60 Jahre ZDF! – 16 Erinnerungen und Glückwünsche an den Sender auf dem Lerchenberg

Nostalgische TV-Rückblicke, Anekdoten und persönliche Geschichten

fernsehserien.de-Redaktion – 31.03.2023, 12:00 Uhr

60 Jahre ZDF! - 16 Erinnerungen und Glückwünsche an den Sender auf dem Lerchenberg – Nostalgische TV-Rückblicke, Anekdoten und persönliche Geschichten – Bild: Collage by TV Wunschliste/ZDF/Hermann Roth/ZDF/NFP/ZDF/Arthur Grimm/ZDF/HA KommunikationZDF/TV 60/ZDF/ndF mbH/ZDF/Carmen Sauerbrei

Ein großes TV-Jubiläum wird dieser Tage begangen: Das ZDF feiert seinen 60. Geburtstag. Am 1. April 1963 ging das Zweite Deutsche Fernsehen auf Sendung. 60 Jahre später ist das ZDF Marktführer und das erfolgreichste Vollprogramm auf dem Gesamtfernsehmarkt in Deutschland. Die Redaktion von fernsehserien.de nimmt das runde Jubiläum zum Anlass, um dem Sender mit den Mainzelmännchen zu gratulieren – und zwar auf besondere Art und Weise: Redakteure und Mitarbeiter der unterschiedlichsten Generationen teilen ihre Erinnerungen und persönlichen Gedanken rund um das ZDF. Jede:r richtet dem Sender seine eigenen, individuellen Glückwunschgrüße aus.

Ralf Schönfeldt, Geschäftsführer

Für jemanden wie mich, der seine Kindheit in den 1970er Jahren und seine Jugend in den 1980ern verlebt hat, war das Zweite Deutsche Fernsehen immer das jüngere Programm der beiden großen Fernsehsender. Mit „Tom & Jerry“, „Bugs Bunny“ und den Abenteuer-Vierteilern zur Adventszeit verzieh ich auch so manch Volksmusiksendung, „Anneliese Rothenberger stellt vor“ und die Sketche von Ilja Richter in „disco“. Die große Zeit der ZDF-Familienserien (wie „Diese Drombuschs“, „Die Schwarzwaldklinik“ und „Die Wicherts von nebenan“) hat mich schon nicht mehr sonderlich interessiert, aber zum Vorabend gab es – zum Glück! – ja auch Colt Seavers und ALF.

Irgendwann in den 90ern bemerkte ich dann, dass das ehemals junge Programm nur mehr ein ganz altes geworden war – zumindest in meiner Erinnerung und in den Köpfen vieler Zuschauer. Da halfen auch „Raumschiff Enterprise – Das nächste Jahrhundert“ und „Die Simpsons“ nicht mehr, zumal diese Serien kurz nach ihrer Free-TV-Premiere im ZDF im Privatfernsehen landeten. Und am Samstagabend hatte ich statt „Wetten, dass..?“ zu gucken oft Besseres zu tun.

Heute ist das ZDF dank neuerer Formate („heute-show“, „ZDF Magazin Royale“) für mich wieder interessanter geworden, aber wer schaut denn noch linear? Dank des Ausbaus der Mediathek kann man nicht nur alles nachholen, sondern auch so manchen Serienklassiker wiedersehen. Mein Wunsch an die nächsten Jahre: Mehr Experimente und bitte viel mehr aus den Tiefen des Archivs in die Mediathek!

Ralf Döbele, Redakteur und Kritiker

Meine ersten Fernseherinnerungen überhaupt sind untrennbar mit dem ZDF verbunden. Das Ritual Mitte der 1980er Jahre war in meiner Familie täglich das gleiche. Bis 17:00 Uhr blieb der Fernseher aus, doch danach wurde ZDF geguckt: „heute“„tele-illustrierte“ und dann je nach Wochentag die aktuelle Familienserie. Zu meinen Favoriten gehörten „Die Wicherts von nebenan“ und die allerersten „Landarzt“-Folgen mit Christian Quadflieg und Gila von Weitershausen. Später durfte das „Raumschiff Enterprise“ im „nächsten Jahrhundert“ dann aber auch bereits um 16:00 Uhr durch unser Wohnzimmer fliegen.

Ungeahnte Auswirkungen auf mein Leben als Fernseh-Fan, und später auch als Journalist, hatte aber der ZDF-Freitag. Am Abend waren meine Eltern nie zu Hause, Musikprobe beim örtlichen Blasmusikverein war angesagt. Und so hatte ich in meiner Oma Berta eine kompetente Betreuerin mit ausgezeichnetem Fernsehgeschmack. Ich sah an diesen Abenden so vieles, von dem ich mich rückblickend frage, ob meine Eltern mir das jemals gezeigt hätten: „Derrick“, „Ein Fall für zwei“, „Der Denver-Clan“ (gut, manchmal war auch mittwochs Probe) und nicht zuletzt „Aktenzeichen XY … ungelöst“. Spätere Albträume inklusive. Meine Oma blieb da gelassen. Ihr Rat: Mach einfach die Augen zu, wenn es zu unheimlich wird! Perfekte Empfehlung für eine Sendung, in der die Sprecherin kurze Zeit später sagt: Ein alltäglicher, ein flüchtiger Moment und doch ein Abschied für immer. Sabine H. wird nicht zurückkehren.

