Die Spur der Steine Staffel 3, Folge 2: Der Handwerker
Staffel 3, Folge 2
22. Der Handwerker
Staffel 3, Folge 2 (26 Min.)
Mit der Romanisierung entwickeln die Gallier neue Bedürfnisse, denn wer zum Römischen Reich gehören wollte, pflegte auch einen römischen Lebensstil, das heißt, er änderte seine Trink- und Essgewohnheiten. Mit der neuen Esskultur florierte das Handwerk in bislang ungekanntem Maße. Um der Nachfrage gerecht zu werden, nutzen die Handwerker zunächst die neuen Techniken, die die Römer mit nach Gallien brachten. Nadia Cleitman erkundet, wie seinerzeit im Raum Bergerac in der südlichen Dordogne und später auch Bordeaux die Glasbläserkunst entstand. Glas stammte damals aus den östlichen Regionen des Römischen Reiches aus Syrien, Palästina und Ägypten, wo Rohglas in großen Platten hergestellt wurde. Ab der Mitte des ersten Jahrhunderts setzte sich Glas schließlich auch im gallorömischen Alltag durch. Wer die Sitten und Gebräuche der Römer übernahm, bekundete seine
Zugehörigkeit zum Römischen Reich und stellte sich als römischer Bürger dar. Das gilt für das Tischgeschirr und die Esskultur, aber die Menschen änderten auch ihre Kleidung, ihren Hausrat, zu dem nun auch Alltagsgegenstände aus Knochen gehörten, und übernahmen neue Moden. Mit dem Aufstieg des Handwerkerstandes wurden erste Zünfte gegründet und neue, für die römische Zivilisation typische Fertigungsprozesse eingeführt. So entstand zu römischer Zeit das, was sich in Europa letztlich erst im 19. Jahrhundert durchsetzen sollte: Ob Steinmetz, Drechsler, Schmied, Gerber oder Tuchmacher – die Fertigung in Manufakturen wird von einigen Archäologen bereits als nahezu industriell bezeichnet. In Millau erfasst Nadia Cleitman die mengenmäßige Tragweite dieser neuen Produktionsform. Sie besichtigt dazu eine Werkstatt für Terra Sigillata, das typisch getöpferte Tafelgeschirr aus Keramik. (Text: arte)