Die große Samstags-Dokumentation

Einst als Schutzmann respektiert, hat sich der Alltag für deutsche Polizeibeamte gründlich gewandelt. Beschimpfungen sind an der Tagesordnung, Widerstand und Gewalt gegen Beamte haben nach neuesten Untersuchungen in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Der tägliche Schichtdienst – nicht selten ein Spießrutenlaufen. „Bullen aufmischen“ scheint vor allem bei jungen Leuten angesagt zu sein. Ist dies Panikmache oder dreht sich die Spirale der Gewalt wirklich immer schneller? Die Samstags-Dokumentation zeigt, wie der Alltag von Streifenpolizisten heute aussieht und wie die neue Bedrohung die alltägliche Arbeit verändert.
Begleitet werden Polizeibeamte in Hamburg, Magdeburg und Halle beim einfachen Schichtdienst ebenso wie bei Großeinsätzen am Rande von Fußballspielen und Demonstrationen. „Ich weiß keine Woche, wo man nicht mehrmals angepöbelt wird“, sagt etwa Polizeikommissarin Friederike Schöppe (32) aus Halle. „Körperliche Angriffe habe ich auch schon erlebt.“ Ruhestörung, häusliche Gewalt, Verkehrsdelikte – das ist Routine. Immer häufiger werden die Ordnungshüter selbst bei nichtigen Anlässen in

gewalttätige Auseinandersetzungen verwickelt.
Zielscheibe Schutzmann: Laut einer Studie des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen wurden 2009 mehr als 80 Prozent der Beamten bedroht, rund ein Viertel geschlagen oder mit Füßen getreten. Oft sind Jugendliche die Täter, fast immer ist Alkohol im Spiel. Die jüngsten alarmierenden Zahlen kommen aus Nordrhein-Westfalen: Nach einem vertraulichen Bericht des Landeskriminalamts hat sich dort die Zahl der im Dienst verletzten Polizisten innerhalb eines Jahres um zehn Prozent erhöht.
Deeskalation, das „Runterreden“, ist das wichtigste Handwerkszeug, um explosive Situationen zu entschärfen. Gleichzeitig wird aufgerüstet: Schutzweste, Pfefferspray, Schlagstock, Dienstwaffe – schwer beladen erscheinen die Beamten zum gewöhnlichen Schichtdienst. Nicht zu unterschätzen ist die psychische Belastung. Die Angst ist im Dienstalltag selbst bei scheinbaren Routinekontrollen ständiger Begleiter. „Wir sind die letzten, die Grenzen setzen, wenn alle anderen Grenzen längst gefallen sind. und auch uns gegenüber sinkt die Hemmschwelle“, sagt Polizeiobermeister Philipp Laatz aus Hamburg. (Text: VOX)