Dokumentation in 7 Teilen, Folge 1–7

  • Folge 1 (90 Min.)
    „Ich war Bürger der DDR“ – das ist der gemeinsame Nenner ungezählter Einzelschicksale und zahlreicher Biographien. Menschen, für die dieser Satz gilt, berichten über Erlebnisse, Gefühle und ihre unterschiedlichen Haltungen zur DDR. Sie äußern sich über das, was die DDR für sie persönlich bedeutete: über alltägliche Versorgungsnöte, verweigerte Reisemöglichkeiten in den Westen, über die Ohnmacht des Einzelnen gegenüber der Allmacht des Staates; aber auch über Hoffnungen, die mit dem sozialistischen Staat auf deutschem Boden verbunden waren. Zeitzeugen geben Einblicke und reflektieren über historische Marksteine der DDR-Geschichte wie den 17. Juni 1953, über Errichtung und Fall der Mauer, über die Niederschlagung des Prager Frühlings 1968, über die Hoffnungen, die an die Perestroika Michail Gorbatschows geknüpft waren.
    Der Film stellt die Kardinalfrage, wie sich der Einzelne zum Staat und zur Gesellschaft der DDR stellte. Er forscht nach den Gründen für Engagement, Wohlverhalten, Opportunismus, Gleichgültigkeit, Widerstand oder Flucht. Zu Wort kommen Menschen aus dem Volk: Gymnasiasten der Ossietzky-Schule in Berlin, die 1994 ihr Abitur machten und in der DDR groß wurden; eine junge Friseuse aus Pankow; ein Werftarbeiter in Stralsund, der Opfer der Staatssicherheit wurde, eine Bäuerin in der Altmark; ein ehemaliger Oberstleutnant der Grenztruppen, der heute eine Imbissbude an „seiner Grenze“ betreibt; eine Familie, die wegen ihres behinderten Sohnes einen Fluchtversuch unternahm und deshalb unmenschlichen Schikanen ausgesetzt war; Idole wie der Radweltmeister Täve Schur und die Rocksängerin Tamara Danz; aber auch Politiker und Funktionäre wie Karl Schirdewan, Werner Eberlein, Alexander Schalck-Golodkowski oder Egon Krenz. Sie haben das Schicksal der DDR maßgeblich mitbestimmt.
    So entstand ein Mosaik aus Gesichtern, Gedanken und Gesprächen – also ein Disput mit filmischen Mitteln, wie er zu DDR-Zeiten wünschenswert und notwendig, so aber nie möglich gewesen wäre. (Text: MDR)
    Deutsche TV-PremiereSo 03.10.1993Das Erste
  • Folge 2 (45 Min.)
    13. August 1961, das Jahr 12 der DDR. Ein Datum, das mit dem Bau der Mauer den endgültigen Bruch zwischen beiden deutschen Staaten brachte. Der Film setzt mit diesen dramatischen Bildern ein. Davon ausgehend rekonstruiert er in einer Rückblende, wie es dazu kommen konnte.
    Mai 1945 in Deutschland. Die Bilder gleichen sich: Ruinen, Hunger, Elend. Familien sind zerrissen. Kinder suchen ihre Eltern, Eltern suchen ihre Kinder. „Auferstanden aus Ruinen“ – dieser Satz aus der Nationalhymne der DDR wird der allmächtigen SED später zum Programm.
    Die Hoffnung vieler Menschen auf ein besseres, auf ein gerechteres Deutschland nach den Schrecken von NS-Gewaltherrschaft und Krieg bestimmen die Anfänge der DDR. Zugleich war die DDR ein Produkt sowjetischer Machtpolitik und des Kalten Krieges zwischen den Blöcken. Doch die verfehlte Politik und die Sturheit der SED führten zu den Unruhen des 17. Juni 1953 – ein Scheidepunkt: Sowjetische Panzer walzten den Volksaufstand gegen die ohnmächtige SED-Herrschaft nieder. Viele verließen ernüchtert das Land.
    Auf den nur mit Gewalt verhinderten Kollaps folgt die Konsolidierung, nicht zuletzt aufgrund des Mauerbaus am 13. August 1961. Dieser ist zugleich ein Wendepunkt. Die Lage zwischen Ost und West schien nun endgültig festgefahren. Aus der Perspektive der DDR-Bürger bedeutete dies, eingesperrt zu sein, während die anderen – auch auf unabsehbare Zeit – ausgesperrt blieben. Die Spaltung Deutschlands und Europas war nun auch „architektonisch“ vollzogen.
