„Jenseits von Schuld“ erzählt die Geschichte eines Elternpaares, dessen Kind zum Mörder wurde. Dürfen sie ihr Kind noch lieben angesichts dieser unverzeihlichen Schuld? Kann man als Eltern denn jemals aufhören, sein Kind zu lieben? Schaffen sie es, Familie zu sein und sich ihr Leben als Paar zurückzuerobern? Ulla und Didi Högel haben sich bemüht, ihren Sohn mit Liebe und Vernunft zu erziehen. Nichts in seiner Kindheit und ihrem Familienleben deutete darauf hin, dass er eines Tages zu einem Serienmörder werden würde. Niels Högel hat als Krankenpfleger vermutlich mehr als 100 Menschen umgebracht, verurteilt wurde er für 85 Morde. Ein in der deutschen Kriminalgeschichte beispielloser Fall. Von einem auf den anderen Tag ist die Schuld ihres Sohnes über Ulla und Didi Högel hereingebrochen und hat ihr Leben seither unweigerlich mit seinen Taten verknüpft. Auch nach Jahren rotieren immer wieder dieselben Fragen in ihren Köpfen, denn keine Antwort reicht aus, um Ruhe zu finden. Auch die Ereignisse während der Dreharbeiten lassen eine Verdrängung nicht zu: Es gibt einen neuen Prozess, der sich diesmal gegen mögliche Mitwisser richtet. Wieder ist alles in den Nachrichten, wieder in den Zeitungen, ganze TV-Serien werden über
ihren Sohn gemacht. Immer wieder werden auch ihre Namen genannt, Ulla und Didi Högel, ihre Berufe, Details aus ihrem Familienleben, so als hätten sie durch ihre Elternschaft jedes Recht auf Privatsphäre verwirkt. Und dann ist der Umgang mit dem Sohn alles andere als einfach – sie haben sich entschieden, den Kontakt zu ihm zu halten und ihn nicht fallen zu lassen. Aber können sie ihm vertrauen? Alle Medien berichten, dass er manipulativ sei. Wer weiß, ob er nicht auch seine Eltern manipuliert? Und was bedeutet das in der Konsequenz für sie selbst, ihre eigene Urteilskraft, ihre Identität? Ulla ist sich plötzlich nicht mehr sicher, ob sie sich dem Vorhaben, einen Dokumentarfilm zu machen, gewachsen fühlt. Und Didi, der immer ausgleichend zwischen ihr und dem Sohn vermittelt, bekommt Herzprobleme. Aber die beiden stellen sich und gehen an ihre Grenzen, menschlich, als Eltern und als Paar. Sie haben gelernt, ihren Alltag in diesem extremen Spannungsfeld zu bestreiten. Katharina Köster und Katrin Nemec haben sie dabei sechs Jahre lang begleitet und sich ihnen sensibel angenähert. So gibt „Jenseits von Schuld“ tiefgehende Einblicke in das Leben der Eltern eines Serienmörders, ohne dabei voyeuristisch zu sein. (Text: ZDF)