2020, Folge 576–599
Lampedusa und die Flüchtlinge – Die überforderte Ferieninsel
Folge 576 (32 Min.)Für die einen ist sie das Einfallstor nach Europa, für die anderen Erholungsort: die Mittelmeerinsel Lampedusa. Durch ihre exponierte Lage ist sie zum Dreh- und Angelpunkt für Flüchtlinge aus Afrika und dem Nahen Osten auf ihrer Reise in eine bessere Welt avanciert. Fast täglich landen im Sommer Boote mit Migranten an. Doch die kleine Insel ist dem Ansturm nicht gewachsen, und die Stimmung in der Bevölkerung angespannt. Viele Insulaner wollen den Flüchtlingen keinen Aufenthalt mehr gewähren, auch wenn dieser nur vorübergehend ist. Corona hat die Situation noch verschärft. Auf Lampedusa gibt es kein Krankenhaus. Sollte das Virus auf die Insel eingeschleppt werden, droht eine Gesundheitskatastrophe.
Angela Maraventano betreibt seit Jahrzehnten ein Restaurant am Hafen. Sie lebt vom Tourismus. Die Insel gilt vor allem bei Italienern als Geheimtipp. In ihrer Freizeit macht die ehemalige Lega-Abgeordnete mobil gegen die Flüchtlinge. Sie will erreichen, dass keine neuen Migranten mehr auf die Insel kommen dürfen. Der Widerstand gegen die Neuankömmlinge war nicht immer so heftig. Viele Insulaner haben jahrelang Bootsflüchtlinge vor dem Ertrinken gerettet. Der heute fünfjährige Leonardo wurde aus den Armen seiner toten Mutter geborgen und von einem sizilianischen Ehepaar adoptiert. Herzenswärme und Hass liegen auf Lampedusa dicht nebeneinander. Ohne Hilfe ist eine Lösung nicht in Sicht. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Mo. 24.08.2020 arte Deutsche Streaming-Premiere So. 23.08.2020 arte.tv Jeder Tropfen zählt – Dürre auf dem Acker
Folge 577 (33 Min.)Unterfranken leidet unter zunehmender Trockenheit und das sorgt für Konflikte – vor allem nördlich von Würzburg, wo intensiver Gemüsebau betrieben wird. Winzer und Gemüsebauern stehen vor großen Herausforderungen, denn der Klimawandel vor ihrer Haustür entwickelt sich viel schneller als von den Behörden prognostiziert. Gemüsebauer Thomas Schwab aus Remlingen im Westen von Würzburg sitzt weitgehend auf dem Trockenen, seit ein Brunnen versiegt ist, der seinen Bewässerungsteich speist. Für ihn hat ein zähes Ringen um einen Ersatzbrunnen begonnen. Um zukunftsfähig zu werden, arbeitet der Landwirt aber auch an Lösungen, die es ihm ermöglichen, künftig mit deutlich weniger Wasser auszukommen.
Die Inspiration dazu hat er sich aus Israel und Kalifornien geholt. Andere Konzepte setzen auf die Nutzung von Mainwasser, um lange Trockenperioden zu überstehen. Doch viele Bürger fürchten die Konsequenzen: noch mehr intensiver Gemüsebau und Folientunnel? Aber woher soll unser Gemüse künftig kommen? Das Wasser in Südeuropa ist noch knapper als in Franken. Jeder Tropfen zählt! Eine Region muss Lösungen finden um dem Klimawandel zu begegnen. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Mi. 26.08.2020 arte Wissen, was man kauft – Mehr Transparenz für Kunden
Folge 578 (32 Min.)Die Textilbranche ist einer der größten Umweltverschmutzer weltweit. Was zählt, sind Masse und Preis. Ralf Hellmann will das ändern. Seine Firma stellt Bett- und Tischwäsche für Hotels, Krankenhäuser und Restaurants her. Wie fast alle Textilhersteller hat er die Produktion längst in Länder außerhalb Europas verlagert, unter anderem nach Indien. Trotz der Entfernung schaut er genau hin: Jeder Produktionsschritt soll umwelt- und sozialverträglich sein – und ganz transparent. „Von den meisten Produkten, die wir nutzen“, sagt er, „wissen wir gar nicht, wo sie herkommen“.
Um das zu ändern, organisiert der Unternehmer für seine Kunden Reisen nach Indien; dorthin, wo alles beginnt: bei den Baumwollfarmern. Er hofft, wenn seine Abnehmer einmal in ihrem Leben sehen, wer ihre Laken und Tischdecken herstellt, werden sie bereit sein, mehr Verantwortung zu übernehmen – und höhere Preise akzeptieren. Rolf Slickers, ein Großkunde, reist mit. Er ist für die Wäsche von 80.000 Hotelbetten verantwortlich. Obwohl Slickers sich jeden Tag mit Textilien beschäftigt, war er weder an dem Ort, wo die Baumwolle herkommt, noch dabei, wie sie verarbeitet wird.
