bisher 11 Folgen, Folge 1–11

  • Folge 1
    Auftakt zu einer neuen Geschichts-Reihe: Was war vor 50 Jahren für die Menschen im Südwesten wichtig, was hat sie beschäftigt, worüber haben sie sich aufgeregt oder gefreut? Was haben die regionalen Nachrichtensendungen „Abendschau“ und „Blick ins Land“ berichtet? Was war los in Politik, Wirtschaft, Gesellschaft, in der Kultur und im Sport? Und welchen interessanten Menschen sind die Reporter damals begegnet? Moderatorin Alev Seker nimmt das Publikum einmal im Monat mit auf eine Zeitreise in die Vergangenheit.
    Manches hat sich seitdem geändert, anderes ist uns heute noch vertraut. Und Veränderungen, die damals ihren Anfang nahmen, wirken bis heute nach. Manche Industriezweige, die 1969 noch wirtschaftlich bedeutend waren, sind weitgehend verschwunden, die Frauen heute haben ein ganz anderes Standing. Mit Neugier und Augenzwinkern schaut die neue Reihe auch auf manche Kuriosität zurück. Februar 1969 – ein bunter Themenreigen in schwarz-weiß: Der Monat ist zunächst vor allem kalt und schneereich, die Räumungsdienste haben alle Hände voll zu tun.
    Die Witterung trübt vielerorts auch die Karnevals-, Faschings- oder Fasnets- Vergnügungen. Die „SWR Zeitreise“ begleitet die Narren durch die tollen Tage in Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und dem Saarland. Aber es gab auch noch mehr Berichtenswertes als die fünfte Jahreszeit: Ein Reporter berichtet über die neue Frühjahrsmode, die ihm so gar nicht gefällt: Hosenanzüge und überhaupt das veränderte Verhalten vieler Frauen sind ihm ein Dorn im Auge, er wünscht sich die Rückkehr zu damenhafter Eleganz und anschmiegsamer Weiblichkeit! Heute würden seine Kommentare zweifellos einen „Shitstorm“ auslösen.
    Immerhin wird als Ausgleich auch die erste Botschafterin der Bundesrepublik Deutschland vorgestellt. Beim VfB Stuttgart läuft es in der Saison 1968/​1969 ziemlich gut, und schon halten die Fans die Meisterschaft für realistisch. In Magstadt im Landkreis Böblingen hält ein anderes Sportereignis das ganze Dorf auf Trab: die kommende Weltmeisterschaft im Querfeldeinfahren.
    Für Magstadt eine ganz große Sache, das Ereignis des Jahres. Studenten und andere Demonstranten versuchen in Mainz den glamourösen Filmball zu stören, was die anwesende Prominenz aus dem Showgeschäft aber nicht vom Feiern und der Freude am Auftritt des Kinderstars Heintje abhält. Und die Bahn kämpft mit dem Problem der Schwarzfahrer, seitdem es – aus Gründen der Rationalisierung – Fahrkarten-Automaten und keine Einlasskontrollen an den Bahnsteigen mehr gibt. (Text: SWR)
    Deutsche TV-PremiereSo 24.02.2019SWR Fernsehen
  • Folge 2
    Nach dem langen, schneereichen Winter ist es im Südwesten noch immer nasskalt und der Frühling lässt auf sich warten. Aber vieles erregt und erhitzt die Gemüter, worüber die regionalen Nachrichten-Sendungen „Abendschau“ und „Blick ins Land“ berichtet haben. Ein Turnfest wird zum Politikum: Bei einem vom TV Bretzenheim veranstalteten Schauturnen der Olympiamannschaft der DDR-Turnerinnen kommt es zu einem Eklat. Da die ostdeutschen Funktionäre darauf bestehen, die DDR Flagge zu hissen, schreitet die bundesdeutsche Staatsmacht ein: die Polizei fordert zunächst das Abhängen der Flagge und entfernt sie schließlich noch während der Veranstaltung.
