2020, Folge 288–307

  • Folge 288 (45 Min.)
    Um kaum eine Marke ranken sich so viele Legenden, um kaum eine Marke wurde so vehement gestritten: 4711. Am Ende führte ein Familienzwist zum Verkauf des traditionsreichen Unternehmens. Der Film von Heike Nelsen lüftet den Schleier aus Rätseln und Mythen, an dem die Eigentümerfamilie Mülhens selbst tatkräftig gewoben hat. Und das nicht ohne Grund, denn hinter der Erfolgsgeschichte von 4711 steckt auch ein früher Fall von Produktpiraterie. Die Zahlen 4711 stehen nicht nur für eine wandlungsfähige Duftmarke mit einer über 200 Jahre langen Geschichte, sondern auch für eine ansehnliche Schar prominenter Nutzer.
    Ob der russische Zar, der König von Schweden, Goethe und Wagner – sie alle wussten angeblich die Möglichkeiten der inneren und äußeren Anwendung zu schätzen. In der Wirtschaftswunder-Ära wurde 4711 sogar zum Inbegriff von „made in Germany“. Zwei Cousins, die sich nicht riechen konnten, führten das Familienunternehmen jedoch fast in den Ruin und machten es zum Übernahmekandidaten für Großkonzerne. Der Autorin der „4711-Story“ ist es gelungen, erstmals Zugang zu Familiendokumenten zu erhalten, die den wahren Grund für das menschliche Zerwürfnis der Clan-Mitglieder offenbaren. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereDi 21.07.2020ZDF
    ursprünglich für den 24.03.2020 angekündigt
  • Folge 289 (45 Min.)
    Aus einem kleinen Schusterladen machte er die größte Schuh-Handelskette Europas, Heinz-Horst Deichmann. Mit seinem Slogan „Modische Schuhe zu kleinen Preisen“ eroberte er den Weltmarkt. Weil er eine Kriegsverletzung überlebte, wollte er Missionsarzt werden. Doch nach dem frühen Tod des Vaters, eines Schusters, wird er im elterlichen Schuhladen gebraucht. Heinz-Horst Deichmann will sein Unternehmen nach christlichen Grundsätzen führen. In der Mangelwirtschaft nach dem Zweiten Weltkrieg macht Not erfinderisch. Der junge Kriegsheimkehrer fällt im Garten eines Freundes Bäume und lässt aus dem Holz und alten Fallschirmriemen einfache Sandalen fertigen.
    Heinz-Horst Deichmann tauscht bei Fabrikanten Kohle aus dem Ruhrgebiet gegen Schuhe aus der Pfalz. Nach der Einführung der D-Mark 1948 geht es rasant bergauf mit seinem Unternehmen. Die Deutschen können sich wieder etwas leisten in den sogenannten Wirtschaftswunder-Jahren. Schuhe für den kleinen Geldbeutel – mit diesem Anspruch ist Heinz-Horst Deichmann aufgewachsen. Die kleine Schuhmacherei des Vaters liegt in einem Arbeiterviertel in Essen. Da er Schuhe bereits mit Maschinen repariert, ist er schneller und günstiger als die Konkurrenz.
    Die Masse macht es. Eine Erkenntnis, die Heinz-Horst Deichmann zeitlebens beherzigt. Man nennt Deichmann nicht umsonst auch den „Aldi der Schuhindustrie“. „First Mover“ zu sein, zieht sich durch die gesamte Unternehmensgeschichte: Deichmann ist der erste Schuhhändler in Deutschland, bei dem sich die Kunden selbst aus den Regalen bedienen, der erste, der TV-Werbespots schaltet und der erste mit eigenem Internetauftritt. Angreifbar macht er sich, weil er seit den 1980er-Jahren in Billiglohnländern produzieren lässt, muss sich fragen lassen, wie sich das mit seinem christlichen Ethos verträgt.
    Deichmann reagiert auf die immer lauter werdende Kritik und engagiert sich vermehrt sozial und finanziell in den ärmeren Regionen der Welt. Das 100-jährige Firmenjubiläum 2013 überlebt der Clanchef nur um ein Jahr. Sein Sohn Heinrich, der Deichmann heute leitet, sowie langjährige Weggefährten des Patriarchen geben mit ihren Interviews seltene Einblicke in die Familien- und Firmengeschichte. Bislang unveröffentlichte Filmaufnahmen dokumentieren den Weg einer Essener Schuhmacherfamilie zu einer weltbekannten Industriellen-Dynastie. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereDi 28.07.2020ZDF
    ursprünglich für den 23.06.2020 angekündigt
  • Folge 290 (45 Min.)
    Was im Jahr 1891 mit Backpulver begann, ist heute ein riesiger Lebensmittelkonzern. Wird Dr. Oetker seiner Verantwortung gerecht? Sind seine Produkte wirklich gesund, lecker und gut? Kaum einer Marke vertrauen die Deutschen im Supermarkt so stark wie Dr. Oetker. Sie sind sogar bereit, deutliche Aufpreise zu zahlen. Dabei mogelt der Konzern mit viel zu kleinen Portionsgrößen. Und hat ein Problem mit Fleisch aus Massentierhaltung. Angefangen hat alles vor über 125 Jahren mit einem Tütchen Backpulver. Es war genau abgemessen und reichte für exakt ein halbes Kilogramm Mehl.
    Darauf prangten ein Doktortitel und ein Versprechen: Wer damit Kuchen backe, „wird sich über Geschmack und Schönheit wundern“. Das Ganze gab es schon damals zu einem fantastischen und vor allem überhöhten Preis. Aus dieser genialen Geschäftsidee ist heute ein Konzernriese gewachsen: Pizza, Pudding, Süßspeisen und natürlich Backmischungen gehören zum Sortiment. Und immer gibt es eine „Gelinggarantie“ dazu. Aber wie viel ist sie wert? In der Doku wird diese angebliche „Garantie“ als Werbegag enttarnt.
    Die Fertiggerichte von Dr. Oetker tragen häufig Namen internationaler Spezialitäten. Doch was bedeutet das für Kunden, woher bezieht der Konzern seine Zutaten? Und wie viel Wert legt Dr. Oetker auf gute Haltungsbedingungen von Tieren, deren Fleisch er verarbeitet? Dr. Oetker hat sich seit seiner Gründung bei treuen Kunden viel Vertrauen erarbeitet. Die Dokumentation stellt den Konzern aus Bielefeld auf den Prüfstand. Wie kritisch müssen die Verbraucher den Produkten gegenüber tatsächlich sein? (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereDi 04.08.2020ZDF
  • Folge 291 (45 Min.)
    Wir leben in einem reichen Land. Aber das Vermögen ist ungleich verteilt, das Gefühl von Ungerechtigkeit verbreitet. Wer profitiert vom Wohlstand? Und wie wirkt sich die Corona-Krise darauf aus? Schon davor wurde diskutiert, ob die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinandergeht. Jetzt fürchten sich noch mehr davor, abzurutschen. „ZDFzeit“ schildert, wie Menschen mit unterschiedlichsten Vermögensverhältnissen mit der neuen Situation umgehen. „Geld hat mich nie interessiert. Ich investiere alles in die Ideen, die ich hier habe.“ Kein Wunder: Ismet Koyun, millionenschwerer Unternehmer, verdient sein Geld mit Sicherheitssoftware und gehört zu den zehn Prozent der Bevölkerung, denen mehr als die Hälfte des gesamten Vermögens gehört.
    Die Mehrheit muss sich mit deutlich weniger begnügen – auch die rund 40 Prozent der Deutschen, die mit einem Nettovermögen von mindestens 71 000 Euro zur Mittelschicht gerechnet werden. Sie verdienen ihr Geld meist als Angestellte oder Selbstständige. Selbst mit diesem Einkommen: Reich werden sie damit eher nicht – und Sparen bringt schon lange nichts mehr.
