Folge 340

  • Wie der Körper das Bewusstsein erschafft

    Folge 340 (60 Min.)
    Nicht Gehirn und Geist bestimmen über den Körper, sondern der Körper ist Ursprung des Denkens. Ohne „Embodiment“, die verkörperte Wahrnehmung, gibt es weder ein Bewusstsein noch Intelligenz. „Embodiment“ heißt die Wissenschaft der Wechselwirkung zwischen Körper und Bewusstsein. Ein junges Forschungsgebiet, das in Zeiten sozialer Distanz neue Bedeutung gewinnt – und auch erstaunliche Erkenntnisse zur Weiterentwicklung der künstlichen Intelligenz liefert. „Ich denke, also bin ich“, behauptete der Philosoph René Descartes – und outet sich damit als Anhänger des Dualismus, der Körper und Geist als voneinander getrennte Einheiten betrachtet.
    Das Leib-Seele-Problem beschäftigt die Philosophie bis heute. Die Kognitionswissenschaften wiederum betrachteten das Gehirn bislang als eine Art Computer, das auch völlig ohne Verbindung zum Körper Sitz unseres Bewusstseins sein kann. Die „Embodiment“-Forschung in Psychologie, Neurowissenschaften und kognitiven Neurowissenschaften sammelt nun immer mehr Erkenntnisse darüber, dass grundlegende Funktionen des Fühlens, Denkens und des Ich-Bewusstseins ohne körperliche Interaktion mit der Welt und unbewusste Wahrnehmungen aus dem Körper selbst nicht möglich sind.
    Die Künstliche Intelligenz der Zukunft wird sich weniger auf „Deep Learning“, das Füttern der Systeme
    mit Unmengen von Daten, oder klassische KI stützen, sondern zunehmend die Wechselwirkungen zwischen Körperbewegungen und Bewusstsein berücksichtigen. „Neuere Ansätze zeigen, dass es oft zu besseren Lösungen in der Robotik führt, wenn der Körper weniger durch das Gehirn beziehungsweise die Rechenleistung kontrolliert wird, sondern ‚losgelassen‘ wird, sodass sich eine Interaktion zwischen Körper und Umwelt einstellt“, meint Manfred Hild, Leiter des Forschungslabors Neurorobotik an der Berliner Hochschule für Technik im Interview mit „Spektrum“.
    Wolfgang Tschacher leitet die Forschungseinheit für Experimentelle Psychologie der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie in Bern und untersucht „Embodiment“ in sozialen Interaktionen. In den Corona-Restriktionen und den Folgen für das soziale Miteinander sieht er ein ernsthaftes Problem: „Was manche jetzt als Chance für eine weitere Digitalisierungswelle in allen Gesellschaftsbereichen ansehen, empfinde ich als Rückschritt.
    Wenn Interaktionen entkörperlicht (‚disembodied‘) sind, verarmt dadurch die Kommunikation zwischen den Interagierenden, weil sie schlechter miteinander in Resonanz kommen können.“Sollten wir also den Dualismus à la Descartes, der unser Leben, Denken und unsere wissenschaftliche Erkenntnis bisher bestimmt, endlich aufgeben? Gert Scobel diskutiert mit seinen Gästen. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereDo 02.12.20213sat

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Do 02.12.2021
21:00–22:00
21:00–
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