2017, Folge 93–111

evtl. unvollständig
  • Folge 93 (45 Min.)
    Der Zweite Weltkrieg hat die deutschen Städte verwüstet, doch Experten meinen, dass der Wiederaufbau mehr Bausubstanz vernichtet hat als der verheerende Bombenkrieg. Wie konnte das passieren? Deutsche Architekten um Rüstungsminister Albert Speer hatten schon vor 1945 Wiederaufbaupläne in der Schublade. Von allem Nazi-Pomp entschlackt, kamen sie nach dem Krieg zum Einsatz. Ihre Vorbilder hatten sie dabei in den Prinzipien des modernen Städtebaus der 1920er Jahre. Die fortschrittliche Stadt sollte von Licht und Luft durchflutet sein; breite Straßen sollten sich durch die autogerechte Stadtlandschaft ziehen.
    Dieser Vision wurden oft die Reste der historischen Innenstädte geopfert. Der erste Teil der zweiteiligen Radio-Bremen-Dokumentation über Deutschlands Wiederaufbau zeigt, von welchen Visionen Städteplaner und Architekten von Hamburg über Bremen, Köln, Essen, Frankfurt und Erfurt bis nach Ulm oder Regensburg geleitet waren. Immens einflussreich war dabei der Stadtplaner Rudolf Hillebrecht aus Hannover, der seine Heimatstadt besonders radikal umgestaltet hat und damals zum Vorbild in ganz Westdeutschland wurde.
    In der DDR haben die gleichen städtebaulichen Leitlinien von der autogerechten Stadtlandschaft gewirkt wie im Westen, nur hinkte man dem Westen rund zehn Jahre hinterher. Man ging hier ebenso rüde mit historischen Bauten um. Ein besonders extremes Beispiel ist Bernau in der Nähe von Berlin. Rund 2.000 alte Häuser wurden zugunsten genormter Plattenbauten noch Anfang der 1980er Jahre abgerissen. Der Abriss letzter Reste der historischen Innenstädte nach dem Krieg wurde selten mit der Kamera dokumentiert.
    Oft ist nicht einmal ein Datum bekannt, wann Klöster, Rathäuser oder ganze Stadtteile abgerissen wurden. Umso wertvoller sind die Funde, die eine umfangreiche Archivrecherche für die Dokumentation zu Tage brachte. Bislang unveröffentlichte Farbfilme von 1948, aufgenommen von einem amerikanischen Besatzungsoffizier, zeigen außerdem Deutschland an der Schwelle zum Wiederaufbau: was zerstört, aber auch, was noch vorhanden war. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereSa 01.04.2017NDR
  • Folge 94 (44 Min.)
    Die Geschichte des Landmaschinenherstellers Krone ist eine der bemerkenswertesten Firmengeschichten der letzten 100 Jahre in Deutschland. In nur vier Generationen wuchs aus einer kleinen Schmiede im Emsland ein Konzern, der Milliardenumsätze macht und seine Hightechmaschinen, wie zum Beispiel den bis zu 1.100 PS starken Maishäcksler BiG X, in die ganze Welt exportiert. Von diesem Erfolg konnte der Firmengründer Bernard Krone nur träumen, als er sich 1906 im emsländischen Spelle mit geliehenem Geld selbstständig machte. Die Mechanisierung der Landwirtschaft steckte zu dieser Zeit noch in den Kinderschuhen.
    Auf dem Feld waren vor allem Pferdestärken statt PS gefragt. Krone war nur ein Unternehmen unter vielen, die in Handarbeit einfache Geräte für die Feldarbeit herstellten. Doch schon sein Sohn Bernard setzte auf Expansion und baute mit einem untrüglichen Gespür für die Wünsche der bäuerlichen Kundschaft das Unternehmen aus. Mit dem Miststreuer Optimat gelang ihm Ende der 1950er-Jahre der große Wurf: Nicht nur in Deutschland wurde der Name Krone zu einem Markenzeichen für immer mehr neue Maschinen, die die Feldarbeit in der Landwirtschaft erleichterten.
    Bis heute ist das Unternehmen Krone im Familienbesitz und wird von Vater zu Sohn weitervererbt; ebenso wie der Vorname Bernard und die Leidenschaft für Landtechnik. Dr. Bernard Krone, der heutige Seniorchef erinnert sich, dass er sich schon als kleiner Junge lieber in der Schmiede als in der Schule herumgetrieben hat. Als er 1970 nach dem überraschenden Tod seines Vaters mit gerade einmal 30 Jahren das Unternehmen übernommen hat, traute ihm allerdings kaum einer zu, dieser Herausforderung gewachsen zu sein.
    Doch der junge Chef setzte sich durch und baute mit der Produktion von Lkw-Anhängern ein zweites Standbein auf. Von nun an war und ist Krone nicht nur auf dem Acker, sondern auch auf der Autobahn mit Fahrzeugen präsent. Großen Anteil an dem Erfolg der Firma Krone hat die Verbundenheit der Mitarbeiter zum Unternehmen. „Für Krone arbeitet man einen Tag oder ein ganzes Leben. Und darauf sind wir stolz“, erklärt Dr. Bernard Krone. Einer, der fast sein ganzes Arbeitsleben bei Krone verbracht hat, ist der mittlerweile 78-jährige Karl Temmen.
    Als Mitarbeiter im Außendienst war er ab Ende der 1960er-Jahre über Land unterwegs und präsentierte den Bauern die neuesten Krone-Produkte. Beim Verkaufsplausch auf Plattdeutsch entstanden Beziehungen, die bis heute halten. Obwohl er längst in Rente ist, besucht Karl Temmen seine alten Kunden noch immer regelmäßig und freut sich, wenn er sieht, dass die von ihm verkauften Maschinen noch immer im Ackerbau eingesetzt werden. Seit 2010 ist der vierte Bernard Krone am Ruder. „Ich wollte nie etwas anderes werden als Chef von Krone“, erklärt der Urenkel des Gründers.
    Auf den 39-Jährigen warten neue Herausforderungen, denn die Landtechnik befindet sich wieder in einer Umbruchphase: Die Digitalisierung hat auch die Landwirtschaft erreicht und die Landmaschine der Zukunft wird keinen Fahrer mehr brauchen. Die Dokumentation aus der Reihe „Unsere Geschichte“ erzählt nicht nur die Geschichte einer Familie, die aus einfachen Verhältnissen zu einem Global Player wurde, sondern zeigt auch auf, wie sich die Landwirtschaft durch die fortschreitende Mechanisierung in den letzten 100 Jahren radikal verändert hat. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereSa 01.04.2017NDR
  • Folge 95 (45 Min.)
    Kaum ein Unternehmen hat so viel Einfluss auf das tägliche Leben wie Edeka. Der Hamburger Konzern ist der mit Abstand größte Lebensmittelhändler Deutschlands. Dabei hat die Genossenschaft klein angefangen: 1898 taten sich in Berlin 21 Inhaber von Kolonialwarenläden zusammen, um gemeinsam günstiger einkaufen zu können. Die „Einkaufsgenossenschaft der Kolonialwarenhändler im Halleschen Torbezirk zu Berlin“, kurz E.d.K., war geboren. Konsequent dehnte sich Edeka über ganz Deutschland aus. Geblieben ist die geballte Marktmacht: Wenn ein Hersteller von Markenartikeln bei Edeka nicht mehr gelistet wird, verliert er rund ein Drittel seines Umsatzes.
