Folge 58

  • Rettet Susi die SPD? – Wie eine Putzfrau die Politik verändern will

    Folge 58
    „Ich habe mein Leben lang hart gearbeitet und werde trotzdem in die Altersarmut gehen“, sagt die Putzfrau Susi Neumann bei „Sandra Maischberger“. Es ist die vierte Talkshow, in der sie sitzt, seit sie den SPD-Parteichef Sigmar Gabriel öffentlich abgewatscht und gefragt hatte: „Warum bleibt ihr denn bei den Schwatten?“ Damit hatte sie offenbar den Nerv vieler WählerInnen getroffen. Susi Neumann wohnt in Gelsenkirchen-Horst. Ihre Türklingel hängt schief, die Zimmer haben keine eingebaute Heizung, das ganze Haus ist abgesackt und hat Risse.
    Als wir sie zum ersten Mal treffen, ist die Reinigungskraft seit zwei Wochen neues Mitglied und medialer Shootingstar der SPD. „Das macht mir richtig Angst, dass die Leute jetzt eine Hoffnungsträgerin in mir sehen“, meint sie und gießt ihre Blumen. „Ich habe doch nur meine Meinung gesagt, so wie ich das immer tue.“ Ihre Meinung: Die SPD ist schon lange nicht mehr Partei der Arbeiter, sie hat den Kontakt zu den Geringverdienern verloren.
    Susi Neumann ist zum Sprachrohr der kleinen Leute geworden. Für ihre Nachbarin, für die Kolleginnen, für die Biertrinker am Kiosk ist sie die Frau, die „denen da oben“ mal sagt, was sonst keiner hören will. In die SPD trat sie ein, weil sie gegen befristete Arbeitsverträge, Niedriglöhne und kleine Renten kämpfen will. „Das muss alles in das Parteiprogramm, die SPD muss Hackengas geben, sonst sehe ich schwarz“, sagt sie, bevor sie zum ersten Mal eine Ortsverbandssitzung der SPD besucht.
    Wird
    Susi Neumann tatsächlich etwas verändern können in der Partei? Die Gelsenkirchener Putzfrau hat ein spannendes halbes Jahr vor sich, das der Film begleitet: Mit ihren Putzkolleginnen fährt sie in einer Kutsche vor die SPD-Zentrale in Gelsenkirchen und macht der Landtagsabgeordneten Dampf. Wenig später kündigt Sigmar Gabriel seinen Besuch in Gelsenkirchen an. Er will mit Bürgern diskutieren – Susi Neumann ist nicht eingeladen von der SPD. Ein Affront, findet sie, und geht trotzdem hin.
    Susi Neumann erlebt auch Tiefschläge: Ihre Krebserkrankung kehrt zurück, sie muss wieder zur Chemotherapie. „Das ist vielleicht der Grund, warum ich immer schon gestern alles fertig haben wollte“, vermutet sie. Trotzdem macht sie immer weiter. Zwischen Talkshows und SPD-Terminen sitzt sie mit ihrer Nachbarin im Treppenhaus und hört sich deren Sorgen und Nöte an: 2.000,00 € netto als Doppelverdiener für vier Personen, keine Ahnung, wie man die Zahnspange der Tochter zahlen soll, und in den Urlaub fahren geht nicht, die Kinder waren sowieso noch nie im Ausland.
    Der Film begleitet die resolute Putzfrau bei ihrem Versuch, die SPD abzustauben und liefert dabei auch ein Portrait von Gelsenkirchen-Horst und seinen Bewohnern – über 50% von ihnen sind arbeitslos. Im Windschatten der mitreißenden Susi Neumann untersucht „die story“ den Grund für die Krise der SPD. Ist sie Opfer politischer Entwicklungen, für die sie nichts kann? Oder ist die Misere hausgemacht? Ein Blick von unten auf eine Partei, die einst als Arbeiterpartei gegründet wurde. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 16.11.2016WDR

Cast & Crew

Sendetermine

So 20.11.2016
13:15–14:00
13:15–
Mi 16.11.2016
22:10–22:55
22:10–
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