2022, Folge 859–882
Schottergärten im Visier – Wenn Kies und Co. die Natur verdrängen
Folge 859 (32 Min.)Ein umstrittener Trend hält Einzug in Deutschlands Vorgärten: Schotter, Kiesel und Splitt als moderne Alternative zum wilden Grün. Die neue Lust auf Stein zeigt sich eindrucksvoll bei einem Streifzug durch so manches Neubaugebiet. Pflegeleicht und ästhetisch sagen Befürworterinnen und Befürworter, umweltschädlich und hässlich, finden Kritikerinnen und Kritiker. Schottergärten sind in einigen Bundesländern bereits verboten. Zurecht, sagt Ulf Soltau, ein Biologe aus Berlin, der sich vehement gegen diese Entwicklung einsetzt. Seine Lösung: Humor und mediale Aufmerksamkeit.
Die von ihm gegründete Facebook-Seite „Gärten des Grauens“ illustriert satirisch die steinernsten Gärten Deutschlands. Dabei geht es ihm nicht nur um die Ästhetik, sondern um die ökologischen Folgen der buchstäblichen Verwüstung deutscher Vorgärten. „Es ist nicht legal, was da passiert“, sagt er. Durch die Abdeckung mit Unkrautvlies oder Teichfolie werde der Boden wasserfest versiegelt, unter dem Gewicht der Kiesel und des Splitts verdichte sich der Boden. Dass Steingärten nicht zwangsweise Lebensraum für Insekten und Vögel zerstören, sondern mit richtig ausgewählten Pflanzen pflegeleicht, attraktiv und artenreich sein können, beweist der Kiesgarten, den die Grande Dame der britischen Gartengestaltung, Beth Chatto nahe London in der Region Colchester angelegt hat.
Auf einem ehemaligen Parkplatz in der trockensten Region Englands, wo die Niederschlagsmenge vergleichbar mit der in Israel ist, schuf sie Anfang der 90er Jahre ein botanisches Meisterwerk: mit robusten Stauden, die lange Hitzeperioden überstehen und ausreichend Wurzeln bilden können. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Mo. 21.03.2022 arte Deutsche Streaming-Premiere So. 20.03.2022 arte.tv Erzfeinde im Kosovo – Albaner und Serben streiten um Trepca-Mine
Folge 860 (32 Min.)Miodrag Kragović ist Bürger Kosovos – und Serbe. Und auch 14 Jahre, nachdem Kosovo seine Unabhängigkeit erklärt hat, vertritt er die offizielle Meinung Belgrads, dass sein Land noch eine Provinz Serbiens ist. Miodrags Abneigung gegen seine ethnisch-albanischen Landsleute geht so weit, dass er für eine Operation lieber sechs Stunden Fahrt in die Hauptstadt Serbiens auf sich nimmt, als sich im nur 40 Kilometer entfernten Pristina, der Hauptstadt Kosovos, behandeln zu lassen. Mitrovica, in dem die Zentrale des Bergbaukonzerns Trepĉa steht, ist wie ganz Kosovo geteilt: Der Fluss Iba trennt den Nordteil vom Süden.
Eine Zusammenarbeit zwischen beiden Seiten gibt es so gut wie nicht. Ohne die brach liegende Zinkhütte und Bleischmelze im serbischen Teil, wo auch Miodrag früher gearbeitet hat, können die geförderten Erze nicht weiterverarbeitet werden, und mögliche Profite bleiben dadurch aus. Bergmann Eset Meha aus dem Süden Mitrovicas kann sich seit dem Kosovo-Krieg nicht vorstellen, je wieder mit Serben zusammenzuarbeiten.
Doch ohne Kooperation ist die Existenz des Konzerns bedroht. Der Kosovo-Albaner Mustafa Bajram ist von der Regierung eingesetzt, um zwischen den nördlichen und südlichen Konzernteilen zu vermitteln. Er kann die Erinnerung an Gräueltaten aus dem Krieg nicht verdrängen. Noch heute fällt es ihm schwer, serbisch zu sprechen – auch wenn er die Sprache perfekt beherrscht. Doch im Interesse von Staat und Konzern nimmt er es auf sich und verhandelt mit dem Norden in der Sprache des ehemaligen Feindes. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Di. 22.03.2022 arte Deutsche Streaming-Premiere Mo. 21.03.2022 arte.tv Angst vor Russlands Panzern – Moldawien und der Krieg in der Ukraine
Folge 861 (32 Min.)Für Rosian Vasiloi, Chef der moldawischen Grenzpolizei, steht die Hilfe für die Flüchtenden im Vordergrund. Bei Temperaturen um den Gefrierpunkt sollen so wenig Menschen wie möglich in Notunterkünften und Zelten untergebracht werden. Mehr als hunderttausend Geflohene, davon rund die Hälfte Kinder, sind in Moldawien geblieben. Die überwältigende Hilfsbereitschaft der Moldawier ist der einzige Trost für die verzweifelten Menschen. Viele räumen teilweise ihre ohnehin kleinen Wohnungen. Andere, wie Anatolie Botnaru, stellen ihre Hotels und Tourismusunterkünfte kostenlos zur Verfügung. Sein Personal arbeitet weiter im Wissen, dass es ohne Einnahmen auch keinen Lohn gibt. „Wer weiß“, sagt Botnaru, „wenn der Wahnsinn im Nachbarland weitergeht, sind wir womöglich die nächsten, die auf der Flucht sind.“ Tatsächlich macht sich im ganzen Land Angst vor den Russen breit.
