Staffel 1, Folge 1–20

Staffel 1 von „Vergissmeinnicht“ startete am 07.01.2017 bei arte.
  • Staffel 1, Folge 1
    Sie galt als eine der schönsten Frauen von Paris: Jacqueline Auriol, die Schwiegertochter des französischen Staatspräsidenten Vincent Auriol. 1947 entschied sie sich für eine Laufbahn als Pilotin. Sie hatte Kunst an der Ecole de Louvre in Paris studiert und war die erste Frau, die Kunstflug praktizierte. Zwischen 1948 und 1954 erwarb Jacqueline Auriol sechs Pilotenscheine für verschiedenste Flugzeugtypen, den Segel- und den Kunstflugschein. Bald arbeitete sie als Testpilotin und flog in einer Staffel mit 20 Luftakrobaten in Air-Shows mit. Im Juli 1949 erlitt sie als Kopilotin eines Wasserflugzeugs eine Bruchlandung.
    Sie überlebte, doch ihr Gesicht wurde völlig entstellt. Sie musste sich unzähligen Operationen unterziehen. Doch sie gab nicht auf und sorgte weiterhin für Furore in der Fliegerwelt. Im Sommer 1953 erreichte Jacqueline Auriol als erste Frau Überschallgeschwindigkeit: Mit einem Düsenjäger des Typs „Mystère“ durchbrach sie die Schallmauer und erreichte 1.195 Stundenkilometer. Für ihre fliegerische Leistung erhielt die „schnellste Frau der Welt“ aus der Hand des französischen Staatssekretärs für Luftfahrt, Pierre Montel, den Orden der Ehrenlegion, dennoch geriet auch sie bald in Vergessenheit. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 07.01.2017arte
  • Staffel 1, Folge 2
    1968 wurde ein 22-jähriger nordirischer Spieler von Manchester United zum Fußballer des Jahres gekürt. Das Fußballgenie sorgte für einen nie dagewesenen Medienhype von der Sport- bis hin zur Klatschpresse und wurde zur Ikone einer ganzen Generation. Doch hinter diesem Star verbarg sich ein verletzlicher Mann. George Best wurde am 22. Mai 1946 in einem Arbeiterviertel in Belfast geboren und starb am 25. November 2005 in London. Bei seiner Beerdigung steht auf einer Fahne geschrieben: „Maradona good; Pelé better; George Best“.
    Es wird andere Topspieler geben, andere Fußballstars, und George wird in Vergessenheit geraten. Er hat eine schwindelerregende Berühmtheit erlangt, die ihn ebenso schnell aufzehrte. Seine Unbekümmertheit und sein freches Lächeln verdeckten die Angst vor Einsamkeit, Selbstmordgedanken und den Drang zur Selbstzerstörung. Aber seinen Humor verlor er nie. „Ich habe 90 Prozent meines Geldes für Alkohol, Frauen und Sportwagen ausgegeben, den Rest habe ich verschwendet“, so Best über sich selbst. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 07.01.2017arte
  • Staffel 1, Folge 3 (26 Min.)
    Budapest, 1944: Als die ungarischen Juden zu Hunderttausenden nach Auschwitz deportiert werden, hat ein Schweizer Diplomat den Mut zum Widerstand. Unter Missachtung der Dienstanweisungen trotzt er dem NS-Regime und dessen ungarischen Verbündeten und rettet so mehr als 60.000 Juden das Leben. Carl Lutz erblickt am 30. März 1895 in einem kleinen Dorf am Fuße der Schweizer Alpen das Licht der Welt. Als junger Mann wandert er in die USA aus und beginnt schließlich in Washington D. C. beim Schweizer Konsulat zu arbeiten. 1935 wird Carl Lutz schließlich als Diplomat nach Palästina berufen.
    1942 wird er zum Vizekonsul in Budapest befördert, dort wird er rasch zu einem der einflussreichsten Diplomaten der Stadt. Carl Lutz nutzt seinen Einfluss, um sich während des Zweiten Weltkriegs für die jüdische Bevölkerung einzusetzen. Nach langwierigen Verhandlungen mit dem deutschen Gesandten gelingt es ihm, 7.800 Juden unter schweizerischen diplomatischen Schutz zu stellen. Jeder dieser 7.800 erhält einen Schutzbrief, der seine Sicherheit gewährleistet und ihm die Ausreise ermöglicht.
    Doch das ist Lutz nicht genug. Indem er heimlich eine weitaus größere Zahl der Schutzbriefe in Umlauf bringt, gelingt es ihm, mehr als 62.000 Juden das Leben zu retten. Nach Kriegsende kehrt Carl Lutz in die Schweiz zurück. Doch statt ihm für seine mutigen Bemühungen für die ungarischen Juden zu danken, werfen ihm die Schweizer Behörden Amtsmissbrauch vor. Dass ihm seine eigene Nation die Anerkennung versagt, quält ihn sehr. Doch zahlreiche andere Länder hingegen haben ihn geehrt. 1965 verleiht ihm Israel den Titel des „Gerechten unter den Völkern“. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 14.01.2017arte
  • Staffel 1, Folge 4
    Die Flamencotänzerin Sylvin Rubinstein war in Wirklichkeit keine Frau. Unter ihrem Kostüm und ihrer Perücke verbarg sich ein Mann. In den 30er Jahren tanzten er und seine Schwester als Flamenco-Paar Dolores & Imperio auf den größten Bühnen Europas. Sie waren Juden und wurden von den Nazis für immer getrennt. Sylvin und Maria waren Zwillinge. Am 10. Juni 1914 kamen sie in Moskau als uneheliche Kinder des Fürsten Pjetr Dodorow und der jüdischen Tänzerin Rachel Rubinstein zur Welt. Der Erste Weltkrieg begann zu toben, und 1917 brach das Zarenreich unter der Revolution zusammen. Zum Schutz schickte der Fürst seine Familie über die Grenze nach Galizien. Sie waren zehn, als ihre Mutter mit ihnen nach Riga zog und sie in die Ballettschule von Frau Litwinowa schickte, einer ehemaligen Primaballerina der Oper des russischen Zaren.
