2022, Folge 1–16

  • Folge 1 (30 Min.)
    Kaya ist eine junge Frau mit vielen Plänen, die sie umsetzen möchte. Doch das ist nicht so einfach. Als sie zwei Monate alt war und wegen heftiger Bauchschmerzen in die Notaufnahme kam, war die Diagnose erschütternd: Durch eine lebensgefährliche Darmverdrehung musste fast das gesamte Organ entfernt werden. Die Prognose der Ärzte: Kaya wird nicht lange überleben. Heute ist Kaya 20 Jahre alt. Kaya ist eine junge Frau mit vielen Plänen. Sie ist mit der Schule fertig, möchte Schauspielerin werden, die Liebe entdecken und träumt von einer Weltreise.
    Doch all das ist nicht so einfach. Als sie zwei Monate alt war und wegen heftiger Bauchschmerzen in die Notaufnahme kam, war die Diagnose erschütternd: Durch eine lebensgefährliche Darmverdrehung musste fast das gesamte Organ entfernt werden. Die Prognose der Ärzte: Katja wird nicht lange überleben. Heute ist Kaya 20 Jahre alt. Die Aufnahmeprüfung an der Schauspielschule hat sie problemlos geschafft und sie studiert. Doch die Weltreise bleibt ein großes Problem. Sie braucht täglich Infusionen mit Nährstoffen und im Notfall auch schnelle medizinische Hilfe – eine logistische Herausforderung.
    Durch immer neue Entzündungen der Infusionszugänge ist ihr Körper ist mit Narben übersät. Und jederzeit können neue Operationen notwendig werden. Und die coronabedingten Probleme im Umgang mit anderen und im Gesundheitssystem treffen sie natürlich besonders hart. Die Reportage geht der Frage nach, wie es Kaya schafft, trotz aller Einschränkungen und dunklen Phasen doch ein Leben mit Hoffnung, Humor und Zuversicht zu führen. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereDi 25.01.2022Das Erste
  • Folge 2
    Voenix ist Schamane und in der neuheidnischen Szene ein bekannter Typ. Er ist häufig bei Veranstaltungen in ganz Deutschland unterwegs, ist Künstler und Buchautor und betreibt einen eigenen YouTube-Kanal. Dort veröffentlicht er Filme über Themen und Menschen aus der Heidenszene.
    Heiden glauben an viele Götter, und sie berufen sich auf die Religionen alter Kulturen wie zum Beispiel die nordische Götterwelt. Auf der Suche nach Sinn und Orientierung interessiert sich eine wachsende Zahl von Menschen für diese alten Mythen und Riten. Sie sehen im Neuheidentum eine Alternative zur modernen, auf Konsum ausgerichteten Lebensweise. Eine Religion, die sie als naturverbundener, geheimnisvoller und sinnlicher empfinden als etwa das Angebot der klassischen Kirchen.
    Auch Voenix, der mit bürgerlichem Namen Thomas Vömel heißt, war das Christentum zu hierarchisch. Am Heidentum fasziniert ihn die Freiheit: ein Glaube, der auskommt ohne feste Strukturen oder eine starre Lehre, in dem man seine spirituellen Bedürfnisse individuell leben kann und gleichzeitig die Natur und Traditionen der Vorfahren achtet. Die neuen Heiden bilden keine einheitliche Gemeinschaft. Es gibt viele kleine Gruppen, die meist unabhängig voneinander ihre Vorstellung von Heidentum leben. Eine bunte Mischung, zu der moderne Hexen, Druiden, Schamanen oder Magier zählen. Aber neuheidnische Gruppen haben mit einem zweifelhaften Ruf zu kämpfen: Sie gelten vielen als rechte Esoteriker.
    Die Literaturwissenschaftlerin Stefanie von Schnurbein hat die Heidenszene 30 Jahre lang intensiv erforscht. Sie zeigt, dass das heutige Heidentum zwar letztlich aus der völkischen Szene des frühen 20. Jahrhunderts entstanden ist. Noch heute sind einige der Gruppen tief in der rechten Szene verankert. Aber sie beobachtet auch, dass sich viele Heiden intensiv mit den Altlasten ihrer Religion auseinandersetzen und sich glaubhaft von Rechts abgrenzen.
    Luna ist 18 Jahre alt und gerade als jüngstes Mitglied in den Eldaring aufgenommen worden, eine der größten Heidnischen Gruppen in Deutschland. Am Eldaring schätzt sie die Offenheit und Diversität der Gruppe: Jeder werde hier so akzeptiert, wie er/​sie ist. Für Luna gehört die Regenbogenflagge genauso zu heidnischen Ritualen wie Met-Horn und Götterfiguren.