    Ralf Ehlers ist einer von rund .4000 Edeka-Kaufleuten und damit auch Miteigentümer der Hamburger Zentrale. Ein Kaufmann in vierter Generation: Aus einer ursprünglich 40 Quadratmeter großen Bäckerei in der niedersächsischen Gemeinde Bispingen ist ein Supermarkt mit 1.500 Quadratmetern Verkaufsfläche gewachsen. Die Schritte der Expansion schrieben Familien- und Dorfgeschichte: Als 1967 aus dem Tante-Emma-Laden ein Supermarkt wurde, weigerten sich einige der älteren Kundinnen, einen Einkaufswagen zu nutzen.
    Sie wussten nicht, wie man „das Ding“ durch die Gänge schiebt. Am Eingang jedes Edeka-Marktes befindet sich die Obst- und Gemüseabteilung. Warum eigentlich? Jörn Schmidt weiß die Antwort. Als Fachberater berät er Ladeninhaber dabei, wie sie mit der Frischware den meisten Umsatz machen. Seine Spezialität: quer gestellte Anordnung der Waren. Auf diese Weise sollen die Kunden bereits im Eingangsbereich auf ein Schlendertempo „gebremst“ werden.
    Welche Tipps und Tricks er dabei noch auf Lager hat, verrät er dem NDR Team. Michael Krauses Job ist es, dafür zu sorgen, dass die Bananen im Supermarkt genau die richtige Farbe haben. Seit mehr als 20 Jahren ist der Mann Reifemeister im Hamburger Hafen. 75.000 Kartons mit Bananen gehen jede Woche durch seine Hände, so viel wie in ganz Nord- und Ostdeutschland verkauft werden. Sein Problem: Jeden Tag muss er gelbe Ware liefern, es kommt jedoch nur einmal pro Woche ein Schiff mit grünen Bananen an.
    Wie kriegt er das hin? Die Dokumentation taucht tief in die Welt des Supermarkts ein mit zum Teil bizarren Erkenntnissen. Als Reporter Manfred Uhlig im Mindener Zentrallager ein Interview mit einem der Kommissionierer führt, mischt sich eine Stimme ein: Der Computer, von dem der Mitarbeiter seine Anweisungen empfängt. Kein Vergleich mit den Gründungszeiten Edekas: Damals wurden die Waren noch mit dem Handkarren ausgefahren, es zählte ein einfacher Bestellzettel. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 05.04.2017NDR
  • Folge 96 (45 Min.)
    Anfang der 1960er Jahre war der Wiederaufbau in Deutschland weitgehend abgeschlossen, die Wohnungsnot fast überall beseitigt – eine große Leistung. Die Leitlinien der modernen Stadt, die autogerechte Stadtlandschaft mit den weitläufigen Hochhaussiedlungen auf der grünen Wiese, stießen jedoch zunehmend auf Widerstand. Architekten und Planer hatten in den 1950er Jahren eine moderne, schöne, neue Welt versprochen, doch die Versprechungen konnten in den 1960ern an der Wirklichkeit gemessen werden. Und die war, oft genug, öd und trist. Ausgerechnet die Jungen rebellierten gegen die moderne Stadt. Sie lehnten die Trabantenstädte auf der grünen Wiese ab und besetzten die historischen Stadtquartiere in der Innenstadt.
    Der zweite Teil der zweiteiligen Radio-Bremen-Dokumentation über Deutschlands Wiederaufbau beschäftigt sich mit diesem Protest der Stadtbewohner und zeigt von Hamburg über Köln, Bochum, Hannover, München, Erfurt oder Regensburg, wo sie Schlimmeres verhüten konnten und wo sie scheiterten. Und er zeigt auch, wie beispielsweise Frankfurt in letzter Konsequenz den Wiederaufbau der Nachkriegszeit geradezu rückgängig macht – bis heute. Dass Frankfurt zu einem Zentrum des Widerstandes wurde, ist dabei kein Zufall.
    Frankfurt wurde nach dem Krieg besonders modern wieder aufgebaut. Als auch noch eines der letzten Quartiere zugunsten vieler Bürohochhäuser abgerissen werden sollte, gingen die Studenten auf die Barrikaden. Bislang wenig beachtet: Flankiert wurde der Protest der Studenten in vielen Städten von bürgerlichen Initiativen, wie beispielsweise in Regensburg. Wo sie sich zusammen taten, war der Protest besonders erfolgreich. Gemeinsam haben Bürgen und Studenten die immer gigantischer werdenden Pläne von Planern und Architekten in den 1960er und 1970er Jahren verhindern können. Sonst hätte Deutschland heute so manches Kulturerbe weniger. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereSa 08.04.2017NDR
  • Folge 97
    Es ist eines der dunkelsten Kapitel der deutschen Nachkriegsgeschichte, die oft unvorstellbaren Lebensbedingungen, unter denen Tausende von Kindern und Jugendlichen in den 1950er- und 1960er-Jahren in kirchlichen Heimen und staatlichen Fürsorgeanstalten aufwuchsen. Bis heute wird dieses Thema in der öffentlichen Wahrnehmung verdrängt. Dabei leiden die meisten der ehemaligen Heimkinder noch heute unter den Folgen der teilweise brutalen Züchtigung. Eines dieser Häuser war die Anstalt Freistatt im Kreis Diepholz. Abgelegen von der nächsten Ortschaft wurden die Jugendlichen hier als billige Arbeitskräfte in der Schlosserei oder beim Torfstechen im Moor eingesetzt.
    Wer nicht spurte, wurde von den Diakonen verprügelt und trug fortan selbst beim Kirchgang Kettenhosen, die nur Trippelschritte ermöglichten. Bis Anfang der 1970er-Jahre herrschten in der Zweigstelle der Bodelschwinghschen Anstalten Bethel diese Zustände. Und noch heute leiden die damals dort „verwahrten“ jungen Menschen an den Folgen. Der Dokumentarfilm erzählt auf berührende Weise die Geschichte von drei ehemaligen „Zöglingen“ und zeigt, wie die Zeit in Freistatt ihr Leben bis heute geprägt hat.
    Wolfgang Rosenkötter ist einer von ihnen. Er verbrachte Ende der 1950er-Jahre 13 Monate in Freistatt. Eine Zeit, von der er heute sagt, dass sie für ihn „die Hölle auf Erden war“. Mehrmals floh er aus Freistatt zu seinem Vater. Doch der glaubte ihm nicht, wenn er von den schlimmen Erlebnissen in Freistatt berichtete und brachte ihn immer wieder zurück in das christliche Heim.
    Die Autoritätshörigkeit der Elterngeneration und die aufkeimende Rebellion der Jugendlichen, in Heimen wie Freistatt traten diese Konflikte besonders deutlich zutage. Parallel zu den persönlichen Lebensgeschichten der ehemaligen Zöglinge skizziert der Film anhand von Archivaufnahmen und Interviews mit Zeitzeugen (darunter unter anderem die ehemalige RAF-Terroristin Astrid Proll) die gesellschaftlichen Verhältnisse in der Bundesrepublik der Nachkriegszeit: Wirtschaftswunder und Verdrängung der Nazizeit treffen auf Rock ?n’ Roll und Jugendliche, die sich als „Halbstarke“ gegen die starren Strukturen auflehnen.
