2019/2020, Folge 1–19

  • Folge 1
    Urlaub auf der Baustelle: Bauboom in Travemünde
    Das Wasser bis zum Hals: Fotos von Flutopfern Roboter statt Schauspieler: eine unheimliche Theaterinszenierung Riesige Kunst: der größte Skulpturenpark in Mecklenburg-Vorpommern Kampf dem Patriarchat: der Roman „Miroloi“ von Karen Köhler. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 19.08.2019NDR
  • Folge 2
    Provokanter Bestseller zum Klimawandel: David Wallace-Wells „Die unbewohnbare Erde“ Spätestens seit der Initiative von Greta Thunberg ist das Thema Klimawandel in aller Munde, aber es wird trotzdem zu wenig dagegen getan. Das möchte der amerikanische Journalist und Autor David Wallace-Wells ändern. In seinem „New York Times“-Bestseller „Die unbewohnbare Erde“ (Ludwig Verlag) beschreibt er in extremen Beispielen, was alles mit der Erde passieren könnte: Der Mittelmeerraum wird zur Wüste, Küstenstädte werden überflutet. Wallace-Wells möchte mit bewussten Übertreibungen Panik schüren, denn genau die empfindet er angesichts der Erderwärmung.
    Zudem ist er überzeugt, dass Angst Menschen besser motiviert als Optimismus. Das „Kulturjournal“ spricht mit dem Autor und Journalisten über sein provokantes Buch. Zum Klimawandel gibt es im NDR Fernsehen den Schwerpunkt „#wetterextrem – Der Norden im Klimawandel“, unter anderem mit einer dreiteiligen Reportage-Reihe ab dem 30. August. Weitere Infos: ndr.de/​wetterextrem Tschick statt Werther: Wozu brauchen wir noch Klassiker? Im Deutschunterricht müssen wieder mehr Klassiker gelesen werden, fordert Josef Kraus.
    Der pensionierte Schulleiter und frühere Präsident des Deutschen Lehrerverbands beklagt einen deutlichen Bildungsverfall. „Wie man eine Bildungsnation an die Wand fährt“ heißt dann auch ein Buch von ihm. Er dringt darauf, dass es einen bundesweiten Literatur-Kanon für Schulen gibt, der von allen gelesen wird. Klassiker stehen durchaus noch auf den norddeutschen Lehrplänen. Aber welches Werk gelesen wird und in welchem Umfang, das entscheiden die Lehrer mithilfe von Orientierungslisten.
    Für Beate Kennedy, Deutschlehrerin in Kiel, ist das der richtige Weg. Die Kritik von Josef Kraus, für sie abwegig. Wie viele Klassiker braucht man also? Was kann man aus ihnen lernen? Und was sagen die Schülerinnen und Schüler dazu? Das „Kulturjournal“ zur aktuellen NDR-Debatte „Tschick statt Werther? Wozu brauchen wir noch Klassiker?“. Altes Schloss, moderne Kunst: die Sammlung Hall in Derneburg Dieses Schloss hat es in sich: einen wahren Schatz an zeitgenössischer Kunst. Der US-amerikanische Sammler Andrew Hall stellt in Derneburg nahe Hannover über 500 Werke aus.
    Ein „Who is who“ der Gegenwartskunst: in der Eingangshalle zum Beispiel Bilder von Daniel Richter, Albert Oehlen und Jonathan Meese. Im und um den Kreuzgang Werke von Robert Longo. Das Gebäude wurde im 19. Jahrhundert vom Kloster zum Schloss im Tudorstil umgebaut, ab 1976 gehörte es dem Maler Georg Baselitz. Seit einigen Jahren ist es nun im Besitz von Andrew Hall und seiner Hall Art Foundation. Der Besuch lohnt sich wegen der Kunst und der Architektur des Schlosses. Wer es sehen will, kann vorab eine Führung im Internet buchen.
    Theater Lübeck: Warum der Direktor nicht mehr sparen will und geht Christian Schwandt reicht es! Er hat seinen Vertrag als Theaterdirektor in Lübeck vorzeitig zum Ende dieser Spielzeit gekündigt. Er kann und will nicht mehr sparen: Er sieht keine Perspektive mehr, keinen ausreichenden Etat für die Kunst und auch nicht mehr ausreichend Geld für die Tariferhöhungen. Sein Rückzug hat die Kulturszene aufgeschreckt, auch, weil die finanzielle Situation am Theater Lübeck kein Einzelfall ist. Es steht der Vorwurf im Raum, dass die Landesregierung in Kiel ihre Kulturinstitutionen finanziell nicht ausreichend versorgt und die zuständige Ministerin daran auch wenig interessiert sei.
    Das „Kulturjournal“ fragt nach und ist bei der Eröffnungspremiere der letzten Spielzeit des resignierten Theaterchefs mit dabei. 150 Jahre Hamburger Kunsthalle: Julia Westlake trifft Direktor Alexander Klar Sie ist eine Institution, steht an zentraler Stelle in der Stadt, birgt kostbare Schätze und ist doch irgendwie unnahbar, auf hohem Sockel gebaut: die Hamburger Kunsthalle.
    Seit 150 Jahren gibt es sie jetzt. Und der Slogan zum Jubiläum kommt nicht von ungefähr: „für UNS ALLE“. Was das konkret heißen soll, erklärt Kunsthallendirektor Alexander Klar dem „Kulturjournal“. Frisch im Amt, führt er Julia Westlake durch sein Museum und entwickelt seine Vision für die Kunsthalle auf dem Weg in die Zukunft. Wahr. Schön. Gut: Julia Westlake und der Kulturaufreger der Woche Wer hat besonders aufgeregt? Was hat amüsiert? Und wo lauert die nächste Gefahr für Kunst, Kultur und Gesellschaft? Julia Westlake kommentiert den kulturellen Aufreger der Woche. Sie sucht das Wahre, Schöne, Gute und findet oft das Gegenteil. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 26.08.2019NDR
  • Folge 3
    Oscar-Kandidat aus Norddeutschland: der Spielfilm „Systemsprenger“ über ein schwer erziehbares Kind
    Erst schaffte es die Regisseurin Nora Fingscheidt mit ihrem ersten langen Spielfilm in den Wettbewerb der Berlinale. Das war schon eine kleine Sensation. Jetzt hat die gebürtige Braunschweigerin sogar die Chance auf einen Oscar: „Systemsprenger“ wurde als deutscher Kandidat für die Kategorie „Bester nicht-englischsprachiger Film“ ausgewählt. Verdient: Das Kino-Drama erzählt eindrücklich von einem kleinen Mädchen, das sich nicht einfügen kann und möchte. Sie bricht jede Regel, verweigert jede Struktur, trotz aller intensiven Betreuung durch das Jugendamt, Psychologen und Erzieher, die sich fast verzweifelt bemühen, ihr eine Perspektive zu geben.
    Doch Bernadette, genannt Benni, will eigentlich nur zurück zu ihrer Mutter, die allerdings mit ihr überfordert ist. Ein packender, nachdenklich machender Film, in dem die junge Helena Zengel als Benni schauspielerisch brilliert. „Systemsprenger“ kommt am 19. September ins Kino, vorher gibt es bereits eine Kinotour: 9. September Hamburg, 10. September Braunschweig und Hannover.
    Forstzeichen oder Nazisymbol? Streit um die Wolfsangel in Niedersachsen
    Wie soll man heute umgehen mit alten Symbolen, die von den Nationalsozialisten für ihre Zwecke missbraucht wurden? Entfernen, verbieten oder einfach weiter verwenden, weil sie ursprünglich eine ganz andere Bedeutung hatten? In Niedersachsen stellt sich diese Frage ganz aktuell: Dort tragen einige Kommunen die sogenannte Wolfsangel in ihrem Wappen. Ursprünglich war das ein Fanggerät für Wölfe in den Wäldern, dadurch wurde es zu einem alten Forstzeichen. Im Zuge des ideologisch aufgeladenen Wolfsmythos im Dritten Reich wurde das Symbol dann in der Hitlerjugend verwendet, auch Wehrmachtsverbände und die SA benutzten es. Verboten ist der Gebrauch der Wolfsangel nicht, doch die Geschichte dieses Zeichens ist belastet. Das „Kulturjournal“ fragt in den betroffenen Kommunen nach. Wie sieht ein verantwortungsvoller Umgang mit der Wolfsangel aus? Und was heißt das ganz grundsätzlich für das Geschichtsverständnis in Deutschland?
    Sieben Jahre kämpfen und hoffen: eine Autorin schreibt über ihren Kinderwunsch
    Immer wieder diese riesige Hoffnung, dass es endlich klappt mit der Schwangerschaft. Und immer wieder der tiefe Fall, wenn der Test dann doch negativ war. Julie von Bismarck und ihr Mann John versuchten alles, um ein Kind zu bekommen. 84 Monate lang: Sex nach Terminkalender, Hormonbehandlungen, künstliche Befruchtung, Embryonentransfer. Immer wieder sagten ihnen Ärzte, dass eine Schwangerschaft möglich sei, immer wieder versuchten sie neue Behandlungen und bekamen hohe Rechnungen. Für beide eine psychische Belastung, für Julie von Bismarck eine extrem körperliche Belastung. In dem Buch „84 Monate“ (Piper Verlag) schreibt Julie von Bismarck nun ganz offen über ein Thema, das sonst oft mit Scham besetzt ist.
    Ein Haus für Lichtkunst: das Kunstmuseum Celle Kunst erleben, Tag und Nacht:
    Das Kunstmusem Celle ist das erste 24-Stunden-Museum. Tagsüber kann man innen Malerei, Skulpturen und Lichtkunst besichtigen. Nachts gibt es außen rund ums Haus Lichtspiele. Der Museumsgründer und Sammler Robert Simon wollte ein Kunsthaus eröffnen, mit dem er alle Bürgerinnen und Bürger erreicht, selbst die, die nur am Gebäude vorbeigehen und trotzdem Kunstwerke sehen. Das Haus liegt dafür ideal, direkt gegenüber dem Residenzschloss mitten im historischen Stadtzentrum von Celle. Im Mittelpunkt stehen Arbeiten mit Licht in allen Formen und Farben: Installationen, Projektionen und Leuchtkästen. Getragen wird das Haus von privater Initiative und ehrenamtlichem Engagement. Das „Kulturjournal“ stellt das Kunstmuseum Celle vor in der Reihe: „Da muss man hin – Kunst entdecken!“
    Zwei Brüder, ein Klang: das Klavier-Duo Lucas und Arthur Jussen
    Sie waren gerade mal zehn und 13 Jahre alt, als sie das erste Mal im berühmten Concertgebouw in Amsterdam spielten. Die Brüder Lucas und Arthur Jussen sehen sich nicht nur sehr ähnlich; sie klingen auch am Klavier sehr homogen, denn sie sind seit ihrer Kindheit ein wirklich eingespieltes Duo. Lucas kam 1993 im niederländischen Hilversum zur Welt, begann als Erster mit dem Klavierspiel. Schnell war er Vorbild für den drei Jahre jüngeren Arthur. Inzwischen spielen die beiden Musiker in den großen Häusern der Welt, haben einen Plattenvertrag bei der Deutschen Grammophon Gesellschaft. Neben den Klassikern, wie Beethoven, Mozart, Schubert, haben sie ein Gespür für rhythmisch anspruchsvolle Werke von Bartók oder Strawinsky. Bei den Festspielen Mecklenburg-Vorpommern treten die Jussen-Brüder gleich drei Mal auf: am 4. September in Wittenburg, am 5. September in Parchim und am 6. September in Wismar. Außerdem erscheint demnächst ihre neue CD mit Werken von Johann Sebastian Bach.
    Wahr. Schön. Gut: Julia Westlake und der Kulturaufreger der Woche
    Wer hat besonders aufgeregt? Was hat amüsiert? Und wo lauert die nächste Gefahr für Kunst, Kultur und Gesellschaft? Julia Westlake kommentiert den kulturellen Aufreger der Woche. Sie sucht das Wahre, Schöne, Gute und findet oft das Gegenteil. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 02.09.2019NDR
  • Folge 4
    Konsumverhalten in der Klimakrise: Können wir so weiterleben wie bisher? Schämen sollen wir uns: Autofahren, mit dem Flugzeug fliegen, Fleisch essen, alles nicht gut fürs Klima. Und das gilt es ja zu retten. Dringend. Nur wie? Das vermeintliche Zauberwort lautet „Grünes Wachstum“. Also Wachstum mit geringem Ressourcenverbrauch, indem unter anderem Unternehmen nachhaltiger produzieren. Nur ist das überhaupt möglich? Können wir theoretisch mit leichten Einschränkungen so weiterleben wie bisher? Der Umweltökonom Niko Paech meint, nein.