    Gudrun Pannier alias Sinmara fand zum Heidentum, weil sie sich nach Abschluss ihres Theologiestudiums in der christlichen Kirche nicht mehr zuhause fühlte. Nach einigen Jahren ohne religiöse Betätigung stieß sie eines Tages auf das Heidentum. Dort fand sie ein Umfeld für ihr Interesse an Spiritualität und Mystik. Sie praktizierte verschiedene heidnische Strömungen und lebt heute als Druidin. Darüber hinaus engagiert sie sich religionspolitisch. Sinmara vertritt unter anderem die Heiden bei der „Langen Nacht der Religionen“ in Berlin und setzt sich für eine Anerkennung der Heiden als Religionsgemeinschaft ein.
    Die Dokumentation von Alexander Bartsch und Peter Podjavorsek gibt einen Einblick in eine schillernde Welt und beschreibt, was Menschen heute an den alten Göttern fasziniert. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereDi 01.02.2022Das ErsteDeutsche Online-PremiereDi 25.01.2022ARD Mediathek
  • Folge 3
    Unzählige Male hat Hauptkommissar Johannes Meurs an fremden Türen geklingelt, stand vor Schulklassen oder platzte in Familienfeste: „Ihr Kind ist tödlich verunglückt.“, „Euer Mitschüler ist verstorben.“ Es sind Sätze wie diese, die noch lange nachhallen. Deshalb kämpft Meurs seit 20 Jahren für den richtigen Umgang mit Todesnachrichten. Der Klever Polizist ist sich sicher: Wie eine solche Nachricht übermittelt wird, hat Folgen. Wer sich in der Extremsituation von der Polizei im Stich gelassen fühlt, erlebt ein doppeltes Trauma. Das möchten Meurs und sein Team unbedingt verhindern.
    Was Meurs vor zwei Jahrzehnten bei einer Befragung von Angehörigen zu hören bekam, warf kein gutes Licht auf die Polizeiarbeit in Krisenmomenten: Keine Zeit, schlechte Erreichbarkeit, fehlende Informationen. Das sollte im Raum Kleve kein Angehöriger mehr erleben müssen. Meurs gründete am Niederrhein ein Bereitschaftsteam aus freiwilligen Polizisten. Immer zwei Kollegen stehen rund um die Uhr bereit, um Angehörige zu benachrichtigen und für sie da zu sein. Das Ermitteln übernehmen andere. Davon profitieren nicht nur die Angehörigen, sondern auch die Polizisten selbst. Intensiv vorbereitet zu sein auf diese belastende Aufgabe und das Gefühl zu haben, helfen zu können, ist auch Schutz für sie.
    Das System zahlt sich aus. Jetzt aber steht Johannes Meurs kurz vor dem Ruhestand. Was wird aus seinem Lebenswerk, dem „Klever Modell“? Warum ist es nicht längst Standard in allen deutschen Dienststellen? Ein Film über eine der schwierigsten Aufgaben der Polizei und wie es für alle Seiten besser laufen könnte. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereDi 08.02.2022Das ErsteDeutsche Online-PremiereSa 05.02.2022ARD Mediathek
  • Folge 4
    Es könnte einfach nur pure Idylle sein: Mitten in der traumhaften Berglandschaft des Tiroler Hochtals Wildschönau ist der Hörbighof gelegen, ein traditionsreiches, altes Bauernhaus mit farbenprächtigem Blumenschmuck. Doch in der Gaststube der Jausenstation hängen zwei Sterbebilder. Auf dem einen ist ein kleines Mädchen abgebildet, auf dem anderen ein kleiner Bub.
    Im Dezember 2021 jährte sich zum zehnten Mal der Tod des kleinen Sebastian. Der 8. Dezember ist sein Sterbetag und gleichzeitig der Geburtstag seiner Schwester Helena, die im Herbst vor zwei Jahren gestorben ist. Gerade einmal zwei Jahre alt waren die Geschwister, die einander auf der Welt nie begegneten. Völlig unverhofft starben sie, ohne erkennbare Vorzeichen. Erst sehr viel später sollte sich herausstellen, dass ein Gendefekt die Ursache war.
    In der Wohnküche brennen Kerzen neben den Bildern. Bei jedem Mittagessen schließt die Familie Kostenzer die beiden Kleinen ins Gebet mit ein. Ihre kleinen Schutzengel, wie sie die verstorbenen Kinder nennen. Der achtjährige Gabriel hat den Tod seiner kleinen Schwester Helena erlebt. Die fünfzehnjährige Laura ist die älteste, sie hat beide verstorbenen Geschwister noch gut in Erinnerung.