    Die Turnerinnen brechen daraufhin ihre Darbietungen ab und verlassen den Saal. Das „Neue Deutschland“ wird später von „brutaler Gewalt“ und einem „Willkürakt“ sprechen. Eine Vernunftehe bahnt sich an: Ende der 60er Jahre ist die anstehende Gebietsreform in aller Munde. Es sollen größere Verwaltungseinheiten und somit leistungsstärkere Gemeinden geschaffen werden.
    Doch was so bürokratisch-vernünftig klingt regt viele Menschen, vor allem in den kleineren Orten auf. Sie wollen sich nicht schlucken oder eingemeinden lassen. Sehr komplex ist das Thema vor allem im badischen Villingen und dem württembergischen Schwenningen. Bis sich die Stadt heute selbst die „Baden-Württemberg-Stadt“ nennt, ist es noch ein langer Weg. Apollo-Fieber, das rückständige Allgäu und die ersten Kreditkarten: Aber es gibt noch mehr, über das damals berichtet wird: Ein junger Mann aus der Nähe von Reutlingen hat ein Modell des Apolloraumschiffs gebaut und erklärt, wie die Mondlandung in einigen Monaten ablaufen wird.
    In den Gaststätten eines Stuttgarter Geschwisterpaares werden die ersten Kreditkarten im Südwesten ausgegeben. Natürlich nur an zahlungskräftige Stammkunden. Und im Allgäu soll der Tourismus gefördert werden. Den Töchtern und Ehefrauen von Gastwirten wird daher ein Kochkurs spendiert, in dem sie lernen, wie sie künftig die anspruchsvollen Gäste zufriedenstellen können. (Text: SWR)
    Deutsche TV-PremiereSo 24.03.2019SWR Fernsehen
  • Folge 3
    An Ostern wird das Wetter endlich warm und freundlich, das Frühjahr wartet mit modischen Vorboten auf. Aber der April 1969 beginnt auch im Fernsehen wie jedes Jahr mit Aprilscherzen. „Fake News“ mit Tradition: Aprilscherze Der Brauch, seine Mitmenschen „in den April zu schicken“, wurde auch 1969 gepflegt – nicht zuletzt von den Fernsehreportern. Sie erfinden haarsträubende Geschichten, die – mit dem entsprechenden Ernst und „Belegen“ vorgetragen, sicher von vielen geglaubt werden.
    So der Beitrag über einen rätselhaften „Münz-Virus“, der in Baden-Württemberg das Silbergeld zerstört. Tatsächliche Fälschung: gepanschter Wein Im Wein soll ja bekanntlich Wahrheit liegen. Dass das nicht immer der Fall ist, stellen regelmäßig die Weinkontrolleure in Rheinland-Pfalz bei der unangemeldeten Kellerkontrolle fest. Man kann nämlich Wein ganz ohne Weintrauben herstellen. Unappetitliches gibt es aus so mancher Küche zu berichten: jeder, der eine Gasstätte eröffnen möchte, bekommt eine Konzession – gleichgültig, ob er Ahnung von Hygiene hat oder nicht.
    Ungewöhnliche Hobbies: Schatzsuchen, Funken und Fliegen Auch wenn es immer wieder behauptet wird: Hobby-Archäologen gibt es nicht. Entweder man ist studierter Archäologie, oder man ist Raubgräber. Mangels eindeutiger gesetzlicher Grundlage gibt es damals aber eine Grauzone, in die auch ein Schüler aus Mainz-Weisenau fällt. Er buddelt in der römischen Gräberstraße vor der Haustür. Immerhin bindet er die örtlichen Archäologen mit ein.
    Heute binden sie ihn ein: als Ruheständler ist er Grabungshelfer unter Aufsicht der Archäologen . Ein Schüler aus Herrenberg in Baden-Württemberg ist Amateurfunker – mit angezogener Handbremse. Er kennt die Geräte, die Regeln, darf aber als 13-jähriger noch nicht mit der Welt kommunizieren. Um weltweit Konversation zu treiben, muss er 18 sein. Und dann gibt es noch Pilotinnen, die die männliche Vorherrschaft in der Luft angreifen und sich in Worms zu ihrer ersten gemeinsamen Jahreshauptversammlung treffen.