    Mit 16 Jahren verließen sie Riga und bekamen sofort ein Engagement im „Adria“, dem großen Varietétheater von Warschau. Während die Zwillinge auf der Erfolgswelle schwammen, ergriffen die Nazis die Macht. Im Holocaust verlor Rubinstein nahezu seine gesamte jüdische Familie: Schwester, Mutter und seine Ehefrau, die er wegen ihrer zwei unehelichen Kinder auf Bitten seiner Mutter geheiratet hatte. Sylvin schloss sich dem Widerstand an und entkam dem Warschauer Ghetto. Im Hamburg der Nachkriegszeit baute sich Rubinstein als Travestietänzer ein neues Leben auf. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 14.01.2017arte
  • Staffel 1, Folge 5 (26 Min.)
    In einer Burg im spanischen Púbol ruht eine Muse. Eine Bilderstürmerin, Geschäftsfrau und Freidenkerin, die große Künstler inspiriert hat. Der größte war Salvador Dalí. Ihm gab sich die Muse hin, sie liebte ihn leidenschaftlich, bis sie ihn im Herbst ihres Lebens einer jüngeren, vermeintlich schöneren, dem Modell Amanda Lear, überließ. Die Rede ist von Gala einer der größten Musen des 20. Jahrhunderts. Wer war diese Frau wirklich, die die Männer so betört hat? Gala Djakonowa wird 1894 in Kasan an der Wolga geboren. Eigentlich heißt sie Jelena, nennt sich aber Gala.
    Sie wächst in Moskau in einem bürgerlich-kulturellen Umfeld auf. Als sie mit 17 Jahren an Tuberkulose erkrankt, schicken ihre Eltern sie in ein Sanatorium im schweizerischen Clavadel. Das junge Mädchen langweilt sich dort, bis es eines Tages einen blassen, kranken Dichter kennenlernt: Paul Eluard. Er wird die erste große Liebe ihres Lebens. 1917 heiraten Gala und Paul und bekommen eine Tochter, Cécile. Im Umkreis der Pariser Surrealisten wird Gala in einer offenen Beziehung zu Eluard auch die Geliebte von Max Ernst.
    1929 lernt Eluard in der Pariser Pigalle einen jungen, spanischen Maler kennen: Salvador Dalí. Er lädt das Paar zu einem Urlaub nach Spanien ein. Der rätselhafte Katalane ist von der charmanten Russin hingerissen. Sehr schnell beginnen die beiden ein Liebesverhältnis. Paul Eluard kehrt alleine nach Paris zurück. Gala will bei dem Maler bleiben. Ob Engel, Göttin oder Madonna Gala wird fortan Dalís Bilder und Träume beherrschen. Gala bleibt bis heute ein Mysterium. Und sie blieb ein Leben lang eine Frau im Schatten der Kunst. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 21.01.2017arte
  • Staffel 1, Folge 6
    Trotz seiner zierlichen Gestalt und den Segelohren war Manolete in Spanien ein vergötterter Star. Mit seinem Streben nach den idealen Gesten prägte der Torero den modernen Stierkampf. Manolete war der ganze Stolz eines vom Bürgerkrieg ausgezehrten Volkes. 1917 kommt Manuel Laureano Rodríguez Sánchez alias Manolete in Spanien zur Welt. Schon im Alter von vier Jahren nimmt ihn sein Vater zu Stierkämpfen mit. Nach dem Tod des Vaters fühlt sich Manolete für die Familie verantwortlich und will nur noch eines: Matador werden. Mit elf Jahren fängt er die Ausbildung zum Torero an. Manolete arbeitet hart und beginnt sich als unerschrockener Torero einen Namen zu machen.
    Im Juli 1936 beginnt der Spanische Bürgerkrieg. Drei Jahre lang leidet das Land. Als General Franco 1939 den Krieg für beendet erklärt, geht es für das geschundene Volk mit einer Diktatur weiter. Das Franco-Regime unterdrückt mit brutaler Gewalt sein Volk. In einem traumatisierten Spanien avanciert Manolete zum Inbegriff des Siegeswillens. Das Volk verehrt Manolete, Intellektuelle und Künstler reißen sich um ihn. Für sie alle auch für Picasso und Dalí ist der Matador Manolete der Inbegriff höchster Kunst.
    Doch das Publikum wird immer fordernder und der Druck für Manolete unerträglich. In der Absicht, seine Karriere zu beenden, tritt Manolete am 28. August 1947 ein letztes Mal in die Arena. Doch beim Kampf mit dem Stier wird er verwundet und erliegt später im Krankenhaus seinen Verletzungen. Ganz Spanien trauert, 20.000 Menschen kommen zu seiner Beerdigung. Dennoch ist der Mann, der die Massen hypnotisierte, heute in Vergessenheit verraten. Einst als großes Idol verehrt, wurde die Erinnerung an ihn verdrängt, da man ihn mit einem traurigen und grauen Spanien in Verbindung brachte. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 21.01.2017arte
  • Staffel 1, Folge 7 (26 Min.)