    Bergbauer Sebastian Kostenzer und seine Frau Andreia versuchen den Tod ihrer Kinder in den Alltag zu integrieren. Doch es ist nicht einfach. Was hat es auf sich mit diesem 8. Dezember, der gleichzeitig Geburts- und Todestag ist? Darüber, dass die Acht für Unendlichkeit steht, hat Sebastian lange mit Pfarrer Paul Rauchenschwandtner gesprochen – damals, als Helena starb. In der düstersten Stunde ihres Lebens gab ihnen der Pfarrer viel Halt. Gestärkt wird die Familie auch durch die offene Anteilnahme der Menschen im kleinen Wildschönauer Ortsteil Thierbach. Im August zeigt sie sich in besonderer Weise.
    Das Leben findet draußen statt, die Bergheu-Ernte steht an, die Gäste kehren bei den Kostenzers in der Jausenstation ein. Der 15. August, Mariä Himmelfahrt, ist hier ein hoher Feiertag. Am sogenannten „Frauentag“ werden die Kräuterbuschen geweiht. Anschließend kommt die Dorfgemeinschaft zum Feiern zusammen. Auch die Kostenzers. Freilich: Alles könnte so viel schöner sein, wenn die beiden Kleinen noch da wären. Trotz aller Fröhlichkeit um sie herum ist es immer noch ein Leben zwischen Schatten und Licht.
    Aber dann gibt’s einmal im Jahr auf dem Hof ein Konzert. Es wird der heiterste Tag im Jahr. Sebastian Kostenzer ist ein guter Country-Sänger. Beim Singen kann er die Trauer für kurze Zeit loslassen. „Nur den Schmerz wegsingen, das geht nicht, da müsste ich schon ganz laut schreien“, sagt er. Seiner Frau Andreia hilft es, sich mit anderen auszutauschen über das, was ihnen widerfuhr. „Die Gäste in der Jausenstation sind manchmal auch meine Psychologen, Reden tut gut und man erfährt dabei auch andere Schicksale, das hilft auch,“ sagt sie.
    Die Familie macht es ihren Mitmenschen leicht, auf sie zuzugehen. In ihrer offenen Art, mit dem Schicksal umzugehen, nehmen sie Außenstehenden Berührungsängste. Sie erfahren auf diese Weise Trost und lernen mehr und mehr mit dem Verlust der beiden Kinder zu leben. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereDi 15.02.2022Das Erste
  • Folge 5
    „Obdachlose mit Zukunft“, kurz OMZ, nennt André sein Projekt. In Köln hat er ein ganzes Bürohaus zu einem visionären Wohnprojekt für Obdachlose gemacht. André war selbst lange obdachlos. Als das selbstrenovierte Bürohaus abgerissen wurde, hat die Stadt Köln nach langen Verhandlungen dem OMZ eine neue Immobilie überlassen. Harry, Iva, Simon und Marvin organisieren seit dem ersten Lockdown in Stuttgart eine Essensverteilung auf der Straße. Die vier sind suchtkrank, doch sie wollen etwas Sinnvolles tun.
    Unter der Paulinenbrücke, einem mehrspurigen Verkehrsknoten mitten in Stuttgart, sind „Harrys Bude“ und der „Paule Club“ entstanden – in Eigenregie. Wie reagieren die professionellen Helfer:innen auf das neue Selbstbewusstsein? Und wie verändert das Engagement die Akteure selbst, die bis dahin passive Wohlfahrtsempfänger:innen waren? Was passiert, wenn Menschen, die von sozialer Hilfe abhängig sind, beginnen, sich selbst zu helfen? Der Film beleuchtet den Aufbruch von Bewohner:innen der Stadt, die wohnungs- oder obdachlos sind oder als ehemalige Drogenabhängige an einem Substitutionsprogramm teilnehmen.