    Sommerliche Vorboten: Bademoden und mobile Kleiderläden Weil der Sommer 1969 vor der Tür steht, bekommt frau Tipps, was sie am Strand anziehen kann. Dafür müssen Models leiden, wenn sie bei vier Grad plus leichtbekleidet über die Schwäbische Alb hüpfen. Hat die Kundin dort keine Gelegenheit, in der Stadt einzukaufen, dann kommt die Mode eben zu ihr: eine Kleiderfabrik aus Welschingen im Hegau schickt rollende Kleiderläden übers Land und bietet für wenige Tage ihre Kollektion an.
    Danach wird abgerechnet, eingepackt und weiter geht’s zum nächsten Dorf. So funktionierten damals schon Pop-up-Stores. Musikalische Importe: von Locomotive zu Adamo Musikalisch ist der April 1969 gespalten zwischen Rock aus England und Schlager. Salvatore Adamo sieht sich nie als Schlagersänger, sondern als Chansonier. Als er im April auf Deutschlandtournee ist, singt er natürlich auch auf deutsch. Adamo ist heute noch im Geschäft, während die englische Band „The Locomotive“ komplett in der Vergessenheit verschwunden ist. (Text: SWR)
    Deutsche TV-PremiereSo 14.04.2019SWR Fernsehen
  • Folge 4
    Was war vor 50 Jahren für die Menschen im Südwesten wichtig, was hat sie beschäftigt, worüber haben sie sich aufgeregt oder gefreut? Moderatorin Alev Seker nimmt die Zuschauer einmal im Monat mit auf eine Zeitreise in die Vergangenheit. (Text: SWR)
    Deutsche TV-PremiereSo 19.05.2019SWR Fernsehen
  • Folge 5
    In Ulm wird ein großes Fußballtalent entdeckt. Die Heidelberger protestieren mit Sitzblockaden gegen höhere Preise im Nahverkehr; und in Obrigheim geht ein AKW ans Netz. (Text: SWR)
    Deutsche TV-PremiereSo 16.06.2019SWR Fernsehen
  • Folge 6
    Deutsche TV-PremiereSo 21.07.2019SWR Fernsehen
  • Folge 7
    Anhalter:
    Im Sommer zieht es die Menschen in die Ferne. Wer jung ist und wenig Geld hat, versucht per Anhalter wegzukommen. Daumen in den Wind und los geht die Reise. Nicht alle machen gute Erfahrungen mit Anhaltern. Doch es gibt auch rechtliche Vorbehalte: Wer haftet, wenn etwas passiert? Doch man wäre nicht in Baden-Württemberg, wenn es nicht auch dafür ein Formular gäbe.
    Plakatbuch für Autofahrer:
    Hinterm Steuer wird der Mann zum Steinzeitmenschen: man(n) flucht, droht, gestikuliert, schreit. Alles eine Frage der Kommunikation, denkt sich ein pfiffiger Verleger und bringt ein großformatiges Plakatbuch heraus, das die Kommunikation mit den anderen Verkehrsteilnehmern erleichtern soll. Hinter die Autoscheibe gehalten, teilt man dem anderen Verkehrsteilnehmer mit, dass man Anfänger ist oder der andere zu dicht auffährt. Dem Reporter fallen allerdings noch ein paar Sprüche ein, die nicht in der Plakatfibel stehen und die Aktion persifliert.
    Streit ums Milchtüten-Datum:
    Die Hausfrau wittert Betrug. Das auf den Milchtüten seit 1957 aufgedruckte Datum bezieht sich nur auf den Tag der Abfüllung und sagt nichts über die Frische der abgefüllten Milch aus. Das Innenministerium macht sich für einen Aufdruck stark, der das Mindest-Haltbarkeitsdatum angibt – so kommt es auch und hat Bestand bis heute.
    Gastarbeiter in Kurorten:
    Empörung in Bad Dürrheim. In dem geschätzten Heilbad flanieren nun auch Gastarbeiter, die dort untergebracht sind. In den Augen des Bürgermeisters stört der Anblick ausländischer Arbeiter das Image des Kurorts. Man will hier unter sich sein und beschwert sich heftig. Doch die Industrie, die dringend auf die ausländischen Arbeitskräfte angewiesen sind, lehnen eine Verantwortung für ihre Unterbringung ab. Arbeiten ja, aber anständig wohnen – das geht zu weit. Fremdenfeindlichkeit vor 50 Jahren.
