Folge 349
Streitkultur zwischen Zensur und Pluralismus
Folge 349 (60 Min.)„Cancel Culture“ bezeichnet die Kultur des Ausschlusses von Meinungen und Personen aus einem öffentlichen Diskurs. Dabei werden vermeintlich diskriminierende Aussagen an den Pranger gestellt. Was steckt hinter der Ausschluss-Kultur von Personen, Organisationen und Meinungen zum Schutz vor Diskriminierung? Zu Gast: Sandra Kostner, Historikerin, Adrian Daub, Professor für vergleichende Literaturwissenschaft, Andreas Ziemann, Professor für Mediensoziologie. „Cancel Culture“ ist längst nicht mehr nur eine Zeitgeist-Kapriole. Hier geht es zudem um die nachhaltige Veränderung der gesellschaftlichen Streitkultur.
Die wahre „Cancel Culture“ besteht darin, Buddhastatuen zu sprengen, in Timbuktu historische Handschriften zu verbrennen oder das Kulturerbe Aleppo in Schutt und Asche zu legen. Sie löscht Sprachen, Religionen und Gemeinschaften aus“, so die Schriftstellerin Leïla Slimani. Mittlerweile zeigt sich „Cancel Culture“ aber da, wo es bedenklich ist und nicht mehr nur gegen Diskriminierung aufgrund ethnischer, sozialer und geschlechtsbezogener Eigenschaften, sondern auch im Zusammenhang mitMeinungen, Überzeugungen und Fakten.
Wie weit darf das gehen, ohne die Prinzipien einer liberalen pluralistischen Gesellschaft, der Demokratie, gefährlich auszuhöhlen? Wer die Macht hat, entscheidet über Fakten und deren Deutung? Der letzte amerikanische Präsident, Donald Trump, hat gezeigt, was das bedeuten kann. Toleranz ist eines der wichtigsten Merkmale einer liberalen offenen Gesellschaft. Doch wo endet sie, und wo beginnt Ausgrenzung? Ist es zu einfach, historische Werke aus dem kollektiven Gedächtnis zu streichen und Straßen wegen fehlender Political Correctness umzubenennen, anstatt sich mit den Gründen kritisch auseinanderzusetzten und auf die Kritikfähigkeit der Bürger zu vertrauen? Konformismus statt Kontroverse und Diskurs? Über diese und andere wichtige Fragen diskutiert Gert Scobel mit seinen Gästen: Sandra Kostner Historikerin und Soziologin, Pädagogische Hochschule Schwäbisch Gmünd; Mitinitiatorin Netzwerk Wissenschaftsfreiheit Adrian Daub Professor für vergleichende Literaturwissenschaft, Universität Stanford Andreas Ziemann Professor für Mediensoziologie, Bauhaus-Universität Weimar (Text: 3sat)Deutsche TV-Premiere Do 07.04.2022 3sat
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Sendetermine
Do 07.04.2022
21:01–22:00
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