    Mit der Studentenbewegung kam erstmals auch Kritik an den Verhältnissen in den Kinder- und Jugendheimen auf. Ein besonderer Schwerpunkt des Films liegt dabei auf dem Engagement der späteren RAF-Terroristen Ulrike Meinhof, Andreas Baader, Astrid Proll für die Fürsorgezöglinge. Dabei wird aufgezeigt, dass die Geschichte der Heimkinder auch ein Stück Nachkriegsgeschichte und untrennbar mit der 68er-Generation verbunden ist.
    Erst Anfang der 1970er-Jahre veränderten sich im Zuge der allgemeinen Liberalisierung der Gesellschaft auch in Freistatt die Verhältnisse, zu spät für Menschen wie Wolfgang Rosenkötter. Trauer, Wut und Scham darüber, ein Heimkind gewesen zu sein, trägt er noch immerhin sich. Doch seit einigen Jahren kann er über die Erlebnisse offen sprechen. Heute ist er als Ombudsmann nicht nur Ansprechpartner für Jugendliche, die in Heimen leben. Auf seiner Lebensgeschichte beruht auch der Spielfilm „Freistatt“, der im Sommer 2015 in die Kinos kam. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 10.04.2017NDR
  • Folge 98
    „Wir sind immer in eine Tchibo-Filiale gegangen, und meine Mutter hat sich eine Tasse Kaffee gegönnt. Probierkaffee für 20 Pfennig.“ Schon als Kind fand Christian Esselun den Duft von frischem Kaffee toll, inzwischen verkostet er schon seit fast 30 Jahren täglich Tchibokaffee. Ein Kaffee-Experte, der in seinem kleinen Kontor Kaffeebäume züchtet. Mit Kaffee fing bei „Tchibo“ 1949, im Gründungsjahr der Bundesrepublik Deutschland, alles an. „Er hatte ein gutes Händchen, einen guten Kaffeegeschmack, und er wusste, was er macht!“, sagt der ehemalige Röstmeister Dietlef Kasberg über den Tchibo-Gründer Max Herz.
    Seine Geschäftsidee war der Kaffeeversand per Post. Dadurch konnte er seinen Röstkaffee ein paar Groschen billiger verkaufen, das kam gut an: „Das Kaffemännchen „Tchibo“ weiß genau, wer sparsam ist, der ist auch schlau“, so hieß es in diesen Jahren. Ein Werbetrick machte seinen Mocca schnell bekannt: Er lieferte den Kaffee in praktischen Haushaltsdosen, später ließ er die Bohnen sogar in Taschen- und Geschirrtücher einnähen. Solche soliden Werbegeschenke waren bei den Kunden begehrt. In den Wirtschaftswunderjahren wuchs das Unternehmen rasant. Zusammen mit seiner Frau Ingeburg fuhr er durch die Republik und suchte Läden in bester Lage.
    Bald eröffnete jede Woche eine neue Tchibo Filiale: Kaffeespezialgeschäfte, typisch mit Ausschank am Stehtisch. Der Hamburger Kaffeegroßröster und Handelsriese mit eigenem Filialnetz steht heute für seine bunte Warenwelt mit wöchentlich wechselnden Produkten. Neugier und die Lust an Überraschungen, aber auch die Verheißung auf „gut und günstig“ locken Woche für Woche Käufer in die Filialen. Die Söhne Günter und Michael Herz übernahmen nach dem Tod des Firmengründers 1964 den Röstbetrieb.
    Statt Werbegeschenke gibt es jetzt Frühstückbrettchen, Salatbestecke oder Uhren im Kaffeegeschäft zu kaufen. Das wurde das zweite Standbein des Konzerns. Anders als Vater Max meidet die Familie Herz heute die Öffentlichkeit: keine Interviews, keine Fotos. „Tchibo“ ist eine der bekanntesten deutschen Marken. Der Konzern hat 12.500 Mitarbeiter im In und Ausland. Der Film erzählt den Aufstieg vom Kaffeeversand zum führenden deutschen Kaffeeröster und Handelsunternehmen. Die Unternehmensgeschichte ist eng verknüpft mit der deutschen Nachkriegsgeschichte, dem wirtschaftlichen Aufschwung der Bundesrepublik Deutschland und schließlich der deutschen Einheit. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 12.04.2017NDR
  • Folge 99 (45 Min.)
    Die Hausmannskost von Mutter oder Großmutter vergisst man nie. Der Geschmack und der Duft von früher erinnert an die Kindheit. Die zweiteilige Dokumentation „Die Küche meiner Kindheit“ aus der Reihe „Unsere Geschichte“ macht eine kulinarische Reise in die 1950er- bis 1970er-Jahre. Norddeutsche erzählen von Familienrezepten und -traditionen. Alt, aber nicht von gestern, denn „Omas Küche“ wird gerade wieder entdeckt.
    Die erste Folge „Von Krabben und Schollen“ führt an die norddeutschen Küsten und Seen. Wer am Wasser aufgewachsen ist, bei dem gab es oft Fisch oder Meeresfrüchte. So war es bei Knudt Kloborg von der Insel Föhr. Noch heute schwärmt er von den Krabbenfrikadellen seiner Großmutter. Später machte er Kochen zu seinem Beruf, er fuhr als Schiffskoch zur See. Natürlich weiß er genau, wie man Labskaus macht. Der Vater von Marion Kiesewetter war Krabbenhändler und brachte täglich kiloweise Krabben mit nach Hause. Sie kamen gebraten, als Suppe, Salat oder in sauer eingelegt auf den Tisch. Die Nordseekrabbe war mein Schicksal“, sagt Marion Kiesewetter. Sie wurde NDR Fernsehköchin und Kochbuchautorin, und natürlich spielten Krabben dabei eine große Rolle.
    Heinz Galling wuchs in Lübeck auf und lernte als kleiner Buttje das Angeln bei seinem Großvater. Aus den nahe gelegenen Flüssen holten sie Aale und Hechte, aus der Ostsee den heute fast in Vergessenheit geratenen Hornhecht. Noch heute ist das Angeln Heinz Gallings große Leidenschaft: Für den NDR geht er mit seiner Fernsehsendung „Rute raus … der Spaß beginnt“ auf Tour. Auch in der Familie von Rainer Kroboth drehte sich alles um Fisch. Sein Vater war der berühmte DDR-Koch Rudolf Kroboth, der mit seiner Sendung „Tip des Fischkochs“ ein Millionenpublikum erreichte. Eigentlicher Sinn seiner Auftritte: Er sollte den DDR-Bürgern mit seinen Rezepten die Überproduktionen oder „Ladenhüter“ schmackhaft machen. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 26.04.2017NDR
  • Folge 100 (45 Min.)
    Die Hausmannskost von Mutter oder Großmutter vergisst man nie. Der Geschmack und der Duft von früher erinnert an die Kindheit. Die zweiteilige Dokumentation „Die Küche meiner Kindheit“ aus der Reihe „Unsere Geschichte“ macht eine kulinarische Reise in die 1950er- bis 1970er-Jahre. Norddeutsche erzählen von Familienrezepten und -traditionen. Alt, aber nicht von gestern, denn „Omas Küche“ wird gerade wieder entdeckt. In der zweiten Folge geht es um „Kraut und Rüben“, deftige Kost und Traditionen auf dem Land. In vielen Familien war nach dem Krieg das Schlachtfest der Höhepunkt des Jahres.