    Giftgas in Rheinland-Pfalz:
    Gerüchte gehen um in den Dörfern der Westpfalz. Haben die Amerikaner hier chemische Kampfstoffe gelagert? Keiner weiß etwas Genaues und gerade deshalb wuchern die Gerüchte. Anfragen verlaufen im Sand. Die Amerikaner geben zwar zu, solche Kampfstoffe in Deutschland zu lagern, sagen aber natürlich nicht wo. Erst nach der Wende soll klar werden, wo überall Giftgas gelagert wurde.
    Neckarfloß:
    Pfadfinder begeben sich auf eine Traumreise. Per selbstgebautem Floß wollen sie den Neckar hinunterfahren. Das Schifffahrtsamt in Stuttgart wusste allerdings nicht, welchem Fahrzeug sie da die Betriebserlaubnis erteilt hat. Bald müssen die jungen Männer vor Anker gehen, denn die Schifffahrtspolizei hält das Floß für nicht verkehrssicher.
    Resümee Funkausstellung:
    Die deutsche Funkausstellung auf dem Killesberg in für den SDR Anlass für mehrere Sondersendungen der Abendschau vom Ausstellungsgelände. Moderator ist ein gewisser Ulrich Kienzle, der später beim ZDF Karriere machen wird. Die Nasa hat eigens für die Ausstellung Filmaufnahmen von der gerade erfolgten Mondlandung zur Verfügung gestellt. Sie und andere Neuheiten werden dort dem Publikum präsentiert.
    Rauschgiftschmuggel:
    1969 werden bestimmte illegale Urlaubsmitbringsel häufiger, Haschisch aus Nordafrika. Die Zöllner, die sich früher an den Grenzübergängen mit Stichproben begnügten, schauen nun viel genauer hin. Bald kennen sie die Verstecke. Gefilzt werden vorwiegend junge Leute, die mit ihren langen Haaren und den geschulterten Gitarren schon äußerlich verdächtig wirken. So mancher fühlt sich deswegen diskriminiert.
    Tschechen in Deutschland:
    In Deutschland leben zehntausende Flüchtlinge, die im August 1968 aus der Tschechoslowakei vor dem russischen Einmarsch geflohen sind. Noch ein Jahr später sprechen viele kein Deutsch, andere sind dabei sich zu integrieren, darunter Menschen aus der Medienbranche und Akademiker. Der Beitrag zeigt, wie die Flüchtlinge mit der neuen Heimat im Südwesten zurechtkommen.
    Der Hecht aus der Giftsuppe:
    Der Rhein ist 1969 so verschmutzt, dass es verwundert, dass dort immer noch Fische gefangen werden, denn direkt aus dem Rhein sind sie ungenießbar. Die Rheinfischer greifen zu einem Trick, um ihre Fische dennoch loszuwerden: Sie setzen sie nach dem Fang für Wochen und Monate in klaren Gewässern aus, um ihnen das Gift auszutreiben. Was den Geschmack angeht, scheint es zu gelingen.