Wird die Reise bei dem Geschäftsmann etwas verändern? Antoni Hauptmann hat sich mehr Transparenz bei Lebensmitteln zur Aufgabe gemacht. Für den „Fisch mit der Seriennummer“ begibt er sich auf die Reise zum Ursprung einer Fischfrikadelle. Auf einem Fischtrawler will Hauptmann von Anfang an protokollieren, wo und wie der Fisch gefangen und weiterverarbeitet wird. Sein Wunsch: ein wirklich nachhaltiger Fischfang – dank Transparenz. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Do. 27.08.2020 arte ursprünglich für den 05.06.2020 angekündigtDie Lebensmittel-Retter: Ins Regal statt in die Tonne
Folge 579 (32 Min.)Jeden Monat verteilt die Berliner Tafel rund 660 Tonnen übrig gebliebene Lebensmittel an rund 125.000 Bedürftige. Allein 50.000 Menschen kommen zu den Ausgabestellen des Kooperationspartners „Laib und Seele“. Das oberste Prinzip: Lebensmittel gehören nicht in die Tonne, sondern auf den Tisch. Das findet auch der Berliner Start-up-Gründer Raphael Fellmer. Sein Unternehmen Sirplus betreibt seit 2017 sogenannte Rettermärkte in Berlin und bald auch bundesweit zusätzlich zum Onlineshop. Dort werden Lebensmittel günstig verkauft, die ansonsten weggeworfen worden wären. Der Umsatz von Sirplus lag 2018 nach eigenen Angaben bei 1,2 Millionen Euro. Nun tritt auch ein Riese auf den deutschen Markt: Das bereits in Schweden fest etablierte Unternehmen Matsmart eröffnet seinen Onlineshop in Deutschland.
Der Gründer Karl Andersson ist überzeugt davon, dass man den Kampf gegen die Verschwendung nur mit den Mitteln des Marktes führen kann. „Wir kümmern uns um den Überfluss, der direkt beim Produzenten anfällt – das können schon mal 100 Paletten Ketchup sein. Niemand außer uns kann mit diesen Mengen umgehen“, so Andersson. Sabine Werth hat die deutsche Tafel-Bewegung 1993 gegründet. Dass Lebensmittelrettung neuerdings als Geschäftsmodell erkannt wurde, sieht die Pionierin mit gemischten Gefühlen. Eigentlich gibt es genug für alle Akteure – doch wer wird seinen Überfluss noch spenden, wenn er ihn auch verkaufen kann? (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Mo. 31.08.2020 arte Schlachten auf dem Hof: Der erfolgreiche Kampf Schweizer Landwirte
Folge 580 (32 Min.)„Wenn der Moment nicht passt dann muss ich denn Finger lang lassen. Wenn der Moment gekommen ist, der richtige schaut, den Kopf im richtigen Winkel dreht – wie soll ich es sagen – dann ist es meine Verantwortung, abzudrücken.“ Zusammen mit Tierschützern, Wissenschaftlern, Politikern und anderen Landwirten erwirkten sie in der Schweiz eine Gesetzesänderung. Am 1. Juli 2020 ist ein neues Gesetz in Kraft getreten. Danach ist die Weide- und die Hoftötung im Stall entweder mit Kugel- oder mit Bolzenschuss bei Nutztieren generell erlaubt. Ein Meilenstein sagt Nils Müller. Damit sei die Schweiz in Sachen Tierschutz der EU weit voraus. Viele Landwirte in Europa sehen es genauso. Zum Beispiel Mechthild Knösel aus Überlingen am Bodensee. Doch die Veterinärbehörden legen ihr viele Steine in den Weg und argumentieren mit EU-Recht. Ihre Forderung lautet daher: die EU solle sich an der Schweiz ein Beispiel nehmen und die Schlachtung auf dem Hof vereinfachen. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Mi. 02.09.2020 arte Bauen, mieten, leben – Ideen für bezahlbares Wohnen
Folge 581 (32 Min.)Bezahlbarer Wohnraum und Bauland sind knapp. Die Spekulation floriert. Viele Kommunen haben die Kontrolle über die eigene Stadt verloren. Deshalb werden immer mehr Menschen selbst aktiv. Nirgendwo in Deutschland ist Wohnen so teuer wie in München. Das spürt auch Unternehmer Tobias Schmid: „In meinem Betrieb fehlen die Fachkräfte. Hier bewirbt sich niemand, weil niemand die horrenden Mieten hier zahlen kann!“ Statt den Betrieb auszubauen, wird er selbst zum Bauherrn und Vermieter. Werkswohnungen erleben überall in Deutschland derzeit ein Revival. Darunter Unternehmen, die bereits eine lange Tradition pflegen.
So auch die ÜSTRA – die Nahverkehrsbetriebe in Hannover. Zu den 500 Immobilien im Bestand, wird ein neues ökologischen Bauprojekt umgesetzt: eine nachhaltige Investition in die Mitarbeiter und den Standort. Was wäre, wenn jeder bauen kann, wie er will? In Almere südlich von Amsterdam ist das möglich. Obwohl das Bauland mit 76,-/m² sehr erschwinglich ist, heisst das auch, dass Straßen und Wasserleitungen mit den Nachbarn selbst verlegt werden müssen. Werner Brouwer begleitet das Projekt seitens der Gemeinde: „Hier schaffen Menschen ihre eigene Wohnumgebung. Wenn alles gut läuft, habe ich nichts zu tun.