    Sozialarbeit kann die Symptome von Armut lindern, für ein besseres Leben braucht es auch die Betroffenen selbst. Die Initiative ergreifen, für sich selbst sorgen, sich zu engagieren schafft Selbstbewusstsein und macht unabhängig. In Köln geht das OMZ mit einem großen Sommerfest an die Öffentlichkeit, in Stuttgart werden die Macher von „Harrys Bude“ und dem „Paule Club“ mit einem Preis ausgezeichnet. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereDi 22.02.2022Das Erste
  • Folge 6
    Russlands Überfall auf die Ukraine wirkt wie aus der Zeit gefallen. Ein Angriffskrieg mitten in Europa, wie wir ihn nicht mehr für möglich gehalten hätten. Hunderttausende Menschen bangen um ihr Leben, fliehen vor den Bomben. Frieden und die Freiheit, die für uns selbstverständlich waren, wirken auf einmal fragil. Müssen wir zur Verteidigung unserer Demokratie mehr auf militärische Mittel setzen und auch die Wehrpflicht wieder einführen? War der Pazifismus, seit Jahrzehnten auch von den Kirchen gepredigt, zu naiv? Müssen wir für Frieden und Freiheit auch bereit sein zu töten? Mit diesen Fragen ist Philipp Engel für die Reihe „Echtes Leben“ unterwegs. Was bringt es, für den Frieden zu beten? Welchen Preis sind wir bereit, für unsere Freiheit zu zahlen und warum geht uns dieser Konflikt näher als andere? (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 06.03.2022Das Erste
  • Folge 7
    Während sich ihre Freundinnen und Klassenkameraden aufs Abitur vorbereiten, arbeitet Sandra in einem Bordell. Nie hätte sich die Schülerin aus Bayern träumen lassen, in der Prostitution zu landen. Als aus einer Internetbekanntschaft ein Liebesverhältnis wird, ändert sich ihr Leben. Ihr Lover erzählt ihr von erdrückenden Schulden, die er nur mit ihrer Unterstützung loswerden könne. Sandra will ihn nicht hängen lassen und willigt schließlich in seinen perfiden Plan ein. Von einer „Althure“ wird sie angelernt, um im Rotlicht Geld zu verdienen.
    Bereits nach dem ersten Freier ist nichts mehr wie vorher: „Ich war gebrochen, war dort, wo er mich haben wollte“, gesteht Sandra rückblickend. Als ihr klar wird, dass sie einem „Loverboy“ aufgesessen ist, ist es zu spät. Ihr Zuhälter kontrolliert sie, nimmt ihr das Geld ab. Schambehaftet kappt sie alle Verbindungen zur Welt außerhalb des Milieus. Erst als nach mehreren Jahren ihr Körper rebelliert und ihr Zuhälter das Interesse an ihr verliert, gelingt ihr der Ausstieg. Sie jobbt, holt ihr Abitur nach und beginnt ein Jurastudium mit einem klaren Ziel: Sie will ihren Zuhälter vor Gericht zu bringen.
    Die Kraft, sich aus der Rotlichtmilieu zu befreien, findet Sandra, weil sie andere davor bewahren möchte. „Alle sollen“, so ihre Überzeugung, „wissen wie es dort wirklich zugeht.“ Seither kämpft sie auf gesellschaftlicher und politischer Ebene dafür, dass Deutschland nicht länger das Bordell Europas bleibt. „Das System funktioniert nur“, davon ist sie überzeugt, „weil es Menschenhändler gibt, die vulnerable junge Frauen zu ungewolltem Sex zwingen.“
    Max Kronawitter hat Sandra ein halbes Jahr lang begleitet. Er zeichnet das Porträt einer sensiblen Frau, die das Leben im Bordell zu einer streitbaren Aktivistin gegen Zwangsprostitution und Menschenhandel gemacht hat. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereDi 08.03.2022Das Erste
  • Folge 8
    „Ich bin froh, wenn ich noch so zehn Tage durchhalte, mein Körper kommt an seine Grenzen!“ Alexandra ist 24 Jahre alt und hat seit ihrer Geburt die Glasknochenkrankheit. Sie ist im fünften Monat ungewollt schwanger. Doch sie ist zuversichtlich, dass sie und das Baby auch ihre zweite Schwangerschaft gut überstehen: Vor zwei Jahren hat sie per Kaiserschnitt bereits eine gesunde Tochter zur Welt gebracht. Alexandra weiß, dass ihre Krankheit vererbbar ist und die Schwangerschaft für das Baby und auch für sie ein hohes Risiko darstellt. Schon ihre erste Frauenärztin, die Alexandra damals die Pille verschrieben hat, riet ihr ab, jemals Kinder zu bekommen. Vielen behinderten Frauen, die Mutter werden wollen, ergeht es ähnlich: Sie haben es schwer bei Behörden, bei der Suche nach geeigneten Frauenärztinnen und oft fehlt es auch an Akzeptanz in ihrem Umfeld.