    Was aber noch immer funktioniert: der klassische Weg zum Vermögensaufbau über eine eigene Immobilie. Auch Familie Pohl aus Berlin hat sich dafür entschieden. Die Ratenzahlung war bisher gut zu stemmen. Doch seit einem knappen Jahr ist Anke in Elternzeit und Carsten durch die Corona-Krise in Kurzarbeit. Wie es weitergeht, steht in den Sternen. So wie ihnen geht es mittlerweile vielen. Durch die Pandemie hat sich die wirtschaftliche Situation in etlichen Haushalten verschlechtert.
    Experten schätzen, dass vor allem die mittleren Vermögen abschmelzen. Auch regional gibt es Unterschiede. Wie sieht die Lage bei den Ostdeutschen aus, die noch immer deutlich weniger auf der hohen Kante haben als die Westdeutschen? Was ist mit all den anderen, die vorher schon zu den Geringverdienern gehörten? Migranten etwa, die im Schnitt ein niedrigeres Einkommen haben als Deutsche ohne ausländische Wurzeln. Oder gar die Bevölkerungsschicht, die direkt von Armut bedroht ist? Zu ihr gehören viele Alleinerziehende wie Angela Beinsen, die gerade so über die Runden kommen und in der Regel über keinerlei Rücklagen verfügen.
    Betroffen sind immerhin 16 Prozent der Deutschen. Hier dämpfen zwar staatliche Transferleistungen die Folgen ab, aber an Vermögensaufbau – selbst im bescheidensten Rahmen – ist überhaupt nicht zu denken. Wer gewinnt und wer verliert in der Krise? Was macht sie aus unserem Wohlstand? Und wie ist es wirklich um die Chancengleichheit bestellt? (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereDi 11.08.2020ZDF
  • Folge 292 (45 Min.)
    Wie machen wir Urlaub? Wie war es früher? Was macht Urlaub für uns aus? Was ändert sich? Wie wird es in Zukunft sein? Ein analytischer Blick auf das Reiseverhalten der Deutschen. „ZDFzeit“ erzählt die Entwicklung der Ferien seit dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland. Wie wachsender Wohlstand die Ansprüche an die Zeit der Erholung in die Höhe schraubte. Und die Corona-Pandemie plötzlich die Frage nach dem Ziel der „Sehnsucht Urlaub“ aufbrachte. Die Deutschen machen am liebsten Urlaub im eigenen Land. 2020 sind es noch mehr als sonst. Eine exklusive Umfrage für „ZDFzeit“ findet heraus, was die Deutschen von der schönsten Zeit des Jahres erwarten und welche Hoffnungen sie in Zukunft daran knüpfen.
    Auch nach dem Krieg lagen die Urlaubsziele an Nord- und Ostsee, im Schwarzwald und in den bayerischen Bergen. Es wurde gewandert, mit dem Fahrrad gefahren – oder mit der Bahn gereist. Die meisten Deutschen hatten nur Geld für ein paar Tage Ferien. Und die wurden entweder im Zelt oder in der Jugendherberge verbracht. „ZDFzeit“ besucht im Schwarzwald eine der schönsten Jugendherbergen.
    Wird der Schwarzwald von den Deutschen neu entdeckt? Die Dokumentation erzählt die Urlaubserlebnisse von Ost und West bis zur Wende parallel. Jugendliche fuhren ins Pionierlager. Nach und nach gewann die Freikörperkultur immer mehr Anhänger. Sie wurde von staatlicher Seite anfangs geduldet und dann auch organisiert. Der Westen entdeckte unterdessen Italien. Man fuhr mit dem eigenen Auto nach Rimini und an den Gardasee. Die Anreise über den Brenner war schon immer mit kilometerlangen Staus verbunden. Ende der 1960er-Jahre begann im Westen der Massentourismus.
    Neckermann erfand die Pauschalreise und machte diese Ferien für viele erschwinglich. In Spanien entstanden „Bettenburgen“. „ZDFzeit“ besucht die Costa del Sol, eines der ersten Ziele der deutschen Anbieter. Was hat sich verändert? Die DDR-Bürger flogen in der Regel nicht in den Urlaub. Meistens ging es per Bahn oder Auto in sozialistische Bruderstaaten, wie zum Beispiel nach Ungarn. Am Plattensee begegneten sich Urlauber aus der Bundesrepublik und der DDR. Wer kommt heute noch hierher? Nach der Wende bereisten die Ostdeutschen erst einmal die Welt, und der Pauschalurlaub erlebte einen zweiten Boom.
    Die Deutschen fuhren in immer entlegenere Regionen. Fernreisen mutierten vom exklusiven Luxus zum angesagten Statussymbol unter Normalos. Je weiter weg und exotischer die Destinationen, desto besser. War das noch Erholung oder purer Stress? Der Lockdown wegen Corona im Frühjahr 2020 bringt auch den Tourismus zum Stillstand. Der Urlaub ist als Gut infrage gestellt. Womöglich wird er nie mehr so sein wie er einmal war. Nur langsam läuft das Geschäft im Frühsommer wieder an.
    Grund zur Krise? Oder eine Chance für Mensch und Natur? Wie sind wir mit dieser Herausforderung umgegangen? Was leiten wir daraus ab für unsere Sehnsucht nach Urlaub? Renommierte Historiker, Tourismus- und Zukunftsforscher kommentieren Rückblick, Gegenwart und Zukunft. „Sehnsucht Urlaub“ lässt Prominente zu Wort kommen, die von ihren Urlaubserfahrungen erzählen. Wie aufreibend war die Fahrt über den Brenner früher? Und wie aufregend die erste Liebe am Plattensee? Die Reise-Bloggerin Nadine Lessenich dokumentiert ihren Deutschland-Urlaub. Was wird sie im Sommer 2020 erleben? (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereDi 18.08.2020ZDF
  • Folge 293 (45 Min.)
    Urplötzlich ließ Corona den Traum von der unbeschwerten Kreuzfahrt platzen – für Anbieter und Urlauber. Wie wird das die Boom-Branche verändern? Wohin geht die Reise nach dem Virus? „ZDFzeit“ begleitet eine der ersten Kreuzfahrten, die seit Ausbruch der Pandemie wieder starten darf, und blickt zurück auf die Anfänge: Früher ein Luxus für Reiche, entwickelten sich Kreuzfahrten zum globalen Massengeschäft mit Sonnen- und Schattenseiten. Ab Mitte März 2020 dümpelten die Kreuzfahrtschiffe ungenutzt in den Häfen.
    Das hat es noch nie gegeben. Nur ein paar Dutzend Besatzungsmitglieder hielten den technischen Betrieb aufrecht. Hier und da wurde ein Dampfer instand gesetzt. Bislang war die Branche verwöhnt. Immer mehr Passagiere ließen sich im schwimmenden Hotel übers Mittelmeer oder in die Karibik schippern, um entlegensten Orten eine Stippvisite abzustatten. Immer größer waren die Pötte geworden. Die Flotten der Reedereien waren das ganze Jahr über unterwegs. Doch seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie ist alles anders.
    Die Kreuzfahrtschiffe liegen vor Anker. Zu hoch das Ansteckungsrisiko an Bord auf engstem Raum. Stück um Stück öffnen immer mehr Grenzen. Und langsam werden die ersten Schiffe wieder in See stechen. „ZDFzeit“ geht an Bord eines Kreuzfahrtschiffes und schaut sich um. Was erleben die Passagiere unter besonderen Sicherheits- und Hygienebedingungen? Fühlt sich das noch an wie Urlaub? Was ist von der Sehnsucht Kreuzfahrt geblieben? Die Anfänge dieser immer beliebter gewordenen Reiseform gehen ins 19. Jahrhundert zurück.
    Die ersten Kreuzfahrten blieben einem vermögenden Klientel vorbehalten, das sich die Reisen zum reinen Vergnügen auch leisten konnte. Venedig – schon früh eine beliebte Destination. Das ist bis heute so geblieben. Die Lagunenstadt konnte sich in den letzten Jahren der Touristen kaum erwehren. „ZDFzeit“ besucht Venedig und analysiert Wohl und Wehe des Kreuzfahrt-Booms am Canal Grande. Die Geschichte der Kreuzfahrt in Ost- und Westdeutschland bis zur Wende wird nachgezeichnet.
