachte Assistenzhündin Dori. Die zweijährige Labradorhündin begleitet Vanessa Dengler durch den Alltag, erkennt Krisensituationen frühzeitig und greift aktiv ein: „Bei Panikattacken kuschelt sie sich an mich, oder wenn ich einen Flashback habe, stupst sie mich an oder leckt mir durchs Gesicht.“ Dori nimmt ihrer Halterin nicht nur die Angst, sie gibt ihr Struktur, Halt und vor allem ihre Selbstständigkeit zurück.
„Assistenzhunde gibt es für viele Bereiche: als Rollstuhlbegleithunde, als Warnhunde für Diabetes oder Epilepsie – oder eben für Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen, wie Posttraumatische Belastungsstörung oder Autismus.
Sie werden schon als Welpen gezielt ausgewählt, weil sie ein besonderes Wesen mitbringen – den unbedingten Willen, dem Menschen zu helfen“, erklärt Doris Ausbilderin, die Hundetrainerin Sabine Huth. Mit Doris Einzug hat sich Vanessas Leben komplett gewandelt. Sie wagt sich wieder unter Menschen, in belebte Fußgängerzonen und in den Supermarkt. „Ich würde mir wünschen, dass mehr Menschen verstehen, was Assistenzhunde wirklich leisten“, sagt sie. „Ihre bloße Anwesenheit hilft mir schon. Ich weiß einfach: Ich bin nicht allein.“ (Text: ZDF)Deutsche TV-Premiere Sa. 26.07.2025 ZDF Deutsche Streaming-Premiere Di. 22.07.2025 ZDFmediathek Lena Staudt: Hund Ypsi in meiner Welt
Folge 178 (15 Min.)Assistenzhündin Ypsi unterstützt die 12-jährige Lena im Alltag.Bild: ZDF und Anne WirtzLena Staudt lebt mit einer starken Bewegungsstörung. Hündin Ypsi ist ihre Rollstuhlbegleithündin. Sie unterstützt sie im Alltag und gibt ihr Halt in Krisen. Als zertifizierte Assistenzhündin darf die Golden Retriever Hündin auch an Orte, zu denen andere Hunde keinen Zutritt haben. Sie wurde speziell für Lenas Bedürfnisse trainiert und hilft, wenn die 12-Jährige etwas nicht greifen kann, öffnet Türen. Lena liebt Sprache, lacht gern – und sitzt im Rollstuhl. Ihr Wunsch nach einem Hund kam mit sieben Jahren. Doch es war ein langer Weg. Ihre Mutter Claudia Staudt hatte große Angst vor Hunden.
Zudem werden die Kosten für Ypisis Ausbildung nicht von den Krankenkassen übernommen. Erst eine Spendenkampagne machte es möglich, über den Verein VITA e.V. eine passende Hündin zu finden. Seit 2021 gehört Ypsi nun zur Familie. Claudia Staudt und ihr Mann hatten Lena im Alter von neun Monaten als Pflegekind aufgenommen. Die Entscheidung war bewusst – für ein Leben mit einem besonderen Kind, mit Pflege, Verantwortung und Ungewissheiten. „Wir wollten Lena. Nicht trotz, sondern mit ihrer Behinderung“, sagt Claudia Staudt.
„Aber man braucht Hilfe. Ypsi ist für uns kein Luxus, sie ist eine konkrete Unterstützung im Alltag!“ Die Hündin strukturiert den Tag, gibt Sicherheit, bringt Routine. Beim Frühstück liegt sie unter dem Tisch, sie begleitet Lena auf dem Schulweg, sie wartet ruhig vor dem Therapieraum. Und sie bleibt, wenn Lena frustriert ist wegen ihrer Behinderung und den damit verbundenen Einschränkungen. „Manchmal bin ich so wütend, dass ich nicht will, dass jemand kommt. Nur Ypsi darf dann zu mir“, sagt Lena. „Seit es sie gibt, ist alles ein bisschen leichter!“ (Text: ZDF)Deutsche TV-Premiere Sa. 02.08.2025 ZDF Deutsche Streaming-Premiere Di. 29.07.2025 ZDFmediathek Johanna Krins: Mit Aris durchs Leben
Folge 179 (15 Min.)Blindenführhund Aris begleitet Johanna mit sicherer Pfote durch ihren Alltag.Bild: Martin Langner / ZDF und Martin LangnerJohanna Krins ist fast blind. Seit über einem Jahr begleitet der Blindenführhund Aris sie durch den Alltag – sogar bis zur Konzertbühne. Aris sieht für sie mit. Der vierjährige Blindenführhund Aris ist für Johanna mehr als ein Begleiter – er ist ihr Held. Seit er bei ihr ist, gewinnt sie täglich Selbstvertrauen. Aris zeigt Johanna Ampeln, S-Bahneingänge, Sitzplätze und führt sie mit Ruhe und Geschick durchs Leben. Johanna Krins kam mit einer fortschreitenden Netzhauterkrankung zur Welt. Als Kind erlebt sie noch, was „sehen“ bedeutet. Sie konnte Fahrrad fahren und reiten lernen.
