1. Eine neue Welt 1618–1762
Folge 1 (56 Min.)Bild: ARTE France/ARTE/SR/Seppia/Indi FilmDie erste große Auswanderungswelle von Menschen, die entlang des Rheins lebten, begann im 17. Jahrhundert. Das Jahr 1618 markierte in Europa den Beginn des Dreißigjährigen Krieges. Augustin Güntzer floh vor religiöser Verfolgung ins Schweizer Exil. Seine Berichte zeugen von Zwangsumsiedlungen während des Krieges. Franz Daniel Pastorius verließ 1683 Frankfurt am Main und gründete im Umland von Philadelphia die Siedlung Germantown. Pastorius blieb sich und seinen Überzeugungen treu und verfasste dort die erste Erklärung gegen die Sklaverei. Im Jahr 1709 erlebte Europa den kältesten Winter seit 500 Jahren.
Mehrere Tausend Menschen zogen vom Rheinland bis nach London, wo sie im ersten Flüchtlingscamp Europas untergebracht wurden, bevor sie nach Amerika auswanderten. Unter ihnen befand sich die Familie Weiser, die mit 3.000 anderen „armen Pfälzern“ auf dem neuen Kontinent landete und sich mit den Mohawks gegen die Engländer verbündete. Zur gleichen Zeit nutzten die Habsburger und Katharina die Große die Migrationsbereitschaft, um die neu eroberten Gebiete zu bevölkern. Magdalena Wagner brach von Bayern nach Temeschwar auf.
Andreas Rennefeld ging mit zehntausend weiteren Migranten aus dem Heiligen Römischen Reich nach Neurussland im Süden der heutigen Ukraine. In ganz Europa kursierten Flugblätter, die die „Neue Welt“ anpriesen. Regierungen und Reedereien engagierten Anwerber, die die Geschichten der Migranten beschönigten, um mehr Kandidaten für die Auswanderung zu gewinnen. Der aus Basel stammende Landwirt Johannes Tschudi wurde der erste Schleuser und schickte zahlreiche Menschen nach Amerika. Im Jahr 1754 befürchtete Benjamin Franklin angesichts des hohen Migrantenaufkommens eine Germanisierung Amerikas. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Sa. 08.11.2025 arte Deutsche Streaming-Premiere Sa. 25.10.2025 arte.tv 2. Gelobtes Land 1750–1848
Folge 2 (54 Min.)Bild: ARTE France/ARTE/SR/Seppia/Indi FilmUm 1750 hatte das „Gelobte Land“ in Nordamerika bereits fast 100.000 deutschsprachige Auswanderer angelockt. Sie stellten die größte Minderheit unter den Siedlern dar – und ihre Zahl wuchs kontinuierlich. Im Auftrag seiner Kirche reiste der württembergische Pastor Gottfried Mittelberger in die britischen Kolonien. Bei seiner Ankunft in Philadelphia musste er mit ansehen, wie die Mehrheit seiner Mitreisenden regelrecht „versteigert“ wurde. Das sogenannte „Redemptioner“-System zwang Neuankömmlinge, die sich die Überfahrt nicht leisten können, zu jahrelanger Vertragsknechtschaft.
Familien wurden auseinandergerissen, Eltern sahen sich gezwungen, ihre Kinder zu verkaufen. Mittelberger kehrte nach Hause zurück und schrieb ein Buch, um seine Landsleute aufzuklären und sie vor euphorischen Berichten über das Leben in den Kolonien zu warnen. Rund hundert Jahre später erschüttert ein Gerichtsfall die Stadt New Orleans. Es geht um die Frage, ob die junge Sally Miller eine schwarze Sklavin mit besonders heller Haut ist oder in Wahrheit Salome Müller, die früh verwaiste Tochter bayerischer Einwanderer.
Der Fall löst tiefe Ängste in einem System aus, das auf der Versklavung von Menschen mit afrikanischer Abstammung beruht und diese mit der angeblichen „Grundverschiedenheit der Rassen“ rechtfertigt. Die deutsche Gemeinschaft nutzt den Justizfall, um auf ihre Erfahrungen mit Vertragsknechtschaft hinzuweisen und volle Bürgerrechte einzufordern. Andere finden sich aufgrund falscher Versprechungen im brasilianischen Urwald wieder oder landen auf Umwegen in der französischen Kolonie Algerien, wo sie Siedlungen gründen sollen. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Sa. 08.11.2025 arte Deutsche Streaming-Premiere Sa. 25.10.2025 arte.tv 3. Zwischen den Welten 1848–1933
Folge 3 (54 Min.)Bild: ARTE France/ARTE/SR/Seppia/Indi FilmIm Jahr 1848 beginnt in Europa der sogenannte Völkerfrühling. Wie in den meisten Ländern scheiterte auch im deutschsprachigen Raum die Revolution und löste eine neue Auswanderungswelle aus. Die junge Revolutionärin Mathilde Anneke kann aus Rastatt in Baden fliehen und wird in den USA zu einer wichtigen Figur im Kampf gegen die Sklaverei und für die Rechte der Frauen. In Milwaukee gründete sie die erste feministische Zeitung des Landes. Für sie stand ihre deutsche Identität nicht im Widerspruch zu ihrer neuen amerikanischen Identität.
Doch mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs geraten die ʺGermansʺ unter Generalverdacht. Die Regierung warnt vor Spionage und die deutsche Sprache verschwindet zunehmend aus dem öffentlichen Leben. Anders in Brasilien: Dort ließ sich 1924 der evangelische Theologe Friedrich Wilhelm Brepohl aus Essen nieder. Er hielt die deutsche Gesellschaft für dekadent. In Brasilien begeistert er sich für das ʺVolkstumʺ vieler Immigranten und die Ideen des Pangermanismus.
Er feiert den Aufstieg des Nationalsozialismus als Erlösung und tritt der brasilianischen Landesgruppe der NSDAP bei, die größte außerhalb des Deutschen Reiches. Als diese verboten wird, wird Brepohl verhaftet. Die Verbrechen des Nazi-Regimes zerstörten das Verhältnis zwischen den Aufnahmeländern und ihrer deutschsprachigen Bevölkerung. Die tiefen Spuren, die die Einwanderer hinterlassen haben, verlieren sich im kollektiven Gedächtnis. Es waren Millionen. Und sie haben – im Guten wie im Schlechten – unsere Welt geprägt. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Sa. 08.11.2025 arte Deutsche Streaming-Premiere Sa. 25.10.2025 arte.tv