2016, Folge 75–92

evtl. unvollständig
  • Folge 75
    Mit dem ersten Kind verändert sich das ganze Leben. Es beginnen schlaflose Nächte, Fremdbestimmheit, Ehekrisen, aber auch das größte Glück, das sich Männer und Frauen vorstellen können. Der Film „Mein erstes Kind“ aus der Reihe „Unsere Geschichte“ ist ein Stück norddeutsche Gesellschaftsgeschichte. Familie Rohwer hat ihr erstes Kind Hans-Eggert 1966 bekommen. Bei ihr herrschte ein Vier-Stunden-Rhythmus. Damals war es üblich, dass die Babys schliefen, dann versorgt wurden und nach vier Stunden wieder ins Bett kamen. Hans-Eggert ist auf dem Land in Stafstedt in Schleswig-Holstein groß geworden und hat heute den Milchviehbetrieb seiner Eltern übernommen.
    Bei seiner Geburt war Vater Hans-Uwe nicht dabei: „Ich hatte drei Tage später meine Meisterprüfung und da hatte man andere Sachen im Kopf.“ Hans-Eggert ist mit einer klassischen Rollenverteilung seiner Eltern aufgewachsen. Der Vater kümmerte sich um den Hof, die Mutter kochte und versorgte die Kinder. Amelie, die Tochter von Christoph Kaiser, wurde 2004 in Hamburg geboren. Seine Frau und er teilen sich die Betreuung und beide gehen Vollzeit arbeiten.
    Er möchte viel Zeit mit seiner Tochter verbringen, ihr emotional nah sein, sich für sie interessieren. Er hat auch einen Ordner, auf dem steht „Kinder“, darin hat er auch Zeitungsartikel über Erziehung abgeheftet. „Da schaue ich immer mal wieder rein“, lacht er. Viel ist passiert seit den 1960er-Jahren. Die Frauenbewegung hat das Kinderkriegen, die Erziehung und die Rollenverhältnisse stark verändert. In einem sind sich ältere Mütter und Väter aber einig: Sie finden, dass die Mütter heute alle fürchterlich gestresst sind. Die 63-jährige Elke Hofstee aus Emsbüren mutmaßt, dass die Frauen heute bei der Geburt ihrer Kinder heute alle schon älter sind.
    In den Zwanzigern steckt man das besser weg als in den Dreißigern oder mit Anfang 40. Ob auf dem Land in Schleswig-Holstein oder in der Stadt Hamburg, in Mecklenburg-Vorpommern oder Niedersachsen: Menschen und ihre Geschichten, witzig, unterhaltsam, spannend und mit einem Augenzwinkern erzählt. Mit persönlichen Filmaufnahmen aus der Zeit mit dem ersten Kind, historischem Bildmaterial aus den unterschiedlichen Jahrzehnten und den ersten Kindern, die heute zum großen Teil erwachsen sind. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 03.02.2016NDR
  • Folge 76 (45 Min.)
    Die erste Klassenreise bleibt den meisten Menschen oft mehr in Erinnerung als die gesamte Schulzeit. Sie ist das erste große Abenteuer, die erste große Reise ohne Eltern und ein erster Hauch von Freiheit. Es ist der Kampf um die Stockbetten, das Übel nicht enden wollender Wanderungen und der Legenden wilder Abschlusspartys, die die Kinder und Jugendlichen ein Leben lang begleiten. Der Film „Unsere Geschichte – Meine erste Klassenreise“ erinnert sich mit ehemaligen Schülern und Lehrern aus den 1960er-Jahren bis heute an ihre erste legendäre Klassenfahrt und kehrt mit ihnen zu den damaligen Orten des Geschehens zurück.
    Kai Finck und Martin Hagen aus Oldenburg fuhren 1981 auf die erste Klassenfahrt. Ihr damaliger heimatverbundener Lehrer organisierte eine Reise ins 30 Kilometer entfernte Schullandheim Bissel. „Für uns war das der absolute Höhepunkt, ganz egal, ob das nun drei, 30 oder 300 Kilometer von zu Hause entfernt war“, erzählt Kai Finck immer noch begeistert. Für Martin Hagen war es außerdem die Zeit der ersten Verliebtheit. „Ich kann mich sehr gut daran erinnern, welches Mädchen ich mochte.
    Damals habe ich mich aber leider nicht getraut, darüber zu reden.“ Bis heute hat er seinem Schwarm von früher nichts erzählt. In Bissel trifft er sie wieder. Sigrid Musahl und Uschi Ziegeler sind heute Mitte 60. Ihre erste Klassenreise liegt bereits 55 Jahre zurück. Und doch sind die Eindrücke und Erlebnisse von damals immer noch präsent. „Es ist immer noch genau so, als wenn es gestern gewesen wäre“, erinnert sich Sigrid Musahl. Die beiden Hamburgerinnen fuhren damals mit der U-Bahn ins Schullandheim nach Hoisdorf.