    Peter Harry Carstensen, der frühere Ministerpräsident Schleswig-Holsteins, ist auf einem Bauernhof in Schleswig-Holstein aufgewachsen. Er erinnert sich an Schwarzsauer, ein Gericht aus Schweineblut, Schwarten und Nieren, das nach dem Schlachten auf den Tisch kam. Das Lieblingsgericht seiner Kindheit war aber Saure Rolle, Rindfleisch in Pansen eingenäht und sauer eingelegt. Bei Tini Peters aus Ostfriesland wurde in den schweren Kriegs- und Nachkriegszeiten schwarz geschlachtet, damit die Familie über die Runden kam. Gemüse kam aus dem Garten hinter dem Haus.
    Angebaut wurden zum Beispiel Bohnen, die früher in jedem Haushalt zum Trocknen unter der Decke hingen. Sie waren die Grundlage für das alte ostfriesische Gericht Updrögt Bohnen mit Speck. Das einstmalige Arme-Leute-Essen gilt heutzutage als Delikatesse. Ernährungspsychologe Thomas Ellrott aus Göttingen erforscht das Essverhalten und weiß, warum die gute, alte Küche wieder im Trend liegt. Er sagt: „Omas Küche beamt mich zurück in eine Zeit, in der es gefühlt viel mehr Gemeinschaft, Stabilität und Sicherheit gab als heute. In einer Zeit der unendlichen Möglichkeiten sehnen wir uns nach Halt, Vertrauen und Sicherheit.“ Er selbst wuchs in Braunschweig auf und erinnert sich an Kartoffel- oder Spargelgerichte, aber auch an die erste Tiefkühlpizza.
    Nicht so sein Ding! Die kulinarischen Erinnerungen von Linda Zervakis sind norddeutsch-mediterran. Labskaus und Kohlrouladen gab es bei ihrer Tagesmutter, griechische Gerichte mit viel Knoblauch bei den Eltern, die als Gastarbeiter nach Deutschland kamen. Eine ganz besondere Rolle spielten die süßen „bunten Tüten“, die ihr Vater in einem Harburger Kiosk verkaufte und mit denen sich Linda bei ihren Mitschülern beliebt machte. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 03.05.2017NDR
  • Folge 101 (45 Min.)
    Treuer Wegbegleiter, Flower-Power-Mobil oder „Lastesel des Wirtschaftswunders“: Der VW-Bulli verbindet Generationen. 2017 feiert der Kleinbus „Made in Niedersachsen“ seinen 70. Geburtstag. Ob als Sammlerstück, Stilikone oder Kulturgut, der Bulli steht für Freiheit, Gemeinschaft und Lebensfreude und hat die Welt erobert. Der Film aus der Reihe „Unsere Geschichte“ dokumentiert mit spektakulären Kameraluftaufnahmen, exklusiven Archivbildern und emotionalen Zeitzeugenberichten die Entwicklung vom improvisierten Hubwagen zu einem unverwechselbaren Stück deutscher Zeitgeschichte.
    „Es gibt kein Auto, mit dem so viele Straßen der Welt befahren wurden, wie mit dem VW-Bus“, schwärmt der Globetrotter Dieter Kreutzkamp aus Hannover. Gemeinsam mit seiner Frau Juliana hat er auf drei Weltreisen und unzähligen Roadtrips mehr als eine halbe Million Kilometer abgespult. Das Ehepaar aus Hannover hat das getan, wovon viele nur träumen: Es war mit VW-Bussen der Generationen T1 bis T5 in vielen Regionen der Erde unterwegs. Die Entdeckerlust erwachte 1972: Das junge Paar stieg aus dem bürgerlichen Leben aus und fuhr über den „Hippie Trail“ hinaus in die weite Welt, stilecht in einem siegellackroten T1.
    Aus dem Verwaltungswirt und der Erzieherin wurden mutige Entdecker: „Unser VW-Bulli war der Schlüssel für dieses Abenteuer. Er brachte uns in Gebiete der Wildnis, die wir sonst nicht hätten erreichen können.“ Die Geschichte des VW-Busses begann 1947: Bei einer Besichtigung des Werks in Wolfsburg inspizierte der niederländische Autohändler Ben Pon einen improvisierten Hubwagen, den die Arbeiter ausschließlich für den werksinternen Transport nutzten.
    Der simple Plattenwagen diente Pon als Inspiration. Der Kaufmann erkannte eine Marktlücke und fertigte eine Skizze an, aus der wenig später der weltweit erste Bulli entstanden ist. Eine Revolution in der Automobilbranche. Anfang der 1950er-Jahre wurde der T1 schließlich zum Symbol des deutschen Wirtschaftswunders. „Er war ein wichtiger Begleiter der jungen Bundesrepublik“, sagt Thomas Schwark, Direktor des Historischen Museums Hannover. Ob Handwerker oder Gemüsehändler, im Nachkriegsdeutschland wurden Transporter gebraucht.
    Und der Bulli entpuppte sich als das ideale Raumwunder. 1956 wurde für die Produktion des Bullis ein Werk in Hannover-Stöcken gebaut. Von hier aus trat das VW-Transportfahrzeug einen farbenfrohen Siegeszug um die Welt an. Die Bilanz: sechs Generationen, zwölf Millionen verkaufte Fahrzeuge und Millionen Liebhaber auf der ganzen Welt. Das Kultauto steht heutzutage für Freiheit, Gemeinschaft und Lebensfreude. Auf dem Midsummer Bulli Festival Fehmarn feiert die VW-Bus-Szene ihren Lieblingstransporter.
    Mehr als 1.000 Fahrzeuge rollen hier im „Konvoi der guten Laune“ über die Insel. Mittendrin sind Susanne Schmechel und Ralf Fahr. Die Pfälzer sind mehr als 800 Kilometer in den Norden gefahren, um auf Fehmarn dabei zu sein. Die Mischung aus Sonne, Meer und einer Prise Woodstock hat rund 40.000 Besucher angelockt. Es ist eines der größten VW-Bus-Treffen der Welt. Viele Teilnehmer kommen eigens aus dem Ausland nach Schleswig-Holstein angereist. Die Leidenschaft für den VW-Bus verbindet Generationen.
    Die Besucher wetteifern um den Preis für das schönste, individuellste oder „hippiegste“ Modell. Die Juroren Herbert Weyer und Roland Hannibal vom VW-Bus-Stammtisch Hamburg inspizieren das Gelände nach den attraktivsten Bullis. Eine schöne Karrosserie allein reicht dabei nicht aus. Hannover-Linden: VW-Bus-Oldtimer sind ein teures Hobby, vor allem, wenn man Wert auf eine originalgetreue Restaurierung legt. Hier in der Werkstatt bereiten Spezialisten mit Fachwissen und viel Liebe zum Detail marode Bullis von Hand wieder auf.
