2013, Folge 66–82

  • Folge 66 (30 Min.)
    Früher waren Krankenhäuser Orte, an denen Menschen geheilt wurden. Die dabei entstandenen Kosten wurden den Kliniken erstattet. Heute funktioniert das Gesundheitssystem anders: Kliniken sind Wirtschaftsunternehmen, die mit dem Rohstoff Patient Geld verdienen müssen. Das zeigt am 9. Januar 2013 die „ZDFzoom“-Dokumentation „Die Patientenfabrik – Wie Kliniken Profit machen“. Darin legen die Autoren offen, mit welch fragwürdigen Methoden dies erreicht wird und was die Folgen für uns Patienten sind. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereMi 09.01.2013ZDF
  • Folge 67 (30 Min.)
    Eigentlich sollte es ein Flughafen werden, entstanden ist aber Deutschlands peinlichste Baustelle. Mittlerweile will niemand mehr sagen, wann das Prestigeobjekt jemals in Betrieb genommen wird. Am Anfang glaubte man noch, vermeintliche Baufehler, zum Beispiel beim Brandschutz, schnell beheben zu können. Inzwischen spricht Baustellenchef Horst Amann gegenüber ZDFzoom aber sogar offen über einen möglichen Rückbau. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereMi 16.01.2013ZDF
  • Folge 68 (30 Min.)
    Mit der Hartz-Reform sollte alles einfacher werden. Sozialhilfe und Arbeitslosengeld wurden zusammengelegt, Arbeitswilligen Steine aus dem Weg geräumt, Bürokratie abgebaut. Teil des Konzepts war der Minijob, der es auch Empfängern von Sozialleistungen möglich machen sollte, Geld unkompliziert dazu zu verdienen. Den Arbeitgebern sollte es leichter gemacht werden, Arbeitslosen eine Chance zu geben, ohne direkt festanstellen zu müssen. Die Politik hoffte, Unternehmen und Arbeitslose könnten sich so risikofrei kennen lernen und, sollte es dann doch nicht passen, auch unkompliziert wieder trennen. Ziel war es, möglichst viele Arbeitslose in Festanstellungen zu vermitteln.
    Über sieben Millionen Menschen arbeiten mittlerweile in einem Minijob, dürfen in diesem Jahr maximal 450 Euro im Monat dazu verdienen. Nur: Festangestellte werden aus Minijobbern kaum, eher das Gegenteil ist der Fall.
    Für Unternehmer bietet der Minijob nämlich in erster Linie vielfache Möglichkeiten zu sparen. Und genau das ist das Problem. So nutzen Unternehmen die Regelung, um ohnehin schlecht bezahlte Minijobber noch zusätzlich auszubeuten: Urlaub wird nicht gewährt, bei Krankheit droht Kündigung, Mindestlöhne werden durch Akkordvereinbarungen umgangen und Tarifverträge ausgehebelt. Gerade weil Minijobs für Unternehmen weniger Bürokratie bedeuten und auch Kündigungen einfacher sind, werden massenhaft Vollzeitstellen umgewandelt und damit die eigentlich gute Idee des Minijobs ad absurdum geführt.
    Die ZDF zoom-Reporter Kirsten Moser und Christian Bock zeigen, wie ein Arbeitsmodell, das ursprünglich Hausfrauen und Studenten einen unkomplizierten Nebenjob ermöglichen sollte, außer Kontrolle gerät. Wie es Vollzeitstellen vernichtet, den Sozialstaat aushöhlt, Arbeitnehmer zweiter Klasse erschafft. Beide Reporter waren als Minijobber unterwegs, putzten Büros und schufteten im Supermarkt. Ihr Fazit: Minijobs, das ist oft minimales Geld bei maximaler Ausbeutung.
    Einer der „Erfinder“ der Hartz-Reformen, Professor Jobst Fiedler, damals Berater bei Roland Berger, äußert sich im Zoom Interview kritisch: „Wir wollten eigentlich nur Putzfrauen legalisieren. Aus heutiger Sicht sind die Minijobs insgesamt ein Fehler gewesen.“ (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereMi 23.01.2013ZDF
  • Folge 69 (30 Min.)