    Die von den SED-Machthabern errichtete Mauer vermittelte der Weltöffentlichkeit den Eindruck von Dauerhaftigkeit, ja von Normalität, die auch im Inneren der DDR die trügerische Öffnung nährte, nun ungestört mit dem Aufbau des Sozialismus fortfahren zu können. Bis die Ostpolitik der sozialliberalen Koalition den Gordischen Knoten durchschlug, waren deutsch-deutsche Beziehungen weitgehend Nicht-Beziehungen. Erst die Ostverträge machten den Weg frei für einen Wandel durch die Annäherung beider deutschen Staaten. Die Verneigung des neu ernannten Ständigen Vertreters der Bundesrepublik in Ost-Berlin, Günter Gaus, vor der Fahne der DDR im Jahre 1974 markiert einen Höhepunkt in der Geschichte des zweiten deutschen Staates – und das im Jahr 25 seiner Existenz. Endlich ist die DDR nicht nur von der Bundesrepublik, sondern auch vom Westen anerkannt, und sie ist Mitglied der UNO.
    Der filmische Bogen von der Zone zum Staat wird nicht nur große Politik, nicht nur die Hindergründe der politischen Weichenstellungen beleuchten; vielmehr will er auch den Zeitgeist jener Jahre in kaleidoskopartigen Bildern aus Filmen, Fotos, Plakaten, Karikaturen, Schlagern und Redeausschnitten lebendig werden lassen. Aussagen von Zeitzeugen wie Wolfgang Leonhard, Karl Schirdewan, Wolfgang Seiffert, Valentin Falin oder Günter Gaus reflektieren über die geschichtliche Entwicklung und ordnen sie in internationale Zusammenhänge ein. (Text: MDR)
    Deutsche TV-PremiereSo 10.10.1993Das Erste
  • Folge 3 (45 Min.)
    Sozialismus – das bedeutete in der Theorie zunächst eine gerechtere Wirtschaftsordnung. Der DDR-Bürger wurde deshalb geradezu überschüttet mit Erfolgsmeldungen von der ökonomischen Front. Der Staat feierte sich selbst als eine der zehn führenden Industrienationen. Höchstleistungen in der Produktion wurden von der Propaganda immer noch übertroffen, wobei der westliche, kapitalistische Teil Deutschlands immer der ungeliebte Vergleichsmaßstab blieb. „Überholen ohne einzuholen“, so eine der absurden, auf die Bundesrepublik gemünzten Parolen. Anderseits begab sich die DDR in starke finanzielle Abhängigkeit vom Westen.
    Trotz der überzogenen Propaganda hatte die DDR-Wirtschaft tatsächlich Erfolge aufzuweisen, vor allem angesichts der hohen Reparationsleistungen an die Sowjetunion. Die DDR-Bürger profitierten hiervon jedoch nicht in gleichem Maße: Schlangestehen und durch extreme Raubbau bedingte Umweltbelastungen waren die düsteren Seiten der DDR-Planwirtschaft. Viele mussten Zuflucht in der sich überall ausbreitenden Schattenwirtschaft suchen. Es war nicht zuletzt die desolate wirtschaftliche Situation, die den Untergang der DDR einleitete. Am Ende war die DDR mit 25 Milliarden Dollar im Westen verschuldet.
    Der Film zeichnet die Entwicklung der DDR-Planwirtschaft von ihren Anfängen bis zu ihrem Scheitern nach. Die Schere zwischen hehrem Anspruch und nüchterner Wirklichkeit wird anhand von zeitgenössischem Filmmaterial beleuchtet. Zeitzeugen, vor allem Wirtschaftsexperten geben Einblick in die DDR-Wirtschaftspolitik und kommentieren deren Widersprüche. Einige von ihnen waren in die Planerfüllungshysterie eingebunden, oder sie beteiligten sich am Bau statistischer Potemkinscher Dörfer. Schließlich sorgen Ausschnitte aus Werbefilmen für DDR-Produkte dafür, dass der schöne Schein der DDR-Wirtschaft auch optisch präsentiert wird. (Text: MDR)
    Deutsche TV-PremiereSo 17.10.1993Das Erste
  • Folge 4 (45 Min.)
    „Einheit von Wirtschafts- und Sozialpolitik“ – unter dieser Losung stellte die SED unter Honecker ihr sozialpolitisches Programm. Von der Kinderkrippe zum Feierabendheim reichte das enge soziale Netz des Staates, das von der Führung, aber auch von der Bevölkerung als Errungenschaft gefeiert wurde.
