Wildes Deutschland Staffel 2, Folge 5: Der Bayerische Wald
Staffel 2, Folge 5
11. Der Bayerische Wald
Staffel 2, Folge 5 (45 Min.)
Der Film zeigt, wie es im einstigen Wirtschaftswald zur „Katastrophe“ kam und wie daraus heute der „Urwald von morgen“ heranwächst, wie perfekt hier Werden, Wachsen und Vergehen ineinandergreifen und warum der Borkenkäfer nicht zum Totengräber, sondern zum Geburtshelfer wurde. Im Bild: der Lusen im Winter.
Bild: ORF/Telepool/BR/Hans Kiener
Als sich in den 80er Jahren im Nationalpark Bayerischer Wald der Borkenkäfer außergewöhnlich stark vermehrte und die Nationalparkverwaltung eine Bekämpfung bewusst unterließ, hatte das weitreichende Folgen. Binnen weniger Jahre starben mehrere Tausend Hektar alter, ehemals wirtschaftlich genutzter Fichtenbestände in den Hochlagen ab. Apokalyptische Szenarien boten sich dem Besucher. Zehntausende kahle, tote Bäume dominierten den Nationalpark. Vom Ende des Waldes war die Rede, vom „größten Waldfriedhof“ Mitteleuropas und vom Ruin der Tourismusregionen Bayerischer Wald. Doch dann geschah das Wunder: Aus dem Vernichtungswerk der Borkenkäfer wuchs ein neuer Wald heran, vielgestaltiger und bunter, als es der vorherige Wirtschaftswald je war. Knapp 30 Jahre nach dem Borkenkäferbefall zeigt sich jetzt der Erfolg der Nationalpark-Idee „Natur Natur sein lassen“. Die riesigen Mengen toten Holzes vermoderten im Laufe der Zeit und damit entstand die wichtigste
Voraussetzung für die erfolgreiche natürliche Verjüngung der Fichte. Genau die Baumarten kehrten ganz von allein zurück, die seit alters her hier gedeihen können. Nirgendwo sonst zwischen Ural und Atlantik dürfen sich nun Wälder auf einer so großen Fläche frei entwickeln – ohne Zutun des Menschen – allein nach den Gesetzen der Natur. So profitieren vor allem die nach Licht hungernden und Wärme liebenden Organismen. Zu ihnen zählen Pflanzen und Tiere, die alles verwerten können, was von den toten Bäumen übrigbleibt, wie Käfer, Schmetterlinge, Flechten und Moose. Auch bodenbrütende Vogelarten wie der Fitis schätzen die Auflichtung des Waldes. Selbst der Wespenbussard kann hier jetzt ungehindert nach Insekten, die ihre Nester in die Erde bauen, Ausschau halten. Und die umgestürzten Stämme dienen nicht nur der Luchsfamilie als Versteck, sondern das tote Holz vermodert allmählich und wandelt sich selbst zum Keimbett für eine neue Waldgeneration. (Text: arte)