Folge 414

  • 1967 – Adria Magistrala: Adria Magistrala

    Folge 414
    Mitte der Sechzigerjahre fuhr Otto Guggenbichler mit seinem Team im Auftrag des Bayerischen Rundfunks ins damalige Jugoslawien, um dort die komplette Adria Magistrala entlang zu fahren: die berühmte jugoslawische Küstenstraße mit über 1000 Kilometer Länge. Diese Straße der 1000 Kurven, wie sie auch genannt wird, führte bis zur Grenze nach Albanien und war eine gewaltige Bauanstrengung des sozialistischen Nachkriegs-Jugoslawiens. Opatija ist die erste Stadt an der Küste auf dieser Fahrt. Opatija war bis zum Ersten Weltkrieg ein mondänes Seebad und der Winterkurort der Donaumonarchie schlechthin, im dem russische Fürsten und Primadonnen von der Mailänder Scala urlaubten: im Sommer sechs und im Winter acht Wochen lang! Guggenbichler nimmt sich auf dieser Fahrt immer wieder Zeit für Abstecher wie z. B. den auf die Insel Rab, eine der schönsten Inseln Dalmatiens, weil sie noch in großem Maße bewaldet ist.
    Noch ist dort damals nichts zu spüren von Massentourismus und Hektik. Da der Film in Schwarzweiß gedreht wurde, muss man sich allerdings das wunderbare Blau des Mittelmeeres dort selbst vorstellen.
    Die Adria Magistrala veränderte binnen weniger Jahre so gut wie alle Dörfer und Gemeinden, durch sie führte: aus alten abseits gelegenen Fischerdörfern machte der jugoslawische Staat mittels Planwirtschaft Touristenzentren wie z. B. in Primosten. Beim Hotelbau ging man pragmatisch vor: ein Hoteltyp genügte mehr oder weniger für die gesamte Küste. Man wollte zuallererst Devisen einnehmen – und dann erst schauen, ob sich die Hotels in ästhetischer Hinsicht in die Landschaft einfügen, um sie dann eventuell abzureißen und neu zu
    errichten, wie man sagt.
    Der für den Bau der Straße notwendige Sprengstoff stammte übrigens laut Guggenbichler von deutschen Granaten, amerikanischen Fliegerbomben, dem Pulver von Stalinorgeln und U-Boot-Torpedos und von übrig gebliebener Partisanenmunition. Am dritten Tag erreichten Guggenbichler und sein Team Dubrovnik, diese eigenwillige Stadt, die mit Athen, Venedig, Genua und Neapel zu den wichtigsten Mittelmeerstädten zählte. Guggenbichler sagt, dass man ihr immer noch den früheren Stadtstaat anmerkt und dass weder Griechen noch Byzantiner, Türken, Ungarn, Österreicher oder Italiener dieser Stadt ihr dalmatinisches Gepräge nehmen konnten.
    (Und im Jahr 1979 wurde dann ja auch ihre gesamte Altstadt von der UNESCO in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen.) Gerade in Dubrovnik fiel Guggenbichler eine für die heutige Zeit doch interessante Fußnote des damaligen Tourismus auf: Es war im sozialistischen Jugoslawien verboten, in der Nähe von historischen Gebäuden und Plätzen Litfaßsäulen oder Werbeflächen aufzustellen, auch Lichtreklamen waren dort verboten.
    Auf dem letzten Stück vor ihrem Ende quert die Adria Magistrala dann noch einen alten Olivenhain mit Bäumen, die teilweise 2000 bis 2500 Jahre alt sind. Beim Sprengen einiger dieser Bäume in den Sechzigerjahren brauchte man dafür doppelt so viel Sprengstoff wie für die gleiche Menge Fels. Knapp hinter Ulcinj endet dann diese berühmte Küstenstraße an einer Düne. Diese führte hinüber ins damalige Albanien unter Diktator Enver Hodscha und Otto Guggenbichler beendet seinen Film mit den Worten: „Adria Magistrala, eine neue Hauptstraße Europas. Und trotzdem eine Sackgasse.“ (Text: ARD-alpha)
    Deutsche TV-PremiereSa 06.07.2019ARD-alpha

Cast & Crew

Sendetermine

Mo 28.08.2023
14:45–15:25
14:45–
Sa 26.08.2023
22:45–23:25
22:45–
Fr 25.08.2023
21:00–21:40
21:00–
So 07.07.2019
01:50–02:35
01:50–
Sa 06.07.2019
20:15–21:00
20:15–
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