    Auf dem Land, im traditionellen und katholischen Polen findet Jerzy mit richtigem Namen Alfons Popieluszko zum Glauben. Am 14. September 1947 kommt er in Okopy zur Welt und wächst unter schwierigen Bedingungen auf. Er besucht das Priesterseminar in Warschau und erhält 1972 schließlich die Priesterweihe. Damit geht sein größter Traum in Erfüllung. Nach der Machtergreifung der Kommunisten begann 1947/​48 die Sowjetisierung Polens. Die Machthaber lassen Oppositionelle einsperren und exekutieren, auch die Kirche ist ihnen ein Dorn im Auge. Das polnische Volk beginnt sich gegen die grausame Unterdrückung aufzulehnen.
    An einem Sonntag im August 1980 wendet sich Pfarrer Popieluszkos Leben. Die Arbeiter eines Warschauer Stahlwerks hatten wochenlang gestreikt. Sie hatten sich dem von Danzig ausgehenden Protest und der neu gegründeten Gewerkschaft Solidarnosc angeschlossen. Bevor sie ihren Streik beenden, wollten sie auf dem Werksgelände einen Gottesdienst feiern. Kein Warschauer Priester sagte zu, außer Popieluszko. In den Fürbitten betete er: „Segne, Herr, die Solidarnosc. Segne, Herr, Dein treues Volk.“ Danach hielt er jeden Monat eine Predigt „für das Vaterland“.
    10.000 Gläubige hörten ihm zu. Er wurde zu einer der Symbolfiguren des Widerstands. Die Machthaber sehen in dem mutigen Prediger eine Bedrohung und beschließen, ihn ein für alle mal zum Verstummen zu bringen. Am 19. Oktober 1984 hält der 37-jährige Pfarrer Popieluszko in der Kirche von Bydgoszcz seine letzte Predigt. Nach der Messe wird er entführt und gefoltert. Elf Tage später wird seine verstümmelte Leiche aus dem Weichsel-Stausee geborgen. Die Nachricht von seinem grausamen Tod verbreitet sich rasch.
    Mehr als eine halbe Million Menschen kommen zu seiner Beisetzung. Ein ganzes Volk trauert, vereint um den Sarg seines Helden, seines Märtyrers. Die Menschenmenge demonstriert eine ungeheure Kraft gegen das Regime, und dieses wird schließlich zum Einlenken gezwungen. Im Sommer 1989 bekommt Polen als erstes kommunistisches Land eine demokratisch gewählte Regierung. Auf dem beschwerlichen Weg zur Demokratie war der Tod eines einfachen Priesters in einer Arbeitergemeinde in Warschau, der es gewagt hatte, dem kommunistischen Regime zu trotzen, ein entscheidender Wendepunkt. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 28.01.2017arte
  • Staffel 1, Folge 8 (26 Min.)
    Matei Pavel Haiducu wird 1948 in einem vom Zweiten Weltkrieg gebeutelten Rumänien geboren. Das Volk leidet unter der Herrschaft der kommunistischen Partei. 1967 ergreift Nicolae Ceausescu die Macht. Dieser herrscht bis kurz vor seiner Exekution an Weihnachten 1989 als eiserner Diktator über Rumänien. Ceausescu veranlasst den rumänischen Geheimdienst Securitate dazu, im Ausland Industriespionage zu betreiben. Auch Haiducu wird 1969 als Spion verpflichtet. Nach einer sechsjährigen Ausbildung schickt ihn die Securitate mit einer falschen Vita als Agent nach Frankreich. Dort beginnt Haiducu in einem Industrieunternehmen zu arbeiten, das er geschickt unterwandert.
    Außerdem verliebt er sich in die Sekretärin Micheline. Die beiden heiraten und bekommen eine gemeinsame Tochter. Über mehr als acht Jahre führt Haiducu ein gefährliches Doppelleben und liefert Informationen an den rumänischen Geheimdienst. Doch schließlich erhält er einen Auftrag, den er nicht befolgen will: Er soll zwei rumänische Dissidenten, Virgil Tanase und Paul Goma, liquidieren. Einen Mord kann Haiducu nicht mit seinem Gewissen vereinbaren. Er stellt sich dem französischen Geheimdienst. Die beiden Zielpersonen können in Sicherheit gebracht werden, ohne dass der rumänische Geheimdienst Verdacht schöpft.
    Als die Wahrheit schließlich doch ans Licht kommt, wird in Rumänien das Todesurteil gehen Haiducu verhängt. Fortan lebt er versteckt und unter falscher Identität in der französischen Provinz. Erst nach dem Fall Ceausescus kann Haiducu wieder in sein Heimatland zurückkehren. 1998 stirbt er schließlich an den Folgen einer Hepatitis-C-Erkrankung. Der Spion Haiducu hatte den Mut etwas zu tun, das andere nicht gewagt hätten. Obwohl er sein eigenes Leben und das seiner Familie damit gefährdete, weigerte er sich zu töten. Er war ein Schattenmann, der für das Licht gekämpft hat. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 28.01.2017arte
  • Staffel 1, Folge 9 (26 Min.)
    Ihre Raubtiernummern, bei denen sie sich einen Löwen um die Schultern legte, machte sie berühmt: die Raubtierdompteurin Jeannette Mac Donald, die in den 50er Jahren als Star des Zirkus Amar ein Inbegriff wilder Weiblichkeit war. Sie war eine der ersten Frauen, die eine Nummer mit zehn Löwen im Käfig präsentierte und damit in ganz Europa auftrat. Gekleidet mit einer Reiterhose, schwarzen Lackstiefeln, Rüschenbluse und weißen Handschuhen verzauberte sie ihr Publikum. Eine tierliebende, charakterstarke, großherzige und eigensinnige Frau, die große Erfolge und auch Elend gekannt hat.
