Spirituelle Räume Folge 1: Moderne Sakralarchitektur – Eingepasst in die bebaute Landschaft
Folge 1
1. Moderne Sakralarchitektur – Eingepasst in die bebaute Landschaft
Folge 1
Moderne Architekten wollen und können nicht auftreten wie mittelalterliche Baumeister. Sie sind scheinbar in die Defensive geraten. Wie und wo kann man in der Stadt bauen? Wie gestaltet sich das Verhältnis von einer zutiefst profanen Umgebung und den Kirchen oder Synagogen? Fügen sie sich ins Stadtgebilde ein oder melden sie auf ihre Art Protest an gegen die Verweltlichung allen Lebens? Der Wiener Architekt Heinz Tesar hat in Donaucity, einem aus dem Boden gestampften Stadtteil inmitten von Hochhäusern quasi in die Erde einen schwarzen gedrungenen Kubus gebaut. Das harte, massive Äußere erinnert an eine Trutzburg, abschreckender als manches der monumentalen Hochhäuser, darunter
auch das UNO-Gebäude. Doch drinnen erwartet den Besucher ein luftiger und erbaulicher Innenraum, der friedvoll und warm mit Birken und Ahornholz ausgestaltet ist und Gefühle von Religiosität, Heimat und Gemeinschaftlichkeit hervorruft. Manuel Herz hat in Mainz die neue Synagoge bewusst in ein urbanes und geschichtliches Umfeld gestellt und ganz aus dem Geist der Schrift gestaltet. Entstanden ist ein gezackter Solitär, der dem hebräischen Wort „Keduscha“, „Erhebung“, nachempfunden ist. Im Inneren wird sinnfällig, was der Architekt mit der dem Judentum angemessenen Versöhnung des Sakralen mit dem Profanen meint: ein Spiel des Lichts mit der Schrift und den Formen. (Text: arte)