    Auch Alexandra kennt Vorbehalte: „Manche sagen mir, wie kannst Du schwanger werden? Du läufst Gefahr, dass Dein Kind auch behindert wird.“ Alexandra ist 85 Zentimeter klein, ihre Knochen sind fragil, die Muskeln schwach. Sie ist auf den Rollstuhl angewiesen und könnte ohne Hilfe nicht alleine leben. Wie wird sie den Alltag mit zwei Kindern bewältigen? „Echtes Leben“ begleitet Alexandra für eineinhalb Jahre und zeigt, mit welchen ungeplanten Herausforderungen die junge Mutter zu kämpfen hat. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereDi 15.03.2022Das Erste
  • Folge 9
    Um 84 Babys hat sich Elke Baumann aus Berlin schon gekümmert – und sie ist sich sicher: sie wird die 100 vollmachen. Denn Säuglinge in Not gibt es genug, und um die kümmert sich die Berlinerin aus Berufung. Seit 30 Jahren arbeitet Elke Baumann als Pflegemutter für Babys, die kein Zuhause mehr haben. Weil ihre leiblichen Mütter sich nicht selbst kümmern können. Kinder von überforderten Minderjährigen, Drogenabhängigen, Frauen in Haft.
    Gerade erst geboren, verlieren diese oft beeinträchtigten Babys ihre wichtigste Bezugsperson, die leibliche Mutter. Doch bei Elke Baumann finden sie übergangsweise Liebe und Geborgenheit, bis Dauerpflegeeltern gefunden sind, bei denen sie aufwachsen können. Im Leben der Kinder sind diese Wochen, manchmal Monate bei der Kurzzeit-Pflegemutter entscheidend für ihre weitere Entwicklung, hier wird ihr Urvertrauen wieder gestärkt – und ihre Fähigkeit, sich zu binden.
    Für Elke Baumann selbst ist ihre beeindruckende Arbeit als Krisenmutter emotional herausfordernd. Schließlich bleiben die Babys nicht bei ihr, sie muss sich immer wieder aufs Neue auf anfangs fremde Kinder einlassen und sich dann wieder von ihnen lösen, wenn ein neues Zuhause gefunden ist. Manchmal findet sich aber auch keins: drei Kinder hat Elke Baumann im Laufe der Jahre selbst behalten und aufgezogen, weil niemand anders wollte.
    Die Dokumentation begleitet Elke Baumann über ein Jahr hinweg. Autor Arndt Breitfeld ist dabei, wenn Elke Baumann wieder ein Baby aus einer Kriseneinrichtung abholt, wenn potenzielle Pflegeeltern das Kind kennenlernen und Elke Baumann Abschied nehmen muss. Ein bewegender Film über eine beeindruckende Berlinerin, ihre ganz persönliche Geschichte und das bisher kaum beachtete Phänomen der Kurzzeitpflege – ein Wendepunkt im Leben gerade erst geborener Kinder. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereDi 22.03.2022Das Erste
  • Folge 10
    Was ist wichtiger: ein Mahnmal zur Erinnerung an den Holocaust oder ein Ort aktiven jüdischen Lebens? Das ist, überspitzt, die Frage, vor der die Jüdische Gemeinde in Hamburg und die Stadt Hamburg derzeit stehen. Denn die Gemeinde hat Großes vor: Sie will die Bornplatzsynagoge wieder aufbauen, jene riesige Synagoge aus dem Kaiserreich, die die Nationalsozialisten 1938 in der Reichspogromnacht zerstörten. Das Ziel: einen sichtbaren Ort schaffen, mitten in Hamburg, dort, wo vor der Auslöschung jüdischen Lebens ein ganzes Viertel von der Gemeinde und eben jener 40 Meter hohen Synagogenkuppel geprägt war. Hier war das Zentrum jüdischen Lebens in der Stadt, und hierhin will die Jüdische Gemeinde wieder zurückkehren.
    Vor anderthalb Jahren sammelte die Initiative „Wiederaufbau Bornplatzsynagoge“ mehr als 100.000 Unterschriften für dieses Projekt von Menschen in ganz Deutschland. Unterstützung kommt auch aus der Politik. Die Hamburgische Bürgerschaft stimmte den Plänen einstimmig zu und der Deutsche Bundestag bewilligte bereits 65 Millionen Euro für den Wiederaufbau.
    Doch es gibt auch scharfe Kritik, denn der Platz, auf dem die alte Synagoge stand, ist seit fast 40 Jahren auch ein Mahnmal. Im Boden liegt ein großes Mosaik, das das Deckengewölbe der zerstörten Synagoge nachzeichnet. Die Pläne sehen vor, dass dieses Mahnmal weichen muss oder zumindest zum Teil überbaut wird. Kritikerinnen und Kritiker sowie Historikerinnen und Historiker, oft selbst jüdisch, werfen deshalb der Jüdischen Gemeinde und der Hamburger Politik Geschichtsvergessenheit vor. Der Historiker Moshe Zimmermann, dessen Eltern aus Hamburg fliehen mussten, spricht gar von einer „Ohrfeige für die früheren jüdischen Mitbürger“.