Denn auch Moldawien war Teil der Sowjetunion. Der Osten des Landes, an der Grenze zur Ukraine, wo vor allem Armeeangehörige und deren Familien lebten, spaltete sich bereits von Moldawien ab. Was ist, wenn die russische Armee ihren Vormarsch weitertreibt? Diese Frage stellen sich sehr viele Moldawier. Auch Lilia Brehov. Sie ist Bürgermeisterin des Dorfes Gura Bâcului, das unmittelbar am Grenzfluss liegt. Nun sind hier die ersten Flüchtlinge aus der Ukraine angekommen, und das bisher Undenkbare scheint wieder möglich: dass die Menschen, die das Wenige, das sie besitzen großzügig teilen, bald selbst zu Flüchtlingen werden. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Do. 24.03.2022 arte Deutsche Streaming-Premiere Mi. 23.03.2022 arte.tv Ein Haus aus Müll – Bauen für eine saubere Zukunft
Folge 862 (32 Min.)Gemeinsam starten Alice und Simon ein millionenschweres Bauvorhaben – aber ohne jemals zuvor ein Haus gebaut zu haben. Ihr Traum: nachhaltiges Bauen so zu realisieren, dass die Umwelt und die Gesellschaft davon profitieren. Das ist der Plan. Denn bisher ist die Baubranche einer der klimaschädlichsten Wirtschaftszweige überhaupt. Über die Hälfte aller Abfälle entstehen im Bausektor. Rohstoffe, die man eigentlich noch verwenden könnte. Aber günstig bauen kann man bisher nur wenn man schnell ist und vorhandene Materialien wegschmeißt, statt sie aufwendig weiterzuverarbeiten.
Um das zu ändern, baut das junge Team von Alice und Simon mitten in Berlin ein mehrstöckiges Haus aus Müll und Stroh. Auf der Suche nach Lösungen experimentieren sie mit Materialien, die auf anderen Baustellen weggeschmissen werden. Der Ansatz soll helfen, die Baukosten niedrig zu halten, damit damit die späteren Mieten für alle Gesellschaftsschichten finanzierbar sind. Ein Traum? Alice Gedamu und Simon Lee sind zusammen mit einem Team aus Unterstützern angetreten, um zu beweisen, was andere für unmöglich halten. Werden sie es schaffen und das Haus gegen alle Widerstände fertigstellen? (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Fr. 25.03.2022 arte Deutsche Streaming-Premiere Do. 24.03.2022 arte.tv Die Lawinensprenger – Sicherheit für Österreichs Pisten
Folge 863 (32 Min.)Bis zu 10.000 Skitouristen täglich bewegen sich durch das beliebte Gletscherskigebiet am Kitzsteinhorn. Starke Niederschläge über Nacht mit einem halben Meter Neuschnee sind hier keine Seltenheit. Dann schlägt die Stunde für René Zisek und sein Team. Im Morgengrauen, bevor die ersten Wintersportler eintreffen, fahren die „Lawinensprenger“ ins freie Gelände und platzieren ihre explosiven Sprengladungen in den kritischen Neuschneehängen. „Auch gerade bei starkem Schneefall müssen wir dafür sorgen, dass keine Lawinen unsere Gäste auf den Skipisten gefährden“, sagt René Zisek und zündet die Lunte am Sprengstoff. Der Pistenchef und seine Kollegen sorgen dafür, dass die Lawinen kontrolliert dann abgehen, wenn keiner auf den Hängen unterwegs ist.
Welche Zerstörungskräfte Lawinen entwickeln können, das untersucht Lawinenforscher Engelbert Gleirschner unter anderem an einem Testfeld im Stubaital. Hier rasen Lawinen über 700 Höhenmeter in die Tiefe und treffen auf ein mit Sensoren gespicktes Fangnetz, das wichtige Messdaten für die Entwicklung von Lawinenschutzeinrichtungen liefert. Denn eine Lawinenkatastrophe wie in dem kleinen Bergdorf Galtür im Jahr 1999 soll sich nie wieder ereignen. Damals fanden bei dem größten Lawinenunglück der Alpen 38 Menschen den Tod. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Mo. 28.03.2022 arte Deutsche Streaming-Premiere So. 27.03.2022 arte.tv Danny und die gute Küche – Ein Australier begeistert ein italienisches Dorf
Folge 864 (32 Min.)Danny McCubbin ist durch eine Verkaufsaktion auf das Örtchen Mussomeli aufmerksam geworden. Weil der kleine Ort, völlig abgelegen in Sizilien, seit Jahren Einwohner verliert, stehen viele Häuser leer. Wie viele ärmer Kommunen bietet Mussomeli deshalb Häuser für einen Euro zum Kauf an. Das zieht neue Bewohner aus der ganzen Welt an. Auch den Australier Danny. 15 Jahre lang arbeitete er für den bekannten Fernsehkoch Jamie Oliver, organisierte für ihn viele Hilfsprojekte. Nach dem Brexit suchte der weltoffene Danny eine neue Herausforderung.
In Mussomeli eröffnete er Mitten in der Pandemie „The Good Kitchen“: eine Nachbarschaftsküche, in der Menschen aus dem ganzen Ort zusammenkommen können. „The Good Kitchen ist viel mehr als eine Suppenküche. Ich will hier einen Ort der Begegnung schaffen. Und wo sollte das besser klappen als in einer Küche?“ Danny hat schon für viele hier gekochte: Kinder, Jugendliche und bedürftige Senioren. Immer mehr Einwohner begreifen, was er hier vorhat und helfen mit. „Zu uns sollen alle kommen.
