2019/2020, Folge 20–37

  • Folge 20
    „Das geheime Leben der Bäume“: Peter Wohllebens Bestseller als Kinofilm
    Er ist Deutschlands bekanntester Förster: der „Baumflüsterer“ Peter Wohlleben. Jeder, der seine Bücher liest, sieht den Wald anschließend mit anderen Augen. Mit ihm kann man entdecken, dass der Wald voller Überraschungen ist und auch Bäume ein Seelenleben haben. „In einer Handvoll Walderde stecken mehr Lebewesen, als es Menschen auf der Erde gibt“, sagt der passionierte Naturschützer. Zusammenhänge und Lebensformen in der Natur kann er spannend, anschaulich und vor allem unakademisch erklären. Jetzt ist sein Bestseller „Das geheime Leben der Bäume“ verfilmt worden (Drehbuch und Regie: Jörg Adolph), mit faszinierenden Bildern (Kamera: Jan Haft), die einem den Kosmos Wald so nahebringen wie noch nie. Kinostart ist am 23. Januar. Das „Kulturjournal“ hat Peter Wohlleben getroffen.
    Schöne neue Arbeitswelt: der Dokumentarfilm „Der marktgerechte Mensch“
    Ein fester Job, ein geregeltes Einkommen und eine entsprechende Sozialversicherung. In der neuen Arbeitswelt ist das keine Selbstverständlichkeit mehr. In den vergangenen Jahren ist die Zahl der Menschen, die beruflich abgesichert sind, zurückgegangen. Bei einer großen Modekette beispielsweise bekommen Angestellte sogenannte Flexi-Verträge: Sie erfahren erst kurzfristig, wie viele Stunden sie arbeiten müssen und wie viel sie verdienen. Oft zu wenig. Bei Lieferketten vergibt ein Algorithmus die Aufträge, wer langsamer ist, hat das Nachsehen und bekommt somit weniger Geld. Und in der sogenannten Gig Economy bieten Freiberufler ihre Leistungen im Netz an, auf weltweiten Plattformen, der Billigste bekommt den Auftrag.
    Der Dokumentarfilm „Der marktgerechte Mensch“ erzählt von der schönen neuen Arbeitswelt, in der die Menschen selbst zur reinen Ressource werden, die möglichst viel Profit abwerfen soll. Die Hamburger Filmemacher Leslie Franke und Herdolor Lorenz haben bereits kritische Dokumentationen über das Gesundheitssystem oder über die Bankenrettung während der Griechenlandkrise gedreht. Ihr neuer Film, der unter anderem von Gewerkschaften und NGOs (Nichtregierungsorganisationen) mitfinanziert wurde, läuft seit dem 16. Januar im Kino.
    Angriff auf die Erinnerungskultur: Rechte und KZ-Gedenkstätten
    Es sind bewusste Provokationen von rechter Seite: Besucherinnen und Besucher von KZ-Gedenkstätten tragen antisemitische T-Shirts, sie zweifeln NS-Verbrechen an oder posten Selfies mit rechtsradikalen Symbolen. In Bergen-Belsen und Moringen in Niedersachsen ist es in den vergangenen Monaten zu solchen Zwischenfällen gekommen. Bundesweit melden Gedenkstätten ähnliche Angriffe, bis hin zu Hakenkreuzschmierereien. Es ist eine erschreckende Entwicklung: 75 Jahre nach Kriegsende hat nicht nur der Antisemitismus in Deutschland zugenommen, sondern Rechte verhöhnen auf diese Weise die Opfer des Holocausts.
    Wie gehen die Mitarbeitenden in den Gedenkstätten mit solchen Provokationen um? Wie kann man sie verhindern? Und wie symptomatisch sind sie für ein verändertes gesellschaftliches Klima? Das „Kulturjournal“ fragt nach in Bergen-Belsen und Buchenwald. Anlässlich des Internationalen Holocaust-Gedenktages am 27. Januar beschäftigen sich die Kulturredaktionen im NDR in einem Schwerpunkt mit der Gedenkkultur im Norden.
    Serienmord in Mecklenburg-Vorpommern: der Krimi „Die Toten von Marnow“
    Ein Mordserie in Mecklenburg-Vorpommern. Steckt ein Täter dahinter oder mehrere? Was verbindet die Opfer? Und was ist das Motiv? Die Ermittler Lona Mendt und Frank Elling stehen vor vielen Rätseln. Und bald geraten sie selbst ins Visier des LKA. „Die Toten von Marnow“ ist ein spannender Krimi, der auf einem wahren Hintergrund beruht, einer deutsch-deutschen Geschichte, in die ranghohe Politiker und Pharmakonzerne verwickelt sind. Buchautor Holger Karsten Schmidt ist einer der erfolgreichsten Drehbuchautoren Deutschlands, er hat unter anderem das Skript für den ARD-Zweiteiler „Gladbeck“ geschrieben. Sein Roman „Die Toten von Marnow“ ist das „NDR Buch des Monats“ und wurde bereits für den NDR verfilmt. Der Vierteiler „Die Toten von Marnow“ mit den Darstellern Petra Schmidt-Schaller, Sascha Alexander Geršak, Jörg Schüttauf und anderen soll voraussichtlich 2021 in Das Erste ausgestrahlt werden. Regie führt Andreas Herzog.
    Deutsch-namibisches Theaterprojekt: „Hereroland“ in Hamburg
    Ein gemeinsames Theaterstück von Namibiern und Deutschen über den Völkermord an den Herero im damaligen Deutsch-Südwestafrika. David Ndjavera, mehrfach ausgezeichnet als bester Regisseur Namibias und selbst Herero-Nachfahre, hat mit Gernot Grünewald, Vertreter des modernen Dokumentartheaters, ein interaktives Stück entwickelt, bei dem das Publikum parallel Performances, Ausstellungen und Theaterszenen erleben kann. Schauspielerinnen und Schauspieler aus Namibia und vom Thalia Theater Hamburg nähern sich gemeinsam diesem dunklen Kapitel der Vergangenheit ihrer Länder. Der Kriegsherr Lothar von Trotha ließ von 1904 bis 1908 mehr als 40.000 Herero sterben. Die Folgen des Genozids sind bis heute in Namibia spürbar. Uraufführung von „Hereroland“ ist am 19. Januar 2020 im Thalia Theater Hamburg.
    Wahr. Schön. Gut: Julia Westlake und der Kulturaufreger der Woche
    Wer hat besonders aufgeregt? Was hat amüsiert? Und wo lauert die nächste Gefahr für Kunst, Kultur und Gesellschaft? Julia Westlake kommentiert den kulturellen Aufreger der Woche. Sie sucht das Wahre, Schöne, Gute und findet oft das Gegenteil. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 20.01.2020NDR
  • Folge 21
    Gnadenhof statt Schlachthof: der Dokumentarfilm „Butenland“
    Wenn ein Tier für den Menschen nicht mehr nützlich ist, dann wird es oft entsorgt und getötet. Der Schlachthof ist für die meisten Nutztiere die letzte Station. Doch es geht auch ganz anders. Der Landwirt Jan Gerdes und die Tierschutz-Aktivistin Karin Mück haben „Hof Butenland“ gegründet, ein „Kuh-Altersheim“. Auf dem ehemaligen Landwirtsbetrieb in Butjadingen (Landkreis Wesermarsch) leben kranke und alte Kühe gemeinsam mit anderen Tieren, wie Pferden, Enten oder Hunden. Regisseur Marc Pierschel hat den Hof über einen Zeitraum von mehr als zwei Jahren mit der Kamera begleitet. Sein Film „Butenland“ erzählt die Geschichte von dem ehemaligen Landwirt und der Tierschutz-Aktivistin, und er zeigt das ungewöhnliche Zusammenleben von Tier und Mensch, in dem Gewinnmaximierung und Nutzen keine Rolle spielen. Die Premiere von „Butenland“ ist am 29. Januar in Hamburg, am 6. Februar kommt der Film regulär in die Kinos.
    Von der Mitte an den Rand der Gesellschaft: Wohnungslosigkeit in Deutschland
    Noch gibt es in Deutschland keine Zeltstädte wie etwa in Los Angeles, in denen Wohnungslose leben und schlafen und sich jeden Morgen für ihren Job fertig machen. Denn auch wenn diese Menschen arbeiten, können sie sich keine Wohnung leisten. Doch die Gefahr, dass es in Deutschland auch bald solche Zelte geben wird, wächst. Auch bei uns steigen die Mieten, muss immer mehr vom Einkommen für Wohnungen aufgewendet werden, sind selbst Angehörige der Mittelschicht von Wohnungslosigkeit bedroht. Und wie viele das tatsächlich betrifft, weiß keiner so richtig.
    Denn es gibt keine bundesweite Statistik. Das soll sich zwar ändern, aber verlässliche Zahlen gibt es erst 2022. Zu spät, sagt die renommierte Soziologin Jutta Allmendinger, denn es sei dringend geboten, über Wohnungslosigkeit zu forschen – auch, um die richtigen politischen Antworten auf das Problem zu finden. Das Kulturjournal spricht mit ihr über Wohnungsnot und Obdachlosigkeit – und trifft zwei Betroffene, die wohnungslos und in einer Sammelunterkunft untergekommen sind.
    Beitrag zum Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust am 27. Januar
    „Es darf nie wieder geschehen!“ Margot Friedländer, 98 Jahre alt, hat eine Mission: Sie, die Bruder und Eltern in Auschwitz verlor und selbst Theresienstadt nur durch Zufall überlebte, liest in Schulen und berichtet über das Menschheitsverbrechen Holocaust. Die Vergangenheit hinterlässt ihre Spuren, sie bestimmt auch das Leben der Nachfahren, sagt Andrea von Treuenfeld. Die Journalistin hat für ihr Buch „Leben mit Auschwitz“ (Gütersloher Verlagshaus) Enkel von Holocaust-Opfern interviewt, darunter Alexander Nachama, Rabbiner und Enkel des legendären Kantors Estrongo Nachama. Anlässlich des internationalen Holocaust-Gedenktages am 27. Januar beschäftigen sich die Kulturredaktionen im NDR in einem Schwerpunkt mit der Gedenkkultur im Norden.
    Pop aus Hannover: die Newcomer-Band Jeremias
    Sie sind zwischen 19 und 21 Jahre alt, haben gerade erst die Schule beendet, kommen aus Hannover und machen Disco-Funk vom Feinsten, die vier Jungs der Band „Jeremias“. Im Herbst letzten Jahres haben sie ihre erste Platte eingespielt und 2020 geht es nun auf große Deutschlandtour quer durch die Clubs. Doch wie kommt man eigentlich mit Anfang 20 darauf, gerade Disco-Funk zu machen – und dann auch noch deutschsprachig? Das Kulturjournal stellt die Band vor und hat sie bei den Proben begleitet.
    Schnappschuss mit Tierkostüm: Der wundersame Bildband „Eisbären“
    Es sind merkwürdige Fotos, die der Hamburger Sammler Jochen Raiß zusammengetragen hat. Sie zeigen Menschen gemeinsam mit Eisbären im Park oder am Strand, oder auch Eisbären, die fröhlich mit kleinen Kindern posieren. Die skurrilen Schwarz-Weiß-Aufnahmen stammen aus den 20er- bis 50er-Jahren und zeigen keine echten Tiere, sondern Menschen in Eisbär-Kostümen, die damit vermutlich etwas Geld verdienten. Eine Auswahl hat Jochen Raiß in dem Bildband „Eisbären“ (Hatje Cantz) veröffentlicht. Solche Aufnahmen waren damals offensichtlich besonders beliebt. Heute können wir echte Eisbären tausendfach im Netz anschauen, während wir gleichzeitig dafür sorgen, dass das Tier selbst bedroht ist.
