2018, Folge 112–126

evtl. unvollständig
  • Folge 112 (45 Min.)
    Im Mai 1939 versuchten rund 900 jüdische Mitbürger, Deutschland zu verlassen. Sie hatten ein Schiff gechartert: den Hapag-Dampfer „St. Louis“. Ihr Ziel: Havanna auf Kuba. Dort wollten sie abwarten, bis sie ein Visum für die USA bekommen würden. Für die Passagiere war es die letzte Gelegenheit, dem Terror der Nationalsozialisten zu entkommen. Doch das Schiff kam niemals ans Ziel: Die kubanischen Behörden, später auch die USA, verweigerten die Einreise. In dieser Situation kam alles auf den Kapitän an, Gustav Schröder, ein Hamburger mit dänischen Wurzeln.
    In einer dramatischen Seereise gelang es ihm, die Flüchtlinge vor dem Zugriff der Nationalsozialisten in Sicherheit zu bringen. 76 Jahre nach der Irrfahrt der „St. Louis“, die bereits in Büchern, Dokumentationen und in einem Spielfilm erzählt wurde, taucht auf einem Hamburger Dachboden eine alte Seekiste auf. Ihr Inhalt: Fotos, Briefe und das Originalmanuskript der Lebenserinnerungen von Gustav Schröder. Die Dokumente zeigen den Kapitän in einem neuen Licht, erlauben eine genaue Rekonstruktion der Ereignisse. In einer Collage aus Logbucheintragungen, Tagebuchnotizen und Erinnerungen von Überlebenden zeichnet der NDR in diesem Film die abenteuerliche Reise nach.
    Schauspieler Christian Berkel verleiht dabei der Figur des Kapitäns mit seiner Stimme Gestalt. Von den über 900 Passagieren lebt heute noch ein gutes Dutzend überall auf der Welt verstreut. Fünf von ihnen hat der Hamburger Filmemacher Manfred Uhlig für diesen Film besucht. Die hoch betagten Herrschaften waren auf der Fahrt damals zwischen sieben und 16 Jahre alt. Für die Kinder war die Seereise in erster Linie ein Abenteuer, für ihre Eltern ein Drama.
    Herbert Karliner, der als Rentner in Miami Beach lebt, erinnert sich noch genau an den Moment der Abfahrt: Eine Kapelle spielte „Muss i denn, muss i denn zum Städtele hinaus“. Während die Eltern weinend von ihrer Heimat Deutschland Abschied nahmen, spielten die Kinder an Deck Verstecken. Noch heute hadert der alte Mann mit der Entscheidung der damaligen US-Regierung, die Flüchtlinge abzuweisen. Hätte die „St. Louis“, so wie von Kapitän Schröder geplant, in Florida anlanden dürfen, hätten seine Eltern nicht nach Europa zurückkehren müssen. Sie hätten den Holocaust überlebt. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 24.01.2018NDR
  • Folge 113
    Vertraute Bilder: Frauen räumen Schutt beiseite, bilden lange Ketten, um die Trümmerberge des Zweiten Weltkriegs wegzuräumen. Die Trümmerfrau als Heldin des Wiederaufbaus ist fester Bestandteil nahezu jeder historischen Darstellung der Jahre nach 1945. Die Dokumentation von Judith Voelker und Julia Meyer unternimmt eine kritische Würdigung dieser Gründungslegende. In einer spannenden Spurensuche deckt der Film auf, dass vieles von dem, was wir bis heute über die Nachkriegsjahre zu wissen glauben, sich damals tatsächlich ganz anders zutrug.
    Der Film zeigt auf, wie das Klischee um die Trümmerfrauen entstanden ist und wie es in den vergangenen 70 Jahren mehrfach umgestaltet wurde. Nach dem Zweiten Weltkrieg, während der Zeit der deutschen Teilung, in der bundesdeutschen Rentendebatte und nach der Wiedervereinigung wurde die „Trümmerfrau“ für gesellschaftliche Debatten benutzt – so lange, bis das Klischee stärker war als die historische Realität. Auch heute noch erfüllt der Mythos eine Funktion, die es schwer macht, sich von ihm zu befreien. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 31.01.2018NDR
  • Folge 114 (45 Min.)