Das ist doch toll!“ 1.000 Hausbauer haben bereits ihren Traum umgesetzt. Auch wenn es anstrengender und länger war als erwartet, ans Umziehen denkt hier keiner mehr. Claus Fincke hat für Münchner Verhältnisse noch Glück. „Doch käme eine Eigenbedarfs-kündigung, wäre es schwer für mich im Vorruhestand etwas Neues zu finden,“ sagt der 62-jährige. Und so wird er selbst aktiv: in einer neu gegründeten Baugenossenschaft. Das erste gemeinsame Haus entsteht in einem neuen Quartier: dem Prinz-Eugen-Park, sozial – durchmischt – nachhaltig. Die Stadt fördert das durch die so genannten „Münchner Mischung“ (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Do. 03.09.2020 arte Pommes-Berge durch Corona: Kartoffelbauern in der Klemme
Folge 582 (33 Min.)Bei Florian Oymans aus Geldern am Niederrhein lagern noch immer 1,5 Millionen Kilogramm Kartoffeln, die Hälfte seiner Ernte aus dem letzten Jahr. Was mit den Kartoffeln im Wert von 225.000 Euro passiert, weiß er noch nicht. Die Kartoffelsorte eignet sich ausschließlich für die Pommes Frites-Produktion. Dazu stehen schon wieder neue Kartoffeln auf dem Feld und müssen bald geerntet werden. Auch sie haben bislang keinen Käufer. Außerdem setzen dem Landwirt die Folgen des Klimawandels zu. Florian Oymans steckt deshalb mit seinem Betrieb in der Klemme. Ernst-Rainer Schnetkamp ist Geschäftsführer eines der größten deutschen Pommes-Frites-Produzenten.
Normalerweise laufen in seiner Fabrik in Niedersachen pro Jahr 50 Millionen Kilogramm Tiefkühl-Pommes-Frites vom Band. Doch seit der Pandemie ist der Verkauf um bis zu 90 Prozent eingebrochen. Seine Kühllager sind bis obenhin voll. Abnehmer gibt es nicht. Schnetkamp musste schon Teile seiner Belegschaft in Kurzarbeit schicken. Er versucht, neue Absatzwege zu finden. Doch Pommes sind einfach ein klassisches Event-Essen. Einer der Gewinner der Krise ist Ludolf von Maltzan, Geschäftsführer eines Biobetriebs in Brandenburg.
Sein Kartoffelabsatz ist in der Krise sogar angestiegen. Das Ökodorf Brodowin verkauft seine Kartoffeln regional und direkt an die Kunden. Kartoffeln für den Pommes-Markt konnte der Hof so problemlos an andere Bereiche wie Biosupermärkte weiterreichen. Die verkauften Mengen sind gering, allerdings hat sich das Modell als krisenfest empfohlen. ARTE wirft einen Blick hinter die Kulissen einer Branche, die sich über weite Strecken abhängig von einem einzigen Produkt gemacht hat und jetzt durch Corona in der Klemme steckt. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Fr. 04.09.2020 arte Schausteller in Not – Eine Saison ohne Volksfeste
Folge 583 (33 Min.)Eigentlich würde Johannes Braun nach der Winterpause mit seiner Familie von Volksfest zu Volksfest ziehen. Aber in seinem Hof bei Nürnberg steht alles still: Autoscooter, traditionelles Kinderkarussell, Süßwarengeschäft. Johannes Braun wird aktiv, um wenigstens einen kleinen Teil seines finanziellen Ausfalls zu kompensieren: Auf dem Grafenauer Stadtplatz verkauft er an drei Tagen pro Woche gebrannte Mandeln und Zuckerwatte. Und nach langen Verhandlungen mit der Stadt darf er Ende Juni mitten in Nürnberg endlich auch sein Kinderkarussell aufbauen – ein kleiner Trost für eine verlorene Saison.
Auch die junge Augsburger Schaustellerin Stefanie Schmidt begleitet die Reportage durch die Krisenzeit. Wird es 2020 überhaupt noch ein Volksfest geben? Und wird sie wenigstens auf dem Weihnachtsmarkt in Augsburg noch etwas verdienen? Sie muss hohe Kredite abbezahlen, denn sie hat investiert, um ihre Hexenküche auszubauen und konkurrenzfähig zu bleiben. Je länger die junge Mutter warten muss, desto größer wird ihre Ungeduld und das Gefühl, von der Gesellschaft ausgeschlossen zu sein.
Beim Schausteller Egon Kaiser liegen ebenfalls die Nerven blank. Er ist einer der großen Player auf dem Oktoberfest. Letztes Jahr hatte er dort mit seinem „Bayern Tower“, einem 90 Meter hohem Kettenflieger, Premiere. Drei Millionen Euro hat dieses wilde Fahrgeschäft gekostet. Wenn es keinen staatlichen Rettungsschirm gibt, droht Egon Kaiser, wie auch vielen seiner Kollegen, die Pleite. Wird er die Tradition einer der größten Schaustellerfamilien Deutschlands fortführen können? (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Mo. 07.09.2020 arte Gemeinschaft statt Gymnasium – Zoff in Tschechiens Lehrerzimmern
Folge 584 (32 Min.)Adam ist erst zehn Jahre alt und steht schon vor der bislang wichtigsten Prüfung seines Lebens. Er möchte nach der fünften Klasse auf das Gymnasium – früher als üblich in Tschechien. Doch die Plätze in den staatlichen Sondergymnasien sind rar. Nur die Besten schaffen die Aufnahmeprüfung. Deshalb muss Adam ein Jahr lang büffeln. Fußball spielen mit Freunden ist vorerst passé. Eine Art vorzeitiger Abschied von der Kindheit.Nicht nur deshalb gilt für die Grundschuldirektorin Katerina Vavrova die Devise: Gymnasium – ohne uns! Denn Tschechiens Bildungssystem setzt eigentlich auf ein langes, gemeinsames Lernen von schwachen und starken Kindern.
