Spirituelle Räume Folge 2: Moderne Sakralarchitektur – Zufluchtsstätten
Folge 2
2. Moderne Sakralarchitektur – Zufluchtsstätten
Folge 2
Zuflucht vor der Welt suchen: Das bedeutete für den Menschen des Mittelalters, dem irdischen Jammertal möglichst rasch zu entkommen, um in den Himmel zu kommen – oder auch nicht. Das ist heute natürlich anders. Zuflucht suchen vor der Welt, das heißt für viele Menschen heute, dem Alltag zu entfliehen, dem hektischem Leben, der Angst vor dem Alleinsein, um Nestwärme zu suchen, Geborgenheit – und auch Stille. Über den Zufluchtscharakter definiert sich der Sakralbau in der Moderne ganz entscheidend. Die Stätten können den Charakter eines Kleinods tragen, das Stille, Kontemplation und Selbstfindung bietet oder bewusst an alte Traditionen einer naturnahen
Sakralarchitektur anknüpft. Der Schweizer Architekt Peter Zumthor hat in der Voreifel die Bruder-Klaus-Kapelle errichten lassen – ein Gebäude ganz den Elementen der umgebenden Natur nachempfunden und im Inneren als eine synästhetische Komposition aus Licht, Raum und Gerüchen gestaltet. Peter Kulka hat im sauerländischen Meschede ein Haus der Stille bauen lassen – eine Stätte, die an Schlichtheit und Intensität kaum ihresgleichen findet. Der Minimalist Kulka und der Magier Zumthor, ein bekennender Heidegger-Schüler: Beide vollziehen mit den Mitteln moderner Architektur einen radikalen Wandel vom Repräsentativen zur subjektiven Intensität. (Text: arte)