    Das Format „Unsere Geschichte – Hausbesuch“ erzählt die Geschichte bedeutender Dörfer, Straßen und Stadtviertel und taucht ein in den Alltag der heutigen Bewohner, in opulenten Bildern und mit völlig neuen Perspektiven. So liefert eine ferngesteuerte Kamera aus der Luft spektakuläre Aufnahmen der alten Gebäude. Lange zurückliegende Ereignisse werden in aufwändigen Graphic-Novel-Elementen wieder lebendig. Diese Folge führt in die Residenzstadt Celle. Heute wohnen in den Gebäuden, die eine lange Geschichte haben, vor allem Menschen, die mit viel Mühe und Enthusiasmus erhalten und wiederbeleben, was viele Touristen anlockt: über 400 denkmalgeschützte Fachwerkhäuser.
    Darunter ist das Ehepaar Kriegerowski: Über ein Jahr brauchten sie allein, um das Erdgeschoss des 450 Jahre alten Fachwerkhauses zu renovieren. In dem verschachtelten Viertel der Stadt lebten früher die sogenannten Ackerbürger, mitunter Seite an Seite mit ihrem Vieh. Tagsüber ging es aufs Feld, abends zurück in die Stadtwohnung. Früher gab es Gärten in den Innenhöfen, später wurden sie überbaut. Die Wohnungsnot drückte den Grundrissen ihren Stempel auf. Celle war schon damals angesagt in Norddeutschland.
    Auch, weil Herzog Georg Wilhelm das barocke Äußere des Celler Schlosses plante, aber frei leben wollte und deshalb auf die Thronfolge verzichtete. Im Gegenzug versprach er 1658, nie heiraten zu wollen. Eine Verpflichtung, die er 18 Jahre später brach, um eine Französin von niederem Adel nach Celle zu holen und zu ehelichen. Celle erhielt französisches Flair und bot den in Frankreich verfolgten Hugenotten Schutz. Auch ihre Spuren finden sich noch heute in der niedersächsischen Residenzstadt, die einst gar nicht dort ihren Kern hatte, wo heute so viele Touristen dem Charme der Altstadt erliegen. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 21.02.2018NDR
  • Folge 115 (45 Min.)
    Das Format „Unsere Geschichte – Hausbesuch“ erzählt die Geschichte bedeutender Dörfer, Straßen und Stadtviertel und taucht ein in den Alltag der heutigen Bewohner, mit opulenten Bildern und in völlig neuen Perspektiven. So liefert eine ferngesteuerte Luftbildkamera spektakuläre Aufnahmen der alten Gebäude. Lang zurückliegende Ereignisse werden in aufwändigen Graphic-Novel-Elementen wieder lebendig. Diese Folge führt zu einem Ort, der einst Geschichte schreiben sollte: das ehemalige DDR-Musterdorf Mestlin. Anfang der 1950er-Jahre entstand in Mecklenburg-Vorpommern eine Siedlung vom Reißbrett, durchgeplant bis ins Detail.
    Allerdings ein wenig überdimensioniert. Daran erinnert noch heute das riesige Kulturhaus. Ehemals ein Haus mit Strahlkraft für die Region, ist es heute ein Sanierungsfall. Der Förderverein Denkmal Kultur Mestlin müht sich, den historischen Ort nicht nur zu erhalten, sondern ihn wiederzubeleben. Claudia Stauß erinnert sich noch heute an die „Mischung aus Spannung und Entsetzen“, als die Sicherungsarbeiten an diesem Kulturdenkmal begannen. Die meisten Mestliner freuen sich über das ehrenamtliche Engagement der Bauretter.
    Denken sie doch gerne an die Zeit zurück, als ihr Dorf ein Leuchtturm der Moderne werden sollte. Und weil es hier gab, wovon andere in der DDR nur träumten. Allein im Konsum von Mestlin wurden 1960 nahezu 90 Fernseher, 30 Motorräder und 20 Kühlschränke verkauft. Über 100 solcher Dörfer sollten allein im heutigen Mecklenburg-Vorpommern entstehen. Doch Mestlin blieb einzigartig, die Kosten waren zu hoch für die DDR. Mestlin: ein spannender Ort nicht nur der deutsch-deutschen Geschichte, an dem viele Menschen achtlos vorbeifahren. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 28.02.2018NDR
  • Folge 116 (45 Min.)