    Wie der Massentourismus auch die Kreuzfahrten erfasste, zuletzt über 6000 Urlauber auf einem Schiff Ferien machten. Welche Gewinne erzielten die Reedereien angesichts der stetig wachsenden Nachfrage? Wie hart trifft sie die Krise wirklich? Wie wandelt sich dieser Tourismuszweig? Renommierte Experten ordnen das Geschäft mit den Mega-Dampfern ein. In der Vergangenheit hagelte es bereits mächtig Kritik. Ein zentraler Kritikpunkt: Umweltverschmutzung wie schädliche Luftemissionen oder die Verklappung von Lebensmitteln in die Ozeane.
    Touristen, die Hafenstädte und schützenswerte Gegenden überfluteten. Was soll, was muss sich ändern? Wie nachhaltig kann eine Kreuzfahrt sein? Steckt in der Corona-Krise auch eine Chance? Was bedeutet der Lockdown für Mitarbeiter und für die Menschen, die rund um den Erdball von den Kreuzfahrern leben? Welchen Herausforderungen muss sich die gesamte Kreuzfahrtbranche stellen? Wie finden Veranstalter einen Weg, wundervolle Orte und unberührte Natur zu erleben, ohne sie langfristig durch den Massentourismus zu zerstören? (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereDi 25.08.2020ZDF
  • Folge 294 (45 Min.)
    Dürre, Überflutungen, Gletscherschmelze: Das Klima ändert sich auch in Deutschland. Die Dokumentation sammelt die Fakten und fragt, wie sich das Leben hierzulande verändern wird. Klimaforscher fordern schon lange ein engagiertes Gegensteuern. Mittlerweile wird die Zeit knapp. Was passiert, wenn wir so weitermachen wie bisher? Und welche Maßnahmen werden helfen, den Klimawandel zu bewältigen? Der industrielle Fortschritt, dem auch Deutschland seinen Reichtum verdankt, hat seinen Preis: Durch die Verbrennung von Kohle, Erdöl und Gas werden Unmengen an Kohlendioxid freigesetzt, die den natürlichen Treibhauseffekt unseres Planeten verstärken.
    Es wird wärmer – und das hat Folgen, die auch in Deutschland nicht mehr zu übersehen sind. Staubtrockene Ackerflächen stellen die Bauern zunehmend vor Probleme. Viele der heutigen Nutzpflanzen können zukünftig wohl nicht mehr wie gewohnt angebaut werden. Dürre Wälder fallen in immer größerem Ausmaß Schädlingen oder Bränden zum Opfer. Die Trinkwasserversorgung wird immer aufwendiger. Auch die Industrie kämpft mit der Trockenheit.
    Sinken die Pegel in den Flüssen, steht beispielsweise nicht mehr ausreichend Kühlwasser für die Energieproduktion zur Verfügung. Im Gegensatz dazu bedrohen steigende Meeresspiegel die Küsten. Höhere Temperaturen wirken sich auch auf die Gesundheit der Menschen aus. Mediziner fürchten eine Zunahme von Hitzegeschädigten, vor allem in den Städten. Auch die Tierwelt hierzulande verändert sich: Einerseits verschwinden Arten, denen es schlichtweg zu heiß wird, wie etwa der Hering in der Ostsee. Andererseits siedeln sich neue Bewohner wie tropische Stechmücken an, für die es in Deutschland bislang zu kalt war.
    Wie kann diese unheilvolle Entwicklung gebremst werden? Was bedeutet der Klimawandel vor der eigenen Haustür? Anhand vieler persönlicher Geschichten zeigt „ZDFzeit“, wie sich Deutschland jetzt schon verändert, und fragt Wissenschaftler, wie man den Herausforderungen des Klimawandels begegnen kann. Der Streit um Gegenmaßnahmen und Anpassungsstrategien wird schon lange erbittert geführt. Fest steht vor allem eines: Der Klimawandel wird unsere Gesellschaft nachhaltig verändern. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereDi 01.09.2020ZDF
  • Folge 295 (45 Min.)
    Franz Beckenbauer feierte am 11. September 2020 seinen 75. Geburtstag. Filmemacher Uli Weidenbach geht auf Spurensuche, blickt auf die Licht- und Schattenseiten der Biografie. 30 Jahre nach dem Triumph des deutschen WM-Sieges von 1990 lässt er sich noch mal feiern. Im Jahr seines 75. Geburtstages steht der gesundheitlich angeschlagene Franz Beckenbauer auch weiterhin im Mittelpunkt skandalöser Vorgänge. Jahrzehntelang nannte man ihn schlicht den „Kaiser“, und jeder wusste, wer gemeint ist. Eine lebende Legende, ein deutsches Denkmal, Fußballweltmeister – als Spieler und Trainer. Dass er die WM 2006 ins eigene Land holte, ließ ihn wie den Vater des „Sommermärchens“ erscheinen.
    Doch dann der Absturz: Es geht um die Vergabe von Weltmeisterschaften, bei denen er als internationaler Fußball-Funktionär mitmischte. Zunächst stand das Votum für die WM in Deutschland im Fokus internationaler Ermittlungen, danach ging es um Ungereimtheiten bei den Entscheidungen für Russland und Katar. Der Vorwurf gegenüber Beckenbauer: Er habe bestochen, und seine Stimme sei käuflich gewesen. Was bleibt vom Bild eines der weltbesten Fußballer aller Zeiten? Wie wird er in die Geschichtsbücher eingehen? Als legendärer Sportler oder käuflicher Funktionär? Autor Uli Weidenbach spiegelt die hellen und dunklen Kapitel der Biografie – mithilfe zum Teil unbekannter Filmmaterialien und Stimmen zahlreicher Wegbegleiter aus Sport, persönlichem Umfeld und Journalismus.
    Zu Wort kommen unter anderen: aus der Familie Franz Beckenbauers sein Bruder Walter, die frühere Lebenspartnerin Diana Sandmann, Biograf Torsten Körner, der Historiker Hans Woller, die Journalisten Marcel Reif und Gunther Latsch sowie die früheren Mitspieler in der Nationalelf und beim FC Bayern München, Sepp Maier, Paul Breitner und Uli Hoeneß. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereDi 08.09.2020ZDF
  • Folge 296 (45 Min.)
    Die große Mehrheit der Deutschen hat für Donald Trump nur Hohn und Spott übrig: ein Präsident, der nichts auf die Reihe kriegt. Doch in den Augen seiner Anhänger hat er geliefert. Aber der größte Erfolg in der Bilanz von US-Präsident Donald Trump ist er selbst: Er ist immer noch da. Kaum einer seiner Gegner, Verbündeten oder selbst Parteifreunde hat ihm das 2016 zugetraut. Er hat alle Fehltritte und Tabubrüche, ja sogar ein Amtsenthebungsverfahren überstanden. Und er hat allen Zweiflern gezeigt, wie sehr sie diesen Präsidenten unterschätzt haben. Hinter Donald Trump stehen viele Millionen amerikanische Wähler, die ihn niemals einfach nur als politischen Clown und planlosen Irrläufer abgetan haben.
    Für sie ist er der Mann, der ihre Sprache spricht und ihre Probleme anpackt, anstatt zu schwafeln. Der für ihre Interessen und ihren amerikanischen Traum kämpft, den sie lange nicht mehr zu träumen wagten. Der alles tut, um seine Wahlversprechen einzulösen. Der Film zieht eine Bilanz der Trump-Präsidentschaft aus der Sicht seiner Anhänger. Ein Perspektivwechsel, der den Blick öffnet für Fragen, die jenseits der aufgeladenen Dauerpolemik das Phänomen Trump besser verstehen lassen: Wie kann ein Multimilliardär zum Hoffnungsträger der Verarmten und Vergessenen werden? Warum halten so viele Amerikaner gerade ihn für authentisch und glaubwürdig, im Gegensatz zu allen anderen Politikern? Und schließlich: Welches seiner Wahlversprechen hat er eingelöst, womit ist er gescheitert? Der Film überprüft die Bilanz von Donald Trump anhand seiner eigenen Versprechen zu Wirtschaft, Einwanderung, Außenpolitik und dem Kampf gegen das Establishment und begibt sich dafür tief ins „Trump-Land“, ins Amerika des kleinen Mannes in den Hochburgen der alten Industriereviere und in die Gemeinden der evangelikalen Christen.