    Kostenpunkt: einige Zehntausend Euro. Geschäftsmann Michael Ebach bringt bereits seinen zweiten Bulli-Oldtimer zu dem Technikhistoriker Gerolf Thienel und seinem Team. Sein T1-Pritschenwagen von 1960 erstrahlt mittlerweile wieder im alten Glanz. Zwei Jahre lang wird das Fahrzeug hier schon restauriert. Auf manche Originalteile muss das Team viele Monate warten. Zum Service der kostspieligen Wiederaufbereitung gehört auch, dass Ebach die Möglichkeit hat, bei allen wichtigen Anbauten dabei zu sein, Fragen zu stellen und die Fortschritte bei seinem Bulli hautnah mitzuerleben. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 07.06.2017NDR
  • Folge 102
    Bremen-Oberneuland, Holste und Diepholz: In diesen drei Orten in der norddeutschen Tiefebene wird seit einem halben Jahrhundert Musikgeschichte geschrieben. Nur wenige wissen, dass hier auf dem „platten Land“ große Musikhits produziert wurden. Von Pionieren mit Leidenschaft und klaren Visionen, Bodenständigkeit und Weitsicht und ein bisschen norddeutscher Sturheit. Diese Firmen sind noch heute erfolgreiche Unternehmen, die nicht im musikalischen Mainstream schwimmen, deren besondere Produktionen weltweit anerkannt sind.
    Das Studio Nord in Bremen-Oberneuland, 1910 als Dorfgasthaus erbaut, wurde 1969 von Wolfgang Roloff nach seinen Vorstellungen zum Tonstudio eingerichtet und ist eines der ältesten und größten privaten Tonstudios in Norddeutschland. Wolfgang Roloff hat selbst unter dem Künstlernamen Ronny eine Karriere als Countrysänger gemacht. In seinem Studio nahmen dann Stars wie Rudi Carrell und James Last ihre Platten auf. Er entdeckte Heintjes Talent und begleitete dessen internationalen Erfolg als Kinderstar.
    Noch heute findet sich im ehemaligen Tanzsaal die ursprüngliche Ausstattung der 1950er- Jahre: das handgefertigte Mischpult aus den ersten Tagen, sämtliche Mikrofone und eine der ersten Mehrspurmaschinen. Kombiniert mit modernster Digitaltechnik ist der Klang aus dem Studio Nord einzigartig und auch bei modernen Bands gefragt. In Diepholz wurden die Musikproduktionen aus dem Studio Nord zu Schallplatten gepresst. Hier, eine knappe Autostunde von Bremen entfernt, hat das Familienunternehmen Pallas seinen Sitz.
    Der Besuch im Presswerk ist wie eine Zeitreise. „Das technische Herstellungsverfahren der Schallplatte ist heute genauso wie damals in den 1970er- oder 1960er-Jahren. Es hat sich nicht geändert“, sagt Geschäftsführer Holger Neumann. Rund zwei Millionen Schallplatten werden hier pro Jahr in herkömmlicher Weise auf den alten Maschinen gepresst, die sein Großvater, der Firmengründer, angeschafft hat. Und wie vor 50 Jahren sitzt ein Mitarbeiter an jeder „Mutter“, der Schallplattenpressvorlage und kratzt unter einem Mikroskop mit einem Skalpell die Nickelreste aus den Rillen, damit es keine störenden Knacker gibt.
    Pallas in Diepholz ist eines von nur noch fünf großen Presswerken in Europa. Die Auftragsbücher sind voll. Das Label Bear Family Records hat früher auch bei Pallas Vinylplatten pressen lassen, setzt nun aber überwiegend auf CD. Das Unternehmen mit Sitz in Holste, 30 Kilometer nördlich von Bremen, ist heute auf umfangreiche Retrospektiven spezialisiert.
    Lebenswerke großer Musiker und Epochen werden in aufwändigen Boxen aufgearbeitet und aus Holste in die ganze Welt verschickt. Richard Weize hat das Unternehmen vor gut 40 Jahren gegründet. Sein Bauernhaus ist ein riesiges Archiv mit Tonbändern, Fotos und Geschäftsunterlagen bekannter und fast vergessener Musiker. Seine Akribie, seltene Aufnahmen aufzustöbern und Musik in einen geschichtlichen Kontext zu stellen, hat ihm mehrere Auszeichnungen, darunter sogar einen ECHO, eingebracht. Auch mit 75 Jahren sitzt er noch am Schreibtisch und recherchiert nach alten seltenen Aufnahmen.
    Label, Presswerk und das Tonstudio haben eine große Vergangenheit und sind bis heute erfolgreich. Die Hamburger Indie-Rock-Band Die Sterne ist extra ins Studio Nord nach Bremen gekommen, um hier einen Song aus ihrem Gründungsjahr 1992 aufzunehmen. „Der Plan ist, dieses Live-Feeling von dem Song zu erhalten. Indem wir jetzt in dem tollen Raum und mit den alten Mikros dasselbe machen, was wir damals gemacht haben. Eine Liveversion“, erklärt Sänger Frank Spilker. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 14.06.2017NDR
  • Folge 103
    Der sogenannte Deutsche Herbst jährt sich 2017 zum 40. Mal. Unweigerlich mit dem Terror der Roten Armee Fraktion verbunden sind die Opfer wie Siegfried Buback, Hanns Martin Schleyer und die Ereignisse in Mogadischu. Zur ersten Generation der RAF gehörten Meinhof, Baader, Meins. Auch Silke Maier-Witt zählt zu den bekanntesten ehemaligen RAF-Terroristen. Seit 1977 war sie Mitglied der Rote Armee Fraktion und als Späherin an der Entführung und Ermordung des früheren Arbeitgeberpräsidenten Hanns Martin Schleyer beteiligt. Nachdem sie zunächst in Erfurt untergetaucht war, lebte sie seit 1987 unter dem Namen Sylvia Beyer in Neubrandenburg.
    Im Juni 1990 wurde sie hier zusammen mit dem RAF-Aussteiger Henning Beer festgenommen. Zwei von zehn RAF-Terroristen, die mit internationalem Haftbefehl gesucht wurden und in der DDR abgetaucht waren. Ein Fahndungserfolg für den letzten Minister des Innern der DDR, Peter-Michael Diestel. Silke Maier-Witt wurde 1991 zu zehn Jahren Haft verurteilt und 1995 vorzeitig entlassen. Für diese Dokumentation geht die Ex-Terroristin vor laufender Kamera an den Ort ihrer Verhaftung zurück. 26 Jahre nachdem sie gefasst wurde, ist Silke Maier-Witt zum ersten Mal wieder in Neubrandenburg.
    Sie steht vor dem damaligen VEB Pharma. Ein sozialistischer Vorzeigebetrieb sollte daraus werden. Doch dazu kam es nicht mehr, die DDR existierte nicht mehr. Wie war das Leben im Osten für Silke Maier-Witt? Wie ist es, wenn man eine neue Identität annimmt? Wie sah der geheime Deal zwischen Stasi und RAF aus? Wie ging der Ausstieg vonstatten und wer wusste in Ost und West davon? Wie gingen die Freunde von Silke Maier-Witt mit ihr um, nachdem sie enttarnt worden war? Das Kamerateam begleitet Silke Maier-Witt auf der Suche nach ihrer eigenen Vergangenheit an ihren früheren Wohnort in Neubrandenburg, ins ehemalige Stasiobjekt in Briesen und bei der Begegnung mit ihren Neubrandenburger Freunden von damals.
    Es ist dabei, als sie Akteneinsicht in ihre Stasiunterlagen beantragt und den letzten Innenminister der DDR, Peter-Michael Diestel, trifft. Und es besucht sie in Skopje, Mazedonien, wo sie seit vielen Jahren als Friedensfachkraft für das Forum Ziviler Friedensdienst gearbeitet hat. Silke Maier-Witt spricht darüber, wie sie im MfS-Objekt „Falke“ auf das Leben im Osten vorbereitet wurde. Darüber, was die DDR für sie bedeutete, wie sie mit der gesellschaftlichen Isolation klargekommen ist, wie sie den Tag ihrer Verhaftung und den Mauerfall erlebt hat.