    Aufgewachsen auf einem Bauernhof, mit Ställen und Feldern als Abenteuerspielplatz, einem Leben in der Natur und Tieren als Spielgefährten. Das hört sich nach einer „Bilderbuch-Kindheit“ an. Die Kinder vom Bauernhof von damals sind heute erwachsen und erinnern sich nicht nur an glückliche Stunden beim Spielen und Toben. Sie erzählen auch von den Sorgen der Familien und der körperlich schweren Arbeit. Damals war es selbstverständlich, dass auch die Kinder bei der Hofarbeit halfen, Kartoffeln sortieren, Hühner füttern, Vieh treiben.
    Manchmal gingen sie auch mit zum Melken. Meist übernahmen das jedoch die Eltern, denn diese Arbeit konnte gefährlich werden. Früher hatten die Kühe noch Hörner, dadurch sind immer Leute bei der Stallarbeit verletzt worden. Auch die Probleme der Eltern bekamen die Kinder mit. Lohnte sich die schwere Arbeit? Konnte der Hof erhalten werden? Die Industrialisierung der Landwirtschaft setzte besonders kleinen Betrieben zu. Kleinbauern oder Nebenerwerbslandwirte gaben auf. Das „Höfesterben“ wurde zum Schlagwort und zog sich durch die Jahrzehnte.
    NDR Autorin Kati Grünig trifft Bauernhofkinder von damals, taucht mit ihnen noch einmal in die Zeit ein, in der die Kühe noch glücklich schienen und viele kleine Höfe den Norden prägten. Zusammen mit ihren Protagonisten vollzieht sie den Wandel in der Landwirtschaft, ob auf dem flachen Land oder auf einer Hallig, und trifft Menschen, die den Norden bis heute prägen, auch wenn sie selber keinen Hof mehr haben. Denn viele sind der Landwirtschaft auch ohne eigenen Betrieb bis heute verbunden: als Berater bei der Hofübergabe, als Trainer für den entspannten Umgang mit Kühen oder als Schützer und Retter alter Rinderrassen.
    Hans-Jürgen Hesse vom Archedorf Steinlah in Niedersachsen beispielsweise will das Harzer Rote Höhenvieh vor dem Aussterben bewahren. Eines haben sie alle gemein: Der Hof ihrer Kindheit bestimmt ihr Leben. Diese Erkenntnis bringt auch Imke Edebohls aus Grasberg bei Bremen, seit vielen Jahren landwirtschaftliche Unternehmensberaterin, in ihre Beratungen ein. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 21.03.2018NDR
  • Folge 117 (45 Min.)
    Es ist der Albtraum aller Autofahrer: zu viele Punkte in Flensburg, dann ist der „Lappen“ (Führerschein) weg. Die Verkehrssünderkartei im hohen Norden ist so bekannt wie gefürchtet. Mehr als zehn Millionen Bundesbürger sind hier aktenkundig, davon rund drei Viertel Männer. Am 2. Januar 1958 trat das legendäre Verkehrszentralregister seinen Dienst an. Der Grund: Wegen des Wirtschaftswunders hatte nicht nur das Verkehrsaufkommen zugenommen, sondern auch die Zahl schwerer Unfälle. Daraufhin trat der damalige Verkehrsminister Hans-Christoph Seebohm entschieden auf die Bremse und ließ fortan alle Verkehrssünder und ihre Vergehen in einer Kartei speichern.
    Oberstes Gebot, damals wie heute: Die Straßen in Deutschland sollen sicherer werden. Die Geschichte der Verkehrserziehung ist dabei immer auch Spiegelbild der deutschen Gesellschaft, denn nirgendwo ist der Mensch so sehr Mensch wie hinter dem Steuer. Wo Verkehrspsychologen wie Mark Vollrath heutzutage das Mobiltelefon als größte Ablenkung im Straßenverkehr ausgemacht haben, warnte in den 1970er-Jahren die Fernsehsendung „Der 7. Sinn“ in Episoden wie „Frau am Steuer“ (1975) noch vor ganz anderen „Gefahren“.