Doch ihre Sehkraft schwindet langsam und unaufhaltsam. Heute ist ihr Sichtfeld stark eingeschränkt. Johanna Krins beschreibt es wie folgt: „Es ist ungefähr wie ein Tunnelblick, nur dass ich nicht komplett im Zentrum scharf sehen kann, sondern ein bisschen unter der Mitte und außen im Augenwinkel.“ Vor gut einem Jahr trat Aris in ihr Leben: ein schwarzer Labrador, ruhig, selbstbewusst – und ihr wichtigster Begleiter im Alltag. „Aris kann man sich vom Charakter schon fast wie eine Katze vorstellen. Also er hängt einem nicht am Rockzipfel.
Er ist ein sehr selbstbewusster Hund, der sehr mit sich zufrieden ist und auch gut alleine sein kann. Und er hat einen trotzdem immer im Blick“, sagt Johanna Krins über Aris. Als freiberufliche Audiodeskriptionsautorin beschreibt sie Filme für blinde Zuschauer und schenkt ihnen damit Orientierung. Heute bekommt sie diese Orientierung auch selbst – durch Aris. Er begleitet sie überallhin und liegt geduldig im Backstagebereich, während sie auf der Bühne steht und ihrer großen Leidenschaft, der Musik, nachgeht. Johanna beschreibt Aris als ihren persönlichen Helden, aber er ist noch viel mehr: Früher, als sie noch mit dem Langstock unterwegs war, fühlte sie sich oft angestarrt.
Mit Aris schauen die Menschen den Hund an, nicht sie selbst. Aris kam nicht einfach „fertig“ ins Leben seiner neuen Partnerin. Zunächst wuchs er bei einer Patenfamilie auf, bevor er eine monatelange Spezialausbildung bei einem Blindenführhundetrainer durchlief. Danach begann die Einarbeitungsphase mit Johanna Krins. Sie hat gelernt, Aris zu führen und ihm zu vertrauen. Die beiden sind zusammengewachsen und bilden ein echtes Mensch-Hund-Team. Sie sind zwei, die sich wortlos verstehen. (Text: ZDF)Deutsche TV-Premiere Sa. 09.08.2025 ZDF Deutsche Streaming-Premiere Di. 05.08.2025 ZDFmediathek Lion Broschat: Ich bin Pfadfinder
Folge 180 (15 Min.)Bild: ZDFIm Pfadfinderalltag ist nicht alles barrierefrei – doch das hält Lion Broschat nicht auf. Der Rollstuhlfahrer ist Leiter einer inklusiven Pfadfindergruppe in Hamburg. Lion Broschat ist 24 Jahre alt und seit 15 Jahren Pfadfinder. Der Rollstuhlfahrer war lange Teil einer inklusiven Gruppe. Jetzt leitet er die nächste Generation. An Pfingsten geht es in ein Lager. Für Lion bedeutet das, Verantwortung zu übernehmen. An Pfingsten fahren die Pfadfinder aus Hamburg in ihr jährliches Lager. Mit dabei: die „Pfadfinder trotz allem“, kurz PTAs. Eine inklusive Pfadfindergruppe, die schon seit 60 Jahren Bestandteil im Pfadfinderstamm Elbe ist.
Der Rollstuhlfahrer Lion Broschat war selbst 15 Jahre lang als Gruppenkind dabei. Jetzt stellt er sich einer neuen Herausforderung und übernimmt die Verantwortung für seine eigene Gruppe. Im Lager kommt einiges zusammen: Spiele, Aktionen, Lagerfeuerabende. Neben all dem braucht die inklusive Gruppe spezielle Betreuung: Begleitung zur Toilette, Pflege und Unterstützung beim Essen. Lion ist dafür mitverantwortlich. Er muss aber auch viel auf sich selbst achtgeben. Der Film zeigt, mit wie viel Überzeugung das Pfadfinden für alle möglich gemacht wird. (Text: ZDF)Deutsche TV-Premiere Sa. 16.08.2025 ZDF Deutsche Streaming-Premiere Di. 12.08.2025 ZDFmediathek Justus: Ich bin Reporter
Folge 181 (15 Min.)Justus möchte Journalist werden und führt sein allererstes Interview.Bild: ZDF und Norman KrieseUm seinem Traum, Journalist zu werden, näher zu kommen, versucht Justus viel. Er macht ein Praktikum bei der Gießener Tageszeitung und ist Reporter bei der inklusiven Redaktion der Lebenshilfe. Geprägt von seinen Eltern, die beide Journalisten sind, entwickelt Justus schon früh Lust auf den Medienberuf. Heute ist er Teil der inklusiven Redaktion der Lebenshilfe Gießen, steht für Social Media vor der Kamera und führt erste eigene Interviews. Schon als Kind interviewte Justus seine Großmutter mit dem alten Aufnahmegerät seiner Mutter, die beim Radio gearbeitet hat. Die Faszination für die Medien begleitet ihn bis heute und Justus tut alles, um seinen Traumberuf näher zu kommen – was als Mensch mit Lernbehinderung in der schnelllebigen Redaktionswelt nicht immer einfach ist.