Bis einschließlich zur achten Klasse geht die Grundschule regulär, erst ab der neunten beginnt das Standardgymnasium. Katerina Vavrova will ihre Kinder zusammenhalten und zeigen, dass man in der Gemeinschaft genauso weit kommen kann wie bei der Selektion vorgeblicher Eliten.Adams Eltern sehen das anders. Wie viele andere Mütter und Väter in Tschechien glauben sie an Leistung und möchten ihren Kindern den besten Start in den Wettbewerb ermöglichen.
Der Trend geht zum Gymnasium, die Grundschule wird zunehmend abgehängt und zur Schule der Übriggebliebenen. Damit will sich Direktorin Katerina Vavrova nicht abfinden. Schließlich sei das Gymnasium nicht für jedes Kind der richtige Weg.Adams Chance, die Aufnahmeprüfung zu bestehen, beträgt keine 20 Prozent. Wird der Zehnjährige diesem Druck gewachsen sein? Was, wenn er bei der Prüfung scheitert? Denn eines möchte Adam auf keinen Fall: als Verlierer auf die Grundschule zurückkehren. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Di. 08.09.2020 arte Familien unter Druck – Wie Corona Kinder und Eltern belastet
Folge 585 (32 Min.)Franziska Walleit (34) aus Berlin-Hellersdorf hat vier Kinder und wohnt in einem sozialen Brennpunkt. Mit der Corona-Pandemie wurde die Mama von Felix (11), Emilia (7), Oskar (6) und Emil (4) plötzlich zur Lehrerin und Kita-Erzieherin. Dazu kommen die finanziellen Sorgen. Partner Andreas ist in Kurzarbeit. Geld geben die Walleits nur noch für Lebensmittel, Miete und Mietnebenkosten aus. Der Urlaub auf dem Campingplatz wurde gestrichen. Einmal die Woche bringt Bernd Siggelkow, der Begründer der privaten Kinder- und Jugendeinrichtung „Arche“, Lebensmittel vorbei.
Für viele im Beton-Kiez Hellersdorf ist er derzeit der wichtigste Ansprechpartner. Für Familie Sangare im Pariser Vorort Bagnolet war die weitreichende Ausgangssperre besonders hart. Zu fünft leben sie in einer kleinen Wohnung. Der Wegfall von Schule und Kantinenessen sorgte über Wochen für zusätzliche Kosten. Damit der 10-jährige Sohn Boubacar auch während der Corona-Krise weiter lernen kann, mussten eiligst ein Computer und ein Drucker her. Ein nahegelegenes Sozialzentrum hilft mit Nachhilfe weiter, auch unter Einbindung von Boubacars Schule.
Felix und Emilia, die beiden schulpflichtigen Kinder aus Berlin, nutzen das Angebot der „Arche“ nachmittags im Videochat mit den Erziehern zu lernen. „Arche“-Leiter Bernd Siggelkow und sein Team beobachten, dass es Kinder aus ausländischen und auch deutschen Familien gibt, die in den letzten Wochen das Lesen verlernt haben. Er befürchtet, dass die Corona-Pandemie die Schere zwischen bildungsferner und bildungsnaher Schicht noch weiter öffnet. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Do. 10.09.2020 arte Deutsche Streaming-Premiere Mi. 09.09.2020 arte.tv Irinas Kinder – Der lange Weg zurück zur Schule
Folge 586 (32 Min.)Nach fast drei Monaten Lockdown sieht die junge Grundschullehrerin ihre Klasse wieder. Wochen des Homeschoolings haben Spuren hinterlassen. Wie schafft sie es, die Kinder an den Schulalltag zu gewöhnen und mit dem verlorenen Stoff umzugehen? Und wie wird es nach den Sommerferien sein – nach sechs weiteren Wochen, in denen die Kinder ohne ihre Klassengemeinschaft sind? Irina Gontscharow weiß, wie sehr die Kinder auf Schule und guten Unterricht angewiesen sind. In der Klasse 2E der Geschwister-Scholl-Schule Wiesbaden sind auch viele Mädchen und Jungen mit Migrationshintergrund.
Irina konnte ihre Schüler und Schülerinnen in der Corona-Zeit nur einmal kurz treffen und musste erleben, dass die Kinder sich ganz unterschiedlich entwickelt haben. Manche hatten ihr Deutsch fast verlernt, einige wirkten verängstigt, andere schienen gut mit der Situation und dem Homeschooling zurechtzukommen. Irina muss sich einiges einfallen lassen, um die Kinder zurück ins gemeinschaftliche Lernen zu holen. Wie steht es um die Bildungsgerechtigkeit in Zeiten von Corona? Wird sie es schaffen, alle Kinder zu motivieren, wieder nach vorne zu wollen? (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Fr. 11.09.2020 arte Luftfahrt am Boden – Wie geht’s weiter mit dem Fliegen?