    Die Deutschen sparen wie die Weltmeister – trotz der Finanz- und Schuldenkrise. Mit vier Billionen Euro ist das angelegte Vermögen so hoch wie nie zuvor. Das Geschäftspotenzial für die Banken auch. Kunden, die ihrem Geldhaus dabei blind vertrauen, zahlen oft drauf. Denn viele Bank-Berater sind vor allem eines: Verkäufer, die provisionsorientiert agieren. Provisionen, offen oder versteckt, bestimmen die Angebote und fressen zugleich die Rendite. In einigen Ländern sind Provisionen inzwischen verboten. Hierzulande nicht. Nach Bankencrash und Lehman-Pleite hatten die Banken versprochen, fairer zu beraten.
    „ZDFzoom“ geht der Frage nach: Wie gut ist die Beratung durch deutsche Geldinstitute wirklich? Hat sich die Beratung der Banken seit der Finanzkrise gebessert? „ZDFzoom“-Autorin Ute Waffenschmidt trifft Bankkunden, die aufgrund von schlechter Beratung ihr ganzes Hab und Gut verloren haben. Offensichtlich können Banken es sich immer noch leisten, Kunden schlecht zu beraten. Zirka 30 Milliarden Euro verlieren Anleger so Jahr für Jahr, schätzen Experten. Die Gesetzeslage in Deutschland ist bankenfreundlich und spielt den Beratern in die Hände.
    Geprellte Kunden haben die Beweispflicht bei einer Fehlberatung. Verbraucherschützer fordern schon lange eine Umkehr der Beweispflicht. In anderen Staaten sieht das nämlich ganz anders aus. „ZDFzoom“ hat Testkunden losgeschickt, die sich bei verschiedenen Banken beraten lassen. Das Ergebnis der Stichproben ist ernüchternd: Noch immer empfehlen viele Banken provisionsträchtige Produkte. Wenn Kunden im Vertrauen auf gute Beratung zum Beispiel ihre Altersvorsorge darauf aufbauen, kann das den direkten Weg in die Altersarmut bedeuten. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereMi 30.01.2013ZDF
  • Folge 70 (30 Min.)
    Im Schnitt geht jeder Deutsche 17 Mal im Jahr zum Arzt. Die Kosten für Behandlung, Medikamente oder Heilmittel bezahlt eine Krankenversicherung, meist eine gesetzliche. Für alle Versicherten gilt das gleiche Versprechen: Egal ob jung oder alt, reich oder arm, gesund oder krank, die Solidargemeinschaft der gesetzlichen Krankenkassen ist für jeden da. Niemand wird aussortiert, jedem wird geholfen, wenn es medizinisch nötig ist. „ZDFzoom“ will wissen, ob dieses Versprechen noch gilt. Die Autoren Jörg Göbel und Christian Rohde haben Menschen getroffen, die um notwendige Operationen, unentbehrliche Tabletten oder einen dringend erforderlichen Rollstuhl kämpfen müssen.
    Der Film beginnt mit der Geschichte der fünfjährigen Romy, einem Pflegekind, für das neue Eltern gesucht werden. Das Mädchen wurde mit einer Zwerchfelllähmung geboren. Als Romy wenige Monate alt ist, muss sie operiert werden. Danach soll sie in ihr neues Zuhause geflogen werden. Die Ärzte raten dazu. Doch Romys Krankenkasse stellt sich quer, will die Kosten für den teuren Transport nicht voll bezahlen. Statt zu den neuen Pflegeeltern soll Romy in ein Hospiz.
    Zum Glück zahlen andere den Flug, doch die Probleme mit der Krankenkasse hören auch im neuen Zuhause nicht auf. Dass die Pflege eines schwerbehinderten Kindes nie einfach sein wird, damit hatten Romys neue Eltern gerechnet, mit dem Widerstand der Krankenkasse nicht. Die Autoren zeigen, wie in den vergangenen zehn Jahren der politisch gewollte Wettbewerb das solidarische Krankenversicherungssystem zersetzt hat. Sie haben recherchiert, wie gesetzliche Krankenkassen schwer kranke und deshalb besonders teure Versicherte aussondern.
