Die geografische Isolation der Insel Japan führte zur Herausbildung einzigartiger Lebensweisen und Bräuche, die sich seit der Öffnung des Landes mit extremer Modernität verbinden. Dieses Paradox hat auch die Besonderheiten des japanischen Zirkus geprägt. Sarah Schwarz besucht den Zirkus Kinoshita, der ständig im ganzen Land unterwegs ist. So wie bei allen großen japanischen Unternehmen werden auch hier Ordnung und Disziplin großgeschrieben. Sarah trifft am Tag der Premiere ein, und wie es die Tradition des Zirkus Kinoshita will, versammelt sich die gesamte Truppe zu einer Shinto-Zeremonie in der Manege. Der Shintoismus, eine der großen japanischen Religionen,
beruht auf dem Respekt gegenüber den Vorfahren und der Natur. Zwei Priester sind anwesend, um das Zelt zu reinigen und die Zirkusartisten vor Unfällen zu schützen. Die Zeremonie soll Glück und Wohlstand bringen. Die Aufführung des Kinoshita-Zirkus lässt jahrhundertealte Traditionen und moderne Einflüsse erkennen – vom Kabuki-Theater über die traditionelle Schwertkampf-Kunst der Samurai bis hin zu Referenzen an zeitgenössische japanische Mangas. Die Künstler tanzen deshalb auch nicht auf dem Seil, sondern zwei Meter über dem Boden auf Bambusstangen. Bambus gehört zu den wichtigsten Materialien im Land der aufgehenden Sonne. (Text: arte)