Die Reportage Folge 461: Hummer satt? – Das Helgoland-Experiment
Folge 461
Hummer satt? – Das Helgoland-Experiment
Folge 461
Die Gastronomie auf Helgoland hat dem Feinschmecker noch eine seltene Delikatesse zu bieten: fangfrischen Hummer. Aber die Krustentiere vor der Hochseeinsel sind rar geworden. Nur noch 300 bis 500 Exemplare gehen den Fischern pro Jahr in die Körbe. Einst lebten rund um dem Helgoländer Felssockel etwa 80.000 Hummer. Doch die Minen und Bomben des Zweiten Weltkrieges zerstörten Teile der unterseeischen Felsenlandschaft und nahmen damit zahlreichen Tieren ihren Lebensraum. Auch die Verschmutzung der Nordsee könnte dazu beigetragen haben, dass der Hummerbestand in der Deutschen Bucht vom Aussterben bedroht ist. Wissenschaftler des Alfred-Wegener-Instituts haben sich jetzt ein ehrgeiziges Ziel gesetzt. Im Offshore-Windpark Riffgat, 15 Kilometer vor Borkum, sollen rund 3.000 Helgoländer Junghummer ausgewildert werden. Dort sollen sie sich auf den künstlichen Unterwassersteinfeldern auf den mächtigen Sockeln der Windräder ansiedeln. Da Hummer nur auf einem harten, felsigen Meeresgrund leben können, sind die Voraussetzungen im Windpark optimal. Doch ob der neue Lebensraum den Bestand des Helgoländer Hummers in der Deutschen Bucht tatsächlich stabilisieren kann, ist ungewiss. Die Artenschutzmaßnahme sei bisher einmalig, meint der Umweltwissenschaftler Dr. Roland Krone aus Bremerhaven. Er ist Forschungstaucher und spezialisiert auf Bodentiergemeinschaften an Wracks und Offshore-Anlagen in
der Nordsee. Vor der Auswilderung muss er mit seinem Team die Unterwasserfauna und den Fischbestand im Windpark gründlich überprüfen. Denn wenn es dort zahlreiche sogenannte Fressfeinde gibt, wäre das Hummerprojekt von Anfang an gefährdet. Krone ist Projektpartner der biologischen Anstalt des Alfred-Wegener-Instituts auf Helgoland und unterstützt dort Experten, die sich seit vielen Jahren mit der Hummeraufzucht beschäftigen. Im „Öko-Labor“ hat Technikleiter Michael Jahnke 3.000 winzige Hummer für den Windpark aufgezogen. Jedes Tier lebt in einer eigenen privaten Minihöhle, denn Hummer sind kannibalisch und müssen einzeln gehalten werden. „Für uns ist das völliges Neuland“, meint Michael Jahnke. „Im letzten Moment kann immer noch etwas schiefgehen.“ Die Tiere sind empfindlich und der Transport ist schwierig. NDR Reporter Stefan Weiße und sein Kamerateam haben nach langen Vorbereitungen die Genehmigung erhalten, Taucheinsätze, Probefänge und die anvisierte Auswilderung im Windpark zu drehen. Erst nach einem mehrtägigen Sicherheitstraining durfte der Autor das Forscherteam zum Offshore-Park begleiten. Sollte das Experiment klappen, wäre das nicht nur ein Gewinn für das Ökosystem, sondern auch für die Helgoländer Fischer und Gastronomen. In Deutschland fast ausgerottet, kommen auch in den Helgoländer Restaurants vor allem Tiere aus Kanada und den USA auf den Tisch. (Text: NDR)
Deutsche TV-PremiereFr. 09.01.2015NDR
Sendetermine
Fr. 09.01.2015
21:15–21:45
21:15– NEU
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