    So decken die Autoren auf, wie die gesetzliche Krankenversicherung KKH-Allianz in einer geheimen Telefonaktion hunderte Versicherte dazu gedrängt hat zu kündigen. Sie reden mit Betroffenen, schwer Kranken, chronisch Kranken, alte Menschen. Insider berichten über die Ziele der Krankenkassen: Kosten sparen bei Versicherten, die besonders teuer sind. Risikoselektion nennt das die Branche. Die ist zwar verboten, doch offenbar kann es jeden treffen. Die Autoren konfrontieren Krankenkassenmanager und Politiker. Die einen wollen keine Fehler erkennen, die anderen sehen nur bedauernswerte Einzelfälle.
    Der Film zeigt aber auch, dass andere gesetzliche Versicherungen Spezialabteilungen gegründet haben, die sich gezielt um Hochnutzer „kümmern“. Einige Kassen wollen erst gar keine chronisch Kranken aufnehmen. Auch arme Menschen sind offenbar nicht willkommen. Die Recherche ergibt: Im Solidarsystem der deutschen Krankenversicherung ist der Mensch vor allem eines: Kostenfaktor. Wer jung und gesund ist, wird umworben. Wer alt und krank ist, stört. „ZDFzoom“ über den kranken Wettbewerb der Krankenkassen – auf dem Rücken der Schwächsten. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereMi 20.02.2013ZDF
  • Folge 71 (30 Min.)
    Joghurt, Obst, Gemüse, Getränke – im Supermarkt ist alles eingetütet, eingeschweißt und verpackt. Meistens in Plastik. Denn Plastik ist leicht, stabil, „unkaputtbar“ und macht Lebensmittel länger haltbar. Genau das gefällt dem Kunden und der Industrie. 24 Kilogramm Kunststoffverpackungen verbrauchen die Menschen in Deutschland inzwischen pro Kopf und Jahr. „ZDFzoom“ schaut sich die Plastik-Verpackungen genauer an. Wie werden sie hergestellt? Warum werden immer mehr Lebensmittel darin abgepackt? Was genau steckt drin in den Bechern, Schalen und Folien? Die Autoren Nina Behlendorf und Halim Hosny beginnen ihre Recherchen im Supermarkt. Für „ZDFzoom“ machen sie den Test: Wie fühlt man sich, wenn man eine Woche lang ausschließlich Lebensmittel aus Plastikverpackungen isst? Und wie ist es, ganz darauf zu verzichten? Dabei geht es um viel mehr als um Milch direkt vom Bauern statt vom Discounter.
    Es geht um einen ganz bestimmten Lifestyle: Dank Plastik ist Essen jederzeit verfügbar, portioniert für Singles wie für Großfamilien. Und Fastfood ohne Kunststoff – undenkbar. Was macht das viele Plastik mit uns? Plastikverpackungen enthalten Chemikalien, und einige von ihnen stehen im Verdacht, unsere Gesundheit zu schädigen. Die Autoren lassen Plastikverpackungen auf Inhaltsstoffe untersuchen: Bleibt das Plastik in der Verpackung? Oder findet es sich auch in unseren Lebensmitteln? (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereMi 27.02.2013ZDF
  • Folge 72 (30 Min.)
    Sie machen Milliarden-Gewinne, sie agieren auf der ganzen Welt, doch sie zahlen kaum Steuern. Nicht nur Apple, IKEA oder Starbucks – auch deutsche Konzerne haben ein weitverzweigtes Netz an Finanztöchtern in Steueroasen. Sie leihen sich gegenseitig Geld, vermieten sich untereinander Lizenzen, kassieren voneinander Gebühren, verkaufen sich eigene Produkte – all das dient nur einem Zweck: Steuern sparen. Wie geht das? Warum dürfen die das? Und vor allem: Warum hindert sie niemand daran? „ZDFzoom“-Reporter Jo Schück folgt der Spur der Steuervermeider auf der ganzen Welt. Briefkastenfirmen in Hongkong, Finanztöchter in Irland und Niederlassungen in der Karibik – irgendwo in diesem komplizierten Geflecht versickern riesige Summen an Steuergeldern.