    Hinaus aus der Stadt und hinein in die Natur. Für die Stadtkinder ein Erlebnis, das sie bis heute mit ihren Klassenkameraden verbindet. Bei Vivian Klein und Ines Haase ging es 2003 auf die erste große Reise. Endlich ging es herunter von der Insel Rügen an die Mecklenburgische Seenplatte. Die damals 13-jährigen fühlten sich richtig erwachsen. „Wir kamen an und haben es erstmal mit Energydrinks krachen lassen“, schmunzelt Ines Haase. „Am nächsten Morgen hingen wir in den Seilen.“ „Unsere Geschichte – Meine erste Klassenreise“ ist eine Zeitreise in die Vergangenheit, ergänzt durch privates und historisches Film- und Bildmaterial.
    Es ist ein Wiedersehen ehemaliger Klassenkameraden und Lehrer. Gemeinsam fahren sie zu den Schullandheimen und Jugendherbergen und lassen dort die Erinnerungen wieder aufleben. Wer hat mit wem bei der Abschlussdisko getanzt, wer war in wen verliebt und warum gab es Ärger mit dem Lehrer? Wie haben sich Schule und Klassenreisen im Laufe der Zeit verändert? Was hat die Kinder und Jugendlichen in den unterschiedlichen Jahrzehnten geprägt und beschäftigt? (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 10.02.2016NDR
  • Folge 77
    Hark Quedens (63) ist das älteste der sieben Kinder der Familie Quedens. Er besucht sein Elternhaus auf der Insel Amrum. Es ist das erste Familientreffen nach dem Tode der Mutter. Gitta Quedens (Jahrgang 1922) fing als junge Mutter an, alles zu filmen, was ihr wichtig erschien: ihre sieben Kinder, ihren Ehemann, Nachbarn und andere Dorfbewohner. Diese filmischen Schätze haben die Kinder nun geborgen. Auf altem Super-8-Filmmaterial sieht man Hark und seine sechs Geschwister als Kinder aufwachsen. Dieselben Menschen erleben die Zuschauerinnen und Zuschauer in diesem Film nun als Erwachsene zwischen 52 und 63 Jahren, umringt wiederum von ihren eigenen Kindern. Der Film erzählt die Geschichte des Erwachsenwerdens und die Suche nach vergangener Lebenszeit auf Amrum. Gleichzeitig ist es eine unterhaltsame Zeitreise durch die 1960er-, 1970er- und 1980er-Jahre. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 17.02.2016NDR
  • Folge 78
    Das Besondere an der ersten Liebe ist ihre Einmaligkeit. Gern denken wir daran zurück, hin und wieder auch wehmütig. Erinnern uns an die erste Begegnung, die endlosen Telefonate, die ersten flüchtigen Berührungen, das Händchen halten und den ersten Kuss. Laut einer Umfrage bleibt die erste Liebe rückblickend für 22 Prozent der Männer und sogar für 31 Prozent der Frauen eine schöne Lebensphase. Auch wenn es eine große Liebe war, die zwar zerbrach, kann sie dennoch so prägend sein, dass wir sie immer wieder suchen. Sie wird zu einem Idealbild aller späteren Partnerschaften. Die erste Liebe bleibt oft unvergessen. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 02.03.2016NDR
  • Folge 79
    Die letzten der heute noch lebenden Stettiner wurden als Kinder aus ihrer Heimat vertrieben. Jetzt, im hohen Alter, denken sie noch öfter an ihre alte Heimat zurück als früher. Genau das jedoch fällt ihnen oft schwer. Es sind keine unbelasteten Erinnerungen und sie bewegen sie sehr. Manchmal fürchten sie sogar, dass man sie als „rechts“ bezeichnen könnte, wenn sie offen über ihre Gefühle sprechen. Die polnische Journalistin Wioletta Weiss fragt, wie die letzten Stettiner sich an ihre Kinderjahre erinnern und was sie heute nach Stettin zieht. Sie begleitet sie an die Orte ihrer Kindheit.
    Orte an denen sie jetzt wieder leben oder an die es sie als Touristen zieht. Sie lässt sich die persönlichen Filme, Fotos und Andenken aus den 1930er und 1940er Jahren zeigen. Erinnerungsstücke, die die Stettiner wie Heiligtümer aufbewahren. Konrad Abraham aus Stralsund, verbringt seit der Wende seinen Urlaub in der alten Heimat und legt selbst Hand an, damit sein Geburtshaus in Zielonczyn, dem ehemaligen Graseberg, wieder schöner aussieht. Das bereitet ihm große Freude, obwohl es ihm seit über 70 Jahren nicht mehr gehört. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 18.05.2016NDR
  • Folge 80 (45 Min.)
    Der Film „Ostpreußens vergessene Schlösser „ aus der Reihe „Unsere Geschichte“ dokumentiert eine einmalige Initiative von Wissenschaftlern aus drei Nationen. Forscher aus Deutschland, Polen und Russland suchen nach Denkmälern und Monumenten, die 1945 und später im Gebiet des ehemaligen Ostpreußens zerstört wurden. Ihr Ziel: mithilfe modernster Technologie soll die vollständige Dokumentation dessen, was von den damaligen Königsschlössern noch vorhanden ist, gelingen. Der Film verknüpft drei Ebenen: einerseits die Arbeit der Wissenschaftler, andererseits die Entstehungsgeschichte der Schlösser, die eng mit den geschichtlichen Wendepunkten des letzten Jahrhunderts verbunden sind.
