37 Grad Folge 1212: Der Kiosk: Kaffee, Bier und Emotionen
Folge 1212
Der Kiosk: Kaffee, Bier und Emotionen
Folge 1212 (30 Min.)
Der Kiosk um die Ecke – für viele ein Stück Heimat. Doch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten müssen immer mehr Kioske schließen. Wie können ihre Betreiber sie am Laufen halten? Quereinsteiger Serdar (28) hat im Frühling 2025 einen Späti in Berlin-Kreuzberg übernommen. Im Ruhrgebiet führt Naciye (46) seit 2015 die „Ballerbude“. Beide wollen ihre Stammkunden binden – und neue dazu gewinnen. Als Serdar die Chance sah, den Späti am Viktoriapark in Berlin-Kreuzberg zu übernehmen, griff er kurzerhand zu. Jetzt steht der ehemalige Vertriebler fast jeden Tag hinterm Tresen und probiert ständig Neues: Wie kann er sein Angebot auf die Kundschaft im Szeneviertel abstimmen? Welche Attraktionen kann er bieten, um seinen Späti besonders zu machen? Unterstützt wird der frischgebackene Familienvater von seinem Bruder Emre (26). Mit viel Einsatz und Herz steuern die beiden den Späti durch den ersten Sommer. Gelingt es Serdar, sich damit eine Existenz aufzubauen? 2015 stand Naciye (46) zum ersten Mal hinterm Tresen der „Ballerbude“ in Oer-Erkenschwick. Seitdem hat sich viel getan: In dem Laden hat sie ihren zweiten Ehemann Kamil kennengelernt, ihre Söhne Selçuk und Orçun großgezogen und sich mit ihrer offenen und
warmherzigen Art eine treue Kundschaft aufgebaut. Doch obwohl ihr Büdchen brummt, muss sie sich strecken. Inflation und Preissteigerungen schlagen nicht nur ihrer bodenständigen Stammkundschaft auf den Geldbeutel. Ihre vergleichsweise niedrigen Preise kann sie nur mit Mühe halten – doch gerade diese bringen die täglichen Besucher. Gelingt es Naciye, mit der Unterstützung ihrer Familie, ihren Nachbarschaftstreff in die Zukunft zu führen? Im Wechsel von Hauptstadt zu Ruhrpott zeigt „37°“ ein Panorama deutscher Kiosk-Kultur zwischen Trend und Tradition. Behutsam, aber direkt, fängt der Film die Atmosphäre ein: Ungeschminkt, authentisch und nah den Menschen, für die der Kiosk mehr bedeutet als die Gelegenheit für einen schnellen Einkauf. Hier findet das echte Leben statt – mal lustig, mal hart, immer wahrhaftig. Längst sind Kioske – in NRW „Trinkhallen“ oder „Büdchen“, in Berlin „Spätis“, in Frankfurt „Wasserhäuschen“ – kein selbstverständlicher Teil des Stadtbildes mehr. Gab es vor zehn Jahren noch 44.000, schätzen Experten die Zahl heute auf 24.000. Die Gründe: Konkurrenzdruck durch Discounter mit langen Öffnungszeiten, Personalmangel und Preissteigerungen. Ein Stück Nachbarschaft droht auszusterben. (Text: ZDF)