    Experten schätzen, dass weltweit über 20 Billionen Euro in Steueroasen geparkt werden. Würde dieses Geld normal versteuert, wären die meisten Staatshaushalte dieser Welt rasch saniert. Wohl auch der deutsche: Während sich hierzulande der Staat über Rekordeinnahmen bei der Lohnsteuer freut und zuletzt fast 140 Milliarden Einkommenssteuer kassierte, sank die Steuerquote der meisten Großkonzerne, ihre Gewinne aber erreichten ein Rekordniveau. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereMi 06.03.2013ZDF
  • Folge 73 (30 Min.)
    „Sie gehören zu den mächtigsten Organisationen der Erde, entscheiden, wer auf dieser Welt Geld bekommt und wer nicht und zu welchem Preis. Das ist eine Macht, die hat keine Armee der Welt.“ So schätzt der Börsen- und Finanzexperte Dirk Müller Rating-Agenturen ein. Für den als neoliberal geltenden Chef des Hamburger Weltwirtschaftsinstituts (HWWI), Thomas Straubhaar, sind die drei großen Rating – Agenturen „Standard&Poor’s“ (S&P), „Moody’s“ und „Fitch“ gefährliche Brandbeschleuniger der Finanzwelt. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereMi 20.03.2013ZDF
  • Folge 74 (30 Min.)
    Functional Food boomt. Der Umsatz von Essen mit Zusatznutzen hat sich in 14 Jahren in Deutschland verzehnfacht – auf rund fünf Milliarden Euro im Jahr, Tendenz steigend. Jedes Jahr kommen Dutzende neue Produkte, die mehr können sollen als nur schmecken, auf den Markt. Milch, die Cholesterin senkt – Wasser, das die Knochenstruktur stützt – Fruchtsaft, der den Zellschutz stärkt. Begriffe aus der Medizin auf Lebensmittelverpackungen. Selbst Süßigkeiten werden inzwischen immer häufiger mit Vitaminen versetzt, damit sie gesund wirken.
    Die meisten Produkte mit Zusätzen und Versprechen kosten auch mehr – bis zum Dreifachen oder sogar noch mehr. Die Etiketten werden komplizierter, das Kleingedruckte immer wichtiger. Es klingt häufig wie ein Beipackzettel für Arzneimittel. „ZDFzoom“ zeigt, dass viele Werbeversprechen umstritten sind, und dass Experten manche Zutaten sogar als gefährlich einstufen. Die Reporter sind überrascht, wie manche Versprechen jahrelang verbreitet werden konnten, die sich jetzt als nicht haltbar erweisen.
    Lebensmittelhersteller haben es vor allem im Bereich Probiotik jahrelang übertrieben, versprachen zum Beispiel „die Stärkung der Abwehrkräfte“. Jetzt müssen diese Produkte vom Markt, weil die beworbenen und zitierten wissenschaftlichen Studien diese Wirkung nicht belegt haben. Als erste Verbraucherschutzorganisation geht nun Foodwatch per Klage gegen ein Functional-Food-Produkt vor. Hersteller Unilever soll nicht länger behaupten dürfen, der gesundheitsversprechende Zusatzstoff in der cholesterinsenkenden Margarine „Becel pro activ“ habe keine Nebenwirkungen.
    „ZDFzoom“ zeigt grenzwertige PR-Methoden der Konzerne auf, die selbst Ärzte als Werbebotschafter nutzen möchten, um ihre Produkte bei deren Patienten anzupreisen. Brauchen wir überhaupt Functional Food oder ist es nur eine Marketingstrategie, um in einem übersättigten Lebensmittelmarkt Produkte teurer zu machen, um so mehr Umsatz zu erzielen? Ist es ein Spiel mit den Ängsten der Kunden, die sich gesund ernähren wollen? Kann Functional Food sogar schaden? (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereMi 27.03.2013ZDF
  • Folge 75 (30 Min.)
    8999,00 Euro sollte der neue Mann in Frau Sommers Leben kosten. Nach dem scheinbar freundschaftlichen Hausbesuch eines Partnervermittlers unterschrieb sie den Vertrag mit der Agentur und bereut nun bitter, dass sie auch noch auf ihr Kündigungsrecht verzichtete – gegen die Zusage, die Agentur habe noch viele tolle Männer in petto. Zu sehen bekam sie die Traumtypen nie. Auch Reinhard T. traf nie die Frau, die ihm versprochen wurde, obwohl er einer Partnerschaftsvermittlung viel Geld dafür bezahlte. Das Geschäft mit der Einsamkeit boomt, wie ein Blick in Internetportale oder in die Kontaktannoncen der Zeitungen zeigt.
