Folge 1168

  • Archive des Schreckens – Albaniens Aufarbeitung der Vergangenheit

    Folge 1168 (31 Min.)
    Zwischen 1944 und 1991 war Albanien einer der repressivsten Staaten des Ostblocks: Das Land mit weniger als 3 Millionen Einwohnern verzeichnete 35.000 politische Gefangene, 100.000 Insassen von Arbeits- oder Internierungslagern und 6.000 Menschen, die hingerichtet wurden oder spurlos verschwanden. Für den Machterhalt des kommunistischen Diktatoren Enver Hoxha sorgte die albanische Geheimpolizei Sigurimi. Der Spionagedienst, der über ein großes Netz an Spitzeln im ganzen Land verfügte, machte Denunziationen zum Volkssport: Etwa ein Fünftel aller Albanern war freiwillig oder erzwungenermaßen Teil dieses Systems.
    Seit 2017 sind die Archive der Sigurimi der Öffentlichkeit zugänglich. Während ein Teil der Albaner diese Vergangenheit aufklären möchte, fürchtet ein anderer Teil die schmerzhafte Konfrontation mit der Geschichte. Die ehemalige Staatssekretärin Gentiana Sula leitet seit 2016 die Archive. Für die Enkelin eines Verschwundenen ist das Gedenken ein Akt von nationaler Bedeutung. Die Öffnung der Archive ist aus ihrer Sicht unabdingbar, um die Wunden der albanischen Geschichte zu heilen. Doch sie steht vor zahlreichen
    Hindernissen.
    Für Jovan Plaku sind die Wunden auch 30 Jahre nach dem Fall der Mauer noch nicht verheilt. Der 49-jährige Ökonom hat sein Leben lang versucht, den Tod seines Vaters aufzuklären, der unter der Diktatur hingerichtet wurde. Noch vor der Öffnung der Archive hat er sich die Akte der Sigurimi über seinen Vater illegal beschafft und die Henker seines Vaters getroffen. Allerdings bleibt nach all den Jahren noch immer eine Frage offen: Was wurde aus den sterblichen Überresten seines Vaters? Für die Journalistin Jonila Godole ist die Öffnung der Archive ein Ablenkungsmanöver.
    Sie prangert die Tatenlosigkeit eines Staates an, der in den letzten 30 Jahren weder die Verantwortlichen des kriminellen Regimes zur Rechenschaft gezogen, noch die Opfer um Vergebung gebeten hat. Um gegen das Vergessen zu kämpfen, hat sie es sich zur Aufgabe gemacht, die Geschichte an junge Menschen weiterzugeben. Sie lässt sich von anderen europäischen Modellen inspirieren, um eine allumfassendere Vergangenheitsbewältigung zu erreichen als bisher – in einem Land, das erst damit beginnt, sich der eigenen Vergangenheit zu stellen. (Text: arte)
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