    Die Geschichtsreihe:
    Was war vor 50 Jahren für die Menschen im Südwesten wichtig, was hat sie beschäftigt, worüber haben sie sich aufgeregt oder gefreut? Was war los in Politik, Wirtschaft, Gesellschaft, in der Kultur und im Sport? Und welchen interessanten Menschen sind die Reporter damals begegnet? Moderatorin Alev Seker nimmt die Zuschauer einmal im Monat mit auf eine Zeitreise in die Vergangenheit. Manches hat sich seitdem geändert, anderes ist uns heute noch vertraut. Und Veränderungen, die damals ihren Anfang nahmen, wirken bis heute nach. Manche Industriezweige, die 1969 noch wirtschaftlich bedeutend waren, sind weitgehend verschwunden, die Frauen heute haben ein ganz anderes Standing. Mit Neugier und Augenzwinkern schaut die neue Reihe auch auf manche Kuriosität zurück. (Text: SWR)
    Deutsche TV-PremiereSo 18.08.2019SWR Fernsehen
  • Folge 8
    Hat E 605 Trauben vergiftet? Das Insektizid E 605, bekannt auch als „Schwiegermutter-Gift“, wird von vielen Winzern im Südwesten eingesetzt, weil es zuverlässig Insekten tötet. Doch Winzer in Baden-Württemberg, die es verwendet haben, stehen vor einem Problem: Ihre Trauben sind verdorben, sie verlieren 90 Prozent ihrer Weinernte. War das Gift die Ursache? Die Winzer bekommen nie eine Antwort. Mit Wahlboykott gegen Fluglärm 1951 werden die Bäuerinnen und Bauern des Dörfchens Hahn im Hunsrück mit dem Bau eines amerikanischen Militärflughafens überrumpelt. Nach 15 Jahren des stillen Protests gegen ungenießbares Trinkwasser und unerträglichen Lärm der Kampfjets gehen die Bürger auf die Barrikaden: Sie drohen mit dem Boykott der Bundestagswahl.
    Erstmals finden sie bei der Politik Gehör. Mondstaub in Mainz 83 Gramm Mondstaub der Apollo 11-Astronauten werden im Max-Planck-Institut in Mainz untersucht. Eine große Ehre für die Mainzer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, nur wenige Institutionen außerhalb der USA bekommen außerirdisches Material. Die Menschen im Südwesten stehen Schlange, um einen Blick darauf zu werfen. Rauchend den Rhein durchschwimmen Große Pläne sind wertlos, wenn man sie nicht umsetzt – denkt ein Silberschmied aus Linz am Rhein.
    Sein ehrgeiziges Ziel: einmal den Rhein von der Quelle bis zur Mündung zu durchschwimmen. Doch sogar im Wasser kann der starke Raucher nicht auf Zigaretten verzichten. Nach unfreiwilligen Unterbrechungen erreicht er Ende Oktober die Nordsee. Erstmals Wahlnacht mit Computern Am 28. September 1969 soll sich zeigen, ob es mit der großen Koalition in der Bundesrepublik weitergeht. Um eine brauchbare Hochrechnung zu präsentieren, kommen Computer zum Einsatz, die mit Daten auf Lochkarten gefüttert werden.
    Die SPD erhält mit 44 Prozent der Stimmen und stellt den neuen Bundeskanzler: Willy Brandt. Oberinspektor wird Wurstmarktmeister Was der Cannstatter Wasen für die Schwaben ist, ist der Bad Dürkheimer Wurstmarkt für die Pfälzer. Er gilt sogar als größtes Weinfest der Welt. Marktmeister ist Kurt Lukas, Oberinspektor der Bad Dürkheimer Stadtverwaltung. Ohne ihn läuft nichts auf dem Wurstmarkt. Was war vor 50 Jahren für die Menschen im Südwesten wichtig, was hat sie beschäftigt, worüber haben sie sich aufgeregt oder gefreut? Was war los in Politik, Wirtschaft, Gesellschaft, in der Kultur und im Sport? Welchen interessanten Menschen sind die Reporterinnen und Reporter damals begegnet? SWR Moderatorin Alev Seker nimmt die Zuschauerinnen und Zuschauer einmal im Monat mit auf eine Zeitreise in die Vergangenheit.
    Manche Veränderungen nahmen vor 50 Jahren ihren Anfang und wirken bis heute nach. Einige Industriezweige, die 1969 wirtschaftlich bedeutend waren, sind weitgehend verschwunden. Frauen haben heute ein völlig anderes Standing als damals. Mit Neugier und Augenzwinkern blickt die SWR Reihe auch auf manche Kuriosität zurück. (Text: SWR)
    Deutsche TV-PremiereSo 15.09.2019SWR Fernsehen
  • Folge 9
    Deutsche TV-PremiereSo 20.10.2019SWR Fernsehen
  • Folge 10
    November 1969: Verkehrskollaps in der Mannheimer Innenstadt an einem verkaufsoffenen Samstag, Polizistenmangel in Baden-Württemberg wegen schlechter Unterbringung und ein neues Gesetz, das Lehrlinge vor Willkür schützen soll. Die Narren sind los! Das Fasnachtsmuseum im Schloss Langenstein wird eröffnet Pünktlich zur fünften Jahreszeit eröffnet im Schloss Langenstein ein Narrenmuseum. Der Schlossherr Christoph Graf Douglas hat der Narrenvereinigung Hegau-Bodensee die Räume zur Verfügung gestellt. Und fast 70 Dörfer und Kleinstädte des westlichen Bodenseeraums haben dem Museum Masken überlassen, damit die Narren und Närrinnen im Schloss das ganze Jahr ihren Unfug treiben können.