    Er fordert im Gegenteil eine Abkehr vom Kapitalismus, meint, dass das Letzte ist, was uns noch bleibt, sesshaft und genügsam zu leben. Ist das die einzige Alternative? Das „Kulturjournal“ spricht auch mit Michael Pollmann, Politiker der Partei Bündnis 90/​Die Grünen und Staatsrat der Behörde für Umwelt und Energie der Freien und Hansestadt Hamburg. Wie können, wollen und müssen wir in Zukunft leben? Museumsdetektive: der schwierige Umgang mit dem kolonialen Erbe im Norden Wie gehen Museen mit ihrem kolonialen Erbe um? Sollen sie Ausstellungsstücke behalten oder zurückgeben; vorausgesetzt, es kann überhaupt geklärt werden, woher sie stammen? In Niedersachsen werden jetzt die außereuropäischen Sammlungen umfassend erforscht in einem groß angelegten, dreijährigen Projekt.
    Das Besondere daran ist, dass Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus den Herkunftsländern an diesem Forschungsprojekt beteiligt sind und ihre Kenntnis einbringen. Das „Kulturjournal“ begleitet Nzila Marina Mubusisi, Chefkuratorin am National Museum of Namibia, bei ihrer Recherche im Depot des Roemer- und Pelizaeus-Museum in Hildesheim.
    Sie sichtet dort Gegenstände, die mutmaßlich aus Namibia stammen und unter Umständen eine problematische, brisante Herkunftsgeschichte haben. Am Freitag, den 13. September lädt der NDR ein zur Podiumsdiskussion „Museumsdetektive – Auf den Spuren des kolonialen Erbes im Norden“ (Landesmuseum Hannover, Beginn: 19:00 Uhr). Mehr Vielfalt im Theater: Hannovers neue Schauspielintendantin Sonja Anders Mehr Frauen, mehr Vielfalt und ganz viel Theater für eine diverse Stadtgesellschaft.
    Das will die neue Schauspielintendantin Sonja Anders für Hannover. Und damit hat sie noch vor der Eröffnungspremiere schon begonnen: Im Schauspielensemble sind Frauen und Männer paritätisch vertreten, der Spielplan reicht von Science-Fiction bis Shakespeare und die Theaterkantine ist demnächst offen für alle. Auf einer exklusiven Führung für das „Kulturjournal“ durch ihr Haus spricht Sonja Anders über ihre Pläne und die für sie drängendsten Fragen der Zeit: Wie wollen wir miteinander leben? Welche Menschenbilder vertreten wir? Lauf zurück ins Leben: der neue Roman von Isabel Bogdan Eine Frau läuft.
    Sie läuft, um weiter zu leben. Denn sie weiß sonst nicht, wohin mit ihrer Trauer. Ihr Mann hat sich umgebracht. Beim Laufen erinnert sich die Frau an die gemeinsame Zeit, sucht nach Antworten: Warum hat er sich das Leben genommen? Was lief falsch in der Beziehung? Hätte sie es verhindern können? Der Roman „Laufen“ von Isabel Bogdan besteht aus dem sprunghaften Gedankenstrom dieser Joggerin in einem eigenen sprachlichen Sound.
    Mit ihrem ersten Roman „Der Pfau“, einem unterhaltsamen Buch über Kolleginnen und Kollegen bei einem Teambuilding-Wochenende, hatte die Hamburger Autorin und Übersetzerin Isabel Bogdan einen Bestseller gelandet. Jetzt überrascht sie mit einem ganz anderen literarischen Stil: „Laufen“ (Kiepenheuer & Witsch) ist das „NDR Buch des Monats“. Ein ganzes Universum in einem Haus: das Wenzel-Hablik- Museum in Itzehoe Er hat eine ganz eigene Welt erschaffen, mit Möbeln, Gemälden, Textilien.
    Mit ungewöhnlichen Formen, Mustern, Farben. Wenzel Hablik (1881 – 1934) war ein Universalkünstler: Maler, Grafiker, Kunsthandwerker, Innenarchitekt und Visionär. Geboren im damaligen Böhmen, kam er 1907 nach Itzehoe und blieb der Liebe wegen. Mit seiner Frau Elisabeth, einer Weberin, arbeitete er auch gemeinsam. Heute gilt Hablik als einer der wichtigsten Vertreter der expressionistischen Architektur und zählt zu den bedeutendsten Künstlerpersönlichkeiten Schleswig-Holsteins.
    Im Wenzel-Hablik-Museum in Itzehoe kann man die Welt dieses vielseitigen Künstlers entdecken: vom imposanten Sternenhimmel über innovatives Essbesteck bis zur orientalischen Frisierkommode. Das „Kulturjournal“ stellt das Museum vor in der Reihe „Da muss man hin – Kunst entdecken!“ Wahr. Schön. Gut: Julia Westlake und der Kulturaufreger der Woche Wer hat besonders aufgeregt? Was hat amüsiert? Und wo lauert die nächste Gefahr für Kunst, Kultur und Gesellschaft? Julia Westlake kommentiert den kulturellen Aufreger der Woche. Sie sucht das Wahre, Schöne, Gute und findet oft das Gegenteil. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 09.09.2019NDR
  • Folge 5
    Umstrittene Spende: Amazon verschenkt eine Million Märchenbücher an Kinder Wie heißt es so schön: Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul. Oder besser doch? Zum Weltkindertag am 20. September wird die Stiftung Lesen eine Million Bücher unter die Leute bringen. So weit, so gut. Nur werden die Bücher vom Internetgiganten Amazon gespendet, der seit Anfang 2019 dem Stifterrat der Stiftung Lesen angehört. Amazon sorgt nicht nur für die digitale Distribution, sondern lässt die Bücher auch im hauseigenen Verlag Tinte & Feder drucken.
    Das Ganze ein klassischer Werbecoup? Eine Gabe ohne Hintergedanken? Verwerflich, weil Amazon dahintersteckt? Die Kritik daran ist aus verschiedenen Gründen groß. Das „Kulturjournal“ macht sich auf die Spur dieses Geschenks und spricht mit Vertreterinnen/​Vertreter der Stiftung Lesen, vom Börsenverein des deutschen Buchhandels, der Kinderbuchautorin Isabel Abedi und dem Amazon-Chef Deutschland. Leerstand seit Jahren: Wie Bürgerinnen und Bürger in Osnabrück das Zentrum zurückerobern wollen Ein leer stehendes Gebäude am Osnabrücker Neumarkt, mitten in der Innenstadt.
    Mit theoretisch über 16.500 Quadratmetern Verkaufsfläche. Seit 16 Jahren wird darum gerungen, diese Fläche sinnvoll zu nutzen. 2013 hat ein Investor das Gebäude gekauft, wollte dort eigentlich ein großes Shoppingcenter bauen. Eigentlich. Ende 2020 sollte Oskar, so der Name des Centers, eröffnet werden. Doch nun ist es aus mit Oskar. Der Investor will nicht mehr. Zumindest Oskar nicht mehr. Denn das Gebäude verkaufen will er auch nicht. Dabei hat sich eine Bürgerinitiative namens Plan B schon vor einigen Jahren ein Konzept überlegt, das den Neumarkt zu einem lebendigen, kreativen, attraktiven Quartier machen soll.
    Und nun? Das „Kulturjournal“ hat sich auf dem Neumarkt in Osnabrück umgesehen und mit Plan B und der Stadtverwaltung gesprochen. Auf der Suche nach dem wahren Ich: die Selbstbildnisse von Paula Modersohn-Becker in Bremen Ihr Selbstporträt als Schwangere wurde zu einer modernen Ikone: Da blickt eine Frau mit nacktem Oberkörper und sichtbar gewölbtem Bauch durchaus selbstbewusst dem Betrachter entgegen. Gemalt hat es Paula Modersohn-Becker an ihrem sechsten Hochzeitstag im Mai 1906. Sie war zu dem Zeitpunkt gar nicht schwanger und haderte mit ihrer Ehe.
    Was hat es also mit diesem Selbstbildnis auf sich? Zeit ihres Lebens war Paula Modersohn-Becker auf der Suche nach ihrem wahren Ich. Ihre Selbstbildnisse geben Zeugnis davon, wie sie als Malerin und Frau ihren Status in der Kunst, Gesellschaft und Ehe befragt. Insgesamt 60 Mal stand sie sich selbst Modell, sie experimentierte mit Formen und Farben, ihre künstlerische und auch persönliche Entwicklung lässt sich anhand der Selbstporträts gut ablesen.
    Erstmals sind jetzt die Selbstbildnisse in einer eigenen Ausstellung zu sehen (Paula Modersohn-Becker Museum in Bremen, ab 15. September 2019). Missbrauch und die Folgen: berührende Bilder der Fotografin Sina Niemeyer in Hamburg Das Foto eines Mannes mit herausgekratztem Gesicht. Dazu der Satz „Ich hatte so eine glückliche Kindheit. Bis Du kamst“. Die Fotografin Sina Niemeyer ist als Kind sexuell missbraucht worden. Von einem Bekannten. In ihrer Arbeit „Für mich“ zeigt sie das Thema Missbrauch und die Folgen: Sie hat den Mann, der ihr Leben zerstört hat, getroffen und mit seiner Tat konfrontiert und das Gespräch künstlerisch verarbeitet.
    In der Begegnung hat sie seine Schwäche gespürt und ihre Stärke. Jetzt hat sie keine Angst mehr vor ihm. Kunst als Therapie und als Form der Selbstermächtigung. Ihre verstörenden Fotos sind gerade in den Deichtorhallen in Hamburg zu sehen im Rahmen der Sammelausstellung „Gute Aussichten – Junge deutsche Fotografie“ (bis 3. Oktober 2019). Auf der Suche nach Freiheit: beeindruckender Debütroman „Pixeltänzer“ von Berit Glanz aus Greifswald Die 1982 geborene Literaturwissenschaftlerin Berit Glanz aus Greifswald nimmt in ihrem Debütroman „Pixeltänzer“ (Schöffling) die Start-up-Szene kritisch in den Blick.
    Ihre Heldin Beta versucht, aus den Zwängen des Alltags und der Überwachung auszubrechen und begibt sich auf eine Spurensuche. Per Zufall entdeckt sie die künstlerischen Avantgardisten Anfang des 20. Jahrhunderts, die vergessene Ausdruckstänzerin Lavinia Schulz, deren Masken im Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe zu sehen sind.
    Sie inspiriert Beta, alles infrage zu stellen. Eine Entdeckungsreise durchs Internet und in die 1920er-Jahre. Und die Leserschaft googelt und klickt automatisch mit. Berit Glanz gelingt es, Gegenwart und Geschichte, Digitales und Analoges, Buch und Internet kunstvoll und witzig miteinander zu verweben. Wahr. Schön. Gut: Julia Westlake und der Kulturaufreger der Woche Wer hat besonders aufgeregt? Was hat amüsiert? Und wo lauert die nächste Gefahr für Kunst, Kultur und Gesellschaft? Julia Westlake kommentiert den kulturellen Aufreger der Woche. Sie sucht das Wahre, Schöne, Gute und findet oft das Gegenteil. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 16.09.2019NDR
  • Folge 6
    NDR Doku „Eiskalte Spur …“: ein LKA-Chef auf der Suche nach seiner verschwundenen Schwester
    Auf einmal ist sie weg. Von einem Tag auf den anderen. Verschwunden. Die Schwester vom Hamburger LKA-Chef Wolfgang Sielaff. 1989 verschwindet seine Schwester Birgit Meier in Lüneburg spurlos. Das Problem: Polizeiarbeit ist Ländersache, als Hamburger hat Wolfgang Sielaff in Niedersachsen nichts zu melden. Es passieren Ermittlungspannen, die wenigen mit dem Fall betrauten Polizisten ermitteln halbherzig, seine Schwester bleibt vermisst. Als Sielaff zu Beginn der 2000er-Jahre pensioniert wird, beginnt er auf eigene Faust zu ermitteln, gründet seine private Soko, rollt den ganzen Fall noch einmal akribisch auf und stößt auf einen alten Verdächtigen. Die 90-minütige NDR Dokumentation „Eiskalte Spur – Die Göhrde-Morde und die verschwundene Frau“ am 27. September um 20:15 Uhr im NDR Fernsehen erzählt auf eindrucksvolle Weise, wie das Verschwinden von Birgit Meier 28 Jahre später endlich aufgeklärt wird.