    Doch wer denkt, er lande beim „Chefarzt mit Niveau“ oder bei „Bianca, schlank, blond, bildhübsch und anschmiegsam“, der hat fast immer eine Agentur an der Strippe – und die langt kräftig hin, bevor sie die Namen von Traumfrauen oder Traummännern herausrückt. Der gutsituierte Chefarzt ist dann oft schon vergeben; vielleicht hat er ja auch nie existiert. Autorin Rita Knobel-Ulrich begibt sich in den Dschungel der Partnervermittlungsagenturen und stellt fest: Die Sehnsucht nach dem Partner fürs Leben ist ein Millionengeschäft.
    Um jeden Single wird erbittert gekämpft. Und manche Agenturen nutzen die Sehnsucht nach einem Partner rigoros aus. In Deutschland lebt jeder Fünfte allein, rund 16 Millionen Menschen. Die Lebensdauer von Ehen hat sich dramatisch verkürzt. Inzwischen hat sich um Singles herum ein regelrechter Markt etabliert: Es gibt Reisen, Klettern, Kochen und Tanzkurse für Singles.
    Und für die ganz Schnellen gibt es Speed-Dating: 7 minutes for love. Claudia S. geht im Internet auf Partnersuche, für 100 Euro im Monat. Auch dort wimmelt es geradezu von zärtlichen und verständnisvollen Professoren und Architekten, die gerne in die Oper gehen, sportlich sind und aktiv. Aber ob die auch wirklich existieren? Eine Garantie gibt es im Internet nicht, das sagt auch die Kundenberaterin einer Internet- Partnervermittlung ganz offen. Misstrauen ist also ratsam und Realitätssinn gefragt. Nach längerer Suche ist Claudia S. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereMi 10.04.2013ZDF
  • Folge 76 (30 Min.)
    Kampfmittelräumer ist in diesen Tagen ein krisenfester Job. Im deutschen Boden und in Nord- beziehungsweise Ostsee liegen noch tausende hochexplosive Blindgänger – das Erbe zweier Weltkriege. Statistisch gesehen wird mehrmals täglich in Deutschland eine Bombe entschärft. Immer wieder werden kleine und große Blindgänger auf Baustellen oder beim Pflügen im Feld gefunden oder frei gewaschen nach starken Regenfällen. Was kaum bekannt ist, von Experten allerdings bestätigt wird: Die nicht detonierten Bomben werden immer mehr zum Risiko, weil die Gefahr der Selbstzündung täglich zunimmt. So wurde ein Großteil der englischen und amerikanischen Fliegerbomben mit einem bizarren Zünder ausgestattet, der nicht unmittelbar beim Aufschlagen, sondern erst Stunden später zur Explosion führen sollte – nämlich dann, wenn die Menschen aus den Bunkern kommen und mit den Aufräumarbeiten beginnen.
    Glücklicherweise haben viele dieser Zünder versagt, werden aber nach fast 70 Jahren in der feuchten Erde zur Gefahr. Durch Korrosion kann es jetzt zur Detonation kommen. Dass dies nicht nur ein theoretisches Szenario ist, hat sich 2010 in Göttingen gezeigt, als eine solche Bombe durch Erschütterung explodierte und drei Menschen in den Tod riss. Besonders gefährlich: Hunderte Blindgänger werden unter Wohnhäusern vermutet.
    Eine Selbstzündung würde zwangsläufig zu einer Tragödie führen. Dabei ist es möglich, einen Großteil der Blindgänger zu lokalisieren, zum Beispiel durch die Auswertung alter Luftaufnahmen. Statt zu handeln streiten Bund und Länder aber über die Kosten der Räumung. „ZDFzoom“-Reporter Torsten Mehltretter geht der Frage nach, warum heute, fast 70 Jahre nach dem Ende des Krieges, lebensgefährliche Kampfmittel das Leben und die Gesundheit der Bevölkerung bedrohen – obwohl die Behörden wissen müssten, wo sich die Blindgänger befinden. Ein Film über das Erbe der Weltkriege, das sich heute mehr denn je als explosive Altlast entpuppt. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereMi 17.04.2013ZDF
  • Folge 77 (30 Min.)