    Fortschritt dank Flensburg? Zum 60. Geburtstag der Verkehrssünderkartei zieht „Unsere Geschichte“ gemeinsam mit Unfallforschern, Verkehrsexperten und Zeitzeugen Bilanz. Die langjährige Kraftfahrbundesamtmitarbeiterin Gudrun Streng erinnert sich: Damals trat die Norddeutsche als junge Auszubildende ihren Dienst in der Flensburger Behörde an.
    Wenig später folgte 1974 die Einführung des berühmtberüchtigten Punktesystems, eine Wende sowohl für Autofahrer als auch für die Beamten vor den kilometerlangen Aktenregalen in der Behörde. Der Film begleitet den „dienstältesten Polizisten“ Deutschlands, den Hamburger Verkehrskasper, zu seiner Aufführung vor lauthals mitfiebernden Grundschülern. Der ehemalige DDR-Verkehrspolizist Axel Ulrich erinnert sich an die Zeiten, als es statt Punktesystem noch Stempelkarte gab und nach der Wiedervereinigung Anarchie auf ostdeutschen Straßen herrschte.
    Humor im Straßenverkehr, dafür steht Dirk Bielefeldt alias Herr Holm. Der bekannte Kabarettist gibt in seinen Programmen wertvolle Tipps zum „erfolgreichen Punktesammeln“ in Flensburg. Der Film macht eine rasante Spritztour durch 60 Jahre „Verkehrsrepublik“ Deutschland, legt einen exklusiven Zwischenstopp hinter den Kulissen des Bundeskraftfahrtamtes ein und nimmt mit beeindruckenden Archivaufnahmen und unvergessenen Perlen der Fernsehgeschichte über Automobile im Gepäck so manch unerwartete Ausfahrt. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 28.03.2018NDR
  • Folge 118
    Hafenarbeiter Wolfgang Hartmann isst bis heute keine Bananen. Bis zu 50 Kilogramm wogen die Bananenstauden, die er aus dem Schiffsbauch auf Förderbänder wuchten musste. „Das war harte Arbeit, das ging ins Kreuz.“ Wolfgang Hartmann arbeitete im Hamburger Hafen, Schuppen 42. Dort kam das sogenannte „gelbe Gold“ an. „Wenn Bananen kamen, war Alarm. Viele versuchten, sich vor der Arbeit zu drücken“, erinnert er sich. Bis in die 1950er-Jahre waren Bananen teurer Luxus. Bezahlbar und quasi Grundnahrungsmittel wurden die Bananen erst mit der Erfindung des Bananenkartons Mitte der 1960er-Jahre.
    Der Karton rationalisierte den Transport und vereinfachte den Handel. Heutzutage gehören Bananen zu den umsatzstärksten Artikeln im Supermarkt. Zwölf Kilogramm Bananen werden durchschnittlich von einer Person pro Jahr verzehrt. Ein Großteil des Imports läuft noch immer über die Häfen Hamburg und Bremerhaven. Die Banane hat die Besitzer norddeutscher Handelshäuser reich gemacht. Die ersten Bananen kamen Ende des 19. Jahrhunderts von den Kanarischen Inseln. Eine längere Anreise, etwa aus Lateinamerika, war nicht machbar. Und obwohl die Stauden in mit Stroh ausgekleideten Holzkisten verpackt waren, überstanden viele den Transport nicht.
    Manchmal mussten ganze Schiffsladungen Bananen über Bord entsorgt werden, weil sie vorzeitig reif geworden waren. Erst mit der Erfindung des Kühlschiffs waren lange Transporte möglich. 1911 wurden die ersten Bananen aus Kolumbien geholt, ein Gemeinschaftsunternehmen des Fruchtimporteurs Theo Port mit der Reederei Hapag. Mit der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten war es mit dem Bananenimport vorbei. Die Devise lautete damals, dass Deutsche auch Obst aus Deutschland essen sollten.