    Erinnerungen noch lebender Augen- und Zeitzeugen vervollständigen das Gesamtbild. Wissenschaftler aus den ehemals kriegführenden Nationen Deutschland, Russland und Polen lassen die fast untergegangene barocke Welt am Computer wiederauferstehen. So entstehen ein historisches Bild der Stadt Königsberg sowie detailgenaue Rekonstruktionen der Schlösser Schlodien und Friedrichstein. Bilder und Monumente einer untergegangenen Kultur. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 25.05.2016NDR
  • Folge 81 (45 Min.)
    In den 1950er- bis 1980er-Jahren waren in der Kleinstadt Nordhorn gleich drei Textilunternehmen von internationaler Bedeutung ansässig: Rawe, Povel und NINO. Größen wie Designer Karl Lagerfeld, Kunden wie Uwe Seeler, Diana Rigg, Helmut Newton und viele andere Prominente haben ihre Spuren in Nordhorn hinterlassen. In den Textilunternehmen waren insgesamt 12.000 Menschen beschäftigt, was 80 Prozent der sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätze entsprach. Die Arbeitnehmer waren stolz, Teil der Unternehmen zu sein. Umso größer war das Entsetzen, als die Ära zu Ende ging.
    Ende der 1980er-Jahre begann der erst schleichende, dann rapide Absturz der Textilstadt. Kleidung ließ sich plötzlich in Asien und Afrika billiger produzieren. Eine ganze Stadt verlor ihre Existenzgrundlage. Industrieruinen und Frust prägten das Bild im äußersten Westen Niedersachsens. Heute ist davon nichts mehr zu spüren. Wie durch ein kleines Wirtschaftswunder steht Nordhorn wieder sehr gut da. Beschäftigung, Bevölkerungswachstum und Lebensqualität sind wie in früheren Zeiten vorhanden; die ehemaligen Ruinen wurden zu imposanten Bauten mit neuer Bestimmung.
    In der Dokumentation aus der Reihe „Unsere Geschichte“ erinnern sich Beschäftigte, Prominente, Kaufleute und Starfotografen der großen Modeblätter an die goldenen Jahre der Textilindustrie. Eine Vielzahl von historischen Film- und Fotoaufnahmen bringt den Glanz dieser Epoche zurück. Der Film zeigt den Strukturwandel, den Nordhorn vollziehen konnte, und den andere Städte und Regionen in einseitiger, wirtschaftlicher Abhängigkeit vielleicht noch vor sich haben. Gefördert mit Mitteln der nordmedia Fonds GmbH in Niedersachsen und Bremen. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 01.06.2016NDR
  • Folge 82 (45 Min.)
    Vergessen und verwittert stehen drei Studiohallen im grünen Nirgendwo, Reste von „Hollywood in der Heide“ am Rande von Niedersachsen. Nach dem Zweiten Weltkrieg quoll das kleine Bendestorf in der Nordheide über von Menschen. Unter die vielen Flüchtlinge und Dorfbewohner mischten sich ab 1947 auch berühmte Schauspieler: Zarah Leander aß im Dorfkrug Kartoffelsuppe, Marika Rökk zeigte Tanzeinlagen auf dem Tresentisch. Unbelehrbare Nazis schmissen rauschende Feste für die Filmindustrie. Dazwischen versuchten traumatisierte Flüchtlinge als Hilfskräfte Fuß zu fassen. Bendestorf avancierte zur Filmhochburg und wurde in einem Atemzug mit den anderen großen Studios in Deutschland genannt: Berlin, München, Köln! Das alles hat mit Filmproduzent Rolf Meyer zu tun.
    Er kam von der UFA in Berlin. Mit nichts als einem Fahrrad und einem Persilkarton landete er als Flüchtling in Bendestorf. Die englischen Besatzer machten ihn erst zum Bürgermeister, dann gestatteten sie ihm eine Produktionsfirma mit Studios. Der berühmteste Film seiner Jungen Film-Union war „Die Sünderin“ mit Hildegard Knef. Im Dorf streitet man noch heute darüber, in wessen Garten die skandalumwitterte Nacktszene denn nun gedreht worden ist.
    Finanziert wurden die Produktionen von den Parvenüs der Nachkriegszeit. Bezeichnenderweise war es ein Fleischfabrikant aus Hamburg, der im Jahr 1947 schon zwei Millionen Reichsmark übrig hatte, um sie in die unsichere Filmbranche zu stecken. Außerdem nahm Meyer Geld durch product placement, wie man heute sagen würde, ein. Trotzdem ging es mit der jungen Filmindustrie rasch bergab, 1952 ging Meyer schließlich Pleite. Auch sein letzter erfolgreicher Farb- und Kostümfilm mit Marika Rökk konnte ihm nicht mehr helfen. Am Ende musste er sogar vor Gericht erscheinen, weil ihm Konkursverschleppung vorgeworfen wurde.