    Wahr. Schön. Gut: Julia Westlake und der Kulturaufreger der Woche
    Wer hat uns besonders aufgeregt? Was hat uns amüsiert? Und wo lauert die nächste Gefahr für Kunst, Kultur und Gesellschaft? Julia Westlake kommentiert den kulturellen Aufreger der Woche. Sie sucht das Wahre, Schöne, Gute und findet oft das Gegenteil. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 27.01.2020NDR
  • Folge 22
    „Versuchskaninchen Heimkind“: Spurensuche in Wunstorf
    Es ist ein Skandal, der lange verschwiegen wurde: Seit Beginn der Bundesrepublik bis in die 1970er-Jahre wurden Kinder und Jugendliche in Heimen und Psychiatrien Opfer von Ärzten und Pharmakonzernen. Sie wurden mit Medikamenten ruhiggestellt, für medizinische Versuchsreihen missbraucht sowie schmerzhaften und schon damals umstrittenen Diagnoseverfahren unterzogen. Bis heute leiden viele von ihnen unter den Folgen. Das zeigt jetzt eine erschütternde Dokumentation in Das Erste: „Versuchskaninchen Heimkind“ (3. Februar um 23:30 Uhr). Das „Kulturjournal“ erzählt vorab die Geschichte von einer Betroffenen aus Niedersachsen: Ihr wurde in der Kinder- und Jugendpsychiatrie Wunstorf in Niedersachsen Unrecht angetan.
    Kampf den Geschlechterklischees im Buchhandel: Jugendliche protestieren
    Karl May für die Jungen, Nesthäkchen für die Mädchen: Das war einmal? Von wegen! Noch immer werden in deutschen Buchhandlungen Kinderbücher geschlechterspezifisch sortiert und angeboten, von der Gestaltung der Buchcover ganz abgesehen: rosa und Glitzer für die Mädchen, blau und wilde Kerle für die Jungen. Dagegen machen jetzt Kinder und Jugendliche mobil in einer Kampagne in den sozialen Medien: @young÷bookstagram. Sie protestieren gegen die unterschiedlichen Bücherregale und haben einen offenen Brief geschrieben. Das „Kulturjournal“ trifft eine der jungen Initiatorinnen und diskutiert Geschlechterklischees im Buchhandel.
    Große Kunst in Hamburg: David Hockney im Bucerius Kunst Forum
    Diese unbändige Neugier! David Hockney, 82, einer der bedeutendsten Gegenwartskünstler Großbritanniens, ist immer auf der Suche nach neuen Ausdrucksmöglichkeiten. Von Ölgemälden, Zeichnungen über Grafiken oder Fotografien, die große retrospektiv angelegte Schau im Bucerius Kunst Forum in Hamburg zeigt immer neue Aspekte von Hockneys Schaffen. Diese Lebenslust in seinem Werk! In den 1960er-Jahren war die Abstraktion in der Malerei allgegenwärtig, doch Hockney distanzierte sich davon, hat seinen eigenen Weg gefunden. Ob in eindringlichen Porträts, Swimming Pools, Landschaften oder intimen Aktbildern: Hockneys Bilder lassen die Betrachter staunen! (Ausstellung im Bucerius Kunst Forum bis 10. Mai 2020).
    Wenn Jugendliche sich in Waschbären verwandeln: der neue Roman von Thomas Brussig
    Zwei Waschbären, eine Autowaschanlage und Popstar Ed Sheeran: Sie spielen die Hauptrollen in dem Roman „Die Verwandelten“ von Thomas Brussig. Mitten in Mecklenburg träumen zwei Jugendliche davon, mit selbst gedrehten YouTube-Videos berühmt zu werden. Dann passiert Unglaubliches: Durch eine Anleitung im Internet verwandeln sie sich in Waschbären! Die Eltern sind geschockt, wittern dann aber das große Geschäft mit den Hybridwesen. Ebenso Rechtsanwälte und Fernsehleute. Alle wollen die Weltsensation aus Mecklenburg vermarkten, bis plötzlich Ed Sheeran auftaucht und die Waschbär-Show durcheinanderbringt. Schriftsteller Thomas Brussig, bekannt geworden durch seine Bücher „Helden wie wir“ und „Am kürzeren Ende der Sonnenallee“, hat eine groteske Gesellschafts- und Mediensatire geschrieben. Und gleichzeitig einen Roman über die Frage, was wichtig ist im Leben. „Die Verwandelten“ (Wallstein Verlag) erscheint am 5. Februar und ist das „NDR Buch des Monats“.
    Klassik improvisiert: Martin Kohlstedt in Hannover
    Da treffen zwei musikalische Welten zusammen: Ein Chor, der sonst Bach und andere Klassiker singt, und ein Musiker, der Klavier, Elektronik und Beats miteinander verbindet. Martin Kohlstedt hat schon zahlreiche Soloprojekte und Filmmusiken veröffentlicht. Für sein aktuelles Projekt „Ströme“, das auch auf CD erschienen ist, hat er mit dem GewandhausChor Leipzig unter der Leitung von Gregor Meyer zusammengearbeitet. Der Chor muss hier ohne feste Partitur auskommen; auskomponierte Elemente und Improvisationen verbinden sich zu einem Gesamtwerk. Klassik? Pop? Minimalismus? Die Musik passt nicht in die gängigen Kategorien. Jedes Konzert ist von Neuem ein Abenteuer. Am 8. Februar treten Martin Kohlstedt und der GewandhausChor im Kuppelsaal Hannover auf.
    Wahr. Schön. Gut: Julia Westlake und der Kulturaufreger der Woche
    Wer hat besonders aufgeregt? Was hat amüsiert? Und wo lauert die nächste Gefahr für Kunst, Kultur und Gesellschaft? Julia Westlake kommentiert den kulturellen Aufreger der Woche. Sie sucht das Wahre, Schöne, Gute und findet oft das Gegenteil. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 03.02.2020NDR
  • Folge 23
    Ein Virus und die Angst: Panik vor Corona
    Corona hat eine Pandemie und eine „Infodemie“ ausgelöst, so die WHO. Letzteres bezieht sich auf die Hysterie, auf Falschmeldungen und Rassismus im Zusammenhang mit dem Virus und seinen möglichen Überträgern. Leute wechseln den Platz in der Straßenbahn, wenn sich ein asiatisch aussehender Fahrgast daneben platziert, asiatische Geschäfte und Restaurants, die eben noch gut besucht waren, werden gemieden, sind menschenleer. Atemschutzmasken sind längst ausverkauft, Gerüchte über absurde Verbreitungswege des Virus kursieren und verbreiten Angst und Schrecken. Was passiert da gerade um uns herum? Das „Kulturjournal“ befragt dazu den Göttinger Psychologen und Gründer der Deutschen Gesellschaft für Angstforschung, Borwin Bandelow.
    Gegen das Schubladendenken: Kübra Gümüsay und ihr Buch „Sprache und Sein“
    Achtung, Schubladen: Kübra Gümüsay ist gläubige Muslima, Feministin, Mutter, Bloggerin, Aktivistin, Journalistin. Aber vor allem ist sie ein ganz einzigartiger Mensch. Immer wieder hört sie: Kopftuchträgerin. Aber was heißt das schon? Stereotypen, sagt Gümüsay, machen unsere Welt und unsere Wahrnehmung klein und eng. Und das hat Auswirkungen auf uns, auf die Gesellschaft. Schon lange setzt sie sich für Gleichberechtigung ein, für eine andere Art des miteinander und übereinander Sprechens. In ihrem ersten Buch „Sprache und Sein“ (Hanser Berlin) zeigt sie, wie Menschen als Individuen unsichtbar werden, wenn sie immer nur als Teil einer Gruppe gesehen werden und sich nur als solche äußern dürfen. Doch wie können Menschen wirklich als Menschen sprechen? Wie können alle Menschen in einer Zeit der immer härteren, hasserfüllten Diskurse anders miteinander kommunizieren?
    Nachhaltige Architektur: wie in der Baubranche umgedacht wird
    Nach wie vor wird in Deutschland viel gebaut. Doch es wird nicht nachhaltig gebaut: Die meisten Baumaterialien werden verklebt, chemisch behandelt oder mit Verbundstoffen versetzt. Beim Abriss werden diese Materialien dann zu Sondermüll. Tatsächlich sind mehr als die Hälfte der Müllberge in Deutschland Baumüll. Dabei entstehen gerade beim Abriss auch neue Baustoffe, Recyclingbeton zum Beispiel. Zwar muss Beton erst geschreddert werden, aber dann kann man ihn wiederverwenden. Oder man baut gleich mit recycelbarem Material wie Holz. In Hamburg entsteht derzeit sogar ein Hochhaus aus Holz, 18 Stockwerke hoch, kein Putz, keine Fassadenplatten, keine Farbe. Das „Kulturjournal“ macht sich auf die Suche nach recycelbaren Materialen für eine nachhaltige Architektur.
    Gefeiert, geschmäht, wiederentdeckt: DDR-Kunst am Bau in Neubrandenburg
    Fast 30 Jahre lang war es mit weißer Tapete überklebt, das monumentale Wandbild von Wolfram Schubert mit dem sinnfälligen Titel „Kampf und Sieg der Arbeiterklasse“ im Rathaus von Neubrandenburg. Jetzt wird es wieder freigelegt und restauriert. Während direkt nach der Wende diese Kunst nicht mehr gewollt war, beginnt nun im Umgang mit DDR-Kunst eine neue Etappe. Und das nicht nur in Neubrandenburg. Die fast vergessene Kunst am Bau der DDR gilt plötzlich als schick. Das „Kulturjournal“ erklärt, warum und wie es zu dieser Entwicklung kommt.
    Demokratiebus in Mecklenburg-Vorpommern: Wie Schüler*innen Politik lernen
    Mal gilt die Jugend als unpolitisch, dann erregen sie mit der Fridays-For-Future-Bewegung wieder die Gemüter. Sicher ist: Viele Jugendliche fühlen sich von der Politik nicht verstanden. Oder verstehen sie vielleicht die politischen Prozesse nicht? Wie kompliziert Demokratie sein kann, das sollte ja eigentlich die Schule beibringen, aber mit nur einer Stunde Sozialkundeunterricht in der Woche ist das schwierig. In Mecklenburg-Vorpommern soll das Projekt „Demokratie auf Achse“ das deutsche politische System verständlich machen. Das „Kulturjournal“ war dabei, als der sogenannte Demokratiebus die Schüler*innen besuchte und mit ihnen Demokratie hautnah erprobte.
    Wahr. Schön Gut: Julia Westlake und der Kulturaufreger der Woche
    Wer hat besonders aufgeregt? Was hat amüsiert? Und wo lauert die nächste Gefahr für Kunst, Kultur und Gesellschaft? Julia Westlake kommentiert den kulturellen Aufreger der Woche. Sie sucht das Wahre, Schöne, Gute und findet oft das Gegenteil. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 10.02.2020NDR
  • Folge 24
    Wie Frauen die bundesdeutsche Politik eroberten: das Buch „In der Männer-Republik“
    Lange war Deutschland eine Männer-Republik. Frauen, die in der Politik mitentscheiden wollten, waren nicht nur unerwünscht; sie wurden regelrecht gedemütigt und bekämpft. Erst 1961 berief Konrad Adenauer mit Elisabeth Schwarzhaupt die erste Ministerin in sein Kabinett. Und auch dazu mussten ihn die CDU-Frauen mit einem Sitzstreik zwingen. Selbst 1983, beim Einzug von Bündnis90/​Die Grünen in den Bundestag, waren nur zehn Prozent der Abgeordneten weiblich. Torsten Körner erzählt in seinem Buch „In der Männer-Republik. Wie Frauen die Politik eroberten“ (Kiepenheuer & Witsch), wie mutige und starke Frauen sich gegen alle Widerstände in der Männerdomäne Bundestag durchsetzten. Es sind sehr persönliche Geschichten. Sie handeln von Erfolg und Niederlage, Triumph und Verzicht, vor allem aber vom Kampf um politische Gleichberechtigung, der bis heute anhält.
    Ein Klassiker und doch aktuell? Das Musical „Cabaret“ in Hamburg
    Es ist eines der besten Musicals der Welt und eines der politischsten: „Cabaret“. Darin wird rund um einen Berliner Nachtclub erzählt, wie sich Deutschland am Ende der Weimarer Republik verändert. Im Kit Kat Club weht noch der freie Geist der 1920er-Jahre, aber rundherum kommen die Nazis näher. Nationalismus und Antisemitismus greifen um sich, bis hin zur Gewalt gegen Juden. „Cabaret“ verbindet gekonnt die Geschichte der Hauptfigur Sally Bowles mit dem gesellschaftlichen Wandel und wurde dafür zu Recht gefeiert: Die Verfilmung mit Liza Minnelli erhielt acht Oscars, Songs wie „Willkommen“ oder „Life Is A Cabaret“ sind Klassiker geworden.
