40 Jahre RTL: Micky, Michael und Motorsport

Erinnerungen zum runden Geburtstag des Senders

Bastian Knümann
Bastian Knümann – 27.01.2024, 10:00 Uhr

Micky Maus, Formel 1 und „Prison Break“ – Bild: Disney/RTL/FOX/Collage by TV Wunschliste
Micky Maus, Formel 1 und „Prison Break“

Vor 40 Jahren, am 2. Januar 1984, ging der zweite deutsche Privatsender an den Start: RTL, der bis zum 31. Oktober 1992 unter dem Namen RTLplus firmierte. Das runde Jubiläum nimmt die Redaktion von fernsehserien.de zum Anlass, um dem Sender zu gratulieren. In den kommenden Wochen schildern Redakteure und Mitarbeiter der unterschiedlichsten Generationen ihre persönlichen Gedanken rund um RTL. Heute teilt Serienredakteur Bastian Knümann seine Erinnerungen an eine TV-Kindheit zwischen Disney und Domino Day, eine legendäre Ausbruchs-Serie und das entfachte Interesse an Formel 1 – trotz Michael Schumacher.

Frühe Erinnerungen

Auf meine Kindheit zurückblickend verbinde ich mit RTL vor allem zwei Genres: Zeichentrick und Shows. Mit meinem Geburtsjahr 1988 war quasi vorherbestimmt, dass ich mit sämtlichen Disney-Zeichentrickserien, die in den 90er-Jahren über die deutschen Bildschirme flimmern würden, aufwachsen würde. So kam es auch. Begonnen hatte alles mit dem legendären „Disney Club“ im Ersten, nach dessen Absetzung folgten dann die zahlreichen Disney-Serien am Samstag- und Sonntagvormittag bei KRTL innerhalb von „Team Disney“ bzw. dem „Disney Club“ (1997). Was hab ich damals nicht alles verschlungen: „Quack Pack“, „Neue Micky Maus Geschichten“, „Goofy und Max“, „Aladdin“, „Arielle, die Meerjungfrau“, „Chip & Chap – Die Ritter des Rechts“, „Abenteuer mit Timon und Pumbaa“, „Mighty Ducks“, „Doug“, „Pepper Ann“, „Disneys Hercules“, …

Da ich während dieser Zeit – wie sollte es auch anders sein – ein Abo des Micky-Maus-Magazins besaß, war der Samstagvormittag für mich die aufregendste Zeit der Woche. Es war ein schönes Ritual: Erst gab es die Disney-Serien bei RTL und danach habe ich voller Vorfreude auf die Postbotin gewartet, die mir die neueste Ausgabe der Micky Maus regelmäßig schon am Samstagvormittag brachte – Tage vor dem offiziellen Erscheinungstermin am Kiosk. Herrlich!

Und dann war da noch die andere Säule: Die Unterhaltungsshows. Selbstverständlich habe ich die „Mini Playback Show“ mit Marijke Amado und später mit „Blümchen“ Jasmin Wagner gesehen und war von der Funktionsweise der Zauberkugel fasziniert. Auch „Die 100.000 Mark Show“ (sowohl mit Ulla Kock am Brink als auch mit Franklin) gehörte fest zu meinem Wochenendprogramm, ebenso die „Traumhochzeit“ mit Linda de Mol (wobei ich die Live-Hochzeiten damals nie gesehen habe, es war für mich als Kind einfach zu spät und sie waren – seien wir ehrlich – viel uninteressanter als die ganzen Spiele davor). Apropos Linda de Mol: Von 1998 an war es das jährliche Highlight: Der „Domino Day“ aus Holland. Der Titelsong, den ich sofort wieder im Ohr habe, Wolfram Kons und Ulli Potofski als kongeniales Kommentatorenduo, die Aorta, das Pendel! Eine Schande, dass das junge Publikum von heute nicht mehr in den Genuss dieses fesselnden Nervenkitzels kommt.