Das ist ja nicht meine Küche. Diese Küche gehört allen hier.“ Nur mit der Sprache kämpft Danny noch gewaltig. Auch nach einem Jahr ist sein Italienisch noch sehr durchwachsen. Aber das überspeilt er geschickt mit seiner offenen Art und seinem Charme. Der Australier ist hier in Mussomeli bekannt und beliebt. Und er hat Großes vor: Er möchte hier Köche aus der ganzen Welt ausbilden, damit sie lernen, wie man solche Nachbarschaftsküchen organisiert. So könnten bald überall auf der Welt gute Küchen entstehen. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Di. 29.03.2022 arte Deutsche Streaming-Premiere Mo. 28.03.2022 arte.tv Trucker verzweifelt gesucht – Warum Speditionen um Nachwuchs kämpfen müssen
Folge 865 (32 Min.)In ganz Europa fehlen LkW-Fahrer. Allein in Deutschland spricht man von 60.000 – 80.000 Truckern, die gesucht werden. Kein Wunder, denn der Beruf ist unattraktiv: sehr lange Arbeitstage. Oftmals Touren über Tage und Wochen – fernab von Freunden und der Familie. Und dann noch die schier unlösbare Aufgabe, einen Schlafplatz zu finden – nach Feierabend … Der Trucker Alois Mühlbauer und die Auszubildende Christina Nekraschewitsch erleben täglich den Wahnsinn auf der Straße. Alois Mühlbauer ist seit 28 Jahren verheiratet. Vom Aufwachsen seines Sohnes hat er nicht viel mitbekommen.
Christina Nekraschewitsch, 24 Jahre jung und im letzten Ausbildungsjahr, will es trotzdem wissen. Noch genießt sie ihre Einsamkeit auf dem Bock ihres 15-Tonners, wo ihr niemand reinredet, wenn sie richtig laut Musik hört. Doch sie ist die Ausnahme. Die mittelständischen Spediteure in Westeuropa stehen unter großem Wettbewerbsdruck, denn die Konkurrenz aus Osteuropa und inzwischen sogar aus Drittstaaten ist immens. Wie sollen hiesige Betriebe mithalten mit Dumpinglöhnen und steigenden Sprit-Kosten? Die EU hat inzwischen zwar ein Mobilitätspaket verabschiedet, mit dem sie Schlupflöcher schließen und Wettbewerbsnachteile abschaffen will.
Die neuen Vorschriften sollen unterbinden, dass die Fahrer zu lange weg von zuhause sind und auf Raststätten campieren müssen. Doch ob diese neuen Arbeitsschutzvorschriften auch wirklich überall umgesetzt werden? Nicht nur der belgische Polizist Raymond Lausberg ist skeptisch. Er setzt sich seit Jahren für bessere Arbeitsbedingungen vor allem osteuropäischer LkW-Fahrer ein. Ein schwieriges Unterfangen, denn es wird geschummelt, Kabotageregeln werden umgangen. Und die Kontrollen und Sanktionen sind in vielen Ländern zu lax. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Mi. 30.03.2022 arte Deutsche Streaming-Premiere Di. 29.03.2022 arte.tv Die Russen und der Krieg – Protest und Unterdrückung
Folge 866 (32 Min.)Die russische Bevölkerung ist seit dem Beginn des Angriffskrieges auf die Ukraine gespalten. In vielen Städten gehen Menschen auf die Straße und fordern ein Ende des Krieges. Zeitgleich unterstützt ein großer Teil der Bevölkerung die „Spezielle Militäroperation“. Eine Gruppe von Aktivistinnen und Aktivisten um den 81-jährigen Dissidenten Lew Ponomarjow organisieren den Widerstand gegen den Krieg. Mitglieder der NGO „Für das Menschenrecht“ wollen eine Petition mit über einer Million Unterschriften an Präsident Putin übergeben und riefen zu Protesten am 06. März auf.
Immer stärker werdende Repressalien und ein drakonisches Durchgreifen der Staatsorgane verhindern, dass sich breite Bevölkerungsgruppen den Protesten anschließen. In Rostow am Don, und nur drei Stunden Autofahrt von der russisch-ukrainischen Grenze entfernt, ist der Krieg und der achtjährige Konflikt zwischen Russland und der Ukraine spürbar. Zwischen den von Separatistinnen und Separatisten kontrollierten sogenannten Volksrepubliken Lugansk und Donetzk und der Ukraine, herrscht seit 2014 ein blutiger Konflikt, der viele zivile Opfer forderte.
Dieser Konflikt ist Grundlage für Putins Narrativ von einem Genozid an der russischsprachigen Bevölkerung durch die Ukraine und einer der Vorwände für den Angriffskrieg auf die Ukraine. Sergey Logwin engagiert sich seit acht Jahren ehrenamtlich, um zivilen Opfern in den von Separatistinnen und Separatisten kontrollierten Gebieten zu helfen. Auch er teilt die Meinung vieler Russinnen und Russen, dass dieser Krieg nötig ist, um die russischsprachige Bevölkerung im Donbas zu schützen und das Land von angeblichen Faschistinnen und Faschisten zu säubern. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Fr. 01.04.2022 arte Deutsche Streaming-Premiere Do. 31.03.2022 arte.tv Fremd im eigenen Körper – Hilfe für junge Transmenschen
Folge 867 (32 Min.)Als Jugendlicher hatte der 19-jährige Danilo Selz starke Depressionen – damals hieß er noch Felicia und lebte als Mädchen. Eine Therapie blieb jahrelang erfolglos, bis seine Therapeutin ihn fragte, ob er sich nicht vielleicht als Junge fühle. „Es fiel mir wie Schuppen von den Augen“, sagt Danilo heute. Er begann, männliche Hormone einzunehmen. Seine Schultern wurden breiter, auf der Brust und im Gesicht wuchsen Haare. Nach der Brustentfernung steht nun die erste genitalangleichende Operation an. Ein Schritt, den Danilo als „alternativlos“ bezeichnet.
