einfach Mensch Folge 183: Johannes Bruckmeier: Nicht zu bremsen
Folge 183
Johannes Bruckmeier: Nicht zu bremsen
Folge 183 (15 Min.)
Johannes Bruckmeier ist blind – und begeisterter Skateboardfahrer.
Bild: Christopher Brecht / ZDF
Wenn Johannes Bruckmeier mit seinem Skateboard waghalsig über Treppen und Geländer springt, erntet er regelmäßig ungläubige Blicke. Denn er ist blind. Johannes hat die Augenkrankheit Retinitis pigmentosa. Das hält ihn nicht davon ab, Skateboard zu fahren. Er wird so gut, dass er an Wettbewerben teilnimmt und das Skaten seinem Leben eine entscheidende Wende gibt. Johannes Bruckmeier wurde mit der Erbkrankheit Retinitis pigmentosa geboren. Dadurch sterben bei ihm nach und nach die Zellen seiner Netzhaut ab. Im Alter von sechs Jahren kann eine Operation das weitere Fortschreiten verhindern und ihn vor einer womöglich kompletten Erblindung bewahren. Heute hat Johannes Bruckmeier ein Gesichtsfeld von fünf Grad – vergleichbar, wie wenn man durch eine Klopapierrolle schaut. Man spricht auch von einem Tunnelblick. Gesetzlich gilt er damit als blind. Zudem sieht er alles, was weiter als etwa 20 Zentimeter von ihm entfernt ist, nur noch unscharf. Wenn es dunkel oder sehr hell ist, sieht er gar nichts. Als Kind und Jugendlicher hat ihm seine Behinderung stark zu schaffen gemacht. Er wollte nicht anders sein als die anderen Jungs. Nicht immer derjenige sein, der vieles nicht kann. Daher versuchte Bruckmeier seine Einschränkung so gut es geht zu verbergen oder seinem Umfeld erfundene Geschichten erzählt. Der Gedanke, dass ihn wegen seiner Seheinschränkung niemand mögen könnte, begleitet ihn viele Jahre. Im Internat wird er gemobbt, gerät mit Mitschülern und Lehren in Konflikte. Skateboard fahren, hat
Johannes Bruckmeier schon viele Jahre fasziniert. Doch angefangen hat Johannes damit nicht, bis er 23 Jahre alt wird. Er steckt in einer Krisensituation: wiegt 140 Kilo und seine Freundin hat ihn verlassen. Er fängt einfach an mit dem Skaten, übt wie ein Besessener neben seiner Arbeit als Physiotherapeut. Er verliert schnell viele Kilos und wird immer besser. Zur Orientierung benutzt er einen Blindenstock, ebenso eine Musikbox, die durch die Lautstärke zusätzlich räumliche Orientierung gibt. Er wird immer bekannter in der Skaterszene, Sponsoren werden auf ihn aufmerksam. Bruckmeier beginnt an Skatewettbewerben teilzunehmen und skatet in Städten auf der ganzen Welt. Das Skaten gibt ihm das Gefühl von Freiheit, Stärke und Selbstbewusstsein. Es ist eine Art Therapie, sagt er heute. Es hat ihm geholfen, seine Sehbehinderung als Teil von sich zu akzeptieren. Und es zeigt ihm vor allem, dass es egal ist, was andere sagen oder einem zutrauen. Wichtig ist, das zu machen, was einem wichtig ist. Und wenn man hinfällt – steht man auf und beginnt von vorne. Im Leben wie auch beim Skateboardfahren. Drei Folgen „einfach Mensch“ mit dem Thema „Blind, selbstbewusst, aktiv“ werden samstags um 12:00 Uhr gesendet. Diese Folge ist bereits ab Dienstag vor der Ausstrahlung, 12:00 Uhr, in Web und App des ZDF verfügbar. Weitere Informationen sind zu finden unter www.einfachmensch.zdf.de. Die Sendereihe entsteht in Kooperation mit der „Aktion Mensch“ und ist in Web und App mit Gebärdensprache verfügbar. (Text: ZDF)