    Sie erzählt, wie sie damit zurechtkommt, dass sie daran beteiligt war, Menschenleben zu zerstören und ob sie das heute, 40 Jahre nach dem Deutschen Herbst, noch belastet. Sie führt aus, warum sie sich der RAF angeschlossen und Jahrzehnte später dazu entschieden hat, als Friedenshelferin zu arbeiten. Der Film macht aber auch deutlich, wie Hanns-Eberhard Schleyer, der Sohn von Hanns Martin Schleyer, die Geschichte der Ex-Terroristin bewertet. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 21.06.2017NDR
  • Folge 104 (45 Min.)
    Onkel Pö war der Kurzname für ein Jazzlokal am Mittelweg im Hamburger Stadtteil Pöseldorf dass seine Gründer als Reverenz an einen weltbekannten Veranstaltungsort in New York City Onkel Pös Carnegie Hall nannten.
    Der legendäre Club Onkel Pö in Hamburg-Eppendorf ist eine eine Institution in Sachen Jazz, Blues und Rock. 15 Jahre lang wurde in dem weltberühmten Hamburger Club Konzertgeschichte geschrieben. Musiker aus New York oder London wollten im Onkel Pö spielen, die tolle Atmosphäre und das begeisterte Publikum hautnah erleben. Und tatsächlich haben viele Stars ihre erfolgreiche Karriere im „Pö“ gestartet! Das Onkel Pö war ein Ort, an dem sich Musik entfalten und entwickeln konnte, wo sich die Gäste zu Hause fühlten.
    Das galt auch für die Künstler, die auf der kleinen Bühne auftraten. Nicht nur lokale Musikgrößen wie Udo Lindenberg und Otto sind im Onkel Pö ein und aus gegangen, sondern auch internationale Stars wie Dexter Gordon, Al Jarreau oder U2. Die beiden Inhaber Peter Marxen (bis 1978) und Holger Jass (1979 bis 1985) haben den Club als Musikliebhaber betrieben. Und das hat den Charme dieses Ortes ausgemacht: Oft am Mainstream vorbei, immer auf der Suche nach einem spannenden Sound, hatte sich das „Pö“ dem Jazz und neuer Musik verschrieben und blieb seinem Stil bis zuletzt treu.
    In der Silvesternacht 1985/​1986 wurde der legendäre Musikclub geschlossen. Für immer. Doch die Geschichten und Anekdoten rund um die kleine Eckkneipe sind lebendig und hallen auch in der heutigen Clubszene nach. Mit den Archivaufnahmen aus 15 Jahren Onkel-Pö-Geschichte wird das Lokal wieder lebendig: Al Jarreau singt vor begeistertem Publikum, Udo Lindenberg verewigt 1973 das „Pö“ in seinem Song „Andrea Doria“, Otto bringt das Publikum zum Lachen und Olli Dittrich schafft es mit seiner Skiffle-Band, endlich dort aufzutreten.
    Aber auch die Jazzlegenden Dizzy Gillespie oder Freddie Hubbard verausgaben sich in dem kleinen Laden in Hamburg-Eppendorf. Ergänzt werden die Aufnahmen um Interviews mit Zeitzeugen, ehemaligen Gästen, Musikern und Personal aus dem Onkel Pö. Mit: Udo Lindenberg, Otto, Olli Dittrich, Al Jarreau, Inga Rumpf, Holger Jass, Peter Marxen, Ulf Krüger, Peter Urban, Gottfried Böttger, Harriet Maue, Rocko Schamoni und Paul Pötsch von der Band Trümmer. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 28.06.2017NDR
  • Folge 105 (45 Min.)
    Unterm Kalkberg erwachen Kindheitsträume zum Leben. Seit 65 Jahren verwandeln die Karl-May-Spiele den hohen Norden in den wilden Westen: Bis heute haben mehr als 11,5 Millionen Menschen die rund 3.500 Vorstellungen im weltberühmtem Freilicht-Theater Bad Segeberg besucht. Während der großen Jubiläums-Saison wirft „Unsere Geschichte“ einen exklusiven Blick hinter die Kulissen der indianischen Traumfabrik, zeigt die beeindruckende Naturkulisse in spektakulären Luftaufnahmen und dokumentiert das wahre Märchen hinter den Spielen: Die sagenhafte Verwandlung einer vagen Idee zum „Wirtschaftswunder Winnetou“.
    Heute ein millionenschweres Mega-Event, fingen die ersten Spiele 1952 ganz klein an – ein Feuerwerk der Fantasie und des Fernwehs. Winnetou schlägt Siegfried. Eigentlich sollten die Nibelungen aufgeführt werden, doch die geringeren Kosten sprechen für Karl May. Die Spiele kurbeln Nah- und Fremdenverkehr in der Kleinstadt sprunghaft wieder an – unterm Kalkberg herrscht fortan Goldgräberstimmung. Von Anfang an sind es Spiele zum Anfassen, getragen von Enthusiasmus und Erfindergeist der Segeberger Bevölkerung.
    „Eine Stadt spielt Indianer“ – in den Anfangsjahren agieren viele Einwohner noch selbst als Apachen, nähen in ihrer Freizeit Federschmuck und blondieren ihre Pferde für die Schlachten unter dem Kalkberg. Stehen damals nur 25.000 DM Budget zur Verfügung sind es heute rund viereinhalb Millionen Euro pro Spielzeit. Der Zauber um Winnetou und Old Shatterhand – er ist größer denn je: 2016 fahren die Karl May-Spiele mit rund 366.000 Gästen einen fabelhaften Besucherrekord ein. Eine einzigartige und mitunter wunderliche Erfolgsgeschichte, die 2017 ihren 65. Geburtstag feiert.
    Hier ist die Zeit bewusst stehengeblieben – eine heile Welt mit Tradition und festen Ritualen: Zu Beginn jeder Aufführung reitet Winnetou seine Eröffnungsrunde durch den Mittelring – da ist Gänsehaut garantiert, bei allen Generationen. Seit 250 Millionen Jahren thront der Kalkberg über der norddeutschen Wald- und Seen-Landschaft . Eine kolossale Konstante im Wandel der Zeit. Kaiser Lothar, Joseph Goebbels und Pierre Brice – sie alle schlugen ihre Schlachten unter dem atemberaubenden Naturdenkmal.
    Ob Steinbruch, Goldgrube oder Boxring – seit Jahrhunderten lebt die Stadt von ihrem Gipsfelsen. Der Bann des Berges ist ungebrochen: Bis heute zieht er Musiker wie Peter Maffay oder Cro und im Winter mehr als 20.000 Fledermäuse magisch an. Der Kalkberg ist über Jahrhunderte Schutzpatron, Faustpfand und Retter in höchster Not zugleich: Im Mittelalter steht auf ihm Kaiser Lothars Siegesburg, Namensgeber von Bad Segeberg. Die Schweden zerstören das Bollwerk im Dreißigjährigen Krieg und lassen nur den Steinbruch am Berg zurück.