Er sehnt den Eingriff herbei. Für die Einnahme gegengeschlechtlicher Hormone gibt es in Deutschland kein Mindestalter. Solange das Einverständnis der Erziehungsberechtigen vorliegt, kann der behandelnde Arzt diese Medikamente ohne weiteres verschreiben. Vor geschlechtsangleichenden Operationen benötigen Transmenschen aber die Empfehlung ihres behandelnden Psychiaters oder Psychotherapeuten, da solche Eingriffe irreversibel sind. Im Gegensatz zu Danilo bereut die 25-jährige Nele ihre Geschlechtsangleichung.
Auch sie hatte im Teenager-Alter schwere Depressionen. Sie suchte im Internet nach Lösungen und stieß auf die Geschichten von Transmenschen. Mit 21 nahm sie einen männlichen Namen an und ließ sich die Brüste abnehmen. Doch die männlichen Hormone, die sie einnahm, hatten so schwere Nebenwirkungen, dass sie bald auch die Entscheidung, als Mann zu leben, ganz in Zweifel zog. Heute lebt sie wieder als Frau – und kritisiert das Vorgehen ihres Therapeuten von damals, der leichtfertig ihre eigene Annahme bestärkte, trans zu sein. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Mo. 04.04.2022 arte Deutsche Streaming-Premiere So. 03.04.2022 arte.tv Mit Vollgas gegen die Langeweile – Schrottrennen in der finnischen Provinz
Folge 868 (32 Min.)Schrottrennen in der finnischen Provinz Lauri Maljanen träumt von einer Profikarriere als Rallyefahrer.Bild: SRF/Kobalt/ZDF/ARTE/AutenticRokkiralli: So heißt eine eingefleischte DIY-Rallye-Szene in Finnland, die sich vor allem in der Provinz großer Beliebtheit erfreut. Hier trifft sich ein bunt zusammengewürfelter und eingeschworener Haufen von Autofanatikerinnen und Fanatikern, Bastlerinnen und Bastlern und gelangweilten Jugendlichen, um regelmäßig in selbstmontierten und nicht straßentauglichen Autos um die Wette zu fahren. Das Regelwerk der Amateur-Rallye ist schmal. Kollisionen sind ausdrücklich erlaubt. Nur teuer dürfen die Autos nicht sein, maximal 650 Euro können sie wert sein.
Was zählt sind Kreativität, Können und die Lust am Chaos. In den entlegenen Städtchen und Dörfern Finnlands bieten die Rokkiralli-Rennen eine willkommene Abwechslung zum Alltag, insbesondere in der kalten Jahreszeit. Zwar sind sie nicht auf den Winter beschränkt, aber jedes Jahr wird etwa ein Drittel der gesamten Rennserie auf Eis gefahren, je nach Bedingungen. Die Rennen finden in allen Alterskategorien statt, doch vor allem bei Jugendlichen sind sie äußerst populär. Denn die finnische Provinz hat für sie sonst kaum etwas zu bieten. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Di. 05.04.2022 arte Deutsche Streaming-Premiere Mo. 04.04.2022 arte.tv Abschied von Allah – Wenn Muslime aufhören zu glauben
Folge 869 (32 Min.)Amed wächst in einer streng religiösen Familie im kurdischen Teil des Irak auf. Von einem bösen Geist sei er besessen, glaubt seine Mutter, als Amed in der Pubertät anfängt, an der Religion zu zweifeln. Mit 15 verbrennt er den Koran, um zu prüfen, ob er vom Blitz getroffen und getötet wird. Sein eigener Vater zeigt ihn an, und Amed landet im Gefängnis. Heute lebt Amed in Deutschland und kämpft für Vielfalt in muslimisch geprägten Gesellschaften. Auch Zeinab wird aus der eigenen Familie bedroht, nur, weil sie sich in einen nicht-muslimischen Mann verliebt.
Doch sie steht zu Christian und teilt ihrer Familie gleichzeitig mit, dass sie mit dem Islam nichts mehr zu tun habe, sie nicht mehr glaube. Selbst in Deutschland ansässige Scheiche erklären ihr, dass Apostaten getötet werden sollen. Und es gibt Momo, der seinen Ausstieg aus dem Islam mit einem Computercrash vergleicht, danach sein Hirn wieder kalibrieren und neu leben lernen musste. Heute macht er einen Podcast für Apostaten. Das gibt ihm das Gefühl, dass er nicht allein ist, wenn er über dieses Tabuthema nicht mehr länger schweigen will. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Do. 07.04.2022 arte Deutsche Streaming-Premiere Do. 07.04.2022 arte.tv Jagdfieber in Frankreich – Die Hetzjagd und ihre Gegner
Folge 870 (32 Min.)Alain Drach ist Frankreichs wohl bekanntester Hetzjäger. Zweimal die Woche geht er während der Saison mit seinem Verein in einem Wald nördlich von Paris auf Hetzjagd und versucht mit seinen Hunden, einen Hirsch in die Enge zu treiben und zu strecken. „Das ist die natürlichste Art der Jagd“, sagt er. Sie ermögliche es den Tieren, ihre Instinkte zu trainieren. Forderungen nach einem Verbot der Hetzjagd kann er nicht nachvollziehen. Drachs größter Gegner ist Stanislas Broniszewski. „Einen Hirsch bis zur Erschöpfung zu treiben, ist Tierquälerei und eine aus der Zeit gefallene Tradition“, sagt er.
Broniszewski hat deshalb vor fünf Jahren den Verein AVA gegründet: „Abolissons la Vénerie Aujourd’hui“ (zu Deutsch „Hetzjagd abschaffen jetzt“). Damit hat er eine Debatte angestoßen. An vielen anderen Orten haben sich ähnliche Gruppen gegründet. Immer wenn Drach auf Hetzjagd geht, ist auch Broniszewski im Wald unterwegs. Mit seinen Mitstreitern möchte er filmen, was dabei schon immer passiert, bisher aber im Verborgenen geblieben ist.