    „Unsere Geschichte Als Hollywood in der Heide lag“ ist nicht nur ein nostalgischer Rückblick auf die frühen Filme der jungen Bundesrepublik. Es ist ein Blick auf eine Nachkriegsgesellschaft, die versuchte, wieder auf die Beine zu kommen und sich moralisch neu zu verorten. Eine Gesellschaft zwischen Durchschlawinern, Traumata und dem Wunsch nach Neuanfang. Eine Gesellschaft, die es vermied, zurückzublicken und auch in der Filmindustrie jedes kritische Thema ausblendete. Die andererseits mit ihren Filmen versuchte, den traumatisierten Menschen wieder Mut zu machen fürs Weiterleben. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 08.06.2016NDR
  • Folge 83 (45 Min.)
    „Unsere Heimat, das sind nicht nur die Städte und Dörfer“, diese Liedzeile sangen einst Generationen von DDR-Kindern und lernten dabei, dass ihre Heimat dem Volke gehört. Mit der deutschen Einheit änderten sich nicht nur die politischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, sondern ganz konkret auch die Besitzverhältnisse in der ehemaligen DDR. Wem gehört also der Osten heute und welche neuen Besitzer fand das ehemalige Volkseigentum? Dieser durchaus emotionalen Frage geht diese Dokumentation nach. Aus einer sehr gegenwärtigen Perspektive blickt sie auf die tiefgreifenden Umbrüche der vergangenen 25 Jahre. In dem Film wird von großen Akteuren und kleinen Schicksalen der Umverteilung erzählt, gleichzeitig beschreibt er auch einzigartige und zugleich symptomatische Geschichten von der Entwicklung Ostdeutschlands. Zudem zieht der Film auch eine journalistische Bilanz dessen, was Regelungen wie „Rückgabe vor Entschädigung“ für die Ost- und Westdeutschen bis heute bewirken. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereSo 25.09.2016NDR
  • Folge 84
    September 1971: In der Güstrower Südstadt, einem Neubauviertel, beginnt für 40 Jungen und Mädchen mit der Einschulung sprichwörtlich der Ernst des Lebens. Ihre Klassenlehrerin ist die ausgebildete Fotografin Barbara Seemann. Mit ihrer Mittelformatkamera Pentacon Six fotografiert sie im Unterricht, auf Klassenfahrten, an Pioniernachmittagen und vor allem ganz nah ihre 40 Schulkinder. Aus Kindern werden junge Erwachsene. Barbara Seemann hält weiter alle Lebenslagen ihrer ehemaligen Schüler in Schwarz-Weiß fest: Hochzeiten, erste Schritte ins Berufsleben, selbst im Kreißsaal ist die Lehrerin mit der Kamera dabei, als ihre Schülerin Jana ihr erstes Kind bekommt. Das war im Oktober 1989. Wie meistern die in der DDR aufgewachsenen Kinder den Übergang vom Sozialismus zur Marktwirtschaft? Diese Frage lässt Barbara Seemann nicht los.
    Und so fotografiert sie „ihre Kinder“ weiter, über 45 Jahre lang. Heute sind sie um die 50 Jahre alt: Holger, der als Koch oft neu anfangen musste und nach einer schweren Krankheit erwerbsunfähig ist. Katrin, die zunächst ihre Arbeit verlor und durch eine Umschulung ihr berufliches Glück gefunden hat. Michael, der seinen Betrieb, den die Treuhand nicht verkauft bekam, selbst übernommen hat. Und Jana, die nach jahrelangen Zeitverträgen endlich eine Festanstellung als Lehrerin hat. Die einzigartigen Fotos zeigen, wie die Kinder aus Güstrow mit den Herausforderungen ihres Lebens umgegangen sind, der Zeitenwende 1989 und der Wiedervereinigung. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereSo 02.10.2016NDR
  • Folge 85
    Sie alle waren fremd, als sie als Flüchtlinge, Vertriebene, Gastarbeiter oder Spätaussiedler nach Niedersachsen kamen. Sie haben sich bemüht, in der Fremde eine Heimat zu finden. Die „Flüchtlingskrise“, die heute in aller Munde ist, ist kein neues Phänomen. Bereits seit 70 Jahren kommen Zuwanderer nach Niedersachsen. Gibt es Parallelen zu heute? Haben sich die Zuwanderer von damals integriert? Haben sie in der Fremde eine Heimat gefunden? „Unsere Geschichte – Fremde Heimat“ ist keine historische Abhandlung über die Zuwanderung in Niedersachsen, sondern erzählt fünf persönliche Lebensgeschichten aus den unterschiedlichsten und wichtigsten Zuwanderungsgruppen.
    In Osnabrück wird die Geschichte der portugiesischen Gastarbeiter wieder hochaktuell: Im Sommer 2016 kamen erneut 300 Gastarbeiter, der VW-Konzern hat sie nach Osnabrück geholt. José Oliva ist in den 1970er-Jahren als Gastarbeiter nach Osnabrück gekommen. Sein Sohn Carlos kümmert sich heute, rund 40 Jahre später, als Betriebsrat um die neuen portugiesischen Gastarbeiter in Osnabrück.
    Christel Svenson musste 1945 aus Pommern fliehen und kam über das Grenzdurchgangslager Friedland nach Niedersachsen. Der Status „Flüchtlingskind“ hat sie ein Leben lang begleitet, sagt die 75-Jährige heute. Und wie haben sich die türkischen Gastarbeiter und ihre Kinder integriert? Der Film begleitet eine türkische Fahrlehrerin in Hannover, eine Frau in einem „Männerberuf“. Hier scheint die Integration gelungen. Doch angefangen hat sie den Beruf, weil einige türkischstämmige Männer in Hannover ihre Frau nicht zu einem Mann in die Fahrschule schicken wollten.