Fiktionales

Samstags, 16:50 Uhr. Was für viele Personen wie eine willkürliche Uhrzeit erscheinen mag, lässt mein Herz höher schlagen. Vom 4. Januar 2003 an war dies für viele Jahre der Stammsendeplatz von „Smallville“ bei RTL – und für mich Pflichtprogramm. Die Coming-of-Age-Serie über die Teenagerjahre von Superman Clark Kent hat mich meine eigene Jugend über Woche für Woche begleitet. Wenn ich heute den Song „Walking in Memphis“ von Lonestar höre (der in der Schlussszene der Folge 3x05 „Perry White“ gespielt wurde), versetzt mich das direkt wieder um 20 Jahre zurück.

Nur wenige Jahre später startete bei RTL eine Serie, deren erste Staffel ich bis heute als eine der besten überhaupt betrachte: „Prison Break“. Diese Staffel um Michael Scofield, der freiwillig ins Gefängnis geht, um dort gemeinsam mit seinem aufgrund einer Verschwörung zum Tode verurteilten Bruder nach einem minutiös ausgeklügelten Plan wieder auszubrechen, hat für mich neue Maßstäbe gesetzt. Selten habe ich Spannenderes gesehen. Auch der eigens in der deutschen Fassung verwendete Titelsong „Ich glaub an dich“ von Azad und Adel Tawil passt aus meiner Sicht perfekt zur Serie und veredelt sie gar. In Kombination mit dem „Hausbau-Kommando“ auf DMAX, das damals jeden Donnerstag mein persönliches Vorprogramm bildete, hat mir „Prison Break“ die perfekten Fernsehabende geschenkt.

Nicht unerwähnt lassen möchte ich „Bones – Die Knochenjägerin“ und „Law & Order“. Diese beiden Dauerbrenner, die auch heutzutage noch ihren wohlverdienten Platz im RTL-Universum haben, konnten mich mit ihren unterschiedlichen Herangehensweisen an das Krimi-Genre begeistern.

Formel 1

Ich muss ein Geständnis ablegen: Ich bin kein Fan von Michael Schumacher. Trotz oder gerade wegen der überbordenden Fokussierung der Formel-1-Berichterstattung von RTL auf den Ausnahmefahrer konnte ich mich nie für ihn begeistern. Auch einige Jahre später, als RTL Sebastian Vettel auf dem Weg zu seinen vier WM-Titeln begleitete, war mir – bei aller Sympathie für den gebürtigen Heppenheimer – die einseitige Kommentierung durch die deutsche Brille zu unausgewogen. Dazu diese ständigen Werbeunterbrechungen während eines Rennens, ein Graus! In besserer Erinnerung habe ich da den Ableger „Formel Exclusiv“, in dem Kai Ebel zwischen 2002 und 2008 einen Ausblick auf den jeweils kommenden Austragungsort gab und die lokalen Sehenswürdigkeiten und Skurrilitäten fernab der Rennstrecke präsentierte. Dennoch bin ich RTL unendlich dankbar, dass sie mir Anfang der 2000er Jahre das Tor zur Motorsportwelt öffneten und eine Begeisterung in mir entfachten, die auch über 20 Jahre später noch anhält. Mittlerweile zum Glück mit F1TV komplett werbepausenfrei und ohne deutschen Kommentar.

RTL der Gegenwart

Und wie sieht es heute aus? Auch 40 Jahre nach dem Sendestart finden sich im RTL-Programm Perlen der Fernsehunterhaltung. Beispiel: „Denn sie wissen nicht, was passiert – Die Jauch-Gottschalk-Schöneberger-Show“. Wenn ich Barbara Schöneberger lachen höre, verschafft mir das ohnehin gute Laune. Wenn die Smartwatch von Thomas Gottschalk dann auch noch während eines Spiels versehentlich einen Sturz erkannt haben will und automatisch den Rettungsdienst anruft, ist das ganz, ganz großes Live-Fernsehen. Aber auch fernab des klassischen linearen Ausspielwegs hat RTL mir schon große Freude bereitet: Die exklusiv beim unternehmenseigenen Streamingdienst RTL+ abrufbare US-Serie „genera+ion“ gehört zu meinen persönlichen Lieblingsserien der vergangenen Jahre, nicht zuletzt dank Justice Smith in der Rolle des extrovertierten Teenagers Chester.