    Die Eigensinnige: Douglas Sirk Preis für die Schauspielerin Nina Hoss
    Sie ist eine Meisterin darin, mit ganz wenig Mimik unglaublich große Wirkung zu erzielen. Ihr Spiel ist sehr reduziert, egal ob auf der Leinwand oder der Bühne. Immer eigen. Irgendwie ist sie nie ganz zu fassen. Aber wenn es in Deutschland einen weiblichen Star gibt, dann ist sie es: die Schauspielerin Nina Hoss. Jetzt wird sie auf dem Filmfest Hamburg mit dem renommierten Douglas Sirk Preis ausgezeichnet (29. September). Das „Kulturjournal“ trifft sie vorab in Berlin, nicht im Kino und auch nicht im Theater, sondern exklusiv zum Ausstellungsbesuch.
    Die „Deutschstunde“: der Klassiker von Siegfried Lenz im Kino
    Ein Klassiker der deutschen Nachkriegsliteratur ist der Roman „Deutschstunde“ von Siegfried Lenz, 1968 erschienen. Eine universelle Parabel über den Widerspruch zwischen Pflicht und individueller Verantwortung. So muss die Hauptfigur Siggi Jepsen, ein junger Mann, in einer Strafanstalt einen Aufsatz zum Thema „Die Freuden der Pflicht“ verfassen. Er schreibt über seine Kindheit, sein Leben als Sohn eines Polizisten, der stets den Pflichten seines Amtes nachkommt. Auch wenn die sich gegen seinen Freund, einen Maler, richten. Über den wird im Zweiten Weltkrieg ein Malverbot verhängt, dessen Einhaltung Siggi überwachen soll. Über 50 Jahre nach dem Erscheinen dieses Buches kommt der Stoff nun in die Kinos (Filmstart: 3. Oktober) und zeigt, wie aktuell er immer noch oder auch gerade wieder ist.
    Lernen von den Alten: Buch über Hundertjährige von Klaus Brinkbäumer
    „Das kluge, lustige, gesunde, ungebremste, glückliche, sehr lange Leben – Die Weisheit der Hundertjährigen. Eine Weltreise“ (Fischer Verlag). So heißt das neue Buch des Ex-„Spiegel“-Chefredakteurs Klaus Brinkbäumer und seiner Frau Samiha Shafy. Sie wollten wissen: wie gelingt ein erfülltes Leben? Worauf sind Menschen, die sehr alt werden, am Ende stolz? Und was bedauern sie? Wie prägen Beziehungen das Leben, welchen Einfluss haben Kultur und Ernährung, Bewegung, die Gene, aber auch Bildung und Wohlstand? Auf der Suche nach Antworten hat das Autorenpaar die ganze Welt bereist und herausgefunden, warum manche Menschen sehr viel älter werden als andere.
    Mehr Gleichberechtigung in der Musikbranche: Initiative auf dem Reeperbahn Festival
    In Hamburg trifft sich vom 19. bis 22. September die internationale Musikbranche auf dem Reeperbahn Festival. Mit dabei: Viele Frauen, die tolle Musik machen und ein gutes Gespür für Business haben. Doch auch die Musikbranche ist noch immer männerdominiert. Labelchefinnen, Produzentinnen, Konzertveranstalterinnen gibt es viel zu wenige. Doch das soll sich jetzt ändern. Die Initiative Keychange soll zu mehr Gleichberechtigung führen.
    Wahr. Schön. Gut: Julia Westlake über den Kulturaufreger der Woche
    Wer hat besonders aufgeregt? Was hat amüsiert? Und wo lauert die nächste Gefahr für Kunst, Kultur und Gesellschaft? Julia Westlake kommentiert den kulturellen Aufreger der Woche. Sie sucht das Wahre, Schöne, Gute und findet oft das Gegenteil. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 23.09.2019NDR
  • Folge 7
    Die Deutschen und ihr Wald: was tun angesichts des Waldsterbens 2.0?
    Es ist so weit. Deutschland ist mitten im Waldsterben 2.0. Die Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft Julia Klöckner (CDU) ruft zum „Nationalen Waldgipfel“, verspricht sofortiges Handeln und stellt seitens der Regierung 547 Millionen Euro in den kommenden vier Jahren in Aussicht. Und es geht dabei um sehr viel mehr als um Holzernteausfall oder Schadensbegrenzung. Es geht um den Klimawandel, der dem Wald zusetzt. Und es geht um einen Mythos: den deutschen Wald, den es zu retten gilt. Doch wie soll das gelingen? Indem man ihn einfach in Ruhe lässt, sagt Peter Wohlleben, Förster und Bestsellerautor („Das geheime Band zwischen Mensch und Natur“, Random House). Denn nur so können sich die Wälder regenerieren und wieder zu ihrer ursprünglichen Beschaffenheit zurückkehren. Das „Kulturjournal“ fragt nach: Ist es wirklich so einfach?
    Der Missbrauch und die Kirche: Diskussion um den Film „Gelobt sei Gott“ in Osnabrück
    Volles Kino bei der Vorpremiere des preisgekrönten Spielfilms „Gelobt sei Gott“ und anschließender Diskussion zum Thema Missbrauch, zu der das Bistum Osnabrück geladen hatte! Der Kinofilm von Regisseur François Ozon beruht auf einer wahren Geschichte, einem der größten Missbrauchsskandale Frankreichs. Ein Priester, der sich jahrzehntelang an Jungen verging und vom Kardinal Barbarin von Lyon gedeckt wurde. Barbarin wurde wegen Vertuschung inzwischen zu sechs Monaten Haft auf Bewährung verurteilt. Jetzt läuft „Gelobt sei Gott“ auch in deutschen Kinos, zur Vorpremiere gab es am 25. September eine Diskussion in Osnabrück mit Psychologen und Theologen des dortigen Bistums. Missbrauchsfälle gibt es auch in diesem Bistum, immer wieder werden neue Fälle bekannt, zuletzt im September. Das Bistum Osnabrück hat eine externe Untersuchungskommission eingerichtet.
    Nackte Handwerksgesellen: ungewöhnliche Fotoausstellung in Lüneburg
    Seine Weste ist sein Schlafzimmer und die Jacke sein Wohnzimmer. „Die Kluft gibt mir ein Zuhause“, sagt Roland. Er kommt ursprünglich aus Rostock und ist einer von etwa 500 Wandergesellen, die jährlich von Deutschland aus auf die Walz gehen. Handwerksgesellen, die sich für Kost und Logis überall in Europa und der Welt verdingen. Drei Jahre lang, immer in derselben Kluft, ohne Smartphones und Laptop. Drei Jahre, in denen sie sich nur auf 50 Kilometer ihrem Heimatort nähern dürfen. Denn es herrschen strenge Regeln auf der Walz und viele althergebrachte Traditionen, obwohl neuerdings auch Frauen auf Wanderschaft gehen dürfen. Umso provokanter sind die Fotos, die jetzt in Lüneburg von den Menschen auf der Walz zu sehen sind: Doppelporträts, von denen je eines die Gesellen in traditioneller Kluft mit Knotenstock und Reisebündel und in ungeschützter Nacktheit zeigt. („Kluft & Haut – 40 Porträts. Junge Menschen auf der Walz“, Ausstellung im Museum Lüneburg, 24. September bis 27. Oktober 2019)
    Heldensage als Unterhaltungsrevue: die „Nibelungen“ im SchauSpielHaus Hamburg
    Normalerweise sind die „Nibelungen“ ja eher eine ernste Angelegenheit, ob als „deutsches Trauerspiel“ bei Friedrich Hebbel, als Opernzyklus bei Richard Wagner oder als monumentaler Stummfilm bei Fritz Lang. Jetzt kommt der Stoff um Brunhilde, Kriemhild oder Drachentöter Siegfried ganz anders auf die Bühne, als ironische Musikrevue: „Die Nibelungen – allerdings mit anderem Text und auch anderer Melodie“. Die Inszenierung am Hamburger SchauSpielHaus ist angelehnt an eine Radioshow: Die Bühne sieht aus wie ein Tonstudio, die Schauspieler spielen Radiomoderatoren und – musiker, die dann wiederum in die Rollen der Nibelungen schlüpfen.
    Klingt kompliziert, ist aber vor allem sehr komisch, wenn deutsches Heldentum, US-amerikanische Radioshow und viel Popmusik aufeinandertreffen. Die Regisseure Barbara Bürk und Clemens Sienknecht haben auf diese Weise schon „Effi Briest“ und „Anna Karenina“ auf die Bühne gebracht, beide Inszenierungen wurden vom Publikum gefeiert. Das „Kulturjournal“ stellt den Abschluss ihrer SchauSpielHaus- Trilogie vor.
    Parallelwelt voller Witz und Schönheit: Robin Rhode im Kunstmuseum Wolfsburg
    Zeichne ein Fahrrad und dann versuche, es zu fahren: Der südafrikanische Künstler Robin Rhode, 1976 in Kapstadt geboren, fing mit einfachen Wandzeichnungen an, daraus machte er Performances, Foto- und Videoarbeiten. Zusammen mit seiner Art Army, benachteiligten Jugendlichen aus Johannesburg, schaffte er mit diesen einfachen Mitteln eine Parallelwelt voller Witz, Schönheit und poetischer Tiefe. Im Kunstmuseum Wolfsburg ist seine Ausstellung „Memory Is The Weapon“ jetzt bis zum 9. Februar 2020 zu sehen. Das „Kulturjournal“ hat Robin Rhode vorab in seinem Atelier besucht.
    Meister der Metamorphosen: Kinofilm über den Künstler M. C. Escher
    Unmögliche, endlose Treppen. Wasser, das bergauf fließt. Vögel, die sich in Fische verwandeln. Hände, die sich gegenseitig zeichnen. Paradox! M. C. Escher (1898 – 1972) ist eine Ikone, seine Grafiken sind weltbekannt. Der Dokumentarfilm „M. C. Escher – Reise in die Unendlichkeit“ (Kinostart 10. Oktober) erweckt Eschers Bilder mit Animationen zum Leben und lässt den niederländischen Künstler anhand von Briefen, Tagebuchaufzeichnungen und Notizen selbst zu Wort kommen (gesprochen von Matthias Brandt). Was inspirierte ihn? Woher kamen seine Ideen? Ein faszinierender Einblick in den Escher- Kosmos! (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 30.09.2019NDR
  • Folge 8
    Das wertvolle Leben unter unseren Füßen: das Buch „Rettet den Boden!“
    Der Boden unter unseren Füßen ist Lebensgrundlage. Kleinstlebewesen, Bakterien, Pilze, Flechten, Tiere, verwandeln die Erde in fruchtbaren Humus. Doch um die Gesundheit der Böden steht es sehr schlecht. Buchautor Florian Schwinn sagt: „Wenn wir das Bodenleben zerstören, dann ist der Klimawandel ein laues Lüftchen dagegen.“ In seinem Buch „Rettet den Boden!“ (Westend Verlag) beschreibt er, wie sich die Qualität der Böden verändert hat. Schwinn plädiert für einen radikalen Umbau der Landwirtschaft und fordert mehr Engagement von allen. Es geht um nicht weniger als die Ernährung in der Zukunft.