    Und da es keine weiblichen Fahrlehrer gab, ist sie die erste Fahrlehrerin geworden. Etwas einfacher hatten es die Boatpeople aus Vietnam bei ihrer Ankunft in Niedersachsen Ende der 1970er- und Anfang der 1980er-Jahre. Im Gegensatz zu den Gastarbeitern wussten sie von Anfang an, dass sie bleiben durften. Die Odyssee vieler Boatpeople endete in Ostfriesland: Mehr als 3.000 kamen zunächst im Haus Nazareth in Norddeich unter.
    Viele sind in der Region geblieben und leben wie Anh van Thai und seine Familie unaufgeregt zwischen ostfriesischer Teezeremonie und buddhistischem Gebetsraum. Einer ganz besonderen Herausforderung muss sich die Gemeinde Molbergen im Landkreis Cloppenburg stellen. Fast jeder zweite Einwohner kommt aus einer Spätaussiedlerfamilie. Wie hat die kleine niedersächsische Gemeinde die Aufnahme so vieler Menschen Ende der 1980er- und Anfang der 1990er-Jahre gemeistert? Und wie gut funktioniert die Integration bis heute? (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 09.11.2016NDR
  • Folge 86
    „Alle gingen auf den Schwarzmarkt. Das war die Mitte der Gesellschaft, die da tätig war.“ Dieter Tasch aus Hannover hat den schwarzen Handel in der Nachkriegszeit erlebt. Er war einer von Millionen, die in den Jahren 1945 bis 1948 versuchten, mit dem heimlichen Warentausch über die Runden zu kommen. In jeder norddeutschen Stadt blühte der Schwarzmarkt. Denn für viele war der illegale Warentausch lebensnotwendig. Die Lebensmittel waren knapp, die Produktion von Nahrungsmitteln lag nach dem Krieg am Boden. Und das wenige, was es gab, war rationiert.
    Vor allem die Menschen in den Städten hungerten. Alles was sie entbehren konnten, versuchten sie gegen etwas Essbares zu tauschen. An Bahnhöfen und Plätzen trafen sie sich zum Tausch, immer auf der Hut vor der Polizei und der britischen Besatzungsmacht, die den illegalen Handel unterbinden wollte. Zu Tausenden gingen und fuhren Städter, Ausgebombte und Flüchtlinge aufs Land, um bei den Bauern ihr Hab und Gut gegen etwas Butter, Milch oder Kartoffeln einzutauschen. Vor allem Norddeutschland mit seiner großen Landwirtschaft war bei den Hamsterern beliebt.
    Von weit her, etwa aus dem Ruhrgebiet, kamen die hungernden Menschen in Scharen für etwas Brot und Wurst nach Ostfriesland oder Schleswig-Holstein. Dass Hamstern ebenso verboten war wie der Schwarzmarkttausch, hielt sie nicht auf. „Not kennt kein Gebot. Jeder sah, dass er was kriegte“, berichtet Elfriede Lottmann aus Norden über die „Ruhrpottler“ in Ostfriesland. Der Film von Heinrich Billstein erzählt die Geschichte der Hungerjahre und ihrer Menschen nach dem Zweiten Weltkrieg. Mit dem Schwarzmarkthandel und Hamsterfahrten versuchten sie, ihre Not zu lindern und zu bewältigen.
    Dabei lässt die Dokumentation vor allem Zeitzeugen zu Wort kommen: Aus Ostfriesland, Hannover und Kiel erinnern sich Menschen, wie sie den schweren Alltag bewältigt haben. Ein ehemaliger Polizist aus Braunschweig berichtet über seinen Einsatz gegen Schwarzhändler und den alltäglichen Kohlendiebstahl, ein Soldat der britischen Besatzungsarmee erzählt, dass der illegale Schwarzhandel sogar bis in seine Kaserne vordrang. Bis heute haben die Hungerjahre mit Schwarzmarkt und Hamsterfahrten die Nachkriegsgeneration geprägt und beeinflusst. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 16.11.2016NDR
  • Folge 87
    Zwangsarbeit auf norddeutschen Bauernhöfen war in der Nazizeit an der Tagesordnung. Über Erniedrigung und Ausbeutung erzählen in diesem Film jetzt die letzten noch lebenden Opfer. Die neue NDR Dokumentation über Zwangsarbeit schildert starke Schicksale, die emotional miterleben lassen, was arische Ausgrenzung bedeutet. Polnische Kinder wurden entführt, gefangenen genommen, um für norddeutsche Bauern zu schuften. Ihnen wurden Kindheit und Jugend genommen, Bildung und Ausbildung verwehrt. Nur die wenigsten fanden Familienanschluss oder erfuhren heimliche Fürsorge. Jozef Butniak sollte zu Hause in Polen für seine Mutter im Dorfladen Lebensmittel einkaufen.