    Dieser wird fortan zur Goldgrube – der Segeberger Gips wird nach ganz Europa exportiert und lässt Städte wie Hamburg entstehen. Bis ins 19. Jahrhundert werden mehr als eine Million Kubikmeter Gips abgebaut – neunzig Prozent der ursprünglichen Bergmasse. Als die Lüneburger kommen, platzt das Geschäftsmodell und der Kalkberg wird 1935 durch einen Pakt mit den Nazis zur gigantischen „Nordmarkfeierstätte“ umfunktioniert. Auf Goebbels folgen die Briten und darauf Boxer Max Schmeling, dessen Event am Kalkberg für ihn im örtlichen Gefängnis endet.
    Mit seltenen Archiv-Aufnahmen, aufwändigen Animationen und prominenten Zeitzeugen erweckt „Unsere Geschichte“ den Geist der jeweiligen Jahrzehnte wieder zum Leben. „Als Winnetou in den Norden kam“ schaut auf die tapferen Helden, die strahlenden Schönheiten und die großen Katastrophen am Kalkberg und in 65 Jahren Karl-May-Spiele zurück. Ein Wiedersehen mit den Helden der eigenen Kindheit – Winnetou, Old Shatterhand, Kara Ben Nemsi und vielen mehr.
    Eine emotionale Reise durch den abenteuerlichen Sommer in Bad Segeberg – ein halbes Jahr lang hat die Dokumentation Schauspiel-Stars wie Susan Sideropolous, Till Demtrøder und Jan Sosniok hautnah während der 65. Spielzeit begleitet – von den ersten Proben über 72 kräftezehrende Vorstellungen bis hin zum feierlichen Finale mit Zuschauerrekord. Inklusive einer absaufenden Premieren-Vorstellung, tierischen Duellen und einheimischen Statisten, welche die Spiele als Sprungbrett nutzen wollen oder nach 46 Jahren auf ihre große Jugendliebe treffen.
    Auch die Nachbarn leben von Mai bis August in der Prärie. Ein heißer Sommer steht ihnen bevor – zwei Vorstellungen, dutzende Explosionen und bis zu 15.000 Anreisende – pro Tag. Dabei hat Segeberg selbst gerade einmal 16.000 Einwohner. Das steinige Labyrinth unter dem Kalkberg ist die längste und bekannteste Gipshöhle Deutschlands – sie wurde 1913 zufällig von spielenden Kindern entdeckt und war fortan einer der größten Besuchermagnete Deutschlands. In dem verwinkelten Labyrinth leben Tiere, die es sonst nirgendwo auf der Welt gibt.
    Auf dem Gipfel des Kalkbergs brüten Uhus, die der Schreiadler Mali vom Theater aus immer fest im Blick hat. Im Winter regieren „Draculas Erben“ den Kalkberg – in seiner Höhle überwintern mehr als 20.000 Fledermäuse. Noctalis in Bad Segeberg ist eines der weltweit bedeutendsten Forschungszentren für die vermeintlichen Blutsauger. Hoch über der Provinz – die Dokumentation veranschaulicht die abenteuerliche Geschichte des Kalkbergs sowie seiner menschlichen und tierischen Eroberer. Vom Mittelalter bis zum 65. Geburtstag der Karl-May – Spiele. Ein steiniges Stück norddeutsche Kultur, erzählt von Zeitzeugen, Experten und Bad Segebergern. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 05.07.2017NDR
  • Folge 106 (45 Min.)
    Der Karmann-Ghia: Das Fahrzeugmodell auf VW-Basis mit italienischem Design war Symbol der Sehnsüchte in der Nachkriegszeit. Filmstars wie Romy Schneider und Petra Schürmann fuhren einen Ghia. In zahlreichen Werbefotografien der Zeit war oft ein Karmann-Ghia als Blickfang abgebildet. Zwischen 1955 und 1974 wurden rund 440.000 Stück vom Karmann-Ghia in unterschiedlichen Modellen verkauft. Die Käfer Cabriolets und die Karmann-Ghias aus Osnabrück waren Statussymbole des wirtschaftlichen Aufschwungs. Zwar hatten die Motoren des Ghias nur eine kleine Leistung, dennoch galten die sportlich anmutenden Fahrzeuge als Inbegriff von Eleganz.
    Viele Frauen liebten sie. Die Dokumentation spürt dem Mythos Karmann-Ghia nach. Ehemalige Arbeiter, Manager und Motorfans erinnern an die Zeit, als Osnabrück in der Automobilbranche Weltruf genossen hat. Zu Spitzenzeiten in den 1950er-Jahren arbeiteten bis zu 8.000 Menschen bei Karmann. Die Liste der bei Karmann gebauten Karossen zeigt viele Klassiker der Autowelt auf: Golf- und Käfer-Cabriolet, BMW Coupé, Mercedes. Mit dem Ghia hat Karmann ganz große Geschichte geschrieben.
    „Karmann war ein tolles Unternehmen. Wer hier arbeiten durfte, hatte mehr als einfach einen Job, wir waren stolz auf unsere Autos.“ Noch heute sind solche Sätze von ehemaligen „Karmännern“ zu hören. Das hat mehrere Gründe. Zum einen war das Produkt in der Gesellschaft hoch angesehen, zum anderen war das Arbeitsklima im Osnabrücker Werk beispiellos: Karmann förderte seine Mitarbeiter, war technisch immer auf dem neuesten Stand und zahlte zusätzlich zum Tariflohn individuell unterschiedliche Sonderzahlungen.
    Auch das motivierte die Beschäftigten. Karmann machte sich aber nicht nur als Karossenbauer einen Namen, sondern auch als patenter Entwickler und Hersteller von Cabriolets anderer Marken. Das erste Patent für ein Faltdach wurde bereits 1913 angemeldet. Das große Know-how sicherte zunächst die Zukunft an allen Karmann-Standorten der Welt. Mit Beginn der Jahrtausendwende wurde es aber zusehends schwieriger, in einem Nischenmarkt wie der Fahrzeugveredelung finanziell zu bestehen. Der Preisdruck wuchs, frisches Geld für neue Entwicklungen war nicht mehr so leicht zu beschaffen.
    Das Unternehmen musste Insolvenz anmelden. Danach wurden die Sparten Karmanns, die noch wirtschaftlich arbeiteten, von VW übernommen. Auch heute noch werden, allerdings mit deutlich weniger Mitarbeitern, Autos in Osnabrück produziert. Doch der Karmann-Mythos lebt weiter: bei den zahlreichen Fanclubs weltweit, auf ihren Treffen, ihren Rundfahrten und Stammtischen. Manchmal sieht man ihn noch fahren, den funkelnden Karmann-Ghia mit unermüdlich surrendem Motor und einem lächelnden Fahrer hinterm Steuer. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 12.07.2017NDR
  • Folge 107
    Der Norddeutsche Rundfunk schaut zurück. Zeitzeugen berichten über die Geschichte der öffentlich-rechtlichen Landesrundfunkanstalt. Vom Mauerfall bis zur aktuellen Berichterstattung, es ist ein spannender Einblick in die letzten Jahrzehnte des NDR entstanden. Das Projekt wurde vom Nachwuchs aus der Volontärsausbildung im Auftrag der Historischen Kommission der ARD umgesetzt: Fünf Volontäre haben Beiträge geplant, recherchiert, gefilmt und geschnitten. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 01.11.2017NDR
  • Folge 108 (45 Min.)