Dass inklusiver Journalismus gelingen kann, zeigt die Redaktion der Lebenshilfe Gießen. Unter dem Namen „Die Normalos“ berichten junge und alte Menschen mit und ohne Behinderung über aktuelle Themen und machen auf ihre Belange aufmerksam. Seit Januar mischt der sonst eher schüchterne Justus mit: Er recherchiert, diskutiert und steht für Reels vor der Kamera, die später auf Instagram gepostet werden. Dabei ist die Botschaft klar: Jedes Leben ist wertvoll und Inklusion ist ein Menschenrecht.
Der Film begleitet den jungen Reporter bei seinem Praktikum in der Gießener Allgemeinen Zeitung, bei der Redaktionssitzung der „Normalos“ und schließlich bei Justus ersten eigenem Interview mit dem queeren Künstler „Flirty Flamingo“. Diese Folge „einfach Mensch“ ist bereits ab Dienstag vor der Ausstrahlung, 12:00 Uhr, in Web und App des ZDF verfügbar. Weitere Informationen sind zu finden unter www.einfachmensch.zdf.de. Die Sendereihe entsteht in Kooperation mit der „Aktion Mensch“ und ist in Web und App mit Gebärdensprache verfügbar. (Text: ZDF)Deutsche TV-Premiere Sa. 23.08.2025 ZDF Leopold Rupp: Ich bin Arzt im Rollstuhl
Folge 182 (15 Min.)Dr. Leopold Rupp macht die Weiterbildung zum Facharzt in der Praxis seiner Eltern in Albersdorf, Schleswig-Holstein.Bild: Dirk Heuer / ZDFZwischen Albersdorf und Berlin, zwischen Familienpraxis und Krankenhaus – Dr. Leopold Rupps Leben besteht aus zwei Welten. Arzt kann der Rollstuhlfahrer überall sein. Leopold Rupp macht eine Ausbildung zum Facharzt in der Praxis seiner Eltern in Schleswig-Holstein. Nebenbei arbeitet der 33-Jährige an Feiertagen und Wochenenden in der Charité in Berlin, wo er seinen Lebensmittelpunkt gefunden hat. Schon als Leopold Rupp ein Kleinkind war, tapste er von der Wohnung in die anliegende Arztpraxis seiner Eltern. Dort, im beschaulichen Albersdorf in Schleswig-Holstein macht der mittlerweile 33-Jährige heute die Weiterbildung zum Facharzt und wird von vielen langjährigen Patienten wiedererkannt.
„Er soll eines Tages die Praxis hier übernehmen“, so die Hoffnung von Leopold Rupps Eltern und der Stammkundschaft. Doch Leopold Rupp führt noch ein anderes Leben fernab von Franzbrötchen und Leuchttürmen: Mit drei anderen Menschen teilt er sich eine WG im Berliner Kiez Gesundbrunnen, wo Dönerbuden, Graffitiwände und Altbauten das Stadtbild prägen. In der Charité am Campus Virchow hat Leopold Rupp sein Medizinstudium absolviert und dabei mehrere Stationen kennengelernt.
Ob Anästhesie oder Notfallaufnahme, der Arzt kennt die Klinik wie seine Westentasche und betreut mittlerweile selbst Medizinstudenten. Die Fälle, welche Leopold Rupp in Albersdorf und in Berlin betreut, könnten jedoch unterschiedlicher nicht sein: hier Erkältung und Magen-Darm – dort Platzwunde vom Unfall. Aufgrund einer seltenen Form von Kleinwuchs nutzt der Arzt einen Rollstuhl. Seine Tätigkeit als Mediziner wird dadurch nicht beeinträchtigt. Sowohl die Landarztpraxis als auch die Charité sind komplett barrierefrei. Neben der Medizin hat Leopold Rupp noch eine weitere Leidenschaft.