    Jetzt, zu Beginn der (neuen) 2020er-Jahre, wird das Musical in Hamburg wieder aufgeführt. Regisseur Ulrich Waller bringt das Stück am Hansa-Theater heraus, unter anderem mit Tim Fischer als Conférencier, Anneke Schwabe als Sally Bowles und Angela Winkler (15. Februar bis 26. April). Wie aktuell sind die Themen des Musicals? Und wie viel haben die 1920er-Jahre mit den Menschen und der Gesellschaft von heute zu tun? Das „Kulturjournal“ besucht die Premiere.
    Therapie durch Musik: Soulwriting für junge Menschen
    Sie haben ganz unterschiedliche Gründe, mitzumachen: zum Beispiel Trauer, Suchtprobleme oder Ängste. Beim Soulwriting finden sie einen geschützten Raum, hier können sie ihre Gefühle formulieren und daraus Songs machen. Beim Soulwriting ist die Musik der Schlüssel, an Gefühle heranzukommen, die sonst im Verborgenen bleiben. Die Teilnehmenden schreiben eigene Texte, tauschen sich darüber aus und musizieren am Ende gemeinsam. Die Hamburger Musikerin Anke Schaubrenner hat das Konzept ursprünglich für ein Kinderkrankenhaus entwickelt, inzwischen bietet sie regelmäßig Workshops für Jugendliche und junge Erwachsene an. Musik als Katalysator, das „Kulturjournal“ durfte dabei sein.
    Schwarz statt Weiß, Frau statt Mann: die neue Ausstellung im Kunstverein Hannover
    Gibt es so etwas wie eine „Schwarze Kultur“, auch wenn sie global und polyphon ist? Und wie sieht diese Kunst aus? Welche Rolle spielt das Geschlecht bei der Kunstproduktion? Und warum sind diese Fragen überhaupt noch relevant? Im Kunstverein Hannover geben jetzt vier junge Künstlerinnen eine Antwort auf genau diese Fragen. Sie reflektieren in ihren Arbeiten Geschlecht, Hautfarbe, Herkunft und die gesellschaftliche Wahrnehmung der Black Community: „Beyond the Black Atlantic“ (15. Februar bis 26. April 2020). Das „Kulturjournal“ trifft zwei der eingeladenen Künstlerinnen und diskutiert mit.
    Wie macht man Schlaflosigkeit zu Musik? Agnes Obels neues Album
    Ihr neues Album hat Agnes Obel in der Nacht aufgenommen, in Isolation, ein Soloprojekt. Die dänische Sängerin litt unter Schlaflosigkeit, hat dazu recherchiert und herausgefunden, dass Schlaflosigkeit mit der Angst vor dem Tod zusammenhängen kann. In ihrem neuen Song „Broken Sleep“ hat Agnes Obel daraus Musik gemacht, zart, zerbrechlich, wunderschön. Für das „Kulturjournal“ hat sie ein intimes Spontankonzert in einem Klaviergeschäft in Berlin gegeben und zu ihrer Schlaflosigkeit und ihren Träumen improvisiert. Ihr neues Album „Myopia“ erscheint am 21. Februar, danach geht sie damit auf Tour (in Deutschland unter anderem am 2. März in Hamburg, am 16. März in Berlin, am 17. März in München).
    Wahr. Schön Gut: Julia Westlake und der Kulturaufreger der Woche
    Wer hat besonders aufgeregt? Was hat amüsiert? Und wo lauert die nächste Gefahr für Kunst, Kultur und Gesellschaft? Julia Westlake kommentiert den kulturellen Aufreger der Woche. Sie sucht das Wahre, Schöne, Gute und findet oft das Gegenteil. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 17.02.2020NDR
  • Folge 25
    40 Tage lang ohne: Passend zur Fastenzeit verzichten auch viele Menschen in Norddeutschland zum Beispiel auf Alkohol, Süßigkeiten, aufs Smartphone oder Auto. Und es gibt Menschen, die verzichten schon dauerhaft zum Wohle der Tiere auf Fleisch oder wegen des Klimas auf Flugreisen. Doch bringt das wirklich etwas? Und warum verzichtet man? Das „Kulturjournal“ mit einem Schwerpunkt zu Klimaschutz, Konsumverzicht und Fastenzeit mit folgenden Themen: Eine Woche lang verzichten: Wie schwer ist das eigentlich? „Am Aschermittwoch ist alles vorbei“, so heißt es in einem Karnevalslied.
    Nicht alles. Denn an dem Tag beginnt die Fastenzeit. 40 Tage ohne. Ohne Essen oder auch ohne Süßigkeiten, ohne Alkohol. Inzwischen ist Verzicht auch ohne Fastenzeit in aller Munde. Verzichten fürs Klima. Weniger Plastik, weniger Flüge, weniger Auto. Doch wie schwer ist das eigentlich, wenn man es einmal konsequent durchzieht? Reporterin Nadia Kailouli hat den Test gemacht und eine Woche lang radikal verzichtet. Die Regeln: kein Plastik, kein Auto, kein Fleisch und Fisch und keine Verschwendung.
    Wird sie durchhalten? Wie einfach oder schwer wird es? Und vor allem: Wird sie am Ende weitermachen wollen? Pro und Kontra: Kann durch Verzicht wirklich der Planet gerettet werden? Avocado? Böse. Fliegen? Noch schlimmer. Auto? Bitte sofort stehen lassen. Fleisch? Geht gar nicht. Stattdessen: Verzicht! Vegane Ernährung, Bus und Bahn, ein reduziertes, bewusstes, nachhaltiges Leben. Das ist neben anderen Maßnahmen nötig, um den Planeten zu retten. So die einen. Wirklich? 55,3 Gigatonnen CO2 wurden 2019 weltweit ausgestoßen.
    Das sind 55.300.000.000 Tonnen. Der Anteil Deutschlands daran: Knapp 1,5 Milliarden Tonnen. Also verschwindend gering. Verzicht allein bringt die Welt nicht auf Null. Ein wirklicher Strukturwandel muss her, eine neue industrielle Revolution. Weltweit. Aber bis dahin? Verzicht schadet ja schon mal nicht. Im Gegenteil. Und schließlich ist jeder Einzelne ein Multiplikator. Das „Kulturjournal“ über Pro und Kontra Verzicht: Investitionen statt Verbote, Wachstum statt Verzicht? Was rettet wirklich den Planeten? Kunst und Klima: Museen müssen umdenken Die Klimakrise ist längst auch ein Thema für viele Künstlerinnen und Künstler.
    Aber wie klimaneutral ist die Kunst? Alte Museumsbauten, der Transport von Kunstwerken, Klimaanlagen zur Archivierung, das alles frisst Energie. Die Museen stecken in einem Dilemma: zwischen hehrem Anspruch und ökologischen Zielen. Denn sie wollen, müssen internationale Kunst zeigen und die eigenen Bestände bewahren. Und gleichzeitig müssen sie sich ändern, wenn sie glaubwürdig bleiben wollen, als Orte, an denen zentrale Themen der gegenwärtigen Zeit verhandelt werden.
    In einem offenen Brief an die Staatsministerin für Kultur und Medien Monika Grütters (CDU) haben Museumsleiterinnen und -leiter mehr Maßnahmen gefordert, unter anderem „eine zentrale Taskforce, die sich einzig den klimapolitischen Herausforderungen in Museen und anderen öffentlichen Ausstellungshäusern widmet“. Einer der Unterzeichner des offenen Briefes ist Andreas Beitin, Direktor des Kunstmuseums Wolfsburg. Das „Kulturjournal“ besucht ihn und seinen Kollegen Reinhard Spieler vom Sprengel Museum Hannover zur Bestandsaufnahme.
    Das echte Leben ist woanders: ein Buch zum Instagram-Verzicht Für sie war es wie ein Sog: jeden Tag Bilder und Geschichten auf Instagram posten. Ein Spiel, das Nena Schink süchtig werden ließ. Für die Journalistin sollte es eigentlich nur ein Experiment sein, sie wollte das Berufsbild Influencer verstehen. Denn Instagram hat mit einer Milliarde Nutzerinnen und Nutzer einen gigantischen Werbeumsatz. Influencer ist unter deutschen Jugendlichen der Berufswunsch Nummer eins. Also taucht Nena Schink in die Instragram-Welt ein, lernt die Stars der Szene auch persönlich kennen.
    Schon nach wenigen Wochen hat sie ein paar Tausend Follower, sie postet und liked im Sekundentakt, inszeniert sich im Alltag, Firmen schicken ihr gratis Luxusartikel. Doch als das Experiment endet, kann Nena Schink nicht mehr aufhören. Jetzt hat sie ein sehr persönliches Buch darüber geschrieben: „Unfollow. Wie Instagram unser Leben zerstört“ (Eden Books). Klimafreundliches Vorbild: Deutscher Nachhaltigkeitspreis für Osnabrück Es geht um nichts weniger als um einen Kulturwandel.
    Und es geht um ein koordiniertes Miteinander aller Beteiligten. Denn das zahlt sich aus: im Falle der Stadt Osnabrück mit dem Deutschen Nachhaltigkeitspreis 2020. Prämiert wurde das Engagement für Klimaschutz und Ökologie in allen Bereichen: Stadtplanung, öffentlicher Nahverkehr, Radschnellwege und Carsharing, aber es geht den Verantwortlichen auch um Armuts- und Arbeitslosigkeitsbekämpfung, die Integration von Zugezogenen und Migranten. Das „Kulturjournal“ macht einen Ortsbesuch in der prämierten Stadt, die sich zu einem Vorzeigeort entwickelt hat. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 02.03.2020NDR
  • Folge 26
    Alternative zum Kapitalismus? Gemeinwohl-Ökonomie statt Profitstreben
    Mehr Gewinn und mehr Wachstum, das sind die Ziele der meisten Firmen im Wirtschaftssystem. Doch was viel Profit bringt, ist nicht unbedingt gut für Mensch und Umwelt. Der Autor und Aktivist Christian Felber will deshalb die Wirtschaft revolutionieren und hat das Modell der Gemeinwohl-Ökonomie entwickelt. Firmen, die sich diesem Prinzip verpflichten, werden nach verschiedenen Kriterien bilanziert: Menschenwürde, Solidarität, ökologische Nachhaltigkeit, soziale Gerechtigkeit und demokratische Mitbestimmung. In jeder Kategorie bekommen sie Punkte, ab einer bestimmten Punktzahl sollen sie, so Felber, Steuererleichterungen und andere Vorteile bekommen. Inzwischen wirtschaften mehr als 2.000 Unternehmen nach der Gemeinwohl-Ökonomie, es gibt Regionalgruppen und Vereine in Europa, Amerika und Afrika. Das „Kulturjournal“ stellt eine Großbäckerei aus Seevetal in Niedersachsen vor und spricht mit Christian Felber über seine Vision einer gerechteren und besseren Welt.
    Prostitution im Wohnwagen: der Dokumentarfilm „Lovemobil“
    Zwischen Spargelfeldern und Windrädern rauschen die Autos vorbei. Am Rand von Landstraßen in Niedersachsen bieten Frauen in Wohnwagen Sexdienste an. In dem preisgekrönten Dokumentarfilm „Lovemobil“ gibt Elke Margarete Lehrenkrauss einen emotionalen und verstörenden Einblick in die Szene und zeigt, welche Schicksale sich hinter den Lovemobiltüren verbergen. Oft sind es Frauen aus Osteuropa oder Afrika, die hier Sexdienste für wenige Euroscheine anbieten, die einsam warten und den Männern schutzlos ausgeliefert sind. Die in Berlin lebende Regisseurin stammt selbst aus Gifhorn in der niedersächsischen Provinz und kennt die Lovemobile seit ihrer Kindheit. Am Film hat sie drei Jahre lang gearbeitet. „Lovemobil“ ist eine NDR Koproduktion und jetzt in ausgewählten Kinos zu sehen: am 12. und 17. März Hamburg, am 14. und 15. März in Hannover, am 16. und 21. März in Braunschweig, am 5. April in Lüneburg.