    Das Familienunternehmen Rügenwalder Mühle ist 183 Jahre alt. Der jetzige Seniorchef Christian Rauffus ist überzeugt: „Wenn wir uns nicht immer geändert hätten, gäbe es uns so lange nicht.“ Angefangen hat alles mit einer kleinen Fleischerei in Rügenwalde in Pommern. Die alte Hansestadt gehört heute zu Polen und heißt Darlowo. Dort wurde 1904 eine neue Spezialität, die Teewurst, hergestellt. Christian Rauffus erzählt von den Ursprüngen des Betriebes in den kleinen Hansestadt an der Ostsee 1834, der Flucht der Metzgerfamilie vor der heranrückenden Roten Armee 1945 nach Niedersachsen und von der Erfindung der Teewurst, die das Unternehmen groß gemacht hat.
    Ehemalige Mitarbeiter berichten über die Anfänge der Fleischerei nach dem Krieg und den Aufstieg der Metzgerdynastie zu einer der bekanntesten Wurstfabrikanten in Deutschland. Rund 575 Mitarbeiter arbeiten mittlerweile in dem mittelständischen Unternehmen. In der Versuchsküche werden neuerdings auch vegetarische Produkte entwickelt. Am Anfang hagelte es dafür Spott und Ablehnung aus der Fleischbranche. Doch der Erfolg in den Supermärkten gibt Christian Rauffus recht. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 29.11.2017NDR
  • Folge 109 (45 Min.)
    Den Aufstieg zu Deutschlands größtem Produzenten von Tiefkühlfertiggerichten verdankt Dirk Ahlers seiner Seefestigkeit. Vom Vater Ende der 1950er-Jahre mit der Führung einer Fischdampferflotte betraut, fuhr er als junger Mann mit auf die stürmische Nordsee. Das brachte dem heutigen Frosta-Aufsichtsratschef den Respekt seiner Kapitäne ein. Auch wenn die Bremerhavener Firma ihr Geld heute in erster Linie mit Tiefkühlfertiggerichten verdient, die Produktion von Tiefkühlfisch und Fischstäbchen ist immer noch ein wichtiger Teil des Konzerns.
    Als Dirk Ahlers zum ersten Mal die Planken seiner Trawler betrat, hatte Fisch einen entscheidenden Nachteil: Wenn er im Fischgeschäft angekommen war, roch er nach Fisch. Der Grund: Von den Fanggründen bei Island bis nach Bremerhaven brauchte ein Fischdampfer eine knappe Woche. Das brachte den Frosta-Unternehmensgründer auf eine Idee, die sich lohnen sollte. Er baute einen Fischdampfer, auf dem der Fisch direkt nach dem Fang in Platten eingefroren wurde. In der Bremerhavener Fabrik wurde der Fisch dann in Streifen zersägt: die Stunde des Fischstäbchens war gekommen.
    Heute bezieht Frosta seinen Fisch in erster Linie aus der Beringsee vor Alaska. Die Dokumentation folgt einem Fischeinkäufer auf ein Fischfabrikschiff, mit dem der Alaskaseelachs gefangen wird. Von der Aleuteninsel Unalaska aus werden die tiefgefrorenen Fischplatten im Container nach Bremerhaven gebracht. 42 Tage dauert die Fahrt. Und trotzdem schmeckt der Fisch, als sei er gerade erst frisch gefangen worden. Den Platz in der Tiefkühltruhe im Supermarkt muss sich Frosta mit seinen Produkten jedes Jahr aufs Neue erkämpfen.
    Hauptkonkurrent ist die Firma Iglo. Mit neuen Gerichten versuchen Produktentwickler, den eigenen Marktanteil zu vergrößern. Der NDR ist dabei, als das neue Gericht Chili con Quinoa entsteht. Ein neues Produkt zu entwickeln, ist immer ein finanzielles Risiko. Markteinführung und Werbung sind teuer. Schon einmal stand Frosta kurz vor der Pleite. Das war, als die Firma auf Zusatzstoffe in ihren Erzeugnissen verzichtete und gleichzeitig die Preise erhöhte. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 06.12.2017NDR
  • Folge 110
    Das VE Kombinat Kernkraftwerke „Bruno Leuschner“ in Lubmin bei Greifswald galt bei Inbetriebnahme 1974 als hochmoderner Zukunftsbetrieb. Dessen vier Blöcke deckten später zehn Prozent des Strombedarfs der DDR. Der Riesenbetrieb beschäftigte in den 1980er-Jahren bis zu 15.000 Menschen, die an der Sicherheit der Reaktoren nicht zweifelten. Zweifel hatten allerdings die damals junge Ärztin Rosemarie Poldrack und der Atomphysiker Norbert Meyer, denn seit Tschernobyl ahnte man von die Fehlbarkeit von Atomenergie.
    Er forderte Mitte der 1980er-Jahre die Abschaltung von Lubmin, doch erwiesene Mängel am Reaktordruckbehälter in Lubmin wurden vertuscht. Die Staatssicherheit bewachte die Kraftwerksmitarbeiter wie in keinem zweiten DDR-Objekt. Die Forderungen der Friedens- und Umweltbewegung sollten im Keim erstickt werden. Im Störfall gab es keinen Ausweg, denn die Evakuierungspläne erwiesen sich als nicht durchführbar. Nach der Wende hieß es, die Armee hätte das Gelände umstellt und jeden erschossen, der versucht hätte, herauszukommen. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereSa 09.12.2017NDR
  • Folge 111 (45 Min.)
    Schlepper, Laster, Landmaschine oder Pkw, Hanomag hat viele technische Meisterleistungen hervorgebracht. Mit authentischen Bildern und durch emotionale Interviews erzählt diese Dokumentation die faszinierende Geschichte vom dramatischen Aufstieg und Niedergang des hannoverschen Traditionsunternehmens Hanomag. Gerade für den Wiederaufbau in der Nachkriegszeit waren die Fahrzeuge und Produkte von Hanomag unverzichtbar. Die Geschichte des Unternehmens war geprägt von Erfindergeist, schillernden Persönlichkeiten, einer stolzen Arbeiterschaft, die zum Teil über Generationen im Werk beschäftigt war, am Ende aber auch von wirtschaftlichen Fehlentscheidungen.
    Auch wenn das Unternehmen längst nicht mehr existiert, der Mythos Hanomag ist heutzutage lebendiger denn je. Viele der alten Traktoren, Automobile und Lastwagen sind längst begehrte Sammlerobjekte. Die Dokumentation besucht stolze Sammler auf dem Acker und im Museum, lässt ehemalige Arbeiter zu Wort kommen und beleuchtet einen Wirtschaftskrimi. Denn nach dem Wirtschaftswunder in den 1950er-Jahren und danach auch in der Produktion in Hannover, folgte eine harte Belastungsprobe für die Belegschaft. Mit dem Verkauf der Lkw-Sparte Ende der 1960er-Jahre und der Einstellung des Treckerbaus, wurde Hanomag das „Herzstück“ der Produktion entrissen.
    1980 übernahm der Unternehmer Horst-Dieter Esch mit seinem IBH-Konzern die wirtschaftlich angeschlagene Firma Hanomag. Seine Vision war es, den größten Baumaschinenkonzern der Welt zu errichten, mit Hanomag als Kernstück. Das ist der Beginn eines Wirtschaftskrimis, an dessen Ende sich hinter Horst Dieter Esch die Gefängnistore schlossen. Im März 1984 kam es zum endgültigen Konkurs der Firma. Um den Arbeitern den Verlust des Arbeitsplatzes ein bisschen zu erleichtern, richtete sich das Arbeitsamt direkt auf dem Werksgelände ein. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 13.12.2017NDR

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