    Wir kommen alle ständig in Berührung damit, auf unseren Feldern, in unseren Vorgärten und inzwischen auch in unserem Essen: 15 000 Tonnen des Pestizids Glyphosat werden jedes Jahr in Deutschland eingesetzt. Der Wirkstoff ist ein Standard-Unkrautvernichter, der in der Landwirtschaft genauso wie von Hobby-Gärtnern und auf Kinderspielplätzen eingesetzt wird. Dabei steht Glyphosat seit Jahrzehnten im Verdacht, giftig für den Menschen zu sein. Missbildungen bei Neugeborenen und Krebserkrankungen werden in immer neuen wissenschaftlichen Studien in Zusammenhang mit dem Wirkstoff gebracht. Hinzu kommt: Das Mittel ist längst in unserer Nahrungskette angekommen und damit in unseren Körpern.
    Jüngste noch unveröffentlichte Studien zeigen: 60 bis 70 Prozent der Bevölkerung in Deutschland tragen Glyphosat in sich. „ZDFzoom“ geht dem Wirkstoff auf die Spur: In Argentinien werden jedes Jahr über 200 Millionen Liter Glyphosat eingesetzt, vor allem im Tabak- und Soja-Anbau. Ärzte und Wissenschaftler vor Ort sehen einen klaren Zusammenhang zwischen dem Einsatz von Glyphosat und einer Vielzahl von Erkrankungen. Die Recherchen in Argentinien sind ein Blick in die Zukunft der Landwirtschaft in Europa und Deutschland: Glyphosat wird in ganz Südamerika so massiv eingesetzt, weil große Agrar-Konzerne es in Kombination mit gentechnisch veränderten Pflanzen wie Gen-Soja vertreiben.
    Doch warum sind Produkte wie das verdächtige Glyphosat überhaupt zugelassen? ZDF-Autoren decken die Hintergründe auf: In Deutschland sind 28 glyphosathaltige Pflanzenschutzmittel auf dem Markt. Für die EU-weite Glyphosat-Zulassung sind deutsche Behörden zuständig. „ZDFzoom“ spricht mit Verbraucherschützern und Insidern. Der Vorwurf: Die Zulassungsverfahren seien intransparent, die Industrie nehme Einfluss auf die Behörden. Was ist dran an den Vorwürfen? „ZDFzoom“ über ein Pestizid, das von den Befürwortern als Wundermittel gefeiert und von seinen Gegnern als ökologische Zeitbombe verdammt wird. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereMi 08.05.2013ZDF
  • Folge 78 (30 Min.)
    Laut Berechnungen der EU werden in Deutschland jedes Jahr ca. 7,8 Kilogramm Elektroschrott pro Kopf entsorgt. Und die Müllberge wachsen weiter: Taugen Elektrogeräte heutzutage nichts mehr? Ob Unterhaltungs- und Kommunikationselektronik, Haushaltsgeräte oder Autos – dass heute alles immer schneller kaputt geht, ist für viele Experten kein Zufall: „Geplante Obsoleszenz“ heißt das im Fachjargon. Dahinter steckt eine einfache Idee: Man stellt ein Produkt so her, dass es nach einer fest bestimmten Zeit – im Idealfall kurz nach Ablaufen seiner Garantiezeit – kaputt geht.
    Ein Trick, mit dem die Industrie den Wachstumsmotor am Laufen hält, denn ein Produkt, das ewig hält, sorgt für sinkende Absatzzahlen und weniger Umsatz. ZDFzoom-Reporter Guido Felstermann will wissen, was es mit den Sollbruchstellen auf sich hat. Bei einem Fernsehreparaturdienst lässt er sich zeigen, dass in vielen Fernsehgeräten minderwertige Bauteile verbaut sind. Die Elektrolytkondensatoren – kurz auch Elkos genannt – sind zwar nur ein Faktor, weshalb die Geräte häufig viel zu schnell ausfallen, aber ein Faktor, der zu beheben wäre.