    Stargeiger auf Rügen: Daniel Hope ist künstlerischer Leiter des Festspielfrühlings Rügen
    Mit seiner Geige reist er um die Welt, spielt in den ganz großen Konzerthäusern: Daniel Hope, britischer Musiker mit jüdischen Vorfahren, der in Südafrika geboren wurde. Inzwischen besitzt er auch die deutsche Staatsbürgerschaft. Er ist ein musikalischer Kosmopolit. Ab dem 13. März macht er für zehn Tage Station auf Rügen als künstlerischer Leiter des Festspielfrühlings Rügen. Gemeinsam mit vielen anderen Musikern bringt er ein breites Programm, darunter auch Stücke seiner aktuellen CD „Belle Époque“: Das Album versammelt Werke aus dem Zeitraum zwischen dem Deutsch-Französischen Krieg und dem Beginn des Ersten Weltkriegs 1914. Musik zwischen Spätromantik und Moderne von Rachmaninow, Schönberg, Debussy oder Chausson. Das „Kulturjournal“ trifft Daniel Hope bei einem Konzert und beim Geigenbauer, spricht mit ihm über die schönen Seiten der „Belle Époque“ und seine Pläne für den Festspielfrühling Rügen.
    Leben mit der Depression: ein persönliches Buch von Benjamin Maack
    „Eine Depression ist uferlos. Man versteht gar nicht, was da mit einem passiert. Man hat diese unglaubliche Schwärze um sich herum, diese unglaubliche Schwäche in den Knochen und diesen unglaublichen Selbsthass“, sagt Benjamin Maack. Über seine Krankheit, die so schwer zu fassen ist, hat der Hamburger Autor und Journalist ein starkes Buch geschrieben: „Wenn das noch geht, kann es nicht so schlimm sein“. Äußerlich führt Benjamin Maack ein glückliches Leben mit Ehefrau, Kindern, Erfolgen im Job. Aber die Depression ist so stark, dass er dreimal in die Psychiatrie geht. Über seinen Aufenthalt dort, über den Alltag danach und auch über seine Selbstmordgedanken schreibt Maack in kurzen Kapiteln, lakonisch und intensiv. „Wenn das noch geht, kann es nicht so schlimm sein“ (Suhrkamp) ist das „NDR Buch des Monats“ im März. Der NDR hat außerdem ein Hörspiel nach dem Buch produziert, das in der NDR Hörspiel-Box und in der ARD-Audiothek zu hören ist.
    Per Volksabstimmung zur Grenze: 100 Jahre deutsch-dänischer Grenzverlauf
    Es war eine historische Wahl, die den hohen Norden bis heute prägt: Per Volksabstimmung durften die Menschen in der Region wählen, ob sie zu Dänemark oder zu Deutschland gehören wollen. Die Grenze zwischen beiden Ländern hatte sich schon oft verschoben, seit dem Krieg 1864 wurde das Herzogtum Schleswig von Deutschland regiert, aber hier lebten weiter auch viele Dänen. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde deshalb im Versailler Vertrag 1918 festgelegt, dass die Bewohner*innen selbst bestimmen sollten. Im nördlichen Teil rund um Tondern entschieden sich die Menschen im Februar 1920 für Dänemark, im südlichen Teil mit Glücksburg, Flensburg, Niebüll, Sylt, Föhr und Amrum am 14. März für Deutschland.
    Die so entstandene 70 Kilometer lange Grenzlinie zwischen Flensburg und Sylt ist bis heute gültig, inzwischen aber an vielen Stellen kaum zu sehen. Schlagbäume gehören der Vergangenheit an, und viele Bewohner*innen fühlen sich beiden Ländern zugehörig. Über die Grenze, ihre Geschichte und die Menschen, die dort leben, hat der schleswig-holsteinische Regisseur Wilfried Hauke eine Dokumentation gedreht: „Das unsichtbare Band“, zu sehen am Freitag, 13. März 2020, um 20:15 Uhr im NDR Fernsehen. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 09.03.2020NDR
  • Folge 27
    Corona und die Kultur: Wie ist die Lage in Norddeutschland?
    Theater und Konzerthäuser sind geschlossen, Ausstellungen werden verschoben, Museen dürfen nicht öffnen. Der Kulturbetrieb hat sich in allen norddeutschen Bundesländern in Quarantäne begeben. Künstler*innen, Musiker*innen, kleine und große Theater stehen vor massiven Einkommensverlusten. Wie gehen Kulturschaffende in Norddeutschland mit dieser Extremsituation um?
    Shutdown in der Kultur: Nachdenken über den Ausnahmezustand
    Der Ausnahmezustand ist da. Ein fassungsloses Innehalten. Die Coronavirus-Krise ist dabei, sich zur größten Existenzkrise der deutschen Nachkriegsgeschichte auszuweiten. Welche Folgen das hat, erörtert das „Kulturjournal“ mit dem Präsidenten des Deutschen Bühnenvereins Ulrich Khuon und mit dem Soziologen Heinz Bude, dessen Essay „Gesellschaft der Angst“ bereits 2014 beschrieben hat, wie der Mensch im „Schwelbrand der Verunsicherung“ unterzugehen droht.
    Gleiche Arbeit, weniger Geld: das „Kulturjournal“-Quiz zum Equal Pay Day
    Noch immer ist es eine der großen Ungerechtigkeiten in Deutschland: Frauen verdienen im Schnitt 20 Prozent weniger als Männer. Um daran zu erinnern, gibt es den sogenannten Equal Pay Day. Er steht symbolisch für den Tag, bis zu dem Frauen kein Geld verdient haben, während Männer schon seit Jahresbeginn entlohnt wurden. Zum Equal Pay Day am 17. März 2020 will „Kulturjournal“-Reporterin Nadia Kailouli wissen, wie gut die Menschen über die ungerechte Bezahlung von Frauen und Männern informiert sind: Wie lange dauert es noch, bis Frauen und Männer finanziell gleichberechtigt sind? In welchem Wirtschaftszweig verdienen Frauen mehr? Und in welchem Land ist der Gender Pay Gap am größten? Einige Zahlen zu dem Thema sind wirklich erstaunlich. Und erstaunlich ist auch, wie manche Passanten auf dieses Thema reagieren. Das „Kulturjournal“-Quiz zum Equal Pay Day.
    Frauen sichtbar machen: Caroline Criado-Perez kämpft für Gleichberechtigung
    Die Hälfte der Bevölkerung ist Frauen, aber sie leben in einer Welt nach männlichen Maßstäben, so Caroline Criado-Perez. Und das ist nicht nur ungerecht, sondern im schlimmsten Fall tödlich: In ihrem aktuellen Buch „Unsichtbare Frauen“ belegt Criado-Perez, wie Industrie, Forschung und Wissenschaft sich an Männern orientieren. Ob Grenzwerte von Chemikalien, Sicherheitskleidung oder Crashtest-Dummys, der Mann ist das Maß aller Dinge. Besonders gravierend ist es in der Pharmaindustrie: Medikamente werden in der Regel an Männern getestet, obwohl Frauen oft anders auf Wirkstoffe reagieren. Sie haben einen anderen Hormonhaushalt und Medikamente bei ihnen andere Nebenwirkungen. Caroline Criado-Perez ist Autorin, Journalistin und Frauenaktivistin. Ihr Buch ist ein Appell, die Welt gerechter zu machen: „Unsichtbare Frauen. Wie eine von Daten beherrschte Welt die Hälfte der Bevölkerung ignoriert“ (btb).
    Erfinderin der abstrakten Malerei: Film und Biografie über Hilma af Klint
    Sie malte wie niemand zuvor. 1906 schuf Hilma af Klint das erste abstrakte Bild der Welt. Doch 100 Jahre lang war das vergessen, männliche Künstler, Kandinsky, Mondrian oder Malewitsch, galten als Begründer der Abstrakten Kunst. Die Kunstgeschichte muss umgeschrieben werden, fordert die Kunsthistorikerin Julia Voss und legt jetzt eine umfassende Biografie der schwedischen Malerin vor: „Die Menschheit in Erstaunen versetzen“ (S. Fischer Verlag). Zeitgleich ist seit dem 5. März ein Film über Hilma af Klint im Kino zu sehen: „Jenseits des Sichtbaren“.
    Auch Filmemacherin Halina Dyrschka fragt, warum man diese Künstlerin bis heute kaum kennt. Klar, sie ist eine Frau. Und dann hatte sie auch verfügt, dass ihr mehr als 1.000 Bilder umfassendes Werk erst 20 Jahre nach ihrem Tod gezeigt werden durfte. Doch bis vor wenigen Jahren wollten die großen Museen der Welt nichts von ihr wissen. Filmemacherin Halina Dyrschka und Biografin Julia Voss machten sich auf Spurensuche, lernten Schwedisch, wühlten sich durch Archive und entdecken eine mutige, starke Frau, eine Pionierin der abstrakten Malerei.
    Frauen bewegen die Welt: neue Internetserie des NDR
    Die Geschichtsschreibung war über Jahrhunderte männlich geprägt. Aber schon immer haben Frauen die Welt vorangetrieben und Geschichte geschrieben: von Königin Kleopatra bis zu Klimaaktivistin Greta Thunberg. In einer neuen Internetserie stellt das NDR Fernsehen bedeutende Frauen in Kurzporträts vor. Die Filme mit Greta Thunberg, Beate Uhse und Marie Antoinette sind bereits in der Mediathek zu sehen. In den kommenden Wochen sind unter anderem Beiträge über Michelle Obama, Meghan Markle, Madonna, Kleopatra, Steffi Graf und Katharina die Große geplant. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 16.03.2020NDR
  • Folge 28
    Von der Bühne ins Netz: Wie die Kultur in Zeiten von Corona im Internet stattfindet
    Keine Konzerte, kein Theater, keine Ausstellungen: Die Auswirkungen des Coronavirus treffen auch die Kulturschaffenden und ihr Publikum. Damit weiterhin Kultur stattfindet, werden Aktivitäten ins Netz verlagert oder zumindest Ersatzprogramme online gestellt: Theater und Opernhäuser zeigen bereits aufgezeichnete Aufführungen im Netz, Lesungen und Konzerte werden gestreamt, Kunstwerke online gezeigt. Der Pianist Igor Levit zum Beispiel gibt täglich via Twitter ein Hauskonzert, das Schauspielhaus Hannover will eigene Videos zur Lage produzieren. Doch es gibt Grenzen: Einige Kulturhäuser sind technisch nicht gut genug ausgestattet, denn auf eine solche Situation war niemand vorbereitet. Und Kultur als ein Gemeinschaftserlebnis lässt sich allein am Bildschirm nicht herstellen, eine gute Performance braucht das Publikum. Aber die Botschaft der Aktivitäten im Netz ist klar und wichtig: Kultur lässt sich durch das Virus nicht unterkriegen.
    Das Buch zur Lage? „Die Pest“ von Albert Camus
    Ein Klassiker ist plötzlich der Roman der Stunde: Der französische Nobelpreisträger Albert Camus schrieb 1947 „Die Pest“, einen Roman über eine Stadt, in der die Seuche ausbricht. Durch die Coronakrise wird das Buch jetzt wiederentdeckt: In Frankreich stand „Die Pest“ bereits Anfang März auf der Bestsellerliste. Und auch die Verkäufe im deutschsprachigen Raum sind nach Angaben des Rowohlt-Verlags deutlich angestiegen. Tatsächlich gibt es im Buch viele Parallelen zur heutigen Situation: Immer mehr Menschen erkranken und sterben, die Bewohnerinnen und Bewohner sehen sich mit Einschränkungen und Ängsten konfrontiert, die Stadt wird abgeriegelt. Die Freiheit des Einzelnen wird beschnitten, um andere vor der Ansteckung zu schützen. Die Krankheit wird zum Stresstest für die ganze Gesellschaft. Der Roman von Albert Camus spendet am Ende aber auch etwas Hoffnung: Die Menschen besiegen die Krankheit.