    1918 endete der Erste Weltkrieg. Wie viele französische Familien hatte er auch die Schausteller hart getroffen. Viele Schaubuden wurden geschlossen. Jeanne Corfdir kam am 3. Mai 1918 in einem Wohnwagen zur Welt. Mac Donald war der Künstlername ihres Vaters, der sich als Sohn eines schottischen Dompteurs ausgab. Seit dem Konkurs seiner eigenen Tierschau trat er als Dompteur auf Pariser Rummelplätzen auf. Jeannette war von Hunden, Löwenbabys und Schimpansen umgeben und wuchs langsam zu einer Zirkusartistin heran. Am französischen Nationalfeiertag, dem 14. Juli 1924, stand sie im Mittelpunkt.
    Als kleines Wildtier geschminkt und verkleidet betrat die Sechsjährige mit ihrem Vater einen Käfig mit Wölfen. Louis Mac Donald, der Gaukler und Zirkusartist, zog die Kleine groß, ihre Mutter starb bereits Anfang 1924. Jeannettes Kindheit war hart, kleine Betriebe wie die ihres Vaters waren unrentabel, erst recht während der Weltwirtschaftskrise nach 1930. Viele Dompteure lernten bei Jeannettes Vater, so auch der junge Shérif Amar, der später Zirkusdirektor wurde und Jeanettes Charme erlag.
    Er war es, der sie in die Raubtierdressur einführte. Jeannette ließ sich ein auf die Welt des Wanderzirkus. Mit ihren Tieren und dem Cirque Amar reiset sie durch Frankreich und die Mittelmeerländer. Nach einem Fernsehbericht wurde Jeannette 1987 von Brigitte Bardot wegen Tierquälerei verklagt. Nach der Trennung von Shérif Amar wurde es für Jeannette immer schwerer, sich finanziell über Wasser zu halten. Jeannette Mac Donald war eine Pionierin ihrer Zeit, aber ihr Name verblasste schnell. Trotz der Tatsache, dass sie ein Leben lang eine kämpferische Löwin unter Löwen war. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 04.02.2017arte
  • Staffel 1, Folge 10
    13. Juli 1967: Die 13. Etappe der Tour de France startet in Marseille. Das Thermometer zeigt über 40 Grad Celsius. Nach 170 Kilometern geht es auf den Mont Ventoux hinauf. Wenige hundert Meter vor dem Gipfel kippt ein Fahrer vom Rad und bricht bewusstlos zusammen. Er war Weltmeister, trug als erster Brite das Gelbe Trikot und war ein begeisterter Fahrer: „Radfahren ist mein Leben“, sagte er. Radfahren war auch sein Tod. Tom Simpson kam in Haswell, County Durham zur Welt, einer tristen Bergbauregion, wo der Himmel tief hängt und die Luftverschmutzung hoch ist. Er wurde am 30. November 1937 geboren. Der Kohleabbau boomte, und Großbritannien war noch eine Industrienation, eine riesige Fabrik unter freiem Himmel.
    Der Vater war Bergmann, das Zuhause ein bescheidenes Haus in der Arbeitersiedlung, und die Kindheit war geprägt von Entbehrungen durch den Krieg. Er meisterte im Lauf seiner Karriere die Radrennen Paris-Nizza, Mailand-San Remo, Bordeaux-Paris und die Lombardei-Rundfahrt. Tom Simpson blieb jedoch als der Mann im Gedächtnis, der am Mont Ventoux auf dramatische Weise starb, als der erste Dopingtote. Als großartiger Sportler ist er vergessen. Der Tod des Champions hat eine Anti-Doping-Offensive in Gang gesetzt. Seit 1968 werden am Ende jeder Etappe Dopingkontrollen durchgeführt. Es ist der Beginn eines langandauernden Kampfes gegen künstliche Stimulanzien. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 04.02.2017arte
  • Staffel 1, Folge 11 (26 Min.)
    Die französische Journalistin, Schriftstellerin, Feministin und Politikerin Louise Weiss war eine Europäerin der ersten Stunde. Sie setzte sich mutig für die Frauenrechte ein und gilt heute als die „Großmutter Europas“. 1893 erblickt Louise Weiss in Arras, einer kleinen Gemeinde im Norden Frankreichs, das Licht der Welt. Ihre Familie gehört dem wohlhabenden Großbürgertum an, was ihr eine umfassende Bildung ermöglichte. Doch zu dieser Zeit gelten Frauen als minderwertig und einzig dazu bestimmt zu heiraten und Kinder zu bekommen. Eine Ungerechtigkeit, gegen die Louise Weiss ihr Leben lang ankämpft. Nach der Schule beginnt Louise Weiss ein Studium der Geisteswissenschaften in Paris, das sie im Sommer 1914 erfolgreich abschließt.
    Mit 21 Jahren ist sie die jüngste Studienrätin Frankreichs. Als der Erste Weltkrieg ausbricht, kümmert sie sich um die Flüchtlinge und beginnt als Krankenschwester zu arbeiten. Doch bald schon merkt sie, dass sie den Krieg mit anderen Mitteln bekämpfen will. Sie träumt von einem vereinten Europa und widmet sich dem Journalismus. Im Januar 1918 gründet sie die Zeitschrift „L’Europe nouvelle“ (Neues Europa). Im Jahr 1934 beginnt sie sich verstärkt für das Frauenwahlrecht einzusetzen und ruft die Vereinigung „La femme nouvelle“ (Die neue Frau) ins Leben.