Dass ich eines Tages auf so vielfältige Art und Weise von diesen gemütlich-unheimlichen Abenden würde zehren können, hätte ich nie für möglich gehalten. Schon gar nicht, dass ich in einer ZDF-Sendung als Journalist über genau jene „XY“-Fälle sprechen darf, die mich damals gegruselt und oft auch zutiefst bewegt haben. Die beste ZDF-Erinnerung ist für mich aber ohne Frage das schallende Lachen meiner Oma, wenn Matula von den bösen Buben mal wieder eins aufs Maul bekam oder Alexis und Krystle schlammcatchend einen Abhang herunterrutschten. Mit dem Zweiten sieht man besser? Für uns war das tatsächlich so.

Marcus Kirzynowski, Serienkritiker

Ich bin noch zu der Zeit aufgewachsen, als die meisten Menschen in Deutschland nur drei Fernsehprogramme empfangen konnten. Entsprechend guckte ich als Kind so ziemlich alles, was nachmittags und am frühen Abend im „Zweiten“ lief. Besonders galt das für die Sommerwochen, denn dann sendete das ZDF von 1979 bis 1989 sein legendäres „Ferienprogramm für Kinder“. Die Idee dahinter war, Kindern, deren Eltern sich keinen Urlaub leisten konnten, oder die aus anderen Gründen zuhause waren, die freie Zeit zu versüßen – insbesondere bei schlechtem Wetter. Eingeleitet vom immer gleichen Zeichentrick-Vorspann mit dem eingängigen Titellied (Hallo! Leute, es sind Ferien! Alle machen blau von Flensburg bis nach Oberammergau!) zeigte der Sender werktäglich jeweils zwei Stunden Kinderserien aus dem Archiv, live moderiert aus Unterföhring bei München. Zwischen den einzelnen Sendungen gab es dann einen längeren Live-Block (Ferienkalender) mit Gästen und Aktionen im Studio (bei schönem Wetter auch mal von der Wiese davor).

Die Moderatoren(duos) wechselten im Laufe der Jahre immer mal wieder, die Konstanten waren aber Benny und Anke, wie sie in Einblendungen stets nur genannt wurden: Schlagersänger Benny Schnier und die anfangs erst 13-jährige Anke Engelke. Während ich von ersterem später nichts mehr hörte, begleitet mich Anke bis heute durch mein Leben als Fernsehzuschauer, Radio- und Podcasthörer. Zehn Jahre hörte ich sie als Moderatorin bei meinem damaligen Lieblingssender SWF3, bevor sie mit Comedy-Formaten wie der „Wochenshow“ endgültig zum Star wurde. Vor einigen Jahren habe ich den Podcast „Wie war der Tag, Liebling?“ entdeckt, den sie gemeinsam mit ihrem besten Freund und früheren SWF3-Kollegen Kristian Thees moderiert. Darin teilt sie auch hin und wieder ihre Erinnerungen an ihre Zeit beim Ferienprogramm. So wollte die Senderleitung sie wohl irgendwann in der Pubertät nicht mehr so oft vor der Kamera haben, weil sie zu dick geworden sei.

Fest zum Ferienprogramm gehörten auch Bennys Bobtail Wuschel und in den letzten Jahren die Handpuppe Gustav Sommer. Von der gab es auch einen Aufkleber, der gleich dutzendfach an meinem Kinderzimmerschrank klebte. Gustav hatte das Maskottchen ZDF-chen abgelöst, an das ich mich aber nicht mehr richtig erinnere. Aus heutiger Sicht bemerkenswert ist, dass die Kinder nicht nur mit Zeichentrickserien, teils damals schon uralten Realserien wie „Lassie“ oder den „kleinen Strolchen“ (!) und freitags sogar Spielfilmen mit Elvis Presley (!!) berieselt wurden, sondern auch mit zahlreichen Mitmachaktionen vom Sofa gelockt werden sollten. So bastelte Frau Scheele jahrelang einmal pro Woche mit den Kindern im Studio Origami-Figuren, es gab Computertipps und Verkehrserziehung und 1983 einen großen Schreibwettbewerb. Die ausgewählten besten Geschichten der Zuschauer erschienen dann in einem Buch, das heute noch bei meiner Mutter im Regal steht. Der Erfolg der Sendestrecke brachte sogar den Bastei Verlag dazu, in den Ferienwochen ein begleitendes Magazin herauszugeben. Die Ferien-Zeitung erschien einen Sommer lang wöchentlich und brachte nebem einem ausführlichen Abdruck des TV-Ferienprogramms begleitende Artikel zu dessen Themen.

Die Ferien-Zeitung Marcus Kirzynowski/​Privat

Im letzten Jahr strich das ZDF dann sämtliche Live-Elemente und sendete nach dem altbekannten Vorspann nur noch Serien am Stück, bevor das nachmittägliche Ferienprogramm ganz eingestellt wurde. Der Versuch des ZDF, das Moderationsduo Anke und Benny auch außerhalb des Sommers zu etablieren, scheiterte hingegen 1986 schon nach 22 Ausgaben der Maultrommel mit Musik und Gedichten.

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