    Ein anderer Blick auf Niedersachsen: das Buch „Kommt ein Syrer nach Rotenburg (Wümme)“
    Manchmal verrät der Blick von außen ja mehr, als man selbst sieht. Der Französisch-Dozent Samer Tannous kam im Syrien-Krieg 2015 mit seiner Frau und seinen beiden Töchtern aus Damaskus nach Deutschland und lebt seitdem im niedersächsischen Städtchen Rotenburg an der Wümme. Tannous ist ein guter Beobachter all der kleinen Besonderheiten des Lebens in Deutschland, der kleinen Schrullen und der grundsätzlichen Unterschiede zwischen Arabern und Deutschen. Anknüpfend an alltägliche Beobachtungen und Begegnungen hat er kurz nach seiner Ankunft begonnen, gemeinsam mit Gerd Hachmöller seine Gedanken über die neue Heimat sehr treffend und warmherzig aufzuschreiben, erst als „SPIEGEL“-Kolumne, jetzt als Buch „Kommt ein Syrer nach Rotenburg (Wümme)“ (DVA).
    Feiner Elektropop aus Hamburg: die Band Hundreds
    Hundreds, das sind die Geschwister Eva und Philipp Milner aus Hamburg. Sie singt, er komponiert am Computer. Sie lieben die Pioniere des elektronischen Pop und holen die Musik in die Gegenwart. Damit sind Hundreds eine der erfolgreichsten Indie-Bands Deutschlands. Zum zehnjährigen Bandjubiläum spielten sie noch in der Elbphilharmonie. Dann kam das Coronavirus. Eigentlich wollten Hundreds mit ihrem neuen Album Anfang Mai im Norden auf Tour gehen, aber ob das jetzt noch klappt, ist fraglich. Doch ihr viertes Album „The Current“ erscheint auf jeden Fall am 27. März. Feine Elektropopmusik, die Traurige glücklich machen kann und Glückliche nachdenklich. Euphorie und Niedergeschlagenheit: Hundreds trauen sich beides in nahezu magischer Balance.
    Schriftstellerin und Aktivistin: eine Dokumentation über Margaret Atwood
    Als Schriftstellerin hat sich Margaret Atwood immer gesellschaftlich eingemischt, für Gleichberechtigung engagiert, Ungerechtigkeiten angeprangert. In ihrem Welterfolg „Der Report der Magd“ beschrieb sie einen totalitären Staat, in denen Frauen keine Rechte haben und als Hausfrauen und Mütter den Männern dienen müssen. In „Das Jahr der Flut“ geht es um die Auswirkungen der Umweltzerstörung. Nachdem Donald Trump Präsident der USA wurde, schrieb Atwood ihr jüngstes Werk, das Buch „Die Zeuginnen“, eine Fortsetzung von „Der Report der Magd“.
    Der 2019 erschienene Roman wurde mit dem wichtigsten britischen Literaturpreis, dem Booker Prize, ausgezeichnet und schaffte es sofort weltweit auf die Bestsellerlisten. Margaret Atwood ist zugleich begnadete Erzählerin und eine präzise Beobachterin der Welt, die sich in ihren Romanen immer wieder mit der Emanzipation der Frau beschäftigt. Die Dokumentation „Margaret Atwood – Aus Worten entsteht Macht“ porträtiert die kanadische Schriftstellerin und ihr Leben für Literatur, Feminismus, Umweltschutz. Zu sehen in der Arte Mediathek bis zum 15. Juni 2020.
    Kultur trotz Corona: Der NDR bietet Kultur im Netz
    Kultur in Zeiten von Corona: Auch der NDR bietet zahlreiche Angebote im Netz. In der Aktion „Kultur trotz Corona – Die NDR Bühne“ präsentieren Künstlerinnen und Künstler exklusive Videos von zu Hause: Von der Klavierimprovisation im Wohnzimmer bis zum Hamlet-Monolog auf dem Balkon. Dabei sind unter anderem Sängerin Anna Depenbusch, Posaunist Nils Landgren und Alan Gilbert, Chefdirigent des NDR Elbphilharmonie Orchesters, der auf seiner Geige spielt. Neben der aktuellen Aktion gibt es viel Kultur für zu Hause: in der Mediathek, auf der Internetseite ndr.de und in den Social-Media-Accounts des NDR: Konzerte, Lesungen und Hörspiele. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 23.03.2020NDR
  • Folge 29
    Es geht um die Existenz: Künstler*innen in Zeiten von Corona
    Deutschland ist im Shutdown. Mit allen Konsequenzen, erst recht im Kulturbetrieb. Die Bundesregierung verspricht allen, die sie benötigen, unbürokratische Hilfe. Auch den vielen Künstler*innen, die jetzt keine Auftrittsmöglichkeiten haben und damit keine Verdienstmöglichkeiten. Das „Kulturjournal“ fragt nach: Was heißt das konkret für Schauspieler*innen, die kein festes Engagement haben, Autor*innen, deren Lesereise abgesagt ist, Filmemacher*innen, deren Dreharbeiten kurzfristig abgesagt wurden und Musiker*innen, die nicht mehr auftreten dürfen? Und wie sieht die schnelle und unbürokratische Unterstützung seitens der Politik aus? Das „Kulturjournal“ mit einem Stimmungsbild.
    Kreativ gegen die Krise: Solidarität in Coronazeiten
    Nachbarschaftshilfe, Balkonkonzerte oder Benefizlesungen im Netz. Die Coronakrise macht auch kreativ. Und viele Menschen zeigen sich solidarisch. Das „Kulturjournal“ wird regelmäßig gute Aktionen in Zeiten der Krise vorstellen: zum Beispiel das Konzert „Keiner kommt, alle machen mit“, eine originelle Idee aus Hamburg. Am 12. Mai soll ein riesiges „Nicht-Festival“ stattfinden, bei dem aber „keiner kommt“: weder die angekündigten Stars von ABBA bis Ed Sheeran noch Publikum. Aber alle sind eingeladen, den symbolischen Eintrittspreis von 22 Euro zu zahlen zugunsten der privaten Hamburger Kulturszene (mehr Informationen unter: keinerkommt.de). Ganz konkrete Hilfe leistet das GOP Varieté-Theater in Hannover. Mitarbeitende und Artisten bieten älteren und kranken Menschen Einkaufshilfen oder Hundebetreuungen. Das Motto des Theaters: Auch in schwierigen Zeiten halten wir zusammen!
    Bunt, schrill, grotesk: die klugen Bilderwelten von Rachel Maclean in Kiel
    Die Museen bleiben geschlossen, aber das „Kulturjournal“ bringt die Kunst ins Wohnzimmer. Es ist ein grellbunter Parcours, den die schottische Künstlerin Rachel Maclean für die Kunsthalle zu Kiel entworfen hat: groteske, bildgewaltige und multimediale Bildergeschichten, die in einer schrillen Fantasiewelt spielen. Und doch hat die Kunst viel mit der realen Lebenswelt zu tun: Es sind bitterböse, humorvolle und sehr kluge Gegenwartssatiren. Es geht um Geschlechterbilder und Konsumverhalten, Nationalismus und die Veränderungen des sozialen Lebens. Das „Kulturjournal“ hat Rachel Maclean noch vor der Coronakrise in Kiel getroffen, ihr Werk ist ein großer und hintersinniger Spaß! (Kunsthalle zu Kiel, bis 24. Mai. Derzeit nicht zugänglich).
    „Der Überläufer“: Siegfried-Lenz-Verfilmung in Das Erste
    Es war eine literarische Sensation. Nach dem Tod von Siegfried Lenz 2014 wurde in seinem Nachlass ein bis dahin unveröffentlichter Roman gefunden: „Der Überläufer“. Er handelt von einem deutschen Soldaten, der im Zweiten Weltkrieg desertiert und zur Roten Armee überläuft. Lenz, der selbst im Krieg war, hatte das Buch 1951 geschrieben, im Alter von nur 25 Jahren. Aber sein Verlag wollte es damals nicht veröffentlichen: Ein Deserteur, der ausgerechnet mit den Russen kollaboriert, das passte nicht in die politische Zeit des beginnenden Kalten Krieges.
    Lenz hat sein Manuskript daraufhin bis zu seinem Tod zurückgehalten. Als der Roman 2016 endlich veröffentlicht wurde, feierte die Kritik das pazifistische Frühwerk. „Der Überläufer“ (Hoffmann & Campe) wurde zum Bestseller. Jetzt haben NDR, ARD Degeto und SWR das Buch verfilmt, mit Schauspielern wie Jannis Niewöhner, Rainer Bock, Bjarne Mädel und Ulrich Tukur. Der Zweiteiler von Regisseur Florian Gallenberger läuft am 8. und 10. April in Das Erste. Das „Kulturjournal“ stellt den Film vor.
    Klavier und Stimme pur: die Hamburger Sängerin Anna Depenbusch
    Das Publikum fehlt ihr, sagt Anna Depenbusch. Denn eigentlich wäre die Hamburger Sängerin jetzt auf Tournee, um ihre neue CD vorzustellen. Aber auch sie musste alle Konzerte absagen und bangt, wann sie endlich wieder auftreten kann. Künstlerisch und wirtschaftlich eine schwierige Situation. Ihr aktuelles Album „Echtzeit“ hat Anna Depenbusch selbst finanziert und auf ungewöhnliche Weise produziert. Alle Songs hat sie allein am Flügel eingespielt, sie wurden in einem Durchgang direkt auf Vinyl aufgezeichnet. Noch wichtiger als die Technik ist aber die Musik: „Echtzeit“ ist ein wunderbares Album mit hintersinnigen Texten, die mal ironisch, mal melancholisch, mal beides sind. Es ist wirklich zu hoffen, dass das Publikum die Künstlerin bald wieder live im Konzert erleben darf. Das „Kulturjournal“ trifft Anna Depenbusch zum Interview und zum Kurzauftritt mit Ukulele unter freiem Himmel.
    Vögel in Gefahr: die Arte-Dokumentation „Vermisst – Wo sind die Vögel?“
    Ein gewaltiger Verlust. In Europa gibt es laut Wissenschaftlern 400.000.000 Vögel weniger als noch vor 30 Jahren. Das entspricht einem Fünftel der Gesamtpopulation. Die Bevölkerungszahlen steigen, die Anzahl der Vögel hat rasant abgenommen. Vor allem sind es die Feld- und Wiesenvögel, die verschwinden. Diese Vogelgruppe lebt dort, wo früher Kühe auf Weiden standen und Bauern auf den Äckern Korn anbauten. Es gab genug Kräuter und Insekten, von denen die Vögel sich ernähren konnten. Heute sind Landwirte oft gezwungen, industriell zu wirtschaften und mit Pestiziden und Herbiziden zu arbeiten.
    Der Filmemacher Heiko De Groot hat das Verschwinden der Vögel recherchiert, unter anderem Naturschützer in Schleswig-Holstein getroffen, aber auch die britische Vogel-Bloggerin Mya-Rose Craig, die sich mit Bestsellerautor und Vogel-Fan Jonathan Franzen zum Bird-Watching trifft. Die vom NDR koproduzierte Arte-Dokumentation „Vermisst – Wo sind die Vögel?“ läuft am 4. April um 21:45 Uhr auf Arte. Außerdem zeigt das NDR Fernsehen am 4. Mai um 22:00 Uhr die Sendung „45 Min – Rätsel Vogelsterben“. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 30.03.2020NDR
  • Folge 30
    „Kulturjournal“-Mitmachaktion: Zuschauer*innen singen „La Paloma“
    Keine Kindheit, keine Chance: wie sich Armut in Deutschland anfühlt In der vierten Klasse bekam Jeremias Thiel trotz guter Noten keine Empfehlung fürs Gymnasium. Schlauer Kerl, aber arm, keine Unterstützung aus der Familie, schlechte Prognose. Seine Eltern: Hartz-IV-Empfänger mit psychischen Problemen. Mit elf Jahren will Jeremias der Verwahrlosung entkommen und meldet sich beim Jugendamt. Von da an lebt er in einem Jugendhaus der Organisation SOS Kinderhaus. Mittlerweile studiert er Politik an einem College in Minnesota in den USA. Sein Buch: „Kein Pausenbrot, keine Kindheit, keine Chance“ (Piper Verlag) ist ein eindringlicher Appell für Chancengleichheit und soziale Gerechtigkeit. Im „Kulturjournal“-Interview warnt Thiel, dass die Coronakrise arme Kinder besonders hart trifft. Ohne Laptop, ohne Drucker, ohne Unterstützung der Eltern ist Homeschooling für diese Kinder eine Katastrophe.