Ihre Videos teilen sie im Internet. Sie zeigen, wie sich völlig erschöpfte Hirsche in Wohnsiedlungen retten; wie es auf stark befahrenen Straßen, die durch den Wald führen, wegen der Jagd fast zu Unfällen kommt – oder wie die Jäger in Wohngegenden auf Tiere schießen. 2022 ist für beide Seiten ein entscheidendes Jahr, denn die Jagd ist in Frankreich ein hochpolitisches Thema. Jeder Vorfall, den die Gegner mit ihren Videos belegen können, stärkt ihre Forderungen nach einem Verbot. Die Debatte um die Hetzjagd wird daher immer mehr zu einem Kampf um Bilder. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Fr. 08.04.2022 arte Deutsche Streaming-Premiere Do. 07.04.2022 arte.tv Geprüft, gesperrt, gesprengt – Sind Deutschlands Brücken noch zu retten?
Folge 871 (32 Min.)Hamburg ist Europas Brückenhauptstadt. Circa 2.500 Bauwerke zählt die Hansestadt. Damit die halten, sind die Brückenprüfer des LSBG ständig im Einsatz. Michael Bartols und Torsten Bensch klopfen Beton nach Schäden ab, steigen in alte Widerlager und dokumentieren jeden Schaden, der das Bauwerk gefährdet. Dabei sehen sie die Stadt aus Perspektiven, die anderen verborgen bleiben. Die Brückenprüfer tragen große Verantwortung: Sie müssen die Schäden melden und Instandsetzungsarbeiten empfehlen. Das Erstaunliche: Selbst 400 Jahre alte Brücken halten noch – wenn sie gepflegt werden und vor allem gut gebaut sind! Gravierende Schäden gibt es oft an Brücken, die gar nicht so alt sind.
Die Salzbachtalbrücke in Wiesbaden hat in den letzten Monaten für Chaos gesorgt. Die Vollsperrung der einsturzgefährdeten Autobahnbrücke stellt Spediteur Matthias Zahn vor Herausforderungen. Durch Umwege und Verzögerungen verliert er bares Geld. Sein Fahrer Artur Elberg landet irgendwann immer im Stau. Wenn Lenkzeiten überschritten werden, kommt er manchmal nicht mehr nach Hause.
Jetzt wird die Brücke gesprengt – doch es dauert noch vier Jahre, bis eine neue steht. In Lübeck wird derzeit die Hauptverkehrsstraße in die Innenstadt – die Lübecker Bahnhofsbrücke – ersetzt. Über 100 Jahre hat die Brücke gehalten. Ulrike Schölkopf, Projektleiterin der Stadt Lübeck, ist dafür verantwortlich, dass das neue Bauwerk fristgerecht entsteht. Die Planung der Baustelle in der Innenstadt ist eine Meisterleistung. Da unter der Brücke Gleise verlaufen, mussten die Gleissperrungen drei Jahre im Voraus getaktet werden. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Mo. 11.04.2022 arte Deutsche Streaming-Premiere So. 10.04.2022 arte.tv Hass, Liebe, Heimat – Glückssuche auf Jüdisch
Folge 872 (32 Min.)Patrycja (28) und Eryk (24) haben Polen und ihrer Heimatstadt Wrocław den Rücken gekehrt. Zunehmend hatten die beiden sich dort wegen des wachsenden Antisemitismus unwohl gefühlt. Auf der Suche nach ihrer jüdischen Identität beginnen sie ein neues Leben in Tel Aviv: mit ganz neuen Herausforderungen – neue Sprache, neues Land, neue Jobs. Aber das junge Paar ist voller Tatendrang und Zuversicht, den Neustart zu schaffen. Dabei hilft ihnen auch ein enges Netzwerk aus anderen osteuropäischen Einwanderern. Jan (34) ist einer von ihren Freunden.
Schon vor zehn Jahren kam er von Wrocław nach Tel Aviv und besitzt mittlerweile die israelische Staatsangehörigkeit. Jan arbeitet als Fremdenführer in ganz Israel. Wie sieht er das Land seiner Träume nach der anfänglichen Euphorie? Über 4.000 Kilometer westlich von Israel steht Eyal (25) auf der Bühne eines kleinen, dunklen Comedy-Clubs. Der israelische Ex-Soldat hat das Gelobte Land aus Frust über den Dauerkonflikt mit Palästina verlassen und versucht nun sein Glück als Stand-up Comedian in Berlin.
Beliebtestes Thema für seine Witze: Deutsche, Juden, Nazis und der Holocaust. „Lachen ist eine Form der Therapie“, sagt der junge Israeli. Aber das allein sichert ihm nicht seinen Lebensunterhalt. Eyal jobbt im Falafel-Restaurant von Bashar (48), einem arabischen Israeli, der in Israel als Anwalt für Menschenrechte sehr erfolgreich war, bis er in Deutschland etwas Neues anfangen wollte. Der Araber und der Jude, in der Fremde finden sie ihre Gemeinsamkeiten. Die Liebe zu Falafel und Hummus ist eine davon. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Di. 12.04.2022 arte Deutsche Streaming-Premiere Mo. 11.04.2022 arte.tv Boom der Geisterjäger – Sehnsucht nach dem Paranomalen
Folge 873 (32 Min.)Die Österreicher Michael, Alina, Robert und Bernhard eint eine Leidenschaft, die vielen Menschen seltsam vorkommt – die Suche nach Geistern. Ob verlassene Burgen oder Privat-wohnungen – in ihrer Freizeit rücken die Mitglieder des „Projekt Anderwelt“ mit modernsten Geräten zu Orten aus, an denen es spuken soll. Der jüngste Einsatz führt das Team nach Spittal an der Drau. Von der Einlassdame bis zum Bürgermeister sind hier viele überzeugt, dass es im örtlichen Schloss nicht mit rechten Dingen zugeht. Eine paranormale Untersuchung soll Klarheit schaffen.