    Gescheiterter Flug in die Freiheit: die Geschichte des letzten Mauertoten
    Er hatte einen großen Traum, einen Traum von Freiheit, von Ruhm und Geld. Doch der Traum endete tödlich. Der Ingenieur Winfried Freudenberg wollte im Frühjahr 1989 mit einem selbst gebauten Luftballon von Ostberlin in den Westen fliegen, von der DDR in die Bundesrepublik Deutschland. Doch der Ballon stürzte ab, Freudenburg wurde zum letzten Todesopfer der innerdeutschen Grenze. Die Journalistin Caroline Labusch hat diese Geschichte jetzt neu recherchiert, denn bislang waren viele Fragen offen: Warum scheiterte der Flug? Wurde der Ballon gar von DDR-Seite abgeschossen? Warum ist seine Ehefrau in letzter Minute nicht mit den in den Ballon gestiegen? Welche Rolle spielte sie nach dem Unglück? Caroline Labusch beschreibt ihre Spurensuche in dem Buch „Ich hatte gehofft, wir können fliegen“ (Penguin Verlag). Das „Kulturjournal“ spricht mit der Autorin und auch mit der Witwe von Winfried Freudenberg, die sich erstmals seit vielen Jahren vor einer Fernsehkamera äußert.
    Schauspieler als Romanautor: Ulrich Tukur bei „Der Norden liest“
    Ulrich Tukur ist nicht nur einer der bekanntesten und renommiertesten deutschen Schauspieler, er hat auch als Schriftsteller großen Erfolg. Jetzt erscheint sein neues Buch: „Der Ursprung der Welt“ (S. Fischer Verlag). Der fantastisch-düstere Roman spielt in der nahen Zukunft, in einem totalitären Frankreich. Die Hauptfigur muss sich dort nicht nur mit den politischen Veränderungen auseinandersetzen, sondern auch mit der eigenen Familiengeschichte: In einem alten Fotoalbum entdeckt Paul Goullet Bilder aus den 1930er-Jahren, die ihn zu zeigen scheinen. Der Beginn einer rätselhaften Reise. Ulrich Tukur präsentiert seinen Roman zum Start der „Kulturjournal“-Reihe „Der Norden liest“ am 9. Oktober in Celle. Außerdem sendet ARTE am 3. November um 22:20 Uhr einen neuen Dokumentarfilm von Eva Gerberding über den Schauspieler Ulrich Tukur.
    Große Malerin wiederentdeckt: Lotte Laserstein in Kiel
    Sie war eine bedeutende Malerin der Weimarer Republik und ist doch in Vergessenheit geraten: Lotte Laserstein (1898 – 1993). Sie studierte an deutschen Kunstakademien, als es für Frauen noch nicht üblich war, und schaffte es tatsächlich, von ihrer Kunst zu leben. Als die Nationalsozialisten an die Macht kamen, musste sie als jüdische Malerin Deutschland verlassen. Nach ihrer Flucht geriet sie in Vergessenheit, obwohl sie in Schweden weiterhin als Künstlerin aktiv war. Jetzt endlich wird Lotte Laserstein wiederentdeckt: Vor allem als prägnante Porträtistin, die im Stil der neuen Sachlichkeit malte. Aus ihren Bildern lässt sich heute das Lebensgefühl der 1920er-Jahre lesen, ihre Frauenporträts zeigen den Typus der modernen Frau, für den sie selbst auch stand. Die Kunsthalle zu Kiel zeigt jetzt ihr Gesamtwerk: „Von Angesicht zu Angesicht“ (bis 19. Januar 2020).
    Nicht immer einfach mit der Liebe: neuer Roman von Peter Wawerzinek
    Mit zwei schwarzen Zöpfen, die vor ihm wippen, geht es los: Der kleine Peter entdeckt die Mädchen. Weitere Frauen werden folgen, glückliche und glücklose Beziehungen. Vor allem taucht immer wieder Lucrezia auf, das einstige Mädchen mit den schwarzen Zöpfen. Der Schriftsteller Peter Wawerzinek schreibt in seinem neuen Roman „Liebestölpel“ über die Frauen in seinem Leben. Das Buch ist der dritte Teil einer autobiografischen Trilogie: In „Rabenliebe“ hatte Wawerzinek von seiner Kindheit im Heim und bei Pflegeeltern erzählt. In „Schluckspecht“ ging es um seine schwierige Beziehung zum Alkohol. Im neuen Buch schreibt Wawerzinek wieder in seinem ganz eigenen Stil, zitiert Kinderverse und Lieder, vermischt Wahres mit Erfundenem. Das „Kulturjournal“ trifft Wawerzinek bei einer Lesung in seinem Geburtsort Rostock. „Liebestölpel“ (Galiani Berlin) ist das „NDR Buch des Monats“.
    Das Ding hat Swing: neue CD der Hamburger Band Deichkind
    „Kein Ding, Digga, das Ding hat Swing.“ Auf dem neuen Deichkind-Album „Wer sagt denn das?“ gibt es alles: Gesellschaftskritik, Quatsch und Party. Deichkind-Konzerte sind wie Kindergeburtstag auf Ecstasy: mit Hüpfburg, Müllkostümen und fetten Beats. Ein anarchisches Gesamtkunstwerk. In ihrer über 20-jährigen Bandgeschichte hat das Hamburger Kollektiv nicht nur durch Liveshows von sich reden gemacht, sondern auch immer wieder Claims und Parolen geschaffen wie „Leider geil“ oder „Arbeit nervt“. Auf diesem Album haben Deichkind viele Gäste dabei: Jan Böhmermann, Mark Forster, Olli Schulz und Felix Kummer: „richtig gutes Zeug“. Ab Februar 2020 gehen die Rapper auf Tour. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 07.10.2019NDR
  • Folge 9
    Vom Weltmeer-Bezwinger zum Plastikmüll-Bekämpfer: der Extremschwimmer André Wiersig
    Seine eigentliche Mission ist es, Ozeane zu bezwingen. Doch Zug um Zug wurde der Hamburger Extremschwimmer André Wiersig zum engagierten Meeresbotschafter. Nach der Durchquerung der sieben gefährlichsten Meerengen sind Atlantik und Pazifik für ihn zum Lebensraum geworden: Mittlerweile kann er sogar die sieben Weltmeere am Geschmack unterscheiden. Doch bei der nächtlichen Durchquerung des Ärmelkanals kollidierte der Familienvater plötzlich mit einer Europalette. Nach jahrelangem Training war es weniger der Kampf gegen Hunger und Kälte, als der gegen die Verunreinigung der Meere, der Wiersig beschäftigt. So hält der Coach und Unternehmer Vorträge vor Schülerinnen und Schülern, engagiert sich bei der Hamburger Klimawoche und kooperiert mit der Deutschen Meeresstiftung. Anlässlich seines Buches „Nachts allein im Ozean“ trifft das „Kulturjournal“ André Wiersig an, oder besser: in der Nordsee, die vom Plastikmüll natürlich auch nicht verschont geblieben ist.
    Odyssee auf dem Atlantik: hochaktueller Film über Flüchtlinge im Zweiten Weltkrieg
    In Tagen, in denen der deutsche Bundesinnenminister stoisch seine europäischen Kollegen daran erinnert, dass die „Menschenrettung zum Wertefundament Europas“ gehört, jährt sich ein tragisches Flüchtlingsereignis zum 80. Mal: die Irrfahrt der „St. Louis“. Die schicksalshafte Reise eines Hamburger HAPAG-Dampfers, dem 1939 mit 937 jüdischen Flüchtlingen an Bord sowohl von Kuba, den USA als auch Kanada die Einreise verweigert wurde. Diese Odyssee erzählt nun erschütternd aktuell eine Produktion von ARD/​NDR in Form eines Dokudramas.
    In einer Verbindung aus Spielszenen, Zeitzeugeninterviews und historischen Aufnahmen wird in dem Film „Die Ungewollten“ die schwierige Situation an Bord auf bedrückende Art und Weise lebendig gemacht (Das Erste, 21. Oktober, 20:15 Uhr). Zentrale Figur ist der couragierte Kapitän Gustav Schröder, posthum zum „Gerechten unter den Völkern“ ernannt, im Film gespielt von Ulrich Noethen. Der bekannte Schauspieler wie auch Schröders Großneffe Jürgen Glaevecke sprechen im „Kulturjournal“ über Flüchtlingsströme damals wie heute, über Antisemitismus und über Verantwortung.
    And the winner is …: der Deutsche Buchpreis 2019
    Es geht um Liebe und um Familie, um Fußball und um Bienen, um den Krieg in Jugoslawien und um den Zweiten Weltkrieg: Sechs ganz unterschiedliche Romane stehen auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises. Die Autoren sind Raphaela Edelbauer, Miku Sophie Kühmel, Tonio Schachinger, Norbert Scheuer, Saša Stanišic und Jackie Thomae. Der Preis, der mit 25.000 Euro für den Sieger bzw. die Siegerin und je 2.500 Euro für die anderen fünf Nominierten der Shortlist dotiert ist, gehört zu den wichtigsten literarischen Auszeichnungen in Deutschland. Die bisherigen Gewinner haben es fast alle durch den Preis mit ihren Büchern auf die Bestsellerliste geschafft. Am 14. Oktober ist die Preisverleihung, das „Kulturjournal“ stellt den prämierten Roman vor.
    Meine Heimat, der Plattenbau: Kunstprojekt mit Bewohnern des Stadtteils
    Große Dreesch in Schwerin Einst galt der Große Dreesch als das schönste Neubaugebiet der DDR, es entstanden mehr als 20.000 Wohnungen, Schwerin wurde zur Großstadt. Jetzt, 50 Jahre später, ist das Plattenbauviertel zwar durchrenoviert, aber von der anfänglichen Euphorie ist wenig geblieben. Doch für alle Bewohnerinnen und Bewohner, ob alt, jung, langjährig oder gerade frisch zugezogen, ist der Ort Heimat. Wer was womit in dem Viertel verbindet und welcher Gegenstand für diese Heimat steht, soll jetzt ein Kunstprojekt zeigen: Vom 13. bis 20. September lädt Michael Kockot alle Bewohnerinnen und Bewohner des Großen Dreesch auf die Plattform des Schweriner Fernsehturm. Und sie sollen das mitbringen, was sie an ihren Heimatstadtteil erinnert. Das „Kulturjournal“ macht sich vorab schon auf die Suche nach dem Heimatgegenständen und spricht mit Bewohnerinnen und Bewohnern und dem Initiator des Kunstprojekts.
    Lesbisches Leben in der DDR: der Dokumentarfilm „Uferfrauen“
    Nicht verboten, aber trotzdem unerwünscht: Für lesbische Frauen in der DDR war es nicht immer leicht, ihre Liebe offen zu leben. Homosexualität war in Ostdeutschland seit 1968 kein Strafbestand mehr. In dem Jahr wurde der berüchtigte § 175 abgeschafft, anders als in der Bundesrepublik, wo dieser nach wie vor galt. Aber es gab trotzdem Diskriminierung und Anfeindungen. Im Dokumentarfilm „Uferfrauen“ von Barbara Wallbraun berichten jetzt sechs lesbische Frauen über ihr Leben in der DDR: Sie erzählen von ihrem Kampf um Selbstbestimmung, der ersten Liebe, unkonventioneller Familienplanung sowie Konflikten mit der Staatsgewalt. „Uferfrauen“ hat am 20. Oktober Premiere bei den Lesbisch Schwulen Filmtagen in Hamburg. Die Filmtage (15. bis 20. Oktober) feiern ihr 30. Jubiläum und sind inzwischen das älteste und größte queere Filmfestival in Deutschland mit jährlich rund 15.000 Besucherinnen und Besuchern und einem renommierten internationalem Programm.