    Enges Netz? Je mehr sich der Mensch vom Produktionsprozess entfernte und damit aus ökonomischer Sicht nicht mehr von Nutzen war, desto weiter wurden die Maschen dieses Netzes. Schmale Renten sind nur ein Beleg; nicht umsonst ließ man die Rentner gerne gen Westen ziehen. Die DDR-Sozialpolitik war stets Teil des Versuches, die Arbeitsproduktivität zu steigern. Wie stand es zu dem um das Gesundheitswesen? Um die kirchliche Sozialfürsorge? Wie erging es den schwächsten Gliedern der DDR-Gesellschaft? Dass die Sozialpolitik zunehmend auf einem ungedeckten Scheck beruhte, dass die wirtschaftlichen Möglichkeiten des Systems die sozialen Leistungen nicht abdeckten, war nur den Wenigsten klar. Die DDR lebte sozialpolitisch über ihre Verhältnisse. Zudem führte die totale Daseinsfürsorge zu einem Verlust an Eigenverantwortlichkeit. Der Staat balancierte auf einem schmalen Grat, ohne den Bürger über die Nöte zu informieren.
    Im Mittelpunkt des Films steht die Ära Honeckers. Der Film beleuchtet exemplarisch an einer Drei-Generationen-Familie die Auswirkungen der sozialpolitischen Maßnahmen. Außerdem kommen Beteiligte zu Wort: ein Arzt, ein Pfarrer der Diakonie; jene, die vom System der sozialen Sicherheit profitieren, jene, die von ihm weitgehend ausgeschlossen waren. Schließlich nehmen Angehörige der Führung der DDR zu der These Stellung: So war es und so konnte es nicht weitergehen. (Text: MDR)
    Deutsche TV-PremiereSo 24.10.1993Das Erste
  • Folge 5 (45 Min.)
    Die 40-jährige Geschichte von Literatur und Kunst der DDR zeigt keine gradlinig verlaufende Entwicklung, da sie zu bestimmten Zeitpunkten immer wieder unterbrochen wird durch staatliche Reglementierung. Diese Brüche, an denen sich die Widersprüche zwischen Geist und Macht der DDR festmachen lassen, sind Gegenstand des Films.
    Nach einer hoffnungsvollen Aufbruchphase in Kunst und Kultur in Folge der Katastrophe des Nationalsozialismus waren die fünfziger Jahre geprägt durch ein jahreslanges Ringen um die Vorherrschaft des „sozialistischen Realismus“. Nach sowjetischem Vorbild wurde diese kulturpolitische Maxime auch von der SED-Führung propagandistisch vertreten; zahlreiche Künstler entzogen sich jedoch dieser ästhetischen Bevormundung. Gegen Ende der fünfziger Jahre dann propagierte die SED die Losung „Greif zur Feder Kumpel – die sozialistische Nationalkultur braucht dich“.
    Ziel dieses „Bitterfelder Wegs“ ist das Heranführen der Arbeiter an Kunst, die Versöhnung von Kultur und Produktion. Das Resultat: Mittelmaß dominiert, er wird ein Schlag ins Wasser. Im Jahr 1965 führte das berüchtigte 11. Plenum des ZK auch zur Entfremdung zwischen Geist und Macht. Den Künstlern wurde deutlich unmissverständlich gemacht, dass die Kunst der DDR jederzeit unter staatlicher Kontrolle stand, und dass jede Abweichung von den Vorstellung der Partei von den Kulturwächter geahndet würde.
    Mitte der 70er Jahre dann erklärte Honecker, Themen der Kunst dürften keine Tabus kennen, sofern sie von der „festen Position des Sozialismus“ ausgingen. SED-Chefideologe Kurt Hager gestattet daraufhin „Weite und Vielfalt“. Von den Künstlern wurde dieser Scheinliberalismus hoffnungsfroh wörtlich genommen. Anlässlich der Ausbürgerung Wolf Biermanns im Jahre 1976 schieden sich die Geister, was zu Ernüchterung und zum Ausbluten der kulturellen Szene führte. Der tiefe Riss zwischen Parteiführung und Intellektuellen bedeutete einen Einschnitt, von dem sich die Kulturszene der DDR nur langsam erholte.
    Eine neue Generation von Literaten und Künstlern wuchs heran, die den so vielfältig ausgelegten Begriff des „sozialistischen Realismus“ als völlig unpraktikabel ignorierte. Sie wollte sich frei in ein „Haus Europa“ in Sinne Gorbatschows einbringen. Ihre Ideen für einen deutschen Sozialismus mit menschlichem Antlitz prägten das letzte Kapitel der Kulturgeschichte der DDR. Archivaufnahmen und Zeitzeugen machen jene Brüche und Eingriffe hinsichtlich der Kultur während der vergangenen vierzig Jahre erkennbar. Zu Wort kommen u.a. Künstler, die in der DDR blieben, und andere, die die DDR verließen. (Text: MDR)
    Deutsche TV-PremiereSo 31.10.1993Das Erste
  • Folge 6 (45 Min.)