    1935 kandidiert sie selbst bei den Kommunalwahlen im 18. Pariser Bezirk. Später bereist sie als Filmemacherin die Welt und ist als Schriftstellerin tätig. 1979 bietet Jacques Chirac Louise Weiss einen Platz auf seiner Kandidatenliste für den Aufbau des neuen Europas an. Louise Weiss wird zur Abgeordneten gewählt. In dem neuen Parlament in Straßburg hält die 86-Jährige die Eröffnungsrede. Die Europa-Aktivistin bleibt Abgeordnete bis zu ihrem Tod am 26. Mai 1983. Bürgerliche Suffragette, Europa-Aktivistin, Feministin. Ihr Leben lang setzte Louise Weiss sich für ihre Überzeugungen ein. Heute ist das vereinte Europa, von dem sie einst träumte, Realität geworden. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 11.02.2017arte
  • Staffel 1, Folge 12 (26 Min.)
    1974: Frankreich boomt und glaubt an ein ewiges Wirtschaftswachstum. Zu jener Zeit kandidierte ein Wissenschaftler und Dritte-Welt-Aktivist als erster Grüner für das Amt des Staatspräsidenten: René Dumont. Er prangerte die Verschwendung der globalen Ressourcen an und kritisierte die herrschende Meinung. In Cambrai erblickte René Dumont am 13. März 1904 als drittes von vier Kindern das Licht der Welt. Sein Vater hatte den elterlichen Hof verlassen, um zur Universität zu gehen. Er wurde Agrarwissenschaftler und veröffentlichte das erste Agrarlexikon. In den vier Schreckensjahren des Ersten Weltkriegs verlor Frankreich fast eine Million Bauern.
    René Dumont wollte sich von nun an ganz der Landwirtschaft widmen und besuchte ab 1922 das Nationale Institut für Agronomieforschung (Inra). Doch bereits drei Jahre später wurde er einberufen und er gehorchte, wenn auch als junger pazifistischer Student, nur widerwillig. 1929 führte ihn eine Mission zur Steigerung der Reisproduktion nach Indochina. Er fand dort fruchtbaren Boden vor, dennoch war der Hunger in der armen Bevölkerung allgegenwärtig. Dies gab René Dumont den Anstoß, zum Dritte-Welt-Aktivisten zu werden. Angesichts des Elends auf dem Lande war René Dumont davon überzeugt, dass Mangelernährung und Unterentwicklung ein und dieselbe Ursache haben: ein exponentielles Bevölkerungswachstum.
    Erschüttert vom Kolonialsystem kehrte René Dumont 1932 nach Paris zurück. Über seine Erfahrungen in Indochina schrieb er sein erstes Buch „La culture du riz dans le delta du Tonkin“. Er will die Welt verändern und sucht eine Tribüne, wo ihn niemand an seiner Kapitalismuskritik hindert. 1933 wurde er Professor am Institut National Agronomique. Er erarbeitete sich einen internationalen Ruf und beteiligte sich ab den 50ern Jahren in mehr als 50 Ländern bei der Entwicklung der Landwirtschaft.
    Sein Buch „L’Afrique noire est mal partie“, das 1962 erschien, wurde zum Bestseller. Als am 2. April 1974 Staatspräsident Georges Pompidou überraschend starb, wurden vorgezogene Neuwahlen ausgerufen. Der streitbare Umweltschützer trat als Kandidat an, gegen Valéry Giscard d’Estaing und François Mitterrand, und gewann 1,32 Prozent der Stimmen. Dumont war 1998 eines der Gründungsmitglieder der Organisation Attac und gilt bis heute als Vater der französischen grünen Partei Les Verts. Trotz seiner Verdienste im Bereich der politischen Ökologie starb er kaum noch beachtet im Jahr 2001 im Alter von 97 Jahren. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 11.02.2017arte
  • Staffel 1, Folge 13 (26 Min.)
    Am Morgen des 30. März 1952 werden in Athen vier griechische Kommunisten von einem Erschießungskommando hingerichtet, trotz der Gnadengesuche Charlie Chaplins, Jean-Paul Sartres und General de Gaulles. Pablo Picassos Skizze „Mann mit der Nelke“ hatte einen der Verurteilten weltberühmt gemacht: Nikos Beloyannis. Nikos Beloyannis kommt Ende 1915 in Amaliada, Griechenland, zur Welt. Er wächst in einfachen Verhältnissen auf. In der höheren Schule beginnt er sich für revolutionäre Ideale zu begeistern und sozialkritische Erzählungen zu schreiben.
    Mit 17 Jahren beginnt er in Athen ein Jurastudium. Doch als Mitglied der Kommunistischen Partei Griechenlands (KKE) wird er bald exmatrikuliert. In Griechenland herrscht zu diesem Zeitpunkt eine faschistische Diktatur unter der Führung des Generals Ioannis Metaxas. Dieser lässt sich zwar weder von Hitler noch von Mussolini vereinnahmen, doch er verbietet dennoch die Kommunistische Partei und verfolgt ihre Anhänger mit aller Härte. Aufgrund seines Widerstands gegen das Regime und seines Einsatzes für die kommunistische Partei wird Nikos Beloyannis 1938 festgenommen und zu acht Jahren Haft verurteilt.