Folge 587 (33 Min.)Es ist die größte Krise in der Geschichte des Flughafens. Die Reportage begleitet über drei Monate lang die Beschäftigten. Uli Neumann und Thomas Jahn zum Beispiel, beide Lufthansa-Piloten, die den Auftrag bekommen, eines der längsten Passagierflugzeuge der Welt, die A340–600, in die spanische Wüste zu bringen – um sie dort „einmotten“ zu lassen. Ein Abschied womöglich für immer, von einer Maschine, die eigentlich noch gut in Schuss ist, nun aber erst mal nicht mehr gebraucht wird.Auch einer der größten Airline-Caterer der Welt ist betroffen: LSG Sky Chefs.
Der Geschäftsführer Volker Müller verwaltet den Stillstand auf 18.000 Quadratmeter Küchenfläche. Seine Mitarbeiter sind seit Wochen damit beschäftigt, 500.000 Geschirr- und Besteckteile wegzupacken. Und: Durch die Corona-Krise steht auch die Zukunft der wichtigsten deutschen Fluglinie auf dem Spiel: die der Lufthansa. Die Rettung der Airline durch den Staat steht bis zuletzt auf der Kippe – ein Krimi, der auch Anna Müller, Aufsichts- und Betriebsrätin der Flughafen GmbH, schlaflose Nächte bereitet. Denn die Lufthansa ist einer der wichtigsten Arbeitgeber am Flughafen. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Mo. 14.09.2020 arte Der Libanon im freien Fall – Das Drama vor den Toren Europas
Folge 588 (32 Min.)Die Menschen im Libanon rufen schon seit Monaten nach einer Revolution. Nach großen Protesten und Gewaltausbrüchen trat die Regierung Ende 2019 zurück, doch die wirtschaftliche Situation verschlechtert sich weiter. Die libanesische Währung ist im freien Fall, der Preis für Lebensmittel explodiert und darüber hinaus steigt auch noch die Zahl der Corona-Ansteckungen dramatisch an. Die Explosion am 4. August im Hafen von Beirut sehen die Libanesinnen und Libanesen als ein weiteres Symbolbild für das Versagen der Politik. Sie machen die politische Führung dafür verantwortlich, dass die Menschen nun buchstäblich vor den Trümmern ihrer Existenz stehen.
Mehr als 170 Tote, rund 6000 Verletzte und ein Sachschaden von schätzungsweise 15 Milliarden Dollar sind die Bilanz eines Unglücks, das hätte verhindert werden können. Dokumente belegen, dass verschiedene Behörden über die unsachgemäße Lagerung des hochexplosiven Ammoniumnitrats Bescheid wussten. Doch genau deshalb kommt Aufgeben für Nour Bassam und ihren Verlobten Hussein Achi nicht in Frage. Das junge Paar kämpft schon seit Herbst vergangenen Jahres an vorderster Front für politische Veränderung.
Hussein hat nach der Explosion mit seiner Organisation „Min Tishreen“ sofort ein Lagezentrum im zerstörten Stadtteil Mar Michael aufgebaut. Aber es geht ihm um mehr als Nothilfe, wie die Verteilung von Lebensmitteln und den Wiederaufbau der zerstörten Stadt. Während viele seiner Freunde dem Land den Rücken kehren, will er eine neue politische Kultur in seiner Heimat etablieren. Hussein spürt die Wut der Menschen auf die alte politische Elite des Landes. Gelingt es ihnen, sich gegen die korrupten Machthaber durchzusetzen?“ (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Di. 15.09.2020 arte Basta Europa!? – Corona-Wut in Italien
Folge 589 (33 Min.)Deutsche TV-Premiere Do. 17.09.2020 arte Wo die Wüste wächst – Klimawandel in Rumänien
Folge 590 (32 Min.)In der rumänischen Region Oltenien sind die Folgen des Klimawandels deutlich zu sehen und zu spüren. Wo einst grüne Wiesen und Wälder das Ufer der Donau säumten, sieht man heute nur noch sandige Flächen. Mehr als 800 Quadratkilometer längs der Donau umfasst das Gebiet inzwischen. Der Wind bläst den Sand in die Dörfer und sogar bis in die über 200 Kilometer entfernte Hauptstadt Bukarest. Es ist die Folge einer Kombination aus Klimawandel und rücksichtsloser Agrarpolitik. Diktator Nicolae Ceauşescu wollte in den 70er und 80er Jahren die landwirtschaftliche Großproduktion vorantreiben, ließ dafür Wälder abholzen und Seen trockenlegen. Umweltschützer, Unternehmer und Lokalpolitiker versuchen nun, die fortschreitende Verwüstung im Süden ihres Landes zu stoppen.