Dabei sind die Jenseitsforscher, die sich nur ungern als Geisterjäger bezeichnet sehen, felsenfest von der Existenz der Spukerscheinungen überzeugt. Ihre Motivation ist vielschichtig: Die einen reizt es, mit Toten zu kommunizieren, andere geraten in helle Aufregung, wenn sie eine Reaktion auf ihre Kontaktversuche erhalten. Auch die Aufklärung ganz natürlicher Ursachen für vermeintlichen Spuk spielt eine Rolle. Dass die Erforschung des Paranormalen keine Männerdomäne ist, beweist Caroline McKendrick aus Somerset, England. Schon seit sie in ihrer Kindheit von einem Poltergeist heimgesucht wurde, ist die Physiotherapeutin von der Existenz von Geistern überzeugt.
Anvertrauen konnte sich die damals 10-Jährige niemandem – auch deshalb hat sie sich gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten der Geisterjagd verschrieben. Unter Carolines Führung veranstaltet das Team der „Somerset Paranormal Investigators“ öffentliche Untersuchungen für alle, die sich gerne einmal gruseln möchten. Ein altes Gerichtsgebäude, in dem es nur so vor Geistern wimmeln soll, steht als nächstes auf dem Programm. Werden die Jenseitsforscher fündig? (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Mi. 13.04.2022 arte Deutsche Streaming-Premiere Di. 12.04.2022 arte.tv Lockruf der Provinz – Die neue Lust aufs Land
Folge 874 (32 Min.)Die neue Heimat von Chloé Belloc und Fernando Collin-Roque ist ein kleines pittoreskes Dorf in der Nähe von Alès, am Rand der Cevennen. „Alle unsere Freunde wollen Paris verlassen. Mit dem Lockdown ist der Wunsch noch größer geworden.“ Die beiden Filmemacherinnen und Filmemacher hat es 700 km weit weg in den Süden verschlagen. Einen zusätzlichen Ansporn lieferte ihnen der erste Platz beim dortigen Wirtschaftsförderpreis. Sie wollen sich neben ihren Dokumentarfilmen ein zweites Standbein aufbauen: mit einer Pilzzucht. Arvieu ist ein 800-Seelen-Dorf in einem dünn besiedelten Landstrich in Südfrankreich.
Trotzdem war es vor 20 Jahren der sehnlichste Wunsch von Vincent Benoit, nach dem Studium hierher zu ziehen und eine Genossenschaft im Multimediabereich aufzubauen. „Ich lebe hier meinen Kindheitstraum. Ich hatte Lust, ein kleines Silicon Valley zu schaffen, einen Ort, der sowohl landwirtschaftlich als auch digital geprägt ist.“ Heute ist Arvieu ein Vorzeigeort: von der digitalen Vernetzung, profitiert beispielsweise eine Schafsmilch-Kooperative mit 30 Höfen.
Auch Homberg in Nordhessen hat sich auf ein Experiment eingelassen und 20 Kreativ- und Digitalarbeiterinnen und -arbeiter für sechs Monate Probewohnen aufs Land gelockt. Anna Groos und Tobias Reitz aus Darmstadt gehören zu den Auserwählten des „Summer of Pioneers“. „Wir beschäftigen uns ja selber in unserem Arbeitsleben damit, wie neue Arbeitsformen aussehen könnten, wie Menschen in Zukunft zusammenarbeiten und wo sie arbeiten.“ Homeoffice und gutes Internet machen das Landleben für viele junge Menschen wieder attraktiver. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Do. 14.04.2022 arte Deutsche Streaming-Premiere Mi. 13.04.2022 arte.tv Schwarz unter Weißen – Rassismus als Alltagsproblem
Folge 875 (32 Min.)Armand Zorn zieht als zwölfjähriger Junge mit seinen Eltern aus Kamerun nach Halle an der Saale. Als Jugendlicher macht er hier die ersten Erfahrungen mit Fremdenhass, als er mit seiner Fußballmannschaft zu Auswärtsspielen über die Dörfer in Sachsen-Anhalt fährt. Er erinnert sich, dass die Leute ihn ausgebuht haben oder Affenrufe nachgemacht haben, wenn er am Ball war. Mittlerweile lebt der 33-jährige Unternehmensberater in Frankfurt am Main und macht hier Wahlkampf, denn sein Ziel ist es, als Abgeordneter in den Deutschen Bundestag in Berlin gewählt zu werden. An ihre Zeit in der deutschen Hauptstadt erinnert sich Chloé Lopes Gomes nicht gerne zurück. Die Tänzerin wird 2018 Ballerina im Ensemble am Staatsballett Berlin, doch hier fühlt sie sich durch eine Ballettmeisterin rassistisch diskriminiert, sagt sie.
Mittlerweile ist die 30-Jährige zurück in Frankreich und versucht, das Erlebte hinter sich zu lassen. Auch der US-Amerikaner Jay würde lieber wieder in seiner Heimat leben. Doch der Ex-Soldat und seine Frau entscheiden sich für ein Leben in einem Dorf bei Bayreuth. Hier sollen ihre beiden Töchter zur Schule gehen und aufwachsen. Doch Jays Alltag ist immer wieder geprägt von Ablehnung. Er fühlt sich isoliert und in Deutschland nicht willkommen. Ob der Entschluss, wegen der Kinder in Deutschland zu leben, die richtige war? (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Mo. 18.04.2022 arte Deutsche Streaming-Premiere So. 17.04.2022 arte.tv Das marode Herz von Marseille – Eine Stadt im Zerfall
Folge 876 (32 Min.)Kaouther Ben Mohamed kann sich noch genau daran erinnern, wie im November 2018 die zwei Häuser im Zentrum von Marseille eingestürzt sind und acht Menschen unter sich begraben haben. Ihre Tante hat nebenan gewohnt und war stundenlang unauffindbar. Seitdem ist sie zum Sprachrohr derjenigen geworden, die hier in unwürdigen Verhältnissen wohnen. Anastasia Baik ist eine davon. An zwei Stellen ihrer Wohnung ist die Decke eingestürzt. „In der Nacht habe ich Angst, dass uns die Balken auf den Kopf stürzen“, sagt sie, „aber die Experten der Stadt meinen, es gebe Schlimmeres.“ Oder Yasmine Khelifi.