    Im Frühjahr 1943 gelingt ihm die Flucht. Zurück auf dem Peloponnes verschreibt er sich ganz dem Widerstand. Er wird Politoffizier der ELAS, der pro-kommunistischen Befreiungsarmee. Nach der Niederlage der Kommunisten im griechischen Bürgerkrieg (1946–1949) flieht Nikos Beloyannis nach Albanien. Im Juni 1950 kehrt er heimlich über Rom nach Athen zurück. Dort arbeitet er am Wiederaufbau der kommunistischen Organisation. 1950 wird er abermals inhaftiert. Er wird vor ein Militärgericht gestellt und der Tätigkeit für eine verbotene Partei und der Spionage für die Sowjetunion beschuldigte.
    Da er vor Gericht stets mit einer roten Nelke einem Geschenk seiner Geliebten Elli Pappa – in der Hand auftrat, wurde er als „Mann mit der Nelke“ bekannt. Trotz internationaler Gnadengesuche werden Nikos Beloyannis und drei seiner Mitangeklagten zum Tode verurteilt und trotz internationaler Proteste und Gnadengesuche in einer nächtlichen Geheimaktion hingerichtet. Nikos Beloyannis war weltweit eine Legende für die kommunistische Bewegung und eine Symbolfigur für den Widerstand. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 18.02.2017arte
  • Staffel 1, Folge 14
    Er war ein unermüdlicher Fürsprecher für sein Volk die Roma und ein glühender Förderer ihrer Kultur: der Schriftsteller Matéo Maximoff. Er konnte sich als erster Schriftsteller unter den Roma in Frankreich in der europäischen Literaturszene durchsetzen. Seine Werke wurden in rund ein Dutzend Sprachen übersetzt. Der Roman „Die Ursitory“ war sein erster Roman, der 1946 erschien und auch ins Deutsche übersetzt worden ist. Später übersetzte er das gesamte Neue Testament ins Kalderasch-Romani. 1917 kommt Matéo Maximoff im Spanien König Alfons XIII.
    zur Welt, der als vehementer Kriegsgegner sein Land für neutral erklärt hat. Vier Jahre lang ist sein Königreich Zufluchtsort für viele, die vor den Kämpfen in Europa fliehen. Unter den Migranten ist 1915 ein junges Roma-Paar, das am 17. Januar 1917 im sogenannten Zigeunerviertel von Barcelona sein erstes Kind bekommt: Matéo Maximoff. Die Roma gehören je nach Herkunftsland verschiedenen Gemeinschaften an. Matéos Mutter kommt aus einer Familie der französischstämmigen Manouches, während der Vater zu den aus Russland eingewanderten Kalderasch gehört, die überwiegend Kesselbauer sind.
    In dieser vom Metallhandwerk komfortabel lebenden Familie macht Matéo seine ersten Schritte. Doch nach dem Ersten Weltkrieg werden die gesetzlichen Bestimmungen für Roma schärfer. Von 1920 an werden sie in ganz Europa registriert, überwacht und als Nomaden klassifiziert. Diese neuen Gesetze stigmatisieren sie, behindern ihre Handwerksausübung und schränken ihre Bewegungsfreiheit ein. Während des Zweiten Weltkriegs wird Matéo Maximoff in ein Lager in Lannemezan interniert, da ihm die Flucht vor den Nationalsozialisten nach Spanien nicht gelingt.
    Er überlebt und beschließt nach dem Krieg zu schreiben, um den Völkermord zu schildern, der an den Roma während des Krieges verübt worden war. Bis zu seinem Lebensende bleibt er Romancier und wird für seine Verdienste im Pariser Kulturministerium mit dem Ordre des Arts et des Lettres bedacht. Dennoch geriet er in Vergessenheit und wird 1999 auf einem kleinen Friedhof in Romainville beigesetzt wie ein Namenloser. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 18.02.2017arte
  • Staffel 1, Folge 15
    Grisélidis Réal wurde 1929 in Lausanne in eine bürgerliche Familie geboren. Nach ihrem Kunststudium zieht sie nach Genf. Sie genießt die Boheme und beginnt zu malen. Doch ihre unkonventionellen Bilder finden keine Käufer. Trotz ihrer schwierigen finanziellen Lage genießt sie das Leben, feiert ausschweifend und hat zahlreiche Affären. Von 1952 bis 1959 bekommt sie vier Kinder von drei verschiedenen Vätern. 1960 folgt Grisélidis mit zweien ihrer Kinder ihrem damaligen Partner, dem Medizinstudenten Bill, nach München. Dieser psychisch krank und nicht in der Lage, die Familie zu unterstützen fordert Grisélidis auf, sich zu prostituieren.
    Ihren Kindern zuliebe willigt sie ein. Trotz anfänglicher Schwierigkeiten findet Grisélidis Gefallen an ihrem neuen Leben und ihre finanzielle Lage beginnt sich zu bessern. 1974 veröffentlicht sie ihr erstes Buch. In ihrem autobiografischen Roman fordert sie die Anerkennung von Prostitution als frei gewähltem Beruf. Das Buch wird zum Befreiungsschlag von ihrer strengen bürgerlichen Erziehung. Grisélidis erntet viel Lob und wird als Künstlerin gefeiert.