    Aus dem Zentrum der Macht berichten Insider wie Trumps ehemaliger Pressesprecher Sean Spicer, dessen Nachfolger Anthony Scaramucci sowie die schillernde Omarosa Manigault, die es von der Kandidatin in Trumps TV-Show „The Apprentice“ bis ins Weiße Haus schaffte. Namhafte Experten und Kritiker wie die Trump-Biografin Gwenda Blair runden das Bild mit biografischen und politischen Hintergründen ab. Aber dieser Präsident hat nicht nur die USA verändert.
    Auch das Verhältnis zu Europa und Deutschland ist nicht mehr dasselbe. Das zeigt sich an der gewaltigen US Air Base im pfälzischen Ramstein sowie in Äußerungen des früheren Außenministers Sigmar Gabriel, des europäischen Spitzenpolitikers Jean-Claude Juncker und der AfD-Fraktionsvorsitzenden Alice Weidel, eine der wenigen bekennenden Trump-Sympathisantinnen in Deutschland. Die kommenden US-Präsidentschaftswahlen werden eine der aufwühlendsten in der amerikanischen Geschichte werden. Trumps Umfragewerte sind letzthin eingebrochen. Aber wie der Film zeigt: Es ist ein großer Fehler, Donald Trump zu unterschätzen. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereDi 15.09.2020ZDF
  • Folge 297 (45 Min.)
    Wolfgang Schäuble ist in der politischen Landschaft ein Solitär. Niemand in Berlin, der ein wichtiges Amt ausfüllt, kann auf eine so lange politische Karriere zurückblicken wie er. Kaum jemand ist so oft für höchste politische Ämter designiert und im letzten Moment übergangen worden. Doch Schäuble ist immer wieder zurückgekommen, hat weitergekämpft. Der derzeitige Bundestagspräsident ist seit 1972 als Abgeordneter tätig. Der 78-jährige Wolfgang Schäuble wurde in Hornberg im Schwarzwald geboren. Seit einem Attentat 1990 sitzt er im Rollstuhl. Seine Karriere ist nicht nur beispiellos an Dramatik und Höhepunkten, auch die Liste seiner Niederlagen ist lang: nicht Bundeskanzler, nicht Bundespräsident, nicht EU-Kommissar, nur kurz CDU-Vorsitzender.
    Er ist der „Sisyphos der Politik“, meinen sowohl seine Freunde als auch politische Gegner wie Franz Müntefering voller Respekt. Er ist vom CDU-Spendenskandal „zutiefst in seiner Integrität erschüttert“, sagt seine Tochter. Ein „Europäer, der nie alles durch die deutsche Brille betrachtete, aber trotzdem immer so deutsch war“, so charakterisiert EU-Kommissarin Margrethe Vestager Wolfgang Schäuble. Nach 30 Jahren Deutscher Einheit blickt der Film besonders auf seine Leistung während der Wiedervereinigung.
    Zusammen mit dem DDR-Staatssekretär Günther Krause verhandelte er die praktischen Aspekte und schloss den historischen Einheitsvertrag – den er, auch mit Blick auf das immer noch besondere Verhältnis der Ostdeutschen zur Wiedervereinigung, von heute aus betrachtet „mit mehr Vorsicht angehen würde. Aber wenn man vom Rathaus kommt, ist man ja immer klüger.“ Schäuble gibt zu, dass er in seinem Buch zur Einheit seinen Partner Günther Krause „fast schon als Verräter dargestellt hat, das würde ich heute nicht mehr so schreiben. Das tut mir leid.“ Seine historische Leistung, auch als Verfechter Berlins als alleinige Hauptstadt und Sitz des Parlaments, ist unbestritten.
    Wolfgang Schäuble erzählt von seinem Schmerz über den frühen Tod seiner beiden Brüder; vom Bruch mit seinem langjährigen Förderer Helmut Kohl; von seinem Verhältnis zu Angela Merkel, der er in seiner typischen Loyalität auch heute noch zur Seite steht, obwohl sie ihn und seine Gefolgsleute wie Friedrich Merz beiseiteschob, als sie Kanzlerin wurde. Heute ist er immer noch ein leidenschaftlicher Politiker und an vorderster Front, wenn es darum geht, Debatten anzustoßen: Europa, Corona, die AfD – der streitbare Wolfgang Schäuble gibt den Ton an. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereDi 22.09.2020ZDF
  • Folge 298 (45 Min.)
    328 Tage bleiben der DDR, nachdem die Mauer gefallen war. Es sind Monate, in denen sich die Ereignisse überschlagen, in denen sich das Leben von 16 Millionen Menschen fundamental verändert. Vieles, was in 40 Jahren DDR aufgebaut wurde, gilt schlagartig als Auslaufmodell. Die Geschwindigkeit des Wandels überrascht, verunsichert, löst auch Ängste aus. Manche klammern sich weiter an das Vergehende. Andere sehen im Umbruch ihre große Chance. Es sind Geschichten wie die von Barbara Egler: Gemeinsam mit ihrem Mann eröffnet sie noch vor der Einführung der D-Mark den ersten „Quelle“-Shop der DDR im thüringischen Weida.
    Der einst von seinem Auftrag als Grenzoffizier überzeugte Erich Petke hingegen muss nun dabei mithelfen, die Mauer abzubauen. Manche DDR-Bürger träumen von einem „Dritten Weg“ zwischen Kapitalismus und Sozialismus und gründen in Dresden sogar ihren eigenen „Staat“ – die „Bunte Republik Neustadt“. Was für die einen wie Anarchie anmutet, sehen andere als Ausdruck der Befreiung und neuer Perspektiven.
    So wird aus der Krankenschwester Leticia Koffke die erste und gleichzeitig letzte Miss DDR, später sogar die gesamtdeutsche Miss Germany. Auch für andere erfüllen sich jetzt große Träume, wie für Andreas Thom. Fußballmanager Reiner Calmund schickt damals einen Kollegen undercover in die Kabine der DDR-Nationalmannschaft. Er will den Spitzenspieler für Bayer Leverkusen verpflichten und lockt ihn mit einer halben Million DM pro Jahr. Doch längst nicht alle haben so viel Glück. Viele Ost-Betriebe werden liquidiert.
    Am Ende sind Millionen Menschen ohne Arbeitsplatz. Wut, Verzweiflung und Resignation stauen sich bei den Verlierern des Umbruchs auf. Die Dokumentation erzählt persönliche Geschichten und stellt sie in den politisch-historischen Zusammenhang. Dabei kommen Menschen zu Wort, die sich zu den Gewinnern der „Wende“ zählen und solche, die das Gefühl haben, im Strudel der Ereignisse abgehängt worden zu sein. Historiker ordnen die Geschehnisse vor 30 Jahren ein. So entsteht ein facettenreiches Bild einer Zeit, die bis heute in vielen Lebensläufen nachwirkt. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereDi 29.09.2020ZDFDeutsche Online-PremiereMo 28.09.2020ZDFmediathek
  • Folge 299 (45 Min.)
    Die Chinesen bauen ein Batteriewerk für E-Autos in Thüringen. Start-ups gehen nach Berlin, aber auch nach Sachsen-Anhalt. Plötzlich scheint der Osten als Standort attraktiver als der Westen. Nur eine Momentaufnahme? Oder die Kehrtwende? Im Jahr 30 nach der Einheit zeigen die Zahlen noch immer deutliche Unterschiede zwischen West und Ost in Deutschland. So haben nur acht Prozent der Top-500-Unternehmen ihren Sitz im Osten. Dennoch: Es bewegt sich was. Arnstadt bei Erfurt: Für die Kleinstadt in Thüringen wird sich in den nächsten Jahren einiges ändern.