    Eine Wunde müsse schmerzen, der leere Platz an die Gräuel der Nationalsozialisten erinnern. Die Jüdische Gemeinde ihrerseits sieht in dem Mahnmal eher einen Platzhalter – eben für die neue alte Synagoge. Ihr Gemeindevorstand, Philipp Stricharz, meint: „Wer aber jetzt sagt, das Bodenmosaik ist praktisch ein Heiligtum, das unantastbar ist, hat es völlig missverstanden.“ Natürlich wolle man an den Holocaust, an die Shoah, erinnern, doch dafür benötige man keinen leeren Platz, sondern Leben und Austausch. Und das soll im Neubau der Synagoge stattfinden.
    Ein Treffpunkt für die Hamburgerinnen und Hamburger, Juden und Nichtjuden, ein Platz des Kennenlernens und des Austauschs. Und auch Katharina Fegebank, Zweite Bürgermeisterin der Stadt, ist sich sicher: „Das heißt ja nicht, dass damit Geschichte oder die Schreckenstaten der Nazizeit in irgendeiner Weise relativiert oder verharmlost werden, sondern es entsteht dort wieder etwas, was schon mal dort war und zerstört wurde von den Nazis. Und das ist für mich von der Symbolik, aber auch dann vom faktischen Tun, der konsequente Schritt, um auch zu zeigen, wir sind hier und ihr kriegt uns nicht klein!“
    Wie also Umgehen mit den großen Plänen? Was soll mit dem Mahnmal passieren? Kann, darf, muss es weichen, um jüdische Zukunft zu sichern? Und – wer ist zuständig für Mahnung und Erinnerung? (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereDi 05.04.2022Das Erste
    TV-Premiere ursprünglich für den 29.03.2022 angekündigt
  • Folge 11
    Optimiere dich selbst – das ist das Motto unserer Zeit. Wer sich selbst optimiert, der kann mehr aus sich herausholen und zufriedener werden. Doch wann wird das Streben nach dem besseren Ich zum Stress, und was ist mit denen, die nicht dem Ideal entsprechen können? Immer besser, immer schöner – wie ein perfekter Körper oder das perfekte Gesicht heutzutage aussehen sollen, darüber gibt es ziemlich genaue Vorstellungen. Präsentiert werden uns diese Bilder nicht mehr nur im Fernsehen und im Internet von Models oder Schauspielern, sondern von hunderttausenden Menschen auf Social-Media-Plattformen.
    Zusätzlich gibt es unzählige Tools, um sich selbst und zum Beispiel seine sportliche Leistung täglich zu vermessen und mit anderen zu vergleichen. Doch ist dieser Lebensstil auch gesund? Wann artet das Streben, das Beste aus uns herauszuholen, in Stress aus? Und was ist mit den Menschen, die diesem Bild nicht entsprechen können oder wollen? Philipp Engel trifft Menschen, die durch einen optimierten Lebensstil mehr Glück und Zufriedenheit gefunden haben, aber auch Menschen, bei denen der Druck zur Optimierung zu Selbstzweifeln und vielen Problemen geführt hat. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereDi 05.04.2022Das ErsteDeutsche Online-PremiereDi 29.03.2022ARD Mediathek
  • Folge 12
    Sie haben sich ihre Hochzeit vermutlich anders vorgestellt: Major Tina Behnke, Kompaniechefin und ihr Mann Felix, Fallschirmjäger. Als sie das Aufgebot bestellt haben, war noch alles ruhig, nun ist Krieg in Europa. Und das betrifft auch ihre Familie und Kameradinnen und Kameraden. Bei der Hochzeit stehen sie in Uniform Spalier. Später beim Essen wird diskutiert. Alle wissen, auch deutsche Soldatinnen und Soldaten sollen die Ostflanke der NATO sichern, dauerhaft im Baltikum, in Polen und Rumänien stationiert werden. Ihr Mann wird kurz nach der Hochzeit zu einer NATO-Übung dorthin aufbrechen, zunächst für vier Wochen.
    Tina Behnke hat es in der kämpfenden Truppe zur „Frau Major“ gebracht, Karriere gemacht, vor wenigen Tagen noch Übungen befehligt, Unteroffiziere ausgebildet, immer vorne dran, sportlich, zäh, dabei fair und freundlich. Was sie verlangt, macht sie auch selbst mit. Doch seit Krieg in der Ukraine ausgebrochen ist, ist allen klar: Aus den Übungen könnte plötzlich Ernst werden. Der Krieg mitten in Europa ist das beherrschende Thema, auch unter den Rekruten. Die Bilder im Fernsehen schockieren sie. Das hatte bisher keiner für möglich gehalten. Frieden war selbstverständlich.