    In Paris schließt sie sich einer Bewegung von Prostituierten an, die für ihr Recht auf Selbstbestimmtheit und gesellschaftliche Anerkennung auf die Straße gehen. Schnell avanciert Grisélidis zu ihrer Leitfigur. 1989 erhält sie nach jahrelangem Kampf ein Führungs- und Leumundszeugnis ein Dokument, das den Prostituierten jahrelang verwehrt blieb. Bis zu ihrem Tod im Jahr 2005 veröffentlicht sie zahlreiche Bücher, hält weltweit Vorträge und setzt sich unermüdlich für die Rechte von Prostituierten ein. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 25.02.2017arte
  • Staffel 1, Folge 16
    Am 19. November 1926 kommt Si Mustapha Müller, mit bürgerlichem Namen Winfried Müller, in Wiesbaden zur Welt. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten flieht seine Mutter mit ihm nach Österreich, in das kleine Tiroler Dorf Götzen. Heimlich hört der 14-jährige Müller den verbotenen britischen Nachrichtensender BBC und gibt Informationen an die Nachbarn weiter. Daraufhin wird er im Mai ins Hauptquartier der Gestapo nach Innsbruck gebracht. Mehrere Tage lang wird er dort verhört und misshandelt.
    Für Müller ein traumatisches Ereignis. Anschließend wird er einem Marineregiment an der deutschen Ostsee zugeteilt. Doch der Soldat Müller zeigt sich widerspenstig. Es gelingt ihm zu desertieren. Er schließt sich zunächst der Roten Armee, später dem Nationalkomitee Freies Deutschland an. 1954 bricht der Algerienkrieg aus. Müller studiert zu diesem Zeitpunkt Journalismus in Frankreich. Dort wird in linken Kreisen mit den Unabhängigkeitsbestrebungen des algerischen Volkes sympathisiert.
    Müller geht nach Marokko und schließt sich dort der algerischen Befreiungsarmee ALN an. Er nennt sich nun Si Mustapha Müller, entwickelt die Idee, den Kolonialkrieg dort zu treffen, wo er am empfindlichsten ist, und ruft einen „Rückführungsdienst“ ins Leben. Das Ziel ist es, so viele Soldaten der französischen Fremdenlegion wie möglich zur Desertion zu bewegen und deren Rückkehr zu organisieren. Seine Arbeit ist erfolgreich, bald hat er ein Team unter sich, das in ganz Algerien operiert.
    Bis zum Kriegsende 1962 gelingt es Müller, 3.726 Soldaten dazu zu bewegen, die Fremdenlegion zu verlassen. Nach der Befreiung Algeriens wird Müller zu einem der ersten Staatsbürger des neuen freien Algeriens. Am 9. Oktober 1993 erliegt er schließlich einem Herzinfarkt. Er wird in der Sahara beigesetzt. Anders als in Frankreich wird dem Freiheitskämpfer Si Mustapha Müller in Algerien mit Hochachtung begegnet. Durch seinen mutigen und gewaltfreien Einsatz war es ihm gelungen, Tausende von Menschenleben zu retten. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 25.02.2017arte
  • Staffel 1, Folge 17
    Bobby Sands war ein Mitglied der Irish Republican Army (IRA) und setzte sich für ein wiedervereinigtes Irland ein. 1976 wird er nach einem Anschlag festgenommen und später ohne Beweise zu 14 Jahren Gefängnisstrafe verurteilt. Der Aktivist tritt in den Hungerstreik, um die Forderung nach Anerkennung als politischer Häftling durchzusetzen. Obwohl die Medien viel über seinen Kampf berichteten und er während der Haft ins Unterhaus gewählt wurde, gab die damalige britische Premierministerin Margaret Thatcher nicht nach. Am 5. Mai 1981 stirbt Bobby Sands nach 66 Tagen Hungerstreik. Neun weitere Kameraden folgen ihm in den Tod. Als Bobby Sands beigesetzt wird, geben ihm Zehntausende das letzte Geleit. Die Geschlossenheit der Katholiken lässt London erkennen, dass es keine militärische Lösung geben kann. Aber erst 1990 werden nach Margaret Thatchers Wahlniederlage die Verhandlungen wieder aufgenommen und der bewaffnete Kampf beendet. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 04.03.2017arte
  • Staffel 1, Folge 18
    Er war zu Lebzeiten als Robin Hood Siziliens bekannt, als jemand, der die Reichen bestiehlt, um den Armen zu helfen: Salvatore Giuliano war ein sizilianischer Bauer, Bandit und Unabhängigkeitskämpfer und bereits zu Lebzeiten eine Legende. Giuliano wurde am 16. November 1922 in Montelepre, einem Ort 15 Kilometer westlich von Palermo, geboren. Mitte der 30er Jahre ist Sizilien eine der ärmsten Gegenden Italiens. 1939 schliesst Benito Mussolini ein Militärbündnis mit Deutschland, wenige Monate später beginnt der Zweite Weltkrieg.
    1941 treten die USA in den Krieg ein und 1943 landen amerikanischen Soldaten im Zuge der Operation Husky in Sizilien. Die unter Hunger leidende Bevölkerung Siziliens leistet nur wenig Widerstand gegen die amerikanische Armee. In jener Zeit florierte der Schwarzmarkt. Da Giulianos Familie ebenfalls unter Hunger litt, beteiligte er sich mit Olivenöl und Weizen an Schwarzmarktgeschäften. Am 2. September 1943 kommt es zu einem fatalen Zwischenfall: Giuliano war unterwegs, um zwei Mehlsäcke nach Montelepre zu transportieren und sie auf dem Schwarzmarkt zu verkaufen.