    Krise durch Corona: Buchhandlungen in Not
    Es geht um die Existenz: Viele Buchhandlungen sind aktuell bedroht, warnt der Börsenverein des Deutschen Buchhandels. Denn durch die Schließungen ist den Geschäften ein Großteil des Umsatzes weggebrochen. Hinzu kommt, dass einige Verlage jetzt ihre geplanten Neuerscheinungen verschieben. Viele Läden versuchen, durch Onlineshops oder einen telefonischen Bestellservice einen Teil des Verlustes zu kompensieren, die Lage ist dennoch prekär. Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels sieht sogar die ganze Buchbranche bedroht und fordert Soforthilfen. Das „Kulturjournal“ begleitet eine Buchhändlerin aus Hamburg-Niendorf in ihrem Alltag in Corona-Zeiten zwischen telefonischer Kundenberatung und Bücherversand und spricht mit ihr über die aktuelle Situation.
    Ein fantastischer Debütroman: das „NDR Buch des Monats“ von Sebastian Stuertz
    So ein Buch liest man selten: Liebesgeschichte, Krimi, Familienchronik und Künstlerroman in einem, und all das mit viel Fantasie und sprachlichem Witz. Der Hamburger Grafiker und Musiker Sebastian Stuertz hat einen ganz ungewöhnlichen Debütroman geschrieben: „Das eiserne Herz des Charlie Berg“ (btb). Im Mittelpunkt steht Charlie, ein junger Mann, der die Fähigkeit besitzt, feinste Düfte zu riechen. Er möchte ein Schriftsteller sein, muss sich aber immer wieder um seine chaotische Familie kümmern. Als plötzlich sein Großvater bei der Jagd erschossen wird, befindet er sich mitten in einem Krimi. Und dann taucht auch noch seine Kinderliebe aus Mexiko auf. Charlies Leben gerät vollends aus den Fugen. „Das eiserne Herz des Charlie Berg“ ist das „NDR „Buch des Monats“.
    Einsamkeit in Corona-Zeiten: Was die Kontaktsperre mit den Menschen macht
    Abstand halten! Die Zeit der Coronakrise ist für viele Menschen auch eine Zeit der Einsamkeit: Menschen in Quarantäne, Senioren, die keinen Besuch mehr bekommen, oder berufstätige Singles, die sich im Homeoffice allein fühlen. Alle Kontakte auf ein Minimum zu reduzieren, kann einsam machen, trotz Skype, Facebook oder Telefon. Denn physische Gegenwart, die direkte Begegnung, die gemeinsame Aktivität, das lässt sich nicht ohne Weiteres ersetzen. Das „Kulturjournal“ über die Einsamkeit in Corona-Zeiten.
    „Tanz der Farben“: Dokumentation über den Maler Max Pechstein
    Er liebt das Spontane und Natürliche und rebelliert mit starken Farben gegen akademische Regeln und bürgerliche Normen: Max Pechstein (1881 – 1955) war einer der Pioniere der deutschen Kunstszene am Anfang der Moderne und einer der führenden Maler des deutschen Expressionismus. Er gehörte mit seinen Malergefährten Heckel, Kirchner und Schmidt-Rottluff zur Künstlergruppe Brücke, blieb aber ein Außenseiter. Als er 1912 mit der Berliner Secession ausstellte, schlossen ihn die Kollegen aus der Brücke aus. Doch Pechstein hatte zu Lebzeiten mehr Ausstellungen und verkaufte mehr Bilder als jeder seiner expressionistischen Konkurrenten.
    Der Film „Tanz der Farben“ von Wilfried Hauke verfolgt Max Pechsteins Lebensstationen und die Bildwelt dieses großen Expressionisten. Der Film wird von Axel Milberg erzählt, Kunstexpert*innen und Zeitzeug*innen kommen zu Wort, darunter auch Enkel Alexander Pechstein, der heute den Nachlass verwaltet. Der Film „Max Pechstein. Geschichte eines Malers“ läuft Ostermontag, 13. April 2020, um 10:45 Uhr im NDR Fernsehen. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 06.04.2020NDR
  • Folge 31
    Demokratie in Zeiten von Corona: Wie steht es um unsere Freiheitsrechte?
    Freiheit, wo bist du? Gerade ist von ihr in Zeiten von Corona nicht viel zu spüren. Reisefreiheit: eingeschränkt. Versammlungsfreiheit: eingeschränkt. Religionsfreiheit: eingeschränkt. Stattdessen: Kontaktsperre, Schulen zu, Restaurants zu, Deutschland im Lockdown. Mindestens 1,5 Meter Abstand voneinander halten ist das Gebot der Stunde. Oder am besten gar nicht mehr das eigene Heim verlassen. Es ist die Rede von der „größten Bedrohung seit dem Krieg“. Aber rechtfertigt sie diese Einschränkungen der an sich im Grundgesetz verankerten Freiheiten? Das „Kulturjournal“ spricht darüber mit einem Rechtswissenschaftler, einem Historiker und dem Innenminister von Niedersachsen.
    Das Corona-Archiv: Fundstücke aus einer besonderen Zeit
    Irgendwann wird die Pandemie vorbei sein. Eine Zeit mit eigenen Schildern und Symbolen, mit einem eigenen Wortschatz wie Herdenimmunität, Systemrelevanz oder Social Distancing. Eine Zeit, in der neue Formen des Lernens und Arbeitens und neue Genres wie die Corona-Songs erfunden wurden. Eine Zeit mit neuen, leeren Bildern von den Städten. Wie danach von der „Coronakrise“ gesprochen und über sie gedacht wird, hängt davon ab, was dann noch von ihr da ist. Das Medizinhistorische Museum des UKE in Hamburg dokumentiert die Geschichten großer Seuchen und sammelt schon jetzt Fundstücke dieser besonderen Zeit für eine künftige Ausstellung.
    Kreativ in der Krise: Kunst aus Klopapier
    Toilettenpapier, das Material der Stunde! Der Hamburger Künstler Sakir Gökçebag macht daraus große Wandinstallationen, verblüffende Ornamente voll erhabener Eleganz und poetischer Leichtigkeit. Schon vor Corona hat der 1965 in der Türkei geborene und mittlerweile in Hamburg lebende Künstler humorvolle und hintersinnige Kunst aus Alltagsgegenständen gemacht, sein Material holt Gökçebag oft aus dem Baumarkt: Gartenschläuche, Wäscheklammern, Plastikeimer. Er zerschneidet und setzt neu zusammen. Daraus entstehen verblüffende Installationen und Skulpturen.
    Erinnerung über den Tod hinaus: persönliche Hörbücher für Angehörige
    „Alles, was Stimme hat, überlebt“: Das ist Motto des Projekts „Familienhörbuch“. Es verleiht todkranken jungen Eltern eine Stimme. Sie erzählen mit ihrer Stimme und in ihren Worten von ihrem Leben. Als Nachlass für ihre Kinder. Die finden in diesen Familienhörbüchern dann Antworten auf die Frage: Wer war meine Mutter? Wer war mein Vater? Eine Begleitung in die Zukunft, die die Kinder bei der Trauerarbeit unterstützen kann. Die Journalistin Judith Grümmer hat dieses Audiobiografieprojekt ins Leben gerufen. Das „Kulturjournal“ begleitet sie dabei, wie sie mit einer schwer erkrankten Frau und Mutter in Norddeutschland deren Familienhörbuch für ihre Kinder aufnimmt.
    Von der Bühne ins Netz: Porträt der Theatermacherin Gilla Cremer
    Schauspielerin Gilla Cremer hat ihre ganz eigene Theaterform entwickelt: Einpersonenstücke, die sie selbst schreibt und spielt, oft Porträts ungewöhnlicher Frauen, aber auch Reisen in die eigene Familiengeschichte. Mit ihren Produktionen tritt Gilla Cremer seit über 30 Jahren in Hamburg auf, sie hat ausgedehnte Tourneen gemacht, unter anderem in Neuseeland gastiert. Doch wegen der Coronakrise musste auch sie zahlreiche Termine absagen. Als Ersatz hat sie deshalb ihr Stück „Die Dinge meiner Eltern“ als Video aufgezeichnet und kostenlos ins Netz gestellt: Darin spielt sie eine Frau, die den Haushalt von Vater und Mutter auflösen muss und ganz neu mit ihrer Kindheit konfrontiert wird. Das „Kulturjournal“ hat Gilla Cremer bei den Dreharbeiten in den Hamburger Kammerspielen begleitet.
    Kultur-Kahlschlag durch Corona: Absage von Musikfestivals im Norden
    Bis Ende August sind alle Großveranstaltungen untersagt, so haben es Bund und Länder vereinbart. Die Folgen für die Kultur sind massiv, denn daraufhin mussten die großen Festivals im Norden abgesagt werden: Deichbrand, Dockville, Elbjazz, Hurricane, Southside, Wacken und weitere. Auch das Schleswig-Holstein Musik Festival wird nicht wie geplant stattfinden, es soll lediglich einen „Sommer der Möglichkeiten mit ausgewählten Konzerten in besonderen Formaten“ geben. Das „Kulturjournal“ berichtet über den Kultur-Kahlschlag durch Corona. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 20.04.2020NDR
  • Folge 32
    Homeschooling und Bildungsgleichheit: wie funktioniert der Unterricht zu Hause?
    Ich vermisse die Schule. Lehrer zu sein, ist ja auch nicht ohne: Das sind Sätze, die man vorher selten gehört hat. Seit Wochen schon lernen Kinder in Norddeutschland wegen Corona im Homeschooling. Für viele Schüler*innen wird das auch noch weiter so bleiben, denn nur wenige Klassenstufen dürfen demnächst wieder in die Schule. Eltern, die mit den Nerven am Ende sind. Schüler*innen ohne Zugang zu Drucker und Computer, deren Recht auf Bildung gerade ausgesetzt wird. Lehrer*innen, die der Situation auch etwas Gutes abgewinnen können, weil sie endlich individuell unterrichten können. Das „Kulturjournal“ hat im Norden nachgeforscht, wie das Lernen zu Hause läuft.
    Der Roman zur Pandemie aus Ostfriesland: „Todesbrut“ von Klaus-Peter Wolf
    Er erkrankte an der Schweinegrippe, fernab von seiner ostfriesischen Heimat. Der Autor der erfolgreichen Ostfrieslandkrimis, Klaus-Peter Wolf, war gerade auf Lesetour in der Schweiz, als ihn das Virus 2009 erwischte. Der damalige Rat für alle Erkrankten: sich zu Hause isolieren und den Hausarzt anrufen. Nur was tun, wenn man von diesem 14 Stunden Zugfahrt entfernt ist? Klaus-Peter Wolf entschied sich für den Nachtzug und ein leeres Abteil. Zu Hause pflegte ihn dann seine Frau gesund. Klingt wie aus einem Roman und wurde dann auch zu einem. Klaus-Peter Wolf schrieb in der Folge einen Roman über den Ausbruch einer Pandemie: „Todesbrut“ (Loewe Verlag). Das „Kulturjournal“ hat ihn in Ostfriesland getroffen und mit ihm über sein Buch, die damalige Erkrankung und das Leben im Shutdown gesprochen.