    Elkos sind Bauelemente, die elektrische Ladungen speichern können und in Fernsehgeräten hundertfach verbaut sind. Verbaut ein Hersteller günstige Elkos, spart er Geld. Dabei würden unwesentlich teurere Elkos deutlich länger halten – und damit das gesamte Gerät. So landen viele Geräte vorschnell auf dem Wertstoffhof. Elektrische Geräte beim Handwerker oder im Fachhandel reparieren zu lassen, ist häufig gar nicht mehr möglich: weil es Einzelteile nicht gibt, weil einzelne Bauteile so verbaut sind, dass man nicht an sie rankommt, weil Hersteller keine Reparaturanleitungen mehr zur Verfügung stellen – oder weil es einfach zu teuer ist.
    Manchmal hilft selber reparieren. Ein Trend, den immer mehr Verbraucher wiederentdecken. In vielen Orten Deutschlands werden mittlerweile sogenannte Repair Cafés veranstaltet. Das sind Treffen, meist in Offenen Werkstätten, zu denen jeder kommen kann, der etwas zu reparieren hat. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereMi 15.05.2013ZDF
  • Folge 79 (30 Min.)
    Die Bundesrepublik Deutschland ist die drittgrößte Rüstungsexportnation der Welt, nach den USA und Russland. Trotz scheinbar strenger Ausfuhrregeln werden jedes Jahr Milliardengeschäfte mit Rüstungsexporten gemacht. Immer wieder tauchen deutsche Waffen in Krisengebieten auf. Seit Monaten wird darüber nachgedacht, Leopard-Panzer nach Saudi-Arabien zu liefern. „ZDFzoom“ begibt sich auf Spurensuche in die deutsche Rüstungsindustrie und will wissen: Wie laufen die geheimen Waffengeschäfte in dieser höchst verschwiegenen Branche? Wie werden Deals eingefädelt und Millionengewinne erzielt? Wie eng ist die Bande zwischen Rüstungsindustrie und Politik? Der Panzer Leopard wird von von „Krauss Maffei Wegmann“ (KMW) gebaut – einer der wichtigsten Rüstungskonzerne Deutschlands, der auch die Bundeswehr mit Panzern ausstattet.
    Geschäftsführer Frank Haun gibt für diese Dokumentation exklusiv und zum ersten Mal ein Fernsehinterview. Darin nimmt er unter anderem Stellung zu Rüstungsexporten und zu Fragen der Moral. Was wohin exportiert wird, darüber entscheidet ein streng geheim agierendes Gremium: der Bundessicherheitsrat. Die Öffentlichkeit erfährt erst Monate später, ob ein Deal abgeschlossen wurde. Äußerst selten dringen Informationen aus dem Bundessicherheitsrat nach draußen – auch weil bei Verstoß gegen die Geheimhaltungspflicht bis zu fünf Jahre Haft drohen.
    „ZDFzoom“ konnte mit einem ehemaligen Staatssekretär sprechen, der an zahlreichen Sitzungen des Geheimzirkels teilgenommen hat. Im Rahmen der rechtlichen Möglichkeiten berichtet er im Film davon. „ZDFzoom“ zeigt, wie undurchsichtig die Entscheidungen und wie eng die Verstrickungen zwischen Rüstungsindustrie und Politik sind. Die Autoren der Dokumentation, Dominic Egizzi und Carsten Binsack, konnten mit Insidern aus der verschwiegenen Rüstungsbranche sprechen sowie mit Politikern und Kritikern. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereMi 22.05.2013ZDF
  • Folge 80 (30 Min.)
    Es kann fast jeden treffen. Ein unaufmerksamer Augenblick, und es ist passiert: ein Arbeitsunfall. Die gesundheitlichen Folgen sind nicht immer abzusehen: Manche Menschen sind plötzlich berufsunfähig, für ihr Leben gezeichnet. Doch zum Glück gibt es in der Bundesrepublik eine gesetzliche Unfallversicherung. Sie gilt für alle Arbeitnehmer, ob bei Arbeitsunfall oder Berufskrankheit – auf dem Papier sind alle in Deutschland vorbildlich abgesichert. Die gesetzliche Unfallversicherung verpflichtet jeden Betrieb, seine Angestellten bei den Berufsgenossenschaften zu versichern. 2011 waren es über 58 Millionen Versicherte. Anders als private Versicherungen dürfen Berufsgenossenschaften keinen Profit machen, denn sie sind so genannte Körperschaften öffentlichen Rechts.