Sie war schwanger, als sie vor zwei Jahren ihre einsturzgefährdete Wohnung Hals über Kopf verlassen musste. Seither wohnt sie mit ihrer Familie in einer 2-Zimmer-Wohnung in einem Aparthotel. Doch nun droht ihr die Kündigung. „Wenn die ernst machen, lande ich mit meinen Kindern auf der Straße“, fürchtet sie. Es sind nur zwei Beispiele von vielen, die Kaouther Ben Mohamed zum Verzweifeln bringen. „Jahrzehntelang hat sich niemand für die Menschen im Zentrum interessiert.
Erst das Unglück vor drei Jahren hat alle wachgerüttelt“, stellt sie fest. Doch es geht ihr viel zu langsam voran. Patrick Amico ist als stellvertretender Bürgermeister seit anderthalb Jahren zuständig für den Kampf gegen unwürdigen Wohnraum. „Dieses Problem ist unfassbar groß“, sagt er, „wir werden viele, viele Jahre brauchen, um es zu lösen.“ Seine größte Sorge: dass noch einmal ein Wohnhaus einstürzt. Ausschließen kann er es nicht. Immerhin greift jetzt sogar Präsident Emmanuel Macron ein, mit einem Hilfsplan für die Stadt. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Do. 21.04.2022 arte Die Geld-Netzwerker – Mit lokaler Währung durch die Corona-Krise
Folge 877 (32 Min.)In der spanischen Region Katalonien versuchen zwei Städte mit lokalem Geld die wirtschaftlichen Corona-Folgen zu lindern. Das funktioniert in Santa Coloma de Gramenet so gut, dass die Nachbarstadt von Barcelona ihren Angestellten in Zukunft sogar einen Teil der Gehälter in der Lokalwährung auszahlen will. Silvia Pérez betreibt hier ein kleines Restaurant. Ihr Geschäft hat unter dem Lockdown schwer gelitten, jetzt bekommt sie eine Nothilfe in der Lokalwährung. Dadurch werden gleichzeitig auch andere Unternehmen der Stadt gestärkt, bei denen sie einkauft.
Es entsteht ein lokales Anti-Krisen-Netzwerk. Santa Coloma de Gramenet hat schon vor fünf Jahren die „Grama“ für öffentliche Gelder eingeführt, um den Betrieben im Ort durch die Finanzkrise zu helfen. Jetzt bewährt sich das Instrument auch in der Pandemie. In der kleinen Küstengemeinde Deltebre bei Tarragona wurde die Lokalwährung erst während der Pandemie eingeführt. Hier muss Marisa Miró mit wenig Geld ihren Alltag bewältigen. Seit einem Arbeitsunfall ist sie berufsunfähig.
Als sie schwer an COVID erkrankte, war sie drei Monate lang an ihre Wohnung gefesselt. Die Isolation stürzte sie in eine Depression. Sie erhält jetzt eine soziale Unterstützung von der Stadt – in der neu eingeführten Lokalwährung. Keine große Summe, aber sie hilft ihr wieder auf die Beine. Marisa bekommt alle drei Monate 120 „Euro-Delta“ aus der Rathauskasse. Mit diesem Geld kann sie aber nur in lokalen Geschäften und Cafés einkaufen. Doppelter Vorteil: Sie kommt unter die Leute, und auch der lokale Handel profitiert von der Corona-Hilfe. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Fr. 22.04.2022 arte ursprünglich für den 24.03.2022 angekündigtFreiwillig in die Ukraine – Ein Deutscher zieht in den Krieg
Folge 878 (32 Min.)Der 34-jährige Mann aus Mecklenburg-Vorpommern hat acht Jahre als Zeitsoldat bei der Bundeswehr gedient und in Afghanistan als Einsatzersthelfer und Ausbilder gearbeitet. Nur vier Tage nach Beginn der russischen Offensive habe er die Entscheidung getroffen, seine Heimat zu verlassen. Die Bilder der Zerstörung, die toten Zivilisten und die vielen fliehenden Frauen und Kinder hätten ihm keine andere Wahl gelassen. Als ehemaliger Berufssoldat wolle er seine Fähigkeiten als Spezialist zur Verfügung stellen. Von Menschen, die er „rechte Schwurbler oder Verschwörungstheoretiker“ nennt, distanziert er sich deutlich. Was sind seine Beweggründe? Will er die Ukraine verteidigen oder die Demokratie in Europa? Und wie geht das überhaupt, sich einem fremden Heer anschließen? Während die internationalen Kämpfer in der Ukraine freundlich willkommen geheißen werden, hat Russland scharf reagiert.