Der Bukarester Abgeordnete und Umweltaktivist Octavian Berceanu reist regelmäßig in die Region, um die Hauptquellen der Versandung zu finden. Zusammen mit Forstingenieur Dan Popescu versucht er, Einheimische und Beamte davon zu überzeugen, Bäume auf den versandeten Feldern zu pflanzen. Die Bauern können auf den sandigen Böden kaum noch Gemüse anbauen. Selbst anspruchslose Getreidepflanzen wie Mais finden auf den Feldern nicht mehr ausreichend Nährstoffe. In ihrer Not bauen sie nun vor allem Melonen an. In Oltenien passiert schon jetzt, was auch anderen Teilen Europas durch den Klimawandel droht: ein Dürresommer nach dem anderen mit schweren Konsequenzen für Umwelt und Landwirtschaft. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Fr. 18.09.2020 arte Tatort Wald – Die Holzmafia in Rumänien
Folge 591 (32 Min.)Umweltaktivisten wie der 35-jährige Horea Petrehus vermuten das. Der Bildhauer und Förster stellt sich gegen die zerstörerischen Profitjäger der Holzindustrie. Um die natürlichen Waldressourcen besser überwachen zu können, gründete Petrehus einen Verband für die Forschung der Habitate. Die meiste Zeit verbringt Petrehus in der Natur. Dabei weicht ihm Pedro, ein Hirschkalb, nicht von der Seite. Er hat es als verwaistes Kitz gefunden und großgezogen. Der Mann mit dem roten Bart kennt den Wald wie seine Westentasche und erkannte früh die dramatische Situation. Lebensräume für Bären, Hirsche, Wölfe, Wildschweine, diverse Vogelarten und viele kleine Lebewesen drohen zu verschwinden.
Auch Gabriel Paun von der Umweltorganisation Agent Green hat sich der Rettung des rumänischen Urwalds verschrieben. Und er weiß, wie gefährlich dieses Engagement ist. Sechs Waldschützer sind bereits ermordet worden. Petrehus und Paun scheuen trotzdem keine Gefahr. Sie wollen vor allem das Bewusstsein der jungen Generationen für diese Naturressource schärfen. Denn es kommt auch auf uns als Verbraucher an. Es ist eben nicht egal, wo das Holz für die Möbel, Spanplatten oder Brennholz herkommt. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Mo. 21.09.2020 arte Neustart im Hochzeitsparadies? – Santorin nach dem Lockdown
Folge 592 (32 Min.)Die griechische Insel Santorin – in den letzten zehn Jahren hat sie sich zu einem der weltweit größten Hotspots für Hochzeiten entwickelt. Millionen von Touristen und Tausende von Trauungen brachten Infrastruktur und Umwelt an die Belastungsgrenze.Doch nun hat die Zwangsruhe durch die Corona-Pandemie die Insel ins Mark getroffen. Die Besucherzahlen sind drastisch eingebrochen. Für viele Bewohner Santorins ist dies eine Chance um nach Alternativen zum Massentourismus zu suchen, so auch für die Winzerin Ionna. Andere hingegen, wie die Hochzeitsplanerin Anastasia und der Hochzeitsfotograf Wasim, hoffen auf eine schnelle Rückkehr zur Normalität. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Di. 22.09.2020 arte Stress im Rotlichtviertel – Amsterdam und die Party-Touristen
Folge 593 (32 Min.)In Amsterdams Rotlichtviertel De Wallen drängen sich allabendlich Besucher aus aller Welt – zum Sightseeing oder auf der Suche nach dem Exzess. Lange Zeit führten hier Anwohner und Sexarbeiterinnen eine friedliche Koexistenz. Doch der Touristenansturm verändert das Viertel und sorgt für eine zunehmend angespannte Situation. Die Anwohner schlagen schon lange Alarm. Jetzt will der Stadtrat durchgreifen. Immer mehr rückt dabei die Prostitution in den Fokus. Im Rathaus wird diskutiert, inwieweit halbnackte Frauen hinter Schaufenstern einen „falschen“ Tourismus anziehen.
Die Sexarbeiterinnen des Viertels fürchten jetzt um ihren Arbeitsplatz. Seit Jahrhunderten sind Prostituierte fester Bestandteil des Viertels. Droht ihnen bald das Aus? Lola arbeitet seit über 25 Jahren als Fensterprostituierte und setzt sich mit ihrer Gewerkschaft für den Erhalt der Rotlichtschaufenster ein. Die Frauen sehen nicht ein, warum die Sexarbeiterinnen, die seit jeher zum Viertel gehören, jetzt die Leidtragenden des Tourismusproblems sein sollen.
Der 60-jährige Bert Nap wohnt seit 40 Jahren in De Wallen und hat sich lange Zeit nicht an den Sexarbeiterinnen gestört. Doch die Partytouristen machen das Leben im Viertel immer unerträglicher. Seit Jahren setzt er sich als Nachbarschaftsvertreter bei der Stadt für Gegenmaßnahmen ein. Bezirksbürgermeisterin Mascha ten Bruggencate versucht, mit verschiedenen Aktionen die angespannte Situation zu entschärfen. Zur Diskussion steht auch die Frage, ob die Fensterprostitution aus der Altstadt verbannt werden soll. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Do. 24.09.2020 arte Jung, mutig, demokratisch – Aufbruch in Belarus
Folge 594 (33 Min.)Belarus: die letzte Diktatur Europas. Alexander Lukaschenko regiert seit 26 Jahren autoritär und repressiv das Land. Es existiert keine unabhängige Justiz, Oppositionelle leben gefährlich, kritische Journalisten ebenso. Doch trotz jahrzehntelanger Repressionen ist eine junge Generation Belarussen herangewachsen, die mehr Freiheit und Rechte will: Piotr ist 25 Jahre alt und versucht schon seit 10 Jahren, auf Missstände in seinem Heimatland aufmerksam zu machen und sie zu verbessern – für sein politisches Engagement saß er bereits mehrfach im Gefängnis. Vor den Parlamentswahlen 2019 gründete er eine politische Initiative mit, um die Belange der Jugend stärker in die Öffentlichkeit zu bringen. Ales hingegen hatte wie viele junge Belarussen eine Zeitlang seine Heimat verlassen, um anderswo ein freieres Leben führen zu können.