    Voller Energie und Gestaltungswillen: der 92-jährige Dirigent Herbert Blomstedt
    „Man soll keine Gelegenheit verpassen, anderen Freude zu geben, andere Menschen glücklich zu machen, dann wird man auch selbst glücklich.“ Das sagt der Dirigent Herbert Blomstedt, der mittlerweile 92 Jahre alt ist und immer noch voller Energie, Begeisterung und Gestaltungswillen am Pult steht. Blomstedt ist ein besonderer Dirigent: uneitel, bescheiden, aber mit klaren musikalischen Zielen. Er hat schon viele Orchester geleitet, war von 1996 bis 1998 Chefdirigent beim NDR Elbphilharmonie Orchester (damals: NDR Sinfonieorchester). Vor Kurzem hat der Ausnahmedirigent Salzburg wieder mit den Wiener Philharmonikern zu Begeisterungsstürmen hingerissen. Jetzt kommt Blomstedt wieder nach Norddeutschland: Mit dem NDR Elbphilharmonie Orchester spielt er in Kiel und in Hamburg, auf dem Programm stehen Haydn und Bruckner. Das Konzert vom 18. Oktober aus der Elbphilharmonie wird live im Internet übertragen: www.ndr.de/​elbphilharmonieorchester
    „Der Norden liest“: Karen Köhler und Johannes Böhme in Wolfsburg
    Die „Kulturjournal“-Reihe „Der Norden liest“ geht weiter: Am 15. Oktober geht es in Wolfsburg um die Lebenswege zweier starker Frauen: Karen Köhler erzählt in ihrem Roman „Miroloi“ die Geschichte einer jungen Frau, die sich als Außenseiterin in einem griechischen Dorf gegen alle Regeln stellt, ein zeitloses und eindringliches Plädoyer für Freiheit und Selbstbestimmung. Der Journalist und Autor Johannes Böhme hat sich mit seinem ersten Roman „Das Unglück schreitet schnell“ auf die Suche nach der großen Liebe seiner Großmutter gemacht. Nach ihrem Tod ist er den Briefen gefolgt, die sie sich einst mit einem Soldaten schrieb, der in Stalingrad verschwand. Weitere Infos zur Lesereihe: ndr.de/​dernordenliest. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 14.10.2019NDR
  • Folge 10
    Die Stimme der Opfer rassistischer Gewalt: „Der zweite Anschlag“ auf dem Filmfest Osnabrück
    Das langweiligste Hörbuch der Welt: Bjarne Mädel liest uns in den Schlaf
    Ganz anders als man denkt: Voodoo im Roemer- und Pelizaeus-Museum Hildesheim
    Preisgekrönter Roman: „Winterbienen“: Wilhelm Raabe-Literaturpreis für Norbert
    Scheuer Gefeierter Virtuose und politischer Mensch: Der Pianist Igor Levit
    Der „Deutsche Buchpreis“ bei „Der Norden liest“: Saša Stanišic in Reinbek
    Wahr. Schön. Gut.: Julia Westlake kommentiert die Kulturwoche. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 21.10.2019NDR
  • Folge 11
    „Schaden in der Oberleitung“: Abrechnung mit der Deutschen Bahn
    Unpünktlich, überfüllt, oder gar nicht mehr in Betrieb. Innerhalb von 25 Jahren wirtschaftete die Deutsche Bahn sich vom internationalen Vorbild in Sachen Pünktlichkeit und Schuldenfreiheit zu einem Bahnbetrieb auf Entwicklungslandniveau runter. Das zumindest sagt Arno Luik, Autor des Buches „Schaden in der Oberleitung. Das geplante Desaster der Deutschen Bahn“. Luik ist skeptisch: Selbst die neuen Finanzspritzen des Bundes werden die Deutsche Bahn nicht retten können, wenn sie weiterarbeitet wie bisher. Wie konnte es so weit kommen? Und was muss passieren, damit die Bahn doch noch zum Klimaretter wird?
    Mario Adorfs Leben: Kinofilm über Schauspielstar
    Wie er wurde, was er ist, was ihn bewegt, geprägt und manchmal auch gebeutelt hat, das erzählt Mario Adorf in Dominik Wesselys Film „Es hätte schlimmer kommen können“. 1930 in Zürich geboren, wuchs Adorf bei seiner alleinerziehenden Mutter in der Eifel auf. Dem Vater, einem Italiener, ist er nur einmal begegnet. Schon früh träumte Mario Adorf von einer Karriere als Schauspieler. Bei der Aufnahmeprüfung an der Münchner Falckenberg-Schule fiel er allerdings erst einmal in den Orchestergraben. Heute ist er einer der großen deutschen Stars mit legendären Rollen in rund 200 Kino- und Fernsehproduktionen. Unvergessen seine Figuren in „Winnetou“, in Fassbinders „Lola“ oder Schlöndorffs „Die Blechtrommel“, als „großer Bellheim“, in „Kir Royal“ oder als alter Karl Marx. Kinostart von „Es hätte schlimmer kommen können“: 7. November.
    Von Beyoncé bis Leonardo da Vinci: Ikonen aller Art in der Kunsthalle Bremen
    Was verbinden die Menschen heute noch mit dem Begriff Ikone? Und was beten Menschen heute noch an? Dem geht derzeit eine Ausstellung in der Kunsthalle Bremen nach: „Ikonen“ (bis 1. März 2020). Von Beyoncé bis Leonardo da Vinci, von Greta Thunberg zu Vincent van Gogh, religiösen Andachtsbildern zu Andy Warhols Siebdrucken von Marylin Monroe: die Ausstellung spannt einen großen Bogen von Spiritualität über Andacht, Ehrfurcht hin zu Bewunderung und Vermarktung bedeutender Personen. Pro Raum wird in der Kunsthalle nur jeweils ein Werk gezeigt: die Konzentration auf ein ikonisches Objekt ist dabei Programm. Der Betrachter soll sich ganz der Macht dieser einen Ikone hingeben und nachspüren, was dieses eine Kunstwerk mit den Menschen macht. Das „Kulturjournal“ probiert es aus.
    Nazi oder nicht? Streit um Gedenken an Bürgermeister aus Rendsburg
    Mit einer Bronzebüste vor dem Historischen Rathaus ehrt die Stadt Rendsburg ihren früheren Bürgermeister Heinrich de Haan. Zweimal war er im Amt, von 1929 bis 1934 und von 1950 bis zu seinem Tod 1957. Die Büste wurde erst vor zehn Jahren dort aufgestellt, in Auftrag gegeben von de Haans Sohn. Doch jetzt gibt es Streit um das Denkmal. War der Bürgermeister überzeugter Nazi und Antisemit? Das behauptet der SPD-Politiker Günter Neugebauer in einem Buch („Gegen das Vergessen. Opfer und Täter in Rendsburgs NS-Zeit“) und fordert, dass die Büste entfernt werden müsse. Auch Bürgermeister Pierre Gilgenast sprach sich dafür aus, das Denkmal zu entfernen, doch nun hat die Stadt erst einmal ein historisches Gutachten für voraussichtlich 16.000 Euro in Auftrag gegeben: Nazi oder nicht? Das „Kulturjournal“ trifft Buchautor Neugebauer und den Enkel von Heinrich de Haan.
    „Verteidiger des Glaubens“: kritischer Film über Ratzinger
    Der aufwendig recherchierte Dokumentarfilm von Christoph Röhl erzählt die Geschichte eines Mannes, dessen Lebensaufgabe es war, die Kirche und ihre Werte zu bewahren, der sie aber stattdessen in ihre größte Krise führte: Joseph Ratzinger, der deutsche Papst Benedikt XVI. Er sah die Wahrheit ausschließlich in der Lehre der katholischen Kirche und betrachtete die moderne Gesellschaft als verloren. Zum Höhepunkt der Krise musste er gezwungenermaßen anerkennen, dass sich seine größten Feinde in Wahrheit nicht außerhalb, sondern innerhalb der Kirche bewegten, sogar im Kreis seiner engsten Vertrauten. Röhl sprach weltweit mit Insidern, Vertrauten, Wegbegleitern, Kirchenkennern und -kritikern, um deutlich zu machen, welche Rolle Ratzinger beim Aufbau eines Machtsystems im Vatikan spielte und inwiefern er damit erheblich zu dem Vertrauensverlust beitrug, unter dem die katholische Kirche seit Jahren leidet. Am 31. Oktober kommt der Film ins Kino.
    „Wahr. Schön. Gut“:
    Julia Westlake kommentiert die Kulturwoche. Wer hat besonders aufgeregt? Was hat amüsiert? Und wo lauert die nächste Gefahr für Kunst, Kultur und Gesellschaft? Julia Westlake kommentiert den kulturellen Aufreger der Woche. Sie sucht das Wahre, Schöne, Gute und findet oft das Gegenteil. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 28.10.2019NDR
  • Folge 12
    Zum NDR Themenschwerpunkt „30 Jahre grenzenlos – Wir im Norden“ zeigt das „Kulturjournal“ folgende Themen:
    Früher getrennt, heute vereint? Die Geschichte des Doppeldorfes Zicherie/​Böckwitz
    Sie leben nur einen Steinwurf voneinander entfernt und konnten trotzdem jahrzehntelang nicht zueinanderkommen. Seit dem 16. Jahrhundert gibt es das Doppeldorf Zicherie-Böckwitz in der Nähe von Wolfsburg. Zwar an sich zwei eigenständige Gemeinden, aber über die Jahre zusammengewachsen mit gemeinsamer Kneipe und gemeinsamen Schützenverein. Bis zum 7. Oktober 1949, dem Gründungstag der DDR. Die Zonengrenze wurde so gezogen, dass sie mitten durch das Dorf verlief. Zicherie gehörte ab diesem Zeitpunkt zu Niedersachsen, Böckwitz zur DDR. Erst war die Grenze noch relativ durchlässig, wurde aber später vom Osten immer mehr ausgebaut, bis am Ende sogar eine Mauer im sogenannten „Klein-Berlin“ stand. Nun ist die Mauer vor 30 Jahren gefallen. Doch ist aus dem geteilten Dorf wieder eines geworden? Oder besteht die Mauer in den Köpfen der Bewohnerinnen und Bewohner immer noch weiter? Das „Kulturjournal“ hört sich in Zicherie-Böckwitz um.
    Eine Mauer, fünf Lieder: Wie ein Bauwerk Popgeschichte schrieb
    Die Mauer, der antikapitalistische Schutzwall: monströs, unüberwindbar, ja, sogar tödlich. Als sie fiel, wurde der Song „Wind Of Change“ von den Scorpions für viele zur Hymne. Fast vergessen ist heute, dass in den Zeiten der Teilung Deutschlands die Mauer besungen wurde: im Westen wie auch im Osten, wenn auch in der DDR verklausuliert und manchmal auch mit Konsequenzen für die Musiker. Das „Kulturjournal“ stellt fünf der Mauer-Songs vor und ihre Geschichten.
    „Alles richtig gemacht“: Gregor Sanders Roman zur Wiedervereinigung
    Es ist die Geschichte zweier Freunde und erzählt gleichzeitig drei Jahrzehnte deutsch-deutsche Geschichte: Thomas und Daniel wachsen in den 1980er-Jahren in Rostock auf. Hier erleben sie den Mauerfall, Rechtsradikalismus und die Ausschreitungen in Lichtenhagen. Sie ziehen gemeinsam nach Berlin, feiern in den 1990er-Jahren zusammen und werden Zeuge, wie die Hauptstadt sich wandelt. Nach dem G8-Gipfel in Heiligendamm muss einer von ihnen untertauchen. Ihre Wege trennen sich. Der Schriftsteller Gregor Sander, selbst in Schwerin aufgewachsen, erzählt in seinem Roman „Alles richtig gemacht“ am Beispiel zweier Freunde, wie Deutschland sich seit dem Mauerfall verändert hat, spannend und unterhaltsam. Im heutigen Berlin treffen sich die Freunde wieder, ihre Leben sehen inzwischen ganz unterschiedlich aus. Wer von beiden hat „alles richtig gemacht“? Gregor Sander wird seinen Roman in der „Kulturjournal“-Reihe „Der Norden liest“ am 14. November in Schwerin vorstellen.
    Die Mauer in unseren Köpfen: der „Kulturjournal“-Vorurteilscheck in Ost und West
    30 Jahre Mauerfall, genug Zeit, um wieder ein Volk zu werden? Gerade sieht es nicht danach aus. Bereits 20 Jahre nach dem Mauerfall hat eine Umfrage ergeben, dass sie immer noch da sind in den Köpfen: die Vorurteile gegenüber „Wessis“ und „Ossis“. Damals war über die Hälfte der Ostdeutschen der Meinung, dass die Westdeutschen überheblich und geltungssüchtig seien. Von den Westdeutschen hielten fast 30 Prozent die Ostdeutschen für leicht beeinflussbar, 43 Prozent sogar für ausländerfeindlich. Wie sieht es heute aus? Ist inzwischen zusammengewachsen, was zusammengehört? Das „Kulturjournal“ fragt in Lübeck und Schwerin nach.