    Dort fingen ihn Wehrmachtssoldaten ein und verschleppten ihn nach Hameln. Noch heute singt er nachts im Schlaf deutsche Schlager, die die Tochter des Bauern ihm heimlich beigebracht hat. Janina Radaczewska war gerade erst acht Jahre alt, als sie in Verden den Arbeitspass als Landarbeiterin bekam. Bis heute kann sie nicht fassen, dass sie als kleines Mädchen arbeiten musste, während die deutschen Kinder spielen und zur Schule gehen durften. Als Czeslaw Sieczkowski als 16-Jähriger in Ottersberg bei Bremen ankam, sprach er kein Wort Deutsch.
    Bald konnte er Plattdeutsch wie alle im Ort. Er versuchte, sich anpassen, so war das Leben für ihn einfacher. Und die Bauern mochten ihn. Doch eine Gaststätte durfte er nicht betreten und an der Brust trug er das „P“, damit jeder sah, dass er Pole ist. 75 Jahre später besucht er mit seiner Frau diesen Ort noch einmal. Als der Krieg begann, waren sie Teenager oder sogar noch Kinder, die Deutschen und die Polen, die in niedersächsischen Dörfern fünf Kriegsjahre lang zusammen arbeiteten und lebten. Jetzt, nach Jahrzehnten, berichten sie darüber.
    Die Zwangsarbeiter sind vom Leben in der Dorfgemeinschaft ausgeschlossen. Doch es gab auch Bauern, bei denen sie fast zur Familie gehörten, während sie bei anderen im Stall schlafen mussten und misshandelt wurden. Um das enge Zusammenleben mit den Ausländern zu kontrollieren und zu reglementieren wurden Gesetze erlassen und harte Strafen angedroht. Haltet Abstand von den Polen! Werdet nicht zu Verrätern der deutschen Volksgemeinschaft! Lasst die Polen nicht mit an eurem Tisch essen! Bei euren Feiern haben die Polen nichts zu suchen! Haltet das deutsche Blut rein! So ermahnten NS-Merkblätter die Landbevölkerung.
    Boleslaw Nowak wurde geschlagen und ins Gefängnis gesperrt, weil er, ohne das diskriminierende „P“ an der Kleidung, auf die Straße gegangen war. Zygmunt Cizdziel war als Kind in der Nähe von Göttingen. Dort erlebte er, dass seine Mutter und sein Bruder vom Gutsherrn misshandelt und in ein Lager gebracht wurden. Als die Mutter zurückkehrte, war sie so entstellt, dass er sie nicht erkannte. Kurz nach der Befreiung kam sein Bruder ums Leben. Ein Mord, der nie aufgeklärt wurde. Zum ersten Mal nach dem Kriegsende besucht Zygmunt Cizdziel das Grab seines Bruders.
    Er will den Menschen danken, die das Grab pflegten. Das ist ihm wichtig. Zwangsarbeit auf dem Land war im Rückblick der meisten Deutschen „normaler Kriegsalltag“. Fast jeder Hof hatte „seinen“ Polen, Russen oder Ukrainer. Auf den Höfen nahmen die Frauen, deren Männer bei der Wehrmacht waren, die Bewirtschaftung zusammen mit den „Fremdarbeitern“ selbst in die Hand. Ohne die Zwangsarbeiter hätten die Felder im Krieg brach gelegen, die Ernährungskette wäre zusammengebrochen. Sie wurden zu unfreiwilligen Helfern der Kriegsmaschinerie. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 23.11.2016NDR
  • Folge 88 (45 Min.)
    Eine Jugend in der DDR, dazu gehörte weit mehr als flatternde Wimpel, stupide Parolen, rote Halstücher, blaue Hemden. Neben der vorgeschriebenen Freizeit in Pionierorganisation und Freier Deutscher Jugend, Betriebssportgemeinschaften und AG Junge Funker gab es immer auch die andere Welt: die kleine und große Rebellion, die gelebte Sehnsucht nach Freiheit und Anderssein der Heranwachsenden. Manche von ihnen klebten artig in der AG Modellbau sowjetische Panzer im Maßstab 1:20 zusammen, die Unangepassten frisierten in Vaters Garage ihre MZ ETS 150 zu einer Chopper à la „Easy Rider“ um. Ärger mit der Volkspolizei war dabei programmiert. Die einen machten Ferien im zentralen Pionierlager Kim Il Sung in Prerow, die anderen schlugen sich illegal durch Nordkorea und drehten dort verbotenerweise 8-mm-Filme.
    Gesellschaftlich korrekt war es, im FDJ-Chor Friedenslieder zu singen. Aber Punkrock- Bands, Hip-Hop-Gangs und wilde Jungs und Mädchen gab es eben auch in der DDR. Der Film erzählt die Geschichten von fünf aufmüpfigen, eigensinnigen, kreativen und starrköpfigen Jugendlichen in der DDR und ihrem Drang nach Individualität und persönlicher Freiheit. Eingeordnet wird das allgemeine Geschehen vom Zeitgeschichtsexperten Christian Halbrock (BStU Berlin). Er kennt die Angst, die der DDR-Staatsapparat vor der rebellischen Jugend hatte, nur zu gut. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 30.11.2016NDR
  • Folge 89 (45 Min.)