    Das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) war seit seiner Gründung am 8. Februar 1950 das zentrale Herrschaftsinstrument der SED zur Sicherung ihrer Macht, „Schild und Schwert“ der Partei zur Abwehr äußerer und innerer Feinde. Da die SED jene überall wähnte, wuchs das MfS in 40 Jahren DDR zu einem riesigen, mächtigen und unbarmherzigen Apparat; die Staatssicherheit wurde zu einer Krake, deren Arme in fast alle Bereiche der Gesellschaft hinein reichte und die zugriffen, wenn die SED-Herrschaft in Frage gestellt wurde. Im MfS bündelten sich zahlreiche Kompetenzen: Es war zugleich politische Geheimpolizei, Untersuchungsbehörde für Strafsachen und Nachrichtendienst. Trotz dieser Machtfeinde unterlag das MfS zu keiner Zeit einer parlamentarischen Kontrolle.
    Ausgehend vom „Sturm“ auf die Berliner Stasi-Zentrale in der Normannenstraße am 15. Januar 1990 blickt der Film zurück auf die Geschichte der Staatssicherheit. Er dokumentiert deren Arbeit in ausgewählten Aktionsbereichen, zum Beispiel bei der Überwachung von Autobahnen und Raststätten, bei der Abschirmung der Grenze, bei Lauschangriffen von Wohnungen und Einrichtungen westlicher Staaten, bei Verhören und Ermittlungen. Der Film widmet sich außerdem der Verflechtung von MfS und politischer Strafjustiz, beleuchtet die Arbeitsweise und die Methoden sowie die verschiedenen Aktionsfelder der allgegenwärtigen Staatssicherheit. Anhand bisher unveröffentlichter Film- und Tondokumente aus der Gauckbehörde werden diese Aktivitäten rekonstruiert. Zu Wort kommen Beteiligte und Opfer, die aus ihrer jeweiligen Sicht Arbeitsweise und Unterdrückungsmechanismen der DDR-Staatssicherheit erklären. So entsteht ein Gesamtbild dieses zentralen Herrschaftsinstrumentes der SED. (Text: MDR)
    Deutsche TV-PremiereSo 07.11.1993Das Erste
  • Folge 7 (45 Min.)
    „Wir bleiben hier!“ riefen sie denen entgegen, die forderten „Wir wollen raus!“. Als die einen massenweise über Ungarn und die CSSR in die Bundesrepublik flohen, trotzten die anderen dem SED-Regime im Herbst 1989 mit dem Ruf „Wir sind das Volk“. 70 000 namenlose DDR-Bürger trugen am 9. Oktober nach dem montäglichen Friedensgebet in der Leipziger Nicolaikirche dazu bei, dass sich Deutschland und Europa veränderte. Eine friedliche Revolution fegte die hinweg, die noch im selbstgefälligen Rausch des 40-jährigen Bestehen des zweiten deutschen Staates feierten, altersschwach immer noch vom „Wohl des Volkes“ faselten; zugleich ließen sie dieses vor dem Palast der Republik brutal zusammenschlagen.
    Doch die Geschichte des Untergangs der DDR beginnt 14 Jahre vorher, und zwar mit einem der scheinbar größten Erfolge Erich Honeckers. Er unterzeichnete mit dem amerikanischen Präsidenten Ford und Bundeskanzler Schmidt die Schlusscharta von Helsinki. Von da an begab sich die auf eine Gratwanderung zwischen Annäherung und Abgrenzung gegenüber dem Westen. Ein Widerspruch, der zum jähen Ende der SED-Herrschaft beitrug.
    Der Film geht diesem Widerspruch von äußerem Wandel durch Annäherung, Entspannung und dem inneren Zerfall der DDR während der siebziger und achtziger Jahre nach. Zu fragen ist nach den Gründen für die Entfremdung zwischen der DDR und Moskau seit 1985: Hier das Beharren auf erstarrten Strukturen, dort der Aufbruch im Sinne von Glasnost und Perestroika. Der Film wirft ein Licht auf die Rolle der Westmächte. Der 9. November wird den Schlusspunkt des Film darstellen. Vor allem die Frage nach dem Wie und Warum der Maueröffnung wird geklärt. Neben der Politik soll in diesem Teil auch das Zeitkolorit lebendig werden. Hierzu werden die Collagen aus Filmen, Fotos, Zitaten, Schlagern prägende Ereignisse in Erinnerung gerufen. (Text: MDR)
    Deutsche TV-PremiereSo 14.11.1993Das Erste

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