Doch er ist wieder nach Belarus zurückgekehrt: Ales ist eine Art Pionier einer neuen Landbewegung, in der junge Familien wieder aufs Dorf ziehen. Weit weg vom Arm der Diktatur, können sie hier ihren Alltag weitgehend selbstbestimmt gestalten. Mit der internationalen Gemeinschaft sind sie digital dennoch aufs Beste vernetzt, viele arbeiten als Programmierer oder wie Ales und seine Frau als Journalisten und Grafikdesigner.Lukaschenkos autoritäre Herrschaft hat Risse bekommen: durch die neue Oppositionsbewegung, die aus der Mitte der Gesellschaft entsteht, haben Ales und Piotr wieder Hoffnung geschöpft, dass der Wandel in Belarus unaufhaltsam ist. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Fr. 25.09.2020 arte Drogen, Mafia und Bausünden – Neapels schlimmstes Viertel
Folge 595 (32 Min.)Einst als Musterbeispiel des sozialen Wohnungsbaus gefeiert, gelten die „Vele di Scampia“, die „Wohnsegel von Scampia“ im Norden Neapels heute als die schlimmste Wohnsiedlung Italiens. Seit Jahrzehnten von der Camorra beherrscht, prägen Armut, Müll, Zerstörung und Kämpfe rivalisierender Mafia-Banden den Gebäudekomplex. Die wie faule Zähne in den Himmel ragenden Hochhäuser gelten in ganz Italien als Symbol für das Versagen des Staates. Heute leben mehrere Tausend Menschen in „Le Vele“. Genaue Zahlen gibt es nicht, denn viele Bewohner sind hier illegal untergekommen, zahlen weder Miete noch Strom.
Seit 2016 planen die Behörden von Neapel, die schlimmsten Blocks abzureißen. Doch immer neue Probleme verhindern die Umsiedlung der rund 350 offiziell registrierten Familien, die dringend auf ein neues Zuhause warten.Der 39-jährige Omero Benfenati wohnt schon sein gesamtes Leben in einem der Wohnsegel. Er kennt jeden Bewohner persönlich und ist der Sprecher des „Vele Komitees“. Der junge Familienvater Rosario Caldore spielte als kleiner Junge mit Asbest-Stückchen, seine Kinder sollen es besser haben und nicht neben Dealern, Killern und Alkoholikern aufwachsen.
Während sie für den Abriss und eine menschenwürdige Unterbringung kämpfen, fürchten andere, wie Eduardo, der seit Jahren illegal im Wohnkomplex lebt, das Dach über dem Kopf zu verlieren.Emanuele Cerullo, der seit kurzem in einem besseren Viertel wohnt, meint, dass sich Probleme und Kriminalität nur verlagern. Er fordert ein Ende der Perspektivlosigkeit für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Es ist ein historischer Moment. Wird die Gomorrha-Kulisse fallen? (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Mo. 05.10.2020 arte Wildtiere erobern die Stadt – Im Schatten von Corona
Folge 596 (30 Min.)Wildziegen besetzen eine Stadt im britischen Wales, Delfine erobern italienische Häfen und jede Menge Wildschweine sind in Barcelona, Paris und Berlin auf dem Vormarsch. All dies geschah während des Corona-Lockdowns. Wildtiere eroberten die Großstädte! Diese Entwicklung ist nicht neu, denn die Städte bieten den Tieren Nahrung in Hülle und Fülle, dazu Schutz vor Feinden und Platz für ihre Bauten. Der Rückzug des Menschen während der Corona-Zeit hat diesem Trend aber nochmal neuen Schwung verliehen. Allein in Berlin soll es jetzt über 5.000 Wildschweine in der Stadt und mehr als 1.500 Fuchsreviere geben. Von den Scharen hungriger Waschbären ganz zu schweigen. Für die Reportage-Reihe „Re:“ hat ein Team von Wildtier-Experten, Tierschützern und Naturfotografen auf ihren Expeditionen ins „Tierreich Großstadt“ begleitet und war hautnah dabei, wenn Füchse abends auf Berliner Terrassen erschienen oder Waschbären westfälische Gärten plünderten. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Di. 06.10.2020 arte Auf Knochen gebaut – Leben mit dem Erbe des Gulags
Folge 597 (33 Min.)GULag – das Netz aus Zwangsarbeitslagern in der Sowjetunion, in dem schätzungsweise 20 Millionen Menschen inhaftiert waren und Millionen Menschen starben. Trotz dieser unheimlichen Größenordnung wurde die Geschichte des Terrors gegen die eigene Bevölkerung in Russland nie richtig aufgearbeitet. Das Thema wird bis heute vielerorts tabuisiert und steht nicht auf dem Lehrplan in Russlands Schulen.Robert Latypow will das ändern. Er ist Leiter der NGO „Memorial“ im russischen Perm. Seine Hauptaufgaben: Eine Erinnerungskultur schaffen und die Geschichte der Vertriebenen, Inhaftierten und Ermordeten des Sowjetsystems erzählen.