    „Mit Gott gegen Hitler“: Dokudrama über Dietrich Bonhoeffer
    Sein Name steht für Zivilcourage und Widerstand. Dietrich Bonhoeffer ist einer der bekanntesten Theologen, die sich im Dritten Reich dem Regime widersetzten. In Reden und Schriften wehrte er sich gegen die Ideologie des Nationalsozialismus und dezidiert gegen die Verfolgung der Juden. Am 9. April 1945 wurde Bonhoeffer hingerichtet, seine Schriften und Briefe haben bis heute eine hohe Bekanntheit. Vor allem die Verse, die er 1944 in der Haft schrieb: „Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost, was kommen mag.“ Das Dokudrama „Mit Gott gegen Hitler“ erzählt die Geschichte von Bonhoeffer und anderen Christen im Widerstand, zum Beispiel von dem Dominikaner Laurentius Siemer aus dem Oldenburger Land.
    Er überlebte das Dritte Reich und wurde nach dem Krieg Deutschlands erster Fernsehpfarrer. Der Film „Mit Gott gegen Hitler“ (Regie: Ingo Helm) kombiniert Archivmaterial, aktuelle Interviews und Spielszenen, unter anderem mit Matthias Koeberlin als Bonhoeffer und Nikolaus Kühn als Siemer. Die NDR Koproduktion wird am 4. Mai in Das Erste gezeigt und ist in der ARD-Mediathek zu sehen.
    Exklusiver Museumsbesuch: die Grafiken von Raffael in Hamburg
    Die Ausstellung sollte eigentlich im Mai eröffnet werden und den Superstar seiner Epoche gebührend feiern: mit exquisiten Zeichnungen, Druckgrafiken, Fotografien, Büchern, und, und, und. Doch dann kam das Coronavirus, und die geplante Raffael-Ausstellung in der Hamburger Kunsthalle wurde auf das nächste Jahr verschoben. Damit die Enttäuschung aber nicht zu groß ist und die Vorfreude steigt, hat die Hamburger Kunsthalle flugs ein „Raffael-Album“ erstellt, das online zu besichtigen ist. Es enthält mehr als 1.000 Kunstwerke aus dem Besitz des Museums, die sich alle um diesen Ausnahmekünstler drehen, der von Päpsten hofiert und für seine Gemälde und Fresken schon zu Lebzeiten gefeiert wurde. Das Album ist Einladung zum Anschauen und Schwelgen. Das „Kulturjournal“ zeigt exklusiv ein paar Zeichnungen des großen Meisters im Original.
    Kampf gegen das eigene Begehren: der Spielfilm „Kopfplatzen“ über einen Pädophilen
    Was geht in einem Menschen vor, der Kinder sexuell begehrt? Wie schafft er es, seine Neigung auf Dauer zu unterdrücken und sich nicht an Minderjährigen zu vergehen? Darum geht es im eindringlichen Spielfilm „Kopfplatzen“: Im Mittelpunkt steht Markus, Single und Architekt. Ihn erregen die Körper von kleinen Jungen, er fotografiert sie heimlich. Und gleichzeitig kämpft er gegen sein Begehren und sucht Hilfe bei einem Psychiater, denn er will nicht zum Täter werden. Als Markus sich mit seiner neuen Nachbarin, einer alleinerziehenden Mutter, und ihrem Sohn anfreundet, droht die Situation aber zu eskalieren.
    Der Film „Kopfplatzen“ von Regisseur Savas Ceviz widmet sich eindringlich dem heiklen Thema Pädosexualität, ganz bewusst aus der Perspektive eines Betroffenen: Hauptdarsteller Max Riemelt zeigt, wie sehr ein Mensch unter seiner Neigung leiden kann. Und gleichzeitig macht der Film eindeutig klar: Es darf nicht zu sexuellen Handlungen mit Kindern kommen. Eigentlich sollte „Kopfplatzen“ jetzt im Kino laufen, wegen der Coronakrise gibt es ihn nun beim Verleih Salzgeber im Stream; der Kinostart ist in den Herbst verschoben. Das „Kulturjournal“ spricht mit Savas Ceviz und stellt den Spielfilm vor.
    „Together alone“: Musikprojekt der NDR Bigband in Zeiten von Corona
    In Zeiten von Corona muss auch die NDR Bigband als Ensemble pausieren: zu viele Musiker auf zu engem Raum. Doch so ganz wollen die passionierten Jazzer von der Musik nicht lassen und finden sich jetzt in Duos zusammen, in getrennten Probenräumen, mit Monitor und Kopfhörer verbunden: „Together alone“. Das Besondere an diesem Projekt ist: Je ein Mitglied der NDR Bigband spielt mit einem Musiker oder einer Musikerin aus der freien Szene, um sie zu unterstützen. Und alle können davon profitieren, denn die Musikstücke sind auf ndr.de zu sehen und zu hören. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 27.04.2020NDR
  • Folge 33
    Geschlossene Kitas: Was macht der Lockdown mit den Kleinsten? /​ Museumsbau für Nazisympathisanten? Streit um die Bossard Kunststätte in Jesteburg /​ Angriff auf den Regionalkrimi: „NDR Buch des Monats“: „SoKo Heidefieber“ /​ Praktikum für … (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 04.05.2020NDR
  • Folge 34
    Emanzipation Rolle rückwärts? Wie der Corona-Alltag Frauen benachteiligt
    Corona und Kulturschaffende: Kommt die Soforthilfe wirklich an?
    Wiedereröffnung mit Schwierigkeiten: Museen nach dem Lockdown
    Die lustigste Anarchistin: 75 Jahre „Pippi Langstrumpf“
    Krise wegen Corona: Aus für „Dialog im Dunkeln“? (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 11.05.2020NDR
  • Folge 35
    Kulturwandel durch Corona: das Comeback des Autos Eigentlich waren wir doch auf dem Weg zur Mobilitätswende: mehr öffentlicher Nahverkehr, mehr Carsharing und weniger Privat-Pkw. Doch dann kam Corona. Das eigene Auto, vor der Pandemie für viele ein Symbol für ökologischen Irrsinn, verheißt in Zeiten von Ansteckungsgefahr plötzlich Sicherheit. Bahnen und Busse hingegen sind potenziell eine Gefahrenzone, in der das Coronavirus droht. Und wenn die Menschen im Sommer nicht in den Urlaub fliegen können, dann werden sie wahrscheinlich mit dem Auto ins Naherholungsgebiet oder an die See fahren.
    Bremst Corona die Mobilitätswende aus? Erlebt die Gesellschaft ein Comeback des Autos? Oder wird in Zukunft insgesamt viel weniger gefahren und gereist werden? Das „Kulturjournal“ spricht mit dem erklärten Gegner des privaten Pkw und Soziologen Andreas Knie darüber, wie Corona den Verkehr in Deutschland verändert. Aus durch Corona? Kinos bangen um ihre Zukunft Seit zwei Monaten sind die Kinos in Norddeutschland schon geschlossen. Für viele Häuser ist die Existenz bedroht. Betroffen sind große Ketten genauso wie die kleinen Arthouse-Häuser.
    Laufende Kosten wie Miete müssen trotzdem bezahlt werden, Einnahmen fehlen. 17 Millionen Euro Verlust machen die Kinos in Deutschland jede Woche, so Christine Berg vom Hauptverband Deutscher Filmtheater. Und auch die Aussicht auf Öffnung in einzelnen Bundesländern, zum Beispiel ab 18. Mai in Schleswig-Holstein, ist noch keine Lösung, denn mit Abstand halten und Hygienemaßnahmen funktioniert kein normaler Kinobetrieb wie vor Corona. Ein betroffenes Haus ist das Casablanca-Kino in Oldenburg, ein Familienunternehmen in zweiter Generation.
    Um die Verluste etwas abzufedern, betreibt das Casablanca jetzt ein Autokino in der Nähe von Oldenburg. Das „Kulturjournal“ spricht mit Geschäftsführer Tobias Roßmann über die Kinokrise durch Corona. Vom Beatschuppen zum Club: „Unsere Geschichte – Als die Disco in den Norden kam“ Für viele Menschen ist die Disco Teil ihrer Jugend: Vor allem in den 1970er- und 1980er-Jahren gab es überall im Norden Diskotheken, in fast jedem Dorf. Anfangs waren sie noch Tanzlokale mit Livemusik, heutige Weltstars haben dort angefangen.
    Zum Beispiel die Scorpions in Metas Musikschuppen in Norddeich, einem der ältesten und damals berühmtesten Läden. Bei „Meta“ hat Howard Carpendale seine Karriere begonnen. Und auch Otto Waalkes hat dort mit 14 Jahren mit seiner Band gespielt. Den „Musikschuppen“ gibt es noch immer, eine andere Diskothek kommt jetzt ins Museum: Das Zum Sonnenstein aus Harpstedt wurde Stein für Stein demontiert und soll nun im Museumsdorf Cloppenburg originalgetreu wieder aufgebaut werden. Damit wird die Diskothek erstmals zum wichtigen Kulturgut Norddeutschlands erklärt und wissenschaftlich erforscht.
    Die Dokumentation „Unsere Geschichte – Als die Disco in den Norden kam“ zeigt die Entstehung und den Wandel der Diskotheken vom einfachen Auftrittsort für Tanzkapellen bis hin zum Technotempel: am 20. Mai um 21:00 Uhr im NDR Fernsehen. Von Inselbildern bis Großstadtleben: der Künstler Rainer Fetting in Schloss Gottorf Geboren in Wilhelmshaven, zieht es ihn immer wieder zum Wasser: Rainer Fetting. Er bannt die Wucht der Wellen in Bilder.
    Heute lebt der Künstler auf Sylt und in der Hauptstadt. Bekannt geworden ist er mit Stadtlandschaften: von Berlin, zu Mauerzeiten, in leuchtenden Farben gemalt, oder Szenen aus der New Yorker Subkultur. Er war einer der jungen Neuen Wilden und zählt zu den wichtigsten deutschen Gegenwartskünstler*innen. Seine Bilder sind expressiv, monumental, seine Skulpturen ähnlich ausdrucksvoll. Seine Statue von Willy Brandt dürfte zum kollektiven Gedächtnis gehören: Sie steht im Atrium der SPD-Zentrale und ist in jeder Pressekonferenz von dort zu sehen.
    Weniger bekannt sind seine Foto- oder Filmarbeiten. Teile davon sind jetzt ebenso in einer umfassenden Retrospektive in Schloss Gottorf zu sehen, darunter Gemälde, Bronzen und Druckgrafik (vom 19. Mai bis 18. Oktober 2020). Das „Kulturjournal“ geht mit Rainer Fetting exklusiv durch die Ausstellung. Gegen die Fleischindustrie: Hilal Sezgin und ihr „Tierrechtsroman“ Wieder einmal ist die Fleischindustrie in der Kritik, zahlreiche Schlachthöfe sind zu Corona-Hotspots geworden, auch im Norden. Das Problem liegt im System, meint die Schriftstellerin Hilal Sezgin, die sich schon seit Jahren für Tierrechte einsetzt.
    Jetzt hat sie dazu einen Roman geschrieben: „Feuerfieber“. Dabei geht es nicht so sehr darum, die bestehenden Grausamkeiten wieder und wieder zu beschreiben. Vielmehr sollen die Menschen, die gut über das Elend der Tiere informiert sind, ein paar vergnügliche Stunden beim Lesen haben. Das „Kulturjournal“ besucht Hilal Sezgin auf ihrem „Lebenshof“ für Tiere und spricht mit ihr über ihr unermüdliches Engagement für die Rechte der Tiere und einen echten, uralten und feuerspukenden Drachen, der in ihrem neuen Buch auftaucht. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 18.05.2020NDR
  • Folge 36
    Im Schatten von Corona: Wie die Dürre dem Norden zu schaffen macht
    Was waren alle froh, dass während des Shutdowns so häufig die Sonne schien! Selten wurde so viel spazieren gegangen, Frischluft und Licht getankt. Doch sämtliche Land- und Forstwirte im Norden ersehnen in diesen Tagen Regen. Die Böden von Feldern, Weiden und Wäldern sind größtenteils ausgetrocknet. Nach dem extrem trockenen Sommer 2018 und dem Hitzerekordjahr 2019 fürchten sie ein neues Jahr der Extreme: mit fatalen Folgen für Land- und Forstwirtschaft. Nicht umsonst warnt Wetterexperte Sven Plöger in seinem neuen Buch „Zieht euch warm an, es wird heiß!“ (Westend). Das „Kulturjournal“ versucht gemeinsam mit ihm nicht nur den Klimawandel zu verstehen, sondern auch aus der Krise für die Welt von morgen zu lernen und blickt auf die Auswirkungen der Trockenheit in Norddeutschland. („45 Min – Dürre im Norden. Wie gefährdet ist das Land?“, NDR Fernsehen, 8. Juni 2020, 22 Uhr.)
