In einem von türkischen Familien bewohnten Haus in Ludwigshafen wurden vergangenen Sonntag bei einem Brand neun Menschen getötet und 60 verletzt. Laut Staatsanwaltschaft ist offen, ob Brandstiftung oder ein technischer Defekt die Ursache war. Gleichwohl sind die Urteile schnell gefällt: Von türkischer Seite werden den Deutschen schleppende Bergungsarbeiten und eine Ignoranz gegenüber ausländerfeindlichen Motiven unterstellt. Auch der deutschen Seite werden vorschnelle Urteile vorgeworfen, so etwa dem rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten Kurt Beck, der einen Tag nach der Brandkatastrophe gesagt hatte, es gebe bisher keine Hinweise auf einen
ausländerfeindlichen Hintergrund. Die ARD hat unterdessen aus Angst vor deutsch-türkischen Missverständnissen, den für Sonntagabend angesetzten Tatort, in dem ein Ehrenmord in der türkischen Gemeinde Ludwigshafens thematisiert werden sollte, aus dem Programm genommen. Nehmen die Verständigungsprobleme zwischen Türken und Deutschen zu? Woher resultieren die Überreaktionen auf beiden Seiten? Sind die antideutschen Reflexe der türkischen Gemeinde Zeichen für eine wachsende, integrationsunwillige Parallelgesellschaft? Oder sind sie nur die Reaktionen auf das Gefühl der Ausgrenzung als Minderheit in Deutschland? (Text: ARD)