    Der Grund: Der chinesische Konzern CATL baut hier ein Werk für die Produktion von Batterien für E-Autos. Geschätzte 1,8 Milliarden Euro will CATL investieren. Nach eigenen Angaben 1800 Arbeitsplätze schaffen. Was bedeutet das Projekt für die Region – und für die Menschen? Die Euphorie ist groß, aber es gibt auch Zweifler. Die größten Sorgen: Wird das Wasser knapp, steigen die Strompreise, wird Wohnraum teurer? Nur rund 100 Kilometer weiter ragt ein Turm über das thüringische Land.
    Der „Bauerfeind Tower“ steht für „Innovation in der Medizintechnik“. Den Hersteller von orthopädischen Bandagen, Einlagen und Orthesen gibt es seit 1929. Während der DDR-Zeit zog es die Firma in den Westen, doch Hans Bauerfeind brachte das Unternehmen 1991 wieder zurück an seinen Ursprungsort Zeulenroda. 2100 Angestellte arbeiten hier. Laut Unternehmen ein Traumjob, Bauerfeind schafft bewusst Anreize, um junge Leute zu halten, die vielleicht sonst in Ballungsräume wie Leipzig und Berlin ziehen würden.
    In Wernigerode in Sachsen-Anhalt steigt ein Speeddating-Event mit Riesenrad. Hier werden Last-Minute-Ausbildungsplätze vergeben – von Unternehmen aus der Region. Organisiert von Katy Löwe und ihrem Team. Sie leitet eine Agentur, die PR für die ganze Harz-Region macht. „Die hier ansässigen Unternehmen sind eben oft verlängerte Werkbänke, keine Endkundenunternehmen, und das hat sich auch auf die Löhne ausgewirkt. Wir haben immer noch viele Pendler, die nach Niedersachsen fahren.
    Bei vielen ist immer noch in den Köpfen: Da verdient man nichts. Da müssen wir sagen: Guckt euch noch mal um, gebt den Unternehmen eine Chance, da hat sich einiges verändert.“ Bei dem Event bekommen Schüler die Möglichkeit, sich bei Unternehmen im Riesenrad vorzustellen. So wie Justin Mattusch – der 23-Jährige will seine Chance nutzen, um in einem Handwerksberuf noch einen Ausbildungsplatz zu bekommen. In einer der Gondeln sitzt auch ein Mitarbeiter von Krebs & Aulich, einem Hersteller für Elektromotoren.
    Ein innovatives Unternehmen, das jedoch trotzdem eher unter dem Radar surft. Geschäftsführer Martin Sobczyk ist im Osten geboren – und damit in der Minderheit: Ein Großteil der Führungskräfte in den neuen Bundesländern sind immer noch Westdeutsche. „Die ostdeutsche Elite wächst jetzt erst heran“, prognostiziert Reint E. Gropp, Präsident des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung (IWH). Durch die Wiedervereinigung seien viele ostdeutsche Lebensläufe unterbrochen worden.
    Der Volkswirt hält es für falsch, jetzt eine Ostdeutschen-Quote bei Führungspositionen einzuführen. „Ich hoffe, dass wir zunehmend weniger über Ostdeutsche und Westdeutsche reden. Wir sollten uns als Deutsche oder Europäer fühlen.“ So sieht das auch Robin Pietsch, Sternekoch und Unternehmer. Er ist Jahrgang 1988 und damit nur etwas älter als die deutsche Einheit. Für ihn ist klar: Das Denken über Ost und West ist für ihn veraltet und nervt ihn.
    Seine Generation nehme Unterschiede nicht mehr wahr. Jenny Müller hat viele Ideen. Aber dass die gebürtige Münchnerin ihr Start-up-Unternehmen nach Sachsen-Anhalt bringen würde, darauf wäre sie wohl nicht gekommen. Am Ende ging aber alles ganz schnell: Für ihr Start-up „DIE FRISCHEMANUFAKTUR“ hat Jenny einen Prozess entwickelt, um Obst länger haltbar zu machen. Und mit ihrem Obst-infused „LIEBLINGSWASSER“ ist sie bei den Investoren auf offene Ohren gestoßen.
    Das beste Angebot kam aber mit einer Bedingung: dass sie nach Sachsen-Anhalt ziehen muss. „Da dachte ich erst mal: auf keinen Fall“ – doch dann ging sie damit nach Halle/​Saale. Und sagt heute: Es war das Beste, was mir passieren konnte! „In München hätte ich die Leute, die ich brauche, weder gefunden noch bezahlen können.“ Die Dokumentation „Die große Ost-Bilanz“ zeigt die wirtschaftlichen Entwicklungen seit der Einheit. So hat das Wohlstandsgefälle zwischen Ost und West zwar stark abgenommen. Dennoch ist etwa das Medianeinkommen im Osten noch immer etwa 700 Euro niedriger als im Westen. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereDi 06.10.2020ZDF
  • Folge 300 (45 Min.)
    „Wie wir wurden, was wir sind“: Am Beispiel prominenter Lebensläufe zeichnet die Dokumentation ein persönliches und berührendes Stimmungsbild der deutschen Nachkriegsjahre. 75 Jahre nach Kriegsende schildern prominente Schauspieler ihre dramatischen Kindheitserlebnisse. Sie erzählen, wie es ihnen trotz aller Schrecken und Entbehrungen gelang, erfolgreich ihren Weg zu gehen – im Nachkriegsdeutschland, in das sie hineinwuchsen. Mario Adorf, Ingrid van Bergen, Michael Degen, Eva-Maria Hagen, Winfried Glatzeder, Elmar und Fritz Wepper: Sie gehören einer Generation an, die den Neuanfang und Wiederaufbau in beiden deutschen Staaten erlebten.
    Als Kinder haben sie den Krieg überstanden, an der Seite ihrer Mütter die Bombennächte, Flucht und Vertreibung, die Befreiung der NS-Lager erlebt. Sie fanden sich 1945 wieder in einem Trümmerland, das den Anschein erweckte, als würde es noch Jahrzehnte am Boden zerstört bleiben. Doch schon in den 50er-Jahren erfuhr Westdeutschland eine unerwartet rasche Blüte im Zeichen des sogenannten Wirtschaftswunders. Und jenseits des „Eisernen Vorhangs“ mauserte sich die DDR zum sozialistischen Musterstaat.
    Hüben wie drüben richteten die Menschen den Blick nach vorn – und selten zurück. Es galt, sich neu einzurichten – und die Schatten der Vergangenheit dabei auszublenden. Viele Kinder und Jugendliche der Zeitenwende hatten Traumatisches erlebt, über das sie Jahrzehnte nicht sprechen durften oder konnten. Welchen Preis zahlten sie für den raschen Weg in den wachsenden Wohlstand oder eine angeblich klassenlose Gesellschaft? Viele von ihnen hatten im Krieg den Vater verloren, einige auch noch durch Flucht ihre Heimat.
    Sie mussten von klein auf lernen, auf eigenen Beinen zu stehen und sich selbst ums Alltägliche zu kümmern. Mario Adorf, der das Kriegsende als Hitlerjunge erlebte, wuchs allein mit seiner Mutter in ärmlichen Verhältnissen auf. Doch er boxte sich – im wahrsten Sinne des Wortes – durch. Die späteren Filmstars Ingrid van Bergen und Eva-Maria Hagen verbrachten einen Teil ihrer Kindheit als Halbwaisen in Flüchtlingsquartieren. Michael Degens Vater fiel dem Massenmord an den Juden zum Opfer. Auch Elmar und Fritz Wepper mussten ohne ihren im Krieg vermissten Vater heranwachsen.
    Doch die Nachkriegszeit bot ihnen auch Chancen: So wurden die „Trümmerkinder“ in den 50er-Jahren erwachsen und machten Karriere, wurden zu deutschen Idolen. Heute erinnern sich die meisten von ihnen gern an die Zeit, geprägt von Zuversicht, Improvisationsgeist und der Überwindung überkommener Moralvorstellungen. Es sind Zeugnisse einer Generation, die möglichst nur nach vorne schauen sollte. Illustriert werden die Lebensberichte mit authentischen Filmbildern aus jenen Jahren und animierten Zeichnungen im Stil der Graphic Novel. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereDi 20.10.2020ZDF
  • Folge 301 (45 Min.)