    Verkaufsoffener Samstag: Der Autoverkehr legt die Innenstadt von Mannheim lahm Im November 1969 dürfen in Mannheim die Geschäfte zur Adventszeit auch am Samstagnachmittag öffnen. Die Verkehrsbetriebe bieten eine kostenlose Beförderung in der Straßenbahn an, doch die meisten Menschen wollen lieber direkt vor den Geschäften parken. Am Ende bleiben die bereitgestellten Straßenbahnen leer und die Kundschaft steht in der Innenstadt im Stau anstatt in den Geschäften.
    Im Kurort Bad Waldsee ist es mit der Idylle vorbei: Das Pressemonopol der „Schwäbischen Zeitung“ ist in Frage gestellt. Bad Waldsee ist ein kleines beschauliches Städtchen im Kreis Ravensburg. Im November 1969 ist es hier mit der gewohnten Ruhe vorbei. Die „Schwäbische Zeitung“ hat Konkurrenz bekommen und das gefällt den Honoratioren in dem tief katholischen Ort überhaupt nicht. Dieter Steddin will mit der Herausgabe der „Nachrichten aus Bad-Waldsee und Aulendorf“ das Pressemonopol in Bad Waldsee brechen.
    Der gebürtige Wittenberger, der in Bad Waldsee Stadtrat ist, erfährt große Widerstände. Selbst das überregionale Magazin „Der Spiegel“ berichtet. Lehrjahre sind häufig Hundejahre! – Berufsbildungsgesetz soll Abhilfe schaffen. Den Hof fegen, Kaffee kochen oder gar die Toiletten putzen: in vielen Betrieben müssen Lehrlinge Arbeiten verrichten, die mit ihrer Ausbildung nichts zu tun haben. Um diese Missstände zu beseitigen, hat die Bundesregierung ein Berufsbildungsgesetz verabschiedet, das Auszubildende vor der Willkür der Ausbilder schützen soll.
    Auch in den Betrieben in Rheinland-Pfalz wird nun verlangt, dass Ausbilder über pädagogische Kenntnisse verfügen. Lehrlinge dürfen nicht mit ausbildungsfremden Aufgaben beschäftigt werden und die Arbeitszeit von bis zu höchstens 8 Stunden soll eingehalten werden. Polizistenmangel in BW: schlechte Unterbringung und Bezahlung der Polizei schreckt Anwärter ab Während die Kriminalität in Baden-Württemberg ansteigt, sinkt die Aufklärungsquote.
    Das liegt auch an der Ausstattung: das Landeskriminalamt ist in erbärmlichen und beengten Räumen untergebracht, Verhöre finden in überfüllten Räumen statt und technische Neuerungen bei der Fahndung können nicht genutzt werden. Eine von der Landesregierung gewünschte Aufstockung des Personals bei der Polizei scheitert schon an den mangelhaften Unterbringungsmöglichkeiten. Kein Jux! Im schwäbischen Ort Jux verschwinden ständig die Ortschilder. Es gibt ihn wirklich: den Ort mit dem Namen Jux.
    Er liegt westlich von Spiegelberg in den Löwensteiner Bergen. Und da machen sich Diebe im November 1969 einen besonderen Jux daraus, dass sie ständig die teuren Ortsschilder klauen. Das findet die Bevölkerung von Jux so gar nicht lustig, denn der Kauf immer neuer Schilder kostet viel Geld und belastet ihren Gemeindesäckel. Wenn das Geld nicht zum Wohnen reicht – Notunterkünfte in Saarbrücken. Im November 1969 leben 1550 Saarbrückerinnen und Saarbrücker, darunter 1000 Kinder, in menschenunwürdigen Unterkünften.