    Bauern als Videostars: die Internetplattform My KuhTube
    Kalb geboren, was nun? Haben Landwirte auch mal Freizeit? Oder auch: Wie sinnvoll ist Musik für Kühe? In den Videos der Reihe My KuhTube (www.mykuhtube.de) geht es um Fragen rund um Rinder und Landwirtschaft. Die Filme werden von Bauern selbst gedreht, sie erklären, was im Stall und auf der Weide passiert, stellen Tiere und Landmaschinen vor. Zwei Clips werden in der Regel pro Woche veröffentlicht, mittlerweile sind es über 600 Videos. Das Portal wird von der Landesvereinigung der Milchwirtschaft Niedersachsen e.V. betrieben, die Filme richten sich mit Tipps an Kolleg*innen, aber auch an ein breites Publikum, um Vorurteile abzubauen. Das „Kulturjournal“ stellt My KuhTube vor und begleitet einen Dreh in einem Kuhstall und bei der Grassilage.
    Bausünden im Norden: eine Dokumentation über den Städtebau
    Es klingt fast zynisch, aber tatsächlich konnten nach der verheerenden Zerstörung der Städte im Zweiten Weltkrieg Architekten und Stadtplaner beim Wiederaufbau ihre Utopien von der neuen Stadt verwirklichen. Mittelalterliche Gassen und verwinkelte Höfe störten, Licht und Luft sollten die Neubauviertel durchströmen. Wie Adern sollten breite Straßen den Verkehr durch die Stadt pumpen. Was der Krieg verschonte, wurde von den Nachkriegsplanern allzu oft dieser Vision geopfert. Doch die Bürgerinnen und Bürger wehrten sich nach und nach gegen den Kahlschlag. Zum Glück: Sonst hätte Norddeutschland so manche historische Innenstadt weniger: „Unsere Geschichte – von Bausünden und Bürgerprotest“ (RB), NDR Fernsehen, 27. Mai 2020, 21 Uhr.
    Bedrohte Schönheit: der Fotoband „Inseln des Nordens“
    Die Natur ist sein Leben und die Fotografie sein Werkzeug: Stefan Forster ist fasziniert von ursprünglichen Landschaften, seltenen Lichtstimmungen, Wolkenformationen, Sonnenauf- und -untergängen. Dabei geht es ihm darum, diese Schönheit, das, was (noch) ist, festzuhalten. Bereits mit 21 Jahren machte er die Fotografie zu seinem Beruf. Rund sieben Monate im Jahr ist er in der ganzen Welt unterwegs, um zu fotografieren. Jetzt ist sein Bildband „Inseln des Nordens“ erschienen mit Fotos, die auf mehr als 80 Reisen nach Island, Grönland, Norwegen und auf die Färöer entstanden sind (teNeues Media). Meisterhafte Bilder einer Welt, die noch ganz heil erscheint und doch schon längst bedroht ist.
    Behinderung und Corona: Was heißt das für den Alltag?
    Für Menschen mit Behinderung ist die Coronakrise eine besondere Belastung: Hilfsangebote stehen während des Lockdowns nur eingeschränkt zur Verfügung. Viele brauchen rund um die Uhr Assistenz, auch das ist in Zeiten von Corona schwierig oder mit einem erhöhten Ansteckungsrisiko verbunden. Außerdem zählen nicht wenige Menschen mit Behinderung zur Risikogruppe für schwere Verläufe von COVID-19: Wer im Rollstuhl sitzt, hat beispielsweise oft ein niedrigeres Lungenvolumen. Das „Kulturjournal“ stellt zwei Menschen vor, die durch Corona in Alltag und Beruf massiv eingeschränkt sind. Ein Beitrag zum 8. Deutschen Diversity-Tag am 26. Mai, der für Vielfalt und Toleranz in der Arbeitswelt wirbt: Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollen Wertschätzung erfahren, unabhängig von Geschlecht und geschlechtlicher Identität, Nationalität, ethnischer Herkunft, Religion oder Weltanschauung, Behinderung, Alter, sexueller Orientierung und Identität.
    Magisch und rätselhaft: der Maler Franz Radziwill in Oldenburg
    „Für mich ist das größte Wunder die Wirklichkeit“, sagte der Maler Franz Radziwill (1895 – 1983). Und wirklichkeitsnah und gleichzeitig wundersam sind viele seiner Gemälde. Der norddeutsche Künstler ist der bedeutendste Vertreter des Magischen Realismus. Er malte Bilder, die naturgetreu wirken, aber im Detail voller Rätsel sind. Nach dem Zweiten Weltkrieg ging Radziwill noch weiter, näherte sich dem Surrealismus. Frank Radziwill, in der Wesermarsch geboren, schuf sein Hauptwerk in Dangast am Jadebusen, beeinflusst vom Meer und von der norddeutschen Landschaft. Eine besondere Beziehung hatte er auch zu Oldenburg. Hier gab es die erste umfangreiche Ausstellung nach dem Zweiten Weltkrieg. Und hier feierte er seinen 80. Geburtstag mit einer großen Retrospektive. Jetzt zeigt das Landesmuseum Oldenburg eine große Schau: „125 Werke zum 125. Geburtstag“. Das „Kulturjournal“ erinnert an den ungewöhnlichen norddeutschen Maler. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 25.05.2020NDR
  • Folge 37
    Die jüngsten Verlierer der Krise: Kinder und Corona
    Wochenlang fand Schulunterricht nur zu Hause statt. Für alle Beteiligten eine Herausforderung. Für die Eltern, für die Kinder. Vor allem in den Familien, in denen sich die Eltern nicht um die Hausaufgaben ihres Nachwuchses kümmern können, weil sie selbst arbeiten oder nicht gut deutsch sprechen. Viele Kinder gibt es in Deutschland, die besondere Förderung benötigen, die vor Corona beispielsweise tagtäglich zur Einrichtung Kinderprojekt Arche gegangen sind, um dort ein warmes Mittagessen und eine Betreuung bei den Hausaufgaben zu bekommen. Experten warnen davor, dass die Coronakrise manche Kinder vom Radar verschwinden lässt, dass sie abgehängt werden. Das „Kulturjournal“ begleitet Mitarbeitende der Arche bei einem Haustürbesuch bei einer von ihr betreuten Familie und spricht mit einem Experten über die Kinder als Verlierer der Coronakrise.
    Ein Sommer ohne Festivals? Musikbranche in der Krise
    Das Coronavirus hat den Festivalsommer im Norden lahmgelegt. Klassik-, Pop-, Metal-, Rock- und Elektro-Festivals fallen aus. MS Dockville, Norden, Fusion, Wacken Open Air, Hurricane und viele Veranstaltungen mehr wurden abgesagt. Eine ökonomische Katastrophe. Aber nicht alles fällt ersatzlos aus: Das Schleswig-Holstein Musik Festival etwa plant einen „Sommer der Möglichkeiten“ mit ausgewählten Konzerten in besonderen Formaten. Auch andere Festspiele präsentieren sich anders als vorgesehen: im Netz mit Konzerten im coronaregelkonformen Rahmen oder einfach zu einem späteren Zeitpunkt. Und auch der NDR springt ein und überträgt, passend zur Mittsommernacht, Festival-Ersatzprogramme, unter anderem mit dem „Hurricane virtuell“ (20. Juni, ab 23.15).
    Virtuose am Akkordeon: Martynas Levickis in Mecklenburg-Vorpommern
    Das Akkordeon ist nicht gerade das typische Instrument für den klassischen Konzertsaal, eher verbindet man damit Volksmusik oder französische Chansons. Doch der Musiker Martynas Levickis beweist: Das Akkordeon ist viel mehr als das. Der Virtuose aus Litauen spielt klassische Musik vom Barock bis zur Gegenwart, aber auch Filmmusik, Tango oder Pop auf dem Akkordeon. Mit seinem breiten Repertoire sollte Levickis Preisträger in Residence bei den diesjährigen Festspielen Mecklenburg-Vorpommern sein mit rund 25 Konzerten. Wegen der Corona-Pandemie kann das Festival nicht wie geplant stattfinden, aber Levickis kommt trotzdem nach Norddeutschland. Einige Konzerte mit ihm finden nach jetzigem Stand im September statt, weitere werden in November, Dezember und Januar nachgeholt. Außerdem gibt es bereits am 13. und 14. Juni den „Netzspielsommer“ mit Konzerten im Internet. Das „Kulturjournal“ stellt Martynas Levickis, den Virtuosen am Akkordeon, vor.
    Bedrohte Inselwelten: die Ausstellung „Nordsee | Südsee – Zwei Welten im Wandel“ in Bremerhaven
    Weiter entfernt geht es kaum auf dem Globus: Nordsee und Südsee liegen rund 15.000 Kilometer auseinander, haben ein völlig unterschiedliches Klima und gehören zu verschiedenen Kontinenten. Aber sie haben eine wichtige Gemeinsamkeit: In beiden Meeren liegen kleine Inseln und das Leben dort ist durch den Klimawandel bedroht. Die Menschen auf den Atollen im Südpazifik und den Halligen in Norddeutschland stehen gleichermaßen vor großen Herausforderungen: Meeresspiegelanstieg, Küstenerosion, Extremwetterereignisse. Davon erzählt eine große Sonderausstellung im Klimahaus Bremerhaven: „Nordsee | Südsee – Zwei Welten im Wandel“. Mit Videos, Fotos und anderen Exponaten zeigt die Schau das Leben in beiden Meeresregionen und stellt deren Bewohner*innen vor. Außerdem gibt es ein Begleitbuch, unter anderem mit Berichten von einer Reise zur Hallig Langeneß sowie zur Südseeinsel Samoa und zum Atoll Tokelau: „Nordsee – Südsee“ (Knesebeck Verlag). Das „Kulturjournal“ zeigt die bedrohten Inselwelten.
    70 Jahre ARD: die lustigen Highlights aus Kunst und Kultur
    Am 5. Juni 1950 war es so weit: Die ARD wurde in Bremen aus der Taufe gehoben. Die sechs Gründeranstalten, NWDR, BR, HR, RB, SDR und SWF schlossen eine „Vereinbarung über die Errichtung einer Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland“ als Gründungssatzung der ARD. 70 Jahre ARD. 70 Jahre Sport, Unterhaltung, Nachrichten, Fiktion und immer auch Kultur. Doch welche lustigen Höhepunkte gab es in diesen sieben Jahrzehnten in der Kultur? Das „Kulturjournal“ hat die Perlen herausgepickt.
    Legendärer Lügenbaron: „NDR Buch des Monats“ über Münchhausen
    Er ist auf einer Kugel geritten, hat sich am eigenen Schopf aus dem Sumpf gezogen oder ist mit dem Pferd durch eine fahrende Kutsche gesprungen. Dem Baron Münchhausen wurden die absurdesten Abenteuer zugeschrieben. Was soll er nicht alles gemacht und geschafft haben! Die erfundenen Geschichten sind noch heute legendär und wurden mehrfach verfilmt, doch den Baron gab es tatsächlich: Hieronymus Carl Friedrich Freiherr von Münchhausen stammt aus Norddeutschland, aus dem Kurfürstentum Braunschweig-Lüneburg. Zu seinem 300. Geburtstag in diesem Jahr hat seine Nachfahrin Anna von Münchhausen ein Buch über ihn veröffentlicht: „Der Lügenbaron. Mein fantastischer Vorfahr und ich“ (Kindler Verlag). Darin schreibt sie amüsant und lebendig über das echte Leben des Freiherrn und über die erfundenen Abenteuer. Sie berichtet von Münchhausen-Forschern und von anderen Familienmitgliedern der Münchhausens. Ein kurzweiliges Buch über den legendären Baron aus Niedersachsen. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 08.06.2020NDR

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