Über den Autor

Bastian Knümann, Jahrgang 1988, fühlt sich in der Nische wohler als im TV-Mainstream. In seiner Kindheit fesselten ihn neben Serien wie „Batman“ aus den 60ern, den Disney-Serien im samstäglichen KRTL-Block und den RTL-II-Animes bei „Vampy“ auch Shows wie „Geh aufs Ganze!“, „Die 100.000,- Mark Show“ und „Wetten, dass..?“. Nach Ausflügen vor und hinter die Kamera war recht früh klar, dass er sein Hobby zum Beruf machen wird. Trotz eines BWL-Studiums ist er überzeugt, dass Programmverantwortliche mehr auf ihr Bauchgefühl hören sollten als auf nackte Zahlen aus der Marktforschung. Reagiert dank RTL II allergisch auf ungerechtfertigt geschnittene Sendungen im Namen eines falsch verstandenen Jugendschutzes („Detektiv Conan“, „Kickers“ & Co.). Setzt sich dafür ein, dass die Meinungsfreiheit im deutschen Fernsehen gewahrt bleibt und dass keine US-amerikanischen Verhältnisse entstehen, bei der bestimmte Worte weggepiept werden. „Das Hausbau-Kommando“ hat ihn dazu gebracht, sich einen großen Wissensschatz im Bereich des englischsprachigen Factual Entertainments anzueignen, das auf Nischensendern wie DMAX, ProSieben MAXX, TLC oder kabel eins Doku läuft. Aus dem fiktionalen Bereich begeistern ihn nach wie vor „American Crime Story“, „black-ish“, „The Carmichael Show“, „Atlanta“, „Stranger Things“, „Fresh Off the Boat“ und „Veep“. Steht aufrichtig zu seinen Guilty Pleasures „Couponing extrem“, „Auf Bigfoots Spuren“ und „Germany’s Next Topmodel“. Nebenbei lässt er gerne CNN mit Kate Bolduan, Wolf Blitzer, Brian Stelter und Van Jones laufen und ist stolz darauf, an Jimmy Fallons Schreibtisch gesessen zu haben. Ist nach wie vor glühender Formel-1-Fan und freut sich über die samstägliche Sky-Bundesligakonferenz – vor allem, wenn Wolff-Christoph Fuss am Mikro sitzt. Seit seinem Praktikum in den Semesterferien im Sommer 2011 gehört er der Redaktion an und ist damit einer der dienstältesten Mitarbeiter.

Lieblingsserien: Das Hausbau-Kommando, Die Schatzsucher – Goldrausch in Alaska, One Tree Hill

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • am

    Ja da kommen erinnerungen hoch. Für mich hat die F1 Zeit schon 1994 angefangen, damals war ich 3 Jahre alt, das ganze hat dazu geführt dass ich seitdem Motorsport verrückt bin. Aber auch vom Motorsport abgesehen gab es für mich vieles bei RTL und seinen Ablegern. Als Kind habe ich auf Super RTL die ganzen Serien von Toggolino geschaut. Oder in den frühen 2000ern dann auf RTL Knight Rider und auf RTL2 Robot Wars, beides Sendungen die mich bis heute prägen und die ich bis heute liebe. Leider kann ich immer noch nicht verstehen dass die BBC die Neuauflage von Robot Wars nach drei Staffeln trotz guter Quoten wieder eingestellt hat.

    Auch der Domino Day und die 100.000 Mark Show waren für mich immer Highlights. Und eine Serie mit der ich groß geworden bin und bis heute als eine der besten aller Zeiten bezeichne ist CSI (und alle Ableger). Auch die Fortsetzung schaue ich wieder regelmäßig bei RTL+. Tolle Erinnerungen habe ich auch an die 4 Schanzen Tournee mit Günther Jauch damals.
    • (geb. 1990) am

      Die Wochenenden mit Smallville, Hercules, Xena, Sliders, Earth 2, SeaQuest DSV und Thunder in Paradies sowie am Vormittag die Disney Serien und auch Filme habe ich geliebt. Formel 1 habe ich gehasst, weil deswegen oft Hercules & Xena ausgefallen sind.

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