    Bei einer Polizeikontrolle kam es zum Schusswechsel. Giuliano tötete einen Polizisten, konnte verletzt flüchten und in den Bergen von Montelepre untertauchen. Seither wurde er als Mörder eines Carabiniere gesucht. Unter dem Verdacht, ihm Unterschlupf zu gewähren, nahm man seinen Vater und weitere Familienmitglieder wie seinen Onkel und seinen Cousin fest. Anfang 1944 gelang es Giuliano, seine Verwandten und andere Häftlinge aus dem Gefängnis von Monreale zu befreien. Ein Teil dieser Männer schloss sich ihm an und er gründete eine Bande, eine Art neue sizilianische Familie, die in den folgenden Jahren Schwarzmarktgeschäfte betrieb, Raubüberfälle bei aristokratischen Familien beging oder Personen entführte, um Geld für Lebensmittel und Waffen zu erpressen.
    1945 traf Giuliano führende Mitglieder der Separatistenbewegung, die sich mit einer Freiwilligenarmee für die Unabhängigkeit Siziliens einsetzten. Im Auftrag der Separatisten griff er mehrere Kasernen der Carabinieri an. Gleichzeitig setzte er mit seiner Bande eigene Raubzüge fort.
    Einen Teil seines erbeuteten Geldes reinvestierte er in die ärmsten Bevölkerungsschichten. Jahrelang unauffindbar für die Polizei, ließ Giuliano sich von der Presse in heldenhaften Posen fotografieren und gab Interviews. Die Medien unterstützten ihn, indem regelmäßig in den Tageszeitungen Berichte über seine Heldentaten zugunsten der ausgebeuteten und unterdrückten Bevölkerung erschienen. Als nach seinem frühen Tod seine Kontakte zur Mafia aufgedeckt wurden, verblasste der politische Mythos vom Volkshelden bald. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 04.03.2017arte
  • Staffel 1, Folge 19
    Er hatte ganz allein gegen die Militärdiktatur gekämpft und danach im Gefängnis über Jahre unbeirrt jede Folter ertragen. Wieder frei, blieb er auch als Abgeordneter seinem Ideal treu: Alexandros oder kurz Alekos Panagoulis, der „Unbezwingbare“ ein Rebell und Einzelkämpfer. Alekos Panagoulis kam am 2. Juli 1939 bei Athen zur Welt. Sein Vater war Offizier in der Armee von König Georg II., einem Monarchen, der Griechenland nicht wirklich regierte. Das Land war längst eine Republik. 1939 begann der Zweite Weltkrieg, und von 1941 an stand das Land unter deutscher Besatzung.
    Damit begann für das griechische Volk eine lange Leidenszeit. Die Kindheitserinnerungen von Alexandros waren von Krieg geprägt und von der Hungersnot in Griechenland nach dem Krieg. 1960 begann Alexandros ein Ingenieurstudium und schloss sich als überzeugter Demokrat der Jugendorganisation der Zentrumsunion an. Die Jugend der Zentrumsunion bildete damals die kämpferische demokratische Avantgarde. Sie kämpfte für „Brot, Bildung und Freiheit.“ Der militante, rebellische Student Alexandros wurde 1966 für mehr als zwei Jahre zum Wehrdienst eingezogen. Doch die Obristen in Athen fürchten einen Sieg der Linken bei den nächsten Wahlen und beschlossen am 21. April 1967 einen Staatsstreich.
    Panzer besetzten die Hauptstadt, und Oberst Papadopoulos ging mit grausamer Härte vor. Einige Demonstranten wurden erschlagen und viele festgenommen. Es war der Beginn einer Diktatur. Panagoulis wollte nicht Soldat eines Regimes sein, das sein Volk unterdrückt. Schon im Mai 1967 desertierte Alexandros, womit er die Todesstrafe riskierte. Er hatte nur ein Ziel vor Augen: die Ermordung von Oberst Papadopoulos, doch sein Attentat gegen den Diktator im Jahr 1968 misslang. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 11.03.2017arte
  • Staffel 1, Folge 20 (26 Min.)
    Théo Sarapo wurde als charmanter Prinz der Königin des Chansons bekannt; Edith Piaf gab ihm auch den Namen Sarapo, der aus dem Griechischen für „Ich liebe Dich“ abgeleitet ist. Eigentlich hieß der Sohn griechisch-orthodoxer Eltern Theophánis Lamboukas. 1936 wurde er in Paris geboren. Er begann schon früh zu singen und bestritt mit 18 Jahren seinen ersten Gesangswettbewerb. Doch seinem Vater zuliebe wurde Théo Friseur. Der junge Mann träumte weiterhin von den USA, Chansons und einer Bühnenkarriere, als er nach Algerien in den Krieg ziehen musste. Traumatisiert kehrte er nach seinem Kriegseinsatz nach Paris zurück, wo er in einer Kellerbar den Freund kennenlernte, der ihn im Jahr 1962 Edith Piaf vorstellte.
    Zunächst wurde Théo offiziell der Sekretär der zehn Jahre älteren Ikone des französischen Chansons, die ihm auch Gesangsunterricht gab. Doch bald wurden sie ein Paar, trotz des Altersunterschieds. Die Liebe gab der ausgebrannten Edith Piaf neue Energie. Sie heirateten und Théo wurde an ihrer Seite berühmt. Mit Liebe, Hingabe und Aufopferung kümmerte sich Théo um die kranke Edith Piaf. Ihr Tod machte ihn untröstlich und ließ ihn verschuldet und ohne erfolgreiche Gesangskarriere zurück. Auch nach seinem eigenen Tod wurde Théo vom Mythos seiner Frau, neben der er begraben ist, überschattet. Am Ende geriet er wieder in Vergessenheit. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 11.03.2017arte

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