    Wie Kunst in der DDR zu Volkseigentum wurde: Die „Museumsdetektive“ forschen nach
    Otto Nagel war in der DDR ein geschätzter Künstler. Schon sein Lebensweg erklärt das Interesse der Politoberen an ihm: Er kam aus dem Arbeitermilieu und malte seinesgleichen. Von den Nationalsozialisten wurde seine Kunst als „entartet“ gebrandmarkt und er selbst inhaftiert. 1945 gehörte er zu den Mitbegründern des Kulturbundes und wurde in der DDR auch hofiert. Seine Bilder hingen in allen Museen der DDR. Noch heute befinden sich fünf seiner Werke im Bestand des Staatlichen Museums Schwerin. Doch es gibt Anhaltspunkte, dass es seitens des Staates Eingriffe in sein Werk gegeben hat.
    Otto Nagels Bilder wurden als „Volkseigentum“ angesehen und somit wurde auch über sie verfügt. Insbesondere beim Umgang mit dem Nachlass des Künstlers gibt es Anhaltspunkte, dass die SED massiv Druck auf die Familie ausgeübt hat. Das „Kulturjournal“ forscht im Rahmen seiner Reihe „Museumsdetektive. Auf den Spuren geraubter Kunst im Norden“ in Schwerin und Berlin nach und spricht mit der Enkelin von Otto Nagel. Am 6. November findet zudem in Schwerin eine Podiumsdiskussion zu dem Thema statt: „Museumsdetektive – Alles nur geklaut? Zur Rolle der Museen in der DDR“. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 04.11.2019NDR
  • Folge 13
    Lieber Strafe als Schule: Wenn Eltern ihre Kinder zu Hause unterrichten
    Marie-Helen Scharf (15) aus Osterhever in Schleswig-Holstein hat beschlossen, nicht mehr zur Schule zu gehen. Sie lernt allein zu Hause, mithilfe von Lern-Apps. Ihre Mutter unterstützt die Entscheidung der Tochter, denn sie glaubt, dass sie zu Hause selbstbestimmt besser und mehr lernt als in der Schule. Etwa 2.000 sogenannte Freilerner gibt es in Deutschland. Doch, wer seine Kinder nicht zur Schule schickt, dem drohen hohe Strafen bis hin zu Beugehaft und Entzug des Sorgerechts. Zur diesjährigen ARD-Themenwoche „Zukunft Bildung“ (9. bis 16. November) hat das „Kulturjournal“ bei Freilernern und Verteidigern der Schulpflicht nachgefragt.
    Gegen Judenfeindlichkeit: das Projekt Rent a Jew
    Der Titel ist so provokant wie programmatisch: Ferienwohnungen und Autos können gemietet werden, bei „Rent a Jew“ sind es Juden. Die Idee ist so simpel wie einleuchtend: Wer noch nie Kontakt mit Juden hatte, soll das über die Aktion problemlos bekommen. Es geht darum, den jüdischen Glauben, den Alltag und die Lebenswirklichkeit von Juden in Deutschland zu vermitteln, im Dialog, an Schulen, in Kirchen und Bildungseinrichtungen. Ziel ist es, miteinander zu reden statt übereinander. Denn das ist mehr als nötig, nicht erst seit dem Anschlag von Halle: Rund jeder vierte Deutsche ist laut einer aktuellen Studie des World Jewish Congress antisemitisch. Das „Kulturjournal“ ist bei einem Besuch in einer Hamburger Schule mit dabei.
    Auf der Suche nach dem richtigen Leben: „Gegen Morgen“, Roman von Deniz Utlu
    Jeden Tag trifft man zahlreiche Entscheidungen für alltägliche Leben. Was ist mit den vielen Möglichkeiten, die dabei auf der Strecke bleiben? Was kosten falsch getroffene Entscheidungen, was kostet der Verzicht? Mit solchen Fragen beschäftigt sich Kara, der Ich-Erzähler in dem Roman „Gegen Morgen“. Er arbeitet für eine Versicherung und soll berechnen, wie viel das Leben eines Menschen wert ist. Nachdem er beinahe mit dem Flugzeug abgestürzt ist, zieht er selbst Bilanz über sein Leben. Im Mittelpunkt stehen seine alten Freunde und Mitbewohner: Der Karrierist Vince, führt er ein besseres Leben? Und der rätselhafte Ramon, ist er ein Lebenskünstler oder nur ein Loser? Der gebürtige Hannoveraner Deniz Utlu hat mit „Gegen Morgen“ seinen zweiten Roman veröffentlicht, in dem er verschiedene Lebensprinzipien aufeinanderprallen lässt.
    Deniz Utlu erhält am 4. Dezember die Auszeichung Literaturpreis der Landeshauptstadt Hannover. „Gegen Morgen“ (erschienen bei Suhrkamp) ist das „NDR Buch des Monats“.
    Jüdisches Raubgut in Privatbesitz: Aufarbeitung im Oldenburger Land
    Der gläserne Briefbeschwerer war sein Lieblingsspielzeug, weil er so schön glitzerte. Dass seine Mutter ihm einmal sagte, der Briefbeschwerer sei aus jüdischem Besitz, hat ihn damals nicht beschäftigt. Als dann aber die Kunstsammlung von Cornelius Gurlitt gefunden und in der Öffentlichkeit breit diskutiert wurde, wie mit jüdischem Raubgut umzugehen sei, da erinnerte sich Heiko Schäfer an sein Lieblingsspielzeug. Und er brachte es ins Schlossmuseum Jever, um es erforschen zu lassen. Im Verbund mit den Museen in Oldenburg wird hier eine Art „Restitutionssammlung“ aufgebaut: Privatpersonen können verdächtige oder bereits als jüdisches Raubgut identifizierte Stücke in diese Sammlung geben, aus der sie dann hoffentlich an die rechtmäßigen Besitzer zurückgegeben werden.
    Doch genau das ist schwierig: Gerade im Oldenburger Land wurden viele Gegenstände auf speziellen Auktionen verkauft, die aus jüdischen Haushalten der Beneluxländer stammen, oft Industrieware, die nur schwer zu identifizieren ist. Erst recht schwierig ist es, herauszufinden, wer sie besessen hat. In der Reihe „Museumsdetektive“ fragt das „Kulturjournal“ nach: Wie soll man mit jüdischem Raubgut umgehen, das heute in Privatbesitz ist?
    Den Klimawandel hörbar machen: „For Seasons“ mit dem NDR Elbphilharmonie Orchester
    Was kann ein Orchester tun, um die Gefahren des Klimawandels zu verdeutlichen? Die Musikerinnen und Musiker des NDR Elbphilharmonie Orchesters beschreiten dafür einen ganz neuen Weg: Sie spielen Vivaldis „Vier Jahreszeiten“ in einer veränderten Fassung und wollen so die Klimakrise hörbar machen. Ein Algorithmus, der die Wetterdaten der Zeit Vivaldis mit heutigen Werten abgleicht, wurde auf die Originalpartitur übertragen. Die steigende globale Temperatur, Häufigkeit von Wetterextremen oder das Aussterben von Vogelarten nehmen Einfluss auf die ursprüngliche Komposition: Zum Beispiel verändert sich das harmonische Gefüge oder die instrumentalen Vogelstimmen verstummen.
    Simone Candotto hat die Partitur auf Basis des Wetterdaten-Algorithmus arrangiert, Alan Gilbert dirigiert. Das Konzert findet am 16. November in der Elbphilharmonie statt. Karten für das Konzert werden ab Dienstag, 12. November, 11 Uhr, über die Internetseiten forseasonsbydata.com und ndr.de/​eo verlost. Außerdem wird das Konzert live im Internet übertragen: ndr.de/​eo.
    Wahr. Schön. Gut: Julia Westlake und der Kulturaufreger der Woche
    Wer hat besonders aufgeregt? Was hat amüsiert? Und wo lauert die nächste Gefahr für Kunst, Kultur und Gesellschaft? Julia Westlake kommentiert den kulturellen Aufreger der Woche. Sie sucht das Wahre, Schöne, Gute und findet oft das Gegenteil. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 11.11.2019NDR
  • Folge 14
    Späte Aufarbeitung: Zwangsarbeiter bei „Bahlsen“
    Frauen in der Musikbranche: Initiative für mehr Gleichberechtigung
    Faszinierende Unterwelten: „NDR Kultur Sachbuchpreis“ für „Im Unterland“
    Eine Trans*frau als Oberstleutnant: Der Dokumentarfilm „Ich bin Anastasia“
    Ein einmaliger historischer Fund: Die „Prize Papers“ an der Universität Oldenburg
    Wahr. Schön. Gut: Julia Westlake und der Kulturaufreger der Woche. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 18.11.2019NDR
  • Folge 15
    Jeden dritten Tag ein Todesopfer: Gewalt gegen Frauen in Deutschland
    Jeden dritten Tag stirbt in diesem Land eine Frau, weil sie eine Frau ist. Getötet von ihrem Mann oder Expartner. Einen Mann zu verlassen oder abzuweisen, das kann für Frauen tödlich enden. 2017 haben laut Bundeskriminalamt 147 Männer ihre Partnerin oder Expartnerin getötet. In den Medien liest man dann von Familientragödien oder Eifersuchtsdramen. Begriffe, die nun kritisiert werden, da sie dem Opfer eine Art Mitschuld geben und die Tat relativieren. Zudem: Die Täter werden zumeist wegen Totschlags verurteilt, nicht wegen Mordes. Der Grund ist ein Urteil des Bundesgerichtshofs aus dem Jahr 2008. Darin heißt es, dass man Zweifel an dem Mordmerkmal der niederen Beweggründe haben müsse, wenn die Trennung von dem Opfer ausgeht.
    Denn schließlich beraube sich der Angeklagte dadurch dessen, was er eigentlich nicht verlieren will. Braucht es daher nicht den Straftatbestand Femizid in Deutschland? Also Morde an Mädchen und Frauen aufgrund ihres Geschlechts? Doch die Bundesregierung weigert sich, Femizide unter diesem Begriff zu fassen. Der 25. November ist der Internationale Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen. Das „Kulturjournal“ spricht aus diesem Anlass mit einer Frau, die Opfer von Gewalt geworden ist, sowie mit einer Juristin und einem Politiker über das Thema Femizid.
    Abriss statt Andacht: bedrohte Kirchen in Norddeutschland
    Verkaufen, umwidmen oder gar abreißen? Was tun mit Kirchen, die nicht mehr gebraucht werden? Die Zahl der Kirchenmitglieder geht zurück. Und deshalb fehlt Gemeinden Geld, um alle Gotteshäuser zu erhalten. Allein die Betriebskosten sind oft fünfstellig, viele Gebäude aus der Nachkriegszeit sind inzwischen renovierungsbedürftig. Im evangelischen Kirchenkreis Hamburg-Ost werden bei einem Drittel der Gotteshäuser keine Baumaßnahmen mehr gefördert. 48 maroden Kirchen droht damit die Schließung. Für eine denkmalgeschützte Kirche sucht man deshalb Käufer, in einer anderen hat man eine Kita eingebaut.
    In Hannover hat es die katholische Christophorus-Gemeinde besonders hart getroffen: ihre Kirche wurde entweiht und in diesem Jahr abgerissen. Die Reportage „Kirchen im Ausverkauf“ begleitet die Gemeinde beim Kampf um ihr Gotteshaus und Pastorin Ilsabe Stolt in Hamburg auf der Suche nach Lösungen für ausgediente Kirchen. Der Film von Antje Büll und Felix Meschede wird am 29. November im NDR Fernsehen gesendet.
    Eingeschlossen im Syrienkrieg: der Dokumentarfilm „Homs und ich“
    „Die Angst war immer da, egal wo ich war. Draußen oder zu Hause, egal ob ich gedreht oder nach Lebensmitteln gesucht habe“, sagt Sulaiman Tadmory. „In jeder Minute dachte ich: Jetzt kommt eine Rakete und ich werde sterben“. Der Regisseur ist 23 Jahre alt, als Assads Armee über Nacht die Altstadt von Homs in Syrien umstellt. Das Leben verändert sich radikal: kein Essen, keine Medikamente, ständige Gefahr. Mit seiner Kamera hält Sulaiman Tadmory all das fest, zeigt, wie er mit Freunden in seiner zerstörten Heimatstadt um das Überleben kämpft. Inzwischen konnte Tadmory nach Deutschland fliehen, er lebt in Hamburg, macht ein Volontariat beim NDR. Hier konnte er aus seinem Material einen persönlichen Dokumentarfilm schaffen: „Homs und ich“, der bereits auf einigen Filmfestivals großen Eindruck hinterließ, ist am 26. November im NDR Fernsehen zu sehen.