    Die Fruchtimporteure verlegten sich auf Apfelsinen aus dem faschistischen Spanien. Doch unumstrittene Hauptfrucht war der Apfel. Nach dem Krieg wurde die Banane erneut zum Politikum. Bundeskanzler Adenauer machte Bananen mit dem zollfreien Import wieder populär. Die Banane als Statussymbol, das zieht sich durch die Geschichte der DDR durch bis zum Fall der Mauer 1989. Das NDR Team verfolgt den Weg der Bananen von einer Bioplantage in Peru über die Eingangskontrolle im Hafen bis in die Bananenreiferei. Denn erst hier bekommen die Früchte ihre gelbe Farbe. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 04.04.2018NDR
  • Folge 119 (45 Min.)
    Die Deutschen lieben die Freiheit des Campings. Dabei ist Camping ein generationsübergreifendes Phänomen, während die Jungen noch mit dem Zelt oder im ausgebauten Bus unterwegs sind, bevorzugen die Älteren den fest installierten Wohnwagen auf dem Dauercampingplatz oder das Reisemobil als rollendes Hotel. Allein in 2016 zählten die Campingplatzbetreiber in Mecklenburg-Vorpommern rund fünf Millionen Übernachtungen. Begonnen hatte alles in den 1930er Jahren, als der Tüftler Arist Dethleffs sein erstes „Wohnauto“ konstruierte.
    So richtig populär wurde Camping aber erst nach dem Zweiten Weltkrieg, zu Beginn des Wirtschaftswunders. Es bot einen Urlaub, den sich damals fast jeder leisten konnte und es musste nicht immer unbedingt Italien sein. In Hamburg war der Campingplatz am Falkensteiner Elbufer so etwas wie die „Riviera des kleinen Mannes“. Hier zeltete die Hamburger Arbeiterklasse, inklusive feinem Sandstrand und Bad in der Elbe. Auch heute noch genießen hier viele Dauercamper von April bis Oktober in ihren Wohnwagen das Elb-Panorama.
    Der Erfolg des Campings stieg mit der wachsenden Mobilität der Deutschen weiter an. Maria Dhonau, die „Grande Dame“ der Caravanbranche, eröffnete 1960 eine Tankstelle und begann Wohnwagen zu verkaufen. Die waren damals Leichtgewichte, denn früher hatten die Autos noch nicht so viele PS wie heute. Dieses Problem kannte man auch auf der anderen Seite der deutsch-deutschen Grenze. Über ganze 26 PS verfügte ein Trabi, da musste ein leichter Wohnwagen her. Nur, dass die DDR-Bürger sowohl auf das Auto als auch auf den Wohnwagen bis zu 18 Jahre warten mussten.
    Zudem war Camping in der DDR zu Beginn als unsozialistisch, weil zu individualistisch, verpönt. Die Staatsführung sah die Werktätigen lieber beim Kollektivurlaub im FDGB-Heim. Doch Camping wurde trotzdem zur Massenbewegung. Ein kleines Stückchen Freiheit, da war die Partei machtlos. Im vereinten Deutschland ist die Faszination ungebrochen. Die Camper sind ein Wirtschaftsfaktor im Norden, denn sie kaufen nicht nur Campingausrüstung, sondern geben im Urlaub auch viel Geld aus. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 11.04.2018NDR
  • Folge 120 (90 Min.)
    Hubertus Meyer-Burckhardt auf dem Nord-Ostsee-Kanal
    Welche visionäre Kraft muss in einem Bauwerk stecken, das Jahrhunderte übersteht? Welche Geschichten erzählen die Jahrhundertbauten des Nordens? Was berichten sie von den Menschen, die sie erbaut, von den Zeiten und politischen Umbrüchen, die sie überstanden haben, und von den Hoffnungen und Sehnsüchten, die man in sie steckte? Hubertus Meyer-Burckhardt unternimmt eine abenteuerliche Forschungsreise zu den spektakulären Bauten des Nordens. Sein Credo: Steine erzählen Geschichte. Und jeder Baustein verändert im Kontext der Geschichte seine Bedeutung.