    In sogenannten Obdachlosensiedlungen leben Familien auf engstem Raum. Ein Bad haben die Wohnungen in der Regel nicht, die Toiletten befinden sich außerhalb der Häuser und werden von mehreren Familien gemeinsam genutzt. Abitur und was dann? Frauen wissen häufig nicht was sie studieren wollen. An der Pädagogischen Hochschule sind zum Wintersemester 1969 vier von fünf Studienfänger weiblich. Die Hälfte aller Abiturientinnen will Lehrerin werden, die andere Hälfte hat zu Beginn des Studiums häufig noch keinen konkreten Berufswunsch.
    Und die Zahl der Abiturientinnen, die nicht wissen, was sie studieren und später mal arbeiten sollen, nimmt seit Jahren zu und liegt weit höher als bei den männlichen Abiturienten. Der Provianter: Schwimmender Kaufladen auf Rhein und Neckar Fleischwurst, Blutwurst, Schwartenmagen, Zahnpasta, Jeanshosen, Unterwäsche und Ersatzteile. Auf seinem kleinen Proviantboot bringt Wilhelm Back den Binnenschiffern auf Rhein und Neckar alles was ihr Herz begehrt. Proviantboote waren lange unabdingbar für die Versorgung auf Kanälen und Flüssen. Auf dem Rhein gab es die schwimmenden Kaufläden noch bis 2005. (Text: SWR)
    Deutsche TV-PremiereSo 24.11.2019SWR Fernsehen
  • Folge 11
    Nachrichten von damals Die Adventszeit ist nicht nur besinnlich: Eine Kunsthalle geht neue Wege, eine Straße wird mitten durch eine Burg gebaut und Schwaben in Berlin sind auf der Suche nach heimischen Brezeln. Mit dem Auto durch die Burg. Das Wasserschloss Gondorf, ehemaliger Stammsitz der Herren von der Leyen, steht im Weg. Es ist das letzte Hindernis auf der linken Moseluferstraße zwischen Kochern und Koblenz. Damit der Autoverkehr aber fließen kann, wird mitten durch das denkmalgeschützte Bauwerk eine fünf Meter hohe und neun Meter breite Durchfahrt gebaut. Seitdem führt die B416 durch das Schloss.
    Mit der Rute zum Erfolg? Der Heilige Nikolaus als Erziehungshelfer für Eltern. Kleine Kinder warten alljährlich am 6. Dezember auf den Heiligen Nikolaus und die Geschenke, die er ihnen hoffentlich bringen wird. Der Brauch, sich am Nikolaustag gegenseitig zu beschenken ist bereits im 12. Jahrhundert entstanden. Der Gehilfe des Nikolaus aus dem Norden, Knecht Ruprecht, aber wird gefürchtet, er hat sich zum Kinderschreck entwickelt. 1969 kritisieren moderne Psychologen, dass Eltern den Heiligen Nikolaus für ihre Erziehung nach dem Prinzip von Zuckerbrot und Peitsche benutzen.
    Wie leben die Schwaben in Berlin? Der Schwabenverein zu Berlin feiert seinen Hundertsten. Ein schwäbischer Bäcker aus Berlin liefert zum hundertjährigen Bestehen des Schwabenvereins die geliebten Brezeln, zu 40 Pfennig das Stück. Unter den Exil-Schwaben ist das Laugengebäck so beliebt, dass sie bis zu 20 Kilometer fahren, um sie zu kaufen. Zum Festprogramm gehören natürlich auch Tänze in heimischen Trachten. Die sogenannten Kudamm-Württemberger sind besonders stolz auf die früheren Berühmtheiten des Schwabenvereins in Berlin: Theodor Heuss und Graf Zeppelin. Doch die Vereinsschwaben in Berlin (Text: SWR)
    Deutsche TV-PremiereSo 15.12.2019SWR Fernsehen

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