Als ehemaliger Leistungssportler setzt er sich seit Jahren ehrenamtlich beim Behindertensportverband ein und ist dort stellvertretender Vorsitzender des Jugendverbands. Letzte Folge der „einfach Mensch“-Reihe „Voller Einsatz mit Behinderung“ Diese Folge „einfach Mensch“ ist bereits ab Dienstag vor der Ausstrahlung, 12:00 Uhr, in Web und App des ZDF verfügbar. Weitere Informationen sind zu finden unter www.einfachmensch.zdf.de. Die Sendereihe entsteht in Kooperation mit der „Aktion Mensch“ und ist in Web und App mit Gebärdensprache verfügbar. (Text: ZDF)Deutsche TV-Premiere Sa. 30.08.2025 ZDF Johannes Bruckmeier: Nicht zu bremsen
Folge 183 (15 Min.)Johannes Bruckmeier ist blind – und begeisterter Skateboardfahrer.Bild: Christopher Brecht / ZDFWenn Johannes Bruckmeier mit seinem Skateboard waghalsig über Treppen und Geländer springt, erntet er regelmäßig ungläubige Blicke. Denn er ist blind. Johannes hat die Augenkrankheit Retinitis pigmentosa. Das hält ihn nicht davon ab, Skateboard zu fahren. Er wird so gut, dass er an Wettbewerben teilnimmt und das Skaten seinem Leben eine entscheidende Wende gibt. Johannes Bruckmeier wurde mit der Erbkrankheit Retinitis pigmentosa geboren. Dadurch sterben bei ihm nach und nach die Zellen seiner Netzhaut ab.
Im Alter von sechs Jahren kann eine Operation das weitere Fortschreiten verhindern und ihn vor einer womöglich kompletten Erblindung bewahren. Heute hat Johannes Bruckmeier ein Gesichtsfeld von fünf Grad – vergleichbar, wie wenn man durch eine Klopapierrolle schaut. Man spricht auch von einem Tunnelblick. Gesetzlich gilt er damit als blind. Zudem sieht er alles, was weiter als etwa 20 Zentimeter von ihm entfernt ist, nur noch unscharf. Wenn es dunkel oder sehr hell ist, sieht er gar nichts.
Als Kind und Jugendlicher hat ihm seine Behinderung stark zu schaffen gemacht. Er wollte nicht anders sein als die anderen Jungs. Nicht immer derjenige sein, der vieles nicht kann. Daher versuchte Bruckmeier seine Einschränkung so gut es geht zu verbergen oder seinem Umfeld erfundene Geschichten erzählt. Der Gedanke, dass ihn wegen seiner Seheinschränkung niemand mögen könnte, begleitet ihn viele Jahre. Im Internat wird er gemobbt, gerät mit Mitschülern und Lehren in Konflikte. Skateboard fahren, hat Johannes Bruckmeier schon viele Jahre fasziniert.
Doch angefangen hat Johannes damit nicht, bis er 23 Jahre alt wird. Er steckt in einer Krisensituation: wiegt 140 Kilo und seine Freundin hat ihn verlassen. Er fängt einfach an mit dem Skaten, übt wie ein Besessener neben seiner Arbeit als Physiotherapeut. Er verliert schnell viele Kilos und wird immer besser. Zur Orientierung benutzt er einen Blindenstock, ebenso eine Musikbox, die durch die Lautstärke zusätzlich räumliche Orientierung gibt.
Er wird immer bekannter in der Skaterszene, Sponsoren werden auf ihn aufmerksam. Bruckmeier beginnt an Skatewettbewerben teilzunehmen und skatet in Städten auf der ganzen Welt. Das Skaten gibt ihm das Gefühl von Freiheit, Stärke und Selbstbewusstsein. Es ist eine Art Therapie, sagt er heute. Es hat ihm geholfen, seine Sehbehinderung als Teil von sich zu akzeptieren. Und es zeigt ihm vor allem, dass es egal ist, was andere sagen oder einem zutrauen. Wichtig ist, das zu machen, was einem wichtig ist.
Und wenn man hinfällt – steht man auf und beginnt von vorne. Im Leben wie auch beim Skateboardfahren. Drei Folgen „einfach Mensch“ mit dem Thema „Blind, selbstbewusst, aktiv“ werden samstags um 12:00 Uhr gesendet. Diese Folge ist bereits ab Dienstag vor der Ausstrahlung, 12:00 Uhr, in Web und App des ZDF verfügbar. Weitere Informationen sind zu finden unter www.einfachmensch.zdf.de. Die Sendereihe entsteht in Kooperation mit der „Aktion Mensch“ und ist in Web und App mit Gebärdensprache verfügbar. (Text: ZDF)Deutsche TV-Premiere Sa. 06.09.2025 ZDF
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