    Für viele Menschen im Norden hat der Tee einen großen Stellenwert. Die Ostfriesen sind sogar Weltmeister im Teetrinken: Mit einem Pro-Kopf-Verbrauch von etwa 300 Litern im Jahr liegen sie weltweit an der Spitze. 1610 wurde der erste Tee von Schiffen der niederländischen Kompanie nach Europa und damit auch nach Leer gebracht. Den ersten „echten Ostfriesentee“ mischte Johann Bünting bereits im Jahre 1806: Es war der Anfang einer norddeutschen Dynastie. Aus seinem kleinen Kolonialwarenladen im ostfriesischen Leer wurde ein florierendes Unternehmen mit 14.000 Mitarbeitern. Heute ist Bünting Marktführer unter den Teeproduzenten in Deutschland, was den Absatz von schwarzem Tee betrifft.
    Der Film gewährt Einblicke in die Geschichte der Firma Bünting, blickt aber auch hinter die Kulissen einer modernen Teeproduktion. Noch heute sind die grünen Teefahrzeuge in den Dörfern unterwegs, um auch kleine Supermärkte zu beliefern. Und im Teehandelshaus in Nortmoor läuft täglich die Produktion des Ostfriesentees. Jedes Jahr im Mai ist die spannendste Zeit der drei Tee-Einkäufer. Dann bekommen sie täglich bis zu 400 neue Teesorten ins Haus, die alle getestet werden müssen.
    Das Probieren ist eine Wissenschaft für sich: trinken, im Mund spülen und ausspucken, und das mit einer rasanten Geschwindigkeit. Teekultur prägt das Leben in Ostfriesland früher und heute. Drei Tassen Tee sind Ostfriesenrecht, heißt es. Aber wer nach der dritten Tasse nicht den Löffel in die Tasse gestellt hat, der bekommt unaufgefordert immer wieder Tee nachgeschenkt. Dieser Film aus der Reihe „Unsere Geschichte“ dokumentiert die Anfänge des Teetrinkens in Norddeutschland, beleuchtet die Geschichte der Firma Bünting und zeigt auf, wie der Tee in der ostfriesischen Kultur verankert ist. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 07.12.2016NDR
  • Folge 90 (45 Min.)
    Von einer „sehr wilden Zeit“ sprechen alle, die 1990 und in den folgenden Jahren in Mecklenburg-Vorpommern am Aufbau einer neuen Gesellschaft mitgearbeitet haben. Mit der Vereinigung von Ost und West wurde die DDR abgeschafft und damit die alten Strukturen. Planwirtschaft wurde durch die Marktwirtschaft ersetzt, die Treuhand wickelte Zehntausende Volkseigene Unternehmen ab, eine gänzlich neue Ordnung wurde entwickelt. Es war eine intensive Zeit Anfang der 1990er-Jahre für viele Helfer aus dem Westen, für Richter, Künstler und Investoren, aber auch ein Eldorado für Abzocker und kriminelle Strippenzieher.
    So gibt es heute Anerkennung für die damals geleistete Unterstützung der „Wessis“, aber auch Kritik an denjenigen, die sich vor allem die eigenen Taschen gefüllt haben. Auf die Träume des Aufbruchs folgten schwere Enttäuschungen. Die anfangs große Euphorie der „Ossis“ war vielerorts schnell verflogen. Doch trotz solcher Rückschläge hat Mecklenburg-Vorpommern in vielen Bereichen bis heute eine enorme Entwicklung hingelegt.
    Eine funktionierende Justiz nach westdeutschem Vorbild wurde aufgebaut, der Kampf um Kultur hat mancherorts Erfolg gehabt und auch Ostdeutsche haben als Unternehmer den Sprung in den Kapitalismus geschafft und führen heute funktionierende Betriebe. Der Gestütsbesitzer Friedhelm Mencke aus Ganschow zum Beispiel, der nach hartem Kampf mit der Treuhand den Betrieb doch noch übernommen, knapp eine Pleite verhindert und schließlich den Betrieb zum größten Gestüt in Mecklenburg-Vorpommern entwickelt hat.
    Oder der Richter Reinhard Wagner aus Hamburg, der im Herbst 1990 nach Schwerin ging, um dabei zu helfen, die Justiz neu aufzubauen, gemeinsam mit seinen ostdeutschen Kollegen. Heute im Rückblick spricht er „von den besten Jahren in meiner Laufbahn“. Auch Sonja Hilberger aus Westberlin gibt ein Beispiel für gelungene Aufbauarbeit ab: 1990 kam die junge Schauspielstudentin nach Rostock und gemeinsam mit ihren ostdeutschen Kommilitonen protestierte sie gegen die Schließung der Rostocker Schauspielschule, dank des Engagements der Studenten mit Erfolg.
    Die Schauspielschule wurde nicht abgewickelt. Doch eine große Zahl an „Wessis“ ist damals nicht aus edlen Motiven nach Mecklenburg-Vorpommern gekommen. Vielmehr haben diese „Glücksritter“ das schnelle Geld gewittert, die mangelnde behördliche Kontrolle der ersten Jahre skrupellos ausgenutzt und sich persönlich bereichert. Auch in Verwaltung und Politik gab es Entscheider wie zum Beispiel einen Staatssekretär aus dem Finanzministerium Schwerin, der Bestechungsgelder kassiert haben soll.