    Das Coronavirus stürzt auch Deutschland in die größte Wirtschaftskrise seit Jahrzehnten. Welche großen Crashs haben die Deutschen in ihrer Geschichte erlebt und mit welchen Folgen? Konjunktureinbrüche, steigende Arbeitslosigkeit, Insolvenzen, Überschuldung. Die Angst vor einer Weltwirtschaftskrise angesichts der Corona-Pandemie steht immer noch im Raum. Deutschland geriet im Lauf der Geschichte mehrmals in den Sog großer Depressionen. Gerade noch Aufschwung und Euphorie, dann der Absturz: Die großen Wirtschaftskrisen treffen die Menschen meist unvorbereitet.
    Auslöser sind oft Naturereignisse, Kriegsfolgen, aber auch Größenwahn und blanke Gier. Wie in der Corona-Pandemie 2020, spielte in den 1840er-Jahren die „entfesselte“ Natur eine Rolle. Missernten führten zu einer Notlage, die viele Opfer forderte – mit weitreichenden Auswirkungen. Hunger, Armut, die 1848er-Revolution, schließlich die Auswanderung vieler Deutscher – ihr Ziel: Amerika. 1923 sind es die Folgen des Ersten Weltkrieges, Besatzung und Reparationen, die im Deutschen Reich für das nachhaltige Trauma einer Hyperinflation sorgen.
    Eine ausgeklügelte Währungsreform führt schließlich aus der Sackgasse. Der historische Börsencrash an der Wall Street am „Schwarzen Freitag“ 1929, der die Wirtschaft weltweit in einen reißenden Strudel zieht, wirkt sich in Deutschland besonders verheerend aus: Extremistische Parteien erstarken, die Weimarer Republik gerät ins Wanken und scheitert schließlich. Die Ölkrise von 1973/​74 markiert den ersten gravierenden Wirtschaftseinbruch in der bundesdeutschen Geschichte.
    Der Ölpreis-Schock beendet den legendären Nachkriegsboom. Konjunkturspritzen kurbeln die Wirtschaft zwar kurzfristig an, doch bleiben Staatsverschuldung und Arbeitslosigkeit künftig Dauerthema. 2008 geht der „Knall“ erneut von der Wall Street aus. Die Immobilienblase platzt, und zahllose faule Kredite werden, als „Wertpapiere“ gebündelt, im Portfolio internationaler Geldhäuser zum Sprengstoff für das Finanzsystem.
    Auf die folgenreiche Pleite der Lehman-Bank in den USA folgt die Bankenrettung – auch in Deutschland und Europa. Die Staaten und ihre Bürger zahlen einen hohen Preis für das Aufspannen diverser Rettungsschirme. Welche Schritte führten erfolgreich aus den großen „Depressionen“, welche scheiterten? Welche Erfahrungen sind auf die heutigen Entwicklungen anwendbar? Die Autorinnen und Autoren analysieren mit Unterstützung namhafter Expertinnen und Experten fünf große Wirtschaftskrisen unserer Geschichte – und was man daraus lernen kann. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereDi 27.10.2020ZDFDeutsche Online-PremiereMo 26.10.2020ZDFmediathek
  • Folge 302 (60 Min.)
    Wer wird die Weltmacht USA in den nächsten vier Jahren regieren? Am Tag der Entscheidung liefert „ZDFzeit“ ein mit hochkarätigen Gesprächspartnern besetztes Doppel-Porträt. Experten rechnen mit der höchsten Wahlbeteiligung seit Jahrzehnten: Am 3. November 2020 treffen Millionen Amerikanerinnen und Amerikaner eine Entscheidung, deren Tragweite über die USA hinausreicht. Vom stotternden Sohn eines Autohändlers zum Präsidentschaftskandidaten der Demokraten – Joe Bidens Leben erzählt vom amerikanischen Traum. Die Biografie von Donald Trump dagegen ist geprägt vom väterlichen Vermögen und einer elitären Leistungs-Ethik. Die Dokumentation zeigt, welche Begegnungen und Erlebnisse die beiden Männer prägten, wie unterschiedliche Werte und Weltbilder ihr politisches Handeln bestimmen – und welche Bedeutung die Wahl von Donald Trump oder Joe Biden für die Zukunft eines zutiefst gespaltenen Landes hat. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereDi 03.11.2020ZDF
  • Folge 303 (45 Min.)
    Die Aussteiger Harry und Meghan bestimmen noch immer die Schlagzeilen bei den Windsors. Ihre Zukunft scheint ungewiss. Das neue Leben der Sussex’ wird auch die Monarchie verändern. Ob Scheidung, Ehebruch oder pflichtvergessene Familienmitglieder: Die Queen hat bereits einige solcher Krisen überstanden. Meist steckt der Konflikt „Tradition gegen Moderne“ dahinter. Wie viel frischen Wind verträgt die Krone? Wann geht es an die Substanz? Seit er mit seiner Frau Meghan in Kalifornien wohnt, scheint Prinz Harry bewusst mit königlichen Regeln zu brechen.
    Gerade erst hat er die Amerikaner in einem Video dazu aufgefordert, von ihrem Wahlrecht Gebrauch zu machen – ein Privileg, das ihm als britischer Royal nie zustand. Viel Kritik muss er dafür einstecken. „Ich hoffe, Harry hört endlich auf, als Sprachrohr für seine Frau aufzutreten“, meint der Historiker Hugo Vickers. Meghan hat keinen Hehl daraus gemacht, dass sie Donald Trump verabscheut. Sich in politische Fragen einzumischen, ist für die Royal Family aber seit Jahrhunderten tabu. Deshalb wird Harrys Verhalten in Großbritannien mit Kopfschütteln quittiert.
    Die politische Korrespondentin des „Daily Telegraph“, Camilla Tominey, urteilt: „Harry wirkt wie ein Fisch auf dem Trockenen in Amerika. Man kann verstehen, dass er seine Frau und seinen Sohn vor den Medien schützen will, aber jetzt wirkt es, als kämpften die beiden gegen den Rest der Welt.“ Für die Queen scheinen sich die Krisen der Vergangenheit zu wiederholen, die die Monarchie mehrmals während ihrer Amtszeit ins Wanken brachten. Oft ist es ein Duell zwischen Tradition und Moderne, zwischen den Werten einer jahrtausendealten Dynastie und den glamourösen Hollywood-Attitüden, die nicht erst mit der Ankunft des Fernsehstars Meghan in die königliche Familie Einzug gehalten haben.
    Ähnliche Kulturkämpfe gab es auch in früheren Beziehungen royaler Prinzen mit unkonventionellen Ehefrauen. Der Buckingham-Palast hat einige von ihnen kommen und gehen sehen. Und immer wieder stellt sich dieselbe Frage: Wie viel Modernität braucht der Palast, und wie viel Erneuerung hält die Krone aus? Beispiele aus 200 Jahren Historie belegen, dass die größte Stärke des Hauses Windsor gleichzeitig auch die Achillesferse ist: die enge Verknüpfung von Familie und Monarchie.
    Auch jetzt steht viel auf dem Spiel: Während die Queen sich immer mehr aus der Öffentlichkeit zurückzieht, nimmt ihr Sohn Prinz Charles vermehrt das Heft in die Hand. Dabei hatte er auf die Unterstützung seiner beiden Söhne William und Harry und deren bürgerlich geborenen Ehefrauen Kate und Meghan gesetzt. Doch ein Zwist zwischen den beiden Brüdern endete mit dem Rückzug von Prinzessin Dianas jüngstem Sohn und seiner Familie nach Kalifornien.
