alpha-retro Folge 716: Berliner Nachtschwärmer – in Ost und West: Ein Spätprogramm von Jürgen Böttcher
Folge 716
Berliner Nachtschwärmer – in Ost und West: Ein Spätprogramm von Jürgen Böttcher
Folge 716
Und auf einmal war die Mauer weg und auch im Nachtleben wuchs wieder zusammen, was zusammengehörte. Der Dokumentarbericht vom Frühjahr 1990 ist ein Streifzug durch das Berliner Nachtleben in West- und Ostberlin und zeigt: Man strömt wieder ungehindert von einer Seite der Stadt zur anderen und staunt und amüsiert sich. Die Amüsieravantgarde in diesem Frühling 1990 tat das mit Musik von Yma Sumac, der Primadonna der Anden. Im „Scheinbar-Varieté“ trat, als hoffnungsvolle Nachwuchskünstlerin, Meret Becker auf mit dem Lied „Sister“ – unter den Augen von Vater Otto Sander. Und eine Künstlerin wie Brigitte Mira trat zum ersten Mal dort wieder auf,
wo sie 40 Jahre vorher als Operettensopran ihre Karriere begonnen hatte: im Künstlerclub „Die Möwe“, dieses Mal begleitet von Jazzpianist Kai Rautenberg. In Berlin-Mitte, im zentralen Kulturhaus der FDJ, das schon viele Jahre lang den Titel „Haus der jungen Talente“ trug, gab es etwas, was es an diesem Ort in all den Jahren davor in der DDR vermutlich nicht hätte geben dürfen: ein riesengroßes und sehr verruchtes Schwulenfest, eines für Gesamtberlin. Mit Discoklängen und Kabarett und der spätere Assistent in der ZDF-Serie „Der Alte“, der Ostberliner Pierre Sanoussi-Bliss sang: „Ich weiß nicht, zu wem ich gehöre.“ (Text: ARD-alpha)