    Durchaus augenzwinkernd, heiter und anekdotisch macht Hubertus Meyer-Burckhardt eine Entdeckungsreise durch Norddeutschland. Und der Norden ist reich an spannender Geschichte und aufregenden Bauwerken. 13 Städte, Bauwerke oder Industriedenkmale hat Hubertus Meyer-Burckhardt besucht. Gemeinsam mit Experten ergründet der Moderator die Architektur, die Ingenieurskunst und vor allem die spannende und wechselvolle Geschichte Norddeutschlands.
    Dramatische und heitere historische Spielszenen erzählen die Legenden und Geschichten dieser Bauten. Diese Spielszenen wurden im Harz und in Einbeck gedreht. Dabei steht die Bier- und Fachwerkstadt Einbeck stellvertretend für zahlreiche Städte in Norddeutschland, die eine bewegte und spannende Historie haben. Die „Jahrhundertbauten des Nordens“ sollen bei Zuschauerinnen und Zuschauern Freude an Norddeutschland und Interesse an der eigenen Geschichte wecken. Heimatkunde im besten aufgeklärten Sinne. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 03.10.2018NDR
  • Folge 122
    Das Dokudrama von Jens Becker erzählt die Geschichte des Kieler Matrosenaufstands am Ende des Ersten Weltkriegs. Dieser war die Initialzündung für die revolutionäre Bewegung, die im November 1918 das Deutsche Reich ergriff und zum Sturz der Monarchie sowie zum Ende des Ersten Weltkriegs führte. Im Zentrum stehen der Matrose Karl Artelt (Lucas Prisor), seine Verlobte Helene Hartung (Henriette Confurius) sowie deren Bruder August (Alexander Finkenwirth). Karl stellt sich an die Spitze der aufständischen Matrosen. Helene teilt seine Ansichten, doch ihr Bruder August lehnt revolutionäre Gewalt als Mittel zur Veränderung der Gesellschaft ab.
    Er will Helene von Karls Ideen abbringen. Helene entscheidet sich dafür, an Karls Seite für die Änderung der Verhältnisse zu kämpfen. Parallel dazu werden die Konflikte des neuen Gouverneurs von Kiel, Admiral Wilhelm Souchon (Ernst Stötzner) aufgezeigt, der zwar Monarchist ist, den verlorenen Krieg aber der Unfähigkeit Kaiser Wilhelms II. anlastet. Sein Stab fordert von Souchon hartes Durchgreifen. Doch er entscheidet sich gegen ein Blutvergießen und will die Krise in Verhandlungen lösen.
    Dafür holt er den SPD-Reichstagsabgeordneten Gustav Noske (Rainer Reiners) nach Kiel. Noske übernimmt die Führung, entmachtet Karl Artelt, setzt Souchon als Gouverneur ab und beendet den Aufstand durch Intrigen in wenigen Tagen. Der Film verwebt die Spielhandlung mit historischem Bildmaterial aus Kiel sowie Berichten von Zeitzeugen. Im Interview reflektieren die Politiker Björn Engholm und Sahra Wagenknecht sowie Flottillenadmiral Kay-Achim Schönbach die Bedeutung der Ereignisse für den Beginn der deutschen Demokratie. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereSo 04.11.2018NDR
  • Folge 123
    Nach Ende des Zweiten Weltkrieges wurde die Stahlindustrie zum Motor des deutschen Wirtschaftswunders. „Kohle und Stahl haben uns reich gemacht. Der Stahl ist der Werkstoff, der unsere gesamte Welt verändert hat.“ 25 Jahre lang hat Klaus Noreiks am Hochofen gestanden und Stahl gekocht. Der Stahlwerker aus Bremen ist einer von Tausenden Arbeitern, Händlern und Ingenieuren, die nach dem Krieg wieder an die große Stahltradition im Norden angeknüpft haben. Zwar wurde im Harz schon im Mittelalter Erz verarbeitet, und die großen Stahlwerke wie die Georgsmarienhütte sind im 19. Jahrhundert entstanden.