    Viele fühlen sich an die Katastrophen der 90er-Jahre erinnert, deren royale Skandale um Diana und Fergie der Krone beinahe den Todesstoß versetzten. Damals wie heute gelang es den Windsors nicht, die Fliehkräfte einer entfesselten öffentlichen Seelenschau zu zügeln. Doch seit sie 1953 zur Königin gekrönt wurde, hat Elisabeth II. es immer wieder geschafft, die Kontrolle zurückzugewinnen, nicht zuletzt durch die Unterstützung ihres Prinzgemahls Philip.
    Wie groß ist das Machtvakuum im Königshaus heute, nach dem Rückzug Philips? Die Queen befindet sich in einem selbst geschaffenen Dilemma. Nach der Abdankung ihres Onkels Edward, der den Thron eintauschte gegen die Ehe mit einer amerikanischen Society-Lady, schwor sie dem britischen Volk, zu dienen, so lange sie lebe. Eine frühzeitige Übergabe an ihren Sohn Charles scheint nicht möglich – es würde ihr möglicherweise als Wortbruch ausgelegt. Wie werden die Windsors die Standfestigkeit zurückgewinnen, die die Nation in den unsicheren Brexit-Zeiten von ihnen erwartet? (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereDi 10.11.2020ZDF
  • Folge 304 (45 Min.)
    Tchibo verspricht beste Qualität zu günstigen Preisen. Aber was taugen Kaffee, Messer und T-Shirts wirklich? Wie fair arbeitet der Großkonzern? Wie gut ist die Ware für die Umwelt? Der Hamburger Händler ist hierzulande Marktführer für Röstkaffee. Doch den großen Erfolg brachte die preiswerte Aktionsware. Kann Tchibo mit der Konkurrenz heute noch mithalten? Funktioniert die Strategie, nachhaltiger zu fertigen? „ZDFzeit“ schaut genauer hin. Tchibo – eine erfolgreiche Marke seit der Nachkriegszeit. Viele Verbraucher verbinden damit nicht nur röstfrischen Kaffee, sondern auch immer neue Warenwelten und Schnäppchen für den Alltag.
    Das Sortiment wird stetig erweitert. Es gibt mittlerweile auch Kleidung, Küchengeräte, Spielsachen, Putzartikel und sogar Möbel. Doch auf einem Markt, der mittlerweile von modernen Coffeebars, Discountern und Onlineshops beherrscht wird, gestaltet sich das Geschäft des Handelskonzerns immer schwieriger. Ist der einstige Branchenprimus gut genug, um den Wettkampf gegen die Konkurrenz zu gewinnen? Die Erfolgsgeschichte beginnt 1949. Der Kaufmann Max Herz gründet gemeinsam mit seinem Geschäftspartner Carl Tchilling-Hiryan in Hamburg eine Firma für Röstkaffee.
    Aus dem Namen „Tchilling“ und dem Wort „Bohne“, die Kurzform von „Kaffeebohne“, wird der Markenname „Tchibo“. Als brillante Geschäftsidee entpuppt sich der Kaffeeversand per Post. Herz führt die Firma schon bald ohne Tchilling weiter. 1955 eröffnet die erste Tchibo-Filiale. Heute erwirtschaftet der Konzern in ganz Europa über 3,1 Milliarden Euro Jahresumsatz und beschäftigt fast 12 000 Mitarbeiter. „ZDFzeit“ nimmt das Angebot genauer in Augenschein: Kann günstiger Kaffee auch lecker und qualitativ hochwertig sein? Und wer zahlt am Ende den Preis? Werden Kaffeebauern und Arbeiter in den Produktionsländern auch ordentlich bezahlt? In einer Blindverkostung muss der Tchibo-Espresso gegen seine größten Konkurrenten, illy und Lavazza, antreten.
    Zudem testet ein Barista die beliebtesten Filterkaffees. Der Tchibo-Klassiker „Beste Bohne“ muss sich mit vergleichbaren Produkten von Jacobs, Melitta und Dallmayr messen. Außerdem durchleuchten Experten Kaffeeproben im Labor. Wurde möglicherweise an der Kaffeesorte gespart? „ZDFzeit“-Recherchen, die unter anderem nach Brasilien führen, zeigen: Tchibo pflegt regelmäßigen Kontakt zu den Produzenten und investiert in die Ausbildung vor Ort.
    Aber das Kaffeegeschäft ist weltweit hart umkämpft, und günstige Preise sind nicht umsonst zu haben. Friedel Hütz-Adams vom SÜDWIND-Institut für Ökonomie und Ökumene e.V. attestiert Tchibo das Bemühen um bessere Bezahlung der Kaffeebauern in den tropischen Produktionsländern. Von existenzsichernden Einkommen und Löhnen sei Tchibo allerdings noch weit entfernt.
    Und wie sieht es mit all den anderen Produkten aus, die der Kaffee-Gigant im ständig wechselnden Sortiment anbietet? Stimmt die Qualität im Vergleich zu anderen Anbietern? Kann das Angebot zeitgemäße Ansprüche an Fairness und Umwelt erfüllen? In einem ausschließlich mit Tchibo-Produkten eingerichteten Loft prüfen Laien-Tester einige teils skurrile Produkte aus der umfangreichen Produktpalette. Zwei Köche vergleichen die Küchenmesser von Tchibo mit denen anderer Hersteller, während vier Probanden herausfinden, ob Tchibos Regenjacken auch ohne wasserabweisende Chemikalien ordentlich dicht halten.
    Wie schneiden andere Marken ab? Die Urteile: durchaus überraschend. „ZDFzeit“ vertieft die Frage, ob das Unternehmen in Sachen Nachhaltigkeit seinen eigenen Ansprüchen genügt. Wie sind beispielsweise die Arbeitsbedingungen bei Tchibos Zulieferern in Bangladesch? Vor Ort berichten Näherinnen von schwierigen Bedingungen und schlechter Bezahlung. Gisela Burckhardt, die sich im „Bündnis für nachhaltige Textilien“ engagiert, konstatiert: „Wir sehen, dass die Bedingungen immer noch nicht gut sind. Wir haben keine fairen Arbeitsbedingungen bisher in Bangladesch.“ (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereDi 24.11.2020ZDF
  • Folge 305 (45 Min.)
    75 Jahre nach Kriegsende erinnert die Dokumentation mit privatem Filmmaterial und persönlichen Geschichten an die beeindruckende Wiederaufbauleistung im Deutschland der Nachkriegszeit. Wie erging es den Menschen in den Ruinen ihrer Städte? Wie entstand aus Trümmern neues Leben? Es sind bewegende Aufnahmen und Geschichten jener Zeit der Neuorientierung und des Erfindergeists, des politischen Neustarts und ökonomischen Wiederaufstiegs. Nach dem Erfolg der Dokumentationen „Wir im Krieg“ und „Deutschland von oben – 1945“ recherchierte Autor Jörg Müllner weiter nach Filmschätzen – in Stadtarchiven, Landesbildstellen und privaten Sammlungen.
    In großer Eindringlichkeit erzählen die Funde Geschichten von Menschen, die ihren Alltag in der Nachkriegszeit in privaten Filmen festhielten. Solche Aufnahmen in Farbe waren eine Seltenheit in der Nachkriegszeit. Viele Filmamateure besorgten sich ihr Material vom Schwarzmarkt. Farbfilme gab es nur von amerikanischen Herstellern wie Kodak – zu sehr hohen Preisen – da die deutschen Agfa-Werke damals nicht mehr produzierten.
    Umso wertvoller sind die Aufnahmen. Sie regen an, nachzufragen, persönliche Hintergründe in Erfahrung zu bringen, den historischen Zusammenhang herzustellen. Genau das will dieser Film. Mit Eigeninitiative und Ideen gestalteten die Menschen ihre Zukunft. Junge Geschäftsleute gründeten Firmen, alteingesessene Konzerne erfanden sich neu. In Stuttgart, ganz in der Nähe des Hauptbahnhofs, ließ Familie Mettenleiter ihre Konditorei aus Trümmern wieder auferstehen. Eine Mammutaufgabe. Die ganze Verwandtschaft wurde in die Stadt beordert – zur Mission Wiederaufbau.