    Sie sprechen untereinander und auch mit Major Tina Behnke über den Krieg, dass sie bei einem künftigen Einsatz verwundet werden, sterben könnten und vielleicht die Entscheidung treffen müssen, einen anderen Menschen zu töten.
    Tina Behnke ist seit 15 Jahren Soldatin und hat sich mit diesen Fragen schon oft auseinandergesetzt. Sie ist Mutter eines fünfjährigen Sohnes. Ihr Lebensgefährte ging in den Einsatz nach Afghanistan, als sie schwanger war, und kehrte zwei Tage vor der Geburt zurück. Als ihr Sohn ein Jahr alt war, ging sie für vier Monate nach Mali, beides Einsätze auf anderen Kontinenten, tausende Kilometer von Deutschland entfernt. Jetzt ist der Krieg vor der Haustür angekommen, und alle sprechen von der Gefahr, er könne sich ausweiten. Wie gehen sie mit diesen Aussichten um? Wie bereiten sie sich und ihren kleinen Sohn darauf vor?
    Die Kehrtwende in der deutschen Verteidigungspolitik, dass über die eingeschränkte Verteidigungsfähigkeit der Bundeswehr endlich öffentlich gesprochen, Frieden nicht mehr als selbstverständlich betrachtet wird, ist für die Soldatin und ihre Kameraden überfällig.
    Um ihn zu sichern, kann es sein, dass auch Tina Behnke, ihr Mann und die Soldatinnen und Soldaten ihrer Kompanie aufbrechen müssen. Im Schrank liegen ihre beiden Testamente – dazu ist jeder, der in einen Auslandseinsatz geschickt wird, verpflichtet. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereDi 12.04.2022Das Erste
  • Folge 13
    Karen, Franz und Papa Bär haben unter Brücken und in Hauseingängen gelebt. Wie geschätzt 45.000 weitere Menschen in Deutschland waren sie jahrelang obdachlos, ohne festen Wohnsitz. Vor einem Jahr können die drei in eigene kleine Wohnungen ziehen, bekommen unbefristete Mietverträge in einem Neubau in Hannover. Das Besondere daran: Der Einzug ist an keinerlei Bedingungen geknüpft.
    Housing first nennt sich das Konzept, und zum ersten Mal in diesem Rahmen ziehen 15 Mieter unter ein einziges Dach. Mit der Sicherheit einer Wohnung im Rücken sollen sie von dort aus ihre Probleme angehen: Alkohol- und Drogensucht, Schulden und psychische Erkrankungen. Im bisherigen System müssen sich Obdachlose erst beweisen, um die Chance auf eigene vier Wände zu bekommen. Hier ist es andersherum.
    Aber wie funktioniert das? Funktioniert es überhaupt? Wir begleiten ein Jahr lang Hoffnungen, Freude, Bemühen, Rückschläge – und Erfolge der neuen Mieter. Wie verändert ein festes Zuhause Karen, Franz und Papa Bär? Wo brauchen sie Hilfe? Woran scheitern sie?
    Susanne Kolb hat ihr Büro im Haus. Sie ist Sozialarbeiterin bei der Diakonie und hat schon vieles erlebt. Aber bei Housing first weiß auch sie nicht, was sie erwartet. Kolb versucht, mit den Bewohnern warm zu werden, Beziehungen aufzubauen. Sie bietet Hilfe an und ein offenes Ohr, wann immer es nötig ist. Aber sie rechnet auch damit, dass nicht jeder Hilfe annimmt. Und sie wagt zu Beginn der Dreharbeiten keine Prognose, ob Karen, Franz und Papa Bär wirklich sesshaft werden in ihrem neuen Zuhause. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereDi 19.04.2022Das Erste
  • Folge 14
    Sabine und Gode stehen vor zwei Jahren schon kurz vor der Trennung. Es klappt nicht mehr zwischen ihnen. Im Nachhinein, so ist sich Sabine sicher, „war da schon etwas in seinem Kopf“. Die Diagnose kommt prompt: Hirntumor der schlimmsten Art; unheilbar. Sabine spürt sofort, dass sie bei Gode bleiben möchte; sie heiraten.
    Der Hirntumor stellt das Paar vor neue Herausforderungen: Gode, der immer alles wusste, weiß vieles immer noch, kann es aber nicht mehr aussprechen. Von Tag zu Tag gehen die Worte verloren. Der Tumor blockiert das Sprachzentrum.