    Berufsgenossenschaften stecken viel Geld in die Unfallverhütung, sie unterhalten Spezialkliniken und bieten Rehamaßnahmen an. Doch es gibt auch eine Schattenseite: Viele Unfallopfer sind verbittert, denn oftmals kämpfen sie vergeblich um Verletztengeld, Renten, Umschulungen oder eine dauerhafte medizinische Versorgung. „ZDFzoom“ trifft Menschen, die nicht gut auf die Berufsgenossenschaften zu sprechen sind. Unfallopfer berichten über einen zermürbenden Kampf um die Anerkennung ihrer Arbeitsunfähigkeit. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereMi 29.05.2013ZDF
  • Folge 81 (30 Min.)
    Die Flutkatastrophe in Teilen Deutschlands wird nach Schätzungen von Experten mindestens zwölf Milliarden Euro Schaden verursachen. Das wäre mehr als beim „Jahrhundert-Hochwasser“ an der Elbe vor elf Jahren. Was aber haben die Behörden aus dem Hochwasser von 2002 gelernt? (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereMi 12.06.2013ZDF
  • Folge 82 (30 Min.)
    Seit Karfreitag ist für Andrea U. nichts mehr, wie es war. In dieser Nacht wurde ihre Familie aus dem beschaulichen sächsischen Städtchen Seifhennersdorf plötzlich durch ein Geräusch geweckt. „Im Kinderzimmer meiner neunjährigen Tochter stand ein Einbrecher und leuchtete ihr mit der Taschenlampe ins Gesicht.“ Zwanzig Minuten wartete die Familie in panischer Angst auf die Polizei, nicht wissend, ob der oder die Täter noch in ihrem Haus waren. „Diese Nacht hat unser Leben verändert“, sagt Andrea U., „die friedliche Unbekümmertheit hier auf dem Land ist endgültig verloren gegangen.“ Familie U. wohnt nur 100 Meter von der Grenze zur Tschechischen Republik entfernt.
    Hier in Seifhennersdorf und in unzähligen anderen Grenzorten zu Tschechien und Polen hat die Zahl der Einbrüche und Diebstähle seit der Grenzöffnung im Jahr 2007 schlagartig zugenommen. Auch der Nachbar Wolfgang R. berichtet: „Wir können keine Nacht mehr ruhig schlafen.“ Sein denkmalgeschütztes Haus hat er zu einer Festung umgebaut. Auf dem Nachttisch hat der 77-Jährige immer eine Waffe mit Platzpatronen griffbereit. Die Statistik hat für das Jahr 2012 – allein in Sachsen – 22 000 Taten der allgemeinen Kriminalität entlang der Grenze erfasst Bei Eigentumsdelikten wie Einbruch und Diebstahl kamen nach Auskunft des Görlitzer Polizeipräsidenten etwa zwei Drittel der Tatverdächtigen aus dem Ausland.
    „Wir gehen davon aus, dass die Täter jeweils zu einem Drittel Deutsche, Polen und Tschechen sind.“ Gegenüber dem Vorjahr ist die Grenzkriminalität 2012 in Sachsen um 10,8 Prozent gestiegen. Die Bundespolizei hat jedoch seit 2007 mehr als die Hälfte der Beamten aus der Grenzregion abgezogen. Auch die sächsische Landespolizei spart an Dienststellen und Personal. Viele Bürger fühlen sich der Kriminalität schutzlos ausgeliefert.
    „Das subjektive Sicherheitsempfinden der Menschen hat sich deutlich verschlechtert“, sagt auch Bürgermeisterin Verena Hergenröder aus der Grenzgemeinde Ebersbach-Neugersdorf. „Es ist anders als in einer Großstadt, viel weniger anonym. Wir kennen uns hier alle, und wenn etwas passiert, ist es gleich überall bei uns das Gesprächsthema.“ „ZDFzoom“ fragt: Hat man die Gefahr durch offene Grenzen unterschätzt? Carsten Thurau trifft betroffene Bürger und Betriebe, begleitet die deutsch-polnische Ermittlungsgruppe „Soko Grenze“ und schildert, mit welchen Mitteln man auf beiden Seiten der Grenze versucht, das Problem in den Griff zu bekommen. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereMi 19.06.2013ZDF

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