„Re:“ trifft ihn in seinem beschaulichen Heimatort an der Mecklenburgischen Seenplatte und begleitet ihn bei seinen Vorbereitungen: beim Packen der Ausrüstung, dem Abschied von Freunden und der Klärung der letzten bürokratischen Hürden mit dem ukrainischen Konsulat. Auf seiner anschließenden Reise Richtung Ukraine trifft auf andere Legionäre und Flüchtende. Jenseits der Grenze tritt er schließlich in die Legion der ausländischen Kämpfer ein. Eine Reise ins Ungewisse. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Mo. 25.04.2022 arte Deutsche Streaming-Premiere So. 24.04.2022 arte.tv Wenn Krebs arm macht – Überleben nach der Diagnose
Folge 879 (32 Min.)Jährlich erkranken in Deutschland etwa 16.000 junge Menschen zwischen 15 und 39 Jahren an Krebs. Die meisten können mittlerweile geheilt werden – auch dank neuartiger Therapieansätze. So groß der Fortschritt, so groß sind aber aber auch die Lücken bei der finanziellen Absicherung. Viele junge Krebspatienten verlieren ihre Arbeit, ihre Wohnung, ihr Erspartes, weil die sozialstaatlichen Absicherungsmechanismen bei ihnen noch nicht ausreichend greifen. Sie fallen durchs Raster, etwa weil sie noch keine Ansprüche erworben haben. Ärzte schlagen Alarm und fordern ein Überbrückungsgeld, denn die Angst vor dem finanziellen Absturz wirkt sich verheerend auf die Genesung aus – ein Teufelskreis. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Di. 26.04.2022 arte Deutsche Streaming-Premiere Mo. 25.04.2022 arte.tv Krakau ohne Krakauer – Polens neue Lust auf vegan
Folge 880 (32 Min.)Der Trend zur pflanzenbasierten Ernährung in Polen ist gewaltig: In den letzten drei Jahren hat der Verkauf von Fleischersatzprodukten im Land um 480 Prozent zugenommen. Warschau bietet allein 70 rein vegane Restaurants und Hunderte weitere, die mindestens ein veganes Gericht auf ihrer Speisekarte anbieten. Die Folge: Im Ranking der veganfreundlichsten Städte der Welt liegt Warschau aktuell auf Platz sechs. Aber den Trend zum Veganismus erlebt Alicja nicht nur in den polnischen Großstädten. Sie ist nur selten zuhause in Krakau.
Meist reist sie kreuz und quer durch Polen, häufig auch in die Provinz, um Kochkurse und Interviews zu geben, in Talkshows oder auf der „Veganmania“, Polens größte Vegan-Messe, aufzutreten. Ihr Ziel: Alicja will unbedingt, dass der polnische Trend zum Veganismus anhält. Dabei hatte sie eine solche Karriere nie geplant. Alicja ist studierte Grafikdesignerin und kam ganz zufällig in die Position, heute eine der populärsten Stimmen für den Veganismus in Polen zu sein. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Mi. 27.04.2022 arte Deutsche Streaming-Premiere Di. 26.04.2022 arte.tv ursprünglich für den 02.03.2022 angekündigtMit der Kamera an die Front – Zwei Kriegsfotografinnen in der Ukraine
Folge 881 (32 Min.)Die ersten Bilder des Krieges halten Johanna Maria Fritz und Mila Teshaieva in Irpin fest. Die Fotos der fliehenden Menschen, die über eine zerstörte Brücke den gleichnamigen Fluss überqueren, gehen um die Welt. Irpin wird zur Frontlini,e und die beiden Fotografinnen bringen sich in Kiew in Sicherheit. Hier treffen sie Menschen, die bleiben, so wie Maxim. Er war bis vor wenigen Wochen noch Artdirector eines Undergroundclubs, jetzt baut er Molotowcocktails. Seit sechs Jahren lebt der Russe in der Ukraine und will nun helfen, seine neue Heimat zu verteidigen.
Auch wenn das bedeutet, dass er sich gegen seinen eigenen Bruder stellen muss, der als Soldat auf russischer Seite kämpft. Mit ihrem alten VW Golf bewegen sich Johanna und Mila durch die leeren Straßen der ukrainischen Hauptstadt. Hundertausende Menschen haben Kiew bereits verlassen und nur das Nötigste mitgenommen. Die beiden Fotografinnen lernen Tatyana und Volodymyr von „Zoopatrul“ kennen. Eine Einheit von Freiwilligen, die durch die Stadt zieht, um zurückgelassene Tiere in Wohnungen aufzuspüren und zu füttern.
Der Krieg schweißt die Menschen zusammen und zeigt den Fotografinnen eine bisher ungeahnte Solidarität. Junge Männer wie Reshat und Ivan, die nicht zur Waffe greifen wollen, finden ihren Platz in der Masse der freiwilligen Helfer. Sie unterstützen Bedürftige im Alltag und versuchen, älteren Einwohnern wie Olga die Last der Einsamkeit zu nehmen. Es sind Momentaufnahmen von Menschen, die plötzlich in einem Kriegsgebiet leben – eingefangen von zwei Fotografinnen, die das Gräuel des Krieges weiter mit ihren Kameras festhalten wollen. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Fr. 29.04.2022 arte Deutsche Streaming-Premiere Do. 28.04.2022 arte.tv Valerius’ Schützlinge – Zuflucht für Bukarests verlorene Kinder
Folge 882 (32 Min.)Alexandra ist 17 und mit dem dritten Kind schwanger. Raluca ist zehn und war nie in der Schule. Marina ist auch zehn Jahre alt und hat mit ihren zwei Geschwistern kein Dach über dem Kopf. Sie alle leben im gefährlichsten Bezirk von Bukarest: Gewalt, Drogen und Prostitution ist ihr Alltag. Die meisten sind Roma. Hoffnungslose Fälle? Damit will sich Valeriu Nicolae nicht abfinden: Er ist selbst Roma, stammt aus armen Verhältnissen, hat es aber in seinem Leben geschafft. Als erfolgreicher internationaler Berater will er etwas zurückgeben: Seine Organisation „Casa Buna“, „Das Gute Haus“, bietet den ärmsten Kindern Zuflucht, Essen und vor allem Bildung. Mit vielen Freiwilligen engagiert er sich rund um die Uhr und zeigt durch sein Vorbild: Veränderung ist möglich. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Mo. 02.05.2022 arte
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