Dabei trifft Robert immer wieder auf Gegenwind. Denn in Putins Russland ist für systemkritische Geschichtsschreibung wenig Platz. Vielmehr soll an den heldenhaften Sieg im Zweiten Weltkrieg erinnert werden. Wenn Robert mit Mitarbeitern und Freiwilligen Gedenkstätten errichtet oder historische Dokumente sammelt, stellen sich ihm deshalb immer wieder Polizei und Geheimdienst in den Weg.Das Netz der Arbeitslager spannte sich über das komplette Riesenreich und ist insbesondere im Hohen Norden weit ausgedehnt.
Zwangsarbeiter mussten hier zwischen den 30er und 50er Jahren des 20. Jahrhunderts Rohstoffe abbauen und Infrastrukturprojekte vorantreiben. Dies fand größtenteils unter unmenschlichen Bedingungen statt. Auch heute noch arbeiten die Menschen in den Minen von damals und erledigen die Knochenarbeit. Allerdings ist nur den wenigsten Arbeitern bewusst, dass sie ihre Arbeit an Orten verrichten, wo früher ein Terror gegen die eigene Bevölkerung ausgeübt wurde. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Mi. 07.10.2020 arte Deutsche Streaming-Premiere Di. 06.10.2020 arte.tv Bergbauern in Not – Ohne Hilfe geht’s nicht mehr
Folge 598 (32 Min.)Fritz Teuscher mistet seine Ziegen. Trotz seiner Arthrose-Diagnose muss die Arbeit auf dem Hof weitergehen. „Man drückt den Schmerz ein bisschen weg, das ist eben so“, erklärt der Schweizer Bauer. Jedes Jahr verbringt seine Familie den Sommer mit ihren Tieren auf der Stierenmoos-Hütte im Berner Oberland. Zwei Familien leben von der Arbeit in dem Betrieb. Dabei sind sie auf Hilfe angewiesen. Auch dieses Jahr werden sie über mehrere Wochen von einer Freiwilligen unterstützt: Die 30-jährige Nadja Isenschmid hat bislang noch keine Kuh gemolken.
Jetzt wird sie bei Familie Teuscher arbeiten und leben. Die Bewirtschaftung der Bergregionen sind Schweizer Kulturgut und fest im allgemeinen Bewusstsein verankert. Die Bergbauern sind auf die Hilfsbereitschaft und Solidarität der Bevölkerung angewiesen: Rund 1.000 Freiwillige leisten jährlich diesen Familien Hilfe. In ihrer Zeit auf dem Hof erlebt Nadja die Herausforderungen, vor denen vor allem die kleine Landwirtschaft steht. Denn trotz massiver Subventionierung durch den Schweizer Staat stellt sich die Frage: Lohnt sich diese Arbeit heute noch? (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Fr. 09.10.2020 arte Überlebende in Srebrenica – 25 Jahre nach dem Massaker
Folge 599 (32 Min.)Hasan Hasanović überlebte als 19-Jähriger nur knapp den Genozid in Srebrenica und den Todesmarsch der muslimischen Bosniaken durch die Wälder nach Tuzla. Sein Zwillingsbruder, sein Vater und sein Onkel wurden damals auf der Flucht vor serbischen Häschern ermordet. Mehr als 8.000 Menschen zwischen 13 und 78 Jahren, vorrangig Männer, haben die Soldaten der Republika Srpska 1995 umgebracht. Bis heute verfolgen Hassan die Gesichter der Toten und Schreie der Verletzten. Aber er hat gelernt, mit seinem Trauma zu leben.
Für das Srebrenica Genozide Memorial sammelt er Dokumente und interviewt Überlebende des Massakers, damit die Wahrheit nicht in Vergessenheit gerät. Mit aller Macht kämpft er gegen die Leugner des Massenmords, die zahlreicher werden und die Gräueltaten in aller Öffentlichkeit abstreiten. Immer wieder bezweifeln serbisch nationalistische Politiker den Genozid im serbischen Teil Bosniens. Hasan Hasanović ist überzeugt, nur wenn die Wahrheit anerkannt wird, kann es Versöhnung geben. Und er glaubt, „bis heute ist der Konflikt zwischen den muslimischen Bosniaken und den bosnischen Serben nur eingefroren und nicht gelöst.“ Tatsächlich wurden viele Kriegsverbrecher nie verurteilt und bestraft.
Auch die Leugner kommen straffrei davon. Damit nie vergessen wird, was damals in den Wäldern geschah, haben Hasan Hasanović und seine Kollegen hunderte Lebensgeschichten aufgezeichnet und für das Archiv des Memorials gesammelt. „Meine Arbeit ist erst zu Ende“, berichtet er, „wenn auch der letzte Überlebende seine Geschichte erzählt hat“. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Mo. 12.10.2020 arte
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