    Bewegte Familiengeschichte: das Romandebüt von Schauspieler Christian Berkel
    Christian Berkel gilt als einer der charismatischsten deutschen Schauspieler, international gerühmt und mehrfach ausgezeichnet. Für seinen ersten Roman hat er sich mit der Geschichte seiner eigenen Familie beschäftigt: In „Der Apfelbaum“ (Ullstein) erzählt er von drei Generationen, vor allem von der ungewöhnlichen Liebesgeschichte seiner Eltern: Seine Mutter Sala Nohl stammt aus einer intellektuellen jüdischen Familie, sein Vater Otto aus proletarischen Verhältnissen. Sie flieht nach Südamerika, er kommt in russische Kriegsgefangenschaft. Viele Jahre später gibt es ein unerwartetes Wiedersehen. In der „Kulturjournal“-Reihe „Der Norden liest“ präsentiert Christian Berkel seinen Roman am 30. November in Rendsburg. Bereits am 28. November lesen außerdem Jan Brandt und Kathrin Weßling in Freepsum. Weitere Informationen: ndr.de/​dernordenliest
    „Es gibt keinen Planet B“: Mike Berners-Lees Buch zum Klimawandel
    Am 29. November ist der „Global Day of Climate Action“, am 2. Dezember startet die UN-Klimakonferenz in Madrid. Klimawandel, Welternährung, Artensterben, in seinem neuen Buch „Es gibt keinen Planet B“ (Midas Verlag) analysiert der britische Wissenschaftler Mike Berners-Lee die großen Herausforderungen der Gegenwart und entwirft einen Überlebensplan für die Menschheit.
    Wahr. Schön. Gut: Julia Westlake und der Kulturaufreger der Woche
    Wer hat besonders aufgeregt? Was hat amüsiert? Und wo lauert die nächste Gefahr für Kunst, Kultur und Gesellschaft? Julia Westlake kommentiert den kulturellen Aufreger der Woche. Sie sucht das Wahre, Schöne, Gute und findet oft das Gegenteil. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 25.11.2019NDR
  • Folge 16
    Psychische Verletzungen in der Kita: das Sachbuch „Seelenprügel“
    Kinder werden eingeschüchtert, gedemütigt, zurückgewiesen, beleidigt, ausgegrenzt, lächerlich gemacht, isoliert und ignoriert. Und das alles in der Kita, dem Ort, an dem sie eigentlich unbeschwert spielen und Kind sein sollten. Das schreibt die Pädagogin und Psychologin Anke Elisabeth Ballmann in ihrem Buch „Seelenprügel. Was Kindern in Kitas wirklich passiert. Und was wir dagegen tun können“ (Kösel Verlag). Sie hat in den letzten zehn Jahren mehr als 500 Kinderkrippen und Kitas besucht im Rahmen ihrer Fortbildungs-, Beratungs- und Prüfungsstätigkeit und wurde dabei Zeugin psychischer Gewalt. Ausgeübt von den Erzieherinnen und Erziehern gegenüber den Kindern. Sie betont, dass die meisten Erzieherinnen und Erzieher sehr liebevoll mit den Kleinen umgehen, es aber zahllose Einzelpersonen gibt, die die Kinder psychisch misshandeln. Das „Kulturjournal“ spricht mit Anke Elisabeth Ballmann darüber, was in deutschen Kitas passiert.
    Mit Witz gegen den Schönheitswahn: Frauen wehren sich auf Instagram
    Auf Instagram werben Influencerinnen mit ihrem makellosen Aussehen für Proteinshakes und teure Hotels, verkörpern dabei ein überhöhtes Schönheitsideal. Die Australierin Celeste Barber entlarvt diese Scheinwelt, indem sie die inszenierten Bilder der Social-Media-Prominenz parodiert. Mit viel Witz und Selbstbewusstsein hält sie dem Schönheitswahn den Spiegel vor. Damit ist sie nicht allein: Unter #bodypositivity, #januhairy oder #celestechallengeaccepted zeigen NutzerInnen auf Instagram, wie die Welt ohne Filter und Make-up aussieht. Die Hamburger Influencerin Melodie Michelberger sprach mit dem „Kulturjournal“ über Selbstliebe und Selbstzweifel und erzählte, wie sie andere zu mehr Selbstakzeptanz ermutigen will. Für diesen „Kulturjournal“-Beitrag bekamen die Autoren Nils Altland und Lisa Hagen gerade den Juliane Bartel Medienpreis.
    Was macht einen Menschen zur Mutter? Ein Dokumentarfilm über verschiedene Familienmodelle
    Heutzutage kann ein Kind drei Mütter haben: eine Eizellenspenderin gibt einem Baby ihre Gene, das von einer Leihmutter ausgetragen und später von einer weiteren Frau oder einer Person, die eventuell männlich und schwul ist, aufgezogen wird. Das klassische Konzept der „natürlichen“ Mutterschaft kommt hier (und anderswo) an seine Grenzen. Für ihren Dokumentarfilm „(M)Other“ hat Regisseurin Antonia Hungerland ungewöhnliche Familien besucht. Sie interviewt Leihmütter, besucht eine polyamouröse Familie, in der adoptierte Kinder mit drei Männern aufwachsen, und hinterfragt das gängige Familienmodell. Was macht eine Mutter aus?
    Was macht den Norden so besonders? Ein Sachbuch über „Die Erfindung des Nordens“
    Rau, eiskalt und bedrohlich oder: klar, schön und „hygge“? Der Norden fasziniert seit Jahrhunderten, und das Bild von ihm und seinen Bewohnerinnen und Bewohnern hat sich im Wandel der Zeit oft geändert. Auch die Vorstellung davon, was zum Norden gehört, ist strittig: Ist Norden einfach das, was nicht Süden ist? Wo wäre dann die Grenze? Und an welchen Merkmalen erkennt man sie? Der Autor Bernd Brunner hat ein vielschichtiges Buch über „Die Erfindung des Nordens“ geschrieben. Dabei geht es ihm weniger um die historische und politische Entwicklung der nordischen Länder, sondern um Kultur und Mythen, vor allem um Zuschreibungen von außen.
    Wie wurden Wikinger, Kelten und Samen, Germanen und Skandinavier in den vergangenen Jahrhunderten dargestellt? Welches Bild hat man sich von ihnen gemacht? Anhand von zahlreichen Quellen wie Reiseberichten oder literarischen Texten hat Brunner eine originelle Kulturgeschichte verfasst. „Die Erfindung des Nordens“ (Galiani Berlin) ist das „NDR Buch des Monats“.
    Wie klingt Unsuk Chin? Ein Porträt der Composer in Residence beim NDR Elbphilhiharmonie Orchester
    „Diese Grenze zwischen Popmusik oder ernster Musik oder westlich, östlich usw., die gibt’s für mich nicht. Für mich Musik sind Klänge.“ Die Komponistin Unsuk Chin bewegt sich souverän zwischen verschiedenen Schulen und Traditionen. Sie lässt sich von europäischen Komponisten (wie Bartók oder Debussy) beeinflussen, aber auch von indonesischer Gamelanmusik oder elektronischen Klängen. Sie schreibt eine ganz eigene Musik, die emotional und intellektuell begeistern kann, voller Klangfarben und Virtuosität. Musik machen wollte Unsuk Chin schon als Kind. In ihrer Heimat Südkorea hat sie sich Klavier und Komposition selbst beigebracht, studierte dann in Seoul.
    1985 kam sie mit einem Stipendium nach Hamburg, wurde Schülerin von György Ligeti, lernte die europäische Avantgarde kennen. Heute ist sie eine vielfach ausgezeichnete Komponistin, deren Werke von Spitzenensembles weltweit gespielt werden. Ihre gefeierte Oper „Alice in Wonderland“ wurde an der Bayerischen Staatsoper uraufgeführt. In dieser Saison ist Unsuk Chin Composer in Residence beim NDR Elbphilharmonie Orchester, mit zahlreichen Werken in sieben unterschiedlichen Konzerten. Außerdem erhält sie am 28. November 2019 den Bach-Preis der Freien und Hansestadt Hamburg verliehen.
    Wahr. Schön. Gut: Julia Westlake und der Kulturaufreger der Woche
    Wer hat besonders aufgeregt? Was hat amüsiert? Und wo lauert die nächste Gefahr für Kunst, Kultur und Gesellschaft? Julia Westlake kommentiert den kulturellen Aufreger der Woche. Sie sucht das Wahre, Schöne, Gute und findet oft das Gegenteil. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 02.12.2019NDR
  • Folge 17
    Bauern gegen Verleger: Streit um Kinderbuch „Alles lecker!“
    Gute Bauern, böse Bauern. Im Kinderbuch „Alles lecker!“ geht es um Biobauern und schlechte Haltungsbedingungen in der Massentierhaltung. „Kein Tageslicht“ steht da neben einer Darstellung von Schweinen in Metallboxen. „Futter mit Wachstumsmitteln“ schrieb Autorin Alexandra Maxeiner und Illustratorin Anke Kuhl zeichnete die armen Schweine. Das Bilderbuch ist schon 2012 erschienen, aber jetzt wird der Klett Kinderbuch Verlag heftig angegriffen, nachdem eine Landwirtin sich auf Facebook gegen die Darstellung im Buch wehrte. Auch der Bauernverband Schleswig-Holstein protestierte. So viel Wirbel um ein Kinderbuch? Ja, da der Druck auf die Bauern steigt, liegen die Nerven blank.
    Bestseller im Kino: Caroline Link verfilmt „Als Hitler das rosa Kaninchen stahl“
    Generationen von Kindern und Jugendlichen haben das Buch „Als Hitler das rosa Kaninchen stahl“ gelesen und haben so das erste Mal von Abschied, Verlust von Heimat, familiären Zusammenhalt und dem Nationalsozialismus erfahren. Der Bestseller von Judith Kerr ist mittlerweile ein Klassiker, jetzt hat ihn die Oscar-Preisträgerin Caroline Link neu verfilmt, ganz ohne künstliche Dramatisierung. Vielmehr wird der schwere Stoff eher leicht und aus der Perspektive der Kinder erzählt. Eben deshalb spricht das „Kulturjournal“ nicht nur mit der Regisseurin Caroline Link, sondern auch mit der jungen Hauptdarstellerin Riva Krymalowski. (Filmstart: 25. Dezember 2019.)
    NDR Benefizaktion „Hand in Hand für Norddeutschland“: Kunsttherapie für Krebskranke
    Eine Krebsdiagnose verändert das Leben der Betroffenen oft von einem Tag auf den anderen: So viele Sorgen und Ängste, alles gerät aus den Fugen. Kunsttherapie kann dabei helfen, besser mit der Erkrankung und den Veränderungen zu leben, das Unsagbare auszudrücken. Kunsttherapeutin Kristine Strelow bietet in Kiel einen wöchentlichen Mal-Workshop an unter dem Titel „Lebenskunst“. Krebskranke können unter ihrer Anleitung gemeinsam malen, Gefühle durch Farben ausdrücken oder sich einfach mit anderen austauschen. Der Mal-Workshop ist eines von vielen Projekten der Krebsgesellschaften.
    Pro Jahr wird bei etwa 90.000 Menschen im Norden Krebs diagnostiziert. Diese Menschen und ihre Angehörigen zu unterstützen, ist eine der Hauptaufgaben der norddeutschen Krebsgesellschaften. Der NDR will mit seiner Benefizaktion „Hand in Hand für Norddeutschland“ diese wichtige Arbeit unterstützen und ruft in seinen Programmen zu Spenden auf. Die eingenommenen Spenden werden zu 100 Prozent für Projekte des Verbandes verwendet. Weitere Informationen: ndr.de/​handinhand.