    Doch die meisten davon, die heute noch existieren, stammen aus den letzten 70 Jahren. Nach Kriegsende, Zerstörung und Demontagen erlebten Stahl und Eisen eine Renaissance im Norden, die so nicht absehbar war. An den alten Standorten und an neuen Orten wurde wieder gekocht, gegossen, gebogen und gepresst, zur Produktion von Schiffen, Autos, Lokomotiven und vieles andere. So brachte der Stahl den Norden wieder in Schwung. Ein Schrotthändler berichtet, wie die Menschen nach 1945 jedes Stück Eisen gesammelt und zusammentragen haben, ein Autohändler und ein Kfz-Meister erzählen von den Schwierigkeiten des Autobaus, weil zu wenig Stahl und Bleche auf dem Markt waren.
    Auch im Schiffbau und im Handwerk war der Wiederanfang schwer. Die Dokumentation erzählt Geschichten von Menschen mit Witz und Erfindergeist, die trotz Mangel und Entbehrungen das zerstörte Land wieder aufgebaut haben. Der Bogen spannt sich dabei vom legendären „Leukoplastbomber“ der untergegangenen Automobilfabrik Borgward in Bremen über die Kreuzfahrtriesen der Meyer Werft in Papenburg bis zu den gigantischen Rohren für Windkrafträder in der Nordsee, die in einem Eisenwerk in Rostock entwickelt und produziert werden.
    Ob Stahlwerk, Gießerei oder Schiffswerft, die eindrucksvollen Bilder geben Einblicke in eine Branche und Industrie, die einst zum Motor des deutschen Wirtschaftswunders wurde und den Wohlstand im Norden entscheidend geprägt hat und bis heute zu den Stützen der Volkswirtschaft zählt. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereSa 01.12.2018NDR
  • Folge 124
    Der Absturz der Tupolew 134 A im Landeanflug auf Berlin-Schönefeld am 12. Dezember 1986 ist eine der größten Flugzeugkatastrophen in der deutschen Geschichte. 72 Menschen starben, darunter Schüler einer 10. Klasse, die von heute auf morgen annähernd ausgelöscht wurde. Trotzdem ist über den Hergang und die Folgen des Unglücks in Ost und West nur wenig bekannt. Der Grund: die Katastrophe passte nicht in das Selbstverständnis der DDR. Schon mit der ersten Meldung fuhr die Stasi-Maschinerie hoch. Noch in der Unglücksnacht begannen offizielle- und inoffizielle Mitarbeiter der Behörde mit der „Betreuung“ der Hinterbliebenen. Die menschlichen Tragödien nach der Katastrophe sollten sich hinter verschlossenen Türen abspielen.
    Mit den perfiden Mitteln des Überwachungsstaates brachte das Ministerium für Staatssicherheit Angehörige von Verstorbenen, Überlebende und Journalisten auf Kurs. Bis heute leiden viele an den Folgen des Unglücks. Der fehlende Abschied von den Todesopfern lässt die Menschen auch 30 Jahre nach dem Unglück nicht zur Ruhe kommen. In der Dokumentation sprechen viele Zeitzeugen in bewegenden Interviews zum ersten Mal vor der Kamera. Durch Schilderungen und Akten rekonstruiert der Film nicht nur den Hergang des Unglücks, er zeigt erstmalig detailliert die Abwicklung des Unglücks durch die Stasi auf und gibt bisher unbekannte Einblicke in die menschenverachtende Katastrophenbewältigung der DDR, in der es nur Verlierer gab. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 17.12.2018NDR
  • Folge 125
    Der Widerstand gegen den Schah-Besuch in Berlin und die tödlichen Schüsse auf Benno Ohnesorg 1967, das Attentat auf Rudi Dutschke 1968. Der wütende Protest in der ganzen Bundesrepublik. Dies sind die Meilensteine einer Bewegung, die bis heute schillernd ist: die 68er-Studentenbewegung. Besonders in den Metropolen ist die Stimmung aufgeheizt, in Berlin, Hamburg und München. Doch noch immer ist weitgehend unbekannt, dass der Aufruhr auch in Kiel beträchtlich ist. Kiel ist unter den deutschen Provinzstädten eine Hochburg der Studentenunruhen. An der Förde startet der Protest einer jungen Generation im Mai 1967 mit dem legendären Auftritt von Jimi Hendrix im Kieler Starpalast und erreicht seinen Höhepunkt mit der berüchtigten „Schlacht am Landeshaus“ im Juni 1969. Dazwischen liegen zwei aufreibende Jahre.