    Sabine, die immer leidenschaftlich gern mit Gode diskutiert hat, muss raten und dabei jede Aufregung vermeiden. Die Gefühlsausschläge bei Gode werden durch den Tumor immer extremer. Und das kann einen epileptischen Anfall auslösen.
    Filmemacherin Julia Horn hat Gode und Sabine fünf Monate lang begleitet. Ihr Film zeigt, wie Sabine ihr Leben auf die Krankheit ihres Mannes einstellt. Wie sie nach Lösungen sucht, die gemeinsame Zeit, die ihnen bleibt, doch noch schön zu machen. In ungewohnter Offenheit spricht das Paar über seine Gedanken und Gefühle; über die Veränderung der Beziehung und über den Tod. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereDi 26.04.2022Das ErsteDeutsche Online-PremiereSo 24.04.2022ARD Mediathek
  • Folge 15
    Die Deutschen lieben Hunde, aber vielen Tieren bekommt das nicht gut. Vierbeiner leiden, weil ihre Halter*innen keine Ahnung von Hundeerziehung haben. Gerade in der Corona-Pandemie wurden zahlreiche Hunde angeschafft, um Einsamkeit oder Langeweile der Menschen zu lindern. Viele von ihnen sitzen mittlerweile im Tierheim, weil sie den falschen Erwartungen der Menschen nicht entsprachen.
    Ist die vermeintliche Tierliebe vieler Hundehalter*innen purer Egoismus? Was macht die Beziehung zwischen Mensch und Hund so besonders und was braucht es, damit sie gelingt? Für diese Ausgabe „Echtes Leben“ macht sich Simon Vogt auf die Suche nach Antworten. Er erfährt, mit welchen Tricks skrupellose Händler*innen Hundewelpen im Internet verkaufen. Er trifft Tierschützer*innen, die Hunde nach schlechten Erfahrungen therapieren und eine Trainerin, die Mensch und Hund zu einer guten Beziehung verhilft. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 08.05.2022Das ErsteDeutsche Online-PremiereSo 01.05.2022ARD Mediathek
  • Folge 16
    Für die einen ist er ein „Bühnenschreck“, ein „Theaterviech“, ein „Besessener“, für die anderen ein empathischer „Kümmerer“, der anpackt wo es nötig ist. Christian Stückl polarisiert. Seit 30 Jahren inszeniert er in seinem Heimatort Oberammergau die Passionsspiele, seit knapp 20 Jahren ist er Intendant des Münchner Volkstheaters. Geboren 1961 in Oberammergau, macht Christian Stückl zunächst eine Lehre als Holzbildhauer. Dann wendet er sich dem Theater zu, macht schnell Karriere. Er inszeniert an allen wichtigen Bühnen Deutschlands, in Wien, bei den Salzburger Festspielen.
    Bekommt Preise für „gelungene Integrationsarbeit“, für Zivilcourage und sein „langjähriges Engagement gegen Antisemitismus“. Dabei ist er immer hin- und hergerissen zwischen Stadt und Land. Er pendelt jeden Tag von München in seine Heimat, denn am wohlsten fühlt er sich in Oberammergau. Hier leben seine Eltern und seine engsten Freunde. Und seit 2015 auch sein „Ziehsohn“. Denn September 2015 wird für Christian ein Wendepunkt.
    Als viele tausend Flüchtlinge nach Europa kommen, stellt er sich die Frage nach der eigenen Verantwortung. Auch in Oberammergau werden Geflüchtete untergebracht. Christian lernt den unbegleiteten Minderjährigen Raouf aus Afghanistan kennen. Aus einer flüchtigen Begegnung wächst eine Freundschaft und in Christian eine Fürsorgepflicht. Schule, eine eigene Wohnung, Lehrstelle – Stückl unterstützt ihn, wo er kann. Heute gehört Raouf mit zur Familie. Durch ihn habe er gelernt, dass es mehr gebe als nur das Theaterleben, sagt er heute.
    Er engagiert sich seither auch für andere geflüchtete Jugendliche in Oberammergau, sucht mit ihnen Ausbildungsplätze, hilft bei Behördengängen. Denn in der Zeit der Pandemie, in der auch Christians Leben in einem langsameren Takt ablief, und die Proben für die Passionsspiele in Oberammergau ins Stocken gerieten, merkt er einmal mehr, wie wichtig ihm heute das Thema Zugehörigkeit ist. Und: „dass die Integration aller, die in Oberammergau leben, jetzt passieren muss – nicht erst in 20 Jahren.“ (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 15.05.2022Das Erste

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