    Eberhard Küfer fuhr mit einem Lieferwagen voll frischer Wäsche durch die Stuttgarter Ruinen. Er belieferte die städtischen Bunker, die schon ab August 1945 als Hotels genutzt wurden, mit Wäsche. Im bayrischen Bad Reichenhall brachte Hildegard Mayer, gemeinsam mit ihrer Geschäftspartnerin, mit Fleiß und Disziplin den Kurbetrieb ihrer Familie wieder in Schwung – mit Erfolg. In den 1950er Jahren erfüllte sie sich ihren Traum von großen Reisen – im neuen Mercedes oder mit dem Flugzeug.
    Doch bei aller Aufbruchsstimmung wirkte die Kriegszeit noch lange nach. Berührend ist die Geschichte des Soldaten Wilhelm Emmerling, der in russischer Gefangenschaft ein Bein verlor. Als er schließlich zurück nach Hause durfte, schmuggelte er in seiner Krücke versteckt einen Papierstreifen. Darauf standen die Namen von Kameraden, die noch immer in sowjetischen Lagern ausharrten, und denen er versprochen hatte, ihre Familien zu informieren. Er kaufte ein Motorrad, machte sich mit seiner jungen Frau auf eine große Reise durch Frankreich, Spanien, nach Mallorca und bis nach Gibraltar.
    Denn in der Gefangenschaft hatte Emmerling auch spanische Soldaten kennengelernt. Wilhelm Emmerling erfüllte seine Mission. Die unbeschreibliche Freude beim Überbringen der Nachrichten ist auf Zelluloid gebannt. Neben Historikerin Prof. Ute Frevert, Filmwissenschaftler Dr. Peter Stettner und dem Sozialpsychologen Prof. Harald Welzer kommen auch die Nachfahren der Hobbyfilmer zu Wort. Sie berichten von den Menschen, deren Zeugnisse uns eine Zeit nahebringen, die vielen Deutschen im Rückblick wie ein Wunder erscheint. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereDi 01.12.2020ZDFDeutsche Online-PremiereMo 30.11.2020ZDFmediathek
  • Folge 306 (45 Min.)
    Die Deutschen shoppen immer öfter online – vor allem bei Amazon. Der stationäre Einzelhandel dagegen steckt in einer tiefen Krise. „ZDFzeit“ fragt: Wo ist der Einkauf besser und warum? Die Vor- und Nachteile der verschiedenen Einkaufsmöglichkeiten werden aus der Perspektive der Verbraucher verglichen. Im Fokus stehen Preis, Einkaufserlebnis, Nachhaltigkeit und Fairness. Welche Strategien verfolgen Einzelhändler, um Kunden zurückzugewinnen? Amazon hat von der Corona-Pandemie enorm profitiert. Der Online-Gigant konnte seinen weltweiten Gewinn im zweiten Quartal 2020 im Vergleich zum Vorjahr auf mehr als fünf Milliarden Dollar quasi verdoppeln.
    Ganz im Gegensatz zum Einzelhandel. In Deutschland hat sich nach neuesten Erhebungen die Situation bei mehr als drei Viertel der Geschäfte verschlechtert. Umsätze brachen ein, Insolvenzen und Entlassungen waren die Folge. Doch schon vorher kauften bereits 44 Millionen deutsche Kunden bei Amazon. Besonders bei Elektrogeräten, Kleidung und Freizeitartikeln erobert der Online-Gigant seit Jahren Marktanteile. Das Nachsehen haben Fachgeschäfte und Warenhäuser. Die Schließung von fast 50 Kaufhof-Karstadt-Filialen ist da nur das prominenteste Beispiel im Corona-Jahr 2020. „Dem Einzelhandel insgesamt drohen 50 000 Insolvenzen in den nächsten zehn Jahren“, erklärt der Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Deutschland (HDE), Stefan Genth, gegenüber „ZDFzeit“.
    Corona habe diese Entwicklung nur beschleunigt. Auch viele Konsumenten beklagen den Niedergang der Innenstädte und lassen sich gleichzeitig immer mehr Einkäufe in Paketen nach Hause schicken. Warum kaufen die Deutschen immer öfter bei Amazon und Co.? Der Preis spielt offensichtlich eine wichtige Rolle bei der Kaufentscheidung.
    Das bestätigen die Recherchen von „ZDFzeit“. Die Beobachtung der Preise über einen längeren Zeitraum zeigt, dass Vorsicht geboten ist. „Bei Amazon schwanken die Preise oft und teilweise erheblich“, so Julia Gerhards von der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz. „ZDFzeit“ prüft außerdem, ob Onlineshopping wirklich so bequem ist, wie es sich anhört. Spart man im Vergleich zum Stadtbummel tatsächlich so viel Zeit? Wie lange dauert der Online-Einkauf, wenn man neben der Anprobe daheim den Aufwand für die Retouren der Kleidungsstücke mit einrechnet, die nicht passen? „ZDFzeit“ will ferner wissen: Auf wessen Kosten gehen günstige Preise bei Amazon? Das Unternehmen entlohnt seine Mitarbeiter beispielsweise niedriger, als der Einzelhandelstarif vorgibt.
    „Die Zeche zahlen eindeutig die Mitarbeiter“, stellt ver.di-Funktionär Jörg Lauenroth-Mago im Interview fest. Die Nachhaltigkeit rückt immer stärker ins Bewusstsein der Konsumenten. Dem Onlinehandel wird großes Potenzial zugeschrieben. Doch wer hat die Nase bei genauerem Hinsehen vorn? Wie steht es um die CO2-Emissionen der Transportwege? Inwiefern werden die Retouren der Lieferungen berücksichtigt? „Letzten Endes kommt es aber darauf an, wie der Kunde sich verhält.
    Versucht er, Retouren zu vermeiden, oder schickt er jedes zweite Paket zurück?“, so Klaus Jacob vom Forschungszentrum für Umweltpolitik der Freien Universität Berlin. Wichtig sei auch, wo der Kunde wohne. Auf dem Land sei Onlineshopping oft nachhaltiger. Denn die Menschen, die in der Peripherie wohnen, müssen fürs Shoppen in der Stadt oftmals weite Wege zurücklegen – meistens per Pkw. Die Stadtbewohner hingegen können mit dem Rad oder öffentlichen Verkehrsmitteln umweltschonend zu den Geschäften fahren. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereDi 08.12.2020ZDF
  • Folge 307 (45 Min.)
    Corona, Klimawandel, rasend schnelle Veränderungen: Die Zeiten sind komplizierter geworden. War es früher nicht irgendwie gemütlicher, verlässlicher, beständiger als heute? „Früher war alles besser!“ – diesen Spruch kennt jeder. Doch wie fällt der Vergleich zwischen der Zeit ab den 1960er-Jahren und heute wirklich aus? Gab es tatsächlich mehr Zusammenhalt, weiße Weihnachten und ein besseres Fernsehprogramm? Eine Zeitreise. Der Mainzer Historiker Andreas Rödder ist überzeugt davon, dass unsere Erinnerungen oft nur ein Zerrbild der Vergangenheit darstellen. „Gerade in Krisen sehnen wir uns verstärkt nach Stabilität, und in der abgeschlossenen Vergangenheit meinen wir, sie zu finden.“ Trügt uns unsere Erinnerung, wenn wir darauf bestehen, dass Dinge damals haltbarer und wir Menschen netter zueinander waren? Gab es nicht viel mehr Schnee im Winter, ganz abgesehen vom Lametta an den Weihnachtsbäumen? Viele Thesen über „damals“ beginnen, zu wackeln, je genauer man hinschaut.
    Und doch hat jeder seine eigene Geschichte einzubringen: Bülent Ceylan, Victoria Herrmann, Oliver Kalkofe, Inka Friedrich und Walter Plathe gehören zu den vielen Zeitzeugen, die das ZDF befragt hat, um ein für alle Mal zu klären: Früher war alles besser! Oder? (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereDi 15.12.2020ZDF

zurückweiter

Erinnerungs-Service per E-Mail

TV Wunschliste informiert dich kostenlos, wenn ZDFzeit online als Stream verfügbar ist oder im Fernsehen läuft.

Auch interessant…