    Die linken Studenten demonstrieren etwa gegen den Vietnamkrieg, den „Muff unter den Talaren“ und gegen die Notstandsgesetze. Mit diesem Gesetzespaket der Großen Koalition unter Kanzler Kiesinger sollen in Krisenzeiten die Grundrechte eingeschränkt werden können. Die Notstandsgegner fürchten eine Regelung, die im Ernstfall die Demokratie außer Kraft setzen könne. Der Protest dagegen ist immens, im ganzen Land.
    Das Besondere in Kiel ist, dass zusätzlich noch lokale Belange die Massen mobilisieren: empörende Missstände an der Christian-Albrechts-Universität oder die Preiserhöhung der Kieler Verkehrsbetriebe. Die Proteste drohen regelmäßig, aus dem Ruder zu laufen und in Gewalt umzuschlagen. Dabei sind längst nicht alle Studenten Teil der Bewegung. In der Dokumentation treffen sich linke Rebellen und konservative Bewahrer wieder, die schon vor 50 Jahren in Kiel erbittert gestritten haben. Sie ziehen noch einmal in den Kampf und lassen sich anstecken von der aufgeladenen Stimmung der späten 1960er-Jahre und einer extrem politisierten Gesellschaft. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 17.12.2018NDR
  • Folge 126 (45 Min.)
    Weihnachtskarpfen – einer der Klassiker zum Fest
    Weihnachten in der Kinderzeit: Das erinnert an aufregende Tage, rote Wangen und klopfende Herzen. Der Weihnachtsmann und die Bescherung, der Duft von Tannengrün und Braten, Gedichte aufsagen und Weihnachtslieder singen. Jede Familie hatte ihre eigenen Traditionen, an denen viele bis heute festhalten. Dieser Film aus der Reihe „Unsere Geschichte“ erzählt davon, wie das Weihnachtsfest früher gefeiert wurde. NDR Autorin Kati Grünig trifft die Kinder von damals, die heute erwachsen sind, und taucht mit ihnen ein in ihre ganz persönlichen Erinnerungen: Als Mutter den Weihnachtsmann spielte, Matrosen auf See eine Tanne mit Lametta aus Nudeln schmückten oder eine Familie sich nicht traute, den Weihnachtskarpfen zu schlachten.
    Yared Dibaba erlebte Weihnachten sowohl in seinem Heimatland Oromia (Äthiopien) als auch in Norddeutschland. Besonders gern singt er norddeutsche Weihnachtslieder, am liebsten op Platt. Wenn er „Buten is Wiehnacht“ hört oder selbst singt, bekommt er noch heute eine Gänsehaut. Bei Lutz Ackermann gab es viele liebevoll bewahrte Familientraditionen. Ganz wichtig: der bunte Teller. Weil er keine Süßigkeiten mochte, prangte darauf jedes Jahr ein Räucheraal. Für viele Familien war Weihnachten aber auch eine stressige Zeit. Pastoren, Landwirte, Einzelhändler, sie alle mussten arbeiten.
    Die Kinder halfen mit und erinnern sich noch heute daran, dass nach der Bescherung der Vater oder die Mutter erschöpft einschliefen. Die Familie von Anuschka Blockhaus betrieb ein Räucherfischgeschäft und arbeitete bis Heiligabend rund um die Uhr. Besonders eingeprägt hat sich ihr ein Weihnachtsfest, als die Familie statt wie üblich Rundstück warm, Karpfen essen wollte. Vor dem Fest schwamm er tagelang in der Badewanne, aber niemand traute sich, ihn zu schlachten. Eines haben sie alle gemein: Mit leiser Wehmut erinnern sie sich an Weihnachtsfeste ihrer Kindheit, bei denen noch die ganze Familie zusammen war. Denn das war das Schönste zu Weihnachten. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 19.12.2018NDR

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