    Der „Kulturjournal“-Jahresrückblick: was 2019 Menschen bewegte und begeisterte
    Und wieder nähert sich ein Jahr seinem Ende entgegen. Zeit, auch für das „Kulturjournal“, zurückzublicken. 38 Mal gab es 2019 die Sendung „Kulturjournal“, über 200 Beiträge sind produziert und gesendet worden. Doch was war das Buch, was der Film des Jahres? Welche Musik ist gehört und vorgestellt worden? Was waren die Jubiläen im Jahr 2019? Und wie hat der Klimawandel, sicherlich das Thema des Jahres, die Kultur geprägt, wie haben sich Kulturschaffende damit auseinandergesetzt? Das „Kulturjournal“ wirft einen Blick zurück auf das, was viele bewegt, begeistert und beeindruckt hat. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 09.12.2019NDR
  • Folge 18
    Leben mit humanoiden Robotern: der Dokumentarfilm „Hi, AI“
    Einer für die Pflege. Eine für den Service. Eine für die Liebe. Wo Menschen fehlen, sind humanoide Roboter Partner der Zukunft. Ein beeindruckender Dokumentarfilm über künstliche Intelligenz zeigt, wie die Roboter das Leben revolutionieren werden. Chuck zum Beispiel hat sich eine neue Roboter-Freundin gekauft. Sie ist nicht nur Sexpartnerin, sie ist auch sehr gebildet und kann Literatur zitieren. In Tokio bekommt Großmutter Sakurai von ihrem Enkel Pepper geschenkt, einen Roboter, damit sie weniger allein ist. Die preisgekrönte Dokumentation von Regisseurin Isa Willinger zeigt, was heute schon möglich ist und fragt, wie man künftig mit künstlicher Intelligenz leben will. „Hi, AI“ lief erfolgreich im Kino und ist als DVD und Video-on-demand erhältlich.
    Das Ende der Menschheit? Ein Buch über die Gefahren durch Artensterben und Bevölkerungswachstum
    Es ist eine düstere Zukunftsvision: Der Hamburger Wissenschaftler Matthias Glaubrecht schreibt in seinem neuen, umfangreichen Buch über „Das Ende der Evolution“ (C. Bertelsmann). Selbst wenn der drohende Klimawandel aufgehalten werden sollte, so gibt es zwei weitere fundamentale Bedrohungen für die Erde: das Artensterben und der unkontrollierte Bevölkerungswachstum. Wenn sie weitergehen wie bisher, wird ein Leben auf der Erde unmöglich. Matthias Glaubrecht ist Professor für Biodiversität und Gründungsdirektor des Hamburger Centrums für Naturkunde der Universität Hamburg. Im „Kulturjournal“ spricht er über die großen Bedrohungen der Zukunft und darüber, wie der Kollaps vielleicht doch noch verhindert werden kann.
    Die Stadt der Zukunft: ein Projekt für mehr Bürgerbeteiligung
    Wie die Stadt der Zukunft aussehen soll, entscheidet sich oft schon heute, wenn Stadtplaner und Architekten ihre neuen Entwürfe machen. Umso wichtiger, dass auch die Bürgerinnen und Bürger einen Einblick bekommen und in die Entscheidungen miteinbezogen werden. Dafür gibt es jetzt in Hamburg ein neues Projekt: Das CityScienceLab der HafenCity Universität Hamburg hat ein neues digitales Stadtmodell entworfen und mit Daten über Verkehrsbewegungen, Architektur oder Energieverbrauch gefüttert. Die Stadtentwicklung kann so errechnet und visualisiert werden: Wie würde die Stadt zum Beispiel aussehen, wenn es keine privaten Autos mehr gibt? Wie sieht der Energieverbrauch von Privathaushalten aus? Oder wie viele denkmalgeschützte Häuser gibt es? Die Bürgerinnen und Bürger können an dem digitalen Stadtmodell Ideen entwickeln oder auch Kritik an bestehenden Plänen formulieren.
    Tanz auf dem Vulkan? Die neuen Zwanzigerjahre
    Es brechen die 2020er-Jahre an, aber ob sie „golden“ werden wie die 1920er-Jahre? Auf jeden Fall faszinieren die sogenannten Roaring Twenties: Zwanzigerjahre-Partys und Serien wie „Babylon Berlin“ sind en vogue. „Berlin, Berlin“ heißt eine neue Show, die im Dezember 2019 im Berliner Admiralspalast Premiere hatte und ab Februar 2020 auf Kampnagel in Hamburg zu sehen sein wird. Da wird das Lebensgefühl von vor 100 Jahren gefeiert, die „goldenen Zwanziger“. Damals wie ein Tanz auf dem Vulkan, bevor die junge Demokratie dann in Weltwirtschaftskrise und Nazidiktatur abstürzte. Welche Parallelen zu damals gibt es jetzt, 100 Jahre später? Die Hamburger Historikerin Kirsten Heinsohn erklärt, was die Faszination dieser Zeit ausmacht und ob sich die Geschichte in Zyklen wiederholt.
    Zukunftsklänge: Roboter-Musiker und Computer-Kompositionen
    Der Gitarrist heißt Fingers, der Bassist Bones, der Schlagzeuger Stickboy. Compressorhead aus Berlin gibt Konzerte wie ganz normale Bands, aber die drei Musiker sind keine Menschen, sondern Roboter. Gut 40 Jahre nachdem Kraftwerk „Wir sind die Roboter“ gesungen haben, gibt es inzwischen tatsächlich ganz unterschiedliche Maschinen, die Musik spielen und auch komponieren, von Heavy Metal bis Klassik. So errechnet das selbstlernende Computerprogramm AIVA sinfonische Stücke für Orchester und Werke für Klavier. Werden menschliche Musiker also irgendwann überflüssig? Oder können sich Mensch und Maschine künstlerisch befruchten? Das „Kulturjournal“ diskutiert diese Fragen und stellt die Compressorhead und AIVA vor.
    So schön war die Zukunft: die spektakulären Prognosen der 1950er- und 1960er-Jahre
    Reisen zum Mars, die 25-Stunden-Woche oder die Abschaffung der Krankheiten: Alles schien möglich in den 1950er- und 1960er-Jahren. Die Zukunft stellte man sich in den schönsten Farben vor, auch wenn das Fernsehen teilweise noch in Schwarz-Weiß war. Menschliche Organe, so hoffte man, lässt man einfach nachwachsen. Und Unterwasserfarmen sollten ein Fünftel aller Lebensmittel produzieren. Umweltprobleme oder gar Klimawandel spielten noch keine Rolle. Nur die Angst vor dem Atomkrieg dämpfte den optimistischen Zukunftsglauben. Das „Kulturjournal“ blickt zurück: So schön sollte die Zukunft sein, die heute Gegenwart ist. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 06.01.2020NDR
  • Folge 19
    Wie schaffen wir das Glück? Das Buch eines dänischen Wissenschaftlers
    Die „Times“ beschreibt ihn als den glücklichsten Mann der Welt. Schließlich ist Glück sein Beruf. 2011 gründete Meik Wiking in Kopenhagen das erste Institut für Glücksforschung, berät weltweit Städte, Regierungen und Organisationen. Doch wie schafft man überhaupt glückliche Erinnerungen? Damit beschäftigt sich der glückliche Däne in seinem neuesten Buch: „Die Kunst der guten Erinnerung und wie sie uns dauerhaft glücklicher macht“ (Lübbe). Er zeigt darin, wie wichtig es ist, alle seine Sinne zu nutzen, warum es wichtig ist, sich seinen Ängsten zu stellen und Dinge zu machen, die man noch nie gemacht hat. Das „Kulturjournal“ hat Meik Wiking getroffen und sich erklären lassen, wie man sich im gerade angefangenen Jahr ganz viele glückliche Erinnerungen schaffen kann.
    Wie Udo zu Udo wurde: der Kinofilm „Lindenberg! Mach Dein Ding“
    Er ist der Typ, der sein Ding macht, für den alles klar war auf der „Andrea Doria“, der ein Mädchen aus Ostberlin liebte. Udo Lindenberg, der Mann mit Sonnenbrille und Hut, den quasi jeder kennt. Doch wie wurde aus Udo Udo? Das erzählt jetzt der Kinofilm „Lindenberg! Mach Dein Ding“ (Kinostart 16. Januar). Er zeigt den kleinen Udo in seiner Heimatstadt Gronau. Udo trommelnd, Udo mit seinem trinkenden Vater, der der Meinung ist, dass alle Lindenbergs nur eines werden können: Klempner. Er zeigt, wie lang der Weg war, vom unbekannten Udo Lindenberg zu dem zu werden, der im Hotel Atlantic residiert. Das „Kulturjournal“ hat Udo Lindenberg und die Regisseurin Hermine Huntgeburth getroffen und mit ihnen über den Film und das Werden des Udo Lindenberg gesprochen.
    Werbung aus dem Kinderzimmer: jugendliche Influencer im Netz
    Er ist sieben Jahre alt. Sein Verdienst 2018: 22 Millionen US-Dollar. Was der amerikanische Ryan dafür macht: Werbung aus dem Kinderzimmer. Kinder und Jugendliche als Trendsetter, die auf YouTube, TikTok oder Instagram aus ihrem Leben und dabei auch über Produkte berichten. Heißbegehrt von der Werbebranche. Der jährliche Werbeumsatz im Bereich Social Media umfasst dreistellige Millionensummen. Man geht davon aus, dass in diesem Jahr die Summe von einer Milliarde Euro erreicht wird. Ein gigantischer Markt. Und mittendrin Kinder und Jugendliche. Nur: Ist das gut für sie? Das „Kulturjournal“ trifft eine Influencerin und einen Medienpädagogen im Rahmen eines NDR Schwerpunkts zum Thema junge Influencer (ndr.de/​kultur).
    Allein gegen die Milchmafia: der Kinofilm „The County“
    Inga und ihr Mann haben drei Jahre keinen Urlaub mehr gemacht, sie schuften beinahe rund um die Uhr.Und wenn sie abends todmüde ins Bett fallen, liegen sie trotzdem häufig noch wach und finden keinen Schlaf. Denn ihr Hof ist hoch verschuldet. Ein Ausweg aus der Not ist nicht in Sicht. In der isländischen Provinz haben sie eine kleine Milchfarm. Nach dem plötzlichen Tod ihres Mannes will Inga ihrer beruflichen Misere ein Ende setzen. Die Schuldigen für die Probleme hat sie längst ausgemacht: die lokale Kooperative, die ihre Monopolstellung gnadenlos ausnutzt und die Bauern mit mafiösen Methoden drangsaliert.
    Doch Inga gibt nicht klein bei. Über soziale Medien, mit mutigen Mitstreitenden und sogar stinkender Gülle legt sie sich mit der alles beherrschenden, scheinbar übermächtigen Kooperative an. Trotz heftigem Widerstand steht Inga ihre Frau im Kampf David gegen Goliath. Vor der malerischen Kulisse Islands beweist der Kinofilm „Milchkrieg in Dalsmynni“ (Regie: Grímur Hákonarson), dass es manchmal nur einer Person bedarf, um Änderungen zu bewirken.
    Alte Technik, neu entdeckt: die Lochkamera-Fotos von Volkmar Herre
    Er fotografiert, seit er zehn Jahre alt ist. Später hat er dann Fotografie studiert und davon gelebt. Jetzt arbeitet er mit einer ganz alten Technik: einer simplen Lochkamera. Volkmar Herres Bilder entstehen mit der Camera obscura. Das Besondere dabei ist die oft lange Belichtungszeit, die seine Fotos geheimnisvoll, fast mystisch machen. Herre fotografiert vornehmlich die Natur des Nordens: Himmel und Meer, das Kreidegebirge auf Rügen, Bäume. Das Vertraute zeigt sich dabei auf den Bildern mehrdeutig und geheimnisvoll. Volkmar Herre selbst spricht von „spiritueller Fotografie“, es geht ihm vor allem um das Einfangen und Sichtbarmachen von Zeit. Das „Kulturjournal“ besucht den Fotografen in Stralsund und ist mit dabei, als er auf der Feldberger Seenplatte mit der Lochkamera unterwegs ist.
    Wahr. Schön. Gut: Julia Westlake und der Kulturaufreger der Woche
    Julia Westlake kämpft sich durch die High- und Lowlights der Kulturwoche. Wer hat besonders aufgeregt? Was hat amüsiert? Und wo lauert die nächste Gefahr für Kunst, Kultur und Gesellschaft? Mini-Verrisse über skurrile Abgründe der menschlichen Schaffenskraft: Julia Westlake sucht das Wahre, Schöne, Gute und findet oft das Gegenteil. Viel Spaß! (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 13.01.2020NDR

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