    Auch die Vorkommnisse rund um die Werftindustrie in Mecklenburg-Vorpommern Anfang der 1990er-Jahre sorgen bis heute für wütende Erinnerung an der Küste. Der Niedergang der Werften ist untrennbar mit dem Bremer Vulkan verbunden und der Figur Friedrich Hennemann. In der Dokumentation werden die Befindlichkeiten sowohl der westdeutschen Aufbauhelfer als auch der ostdeutschen Richter, Unternehmer und Künstler vorgestellt, die Hoffnungen, Überzeugungen und Erwartungen der Menschen aus Ost und West. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereSo 11.12.2016NDR
  • Folge 91 (45 Min.)
    Eichenfässer im Klostergut Wöltingerode. Weitere Fotos erhalten Sie auf Anfrage.
    Korn, Kümmel, Kretengeist? Willkommen in Norddeutschland, willkommen im Land der Schnäpse! Aber wann und wie fing alles an? Wie war das eigentlich, als der Schnaps in den Norden kam? NDR Autorin Susanne Gerlach begibt sich in ihrem Film auf Spurensuche. Sie findet zwar nicht „die“ Geschichte des Schnapses, stößt aber dafür auf viele interessante Anekdoten, historische Erklärungsversuche und urige Typen, die die Geschichte des Schnapses in Norddeutschland zum Leben erwecken. Von Flensburg bis zum Harz besucht die Autorin berühmte Kornbrenner wie die gräfliche Familie Hardenberg, das Klostergut Wöltingerode, in dem die Nonnen 1682 anfingen, mit Schnaps zu handeln, oder kleine Betriebe wie die Dolleruper Destille nahe Flensburg.
    Hier brennen ein ehemaliger Brauereidirektor und sein Brennmeister einen Geist aus einer besonderen Frucht: der Krete, eine in Norddeutschland fast vergessene Urpflaume. Im Emsland zeigt Josef Rosche, aus welchem Weizen sein Korn sein muss, um in die Flasche zu gelangen. Und er öffnet sein Familienalbum. „Kräuterhexe“ Meike Brönneke aus der Nähe von Lauenburg kennt nicht nur Liköre, sie kennt auch das Leben. Beim Abfüllen ihres Kräuterschnapses Oberförster erzählt die 74-Jährige wie sie einst mit Freddy Quinn auf der Bühne stand und warum der berühmte Musiker Carlos Santana ihr noch heute Ehrenkarten schickt, wenn er in Norddeutschland auf der Bühne steht. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 14.12.2016NDR
  • Folge 92 (45 Min.)
    Bier ist eines der frühesten alkoholischen Getränke und Bestandteil der Menschheitsgeschichte. Doch wann kam es nach Norddeutschland und welche Bedeutung hatte es für die Entwicklung in den Regionen? Bernadette Hauke begibt sich auf eine historische Spurensuche. Norddeutsches Bier ist ein besonderer Schatz. Was nur wenige wissen, auch Bier brachte der Hanse Reichtum und Wohlstand. Der Ort Einbeck wäre ohne Bockbier nicht das heutige Einbeck, Goslar wäre ohne die Gose nicht Hansestadt geworden und Hamburg sähe nicht so aus wie heute, hätte es nicht die vielen Brauer gegeben.
    Das 14. und 15. Jahrhundert gelten als die ersten Hochzeiten des Bieres. In jener Zeit war Bier auch ein Grundnahrungsmittel, da sauberes Wasser selten und der Alkoholgehalt des Getränks noch gering war. Mächtig wurde die Hanse später durch den Export von Bier mit Hopfenzusatz. Denn erst der Hopfen machte Bier haltbar und transportfähig. Norddeutsches Bier gibt es aber bereits seit über 800 Jahren. Viele Städte hatten ihre eigenen, besonderen Zutaten und Rezepte für Biersorten wie Gose, Mumme, Bock oder Helles.
    Diese Vielfalt ging nach dem Siegeszug des Pils’ verloren. Nun kommt sie aber zurück. An vielen historischen Orten lassen junge Brauer den Geschmack „der Vergangenheit“ wiederaufleben. Ob in der Gasthausbrauerei in Goslar oder in einem Hamburger Privatbrauhaus, ob bei der Hopfenernte in Flensburg oder beim Schwärmen von alten Zeiten in Lüneburg: Biertradition wird neu interpretiert und gelebt. Es sind die Bierrezepte aus der Vergangenheit, die moderne Brauerinnen und Bierliebhaber wieder inspirieren.
    In Goslar braut Odin Paul die Gose, in Hamburg Oliver Wesseloh ein Lager und auf Sylt wird von Tanja Redemski wieder Hopfen angebaut. In Lüneburg schwärmen Nostalgiker Karl-Eckhard Gieseking und der Kronenbrauerei-Techniker Jochen Pastor von der Brauhausvergangenheit der Stadt. Allen gemeinsam ist die Liebe zu besonderen norddeutschen Bieren nach alter Tradition. Der Film aus der Reihe „Unsere Geschichte“ entdeckt nicht nur historische Tatsachen über den Gerstensaft, sondern spannt den Bogen in die Gegenwart, zur Reniassance der Geschmacksvielfalt. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 21.12.2016NDR

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